Unsere Forderung nach bäuerlicher Selbstverwaltung stützt
sich außer auf diese erstrangige Tatsache auf die gegebenen
wirtschaftlichen Unterschiede, auf die ich einleitend hingewiesen
habe. Die sudetendeutsche Landwirtschaft muß unter ganz
anderen, durch die geographische Lage, das Klima, die Bodenverhältnisse
bedingten Voraussetzungen arbeiten, wie der Großteil der
èechischen Landwirtschaft. Auf diesen bedeutungsvollen
Unterschied wird seitens der zentralbürokratisch geleiteten
Landwirtschaftspolitik überhaupt kein Bedacht genommmmen.
Allein schon diese wirtschaftlichen Unterschiede bestärken
uns z. B. in unserer Forderung nach nationaler Sektionierung des
Landeskulturdienstes und der Landeskulturförderung. Zu diesem
Zwecke wäre es nicht nötig, den vorhandenen autonomen
Verwaltungsapparat der sudetendeutschen Landwirtschaft, den sie
in den deutschen Sektionen der Landeskulturräte besitzt,
mit der Begründung zu zerschlagen, daß die rechtliche
Struktur der im Staate vorhandenen Gebilde des Landesdienstes
einheitlich gelöst wäre. Wenn Sie nicht andere Absichten
mit diesem neuen Plane zur Errichtung vonLandwirtschaftskammern
verbinden, dann hätten Sie die Möglichkeit gehabt, nicht
nur den Landeskultu rrat zu einer Organisation mit öffentlich-rechtlichem
Charakter auszubauen, sodern auch die vorhandenen Sektionen, die
wenigstens deutsch erseits einen äußerst fähigen
Beamtenkörper zur Verfügung haben, mit jener Vollmacht
auszustatten, die Sie der neuen Zwangsorganisation der Landwirtschaft
verleihen wollen. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.)
Das sind: die Zwangsmitgliedschaft, Finanzhoheit und die Strafgewalt.
Eine auf dieser Basis aufgebaute Organisation mit öffentlichrechtlichem
Charakter wird auch die Durchführung aller agrarpolitischen
Maßnahmen übernehmen können, wozu ein gut funktionierendes
Genossenschaftswesen zur Verfügung steht, statt dessen aber
haben Sie mit unverkennbarer Absicht die Kompetenzen dieser Landeskulturratssektionen
von Jahr zu Jahr geschmälert und eingeengt. Sie haben den
Sektionen kein Geld zur Verfügung gestellt. Inspektorate,
die 103 Bezirksverbände bearbeiten sollen, arbeiten mit einer
Dotation von 5000 bis 6000 Kè jährlich. Sie schreiben
keine Delegiertenwahlen aus, aus denen allein schon eine geistige
Erneuerung hervorgehen könnte. Wenn Sie dies aus dem Grunde
tun, um der deutschen bäuerlichen Regierungspartei einen
Dienst zu erweisen, die sich nunmehr zu distanzieren versucht
und Gesetzesanträge einbringen will, für die sie nicht
einmal weiß, wo sie die Unterschriften suchen soll, so verwahren
wir uns auf das Schärfste dagegen. Wir wollen nicht die Opfer
einer Parteiwirtsch aft sein, die mit dem nationalen Gegner pakelt
und mit nseren größten Feinden, den Kommunisten und
Marxisten und unter besonderer Betonung bäuerlichen Wesens
jede Korrumpierung und jeden politischen Gesinnungskauf billigt
und mitmacht. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.)
Statt dessen haben Sie den politischen Verwaltungsapparat
mit der agrarpolitischen Exekutive betraut. Da aber gewöhnlich
die politischen Beamten von Landwirtschaft nichts verstehen, durch
diese Maßnahmen die Agenda der Bezirksbehörden ins
Ungeheuere wachsen, muß ten Sie zur Anstellung der sogenannten
Agronomen schreiten, die den politischen Beamten in landwirtschaftlichen
Dingen zur Seite stehen sollen. Da nun aber nach dem sagenhaften
18. Feber 1937 bei Einstellung von Agronomen, bzw. von politischen
Beamten im deutschen Gebiet weder nach dem Staatsbevölkerungsschlüssel
und schon gar nicht nach dem von uns geforderten Proports des
Wirkungsbereiches vorgegangen wird, so ist es doch so, daß
trotz der Regierungsteilnahme einer sogenannten Bauernpartei heute
der deutsche Bauer im sudetendeutschen Gebiet auch in agrarpolitischen
Dingen der Willkür èechischer politischer Beamter
ausgesetzt. ist. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.)
Meine Herren, Sie scheinen mit Absicht zu verkennen, daß
es sowohl psychologisch als auch politisch und wirtschaftlich
grundfalsch ist, die Exekutive in agrarpolitischen Dingen politischen
Bürokraten mit oft chauvinistischer Haltung anzuvertrauen.
Dabei haben sie es auch verabsäumt ein neues Wirtschaftsrecht
auszubilden. Wir mü ssen daher fordern, daß gemäß
den volkspolitischen Gegebenheiten jeder einzelnen Volksgruppen
in diesem Vielvölkerstaate das Recht zugesprochen wird, sich
für jeden groß en Zweig der Wirtschaft ihre eigene
Selbstverwaltung aufzubauen. Dies fordern wir mit besonderem Nachdruck
für die sudetendeutsche Landwirtschaft.
Wir lehnen das Kammersystem in der Form des vorliegenden Entwurfes
ab.
Wir haben im sudetendeutschen landwirtschaftlichen Bereich ein
auf freiwillige Basis aufgebautes und gut funktionierendes Vereinswesen,
auf das sich die sudetendeutsche Landwirtschaft verlassen kann.
Durch die Errichtung einer Zwangsorganisation der Landwirtschaft,
wie Sie sie planen, würden Sie uns alle diese Organisationen,
deren Leitung nur erprobte, in der Praxis bewährte, ja geradezu
die fortschrittlichsten Kräfte inne haben, auf die gleiche
Weise erschlagen, wie Sie die Landeskulturräte entmündigt
haben, nämlich dadurch daß Sie unserem ganzen Vereinswesen
mit der Errichtung der geplanten landwirtschaf lichen Gemeindezwangsgenossenschaften
durch die Wegnahme von Kompetenzen allmählich die Lebensberechtigung
nehmen würden. Wir wehren uns heute auch schon auf das entschiedenste
gegen diesen ungeheuerlichen Plan, wie wohl uns die vorbereitete
Wahlordnung noch nicht bekannt ist. Gerade, weil wir auf Grund
der bisherigen Erfahrungen und aus diesen Ihren geplanten Maßnahmen
erkkennen müssen, daß auch der agrarpolitische Bereich
für Sie ein Schlachtfeld I. Ordnung ist, auf dem Si e unter
Mißbrauch Ihrer machtpolitischen Situation glauben, Ihre
Expansionsgelüste austoben lassen zu können, müssen
wir sudetendeutschen Bauern uns um so stärker zur Forderung
nach dem Selbstbestimmungsrecht im Rahmen dieses Staates bekenne
n. Denn wir müssen erkennen, daß unser bäu erliches
Schicksal auf das Engste mit dem nationalen Schicksal in diesem
Staate verknüpft ist. (Potlesk poslancù strany
sudetskonìmecké.) Gerade aber unser Wissen davon,
daß das sudetendeutsche Bauerntum gewaltige volkspolitische
Aufgaben zu erfüllen hat, bestärkt uns in unserer Forderung
nach d em Recht, in diesem Volksvölkerstaate auch unser bäuerliches
Schicksal selbst gestalten und verwalten zu dürfen. (Potlesk
poslancù strany sudetskonìmecké.) Der
Boden, den deutsche Bau ern bearbeiten ist kein èechischer
Boden, es ist deutscher Volksboden. Gl auben Sie ja nicht, daß
Sie durch diese oder jene Maßnahme unseren starken Bauernwillen
brechen können. Je mehr Fronvögte Sie uns hineinsetzen
in unsere von altersher deutsche Heimat, desto stärker wird
unser Widerstand. (Potlesk poslancù strany sudets konìmecké.)
Wir haben es auf Grund unserer wirtschaftlichen, kulturellen
und sozialen Leistungen als Bestandteil des großen geeinten
deutschen Muttervolkes nicht notwendig, uns vor èechischen
Geßlerhüten zu beugen und uns weiter demütigen
zu lassen. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.)
Hohes Haus! Der Rechnungsabschluß des Jahres 1936 liegt
vor. Wenn wir von der sudetendeutschen Partei wiederholt schärfste
Kritik übten und weiter üben, dann nicht aus einem Justament
standpunkt als Oppositionspartei, sondern deswegen, weil wir als
ernste kritische, sudetenndeutsche Partei nicht leichtsinnig Augenblickspolitik
machen, sondern gewohnt sind, mit großem Ernst und mit Verantwortung
an alle Fragen heranzugehen und klare Stellung zu nehmen. Wir
unterscheiden uns eben von den sogenannten aktivistischen Parteien
dadurch, daß wir in allen Fragen des Staatslebens eine eigene
Meinung haben, aber vor allem die Lebensfragen unseres Volkes,
schwergeprüft und durch Not gehärtet, vom Standpunkt
des Gesamtlebens des Sudetendeutschtums sehen müssen. Die
Agrarpolitik des Staates lassen wir uns nicht aufzwingen und sehen
als Verantwortungsträger des Sudetendeutschtums in einer
neuen Zeit die Agrarpolitik nicht liberal, sondern erkennen vielmehr
die Lebensgrundsätze des Bauern als solche des Volkes an
und fordern, daß man eine neue, den Lebensgesetzen des Volkes
entsprechende grundsätzlich neue Agrarpolitik macht, die
kein liberales Zufallsprodukt, nicht auf dem Wege des Kuhhandels
entstanden, eine Notlösung darstellt, sondern vor allem die
Lebensinteressen aller Völker im Staate in jeder Hinsicht
berücksichtigt. Es hat an dieser Stelle mein Kamerad Abgeord.
Klieber die grundsätzlichen Forderungen der Agrarpolitik
aufgezeigt. Wenn wir die verbrauchte einseitige, nicht allen Völkern
des Staates dienende Agrarpolitik, wie sie hier zu Lande gemacht
wird, nicht mitmachen, dann deswegen, weil wir die Dinge neu,
sudetendeutsch, also vom Standpunkt der Volksgemeinschaft aus
sehen.
Der Rechnungsabschluß bringt von Jahr zu Jahr neue ungeheuere
Belastung. Ich will hier teilweise die Voraussetzungen zur Bedeckung
überprüfen, vor allem vom Sektor der sudetendeutschen
Landwirtschaft aus gesehen. Die sudetendeutsche Landwirtschaft
kann zur Belastung dieses großen Mehrbetrages nicht weiter
unbestraft und unbeschädigt herangezogen werden. Hier muß
einmal in aller Deutlichkeit klar gestellt werden, daß die
sudetendeutsche Landwirtschaft durch ihre teilweise sehr ungünstige
Lage, durch das bewußte Vernachlässigen ihrer un günstigen
Produktions- und vor allen Absatzverhältnisse, durch die
in dem Gebiete seit Jahren größere Arbeitslosigkeit
und die dadurch bedingte größere Not, relativ mehr
verschuldet und belastet ist, als das im èechischen Gebiete
der Fall ist.
Wenn ich mich an dieser Stelle mit der Saatgutfrage beschäftige
und von dieser besonders das Kartoffelproblem scharf aufzeige,
dann tue ich es als einer, der seit Jahren im landwirtschaftlichen
Beratungsund Förderungsdienst arbeitet, klar erkennend, daß
die Kartoffelfrage, sowie andere Dinge, zur nationalpolitischen
Frage gemacht wurde. Nun, was hat die Kartoffel mit der sudetendeutschen
Frage zu tun? Ich will Ihnen das sofort aufzeigen. Im ganzen Staatsgebiete
war heuer eine ausgezeichnete Kartoffelernte. Während man
in anderen Staaten, besonders in Deutschland, froh ist, eine schöne
Ernte zu bekommen und dem Herrgott dankt, scheint es hierzulande
geradezu als ein Fluch zu gelten, eine reiche Ernte zu bergen.
(Výkøiky.) Im sudetendeutschen Gebiete bestehen
für Kartoffeln besonders im heurigen Jahr schlechte Absatzmöglichkeiten.
Erstens für Saatgut, zweitens für Speiseund Verbrauchskartoffeln,
drittens für Wirtschaftskartoffeln. Das sudetendeutsche Gebiet
ist seit Jahren- zum Schutz e gegen den Kartoffelkrebs gesperrt.
Eigentümlicherweise läuft die Grenze des Sperrgebietes
so, daß fast alle sudetendeutschen Züchter ins Sperrgebiet
zu liegen kommen und infolgedessen ihr Saatgut nicht oder in gänzlich
unzulänglichem Ausmaße absetzen können. Das Verbot
z ur Ausfuhr solchen Saatgutes erfolgt auch dann, wenn dieses
Saatgut einwandfrei krebsfest ist. Der Absatz im engeren Gebiete
des Züchters ist natürlich gänzlich unzureichend.
Ungefähr 100 Waggons anerkannten Saatgutes krebsfester Sorten
befanden sich noch vor kurzer Zeit in den Lagerräumen der
sudetendeutschen Züchter und Vermehrer, die sich seit Jahren
um die Züchtung krebsfester Sorten bemühen, sowie es
ja die Förderung hierzulande wünscht.
Mit Speise- und Verbrauchskartoffeln ist durch die Sperre nur
ein geringfügiger, unzureich ender Handel möglich. Dazu
kommt noch, daß bei der letzten Kartoffelernährungsaktion,
die vom Fürsorge ministerium durchgeführt wurde, die
Überschüsse von den jeweiligen Bezirken nicht in die
Aktion einbezogen wurden, sondern aus Entfernungen bis über
100 Kilometern und noch weiter aus èechischen ins deutsche
Gebiet geschafft wurden. (Výkøiky.) Der Preis,
den das Fürsorgeministerium festlegte - es waren 21.90 Kè
für 100 kg franko Bestimmungsort entsprach natürlich
in einigen Bezirken nicht dem Durchschnittspreise. Die èechischen
Lieferanten macht en sich darüber keine Sorgen, sie kalkulierten
die Frachtspesen ab und lieferten für den verbleibenden Rest
entsprechend minderwertige Kartoffeln. Das Fürsorgeministerium
trug auch teilweise die Transportspesen, natürlich nur für
die Èechen. So kam es, daß im Bezirk Haida, wohin
auch Kartoffeln aus dem èechischen Gebiete geliefert waren,
nicht Speisekartoffeln, son dern Wirtschaftskartoffeln verfrachtet
wur den, bei welchen Teile der Ladung überhaupt unverwendbar
waren, so daß sie kaum zur Verfütterung an Schweine
v erwendet werden konnten, da sie sich bereits in einem halbver
faulten Zustande befanden. Es scheint so, alsob für die sudetendeutschen
Arbeitslosen auch minderwertige Futterkartoffeln noch gerade gut
genug seien.
Welche mangelhafte Absatzmöglichkeiten der sudetendeutschen
Landwirtschaft in der Stärke- und Spiritusindustrie bestehen,
hat schon mein Koll. Abg. Kamerad Klieber dargetan. Das
sudetendeutsche Gebiet, vor nehmlich Gebirgsland, baut vor allem
Korn, Hafer, Kartoffel. Die Anbaufläche für Korn wurde
eingeschränkt, die Frucht des kleinen Mannes, die Kartoffel
ist nicht abzusetzen. im Inneren Böhmens sind durch die Schaf
fung des Getreidemonopols der Landwirt schaft gute Getreidepreise
geworden, im su detendeutschen Randgebiete lassen die wie derholten
Versprechungen der Regelung der Vieh- und Milchpreise seit Jahren
auf sich warten. Dafür aber trifft man Maßnahmen zur
Einschränkung des Kartoffelabsatzes der sudetendeutschen
Landwirtschaft. Bei einer derartigen Katastrophenlage der sudetendeut
schen Landwirtschaft müßte man glauben, daß der
Herr Landwirtschaftsminister nichts Dringenderes zu tun gehabt
hätte, als hier für eine entsprechende Verwertung der
Kartoffel zu sorgen. Wir sind der festen Meinung, daß der
Landwirtschaftsminister zu den ersten Dienern und Verantwortungsträgern
des Staates gehört und als solcher die Interessen aller Schichten
der Bevölkerung zu wahren hat, wobei er vor allem den notleidendsten
Teile, und das ist eben heute die sudetendeutsche Landwirtschaft,
betreuen müßte. Doch der Herr Minister geht seine eigenen
Wege. Als Deutschbroder Heimatkind macht er sich scheinbar wenig
Kopfzerbrechen über die Möglichkeiten, die Not der sudetendeutschen
Landwirtschaft auf einem gangbaren Wege zu mildern, sondern trachtet
vielmehr direkte und indirekte Unterstützungen seinen eigenen
Heimatsgenossen auf Kosten der übrigen Standesgenossen zuteil
werden zu lassen. Es scheint dem Landwirtschaftsminister nicht
um die Förderung und Planung der Landwirt schaft als solcher
zu gehen, sondern um die Protektionierung eines bestimmten Teiles
von Landwirten auf Kosten der Sudetendeutschen. Schon längst
erkennen diese Dinge unsere Bauern und machen sich darauf ihren
Reim. Daß unsere Bauern, sowie auch unsere Arbeiter sich
immer wieder von höchster Stelle vergessen, vernachlässigt
und geschädigt fühlen, (Posl. Kundt: Bis auf die
Steuerbehörde.) ist bei solchen Voraussetzungen klar.
Eine solche Behandlung ist nicht geeignet, sich die Achtung aller
Staatsbürger zu erringen. Von Liebe gar nicht zu sprechen.
Diese Dinge sieht aber auch der Bund der Landwirte - der heute
wieder nicht da ist, er hat es nicht notwendig - der vorgibt,
offizieller Vertreter der Agrarpolitik zu sein, der aber zu dieser
ganzen Entwicklung aus unbegreiflichen Gründen nicht nur
schweigt und hiemit schon allein durch sein Nichtstun die sudetendeutsche
Landwirte schädigt, sondern sogar Propagandaunternehmungen,
die allein die èechische Seite betreffen, in seiner Presse
breit aufzieht und hiemit bewußt zur wirtschaftlichen Stärkung
der èechischen Seite wesentlich beiträgt. Ich verweise
hier auf den "Deutschen Landruf" ein Organ des Bundes
der Landwirte von Mähren vom 12. Feber 1938. Der propagiert
die Kartoffelsaatgutaktion, wie sie die Wirtschaftsgenossenschaft
der Kartoffelzüchter in Deutschbrod, ein Privatunternehmen,
unternimmt, die durch einen groß angelegten K artoffelwettbewerb
für ihre Saatgutsorten großzügige Reklame macht.
Ganz eigentümlich mutet es an, wenn offizielle Stellen wie
das Landwirtschaftsministerium und andere für diese Aktion
Wettbewerbspreise zur Verfügung stellen. So stellen sich
also die verantwortlichen Führer des Bundes der Landwirte
die Wahrung der Interessen der sudetendeutsch en Landwirtschaft
und eine großzügige sudetendeutsche Nationalpolitik
als Wirtschaftspolitik vor. (Hlasy: Dafür kriegen sie
ja was!) Jawohl! So wird der sudetendeutsche Bauer hinters
Licht geführt; auch ein Stück - 18. Feber-Politik.
Hohes Haus! Allerdings könnte man sagen: Leeres Haus! Der
Kartoffelkrebs wird zu einem nationalpolitischen Faktum gemacht!
Es ist hier im S taate nun einmal so, daß jede Möglichkeit,
das Sudetendeutschtum irgendwie wirtschaftlich zu schädigen,
großzügig ausgenützt wird. - Das Vorkommen von
Kartoffelkrebs muß also h erhalten, um den sudetendeutschen
Bauern den Kartoffelabsatz zu erschweren und der Ausbreitung von
im èecchischen Gebiet gezüchtetem Saatgute Vorschub
zu leisten. Die behördliche Maßnahmen erscheinen voll
und ganz geeignet, das sudetendeutsche Kartoffelbaugebiet in ein
Konzentrationslager für Kartoffeln umzuwandeln. Der Kartoffelkrebs
scheint ausgerechnet sich gerade im sudetendeutschen Siedlungsraum
wohl zu fühlen, denn nur dort wird er entdeckt oder angeblich
festgestellt. Wenn wir uns die Karte ansehen, die ich mir habe
anfertigen lassen, so fällt uns da auf, daß längs
der ssudetendeutschen Grenze das Sperrgebiet sich befindet, also
überall dort, wo wir auch die Polizei haben und wo die Militärzone
ist. Das sudetendeutsche Gebiet ist also angeblich das G ebiet,
wo sich der Kartoffelkrebs heimisch fühlt, während er
anderswo überhaupt nicht vorkommt. (Výkøiky.)
Man sperrt dann dieses Gebiet, um die weitere Verschleppung
zu verhindern, errichtet ein verseuchtes und verdäch tiges
und nicht genug damit, ein Schutzgebiet, um die Sperre möglichst
großzügig ausdehnen zu können. Fragt man in einzelnen
Bezirken nach, dann kann kein Mensch über das Vorkommen von
Kartoffelkrebs berichten, weil niemandem ein Seuchenherd bekannt
ist. Darüber scheint auch das Landwirtschaftsm inisterium
unterrichtet zu sein, denn bei dringlichen Fragen in dieser Richtung
erklärt man, daß einzelne Bezirke des gesp errten Gebietes
zwar keine Seuchenherde aufweisen, daß aber die Sperre als
Schutzmaßnahme vollkommen gerechtfertigt sei. Dabei vergißt
man aber, daß derartig großzügige Maßnahmen
ungesetzlich sind, weil sie über den Rahmen der Krebsbekämpfungsverordnung
hinausgehen. Bei genauerem Hinsehen kann man feststëllen,
daß die unbegründet gesperrten Gebiete die besten Kartoffelbaugebiete
im sudetendeutschen Siedlungsraum sind, die man scheinbar auf
diese Weise aus jeder Konkurrenz ausschließen will. Ich
verweise hier auf Niemes, wo die Sperre schon durch viele Jahre
besteht, obwohl das Vorkommen von Kartoffelkrebs einwandfrei überhaupt
nicht nachgewiesen ist. Auch der Bezirk Mähr. Altstadt wurde
in letzter Zeit gesperrt, ohne das dort die maßgeblichen
Faktoren irgendein Seuchengebiet nennen konnten. Typisch ist hiebei
das Vorgehen der verantwortlichen Stellen, die jede Nennung von
Seuchenherden zurückweisen, obwohl die zuständige Verordnung
bestimmt, daß die Stellen, wo die Seuchenherde liegen, mit
Tafeln zu versehen sind, die auf das Vorkommen d es K artoffelkrebses
hinweisen. (Posl. Birke: Photographieren verboten! Kartoffelkrebs!)
Wahrscheinlich deswegen. Es ist ja auch klar, daß doch,
um überhaupt gegen die V erschleppung des Kartoffelkrebses
ankämpfen zu können, der Öffentlichkeit alle jene
Stellen, die verseucht sind, bekannannt sein müßten,
damit ein Bezug von Kartoffeln aus den engeren Gebieten der Seuchenherde
unterlassen wird. Die verantwortlichen Stellen scheinen hier unverständlicherweise
anderer Meinung zu sein. Die Gemeindevorsteher haben auch laut
Regierungsverordnung Pläne und Kataster anzulegen, in welchen
die Seuchenherde in ihrem Kartoffelgebiet besonders bezeichnet
sind und die der Öffentlichkeit zugänglich sein sollen.
Kein Gemeindevorsteher im gesperrten Gebiet k ennt aber in seiner
Gemeinde die angeblich vorhandenen Seuch enherde und kann deshala
b auch niemanden über solche Auskunft geben. Die zuständigen
offiziellen Fachkörperschaften, wie es die Landeskulturräte
sind oder sein sollen, werden überhaupt mehr auf dem Laufenden
gehalten, wi ssen nicht, wo Kartoffelkrebs sein soll und wo nicht,
so daß der Bauer im gesperrten Gebiet bei Anfragen an den
Landeskulturrat in der oben angezeigten Richtung von seiner zuständigen
Stelle keine aufschließ ende Antwort erhalten kann. Die
Fachbeamten der Landeskulturräte scheinen gerade noch gut
genug zu sein, um als sogenannte Aufklärer für vom Landwirtschaftsministerium
besonders begünstigte Körperschaften, ich meine hier
die Wirtschaftsgenossenschaft der Kartoffelzüchter in Deutsch-Brod,
eine private Gesellschaft, Vermittlerdienste zu leisten.
Bezeichnend ist, daß schon im Jahre 1934 auch im Innnern
Böhmens Kartoffelkrebsherde durch das Phytopathologis che
Institut in Prag-Dejvic festgestellt wurden. So in denn Orten
Semil, Pøelouè, Hatin und im Bezirke Tábor,
ohne daß bis heute öffen tlich etwas über die
Sperrung dieser Gebiete bekannt wäre. Bekanntlich haben wir
in den letzten Jahren erstklassiges Kartoartoffelsaatgut krebsfester
Sorten aus Deutschland eingeführt und das zu vielen hunderten
Waggons. Diese Eliten wurden zum Großteil im Inland nur
vermeh rt, wobei allgemein bekannte Stationen ein Vorgehen an
den Tag legten, das jeder anständige Mensch, umsomehr der
die ungeheueren Mühen der Züchtung kennende Fachmann
als unfair ablehnen muß. Man fand es nicht unter seiner
Würde, eingeführte Eliten mim t ausgezeichneten Eigenschaften
zu vermehren, sie dann als eigene Originalzüchtung in den
Handel zu bringen und damit sogar auf den Weltmarkt zu gehen,
wo dann der ursprüngliche Originalzüchter unter anderen
Namen seine eigenen Sorten feststellen konnte. Zu deutsch bezeichnet
man das als Züchterdiebstahl. Nachdem wir auf solchem Wege
zu genügend bodenständigem Originalsaatgut gekommen
sind, glauben die verantwortlichen Stellen, jedwede weitere Einfuhr
von Eliten aus dem Auslande verbieten zu müssen. Die Begründung
hiefür grenzt geradezu an Lächerlichkeit. Als Sen. Maixner
beim Landwirtschaftsminister persönlich vorsprach, um ihm
die Notw endigkeit der Einfuhr von Eliten verständlich zu
machen, schlug dieser eine solche Bewilligung mit folgenden Begründungen
ab: 1. Bestünde die Gefahr der Einschleppung des Kartoffelkrebses
- vorher nämlich nicht. Hiezu ist zu bemerken, daß,
w enn es sich um die Einfuhr krebsfester Sorten handeln sollte,
sie selbstverständlich aus nichtverseuchten Gebieten und
unter gründlicher Grenzkontrolle durch die zuständigen
Organe geliefert werden. Der Umstand, daß vielleicht auch
mit krebsfesten Sorten Krebskeime eingeschleppt werden könnten
- soweit gehen schon die kühnen Argumentationen - fällt
natürlich weg, da es keinem Züchter einfallen wird,
im verseuchten Gebiete Züchtungen anzulegen und da überhaupt
keinerlei Veranlassung besteht, krebsfestes Saatgut mit irgend
welchen verseuchten Kartoffeln in Berührung zu bringen. 2.
Könne eine Einfuhr deswegen nicht bewilligt werden, weil
in Deutschland der Colloradokäfer - ein tierischer Kartoffelschädling
- aufgetreten sei. Es ist traurig, wenn unsere verantwortlichen
Stellen nicht wissen, daß der Colloradokäfer nur im
Westen Deutschlands, aus Frankreich einged rungen, auftritt und
daß man einer Weiterverbreitung nach dem Osten energisch
Einhalt geboten hat. Die Einfuhr von Eliten kommt aber nur aus
Ostdeutschland in Frage, weil dort die großen Standardzüchtungen
liegen. Außerdem müßte jedem Fa hmann bekannt
sein, daß der Colloradokäfer sich nur so lange auf
der Bodenoberfläche aufhält, als ihm zum Leben genügend
grünes Blattwerk zur Verfügung st eht, und daß
er zur Z eit der Ernte sich längst genügend tief in
den Boden zurückgezogen hat. 3. Hätten wir eine übernormale
Kartoffelernte im eigenen Lande, die uns Absatzschwierigkeiten
bereitet. - Hiezu ist zu sagen, daß unsere Kartoffelernte
sicherlich sehr gut geraten ist, daß aber unsere Ernte als
Originalsaatgut zum weiteren Bau nur zu einem geringen Teil in
Frage kommt und wir, wenn wir unseren Kartoffelbau auch weiterhin
auf der heute bestehenden Höhe behalten wollen, immer zu
einem Teile auf das bisher unübertroffene Z uchtmaterial
der reichdeutschen Züchter werden zurückgreifen müssen.
Es mutet eigentümlich an, wenn man die Einfuhr aus Deutschland,
dessen Originalsaatgut bisher zum Aufbau unserer bodenständigen
Zuchten gerade gut genug war, auf einmal mit einer sichtlich ungenügenden
Begründung spperrt. Auf solche Art und Weise kann natürlich
aus einem korrekten Verhältnis niemals ein freundschaftlich
nachbarliches werden, welches zu schaffen gerade die èechisch
en Agrarier sich mit erstaunlicher Emsigkeit befleißigen.