Ein besonderes Augenmerk muß das Ministerium für Landwirtschaft
der Tuberkulose und der Unfruchtbarkeit der Rinder zuwenden und
es wird eine Novellierung des Tierzuchtgesetzes notwendig sein.
Die Maul- und Klauenseuche, diese Geißel der Landwirtschaft,
deren ungeheuere Schäden uns einen neuen Beweis des großen
Risikos des landwirtschaftlichen Berufes liefern, ist wiederum
in Böhmen ausgebrochen. Das Landwirtschaftsministerium möge
strenge Maßnahmen treffen. Hier gibt es keine Rücksicht
auf Vergnügungen oder Versammlungen, es gilt Millionenwerte
von Viehbeständen und Existenzen zu schützen, zu welchem
Schutze der Staat verpflichtet ist. Die Landwirtschaft braucht
aber dringend Ordnung am Milchmarkt, vor allem eine Verminderung
des festgesetzten Margarinekontingentes. Wir wissen, daß
einige Fabrikanten von ihren Millionengewinnen nichts nachlassen
wollen, während hunderttausende Kleinbauern und Bauern in
bitterer Not leben.
Ich will über die Möglichkeit der Schaffung von Ordnung
am Milchmarkte und über die Wege, die dazu führen, hier
mich nicht weiter verbreiten, ich habe im landwirtschaftlichen
Ausschuß wiederholt darauf verwiesen, welche Wege zu einer
Ordnung am Milchmarkt und am Molkereiproduktenmarkt führen.
Eine sehr schwierige Frage ist die Arbeiternot in der Landwirtschaft,
die Landflucht. Auf der einen Seite 500.000 Arbeitslose, auf der
anderen Seite 30.000 fehlende Arbeiter in der Landwirtschaft.
Das sind bedenkliche Zeichen. Im Jahre 1937 im Sommer war die
Not an Arbeitern geradezu katastrophal. Die Verpflegung ist gut
und gesund, die Wohnungsverhältnisse sind annehmbar, der
Lohn oft besser als bei der Industrie; wo fehlt es denn eigentlich?
Wahrscheinlich zu lange Arbeitszeit, im Winter 80 Stunden wöchentlich,
im Sommer oft mehr als 100 Stunden. Kürzen wir diese Arbeitszeit,
wir sind einverstanden, unter der Voraussetzung, daß die
Preise der landwirtschaftlichen Produkte entsprechend geregelt
werden. Allwöchentlich suchen Bauern aus allen Gebieten im
"Dorfboten" bis 100 landwirtschaftliche Arbeiter, oftmals
vergebens. Es gibt in dieser Frage, das soll einmal hier festgestellt
werden, keinen anderen Ausweg als ein Verbot der Beschäftigung
von Jugendlichen bis zu 18 Jahren, namentlich weiblichen Personen,
in Fabriksbetrieben. Auch Deutschland war zu Eingriffen genötigt.
Es schickte hunderttausende weibliche Personen aufs Land und verpflichtete
sie zur Landarbeit. Der Vorwurf, daß die landwirtschaftlichen
Arbeiter zu wenig verdienen, ist zum Teil nicht richtig und wenn,
dann trägt die Schuld das fehlende Verständnis der nichtlandwirtschaftlichen
Kreise im allgemeinen für die schwere Arbeit der bodenständigen
Menschen. Dieser Zustand hat sich auch seit dem Jahre 1934 in
den deutschen Gebieten unseres Staates nicht geändert. Jede
Erziehungsarbeit hat versagt, wie an vielen Beispielen des täglichen
Lebens bewiesen werden kann.
Weniger dringend ist die Schaffung von Landwirtschaftskammern.
Wir befürchten, daß Behörden mit lendenlahmem
Bürokratismus aus diesen Landwirtschaftskammern herauskommen,
Tummelplätze für leidenschaftliche politische Auseinandersetzungen,
die jede Arbeit zum Wohle der Landwirtschaft unmöglich machen.
Wenn es schon notwendig ist, daß Landwirtschaftskammern
geschaffen werden, so betone ich - da die nationale Sektionierung
der Landeskulturräte sich so gut bewährt hat -, daß
auch die nationale Sektionierung der Landwirtschaftskammern gefordert
wird.
Weniger dringend ist die Einführung der obligatorischen Elementarversicherungen.
Diese Versicherung kann ja nichts anderes sein als eine Verteuerung
der landwirtschaftlichen Betriebsführung, denn die billig
arbeitenden Notschlachtungsvereine haben sich in der Vergangenheit
sehr gut bewährt.
Die früheren gesetzlichen Bestimmungen über Feldwachen
und Feldschutz atmen den Geist der Zeit ihrer Entstehung, sie
sind vollkommen unzulänglich und müssen den gegenwärtigen
Verhältnissen angepaßt werden. Die Schaffensfreude
des Landmannes wird durch Preisgabe des Schutzes der landwirtschaftlichen
Arbeit ungünstig beeinflußt und die Produktion gestört.
Im Landwirtschaftsausschuß erklärte vor einigen Tagen
der Herr Minister für Landwirtschaft, daß die Bodenreform
nicht liquidiert ist. Restgutbesitzer und Bodengenossenschaften
verlassen den ihnen einstmals zugeteilten Boden, und es wird die
Frage der Zuteilung von Boden an deutsche Bodenbewerber neuerlich
spruchreif. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
Vávra.) Auch hier müssen die Vereinbarungen des
18. Feber zur Anwendung kommen. Begangene Fehler und Härten
der Vergangenheit können an unseren deutschen Bewerbern wieder
gut gemacht werden.
Die Staatsverwaltung und namentlich das Ministerium für Landwirtschaft
hat ein besonderes Augenmerk der Förderung des Hopfen-, Rüben-,
Obst-, Gemüse- und Flachsund Weinbaues zu widmen. Die Unterlagen
zur Förderung des Obstbaues und Verwertung der Obsterträge
wurden bereits im März des Vorjahres vom Reichsverband des
Obstund Gartenbaues dem Ministerium für Landwirtschaft überreicht.
Auf dem Gebiete des Obsthandels und der Verwertung des Obstes
ist Anarchie eingetreten, und wir brauchen auch hier eine geregelte
Wirtschaft, was Gegenstand der Beratungen der Fachorganisationen
und des Ministeriums für Landwirtschaft sein wird. Wir werden
uns mit aller Entschiedenheit gegen die Bevorzugung von Einzelpersonen
und Genossenschaften im Obsthandel und namentlich bei der Obstausfuhr,
wie es im vergangenen Jahre bei der Ausfuhr karpathorussischer
Äpfel geschehen ist, verwahren. Die Einhebung von Gebühren
beim Obstexport und Verkauf von Ausfuhrbewilligungen muß
als gesetzwidrig verboten werden, dieser Unfug schädigt den
Obsterzeuger.
Sollte im Jahre 1938 die Absicht bestehen, ein neues Jagdgesetz
zu behandeln, so biete ich schon heute dem Herrn Landwirtschaftsminister
die Mitarbeit der größten deutschen Jägerorganisation,
des "Verbandes deutscher Jäger St. Hubertus", für
die Vorarbeiten an, man möge auf dieses Angebot nicht vergessen.
Die nichtlandwirtschaftlichen Kreise mögen mir keinen wirtschaftlichen
Egoismus vorwerfen, ich spreche hier an dieser Stelle nur das
Verlangen nach Schaffung von Lebensmöglichkeiten für
die Landwirtschaft, die beste Stütze des Volkes und des Staates,
aus. Wir wollen nicht übermäßige Preise, sondern
Anpassung der Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse an die
Preise der landwirtschaftlichen Bedarfsartikel.
Wir gönnen dem Beamten den entsprechenden Gehalt, dem Gewerbetreibenden
auskömmlichen Verdienst, dem Arbeiter Beschäftigung
und Brot. Wir wollen mithelfen, ihren Lebensstandard zu heben.
Wir vergessen nicht, daß Bauers Töchter Arbeiterund
Beamtenfrauen werden müssen, Bauers Söhne als Arbeiter
und Beamte ihr Fortkommen suchen. Weshalb sollen wir Beamtenund
Arbeiterinteressen vernachlässigen! Wir verlangen aber auch
das Verständnis der nichtlandwirtschaftlichen Kreise für
die schweren Lebensbedingungen des bodenständigen Dorfmenschen.
Entgegen allen anderen Behauptungen, wie sie auch im Landwirtschaftsausschuß
gefallen sind, steht fest, daß tausende Bauern und Kleinbauern
heute in bitterster Not leben. Von bitterster Not geben die ständigen
Klagen, die wir in Versammlungen hören, und die schriftlichen
Hilferufe unserer bodenständigen Dorfmenschen am besten Zeugnis.
Ein Brief z. B. aus dem Daubaer Land, den ich hier
in der Tasche habe, besagt wortwörtlich (ète):
"Unsere heimische Landwirtschaft steht vor der Vernichtung;
für ein Stück Butter 3 Kè, für einen Liter
Milch 65 Heller, 1 kg Lebendgewicht bei Schweinen 5 Kè,
die landwirtschaftlichen Bedarfsartikel um 30 % teuerer - wie
sollen wir leben?" Wer es nicht glauben will, was ich hier
sage, daß es der Landwirtschaft ungemein schlecht geht,
der gehe hinaus aufs Dorf, er überzeuge sich persönlich
von der Not in den einzelnen Bauernhäusern und bei den Kleinbauern.
Den Vertretern der nichtlandwirtschaftlichen Kreise rufe ich deshalb
heute zu: Gebet den Widerstand gegen die unausgesetzten Bestrebungen
des Bundes der Landwirte, unserem Bauerntume, unserer bäuerlichen
Bevölkerung zu helfen, endlich auf. Das mangelhafte, ja geradezu
fehlende Verständnis weiter nichtlandwirtschaftlicher Bevölkerungskreise
im Sudetendeutschtum für die schweren Lebensbedingungen der
Landwirtschaft war für mich als praktischen Bauern bisher
mitbestimmend, an der politischen Selbständigkeit des bodenständigen
Landvolkes im Bunde der Landwirte festzuhalten. Wer die wirtschaftlichen
Interessen des volkseigenen Bauerntums vernachlässigt, schädigt
sein Volkstum. Man vergesse nicht, daß der Kampf um den
Boden das Schicksal der Nationen oft auf Jahrhunderte entschieden
hat. Manches Volk hat schon am Rande des Abgrundes gestanden,
es konnte sich deshalb halten, weil es ein Bauernvolk war. Bauerntum
schafft aus Urland Kulturland, es weckt die sittlichen Kräfte
und ermöglicht innen- und außenpolitisch die Völkerverständigung.
Es muß deshalb historische Aufgabe der Bauern unseres Staates
sein, nicht nur den innerpolitischen, sondern auch den außenpolitischen
Frieden anzustreben und zu sichern. Jedes Bestreben, ein Volk
zu entwurzeln, wird an einem gesunden Bauerntum scheitern. Ein
wirtschaftlich starkes, bodenständiges Landvolk ist imstande,
alle anderen Kreise zu beleben. Aus all dem geht hervor, daß
wahre bäuerliche Politik hierzulande keine einseitige Interessenpolitik,
kein Klassenstandpunkt, sondern sudetendeutsche Volkspolitik ist.
Als Abschluß meiner heutigen Ausführungen möchte
ich noch ein Wort zum landwirtschaftlichen Schulwesen sagen. Auf
diesem Gebiete hat die sudetendeutsche Landwirtschaft besondere
Wünsche und hier muß mancher Fehler, der in der Vergangenheit
geschehen ist, wieder gutgemacht werden. Die Hochschulassistenten
der landwirtschaftlichen Hochschulen haben den Wunsch, als Landwirtschaftslehrer
an jenen Landwirtschaftsschulen, die dem Land unterstellt sind,
in der Besoldungsfrage nach dem neuen Hochschulassistentengesetz
vom 17. Juli 1936 behandelt zu werden. Über die Bedeutung
und notwendige staatliche Unterstützung des niederen und
mittleren landwirtschaftlichen Schulwesens für die landwirtschaftliche
Allgemeinheit habe ich schon des öfteren gesprochen. Auf
jene Schulen aufmerksam zu machen, die der deutschen Landwirtschaft
unseres Staates fehlen, soll meine heutige Aufgabe sein.
Die Errichtung einer milchwirtschaftlichen Abteilung an der Hochschule
in Tetschen Liebwerd, die Schaffung einer tierärztlichen
deutschen Hochschulabteilung, die Errichtung einer deutschen Forsthochschule
duldet keinen Aufschub. Die Begründung für die Bewilligung
der beiden erstgenannten Hochschulabteilungen habe ich bei anderen
Gelegenheiten schon des öfteren gegeben, und ich will mich
mit der Errichtung einer deutschen Forsthochschule etwas näher
befassen. Schon in der geschichtlichen Entwicklung ist die Errichtung
einer deutschen Forsthochschule begründet. Die erste Forstschule
wurde vom deutschen Forstmann Ehrenwart in Pladen bei Komotau
im Erzgebirge gegründet. Heute haben wir Sudetendeutsche
nur noch die im Jahre 1934 verstaatlichte Mittelschule in Reichstadt
und die private Waldhegerschule in Eger. Aus diesem Umstand ergibt
sich, daß in Reichstadt jedes Jahr 100 Aufnahmsgesuche vorliegen
und nur 25 Schüler aufgenommen werden können. Èechischerseits
bestehen zwei èechische Forsthochschulen in Prag und Brünn,
und eine Forsthochschule ist für Kaschau vorgesehen, weiter
vier èechische forstliche Mittelschulen und 4 Waldhegerschulen.
Für 8 èechische Versuchsanstalten und Stationen werden
jährlich 2 Millionen Kè ausgegeben, während die
Ausgaben für eine deutsche Versuchsstation, die an die Mittelschule
in Reichstadt angegliedert ist, nur 9000 Kè betragen. Forstliches
Hochschulstudium wird bedingungslos verlangt für die Verwaltung
der Staatsgüter, für den forsttechnischen Aufsichtsdienst,
die forstliche Lehramtstätigkeit, das forstliche Forschungs-
und Versuchswesen, für Zivilingenieure für das Forstwesen
und für den forstlichen Staatsdienst für Wildbachverbauung.
Weiters ist ein Gesetz in Vorbereitung, daß die Verwaltung
von 2000 Hektar nur mehr absolvierte Forsthochschüler übernehmen
dürfen. Die gesamte Waldfläche in den historischen Ländern
beträgt 2,360.000 ha, davon sind 900.000 ha oder 38.1 % im
deutschen Gebiet gelegen, Ich will auf die weitere Begründung
der Notwendigkeit der Errichtung einer deutschen Forsthochschule
nicht eingehen, sondern nur sagen, daß die deutsche Forstwirtschaft
arteigene Probleme zu lösen hat. Diese kann sie nur aus sich
selbst heraus erfüllen. Der erforderliche Sach- und Personalaufwand
von jährlich 500.000 Kè kann niemals bei der Verwirklichung
dieser Lebensfrage der sudetendeutschen Volkswirtschaft in die
Wagschale fallen. Die Vereinbarungen vom 18. Feber, deren Erfüllung
heute Staatsinteresse geworden ist, müssen eingehalten werden,
damit eine dem Bevölkerungsschlüssel entsprechende Vertretung
der Deutschen im Staatsdienst auf allen Gebieten ermöglicht
wird. Gesetzlich muß die restlose Durchführung des
18. Feber als Begmn einer neuen staatspolitischen Entwicklung
gewährt werden, an deren Ende die Gleichberechtigung des
Sudetendeutschtums in der Èechoslovakischen Republik steht.
Neuerlich wende ich mich mit aller Schärfe gegen die Saboteure
der Regierungsbeschlüsse vom 18. Feber. Sie sind nicht nur
Feinde des Sudetendeutschtums, sondern auch Feinde des Staates,
ob sie nun draußen in den Grenzlerorganisationen tätig
sind, als Beamte die Staatsverwaltung betreuen, oder in den gesetzgebenden
Körperschaften sitzen. Ein Gemeindeamt in Nordböhmen
ersucht die Staatsforstverwaltung um die Bezahlung der Gemeindeumlagen
für die Jahre 1936 und 1937. Die Gemeinde zählt 432
Einwohner und nur der Dorfpfarrer beherrscht die èechische
Sprache. Der Herr Vorstand der Staatsforstverwaltung, mir persönlich
bekannt, der deutschen Sprache in Wort und Schrift mächtig,
sendet die Zuschrift an das Gemeindeamt zurück und verlangt
auf der Rückseite in 8 Worten: das Gemeindeamt solle das
Ersuchen um Bezahlung der Gemeindeumlagen in èechischer
Sprache einbringen. Gegenüber einer anderen Gemeinde hat
derselbe Herr Forstmeister bereits im selben Sinne gehandelt und
diese Beispiele aus der jüngsten Zeit beweisen, daß
Forstbeamte in leitender Stellung den Geist des 18. Feber und
die Zeichen der Zeit nicht erkennen, oder nicht erkennen wollen.
Sollen vielleicht die Gemeindeämter zweier rein deutscher
Gemeinden wegen eines nationalen Heißsporns Gemeindesekretäre
anstellen, die die èechische Sprache beherrschen? Es ist
äußerst bedauerlich, wenn von èechischer Seite
die Errichtung einer deutschen Forsthochschule als staatsgefährlich
bezeichnet wird und die Vereinbarungen vom 18. Feber als eine
ewige Schande der èechischen Nation.
Die Politik des Bundes der Landwirte wird nicht starr sein. Wir
haben Loyalität zum Staate mit der innigen Liebe zur Heimat
und zum Volke stets verbunden. Die Staatspolitik muß so
sein, daß unsere Mitarbeit ermöglicht wird. Über
unserer bürgerlichen Weltanschauung steht neben der Anerkennung
des Staates der eiserne Wille, unserem Volke zu helfen und der
Heimat zu dienen. Auch für uns gilt das Wort des Herrn Ministerpräsidenten:
das nationale Gefühl ist eine der mächtigsten Triebkräfte.
Wer die Errichtung einer deutschen Forsthochschule als staatsgefährlich
und die Beschlüsse vom 18. Feber als ewige Schande für
die èechische Nation bezeichnet, schadet international
als Èeche seinem Staat. Nur der Èeche dient seinem
Staat und Volk, der bestrebt ist, die Regelung der sudetendeutschen
Frage mit der öffentlichen Meinung Europas in Übereinstimmung
zu bringen. Durch die Zahl von 3 1/2 Millionen, die besondere
geographische Lage und die hohe kulturelle und wirtschaftliche
Reife unseres Volkes ist die sudetendeutsche Frage zu einem bedeutsamen
inneren und internationalen Problem geworden. Versöhnung
hat mit Schande und Schwäche nichts zu tun. Versöhnung
erfordert oft mehr Mut als das Festhalten an ewigem Streit. Das
gilt für die Unversöhnlichen im èechischen Volke,
wie auch für die Radikalen im deutschen Lager. Wir haben
den Mut zu erklären, jedem die Hand zum ehrenvollen Frieden
zu bieten; der Stärkere hat es in der Hand, den Frieden zwischen
den Völkern im Staate selbst und den Frieden innerhalb des
Sudetendeutschtums wieder herzustellen. Wir waren und sind zur
gemeinschaftlichen Arbeit jederzeit bereit. Ich lehne es deshalb
in ernster Stunde ab, auf die niedere Stufe der Kampfesweise herabzusteigen,
wie es von sudetendeutscher Seite zur Schande des Sudetendeutschtums
vor diesem Forum vor nicht langer Zeit geschehen ist. (M ístopøedseda
Vávra zvoní.) Ich antworte auf diese Angriffe
mit den Worten des schweizerischen Bauernführers Professor
Lauer, dessen Verteidigung des schweizer Bauerntums schweren Angriffen
ausgesetzt war: "Mit ruhiger Würde trotzen wir allen
Anfeindungen, gepanzert durch Reinheit und ruhiges Gewissen treten
wir allen entgegen, jeden Augenblick gewaffnet, ihren Angriffen
Stand zu halten!"
Der Bund der Landwirte hat seine Aufgabe in der sudetendeutschen
Geschichte in schwerer Zeit erfüllt. Wir haben bis zur Verlagerung
der außenpolitischen Kräfte dem Sudetendeutschtum die
Substanz erhalten und den Besitz seit dem 13. Oktober 1926 nicht
schmälern lassen. Wie oft haben wir nationale Freiheit und
völkisches Recht in den ersten Nachkriegsjahren auf den Marktplätzen
der sudetendeutschen Städte verteidigt, zu einer Zeit, wo
noch viele der heutigen Vorkämpfer hinter den Gardinen den
Ausgang des zweifachen Kampfes gegen Kommunismus und Marxismus
für die Lebensrechte des sudetendeutschen Volkes beobachteten,
oder völkische Menschen als ihre Gegner angesehen haben.
Diese Tatsache möge nicht vergessen werden.
Und nun zurück zur Landwirtschaft. Voll Kummer und Sorge
blickt das bodenständige Landvolk in die Zukunft und erwartet
vom Herrn Landwirtschaftsminister, der mit starkem Willen und
zäher Beharrlichkeit die Lösung der Lebensfragen der
Landwirtschaft in unserem Staate betreibt, als Leiter der obersten
Landwirtschaftsbehörde und der gesamten Regierung Abhilfe.
(Potlesk.)