Ètvrtek 17. bøezna 1938

Unsere Forderung nach bäuerlicher Selbstverwaltung stützt sich außer auf diese erstrangige Tatsache auf die gegebenen wirtschaftlichen Unterschiede, auf die ich einleitend hingewiesen habe. Die sudetendeutsche Landwirtschaft muß unter ganz anderen, durch die geographische Lage, das Klima, die Bodenverhältnisse bedingten Voraussetzungen arbeiten, wie der Großteil der èechischen Landwirtschaft. Auf diesen bedeutungsvollen Unterschied wird seitens der zentralbürokratisch geleiteten Landwirtschaftspolitik überhaupt kein Bedacht genommmmen. Allein schon diese wirtschaftlichen Unterschiede bestärken uns z. B. in unserer Forderung nach nationaler Sektionierung des Landeskulturdienstes und der Landeskulturförderung. Zu diesem Zwecke wäre es nicht nötig, den vorhandenen autonomen Verwaltungsapparat der sudetendeutschen Landwirtschaft, den sie in den deutschen Sektionen der Landeskulturräte besitzt, mit der Begründung zu zerschlagen, daß die rechtliche Struktur der im Staate vorhandenen Gebilde des Landesdienstes einheitlich gelöst wäre. Wenn Sie nicht andere Absichten mit diesem neuen Plane zur Errichtung vonLandwirtschaftskammern verbinden, dann hätten Sie die Möglichkeit gehabt, nicht nur den Landeskultu rrat zu einer Organisation mit öffentlich-rechtlichem Charakter auszubauen, sodern auch die vorhandenen Sektionen, die wenigstens deutsch erseits einen äußerst fähigen Beamtenkörper zur Verfügung haben, mit jener Vollmacht auszustatten, die Sie der neuen Zwangsorganisation der Landwirtschaft verleihen wollen. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.) Das sind: die Zwangsmitgliedschaft, Finanzhoheit und die Strafgewalt. Eine auf dieser Basis aufgebaute Organisation mit öffentlichrechtlichem Charakter wird auch die Durchführung aller agrarpolitischen Maßnahmen übernehmen können, wozu ein gut funktionierendes Genossenschaftswesen zur Verfügung steht, statt dessen aber haben Sie mit unverkennbarer Absicht die Kompetenzen dieser Landeskulturratssektionen von Jahr zu Jahr geschmälert und eingeengt. Sie haben den Sektionen kein Geld zur Verfügung gestellt. Inspektorate, die 103 Bezirksverbände bearbeiten sollen, arbeiten mit einer Dotation von 5000 bis 6000 Kè jährlich. Sie schreiben keine Delegiertenwahlen aus, aus denen allein schon eine geistige Erneuerung hervorgehen könnte. Wenn Sie dies aus dem Grunde tun, um der deutschen bäuerlichen Regierungspartei einen Dienst zu erweisen, die sich nunmehr zu distanzieren versucht und Gesetzesanträge einbringen will, für die sie nicht einmal weiß, wo sie die Unterschriften suchen soll, so verwahren wir uns auf das Schärfste dagegen. Wir wollen nicht die Opfer einer Parteiwirtsch aft sein, die mit dem nationalen Gegner pakelt und mit nseren größten Feinden, den Kommunisten und Marxisten und unter besonderer Betonung bäuerlichen Wesens jede Korrumpierung und jeden politischen Gesinnungskauf billigt und mitmacht. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.) Statt dessen haben Sie den politischen Verwaltungsapparat mit der agrarpolitischen Exekutive betraut. Da aber gewöhnlich die politischen Beamten von Landwirtschaft nichts verstehen, durch diese Maßnahmen die Agenda der Bezirksbehörden ins Ungeheuere wachsen, muß ten Sie zur Anstellung der sogenannten Agronomen schreiten, die den politischen Beamten in landwirtschaftlichen Dingen zur Seite stehen sollen. Da nun aber nach dem sagenhaften 18. Feber 1937 bei Einstellung von Agronomen, bzw. von politischen Beamten im deutschen Gebiet weder nach dem Staatsbevölkerungsschlüssel und schon gar nicht nach dem von uns geforderten Proports des Wirkungsbereiches vorgegangen wird, so ist es doch so, daß trotz der Regierungsteilnahme einer sogenannten Bauernpartei heute der deutsche Bauer im sudetendeutschen Gebiet auch in agrarpolitischen Dingen der Willkür èechischer politischer Beamter ausgesetzt. ist. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.)

Meine Herren, Sie scheinen mit Absicht zu verkennen, daß es sowohl psychologisch als auch politisch und wirtschaftlich grundfalsch ist, die Exekutive in agrarpolitischen Dingen politischen Bürokraten mit oft chauvinistischer Haltung anzuvertrauen. Dabei haben sie es auch verabsäumt ein neues Wirtschaftsrecht auszubilden. Wir mü ssen daher fordern, daß gemäß den volkspolitischen Gegebenheiten jeder einzelnen Volksgruppen in diesem Vielvölkerstaate das Recht zugesprochen wird, sich für jeden groß en Zweig der Wirtschaft ihre eigene Selbstverwaltung aufzubauen. Dies fordern wir mit besonderem Nachdruck für die sudetendeutsche Landwirtschaft.

Wir lehnen das Kammersystem in der Form des vorliegenden Entwurfes ab.

Wir haben im sudetendeutschen landwirtschaftlichen Bereich ein auf freiwillige Basis aufgebautes und gut funktionierendes Vereinswesen, auf das sich die sudetendeutsche Landwirtschaft verlassen kann. Durch die Errichtung einer Zwangsorganisation der Landwirtschaft, wie Sie sie planen, würden Sie uns alle diese Organisationen, deren Leitung nur erprobte, in der Praxis bewährte, ja geradezu die fortschrittlichsten Kräfte inne haben, auf die gleiche Weise erschlagen, wie Sie die Landeskulturräte entmündigt haben, nämlich dadurch daß Sie unserem ganzen Vereinswesen mit der Errichtung der geplanten landwirtschaf lichen Gemeindezwangsgenossenschaften durch die Wegnahme von Kompetenzen allmählich die Lebensberechtigung nehmen würden. Wir wehren uns heute auch schon auf das entschiedenste gegen diesen ungeheuerlichen Plan, wie wohl uns die vorbereitete Wahlordnung noch nicht bekannt ist. Gerade, weil wir auf Grund der bisherigen Erfahrungen und aus diesen Ihren geplanten Maßnahmen erkkennen müssen, daß auch der agrarpolitische Bereich für Sie ein Schlachtfeld I. Ordnung ist, auf dem Si e unter Mißbrauch Ihrer machtpolitischen Situation glauben, Ihre Expansionsgelüste austoben lassen zu können, müssen wir sudetendeutschen Bauern uns um so stärker zur Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht im Rahmen dieses Staates bekenne n. Denn wir müssen erkennen, daß unser bäu erliches Schicksal auf das Engste mit dem nationalen Schicksal in diesem Staate verknüpft ist. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.) Gerade aber unser Wissen davon, daß das sudetendeutsche Bauerntum gewaltige volkspolitische Aufgaben zu erfüllen hat, bestärkt uns in unserer Forderung nach d em Recht, in diesem Volksvölkerstaate auch unser bäuerliches Schicksal selbst gestalten und verwalten zu dürfen. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.) Der Boden, den deutsche Bau ern bearbeiten ist kein èechischer Boden, es ist deutscher Volksboden. Gl auben Sie ja nicht, daß Sie durch diese oder jene Maßnahme unseren starken Bauernwillen brechen können. Je mehr Fronvögte Sie uns hineinsetzen in unsere von altersher deutsche Heimat, desto stärker wird unser Widerstand. (Potlesk poslancù strany sudets konìmecké.) Wir haben es auf Grund unserer wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Leistungen als Bestandteil des großen geeinten deutschen Muttervolkes nicht notwendig, uns vor èechischen Geßlerhüten zu beugen und uns weiter demütigen zu lassen. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.)

2. Øeè posl. inž. Lischky (viz str. 30 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Der Rechnungsabschluß des Jahres 1936 liegt vor. Wenn wir von der sudetendeutschen Partei wiederholt schärfste Kritik übten und weiter üben, dann nicht aus einem Justament standpunkt als Oppositionspartei, sondern deswegen, weil wir als ernste kritische, sudetenndeutsche Partei nicht leichtsinnig Augenblickspolitik machen, sondern gewohnt sind, mit großem Ernst und mit Verantwortung an alle Fragen heranzugehen und klare Stellung zu nehmen. Wir unterscheiden uns eben von den sogenannten aktivistischen Parteien dadurch, daß wir in allen Fragen des Staatslebens eine eigene Meinung haben, aber vor allem die Lebensfragen unseres Volkes, schwergeprüft und durch Not gehärtet, vom Standpunkt des Gesamtlebens des Sudetendeutschtums sehen müssen. Die Agrarpolitik des Staates lassen wir uns nicht aufzwingen und sehen als Verantwortungsträger des Sudetendeutschtums in einer neuen Zeit die Agrarpolitik nicht liberal, sondern erkennen vielmehr die Lebensgrundsätze des Bauern als solche des Volkes an und fordern, daß man eine neue, den Lebensgesetzen des Volkes entsprechende grundsätzlich neue Agrarpolitik macht, die kein liberales Zufallsprodukt, nicht auf dem Wege des Kuhhandels entstanden, eine Notlösung darstellt, sondern vor allem die Lebensinteressen aller Völker im Staate in jeder Hinsicht berücksichtigt. Es hat an dieser Stelle mein Kamerad Abgeord. Klieber die grundsätzlichen Forderungen der Agrarpolitik aufgezeigt. Wenn wir die verbrauchte einseitige, nicht allen Völkern des Staates dienende Agrarpolitik, wie sie hier zu Lande gemacht wird, nicht mitmachen, dann deswegen, weil wir die Dinge neu, sudetendeutsch, also vom Standpunkt der Volksgemeinschaft aus sehen.

Der Rechnungsabschluß bringt von Jahr zu Jahr neue ungeheuere Belastung. Ich will hier teilweise die Voraussetzungen zur Bedeckung überprüfen, vor allem vom Sektor der sudetendeutschen Landwirtschaft aus gesehen. Die sudetendeutsche Landwirtschaft kann zur Belastung dieses großen Mehrbetrages nicht weiter unbestraft und unbeschädigt herangezogen werden. Hier muß einmal in aller Deutlichkeit klar gestellt werden, daß die sudetendeutsche Landwirtschaft durch ihre teilweise sehr ungünstige Lage, durch das bewußte Vernachlässigen ihrer un günstigen Produktions- und vor allen Absatzverhältnisse, durch die in dem Gebiete seit Jahren größere Arbeitslosigkeit und die dadurch bedingte größere Not, relativ mehr verschuldet und belastet ist, als das im èechischen Gebiete der Fall ist.

Wenn ich mich an dieser Stelle mit der Saatgutfrage beschäftige und von dieser besonders das Kartoffelproblem scharf aufzeige, dann tue ich es als einer, der seit Jahren im landwirtschaftlichen Beratungsund Förderungsdienst arbeitet, klar erkennend, daß die Kartoffelfrage, sowie andere Dinge, zur nationalpolitischen Frage gemacht wurde. Nun, was hat die Kartoffel mit der sudetendeutschen Frage zu tun? Ich will Ihnen das sofort aufzeigen. Im ganzen Staatsgebiete war heuer eine ausgezeichnete Kartoffelernte. Während man in anderen Staaten, besonders in Deutschland, froh ist, eine schöne Ernte zu bekommen und dem Herrgott dankt, scheint es hierzulande geradezu als ein Fluch zu gelten, eine reiche Ernte zu bergen. (Výkøiky.) Im sudetendeutschen Gebiete bestehen für Kartoffeln besonders im heurigen Jahr schlechte Absatzmöglichkeiten. Erstens für Saatgut, zweitens für Speiseund Verbrauchskartoffeln, drittens für Wirtschaftskartoffeln. Das sudetendeutsche Gebiet ist seit Jahren- zum Schutz e gegen den Kartoffelkrebs gesperrt. Eigentümlicherweise läuft die Grenze des Sperrgebietes so, daß fast alle sudetendeutschen Züchter ins Sperrgebiet zu liegen kommen und infolgedessen ihr Saatgut nicht oder in gänzlich unzulänglichem Ausmaße absetzen können. Das Verbot z ur Ausfuhr solchen Saatgutes erfolgt auch dann, wenn dieses Saatgut einwandfrei krebsfest ist. Der Absatz im engeren Gebiete des Züchters ist natürlich gänzlich unzureichend. Ungefähr 100 Waggons anerkannten Saatgutes krebsfester Sorten befanden sich noch vor kurzer Zeit in den Lagerräumen der sudetendeutschen Züchter und Vermehrer, die sich seit Jahren um die Züchtung krebsfester Sorten bemühen, sowie es ja die Förderung hierzulande wünscht.

Mit Speise- und Verbrauchskartoffeln ist durch die Sperre nur ein geringfügiger, unzureich ender Handel möglich. Dazu kommt noch, daß bei der letzten Kartoffelernährungsaktion, die vom Fürsorge ministerium durchgeführt wurde, die Überschüsse von den jeweiligen Bezirken nicht in die Aktion einbezogen wurden, sondern aus Entfernungen bis über 100 Kilometern und noch weiter aus èechischen ins deutsche Gebiet geschafft wurden. (Výkøiky.) Der Preis, den das Fürsorgeministerium festlegte - es waren 21.90 Kè für 100 kg franko Bestimmungsort entsprach natürlich in einigen Bezirken nicht dem Durchschnittspreise. Die èechischen Lieferanten macht en sich darüber keine Sorgen, sie kalkulierten die Frachtspesen ab und lieferten für den verbleibenden Rest entsprechend minderwertige Kartoffeln. Das Fürsorgeministerium trug auch teilweise die Transportspesen, natürlich nur für die Èechen. So kam es, daß im Bezirk Haida, wohin auch Kartoffeln aus dem èechischen Gebiete geliefert waren, nicht Speisekartoffeln, son dern Wirtschaftskartoffeln verfrachtet wur den, bei welchen Teile der Ladung überhaupt unverwendbar waren, so daß sie kaum zur Verfütterung an Schweine v erwendet werden konnten, da sie sich bereits in einem halbver faulten Zustande befanden. Es scheint so, alsob für die sudetendeutschen Arbeitslosen auch minderwertige Futterkartoffeln noch gerade gut genug seien.

Welche mangelhafte Absatzmöglichkeiten der sudetendeutschen Landwirtschaft in der Stärke- und Spiritusindustrie bestehen, hat schon mein Koll. Abg. Kamerad Klieber dargetan. Das sudetendeutsche Gebiet, vor nehmlich Gebirgsland, baut vor allem Korn, Hafer, Kartoffel. Die Anbaufläche für Korn wurde eingeschränkt, die Frucht des kleinen Mannes, die Kartoffel ist nicht abzusetzen. im Inneren Böhmens sind durch die Schaf fung des Getreidemonopols der Landwirt schaft gute Getreidepreise geworden, im su detendeutschen Randgebiete lassen die wie derholten Versprechungen der Regelung der Vieh- und Milchpreise seit Jahren auf sich warten. Dafür aber trifft man Maßnahmen zur Einschränkung des Kartoffelabsatzes der sudetendeutschen Landwirtschaft. Bei einer derartigen Katastrophenlage der sudetendeut schen Landwirtschaft müßte man glauben, daß der Herr Landwirtschaftsminister nichts Dringenderes zu tun gehabt hätte, als hier für eine entsprechende Verwertung der Kartoffel zu sorgen. Wir sind der festen Meinung, daß der Landwirtschaftsminister zu den ersten Dienern und Verantwortungsträgern des Staates gehört und als solcher die Interessen aller Schichten der Bevölkerung zu wahren hat, wobei er vor allem den notleidendsten Teile, und das ist eben heute die sudetendeutsche Landwirtschaft, betreuen müßte. Doch der Herr Minister geht seine eigenen Wege. Als Deutschbroder Heimatkind macht er sich scheinbar wenig Kopfzerbrechen über die Möglichkeiten, die Not der sudetendeutschen Landwirtschaft auf einem gangbaren Wege zu mildern, sondern trachtet vielmehr direkte und indirekte Unterstützungen seinen eigenen Heimatsgenossen auf Kosten der übrigen Standesgenossen zuteil werden zu lassen. Es scheint dem Landwirtschaftsminister nicht um die Förderung und Planung der Landwirt schaft als solcher zu gehen, sondern um die Protektionierung eines bestimmten Teiles von Landwirten auf Kosten der Sudetendeutschen. Schon längst erkennen diese Dinge unsere Bauern und machen sich darauf ihren Reim. Daß unsere Bauern, sowie auch unsere Arbeiter sich immer wieder von höchster Stelle vergessen, vernachlässigt und geschädigt fühlen, (Posl. Kundt: Bis auf die Steuerbehörde.) ist bei solchen Voraussetzungen klar. Eine solche Behandlung ist nicht geeignet, sich die Achtung aller Staatsbürger zu erringen. Von Liebe gar nicht zu sprechen. Diese Dinge sieht aber auch der Bund der Landwirte - der heute wieder nicht da ist, er hat es nicht notwendig - der vorgibt, offizieller Vertreter der Agrarpolitik zu sein, der aber zu dieser ganzen Entwicklung aus unbegreiflichen Gründen nicht nur schweigt und hiemit schon allein durch sein Nichtstun die sudetendeutsche Landwirte schädigt, sondern sogar Propagandaunternehmungen, die allein die èechische Seite betreffen, in seiner Presse breit aufzieht und hiemit bewußt zur wirtschaftlichen Stärkung der èechischen Seite wesentlich beiträgt. Ich verweise hier auf den "Deutschen Landruf" ein Organ des Bundes der Landwirte von Mähren vom 12. Feber 1938. Der propagiert die Kartoffelsaatgutaktion, wie sie die Wirtschaftsgenossenschaft der Kartoffelzüchter in Deutschbrod, ein Privatunternehmen, unternimmt, die durch einen groß angelegten K artoffelwettbewerb für ihre Saatgutsorten großzügige Reklame macht. Ganz eigentümlich mutet es an, wenn offizielle Stellen wie das Landwirtschaftsministerium und andere für diese Aktion Wettbewerbspreise zur Verfügung stellen. So stellen sich also die verantwortlichen Führer des Bundes der Landwirte die Wahrung der Interessen der sudetendeutsch en Landwirtschaft und eine großzügige sudetendeutsche Nationalpolitik als Wirtschaftspolitik vor. (Hlasy: Dafür kriegen sie ja was!) Jawohl! So wird der sudetendeutsche Bauer hinters Licht geführt; auch ein Stück - 18. Feber-Politik.

Hohes Haus! Allerdings könnte man sagen: Leeres Haus! Der Kartoffelkrebs wird zu einem nationalpolitischen Faktum gemacht! Es ist hier im S taate nun einmal so, daß jede Möglichkeit, das Sudetendeutschtum irgendwie wirtschaftlich zu schädigen, großzügig ausgenützt wird. - Das Vorkommen von Kartoffelkrebs muß also h erhalten, um den sudetendeutschen Bauern den Kartoffelabsatz zu erschweren und der Ausbreitung von im èecchischen Gebiet gezüchtetem Saatgute Vorschub zu leisten. Die behördliche Maßnahmen erscheinen voll und ganz geeignet, das sudetendeutsche Kartoffelbaugebiet in ein Konzentrationslager für Kartoffeln umzuwandeln. Der Kartoffelkrebs scheint ausgerechnet sich gerade im sudetendeutschen Siedlungsraum wohl zu fühlen, denn nur dort wird er entdeckt oder angeblich festgestellt. Wenn wir uns die Karte ansehen, die ich mir habe anfertigen lassen, so fällt uns da auf, daß längs der ssudetendeutschen Grenze das Sperrgebiet sich befindet, also überall dort, wo wir auch die Polizei haben und wo die Militärzone ist. Das sudetendeutsche Gebiet ist also angeblich das G ebiet, wo sich der Kartoffelkrebs heimisch fühlt, während er anderswo überhaupt nicht vorkommt. (Výkøiky.) Man sperrt dann dieses Gebiet, um die weitere Verschleppung zu verhindern, errichtet ein verseuchtes und verdäch tiges und nicht genug damit, ein Schutzgebiet, um die Sperre möglichst großzügig ausdehnen zu können. Fragt man in einzelnen Bezirken nach, dann kann kein Mensch über das Vorkommen von Kartoffelkrebs berichten, weil niemandem ein Seuchenherd bekannt ist. Darüber scheint auch das Landwirtschaftsm inisterium unterrichtet zu sein, denn bei dringlichen Fragen in dieser Richtung erklärt man, daß einzelne Bezirke des gesp errten Gebietes zwar keine Seuchenherde aufweisen, daß aber die Sperre als Schutzmaßnahme vollkommen gerechtfertigt sei. Dabei vergißt man aber, daß derartig großzügige Maßnahmen ungesetzlich sind, weil sie über den Rahmen der Krebsbekämpfungsverordnung hinausgehen. Bei genauerem Hinsehen kann man feststëllen, daß die unbegründet gesperrten Gebiete die besten Kartoffelbaugebiete im sudetendeutschen Siedlungsraum sind, die man scheinbar auf diese Weise aus jeder Konkurrenz ausschließen will. Ich verweise hier auf Niemes, wo die Sperre schon durch viele Jahre besteht, obwohl das Vorkommen von Kartoffelkrebs einwandfrei überhaupt nicht nachgewiesen ist. Auch der Bezirk Mähr. Altstadt wurde in letzter Zeit gesperrt, ohne das dort die maßgeblichen Faktoren irgendein Seuchengebiet nennen konnten. Typisch ist hiebei das Vorgehen der verantwortlichen Stellen, die jede Nennung von Seuchenherden zurückweisen, obwohl die zuständige Verordnung bestimmt, daß die Stellen, wo die Seuchenherde liegen, mit Tafeln zu versehen sind, die auf das Vorkommen d es K artoffelkrebses hinweisen. (Posl. Birke: Photographieren verboten! Kartoffelkrebs!) Wahrscheinlich deswegen. Es ist ja auch klar, daß doch, um überhaupt gegen die V erschleppung des Kartoffelkrebses ankämpfen zu können, der Öffentlichkeit alle jene Stellen, die verseucht sind, bekannannt sein müßten, damit ein Bezug von Kartoffeln aus den engeren Gebieten der Seuchenherde unterlassen wird. Die verantwortlichen Stellen scheinen hier unverständlicherweise anderer Meinung zu sein. Die Gemeindevorsteher haben auch laut Regierungsverordnung Pläne und Kataster anzulegen, in welchen die Seuchenherde in ihrem Kartoffelgebiet besonders bezeichnet sind und die der Öffentlichkeit zugänglich sein sollen. Kein Gemeindevorsteher im gesperrten Gebiet k ennt aber in seiner Gemeinde die angeblich vorhandenen Seuch enherde und kann deshala b auch niemanden über solche Auskunft geben. Die zuständigen offiziellen Fachkörperschaften, wie es die Landeskulturräte sind oder sein sollen, werden überhaupt mehr auf dem Laufenden gehalten, wi ssen nicht, wo Kartoffelkrebs sein soll und wo nicht, so daß der Bauer im gesperrten Gebiet bei Anfragen an den Landeskulturrat in der oben angezeigten Richtung von seiner zuständigen Stelle keine aufschließ ende Antwort erhalten kann. Die Fachbeamten der Landeskulturräte scheinen gerade noch gut genug zu sein, um als sogenannte Aufklärer für vom Landwirtschaftsministerium besonders begünstigte Körperschaften, ich meine hier die Wirtschaftsgenossenschaft der Kartoffelzüchter in Deutsch-Brod, eine private Gesellschaft, Vermittlerdienste zu leisten.

Bezeichnend ist, daß schon im Jahre 1934 auch im Innnern Böhmens Kartoffelkrebsherde durch das Phytopathologis che Institut in Prag-Dejvic festgestellt wurden. So in denn Orten Semil, Pøelouè, Hatin und im Bezirke Tábor, ohne daß bis heute öffen tlich etwas über die Sperrung dieser Gebiete bekannt wäre. Bekanntlich haben wir in den letzten Jahren erstklassiges Kartoartoffelsaatgut krebsfester Sorten aus Deutschland eingeführt und das zu vielen hunderten Waggons. Diese Eliten wurden zum Großteil im Inland nur vermeh rt, wobei allgemein bekannte Stationen ein Vorgehen an den Tag legten, das jeder anständige Mensch, umsomehr der die ungeheueren Mühen der Züchtung kennende Fachmann als unfair ablehnen muß. Man fand es nicht unter seiner Würde, eingeführte Eliten mim t ausgezeichneten Eigenschaften zu vermehren, sie dann als eigene Originalzüchtung in den Handel zu bringen und damit sogar auf den Weltmarkt zu gehen, wo dann der ursprüngliche Originalzüchter unter anderen Namen seine eigenen Sorten feststellen konnte. Zu deutsch bezeichnet man das als Züchterdiebstahl. Nachdem wir auf solchem Wege zu genügend bodenständigem Originalsaatgut gekommen sind, glauben die verantwortlichen Stellen, jedwede weitere Einfuhr von Eliten aus dem Auslande verbieten zu müssen. Die Begründung hiefür grenzt geradezu an Lächerlichkeit. Als Sen. Maixner beim Landwirtschaftsminister persönlich vorsprach, um ihm die Notw endigkeit der Einfuhr von Eliten verständlich zu machen, schlug dieser eine solche Bewilligung mit folgenden Begründungen ab: 1. Bestünde die Gefahr der Einschleppung des Kartoffelkrebses - vorher nämlich nicht. Hiezu ist zu bemerken, daß, w enn es sich um die Einfuhr krebsfester Sorten handeln sollte, sie selbstverständlich aus nichtverseuchten Gebieten und unter gründlicher Grenzkontrolle durch die zuständigen Organe geliefert werden. Der Umstand, daß vielleicht auch mit krebsfesten Sorten Krebskeime eingeschleppt werden könnten - soweit gehen schon die kühnen Argumentationen - fällt natürlich weg, da es keinem Züchter einfallen wird, im verseuchten Gebiete Züchtungen anzulegen und da überhaupt keinerlei Veranlassung besteht, krebsfestes Saatgut mit irgend welchen verseuchten Kartoffeln in Berührung zu bringen. 2. Könne eine Einfuhr deswegen nicht bewilligt werden, weil in Deutschland der Colloradokäfer - ein tierischer Kartoffelschädling - aufgetreten sei. Es ist traurig, wenn unsere verantwortlichen Stellen nicht wissen, daß der Colloradokäfer nur im Westen Deutschlands, aus Frankreich einged rungen, auftritt und daß man einer Weiterverbreitung nach dem Osten energisch Einhalt geboten hat. Die Einfuhr von Eliten kommt aber nur aus Ostdeutschland in Frage, weil dort die großen Standardzüchtungen liegen. Außerdem müßte jedem Fa hmann bekannt sein, daß der Colloradokäfer sich nur so lange auf der Bodenoberfläche aufhält, als ihm zum Leben genügend grünes Blattwerk zur Verfügung st eht, und daß er zur Z eit der Ernte sich längst genügend tief in den Boden zurückgezogen hat. 3. Hätten wir eine übernormale Kartoffelernte im eigenen Lande, die uns Absatzschwierigkeiten bereitet. - Hiezu ist zu sagen, daß unsere Kartoffelernte sicherlich sehr gut geraten ist, daß aber unsere Ernte als Originalsaatgut zum weiteren Bau nur zu einem geringen Teil in Frage kommt und wir, wenn wir unseren Kartoffelbau auch weiterhin auf der heute bestehenden Höhe behalten wollen, immer zu einem Teile auf das bisher unübertroffene Z uchtmaterial der reichdeutschen Züchter werden zurückgreifen müssen. Es mutet eigentümlich an, wenn man die Einfuhr aus Deutschland, dessen Originalsaatgut bisher zum Aufbau unserer bodenständigen Zuchten gerade gut genug war, auf einmal mit einer sichtlich ungenügenden Begründung spperrt. Auf solche Art und Weise kann natürlich aus einem korrekten Verhältnis niemals ein freundschaftlich nachbarliches werden, welches zu schaffen gerade die èechisch en Agrarier sich mit erstaunlicher Emsigkeit befleißigen.


Související odkazy



Pøihlásit/registrovat se do ISP