Zum Abschluß möchte ich zusammenfassend sagen: Zu jeder
ehrlich gemeinten Zusammenarbeit, die nicht politische Taktik
zum Zwecke der Entlastung wegen der Regierungsteilnahme ist, sind
wir bereit; diese Zusammenarbeit muß die Grundforderungen
des Sudetendeutschtums und seine Grundlebensrechte zum Inhalte
haben. Das ist das entscheidende. So lange aber die Zusammenarbeit
keinen Inhalt hat, sind wir der Meinung, daß das ganze taktische
Spiel, das von den regierungsdeutschen Parteien zur Irreführung
der Bevölkerung bisher gespielt wird, weiter gespielt werden
soll. Und dann, Herr Koll. Luschka, möchte ich Ihnen
eines sagen:
Es geht in diesem Staate darum, daß das autoritäre
Gewaltsystem, das angefangen von der Aufhebung der Demokratie
in früheren Gesetzen, besonders in der Verwaltungsreform,
bis zum Staatsverteidigungsgesetz und bis zur Novelle des §
6 reicht, bis zu all den Maßnahmen, die wir erleben mußten,
daß dieses System einmal einer echten Demokratie Platz macht.
So lange aber dieses System herrscht und so lange dieses System
von Ihnen nicht mitbekämpft, sondern mitgetragen und mitverantwortet
wird, werden Sie eine Lösung der Nationalitätenfrage
nicht erzielen. Denn wenn die Sudetendeutschen lediglich ein paar
Brosamen erhalten, aber keine Arbeitsplätze, wenn alles verstaatlicht
wird, wenn der Wirkungsbereich des Staates immer stärker
in die Privatatmosphäre, ja bis in die Wirtschaft und Kultur
hineinreicht, wenn die Dinge immer stärker sich so entwickeln,
daß ganz einfach über das geistige und wirtschaftliche
Schicksal des Sudetendeutschtums in jeder Gemeinde die Èechen
und nicht wir zu entscheiden haben, dann nützt uns auch eine
kulturelle Autonomie nichts; das Sudetendeutschtum würde
dabei politisch zugrundegehen, das heißt, es wird nicht
zugrundegehen, denn wenn Sie auch heute sich darauf einlassen
wollen, mit Kleinigkeiten eine Lösung der nationalen Frage
herbeizuführen, die Bevölkerung draußen ist viel
zu hellhörig geworden, als daß sie irgendwie dem Theater
glauben könnte, das heute gespielt wird. Dieses Theater besteht
darin, daß man jetzt ein bischen Luft läßt, etwas
über die soziale Not zu sagen, weil man von außen her
die Meinung gesagt bekommen hat, daß man hier die Dinge
ein bischen ändern soll. Aber man hat sich noch nicht entschlossen,
auf èechischer Seite, die Änderung so zu vollziehen,
daß wirklich eine ehrliche Verständigung und Lösung
der nationalen Frage in ihren Grundproblemen stattfinden kann.
(Posl. dr Luschka: Woher wissen Sie das jetzt schon?) Ich
weiß das aus einem sehr einfachen Grunde. Lesen Sie die
èechischen Zeitungen und beachten Sie die Gesetzentwürfe!
Jeder Gesetzentwurf enthält einen immer stärkeren Abbau
der letzten Reste von Selbstverwaltung sudetendeutscher Gebiete
und ich sehe Sie schon hier für alle Gesetzentwürfe
stimmen, die bereits in den Schubläden der Herren Minister
liegen. (Výkøiky. - Hluk.) Zum Beispiel
die Lösung der Zentralbankfrage, oder das Gesetz über
die Gemeindesekretäre. Wenn Sie, Herr Koll. Luschka,
hier gesagt haben, daß Sie diesem Sekretärentwurf nicht
zustimmen, dann sagte ich Ihnen, daß im Motivenbericht des
Kapitels Innenministerium zum Staatsvoranschlag diese Kommissäre
schon angeführt sind. Da kommen Sie post festum, wenn Sie
meinen, daß keine Gemeindesekretäre kommen. (Hluk.
- Místopøedseda Taub zvoní.)
Aber es ist zwecklos zu reden. Ich weiß, Herr Dr. Luschka
wird jetzt in seinen Versammlungen von 65 Mitgliedern - davon
gewöhnlich 7 oder 8 Journalisten - erzählen, der böse
Kundt habe hier im Hause die Einigkeit der Volksgemeinschaft
zerschlagen, die sie gepredigt haben, so wie sein Koll. Zajièek
in Budweis gesagt hat, der Kundt habe zuerst die Türe
zur Regierung und zum Ministerpräsidenten Hodža zugeschlagen.
Ich höre das schon im voraus, aber Sie können versichert
sein, nicht einmal die 25 Leute, die jetzt Ihr Koll. Mayr-Harting
in Karlsbad zusammengebracht hat, werden das glauben, viel
weniger das Sudetendeutschtum. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) Die èechischen Regierungsparteien haben nämlich
eine Vorstellung, als wenn der Bund der Landwirte und die deutsche
christlichsoziale Volkspartei oder die sozialdemokratische Partei
weiß Gott was für Positionen innehätten. Sie haben
nicht einmal die Leute, die ihre Mitglieder sind und wenn der
Bund der Landwirte jetzt die Zusammenarbeit predigt, so darf man
nicht vergessen, daß am Ersten die Bauern die Mitgliedsbeiträge
draußen zahlen sollen und wenn sie hören, daß
man wirklich zusammenarbeiten möchte, so zahlen sie vielleicht
wieder ei nmal ihre Beiträge. Wahrscheinlich ist das aber
nicht und die hohe Regierung wird wieder einmal helfen müssen,
damit die Sekretäre und andere Elemente, zum Beispiel die
Herren Peukert und sonstigen Dokumentenfälscher bezahlt werden.
Das ist die wirkliche Situation. Lassen Sie sich nichts vormachen
von der großen Anhängerschaft und dem Vertrauen, das
diese Parteien hinter sich haben. Geben Sie freie Wahlen für
die Gemeinden, aber nicht nur dort, wo man glaubt versichert zu
sein, sondern für alle deutschen Gemeinden! Machen Sie von
uns aus morgen eine neue Parlamentswahl. Herr Koll. Luschka,
die Volksgemeinschaft, die Einheitsfront wird dann in der Sudetendeutschen
Partei bestehen. Auf Wiedersehen! (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.)
Leeres Haus! Eine der entscheidenden Fragen der èechoslovakischen
Innenpolitik ist unzweifelhaft die nationale Frage. Seit die kommunistische
Partei besteht, bekämpfen wir die Natio nalitätenpolitik,
wie sie von der Regierung betrieben wird, deswegen, weil diese
Politik eine Unterdrückung aller nicht èechischen
Nationen in diesem Staate ist, weil sie niemandem anderen als
dem èechischen Großkapital und Großagrariertum
dient und verhängnisvoll für alle Nationen einschließlich
der èechischen ist. Die Politik der nationalen Unterdrückung
hetzt die Völker der Èechoslovakischen Republik gegeneinander
und treibt Wasser auf die Mühle der Faszisten aller Nationen
dieses Staates. In der jetzigen Zeit, wo die Republik und die
Demokratie ernstlich durch den in- und ausländischen Faszismus
bedroht wird, protestieren wir umso energischer gegen die Fortsetzung
der Unterdrückungspolitik der Nationen in diesem Staate.
Die Fortsetzung der nationalen Unterdrückung sprengt die
Verteidigung der Demokratie und der Republik.
In den letzten Monaten wurden von verschiedenen Staatsmännern
mancherlei Versprechungen in der Hinsicht gemacht, daß die
nationalen Verhältnisse in der Republik gebessert werden
sollen. Staatspräsident Beneš erklärte in
seiner Reichenberger Rede, daß in der nationalen Frage etwas
geschehen muß. Der Vorsitzende der Regierung Hodža
erklärte gleichfalls, daß die Regierung etwas tun
wird, um eine Besserung der nationalen Verhältnisse herbeizuführen.
Geschehen ist bisher nichts. Von Versprechungen, die gemacht wurden,
haben wir nichts. Derartige Versprechungen sind schon sehr viel
gemacht worden. Es kommt darauf an, daß tatsächlich
gehandelt wird. In den letzten Wochen haben die Jungaktivisten
einen schüchternen Versuch gemacht, neuerlich die nationale
Frage aufzugreifen. In den Reihen der Sozialdemokraten und Nationalsozialisten
hat das Auftreten der Jungaktivisten ein klein wenig Widerhall
hervorgerufen. Aus diesen Reihen wurden den Jungaktivisten unverbindliche
Zusagen gemacht. In der "Pøítomnost" und
im "Právo lidu" kann man hin und wieder etwas
lesen, Aufsätze, in denen man sich mit den nationalen Verhältnissen
beschäftigt, mit den unerträglichen Verhältnissen
in der Republik.
Wir Kommunisten begrüßen einen jeden Versuch, der darauf
hinausläuft, eine Besserung in den Beziehungen zwischen den
Völkern der Èechoslovakischen Republik herbeizuführen.
Die èechische Linke, die èechische Demokratie muß
aber den Mut haben, zu handeln, gegen die Reaktion, gegen Rechts,
die Regelung der nationalen Frage durchzusetzen. Die èechische
Linke muß den Mut haben, auch in der Regierung gegen den
Widerstand der Reaktion eine Regelung der nationalen Verhältnisse
zu erzwingen. Wir Kommunisten bieten allen, die ernst für
eine Regelung der nationalen Frage in der Republik eintreten,
unsere Mitarbeit an. Wir haben zu diesem Zwecke der Regierung
ein eigenes Memorandum mit konkreten praktischen Vorschlägen
unterbreitet, in welcher Richtung und in welchen Fragen ein nationaler
Ausgleich zwischen dem èechischen und dem deutschen Volke
in der Republik herbeigeführt werden kann. Wir haben derartige
praktische Forderungen gestellt, deren Erfüllung unter den
heutigen Bedingungen möglich ist und deren Erfüllung
die primitivsten, die lebensnotwendigsten nationalen Rechte der
deutschen Bevölkerung in diesem Staate bringen würde.
Tausendemal wurde von verschiedenen Seiten gesprochen, daß
die Deutschen der Republik Gleiche unter Gleichen sein sollen.
Das sind sie bis heute nicht. Unsere Vorschläge, die wir
in dem der Regierung unterbreiteten Memorandum gemacht haben,
würden dazu führen, wenn man sie verwirklichte, aus
der deutschen Bevölkerung der Republik tatsächlich Gleiche
unter Gleichen mit der èechischen Bevölkerung und
mit der Bevölkerung der übrigen Nationen zu machen.
Wir fordern in unserem Memorandum, daß ein nationaler Ausgleich
zwischen der èechischen und der deutschen Bevölkerung
verwirklicht wird. Wir fordern den freien Gebrauch der Muttersprache
für die deutsche Bevölkerung bei Ämtern und Behörden.
Wir fordern eine gerechte Fürsorge für das deutsche
Schul- und Kulturwesen in diesem Staate, wir fordern nationale
Gleichberechtigung bei der Beschäftigung von Arbeitern auf
Notstandsbauten, bei der Beschäftigung von Beamten, Angestellten
und Arbeitern in den Staatsbetrieben, bei den Ämtern und
Behörden. Wir fordern eine gerechte Sozialpolitik und vor
allem eine wirksame Hilfe und Fürsorge für die deutschen
Hungergebiete. Unsere Forderungen sind durchaus gerecht, was niemand
bestreiten kann, und es sind Minimalforderungen, die auch unter
den heutigen Verhältnissen durchaus erfüllbar sind.
Die Regierung hat uns in den letzten Monaten neuerlich Hunderte
von Polizisten in das deutsche Gebiet geschickt. Die deutsche
Bevölkerung braucht nicht Polizisten, sondern nationale Rechte,
sie braucht Arbeit und Brot. Gebt der deutschen Bevölkerung
diese nationalen Rechte und wir werden Hunderte Polizisten in
diesem Gebiete nicht brauchen. Gebt der deutschen Bevölkerung
die nationalen Grundrechte und Ihr werdet sofort ein anderes Verhältnis
der großen Massen der deutschen Bevölkerung zur Demokratie
und Republik erzielen.
Die Henlein-Partei hat durch ihre Redner, die hier in der Debatte
aufgetreten sind, zum Ausdruck gebracht, daß sie mit den
Vorschlägen, die wir zur Regelung der nationalen Frage unterbreitet
haben, daß sie mit einem nationalen Ausgleich nicht einverstanden
sind. Uns wundert das nicht. Der Henlein-Partei kommt es darauf
nicht an, sondern vielmehr darauf, eine große nationalistische
Hetze unter der deutschen Bevölkerung zu entfalten. Hätten
die Deutschen in der Republik die grundlegenden nationalen Rechte,
dann könnte die Henlein-Partei viel schwieriger nationalistisch
aufhetzen. Der Abg. Kundt proklamierte vorhin, daß
die SdP. das sudetendeutsche Volk vertrete. Ich behaupte, daß
sie nicht das sudetendeutsche Volk vertritt, sondern daß
sie es beschwindelt. Die Henlein-Partei kommt heute mit der demagogischen
Frage: "Wo habt denn Ihr Kommunisten das Selbstbes timmungsrecht
für die Sudetendeutschen gelassen?" Das fragen diejenigen,
die noch niemals in ihrem Leben für das Selbstbestimmungsrecht
gekämpft haben. Wir antworten den Henlein-Leuten: Wenn heute
die deutsche Bevölkerung das Selbstbestimmungsrecht, das
Recht über sein Schicksal halbwegs selbst zu entscheiden,
einigermaßen sichern will, dann muß vor allem alles
geschehen, daß diejenigen Pläne nicht verwirklicht
werden, die von der Henlein-Partei für das deutsche Volk
geschmiedet werden. Wenn das sudetendeutsche Volk sich einigermaßen
das Recht sichern will, über sein Schicksal selbst zu entscheiden,
dann muß vor allem verhindert werden, daß es unter
den Stiefel des Dritten Reiches kommt, dann muß verhindert
werden, daß die deutsche Bevölkerung nicht von der
Henlein-Partei vergewaltigt werden kann. Die Henlein-Partei fordert
Autonomie, sie fordert Selbstverwaltung für das deutsche
Gebiet in der Republik. Diese Selbstverwaltung soll selbstverständlich
von der Henlein-Partei vorgenommen und ausgeübt werden. Aber
eine solche Verwaltung wäre keine Selbstbestimmung der Sudetendeutschen,
sondern eine brutale Vergewaltigung, eine ebensolche Vergewaltigung,
wie sie heute das deutsche Volk im Dritten Reich von der faszistischen
Macht erlebt. Der Henlein-Partei die Verwaltung des Sudetendeutschtums
in diesem Staat in die Hände zu geben, hieße nichts
anderes, als aus dem deutschen Gebiet der Republik ein Vorzimmer
des Dritten Reiches zu machen. In diesem Vorzimmer würden
die Hollube, die Freunde der Menschenräuber, die Freunde
der spanischen Marokkaner das Regime führen. Wir lehnen das
ab und werden uns mit aller Entschiedenheit dagegen stellen, daß
aus dem sudetendeutschen Gebiet ein Vorzimmer des Dritten Reiches
gemacht wird. Dies würde nicht bedeuten, dem sudetendeutschen
Volke Freiheit und Recht zu geben, sondern dies würde die
unerhörteste Versklavung und Entrechnung der deutschen Bevölkerung
in der Republik bedeuten. Vergewaltigung aber haben wir schon
genügend, wir brauchen nicht noch mehr. Was wir brauchen,
sind nationale Rechte. Einen Vorgeschmack davon, wie es in diesem
Vorzimmmmer des Dritten Reiches aussehen würde, wenn die
Henlein-Partei imstande wäre, die Sudeten zu einem solchen
zu machen, liefert die Tätigkeit, die gerade in den letzten
Wochen von dieser Partei entfaltet wird. Ich muß von dieser
Tribüne aus die èechoslovakische Öffentlichkeit
auf das aufmerksam machen, was jetzt im deutschen Gebiet der Republik
von der Henlein-Partei betrieben wird.
Ich muß die ganze èechoslovakische Öffentlichkeit
auf die niederträchtige Bürgerkriegshetze aufmerksam
machen, die von dieser Partei im Gebiete der Sudeten entfaltet
wird. Herr Dr. Rosche, der Mann mit dem schwarzen Punkt,
wie er sich ja selbst nannte, spielte hier in der Budgetdebatte
den Anständigen und Unschuldigen. Aber seine naiven Worte
stehen in krassestem Widerspruch zu dem, was seine Mannschaft
draußen am Lande tagtäglich treibt. (Posl. dr Neuwirth:
Wer ist das?) Auch der Herr Dr. Neuwirth gehört
zu dieser Sorte. (Posl. dr Neuwirth: Heraus mit der Farbe.
was treibe ich draußen?) Im sudetendeutschen Gebiet
wird heute von der SdP. eine Flüsterpropaganda entfaltet,
in der man den Marxisten, den demokratischen Elementen in diesem
Staate, ankündigt: "Wartet nur, wenn wir in Spanien
fertig sind mit dem Volke, dann kommt Ihr Marxisten, dann kommt
die Èechoslovakische Republik daran!" Das sind diejenigen,
die hier die noblen Herren spielen, die draußen in den Sudeten
erklären, man müsse mit der Kommune abrechnen, gründlich
abrechnen bis zum Schluß, wenn es angeblich besser werden
soll in der Republik. Diese Helden, die hier die Anständigen
spielen, verbreiten im sudetendeutschen Gebiete heute Flugblätter,
in denen es heißt: "Auf zum Kampfe gegen Marxisten
und Juden, die aus der Republik ausgeräumt werden müssen,
und wenn das Blut vom Messer spritzt." (Posl. dr Neuwirth:
Das ist eine glatte Verleumdung! - Výkøiky.)