Meine Damen und Herren! Wir von der Sudetendeutschen Partei können
nicht so vorbehaltlos dem Gesetze zustimmen, wie das Koll. Zierhut
vom BdL oder Koll. Dr. Luschka von der Deutschen christlichsozialen
Volkspartei getan haben. Wir haben unsere Bedenken und diese sind
grundsätzlicher Art. Es ist aber im gleichen Zusammenhange
zu sagen, daß es scheinbar nicht beachtet wurde, daß
wir uns in den beiden Ausschüssen, im verfassungsrechtlichen
und im Wehrausschuß, bemüht, aber wirklich bemüht
haben - und nicht etwa während den Verhandlungen einen Roman
gelesen haben, wie wir dies bei anderen feststellen konnten (Veselost.)
- an dem uns überaus wichtig erscheinenden Gesetz das
zu verbessern, was wir im Interesse der Völker dieses Staates
und des gedeihlichen Zusammenlebens der Völker für notwendig
hielten. Wir haben grundsätzlich das Gesetz bejaht. Es ist
von meinen Kameraden von dieser Stelle aus bereits gesagt worden,
daß wir verstehen, daß jeder Staat, also auch die
Èechoslovakei, ein Recht hat, für ihre Sicherheit
für die Zeiten der Gefahr zu sorgen. Das sprechen wir unserem
Staate nicht ab. Wogegen sich aber unsere Bedenken richten, das
ist, daß man das Gesetz bereits in einer Zeit zur Anwendung
bringen kann, wo der Frieden nicht gefährdet ist, und daß
man das Gesetz dort überall anwenden kann, wo es einem Bezirkshauptmann
oder einem Polizeikommissär beliebt. Wir haben in den Ausschüssen
unsere Zustimmung gegeben - und wir möchten bitten, daß
Sie das zur Kenntnis nehmen und in den weiteren Reden, die Sie
noch halten werden, nicht ständig davon sprechen, daß
wir grundsätzlich das Gesetz ablehnen - wir haben die Zustimmung
zu den Hauptstücken I, II, V, VII und IX gegeben und haben
bei den übrigen Hauptstücken eine große Anzahl
von Abänderungsanträgen gestellt. Sie sind wohl in den
Ausschüssen, wie das bei unserer Demokratie schon so Mode
ist, einfach über unsere Anträge, ernst gemeinte und
sehr beachtliche Abänderungsanträge, hinweggegangen.
Sie haben sie einfach abgelehnt, wie Sie das, wie ich schon sagte,
so gewohnt sind.
Ein besonderes Bedenken bei diesem Gesetze haben wir gegen die
Schaffung der sogenannten Grenzzone. Wir haben bereits eine solche
Grenzzone, und zwar die Grenzzone der Not in diesem Staate, und
das ist der sudetendeutsche Lebensraum. (Souhlas a potlesk
poslancù sudetskonìmecké strany.) Vom
Böhmerwald bis über Troppau hinaus, da ist heute ein
einziger Friedhof. Dort lebten einmal Menschen, die die tüchtigste
und brauchbarste Arbeit leisteten. In diesem Gebiete hatte einst
das vergangene Österreich-Ungarn 2/3 seiner Industrie versammelt.
(Posl. David: Ale høbitov je také, pane kolego,
na Železnobrodsku, Semilsku, Skuteèsku, Turnovsku
a jiných èeských krajích!) In
diesen Gebieten war einmal Arbeit und damit ein gewisser Wohlstand.
Meine Herren von der èechischen Mehrheitsseite, Sie haben
geholfen dafür zu sorgen, daß diese Industrie zugrundegegangen
ist. Sie werfen das immer unseren Fabrikanten vor. Ich stehe hier
nicht, um für unsere Fabrikanten eine Lanze zu brechen. Aber
ich muß sagen, Sie haben damals, als Sie den jungen Staat
begründeten, sich nicht darum gekümmert, die alten Wirtschaftsräume
aufrechtzuhallten. Sie haben sich nicht darum gekümmert,
daß für diese Industrie die alten Absatzgebiete erhalten
geblieben wären. Sie hatten die ersten Jahre nach dem Kriege
für diese Dinge überhaupt keine Zeit und als Sie sich
langsam daran besannen, daß man auch Wirtschaftspolitik
machen müsse, hatten die Nachfolgestaaten bereits alle ihre
eigenen Industrien geschaffen.
Wenn wir uns heute in unserer Heimat umsehen, so müssen wir
feststellen: Wir haben die meisten Arbeitslosen. Die Ziffer geht
über den europäischen Durchschnitt hinaus. Wir haben
im Staate fast die höchste Zahl an Arbeitslosen. Damit haben
Sie uns überaus reichlich beteilt. Sie haben uns hier gegeben,
was da nur zu geben war: mehr als die Hälfte der Arbeitslosen
des Staates sind bei uns.
Wir haben in diesem Gebiete, wenn Sie sich umschauen, junge Menschen,
die Sie und der Staat zur Wehrhaftigkeit heranziehen, die aber
noch keine Stunde gearbeitet haben, die das Arbeiten noch nicht
gelernt haben und es berührt uns eigentümlich, wenn
wir dann Verordnungen lesen müssen, in denen es heißt,
daß diejenigen, die zum Militär einrücken, Plätze
frei machen für jene, die vom Militär zurückkommen.
Denn wenn die Menschen, die zum Militär kommen - um das noch
einmal zu unterstreichen - noch nicht arbeiten gelernt haben,
wie sollen dann Plätze frei werden für die, die vom
Militär zurückkommen?
Wenn wir vom Böhmerwald bis nach Troppau schauen, finden
wir heute folgendes Bild: Einstmals grüßten die Rauchfahnen
aus den Schloten den Himmel und die Maschinen sangen das Hohe
Lied der Arbeit und die Menschen leisteten Tüchtiges für
ihr Leben und gleichzeitig auch mit für den Staat. Mehr als
50% aller Steuern - das werden Sie nicht wegstreiten können
- leistete das Sudetendeutschtum. Und wenn Sie heute in unsere
Heimat gehen, meine Herren, ob Sie nun ins Erzgebirge kommen oder
ins Iser- und Riesengebirge, ins Braunauer Ländchen oder
ins Adlergebirge oder ins Altvatergebiet, da werden Sie überall
finden: die Schlote rauchen nicht mehr, sie grüßen
nicht mehr den Himmel. Die Maschinen surren nicht mehr. Es haben
wohl seinerzeit die Herren Sozialdemokraten das Wort geprägt
und waren stolz darauf: Alle Räder stehen still, wenn der
starke Arm es will. Der starke Arm aber hat die Räder nicht
zum Stillstehen gebracht, die sind durch diese Verhältnisse,
an denen Sie mitgewirkt haben, zum Stillstand gekommen, und bis
zum heutigen Tage haben Sie noch nicht den Gedanken gefunden,
wie man diese Räder wieder in Bewegung setzen könnte.
Sie denken gar nicht daran, diese Räder wieder in Bewegung
zu setzen, denn mit der Schaffung einer Grenzzone denken Sie doch
daran - darüber sind wir uns klar - all das, was in dieser
Grenzzone noch an Arbeit bereitzustellen wäre, vollends wegzuschaffen
aus gewissen Staatsnotwendigkeiten. Sie werden es ja noch dahin
bringen, daß der Friedhof vervollständigt wird, daß
er vollkommen besetzt sein wird und seine Tore schließen
kann.
Meine Herren, das Sudetendeutschtum mit seiner Heimat haben Sie
im Spätherbst 1918 für sich reklamiert. Es wurde Ihnen
auf Grund der Friedensverträge zugeteilt. Sie hätten
doch auf uns verzichtet, wenn wir lhnen nicht wertvoll genug gewesen
wären. Wenn Sie aber auf uns nicht verzichtet haben, weil
wir Ihnen wertvoll genug waren, dann sollten Sie aber auch schon
längst daran denken, daß Sie uns jenes Leben sicherstellen
müßten, das uns auf Grund unseres Vorhandenseins, das
uns auf Grund der Menschlichkeit gebührt. Wenn mein Vorredner
in seiner Erklärung sagte: Wir wollen, daß von Seiten
des Staates erkannt wird, daß wir nach den Worten Švehlas
Gleiche unter Gleichen sind, dann erkläre ich: Jawohl, Gleiche
unter Gleichen, das sind wir. Wir möchten aber Gleiche unter
Gleichen sein. (Souhlas.)
Wenn Sie heute in der sudetendeutschen Heimat Umschau halten -
wir haben es von diesem Platz herunter schon manchesmal gesagt
- dann finden Sie Menschen zu tausenden und abertausenden seit
Jahren auf der Straße stehen, verflucht, arbeiten zu wollen
und nicht arbeiten zu dürfen.
Versetzen Sie sich einmal in die Verfassung dieser Menschen. Denken
Sie an den Mann, an die Frau, an die Kinder in einer Failie, und
nun kommen Sie noch und wollen uns eine Grenzzone schaffen und
uns vollends das letzte, was wir in unserer Heimat noch an Arbeitsmöglichkeiten
haben, auf Grund von Staatsnotwendigkeiten wegnehmen. Sie werden
sagen, das sei nicht wahr. Aber wir können es aus dem Gesetze
nicht anders lesen. Was bleibt im sudetendeutschen Grenzraum heute
noch an Arbeitsmöglichkeiten? Weitestgehender Fremdenverkehr!
Und diesen Fremdenverkehr, der noch die einzige Möglichkeit
wäre, einer Zahl von Menschen Lebensmöglichkeit zu geben,
werden Sie, soweit er noch nicht zugrundegerichtet ist, vollends
zugrunderichten. (Posl. Zischka: Der wird ja von Hitler unterbunden!)
Herr Kollege, Sie haben doch einen Obmann in Ihren Reihen,
der über den Fremdenverkehr Bescheid weiß. Fragen Sie
ihn nur, er wird Ihnen darüber Antwort geben. Unser Fremdenverkehr
liegt darnieder, und wenn nichts geschieht, ihn zu fördern,
dann werden neben den Hunderttausenden an arbeitslosen Industriearbeitern,
neben den Hunderttausenden von Menschen, die in den Fabriken standen,
noch viele Zehntausende hinzukommen, die durch den ruinierten
Fremd enkehr ihr letztes Stücklein Brot und ihr letztes bißchen
Arbeit verlieren.
Wenn wir in unserer Heimat Umschau halten und all diese Not sehen,
über die ich ja viel und lange sprechen könnte, was
wir ja übrigens von dieser Tribüne aus schon so manchmal
getan haben, wenn wir unsere Heimat uns ansehen, wie es z. B.
mit den Straßen bestellt ist, meine Herren, dann müssen
wir sagen, auch vom Standpunkt der Staatsverteidigung sind diese
Wege und Straßen unbrauchbar. Ich habe es selbst erlebt,
daß in einem Gebiet, wo man doch mit vielen fremden Leuten
zu tun hat, im Riesengebirge, eine Straße zwischen Marschendorf
und Petzer sich derzeit in einem solchen Zustand befindet, daß
ein Kohlenwagen darauf versinkt.
Die sudetendeutsche Schicksalslage, die durch Ihre Tätigkeit
oder Untätigkeit so geworden ist, jetzt noch durch Schaffung
Ihrer Grenzzone mit all den Ausnahmsbestimmungen zu belasten,
das, meine Herren, hätten Sie sich etwas besser überlegen
sollen! Wir meinen, wie bereits mein Kamerad Kundt hier
sagte: Grenzzonen werden nicht benötigt; wenn es um Schutz
geht, dann benötigen Sie im Innern des Landes den gleichen
Schutz wie im Grenzgebiete.
Im Übrigen haben Sie sich von einer Psychose erfassen lassen,
von der man wahrhaftig reden kann. Darüber sollten Sie einmal
etwas ernster nachdenken, Sie sollten nicht fortwährend den
Hitler mit dem Schwerte sehen, sondern Sie sollten auch einmal
darüber nachdenken, daß durch die kulturwilligen Völker
Europas ein Wille und eine Sehnsucht geht, aus dem heutigen Unfriedenszustand
in Europa einen besseren Friedenszustand zu machen. (Potlesk.)
Die Völker Europas, das gesamte deutsche Volk, sicherlich
bei uns weitgehend das èechische Volk, die Sudetendeutschen,
die Slovaken, wie auch die kleinen Völkerschaften in diesem
Staate haben kein Bedürfnis und keine Sehnsucht nach einem
Krieg. Wir haben den Krieg vier Jahre lang erlebt und wer von
uns an den Fronten stand, hat genug davon. Wer zu Hause Coupons
abgeschnitten hat, der möchte wieder Corpons abschneiden,
wer als Kanonenfabrikant seinerzeit verdient hat, der möchte
wieder verdienen. Meine Herren, wir kennen ja diejenigen, die
aus dem Kriege Verdienste geschöpft haben, und kennen die,
die ihr gesundes Leben zu Markte getragen haben. Die Sehnsucht
nach dem Frieden ist bei den kulturwilligen Völkern allenthalben
vorhanden, glauben Sie daran, und ich glaube, daß die Völker
alle sofort bereit wären, zuzuschauuen, wenn diejenigen,
die so viel vom Krieg reden, antreten würden und vor den
Augen der Völker kämpfen würden, damit die Völker
zuschauen könnten wie bei einem Fußballwettspiel. (Výkøiky:
Frau Zeminová!) Es fällt der Name der Koll. Zeminová.
[ ] . (Výkøiky. - Hluk.) Ich glaube,
daß die Kollegen der èechischen nationalsozialistischen
Partei nicht imstande gewesen wären, eine solche Rede zu
halten wie die Friedensfreundin Frau Zeminová. (Potlesk.
- Výkøiky.)
Meine Damen und Herren, wir alle, die wir vom Frieden beseelt
sind, wir Sudetendeutschen - und in deren Namen zu sprechen, steht
uns zu - wir wünschen, daß Sie von èechischer
Seite endlich begreifen, daß Sie sich mit uns verständigen
müssen, daß Sie mit uns gesunde, ausgeglichene Verhältnisse
schaffen müssen, nicht nur zu anderem Wohle, nein, auch zu
Ihrem Wohle, zum Wohle unseres gemeinsamen Staates, damit wir
als ein friedfertiger Staat darüber hinaus Friede suchen
dort, wo die Welt den Frieden will, damit nach dem Zustand der
Unruhe, des Elends, des Kummers und der Sorgen endlich einmal
eine Zeit kommt, wo es wieder etwas mehr Glück auf dieser
Welt gibt. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)
Hohes Haus! Genosse Gottwald hat hier den Standpunkt uns
erer Partei zum vorliegenden Verteidigungsgesetz bereits dargelegt.
Er hat dargelegt, daß wir dieses Gesetz ablehnen, weil es
nicht die Verteidigung des Volkes und der Republik gegen den uns
bedrohenden fascistischen Angreifer beinhaltet, weil es nichts
anderes als die Verteidigung der kapitalistischen Herrschaft zum
Ziele hat und weil es dem Volke alle Rechte und Freiheiten raubt
und damit eine wirkliche Verteidigung der Republik und der Völker
in diesem Staate gegen den fascistischen Angreifer unmöglich
macht. Wir fordern die Vorlage eines anderen Gesetzes, tatsächlich
zum Zwecke der Verteidigung der Republik und des Volkes nach den
Grundsätzen, wie sie hier Genosse Gottwald bereits
auseinandergesetzt hat.
Die Lage ist derart, daß wir heute schon Polizeiverordnungen,
Repressalien und Schikanen gegen das Volk genug haben und mit
Repressalien, Schikanen und Polizeiverordnungen gegen das Volk
ist es unmöglich, sich gegen einen fascistischen Angreifer
wirksam verteidigen zu können. Ein Mensch, der sich verteidigen
will und soll, darf nicht an Händen und Füßen
gebunden sein, sondern er muß frei sein, um sich seines
Angreifers erwehren zu können. Das gilt auch für die
Völker der Republik. Sie müssen frei sein, sie dürfen
nicht an Händen und Füßen gebunden sein, wenn
sie imstande sein sollen, sich wirklich gegen den fascistischen
Angreifer wirksam verteidigen zu können.
Aber gerade die Sudetendeutschen sind es, die die größte
Freiheit benötigen, um sich verteidigen zu können. Denn
niemand in der Republik ist mehr durch den Krieg bedroht, als
gerade das sudetendeutsche Volk.
Es ist ein Verbrechen, das die Henlein-Partei am deutschen Volke
begeht, indem sie den Massen draußen vorheuchelt, daß
sie nicht durch den Krieg bedroht seien. Gestern wieder, von dieser
Tribüne aus, erzählte der Abg. Sandner, daß
die Kommunisten unter der Bevölkerung im deutschen Gebiete
unbegründete Angst vor dem Kriege verbreiten. Henlein erklärte
in seiner bekannten Osterbotschaft, es wäre nach seiner Meinung
unrichtig, daß wir der Gefahr eines Krieges näher seien
als bisher. Durch das Verschleiern und Leugnen der Kriegsgefahr
will die Henleinpartei die deutschen Volksmassen im Unklaren darüber
lassen, in welcher Lage sie sich befinden. Die Volksmassen sollen
vom Kriege überrascht werden, damit sie nicht imstande sind,
sich gegen den drohenden Krieg zu verteidigen und wirksam gegen
den Angreifer zur Wehr su setzen. Die Frage des Krieges ist aber
viel zu ernst, um hier ein Spiel vor den Volksmassen aufzuführen.
Es handelt sich um das Leben von Millionen Menschen, die durch
den Krieg auf dem Spiele stehen. Wer es ehrlich mit dem Volke
meint, muß ihm die Wahrheit sagen! Die Wahrheit besteht
darin. daß das Volk und besonders die Sudetendeutschen durch
den Krieg außerordentlich ernst bedroht sind. (Pøedsednictví
pøevzal místopøedseda Taub.) Die Wahrheit
kann allerdings die Henlein-Partei dem Volke nicht sagen, denn
sie müßte ihren obersten Herrn, Hitler, und das Dritte
Reich entlarven. Hitler und das Dritte Reich. die sind es, die
die Völker der Èechoslovakei und die Sudetendeutschen
durch Krieg bedrohen.
Wenn die Sudetendeutssche Partei im Parlamente gestellt wird und
wenn gefordert wird, sie solle darüber sprechen, wie sie
sich zu Hitler stelle, führt sie einen Eiertanz auf, wie
das gestern wieder der Abg. Sandner getrieben hat. Die
ganze heutige Presse bemerkt, daß der Abg. Sandner auf
die Fragen, die wir ihm hier gestellt haben, wie sich die Sudetendeutsche
Partei im Falle eines Angriffes Hitlers auf das sudetendeutsche
Volk und die Republik verhalten werde, nicht geantwortet hat.
Keine Antwort auf diese Frage ist auch eine Antwort.
Die Sudetendeutsche Partei kann dem Volke nicht die Wahrheit über
die drohende Kriegsgefahr sagen, weil sie die Kriegspolitik Hitlers
deckt, unterstützt und vor allem die sudetendeutschen Volksmassen
für diese Kriegspolitik und für die Kriegsziele Hitlers
mißbrauchen will. Noch nie hat ein Imperialist und Fascist
verkündet, daß er Krieg führen, daß er in
der Welt rauben wolle, sondern immer erklären die Imperialisten
und Fascisten das Gegenteil. Sie reden von der Rettung des Friedens
und bereiten in der Tat den Krieg vor. So treibt es heute Hitler
in derWelt. Er redet mit vollem Munde vom Frieden. Es vergeht
keine Gelegenheit, wo er und Henlein nicht über die Erhaltung
des Friedens in der Welt zetern. Gleichzeitig hat Hitler der Welt
einen sogenannten "Friedensplan" vorgelegt, um zu beweisen,
wie "ernst" er es mit dem Frieden meint. Henlein und
seine Mannschaft laufen in den sudetendeutschen Gebieten herum
und sagen: Seht, Hitler erklärt ja selber, daß er Frieden
haben will. Hitler hat der Welt doch einen Friedensplan vorgelegt!
Ihr seht also, daß es dem III. Reich um nichts anderes geht,
als um den Frieden! Vor zwei Stunden hat von dieser Tribüne
aus Abg. Kundt erklärt: "Wir haben den Glauben,
daß Deutschland die Èechoslovakische Republik nicht
überfallen wird", und Henlein verkündete in seiner
bekannten Osterbotschaft, daß die "Friedenspläne",
die Hitler der Welt vorgelegt hat, nach seiner Meinung die besten
sind, die bisher der Welt unterbreitet wurden. Sie sehen also,
meine Herren, und die Volksmassen können sich daraus ganz
deutlich überzeugen, daß Hitler und seine Kollegen
in der Èechoslovakei auf derselben Linie sind und daß
die Henleinleute bei uns in den Fragen der Außenpolitik
immer nach der Hitlerpfeife tanzen. Ob es Henlein selbst ist,
ob Kundt oder die anderen Agitatoren, immer sind sie auf
derselben Linie wie Hitler.
Die deutschen Volksmassen in der Republik und die Völker
der ganzen Welt haben alle Ursache, sich diese "Friedenspläne"
Hitlers genauer anzusehen. Man braucht nur an diesen "Friedensplänen"
ein wenig zu kratzen und schon ist ersichtlich, daß es sich
nicht um Friedenspläne, sondern um Kriegspläne handelt.
Dem Hitler, dem III. Reich, dem deutschen Imperialismus geht es
heute nicht um die Erhaltung des Friedens, sondern um eine Neuverteilung
der Welt unter den Imperialisten und darum, bei dieser Neuverteilung
zugunsten des deutschen Finanzkapitals und des Hitlerfascismus
möglichst große Beute zu machen. Das sind die wirklichen
Ziele, die Hitler verfolgt und die er mit seinen sogenannten "Friedensplänen"
maskiert. Bei diesem Raub, bei diesem Beutemachen sollen solche
Staaten wie Österreich, die Èechoslovakische Republik,
Litauen und dergleichen einfach im III. Reiche aufgehen. Nach
diesen Plänen sollen von anderen Staaten große Gebiete
für das III. Reich annektiert werden, sollen für die
deutschen Kapitalisten, für die deutsche Hochfinanz neuerlich
Kolonien erobert werden, um Kolonialvölker ausplündern
zu können nach dem Muster des italienischen Fascismus und
der übrigen Kolonialräuber. Und die besondere Agressivität
des Hitlerimperialismus gegen die Sowjetunion kommt vor allem
daher, weil die Hitlerfascisten glauben, durch den sozialistischen
Aufbau der russischen Arbeiter und Bauern in der Sowjetunion recht
viel rauben zu können, wenn der Raub gelingen würde.
Dieses [ ] programm Hitlers ist der vesentliche Inhalt der "Neuorganisierung
des Friedens", wie das Hitler in seinen Reden und in seiner
Propaganda umschreibt. Und dieser Raubplan, diese Neuverteilung
der Welt unter die Imperialisten, diese "Neuorganisierung
des Friedens", das sind jene Friedenspläne, von denen
Henlein sagt, daß sie die besten seien, die bisher der Welt
vorgelegt worden wären. Um diese Raubpläne durchführen
zu können und sie zu rechtfertigen, verkünden Hitler
und Henlein - und so ein Kundt plappert es nach - daß
das deutsche Volk ein Volk ohne Raum sei. Wie steht es nun mit
diesem Volk ohne Raum? Deutschland ist ein großes Land,
Deutschland ist ein herrliches Land, ein reiches Land, ein Land,
in dem noch viele Millionen Platz hätten und sich eine glückliche
Existenz einrichten könnten. Aber diesem deutschen Volk wird
der Lebensraum geraubt durch die deutschen Kapitalisten und Junker,
durch das deutsche Finanzkapital, die das deutsche Volk nach allen
Regeln der Kunst ausplündern und ausbeuten.
Worum geht es dem Hitlerimperialismus? Nicht, dem deutschen Volk
Lebensraum zu geben, sondern den deutschen Kapitalisten und dem
deutschen Finanzkapital neue Beute zuzuschanzen. Das ist das Ziel,
und zu diesem Zwecke werden alle jene Kriegsmaßnahmen durchgeführt,
die heute im III. Reiche erfolgen. Zu diesem Zwecke wurde von
Hitler am 7. März der Locarnovertrag zerrissen, wurde die
deutsche Armee näher an die Grenze Frankreichs herangeschoben
und das Rheinland besetzt. Zu diesem Zwecke werden Festungen gebaut
nicht nur an der französischen Seite, sondern auch an unseren
Grenzen. Auch dort werden Vorbereitungen für einen Überfall
durchgeführt. Zu diesem Zweck werden die ungeheuren Rüstungen
zu Land, zu Luft und zu Wasser im III. Reiche durchgeführt.
Deshalb hat man das große Deutsche Reich in eine einzige
Kaserne verwandelt, aus der heute nichts anderes zu hören
ist als Kommandorufe und Militärmärsche, wovon sich
jeder Mensch täglich überzeugen kann, wenn er einen
deutschen Radiosender einschaltet.