Meine Damen und Herren! Es hat bereits mein Kamerad Richter
heute in einem Falle aufgezeigt, wie die von diesem Rednerpult
aus bereits im Vorschuß gelobte Lösung der Nationalitätenfrage
im Falle der Zentralbank praktisch aussehen soll. Ich möchte
gleich anschließend von hier aus einige Fragen an den Herrn
Innenminister bezüglich einer zweiten Sache richten, die
wieder vor allem die kleinen Leute des Sudetendeutschtums angeht,
die Phönixangelegenheit.
Im April 1936 erfolgte der Zusammenbruch. Während das kleine
und von hier aus immer so als schnorrend bezeichnete Österreich
bereits im April eine Regelung getroffen hat, haben wir hier bis
auf schüchterne Versuche einer Regelung durch die Regierungsverordnung
101 vom 21. April gar nichts getan. Diese Regelung schaut ungefähr
so aus, wie die Beschlüsse des Völkerbundes: man beschließt,
daß man beschließen wolle, etwas zu tun. Ich möchte
daher folgende Fragen an den Herrn Innenminister richten: Wo bleibt
die Phönixsanierung? Wie erfolgt die Befriedigung der mit
mehr als 10.000 Kronen Versicherten? Wer sind die neuen Aktionäre
der gedachten Auffangsgesellschaft und nach welchem Schlüssel
werden diese Aktien verteilt werden? Nach welchen Grundsätzen
wird bei der Liquidierung vorgegangen werden und wie beim Verkauf
der Aktien? Wie lautet die Konzession der neuen Gesellschaft?
Zu der Konzessionsfrage müssen wir ganz energisch feststellen,
daß die vielfach gemeldete Absicht, einer neuen Gesellschaft
eine Monopolstellung gegenüber den übrigen bestehenden
Versicherungsgesellschaften zu einem weiteren Ruin deutscher Versicherter
einzuräumen, abgelehnt werden muß. Was hat die Regierung
bei den Verhandlungen in Wien erreicht? Und schließlich:
Trotzdem der Herr Minister im verfassungsrechtlichen Ausschuß
die Durchführung einer strengen Untersuchung und Bekanntgabe
der Liste der kompromitierten Personen ohne Rücksicht auf
deren Rang versprochen hat, ist eine Bekanntgabe über das
Untersuchungsergebnis bisher nicht erfolgt, obwohl auch der Herr
Minister selbst wiederum erklärt hat, daß eine entsprechende
strenge Untersuchung im Interesse der Reinhaltung der Demokratie
rücksichtslos erfolgen werde. Ich habe den Eindruck, daß
man es bei uns zulande nicht sehr eilig hat, die Demokratie reinzuhalten,
bzw. rein zu bekommen. Wahrscheinlich hat man für die Zentralbank
und für andere finanzielle Regelungen deswegen kein Geld,
weil man erst neulich den Pozemkový ústav von Olmütz,
der aus Bankgeschäften allerhand Schwierigkeiten hatte und
als eine Èechisierungsbank in ganz Nordmähren bekannt
ist, sanieren mußte und wahrscheinlich hat man auch deshalb
kein Geld, weil der landwirtschaftliche Verband auch eine drimgende
Hilfe benötigt hatte, die natürlich im Zeichen der christlichen
Nächstenliebe vor allem nicht den armen Menschen des Sudetendeutschtums
gewährt wird. (Hört! Hört! - Posl. dr
Rosche: Auch die Durchführungsverordnung in der Phönixsache
fehlt! Das ist die Hauptsache!) Man wird in der Phönixsache
wahrscheinlich so vorgehen, wie man hierzulande in verschiedenen
Dingen, besonders bei der Zentralbank vorgegangen ist.
Aber, meine Herren, wenn ich von diesem konkreten Beispiel zur
Situation übergehen will, u. zw. insbesondere zu dem Gang
der Debatte und der Hinterkulissendirektion bei diesem Staatsvoranschlag,
so kann ich jenem Meister, der diese Regie für das èechoslovakische
Parlament so geschickt gemacht hat, mein Lob nicht versagen. Die
Regie ist zu offensichtlich, als daß Sie, meine Herren,
glauben könnten, wir seien so dumm und unklug, diese Regie
nicht zu bemerken. Die besteht darin, daß man diesmal in
dieser Staatsvoranschlagsdebatte von den großen politischen
Reden über andere Staaten, um die man sich ja bekanntlich
bei uns mehr kümmert als um den eigenen Staat, zu wirtschaftlichen
Reden heruntergestiegen ist. Es ist der Auftrag gegeben worden,
daß sich die Regierungsparteien nicht zu sehr politisch
streiten sollen, und man hat sich daher hier mehr wirtschaftlichen
Erörterungen gewidmet und hat es lediglich den deutschen
Regierungsparteien erlaubt, hier Reden zu halten, die endlich
irgendwie zum Ausdruck bringen sollten, daß sie wieder einmal
über die nationale Frage sprechen dürfen. Man hat ihnen
dies allerdings mit der Begrenzung erlaubt, daß sie keine
besonders großen politischen Forderungen erheben, sondern
lediglich eine Fülle von Kleinigkeiten an Klagen vorbringen
und insbesondere darauf hinarbeiten, die sudetendeutsche Partei
von vornherein dafür schuldig zu sprechen, daß sie
nicht den Willen haben, im großen Stile die nationale Frage
zu lösen, sondern lediglich den Willen haben, irgend eine
Kleinigkeit zu Weihnachten zu tun, damit die deutschen Regierungsparteien,
die es sich ja so billig und leicht gemacht haben, nicht letztenendes
den letzten Rest ihrer Anhängerschaft verlieren. Da hat man
eine sehr schöne theatralische Vorstellung im Abgeordnetenhaus
aufgeführt, sozusagen eine Operette inszeniert, bei der die
Redner der drei deutschen Regierungsparteien, die Soubretten darstellen,
die ihre Reize uns gegenüber zum Ausdruck bringen, damit
wir ihnen sofort in die Arme sinken und damit sie sich endlich
einmal salvieren können, auch die Sudetendeutsche Partei
sei zur Mitarbeit bereit, ein derartiges Theater mitzumachen.
Man hat noch etwas anderes getan. Während man bisher immer
uns, die wir hier oder draußen sprachen oder schrieben,
vorgeworfen hat, wir übertreiben mit der Not im Sudetendeutschtum:
siehe da auf einmal ist in Ergänzung zur Regie dem "Prager
Tagblatt" gestattet, das sudetendeutsche Elend zu schildern,
es ist gestattet, unter dem Protektorat des Herrn Minister Dr.
Czech hier in Prag eine Elendsausstellung zu machen, es ist gestattet,
daß auf einmal sich auch die "Lidové noviny"
besinnen, daß es im Sudetendeutschtum eine Not gibt, und
daß überhaupt das "Prager Montagsblatt" z.
B. Ausdrücke wie "Existenzkampf", "Industriefriedhof"
und ähnliche Dinge schreiben darf, wegen welcher Ausdrücke
man immer noch unsere Versammlungsredner nach § 14 des Schutzgesetzes
angeklagt und auch verurteilt hat. Erst unlängst hat einer
6 Wochen bekommen, weil er nichts anderes tat, als die Feststellung
eines Redners vom Abgeordnetenhaus über das sudetendeutsche
Elend vorzulesen. Man hat auch weiterhin dem Herrn Hacker auf
einmal gestattet, schönere Töne über das notwendige
Verhältnis von uns zu Deutschland anzustimmen. Man hat überhaupt
den Jungaktivisten erlaubt, sozusagen die erregte Seele der Altaktivisten,
die ja keine mehr haben, zum Ausdruck zu bringen und auf diese
Weise dem Sudetendeutschtum und der innernationalen Öffentlichkeit
das Theater vorzumachen, als wenn die Lösung des Nationalitätenproblems
im Grunde auf dem besten Wege wäre. Dann hat man auch den
Herren von den Regierungsparteien gestattet, während wir
früher verpönt waren, doch etwas freundlicher mit uns
zu verkehren und uns die Zusammenarbeit anzutragen, um der sudetendeutschen
Öffentlichkeit wieder einmal die seit dem Jahre 1921 besonders
bei den Wahlen und sonstigen kritischen Angelegenheiten dieser
Parteien vorgemachten Einheitswillen wieder in Erinnerung zu bringen.
(Sehr gut!) Viele von uns haben zwar nicht die Erfah rung
alter Politiker, wir haben nicht die Gerissenheit mancher Politiker,
aber wir haben einen gesunden Instinkt, und der genügt, um
den Schwindel zu erkennen, der wieder einmal vor der Öffentlichkeit
und vor dem Sudetendeutschtum aufgeführt werden soll. In
der Diskussion hat Koll. Dr. Luschka daran erinnert, daß
ein angeblicher parlamentarischer Verband so eine große
Angelegenheit gewesen wäre, die einen so starken Einfluß
auf die Entwicklung des Staates gehabt hätte. Meine Herren,
ausgerechnet in meiner Anwesenheit beruft man sich auf die Zusammenarbeit
der alten politischen Parteien, ausgerechnet in meiner Anwesenheit,
wo ich den Geist dieser Zusammenarbeit und die Fähigkeit
der Zusammenarbeit als Stenogr ammführender Sekretär
im kleinsten Kämmerlein kennengelernt habe. Nehmen wir doch
den parlamentarischen Verband, wo ich zwar noch nicht dabei war,
aber die Archivakten so genau studiert habe. Ja, anfangs waren
die sudetendeutschen Parteien zusammenzubringen im parlamentarischen
Verband - allerdings nicht einmal alle, denn einige waren draußen,
das hat Herr Koll. Dr. Luschka vergessen - und zwar auf
der Basis jener Grundsätze und jener Gesetzentwürfe,
die bei Vetter von der Lilie seinerzeit ausgearbeitet worden sind,
in denen ganz andere Forderungen des Sudetendeutschtums enthalten
sind, als wir hier gehört haben. Und als man eben anfing,
anstelle von Gesinnungspolitik Taktik zu machen, da brach dieser
Verband zusammen, insbesondere am Egoismus der politischen Parteien.
Denn vor lauter Diskussionen über das Vetorecht kam man solange
nicht zusammen und kam es solange nicht zu einer Einmütigkeit,
bis der Verband zerbrochen ist. Dann hat man wieder das Scheingebilde
eines deutschen Verbandes gemacht, dann jahrelang immer wieder
Volksratsverhandlungen, und immer zerbrachen die Dinge an den
Parteienveto, am Parteiegoismus. Und wenn man uns heute kommt
und sagt: ja, Ihr habt die Volksgemeinschaft gepredigt, Ihr seid
am 19. Mai vom Sudetendeutschtum in der Stärke gewählt
worden, weil Ihr versprochen habt, die Volksgemeinschaft zu verwirklichen,
so sage ich darauf: Jawohl, wir sind gewillt, die sudetendeutsche
Volksgemeinschaft, d. h. die politische Einheit des Sudetendeutschtums
im Staate zu verwirklichen, aber nicht in der Form, daß
man die abgetackelten Parteien wieder irgendwie salviert. Dr.
Luschka hat erklärt, daß es in der Demokratie
nicht möglich ist, daß eine sudetendeutsche Einheitspartei
entstehen könnte. Ich sage daraufhin: Es wäre am 19.
Mai durchaus möglich gewesen, abgesehen von den Sozialdemokraten,
wenn die Wahlgesetznovelle nicht gekommen wäre, die dem Bund
der Landwirte und der christlichsozialen Partei die Lebensrettung
gebracht hat. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) Wenn wirklich nach der Demokratie, nach der freien
Wahl des Verhältnisses gewählt worden wäre, dann
gäbe es in diesem Hause nicht mehr eine Vertretung der christlichsozialen
Partei und des Bundes der Landwirte. Weil man aber diese Faktoren
der Zersplitterung des Sudetendeutschtums im Interesse des Weiterwurstelns
in ihrer Politik erhalten wollte, deswegen hat man die Demokratie
gebrochen, hat die Wahlnovelle gemacht und auf diese Weise die
Möglichkeit geboten, daß ein paar Restsplitter hier
einziehen. Und wenn es heute so ausschaut, als wenn das Verhältnis
70% der sudetendeutschen Partei und 30% der anderen noch stimmt,
so ist das nicht wahr. Erstens einmal ist die Entwicklung des
Sudetendeutschtums zur Überzeugung gelangt, daß nur
eine politische Einheit, die nicht durch das Vetorecht jeden Tag
zertrümmert werden kann, dem Sudetendeutschtum helfen kann.
Die Entwicklung ist weiter gegangen, so weit, daß heute
der Bund der Landwirte gar nicht mehr weiß, ob seine örtlichen
Parteiorgane überhaupt noch seiner Partei angehören
(Potlesk.) und er hat es jetzt erleben müssen, daß
auf unserer Gemeindewahlliste dieselben Vertreter des Bundes der
Landwirte als Spitzenkandidaten aufscheinen, die er bis zum letzten
Augenblick für die seinen gehalten hat; und als sie bemerkten,
daß der Bund der Landwirte nichts mehr ist, als einige Köpfe
mit ein paar Sekretären und die Masse gar nicht mehr mitgeht,
diese restlichen 140.000, die man genannt hat, hat man schnell
erst vorgekehrt und sich gesichert, daß nur in den Gemeinden
Wahlen ausgeschrieben werden, wo noch halbwegs die Aussicht besteht,
Mandate zu erhalten. Das nennt man die freie Demokratie. Es wird
erst sichergestellt, ob in irgendeiner Weise noch einige Stimmen
für eine Regierungspartei im deutschen Gebiet zu haben wären.
Und wenn dann die Auskunft kommt: "Bis auf einen Sekretär
oder subventionierten Mann, ist niemand mehr übrig geblieben",
dann wird schnell die Demokratie außer Kraft gesetzt und
diktatorisch das System dieser Oberdemokraten aufrechterhalten.
Und dann wird uns gesagt, die Gemeindewahlen am 6. Dezember werden
kommen. Ja, da hat man schnell wieder abgesagt, weil man Angst
hatte und gemerkt hatte, daß in Görkau z. B. das Sudetendeutschtum
nicht zersplittert ist. Da hat man schnell Görkau abgesagt;
und als die erste Wählerversammlung in Maierhöfen gezeigt
hat, daß der Ort bei uns versammelt ist, wurde Maierhöfen
abgesagt. Das heißt also, die Demokratie besteht darin,
daß man mit allen Machtmitteln eine bereits des Volksvertrauens
bare Regierungspartei einfach gewaltsam schützt und stützt
und nichts anderes.
Gehen wir auf das grundsätzliche Thema stärker ein,
so will ich doch ein paar Worte über die Demokratie sagen.
Es hat hier der Herr Koll. Kögler gegen den Kameraden
Dr. Rosche den Staatspräsidenten Beneš zitiert,
der nach Kögler in Brünn im Bezug auf die Demokratie
gesagt haben soll, daß über diesen Begriff eine große
Verwirrung herrscht. Ich kann hier feststellen, daß hier
in diesem Hause jeden Tag und nahezu bei jedem Redner man einen
Lehrkurs der Verwirrung über die Begriffswelt der Demokratie
mitmachen kann. Was ist denn Demokratie? Demokratie ist die Herrschaft
des Volkswillens? Ist das dann eine Demokratie, wenn an Stelle
der Herrschaft des Volkswillens, die sich so oder so darstellen
kann, die Herrschaft des Beamten, die Herrschaft der Gendarmerie,
die Herrschaft der Staatspolizei, die Herrschaft der Grenzwache
und was Sie noch alles für Wachen aufstellen werden, getreten
ist? Im Jahre 1929 wurde sichtbar der erste Axthieb an die Demokratie
gelegt. Dr. Luschka, der damalige Minister Mayr-Harting
und Spina haben damals zugestimmt, daß das Ernennungsprinzip
eingeführt wird und haben damit erstmalig ihre Zustimmung
zur Aufhebung der Demokratie gegeben, jene Herren, die uns Vorlesungen
über Demokratie zu halten sich vermessen. Sie haben damit
damals nicht nur zu einer übermäßigen Ernennung
èechischer Elemente in deutschen Bezirken verholfen, sondern
damit den Anfang zur Aufhebung der Selbstverwaltung gegeben, die,
in finanzieller Hinsicht in Bezug auf die Gemeindekredite und
Sparkassen, durch die Regelung der Zentralbank noch mehr aufgehoben
werden soll. Da kommt man hier noch mit der Forderung nach einer
wirtschaftlichen Selbstverwaltung, wenn man Dingen zugestimmt
hat, die der Anfang zu ihrer Aufhebung gewesen sind.
Aber nehmen wir die grundsätzliche Entwicklung in dem Augenblicke,
wo die Vollmachten des Beamten immer stärker und stärker
werden, so daß er ganz einfach nach freiem Ermessen unter
dem Titel von Ruhe und Ordnung machen kann, was er will. Das ist
keine Demokratie, sondern das ist staatsdespotische Bürokratie.
Wenn man heute glaubt, die Nationalitätenfrage mit kleinen
wirtschaftlichen und sozialen Hilfen lösen zu können,
wenn man glaubt, mit einer kleinen Kulturautonomie, als der tapfersten
Forderung, die man hier erhoben hat, irgendwie die Dinge lösen
zu können, vergißt man eines, nämlich: die Entwicklung
im Staate ist so vorgeschritten, daß mit alten Sprüchlein
alter Parteien, wie sie uns hier vorgetragen worden sind, die
Nationalitätenfrage überhaupt nicht mehr gelöst
werden kann. Denn was nützt es denn, wenn einige Subventionen
gegeben werden, was nützt es denn, wenn wir das Recht bekommen
sollen, daß Gemeinden unter 3000 Einwohnern den Herrn Bezirkshauptmann
gnädigst bitten dürfen, ihnen auch eine deutsche Übersetzung
zu schicken, was nützt es denn, wenn man von Dezentralisation
im Sinne der Lösung der Nationalitätenfrage spricht,
was nützt dies in dem Augenblicke, wo die mit allen Vollmachten
ausgestatteten Beamten der politischen Verwaltung, aber nicht
nur sie, sondern auch diej enigen in den wirtschaftlichen und
sonstigen Verwaltungszweigen, die durch die Einführung der
Zwangswirtschaft in das Privatleben eingreifen, wo diese Beamten
im deutschen Gebiete nicht der deutschen Nation angehören.
Da nützt das ganze gar nichts, was hier erzählt und
gesprochen wird. Wir haben doch folgenden Zustand: die Bezirksvertretung,
die heute noch die geschlossenste Vertretung im deutschen Gebiete
an sich darstellt, sofern sie nicht schon durch Ernennungen mit
èechischen Beamten durchsetzt ist, was hat diese Bezirksvertretung
noch in der Verwaltung des Bezirkes zu sagen? Was dem Herrn Bezirkshauptmann
gefällt, geschieht, was ihm nicht gefällt, geschieht
nicht.
Die Gemeindevertretungen hat man dadurch kaltgestellt, daß
man inzwischen die Demokratie verbessert hat, indem man an Stelle
der freien Wahl - was ich als Demokratie verstehe - die Ernennung
der Bürgermeister gesetzt hat, daß man durch das Wegfallen
gewisser Parteien sich die Mehrheit für gewisse willfährige
Regierungsparteien zurecht gelegt hat und überdies die Gemeindesekretäre
als Distriktssekretäre zur Kontrolle einführen will.
Ich habe Herrn Dr. Luschka, der hier über die Distriktssekretäre
gesprochen hat, die Frage gestellt, ob er gegen ein solches Gesetz
stimmen werde oder nicht. Er ist einer Antwort ausgewichen. Ich
kann ihm aber die Antwort selbst geben, daß er bereits durch
die Erklärung, seine Partei werde für den Voranschlag
stimmen, schon für die Distriktssekretäre gestimmt hat.
Denn im Motivenbericht zum Innenministerium heißt es ausdrücklich:
"Es wird die Einführung von Regierungssekretären
in Gemeinden vorbereitet, resp. in Gruppen von kleineren Gemeinden.
Das Innenministerium hat auch die Vorlage einer Regierungsverordnung
über die Einführung der Staatsverteidigungswache vorbereitet.
Die volle Wirksamkeit dieser Institution wird erst nach der Aktivierung
der erwähnten Regierungssekretäre erreicht werden. Mit
den Regierungsverordnungen Z. 149, 150 und 151/1936 Slg. d. G.
u. V. wurden ausgiebige Versehiebungen der Wirksamkeit von den
Ministerien auf die Landesämter verwirklicht, von den Landesämtern
auf die Bezirksämter und von den Landesausschüssen auf
die Bezirksausschüsse. Das Ministerium des Innern verhandelt
mit den beteiligten Ministerien über weitere Verschiebungen
der Wirksamkeit, welche auf Grund des Gesetzes über die Verordnungsgewalt
durchgeführt wurden.
Dem steigenden Bedürfnis der Annäherung der Ämter
an die Einwohnerschaft wird man auch dadurch entsprechen können,
daß es nach der Aktivierung der Institution der Regierungssekretäre
in den Gemeinden, resp. Gruppen kleinerer Gemeinden möglich
ist, kleinere Agenden direkt zu erledigen, welche bisher bei den
Bezirksämtern erledigt wurden.