Místopøedseda Taub (zvoní): Prosím
o klid.
Posl. B. Köhler (pokraèuje): Das ist
das Flugblatt, das von der SdP. am 23. August in Hermannshütte
verbreitet wurde. (Posl. dr Neuwirth: Von Euch gefälscht!)
Dieses Flugblatt zeigt Euch als dieselbe Sorte von Menschen,
die im Dritten Reiche an der Macht ist. Die Henleinpartei verbreitet
im Niederland einen Streuzettel, in dem es heißt: "Im
sudetendeutschen Lande ist kein Platz für Juden und Kommunisten."
Das ist eine Wiederholung derselben Mordhetze wie im ersten Flugblatt.
Die Herren von der Sudetendeutschen Partei und vor allem jene,
die sich einbilden, die Weisheit gepachtet zu haben, die hier
auf den Schulbänken in Prag herumhocken, anstatt etwas zu
lernen, Skandale inszenieren, aus diesen Kreisen werden verschiedenen
Persönlichkeiten in der Republik Drohbriefchen geschrieben,
in denen man diesen offen androht, daß man mit ihnen genau
so verfahren will wie mit Prof. Lessing in Marienbad (Posl.
dr Neuwirth: Zeigen Sie diese Briefe!), Briefe in denen man
sich damit prahlt, daß man mit dem Mord an Lessing gründliche
Arbeit gemacht hat. Die Herren der SdP., die sich hier als die
Anständigen aufspielen, heulen draußen ganz anders.
Der Herr Georg Wollner erklärte auf der Karlsbader
Kundgebung: "Wir Sudetendeutschen haben uns um Konrad Henlein
zusammengeschart, um dem Bolschewismus nicht nur geistig, sondern
auch mit allen Mitteln entgegenzutreten." (Posl. dr Neuwirth:
Ist ja recht!) Herr Neuwirth stimmt zu; er versteht
unter allen Mitteln, wenn es sein muß, auch im Parlament,
daß er hier mit seinen Pfoten arbeitet. Die anderen draußen
verstehen sehr gut, was Herr Wollner darunter versteht,
wenn er die Leute auffordert, mit allen Mitteln mit der Komune
abzurechnen. Sie haben es sehr gut verstanden in Hermannshütte,
als sie den alten Arbeiterfunktionär Emmerich Röhrich
niedergestochen haben; die Anhänger der SdP. haben Herrn
Wollner sehr gut verstanden, als sie bei Znaim einen sozialdemokratischen
Arbeiter erstochen haben (Posl. dr Neuwirth: Das ist in Znaim
nie passiert!), die Anhänger der SdP. haben die Worte
des Herrn Wollner sehr gut verstanden, als sie in Neudek
versuchten, einen Fehmemord an einem ehemaligen Anhänger,
an dem Arbeiter Felden, durchzuführen, der Euch nur deswegen
nicht gelungen ist, weil dritte Personen dazu gekommen sind und
diesen Mord verhindert haben. Heute wird im ganzen deutschen Gebiete
von der SdP. eine wilde Hetze betrieben und erklärt, daß
die Kommunisten angeblich schwarze Listen vorbereiten, nach denen
die den Kommunisten Unliebsamen hinweggefegt werden sollen, sobald
die Kommunisten an die Macht kämen. Mit dieser Behauptung
wird nichts anderes verdeckt als die Tatsache, daß Ihr die
schwarzen Listen von Arbeitern anlegt, die Euch nicht genehm sind,
die Ihr den Organen des Dritten Reiches ausgeliefert habt, da
jeder Mensch, der die Reichsgrenze überschreitet, von SA
und Organen der Staatsmacht verhaftet wird, wenn er in dem Verzeichnis
als schwarzes Schaf angeführt wird. (Posl. dr Neuwirth:
Was habt Ihr drüben zu tun?) Das geht Sie einen Dreck
an, was wir im Dritten Reiche zu tun haben. Diese Herren verbreiten
Nachrichten, daß die Kommunisten schwarze Listen angelegt
haben, zu dem Zwecke, damit die sudetendeutsche Bevölkerung
aufgehetzt werden kann, damit sie in einen Wirbel versetzt werden
soll, damit man die sudetendeutsche Bevölkerung gegen die
Kommune und gegen die Marxisten hetzen kann, damit man die Bürgerkriegsvorbereitungen,
die man trifft, später in die Praxis umsetzen kann. Die Herren
von der SdP. haben die Frechheit, zu erklären, daß
z. B. im Reichenberger Konsumverein Maschinengewehre und Waffen
versteckt werden, sie haben die Frechheit, bei der Polizei Anzeige
zu erstatten, daß in den Konsumvereinen Waffen versteckt
werden. Sie reden von Waffen bei den Kommunisten, damit die Waffen
bei der Henleinpartei umso sicherer sind. Die Polizei hat Hausdurchsuchungen
vorgenommen bei Kommunisten und bei Henleinleuten. Waffen wurden
im Konsumverein der Arbeiter in Reichenberg nicht gefunden. Waffen
wurden aber gefunden bei Anhängern der Henleinpartei (Výkøiky
posl. dr Neuwirtha.) in Hermannshütte. Die Sudetendeutsche
Partei erklärt dann: Ja, das waren doch nur alte Kriegsandenken,
die man dort gefunden hat. Waffen wurden gefunden bei Anhängern
der SdP. in Jauernigg und und die SdP. kommt hinten nach und sagt:
Das war nur Zimmerschmuck, den man dort gefunden hat. Herr Neuwirth,
bis heute haben Sie in Ihrer Presse nicht die Antwort des Herrn
Ministers des Innern auf Ihre Interpellation über die Vorfälle
in Tuschkau bei den letzten Wahlen abgedruckt. (Posl. dr Neuwirth:
Die kenne ich nicht!) Er kennt sie deswegen nicht, weil offiziell
vom Innenminister mitgeteilt wurde, wieviel Revolver, Schlagringe
und Stahlruten bei Euren Ordnern gefunden wurden. Die Hetze der
SdP. wird systematisch mit allen Mitteln betrieben, um das ganze
sudetendeutsche Gebiet in die Psychose des Bürgerkrieges
zu versetzen. Der SdP. sind dabei alle Mittel dienlich, nicht
nur Mittel der Propaganda, sondern sie betreibt auch offen diese
Hetze. Die "Zeit" brachte am 17. November folgende niederträchtige
verlogene Nachricht: "Vor einigen Tagen fand, wie erst jetzt
bekannt wird, in einem Trautenauer Lokal eine kommunistische Versammlung
statt, in der ein Redner aus Prag über die Methoden des Bürgerkrieges
sprach. Er unterrichtete die Teilnehmer der Versammlung, wie die
Vorbereitungen zu einem Bürgerkrieg getroffen werden und
sodann wie ein Bürgerkrieg geführt werden muß."
(Posl. dr Neuwirth: Das ist nicht wahr!) Das hatten Sie
bekommen von Ihrem Agenten Streitenberger, der diese Notiz der
"Zeit" schickte und gleichzeitig sie an den Breslauer
Rundfunk weitergab, der diese Nachricht am 23. d. M. von Deutschland
aus verbreitete. Mit allen Mitteln wird also diese Bürgerkriegshetze
von der SdP. geführet, u. zw. zu dem Zwecke, von dem Gen.
Gottwald in seiner gestrigen Rede gesprochen hat. Diese
ganze Art der Arbeit geht nach dem Muster der spanischen Methoden
vor sich. Die Herren versuchen eine solche Lage im sudetendeutschen
Gebiet zu schaffen, damit die deutsche Bevölkerung dort in
einen Bürgerkrieg gehetzt wird, sie versuchen einen Überfall
nach dem anderen auf die Bevölkerung herbeizuführen,
um dann sagen zu können: Schaut, im sudetendeutschen Gebiet
ist der Bürgerkrieg ausgebrochen, dort haben die Kommunisten
einen Putsch gemacht, es muß eingeschritten werden, denn
in der Èechoslovakei hat der Bolschewismus seine Herrschaft
begonnen. Sie versuchen dieselbe provokative Politik durchzuführen,
wie sie in Spanien von den Natiolisten getrieben wird, um einen
Anlaß zur offenen Intervention des Dritten Reiches zu haben.
(Hluk. - Výkøiky poslancù strany
sudetskonìmecké. - Pøedseda zvoní.)
Diese Bürgerkriegshetze vollzieht sich tagtäglich
im sudetendeutschen Gebiet. Da treten verschiedene Redner aus
diesem Parlament auf und sagen: Bei uns in der Republik ist doch
Ruhe, wer fühlt sich in der Republik bedroht? Was ist also
Tatsache? Die Herren von der SdP. versuchen Zustände herbeizuführen,
wie sie im Dritten Reich ganz legal existieren. Mordhetze und
Überfälle auf Arbeiter geschehen nicht nur im Dritten
Reich, sondern diese Methoden werden auch hier von Herrn Kundt
und Comp. angewendet. Vom Herrn Kundt, der seine Erfahrungen
in Rußland erworben hat, u. zw. als Weißgardist, wo
er gegen die russischen Bauern und Arbeiter gekämpft hat.
(Výkøiky posl. Kundta.) Jeder kann sich vorstellen,
was das bedeuten würde, wenn diejenigen, die heute die Kriegshetze
im sudetendeutschen Gebiet betreiben, dazu kämen, die Selbstverwaltung,
d. h. die Verwaltung der Deutschen in der Èechoslovakischen
Republik selbst zu haben. Man kann sich vorstellen, was es bedeuten
würde, wenn es der Henleinpartei gelingen würde, das
sudetendeutsche Gebiet im Rahmen einer Autonomie zu einem Vorzimmer
des Dritten Reiches zu machen.
Die Bürgerkriegshetze der SdP. spielt sich ganz offen vor
den Augen der Behörden ab. Die Behörden sind blind gegen
die Mordhetze, die hier von der SdP. gegen einen Teil der sudetendeutschen
Bevölkerung betrieben wird. Der Herr Innenminister versteht
sehr kräftig zuzuschlagen, wenn es gegen die Kommunisten
geht, er fühlt sich aber ohnmächtig oder will nicht
energisch durchgreifen, wenn es sich um diese Bürgerkriegshetze
handelt, die im deutschen Gebiet der Republik gegen einen Teil
der Bevölkerung tagtäglich getrieben wird. (Hluk.
- Pøedseda zvoní.)
Wir Kommunisten protestieren entschieden gegen diese Kriegshetze
und fordern, daß die Bevölkerung im sudetendeutschen
Gebiet gegen dieses Treiben der SdP. geschützt wird. Wir
warnen die gesamte sudetendeutsche Bevölkerung vor dieser
Kriegshetze der SdP. und fordern die sudetendeutsche Bevölkerung
auf, sich nicht darauf einzulassen. Wir fordern die sudetendeutsche
Bevölkerung auf, sich nicht einzulassen auf Schlägereien
und Messerstechereien. Wir fordern die sudetendeutsche Bevölkerung
deshalb dazu auf, sich nicht auf derartige Bürgerkriegshetzen
und Raufereien einzulassen, weil es unseren Feinden umso besser
geht, je mehr die werktätige Bevölkerung untereinander
uneinig ist. (Hluk. - Výkøiky poslancù
strany sudetskonìmecké.) Das sudetendeutsche
Volk muß sich einigen, aber nicht in der Volksgemeinschaft,
damit dieser Bürgerkrieg gegen die Marxisten und Demokraten
in diesem Staate vereitelt wird. Das sudetendeutsche Volk muß
sich in der Volksfront aller Werktätigen zusammenschließen
(Smích poslancù strany sudetskonìmecké.),
u. zw. in der Volksfront aller Werktätigen, um diese ihre
nationalen Rechte, Brot und Arbeit zu erkämpfen. (Potlesk
komunistických poslancù.).
Hohes Haus! Wenige Tage nach der Gründung der damaligen Sudetendeutschen
Heimatfront begann eine Hetze sowohl unserer parteipolitischen
Gegner als auch der èechischen Chauvinisten gegen unsere
neugegründete Bewegung mit dem Ziele, diese der Staatsfeindlichkeit
zu überführen. Wenn wir die Zeitungsartikel, die zu
diesem Zwecke geschrieben wurden, aneinander reihen würden,
es wären Hunderte von Seiten, die zu dem Zwecke vollgeschrieben
worden sind. Ich möchte direkt sagen, es waren verzweifelte
Versuche und eine Begeisterung bei der Sache, daß man den
eigentlichen Zweck der Übung nicht so recht erkennen konnte.
Bis heute, nach reichlich 3 Jahren, ist es niemandem gelungen,
auch nur ein Haar von diesen Behauptungen, die da ständig
in der Zeitung geschrieben wurden, nachzuweisen. Nun auf einmal,
heuer im Frühjahr, da hatte es den Anschein, als wenn endlich
die Grundlagen für den großen Schlag gegen die Sudetendeutsche
Partei bereit wären, und man wartete nur auf den günstigen
Zeitpunkt, um mit diesem Material herauszurücken, um dann
die SdP. tot zu machen. Nun die Sensation ist infolge eines Mißgeschickes
der daran beteiligten Personen zu früh geplatzt. Wir haben
bisher zu der ganzen sogenannten Dokumentenaffaire geschwiegen,
weil wir der Ansicht waren, daß genug Beweismaterial, genug
Indizien dafür da waren, daß die Behörden und
Gerichte Beweismaterial hätten, um hier von amtswegen einschreiten
zu können. Da dies bisher nicht geschehen ist, so müssen
wir wohl oder übel nun daran gehen, auch von uns aus dazu
Stellung zu nehmen.
Ein gewisser Herr Peuker, der uns nicht mehr ganz unbekannt ist,
hat ja schon seinerzeit in den "Lidové noviny"
den Beweis erbringen wollen, daß die Sudetendeutsche Partei
- damals Heimatfront - aus Geldern des Reiches mehrere Millionen
Kè bekommen hätte, um damit ihre Wahlen zu finanzieren.
Der Prozeß, der damals geführt wurde. hat klar und
eindeutig gezeigt, daß dieser Herr Peuker nicht imstande
war, auch nur den geringsten Beweis oder Verdachtsgrund für
diese seine Behauptung aufzustellen. Peuker hat es aber darauf
nicht beruhen lassen, sondern hat versucht, neues Material herbeizuschaffen,
und hat sich dann im Laufe seiner Tätigkeit an einen ehemaligen
Beamten der "Zeit" gewendet, um von diesem gegen Bezahlung
Material gegen den Kameradschaftsbund und gegen die Sudetendeutsche
Partei herauszubekommen. Förster ging scheinbar auf diese
Angebote ein, unterrichtete aber maßgebliche Mitglieder
unserer Bewegung von diesen Vorfällen und erstattete jeweils
nach den Unterredungen genau Berichte, die in einem Gedächtnisprotokoll
niedergelegt sind und jederzeit den Gerichten als Beweismaterial
angeboten werden können. Endlich nach längerer Zeit,
am 8. Oktober, ging Peuker daran, das Geheimnis seiner Verbindung
mit Förster lüften zu lassen, und erklärte, daß
er angeblich ein gutes Geschäft hätte, daß nämlich
Förster den Bew eis für die Echtheit von Dokumenten
hochverräterischen Inhaltes erbringen solle. Dieser Förster
sollte die Photographien von Dokumenten hochverräterischen
Inhaltes bestätigen in der Richtung, daß er die Originale
zu diesen Photographien im Aktenmaterial des Dr. Brand und anderer
hervorragender Funktionäre der Partei gesehen habe. Außerdem
hätte von diesen Dokumenten ein gewisser Direktor Dürr
aus Reichenberg Kenntnis und auch die Kanzlei des Herrn Staatspräsidenten
sei von diesen hochverräterischen Dokumenten informiert,
Es handelt sich nur darum, daß Förster hiezu Zeugenschaft
ablege, und zwar vor einem Beamten des Landesamtes, daß
er seinen Namen eigentlich nicht nennen müsse, sondern es
käme nur darauf an, daß die Echtheit der Dokumente
von einem Manne bestätigt würde, der während der
Amtszeit Dr. Brands im Betriebe der SdP. gearbeitet habe. Am 31.
Oktober erschien Peuker in der Wohnung Försters und legte
ihm 14 photographierte Dokumente vor und erklärte, er werde
jetzt den Beamten. zu dem er Dr. Schmidt sagte, holen, damit Förster
diese seine Bestätigung abgeben könne. Inzwischen kam,
wie bereits aus den Zeitungen bekannt wurde. ein anderer Beamte
des Arbeitsamtes, stellte sich in den Kasten und hörte nun
die Unterredung Peukers mit Förster aus dem Kasten an. er
ist also ein Kronzeuge für die Unterredung. Peuker erklärte
nun, nach dem er zurückgekommen war, daß er mit seinen
Geldausgaben einem Konsortium, das an den gefälschten Dokumenten
ein Interesse hat, bereits 27.000 Kè verrechnet habe und
3000 Kè aus eigener Tasche zugesetzt habe. Er erzählte
weiter, daß von diesen Dokumenten außerdem noch der
ehemalige Direktor des deutschen politischen Arbeitsamtes Dürr
Kenntnis habe. Das Material, das den Kameradschaftsbund und die
SdP. in der Èechoslovakei belaste, sei den Behörden
übergeben worden, während das Material, das den Kameradschaftsbund
national unzuverlässig erscheinen lasse, ins Reich geschickt
worden sei. Wie aus den Zeitungen bekannt ist, wurde dann Peuker
mit auf das Polizeikommissariat genommen und dort Anzeige wegen
Versuch der Verleitung zur falschen Zeugenaussage erstattet. Es
ereignete sich nun, daß sich Peuker auf einen Beamten der
Reichenberger Polizeidirektion namens Èmolík berief,
der angeblich die ganze Sachlage aufklären würde. Er
entfernte sich unter anderem mit einem Beamten des Polizeikommissariates,
blieb eine Stunde weg und nachdem dieser Polizeikommissär
des Kommissariates Heinrichsgasse zurückkam, forderte er
den Inhaber der Dokumente, das war jetzt Ing. Kraus, auf, diese
Akten zurückzugeben, und damit wäre der Fall erledigt.
Es wurde nachträglich festgestellt, daß bei der Reichenberger
Staatspolizei tatsächlich ein Oberaktuar, Sekretär Franz
Èmolík, tätig sei, es wurde weiter festgestellt,
daß am gleichen Tage dieser Sekretär in Reichenberg
keinen Dienst machte, daß er verreist war und erst am späteren
Abend zurückerwartet wurde.
Aus der Veröffentlichung der Dokumente. die inzwischen in
die Hände eines Prager Montagsblattes gelangt sind, ist dann
zu ersehen, wie sich die Sache weiter entwickelte. Herr Dürr
hat zugegeben, Kenntnis vom Material zu haben, es scheint aber,
daß irgendwie im Zusammenhang mit dieser Aussage wohl der
Versuch gemacht werden wird, diese ganze Angelegenheit zu verwischen
und zu vernebeln und den Spieß so umzudrehen, als wenn Förster
bereits die Dokumente dem Peuker irgendwo und irgendwann in die
Hände gespielt habe. Dieser Versuch ist zwar in der letzten
Minute, wie er gemacht wurde, sofort als plump und einfältig
zu erkennen und ich glaube wohl kaum, daß jemand darauf
hereinfallen wird. Es bleibt jetzt nur die Frage zu klären:
Warum hat erstens das Polizeikommissariat in der Heinrichsgasse
auf Grund der Dokumente, aus denen sofort jeder Laie ersehen müßte,
daß es sich um Beweise für staatsfeindliche Tätigkeit
gehandelt hat, nicht sofort Anlaß genommen, um entsprechende
Anzeigen zu erstatten und die nötigen Schritte zu unternehmen?
Weshalb hat weiter die Nachrichtenabteilung der Polizeidirektion
in Prag, die noch am selben Abend von dem ganzen Vorfall verständigt
wurde, keine Maßnahmen ergriffen, das Material sicherzustellen,
so daß es dann in der Zeitung veröffentlicht werden
konnte? Weiters ist die Beteiligung einer offiziellen Behörde,
nämlich der Polizeidirektion in Reichenberg durch Teilnahme
des Herrn Èmolík außerordentlich wahrscheinlich,
und es wäre notwendig, daß auch von dieser Seite einmal
ganz klar Stellung dazu genommen würde, was Dr. Èmolík
mit der ganzen Angelegenheit, nämlich mit der Verleitung
zu falscher Zeugenaussage, Herstellung gefälschter Dokumente
usw. zu tun habe. In diesem Zusammenhange, weil das auch im "Montagsblatt"
gebracht wurde, wie außerdem in angeblich informierten Kreisen
davon gesprochen wurde, ist es notwendig, daß einmal klar
ausgesprochen würde, welche Bewandtnis es mit dem angeblich
vorhandenen Briefe des Reichsministers Rudolf Heß an Konrad
Heinlein habe.
Es geht nicht an, daß man Wochen und Monate lang von dem
angeblichen Vorhandensein derartiger Dokumente spricht, während
man sich weigert, diese Dokumente als Beweismaterial der Staatsanwaltschaft.
nachdem es sich doch um klare kriminelle Tatbestände handeln
würde, zu übergeben. Nur als Illustration, wie derartige
Tatbestände gesetzt werden, möchte ich noch folgenden
Vorfall anführen. Heuer im Sommer hat ein amerikanischer
Journalist namens Miles Bouton in Prag in unserem Arbeitsamt vorgesprochen
und eine Unterredung mit einem unserer Beamten gehabt. Nun erfahren
wir aus Nordamerika, daß dort dieser Miles Bouton ein Tourné
unternimmt und öffentlich erklärt, er selbst wäre
Ohrenzeuge davon gewesen, wie ein Beamte des Arbeitsamtes in Prag
vom Reichsminister Rudolf Hess Aufträge einholte. Es war
sehr leicht nachzuweisen, daß dieser Hess nicht Reichsminister,
sondern unser verdienter Klubsekretär war, der hier in voller
Größe zu sehen ist. Auf diese Weise werden im Ausland
die Gerüchte von der Staatsfeindlichkeit und von unseren
Beziehungen zu Deutschland erzeugt kolportiert, und ich zweifle
keinen Augenblick daran, daß dieser HerrMiles Bouton sofort,
nachdem er aus dem Arbeitsamt hinausgegangen war, auf die Burg
oder ins Innenministerium gefahren ist, um dort sofort die Herren
von der Tatsache der Unterredung eines Beamten des Arbeitsamtes
mit dem Reichsminister Hess - es ist das eine unverdiente Ehrung
für unseren Khubs ekretär - zu unterrichten. Außerdem
liegen Beweise vor, wenn es notwendig ist, auch die Rechnungen
des Telephonamtes über sämtliche Gespräche, unter
denen aber kein einziges mit Berlin geführt wurde.