Konrad Henlein hat aber zur Frage der Wandlung der Nationalitätenverhältnisse
schon in Böhmisch-Leipa noch weitere, sehr grundsätzliche
Äußerungen getan, die anscheinend auf Ihrer Seite,
sehr geehrte Kollegen von der èechischen Seite, überhaupt
noch nicht zur Kenntnis genommen worden sind. Konrad Henlein hat
damals in Böhmisch-Leipa gesagt (ète): "Wir
halten die Bildung reiner Nationalstaaten in Mitteleuropa für
unmöglich. Es wird in diesem Raume immer Volkssplitter, ja
große Volksteile geben, die nicht in einem eigenen Staate
leben, sondern mit anderen Völkern in einem gemeinsamen Staate
ihr Schicksal zu gestalten haben werden. Indem wir uns so von
aller Ideologie der Vergangenheit lossagen, die nicht imstande
war, den Frieden in Europa zu sichern, sprechen wir gleichzeitig
ebenso klar und offen aus, daß es in Europa nur dann wirkliche
Ruhe und Frieden geben kann, wenn sich diejenigen Volksgruppen,
die durch schicksalhafte Fügung in Nationalitätenstaaten
leben, nicht in ihrem Bestande bedroht fühlen, wenn sie nicht
ununterbrochen um ihre Lebensrechte kämpfen müssen".
Und auch hier in diesem Zus ammenhange die Erklärung: "Der
Verzicht auf die Gewalt sowohl auf dem Gebiete der Außen-,
wie der Innenpolitik allein kann uns zu jenen Zuständen führen,
die die Hoffnung aller Gutgesinnten sein müssen. Durch diese
Art von Politik würden wir nur die praktischen Folgerungen
jahrhundertelanger historischer Entwicklung im Bereiche unseres
gemeinsamen Lebensraumes ziehen". Ich hätte gewunschen,
daß Koll. Jaša sich die Rede von B. Leipa, ehe
er seine Rede geste rn hier gehalten hat, zu Gemüte geführt
hätte, dann wäre das, was er hier in diesem Hause behauptet
hat, einfach unmöglich gewesen.
Allerdings noch auf ein anderes muß ich zurückkommen,
und auch da kann ich nur mit den Worten Konrad Henleins antworten,
der in Böhm. Leipa, mit vollem Recht, darauf hingewiesen
hat (ète): "Nur ein Blinder könnte an
der Tatsache vorübersehen, daß sich heute in ganz Europa
eine Umschichtung aller gesellschaftlichen Verhältnisse vollzieht.
Erst einer künftigen, ruhigen, geschichtlichen Betrachtung
wird es vorbehalten bleiben, aufzuzeigen und nachzuweisen, wie
nach dem Zusammenbruche der Donaumonarchie im Zuge der Neubildung
der Nachfolgestaaten, die zur eigenen Staatlichkeit erwachten
Völker, voran das èechische Volk, diese Entwicklung
einleiteten. Es liegt ein Stück Tragik und vielleicht auch
gewollten unverantwortlichen Mißverstehens darin, wenn gewisse
publizistische Faktoren diese Tatsache nicht nur übersehen,
sondern gleichgeartete Entwicklungen bei den älteren Völkern
in der bösartigsten Weise verzerren. Indem man die äußerlichen
Erscheinungsformen gesellschaftlicher Umgestaltung bloß
aufzeigt, vermag man nun leichtfertiger Weise auch unsere Erneuerungsbestrebungen
mit Faszismus oder binnen-deutschem Nationalsozialismus gewissermaßen
gleichzusetzen".
Es ist bedauerlich, daß man sich mit derartigen Gauklerkunststücken
nicht nur befassen muß, sondern daß sogar eine aus
ängstlicher Voreingenommenheit geborene Neigung zu beobachten
war, sie zur Grundlage der Beurteilung unserer Bewegung und mehr
als hunderttausend ihrer Anhänger zu nehmen.
Dabei übersieht man geflissentlich das Grundsätzliche
und Entscheidende, daß sich hinter den Zeichen gährender
Unruhe manchen Orts, aus völlig verschiedenen Voraussetzungen
und Ursachen kommend, wesensverschiedene gesellschaftliche Entwicklungen
vollzogen haben und noch vollziehen. Und eben in diesem Zus ammenhange
hat Konrad Henlein eine weitere Erklärung abgegeben, die
bei der Beurteilung der Sudetendeutschen Partei nicht übersehen
werden darf (ète): "Trotz gewisser, kritischer
Vorbehalte gegenüber der liberalen Epoche, deren Versagen
heute außer Zweifel steht, muß ich aber eines ausdrücklich
unterstreichen: Daß wir nie und nimmer auf die Liberalität,
d. i. auf die vorbehaltlose Achtung der Persönlichkeitsrechte
als einer grundsätzlichen Haltung bei der Bestimmung der
Beziehung der Menschen im Allgemeinen und der Beziehungen zwischen
Staatsbürger und Behörden im besonderen verzichten werden.
Am wenigsten aber sind wir bereit, das selbstbewußt und
verantwortlich handelnde Individuum als konkreten Träger
jeder aufwärtsführenden gesellschaftlichen Entwicklung
zu verneinen". Ich glaube eindeutiger und unmißverständlicher
können die Dinge nicht umrissen werden, als es durch Konrad
Henlein geschehen isst.
Místopøedseda Taub (zvoní): Upozoròuji
pana øeèníka, že jeho øeènická
lhùta vypršela.
Posl. dr Neuwirth (pokraèuje): Schon Schluß?
Abschließend möchte ich nur eines sagen: Ich glaube
durch die soeben von mir vorgenommenen Gegenüberstellungen
bewiesen zu haben, in welcher - ich möchte fast sagen unverantwortlichen
- Weise, die eindeutigsten Erklärungen auf unserer Seite
ins Gegenteil verkehrt werden. Mit diesen Methoden publizistische
und agitatorische Erfolge zu erzielen, ist keinesfalls ein Kunststück.
Wenn aber von der Sittlichkeit in der Politik gesprochen wird,
von der Notwendigkeit der Beachtung sittlicher Grundsätze
in der Politik, wenn davon gesprochen wird, daß es notwendig
sei, nach demokratischen Grundsätzen zu leben und zu handeln,
dann ist nur zu sagen, daß Masaryk einmal schlechterdings
erklärt hat, Demokratie ist Diskussion; und wir haben dazu
nur das eine zu sagen, daß die Voraussetzung der Regelung
eines neuen Zusammenlebens unserer Völker einfach das freimütige
Bekenntnis auf èechischer Seite zu einer neuen politischen
Methodik sein muß. So lange aber auf èechischer Seite
man nicht den Mut haben wird, sich darüber klar zu werden,
daß man nicht darauf verzichten kann, Tatsachen gesellschaftlichen
Lebens zu nehmen, wie sie sind, und daß man auch bei politischen
Schlußfolgerungen die Prämissen auf ihre Richtigkeit
und Exaktheit zu prüfen und auf die Sauberkeit der Konklusionen
zu achten hat, so lange wird man nicht zu richtigen, sondern nur
zu Fehlschlüssen kommen. Entweder handelt es sich um unfreiwillige
oder um gewollte Fehlschlüsse, allenfalls also sogar um Entstellungen,
jedenfalls aber um ein Verhalten, das unter keinen Umständen
den sittlichen Forderungen, die an die Politik gestellt werden
und gestellt werden müssen, gerecht wird.
Und nun noch ein Zweites: In ganz eindeutiger Weise ist in der
Reaktion der Presse zum Vorschein gekommen, daß einmal die
Anwürfe gegen uns nicht zuletzt deshalb erfolgen, weil man
gewissermaßen dem unbequemen Partner in der Koalition eines
auswischen wollte. Wir haben für die Differenzen innerhalb
der Koalition ein gewisses Verständnis. Aber meine Herren,
wenn Sie Ihre Agrarier dreschen wollen, dann tun Sie dies bitte
in eigener Regie und verzichten Sie darauf, uns als Argument heranzuziehen,
damit werden Sie letzten Endes auch nur eines bewirken; eine Verwirrung
in die öffentliche Meinung hineinzutragen, die schlechterdings
eine Gesundung und vernünftige Entwicklung unserer innerpolitischen
Verhältnisse jetzt und für alle Zeiten ausschließen
muß.
In diesem Sinne, hohes Haus, haben wir von dem, was Konrad Henlein
am Sonntag gesagt hat, nichts zurückzunehmen, nichts zu beschönigen,
und nichts richtig zu stellen. Wir haben nur den einen Wunsch
und die eine Forderung, daß das, was von verantwortlicher
Seite auf unserer Seite gesagt wird, so genommen wird und vor
allem so zur Kenntnis genommen wird, wie es tatsächlich gesagt
worden ist. Erst dann werden die Voraussetzungen für eine
wirklich sachliche Diskussion gegeben sein, die bereit ist, die
gesellschaftlichen Gegebenheiten zu nehmen, wie sie sind, davon
auszugehen, und die allein Gestaltungen im Sinne verantwortlicher
Staatsführung überhaupt führen kann. (Potlesk
poslancù sudetskonìmecké strany.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn ich als Vertreter des Bundes
der Landwirte zu dem vorliegenden Gesetzesantrage Stellung nehmen
soll, so kann ich dies nur unter der Voraussetzung tun, daß
letzten Endes unsere so oft gestellten For derungen wegen Errichtung
deutscher Minderheitsschulen endlich auch erfüllt werden.
Der Privatunterricht könnte auf ein Minim um eingeschränkt
werden, wenn man endlich einmal unsere diesbezüglichen Anträge
wegen Errichtung von deutschen Minderheitsschulen erfüllen
würde. Wir fordern aber auch, daß bei Gesetzwerdung
dieses Antrages dieses Gesetz nicht vielleicht dazu benützt
wird, damit man unsere deutschen Kinder wiederum in die èechischen
Schulen preßt. Wir wollen endlich, daß endlich mit
dem Seelenfang Schluß gemacht wird, weil dieser Seelenfang
letzten Endes nur verbittert und Deutsche und Èechen weiter
auseinanderbringt, anstatt zusammen.
Nachdem heute hier von Schulfragen gesprochen wird, so benütze
ich die Gelegenheit, um als Vertreter des Bundes der Landwirte
auch Stellung zu nehmen zu den Forderungen unserer deutschen Hochschüler.
Es ist eine feststehende Tatsache, daß bisher immer unsere
deutschen Studenten verkürzt worden sind und daß sie
besonders verkürzt worden sind auf sozialem Gebiete. Ich
kann hier weiterhin erklären, daß die Notlage unserer
deutschen Hochschüler ungeheuer groß ist, zumal ein
großer Teil unserer Studenten sich aus den ärmsten
Kreisen - es sind hier Söhne von Arbeitslosen, Söhne
von Kleinbauern und von kle inen Handwerkern - zusammensetzt.
Die Situation ist untragbar geworden. Wir fordern also hier Gerechtigkeit
für unsere deu tschen Hochschüler und ich glaube, ich
kann hier nicht nur sprechen als Vertreter des Bundes der Landwirte,
sondern ich glaube, daß mir hier in dieser Frage alle deutschen
Parteien beipflichten werden. Es muß diese Angelegenheit
endlich einmal gerechterweise, auch aus sozialen Gründen,
geregelt werden.
Am 24. Feber war die Auszahlung der Studienunterstützungen.
Es war traurig für unsere deutschen Ho chschüler, welche
am selben Schalter in der Zemská banka 70 Kè erhielten,
während die slovakischen Kollegen den 4-5fachen Betrag erhielten,
mindestens aber 300 Kè. Es liegt hier eine ganz offensichtliche
Benachteiligung auch auf Seiten der Stipendien vor. Im Jahre 1935
wurden mehr als 600 Bittgesuche um Unterstützung eingebracht.
Das allein zeigt schon, wie ungeheuer groß die Not hier
ist. Es wird auch von deutschen Studentenkreisen voll anerkannt,
daß im vorigen Jahre eine Reihe von Persönlichkeiten
auf èechischer Seite versucht haben, hier helfend einzugreifen.
Ich nenne hier nur Frau Dr. Alice Masaryk, Herrn Minister Professor
Dr. Krofta und Minister Dr. Dérer, der leider
Gottes durch den Ressortwechsel nicht mehr in die Lage kam, seine
gemachten Versprechungen einhalten zu können. Es wird auch
von Seite der deutschen Studenten anerkannt, daß der bekannte
èechische Historiker Professor Dr. Pekaø von der
Karlsuniversität sich in der "Pøítomnost"
öffentlich dafür eingesetzt hat, daß die unhaltbaren
Zustände endlich einmal eine Regelung finden. Auch die èechische
Studentenschaft ist dafür, daß hier in gerechter Weise
vorgegangen wird und setzt sich dafür ein, daß im Rahmen
einer Gesamterhöhung die Beseitigung des derzeit bestehenden
Mißverhältnisses herbeigeführt wird. Bisher war
alles vergeblich. Im Staatsbudget wurde ein Betrag von 4,998.000
Kè eingesetzt. Das reicht nicht aus, um die Not wirklich
zu lindern. Es ergibt sich hier, daß für die deutschen
Hochschüler ein Betrag von 551.000 Kè ausgewiesen
wurde, das sind 11ÿ02% des Gesamtbetrages, während nach
dem Bevölkerungsschlüssel 25% erforderlich wären.
Die Verkürzung beträgt demnach 800.000 Kè. Es
wäre auch notwendig, daß das Ministerium für Schulwesen
und Volkskultur endlich seine Stellungnahme ändern würde.
Es sollte nicht vorkommen, daß unsere deutschen Hochschüler,
die tatsächlich so große Not leiden, nicht vorgelassen
werden und es ist bedauerlich, daß ich heute morgens erfahren
mußte, daß sogar Polizei vor dem Ministerium aufgestellt
wurde, um unseren deutschen hungernden Hochschülern den Eintritt
zu verwvehren. Das sind ganz einfach unhaltbare Zustände.
Die Kürzung der staatlichen Studentenunterstützung beträgt
rund 120.000 Kè und wurde auf Grund der eingebrachten Ansuchen
vorgenommen. Auf deutscher Seite gibt es hier in Prag nur einen
derartigen sozialen Verein, den Verein "Deutsche Studentenfürsorge",
und dieser Verein erhielt eine Unterstützung von 87.000 Kè.
Auf èechischer Seite gibt es 4 oder 5 derartige Körperschaften
und sie erhielten 441.000 Kè. Auch hier ist die Verkürzung
der deutschen Studenten offensichtlich. Während es den èechischen
Kollegen möglich ist, nicht nur die gesamte Verwaltungsregie
zu decken, sondern auch noch namhafte Beträge zur direkten
Hilfeleistung zu erübrigen, ist beides für die deutschen
Hochschüler einfach ausgeschlossen. Es war bisher auch nicht
möglich, einen Betrag für die Gesundheitsabteilung zu
erhalten, obwohl seit 1923 ständig von seiten der deutschen
Studentenkorporationen diesbezüglich an das Ministerium Anträge
eingebracht worden sind. Die èechoslovakische Studentenschaft
hat für den Gesundheitsdienst 260.000 Kè erhalten,
die deutsche Studentenschaft bisher nichts. Und wenn jetzt erklärt
wird, daß die deutsche Studentenschaft die Möglichkeit
hat, die diesbezüglichen gesundheitlichen Einrichtungen der
èechischen Studentenschaft benützen zu können,
so ist dies wohl richtig, es wird auch hie und da davon Gebrauch
gemacht, doch ist es sicherlich gutes Recht der deutschen Hochschüler,
sich eine analoge Institution zu schaffen.
Vom Unterrichtsministerium wurde auch ein Betrag von 75.000 Kè
für die Erhaltung von Ferienheimen ausgeworfen. Auch dieser
Betrag kam nur èechischen Institutionen zu gute, weil bisher
nur sie derartige Ferienheime besitzen. Es wäre sicherlich
möglich, auch für die deutschen Studenten für diesen
Zweck einen entsprechenden Betrag zur Verfügung zu stellen,
und bei der Erörterung dieser Angelegenheit die Vertreter
unserer studentischen Organsationen zur Mitarbeit heranzuziehen.
Weiters bemerke ich, daß infolge der jahrelangen Verkürzung
es unmöglich war, seit 4 Jahren auf deutscher Seite eine
wirklich ausreichende Bekleidungsaktion durchzuführen. Auch
die Ausgabe von freien Mittagessen mußte eingestellt werden,
und es wurde in den letzten 4 Jahren nurmehr ein einfaches bescheidenes
Abendessen verabreicht. Unmöglich war ferner infolge der
ständigen Verkürzung die Errichtung der sicherlich notwendig
gewordenen Darlehenskassen, sowie die Errichtung von deutschen
Ferienheimen. Hunderte und Aberhunderte deutscher Hochschüler
leiden Not und Hunger. Deshalb ist unsere Forderung, daß
sofort Hilfe geleistet wird, und zwar dadurch, daß Nachträge
geleistet werden, angefangen vom Studienjahr 1935, und außerdem
sofort auch die Flüssigmachung der Gelder für das beginnende
Sommersemester erfolgt, damit sofortige Hilfe geleistet werden
kann.
Ausdrücklich erklärt aber die deutsche Studentenschaft,
daß diese Hilfe nicht auf Kosten der èechischen Kollegen
geschehen soll. Wenn eine Erhöhung der diesbezüglichen
Budgetpost im Sozialministeri um für die außertourliche
Hilfsaktion zu Weihnachten im Betrag von 67 Millionen Kè
möglich war, so muß es auch möglich sein, daß
jetzt Geldmittel flüssig gemacht werden, um die Notlage unserer
deutschen Studentenschaft endlich zu mildern. Es besteht ein sofortiger
dringender Bedarf von 650.000 Kè und selbst das Schulministerium
hat einen Betrag von 480.000 Kè für diesen Zweck als
dringlich erklärt. Das spricht doch deutlich dafür,
daß rasche und wirkliche Hilfe am Platze ist.
Zum Schlusse möchte ich nur das eine erklären: es liegt
sicherlich nicht nur im Interesse der deutschen Hochschüler,
daß endlich einmal hier ausreichende Hilfe erfolgt, sondern
auch im Interesse des Staates liegt es, daß man unseren
deutschen Hochschülern jetzt in ihrer Notlage beispringt.
Die deutschen Hochschüler werden es sicher dankbar begrüßen,
wenn ihnen gerade in der schwersten Zeit endlich ausreichende
Hilfe gewährt wird. (Potlesk.)
Meine Damen und Herren! Die Vorlage der sogenannten lex Uhlíø
wurde von den verschiedensten Seiten als Gelegenheit benützt,
das kulturpolitische Programm der Sudetendeutschen Partei, das
Konrad Henlein vortrug, einer Bewertung zu unterziehen. Bevor
ich mir gestatte, einiges dazu zu sagen, möchte ich zur lex
Uhlíø nur eine Bemerkung machen. Bei der
Beurteilung deses Gesetzes ist noch zweierlei in Betracht zu ziehen.
Vor allem ein soziales Moment, was leider bisher vergessen worden
ist, daß man nämlich durch die Abschaffung des privaten
Unterrichts - und letzten Endes zielt ja dieses Gesetz dahin -
auch die Privatlehrer um ihre Existenzmöglichkeiten bringt,
was gerade heute in der Zeit der Arbeitslosigkeit eine bedeutsame
Sache darstellt. Ich selbst, der ich mir gerade als Privatlehrer
meine Existenz und mein Studium gesichert hatte, kann beurteilen,
daß gerade dieses Moment in höherem Maße berücksichtigt
werden müsse, als man annehmen kann, daß es diese Organe,
die die Entscheidung haben, berücksichtigt werden. Das zweite
Moment ist grundsätzlicher Natur, nämlich der Grundsatz
der freien Elternrechtes, zu entscheiden, ob ihre Kinder und welche
Kinder eine Ausbildung genießen, die durch das Fehlen einer
öffentlichen Schule nicht möglich ist. Von diesem Grundsatz
des freien Elternrechtes wird überhaupt abgegangen und eine
autoritäre Verfügung, wenn auch mit der "kann"-
Bestimmung - aber wir wissen, was die "kann" - Bestimmung
heißt - eingeführt.
Ich will aber zu diesem Gesetzentwurf nicht mehr viel sagen, da
Koll. Karmasin das Grundsätzliche gesagt hat. Ich
will nur zu einer Bemerkung der Koll. Kirpal Stellung nel
en. Die Koll. Kirpal hat einen Widerspruch zwischen unseren
Kollegen Hodina und Karmasin konstruiert. Es ist
doch so, daß man bei der Behandlung einer Gesetzesmaterie
einen grundsätzlich ablehnenden Standpunkt überhaupt
einnehmen kann und im Zuge der Diskussion über die Frage
einer kleinen Verbesserung, diese auch als solche unterstreichen
kann, ohne deswegen grundsätzlich der ganzen Gesetzesmaterie
zuzustimmen. Wenn Koll. Karmasin dieses Gesetz grundsätzlich
abgelehnt hat, so steht er damit gar nicht im Widerspruch mit
dem Koll. Hodina, der auch grundsätzlich von vo rnherein
dagegen war. Aus dieser Diskussion Widersprüche zu konstruieren,
die man weniger für das Haus, sondern als parteipolitisches
Agitationsmaterial für die Presse benützt, ist eine
Sache, bei der ich nicht mit kann. Das gehört in den Bereich
der politischen Demagogie.
Nun zu einigen grundsätzlichen Bemerkungen der èechischen
Presse und vor allem hier im Haus zu der Rede Konrad Henleins.
Da ist eine Hauptbemerkung, die auch Koll. Jaša gemacht
hat und die in der Richtung zielt, daß die Tatsachen einer
solchen Programmgebung, die die kulturpolitische Auffassung des
ganzen Sudetendeutschtums festzulegen anstrebt, mit der Demokratie
unseres Staates unvereinbar sind. Als von diesem Platze Ministerpräsident
Dr. Hodža die Demokratie behandelt hat, sagte er sehr
zutreffend, daß die Demokratie in ihrem eigenen Interesse
danach strebe, den Grundsatz zu verwirklichen, daß bei der
Behandlung des kollektiven Willens bei den Nationen oder Staaten
jeder das Recht hat, sich durch die Vermittlung seiner politischen
Gruppe zur Geltung zu bringen. Ich sehe nicht ein, warum die Sudetendeutsche
Partei, die doch nachgewiesener Maßen durch das demokratische
Wahlrecht 71 % der Sudetendeutschen repräsentiert, nicht
auch dieses Recht haben soll, ihre kulturpolitische Auffassung
für das ganze Sudetendeutschtum zur Geltung zu bringgen.
Ich möchte daher bitten, daß man jene Kritik, die immer
wiederkehrend uns Totalitätsbestrebungen zuschiebt, weil
wir uns erlauben, auf Grund der Größe unserer Bewegung
für das gesamte Sudetendeutschtum zu sprechen, daß
diese die Grundsätze berücksichtigt, die die führenden
Männer der èechischen Nation vertreten. Es scheint
mir aber so, als wenn man hierzulande die Grundsätze, die
man für die eigene Nation anstrebt, und die Grundsätze,
die man für die Auslegung der Demokratie für die eigene
Nation vertritt, dem Sudetendeutschtum nicht zusprechen und nicht
zuerkennen will. (Souhlas.) Und dann hat Koll. Jaša
gesagt, daß das kulturpolitische Programm mit der Demokratie
unseres Staates nicht vereinbar ist. Es ist bedauerlich, daß
es naturgemäß ni cht möglich ist, in unserer Presse
die ganze Rede abzudrucken, weil der Raum in den Zeitungen nicht
geboten ist. Es wird jedoch möglich sein, die ganze Rede
ei nmal zu lesen und zu studieren. Es ist aber auch bedauerlich,
daß die anwesenden Pressevertreter nur jene Dinge herausgeklaubt
haben, die ihnen zur einseitigen Auslegung und auch zur einseitigen
Verhetzung ihrer Leserschaft dienlich erschienen. Würden
sie nicht von diesem Gesichtspunkte ausgehen, könnten sie
grundsätzlich die Rede nicht in Widerspruch mit der Demokratie
stellen, dann hätten sie auch z. B. folgenden Satz in ihrer
Berichterstattung nicht nur gebracht, sondern auch hervorgehoben
- es ist einer der Grundsätze, die gesagt wurden - der lautet:
Was daher nach dem Gesetze menschlicher Sittlichkeit als Recht
und Unrecht gilt, kann nicht durch einen einfachen Gewaltakt beiseite
geschoben werden. Gälte der Satz, daß Gewalt Recht
schafft, dann wäre jeder Schwache der brutalen Gewalt des
Stärkeren auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Aber die sittlichen
Gesetze der Menschen und Völker, die im Ewigen verankert
sind, können nicht durch Gewalt gebrochen werden, mag es
auch in wirren Zeiten versucht werden. (Výkøiky
nìm. soc. demokratických poslancù.) Bringen
Sie Ihre Demokratie nicht durch Geschrei zur Geltung, Herr Kollege.
Wer diesen Satz gelesen hat, der kann nicht sagen, daß unser
kulturpolitisches Programm Fascismus sei, denn der hat den Fascismus
entweder nicht studiert oder er unterschlägt die Grundsätze,
die wir vertreten. Und er kann nicht sagen, daß das mit
der Demokratie unseres Staates nicht vereinbar sei. Ich vermute,
daß Koll. Jaša lediglich deswegen seine Ausführungen
gemacht hat, weil seine eigene Presse ihn falsch unterrichtet
hat. (Výkøiky. - Hluk.)