Konrad Henlein hat also ganz eindeutig formuliert, daß er
die Kulturgemeinschaft der Deutschen der ganzen Welt bejaht und
es gehört einfach viel dazu zu behaupten, daß hier
das Bekenntnis zur Gleichschaltung spezifisch mit dem Deutschen
Reich ausgesprochen worden ist. (Výkøiky.) So
hat er das nicht gesagt. Konrad Henlein hat aber weiter gesagt
(ète): "Für dieses politische und kulturelle
Bekenntnis müßten alle volksbewußten Èechen
Verständnis haben, weil diese Einstellung jede Verfälschung
auch der èechischen Volkskultur ausschließt. Denn
eine "èechoslovakische Kultur" als Mischkultur
aller Völker unseres Staates würde die Kulturkraft der
einzelnen Völker schwächen und auch dem èechischen
Volke jede Besonderheit seiner schöpferischen Leistungen
nehmen". Auch hier eine Formulierung, die in jeder Hinsicht
eindeutig ist. Nehmen Sie aber die èechische Presse, da
können Sie lesen, Henlein hätte gesagt, die Deutschen
müßten aus der èechoslovakischen Mischkultur
herausgenommen werden. Es wird das so getan, alsob Henlein bereits
das Bestehen einer èechoslovakischen Mischkultur, die er
abfällig gewertet hat, behauptet hätte. Auch hier eine
Formulierung auf der Gegenseite, die ganz eindeutig beweist, daß
die Dinge ins gerade Gegenteil verkehrt worden sind.
Damit komme ich nun zum Sprecher der sozialdemokratischen Partei,
zum Herrn Kollegen Jaša, der gestern in diesem Hause
speziell das Thema aufgegriffen hat. Koll. Jaša hat
davon gesprochen, daß Henlein sich einerseits über
die Rassen überhaupt, andererseits über wenig bedeutende
Rassen ausgelassen hätte. (Posl. Zischka: Was ist mit
den besoffenen Sozialdemok raten, wie kommt das da herein? -
Posl. Kundt: Aber er hat es doch widerrufen! - Místopøedseda
Taub zvoní.) Koll. Jaša hat hier im Hause
wiederum typischen Behauptungen Ausdruck verliehen. Ni emals ist
von Konrad Henlein oder verantwortlichen Sprechern der Sudetendeutschen
Partei ein abfälliges Urteil über irgendeine Rasse oder
ein Volk gefällt worden und niemals wurden Wertigkeitsunterschiede
gemacht. Was hat Konrad Henlein wirklich gesagt? (ète):
"Die Bindung aller echten Kultur an ein bestimmtes Volkstum
bede utet nicht, daß es zwischen den Kulturen der einzelnen
Völker keine Brücke gebe, denn die höchsten Güter
alles menschlichen Lebens liegen ja in allen Völkern beschlossen.
Nur kommen sie bei jedem Volk, in der ihm artund wesensgemäßen
Form zum Ausdruck. Die schaffende Kraft zeugt Ideen, deren Voraussetzung
die blutsmäßigen Werte eines Volkes sind. Nur in einem,
in seinen blutsmäßigen Grundlagen gesunden unverdorbenen
Volke werden die schöpferischen Ideen in schönen unsterblichen
Werten aussti ahlen. Eine befruchtende kulturelle Wechselseitigkeit
der Völker ist nicht nur möglich, sondern im Interesse
des Kulturaustausches höchst wünschenswert. Nur wer
sich selber keine geistige Schaffenskraft zutraut, verschließt
sich ängstlich vor der Berührung mit dem kulturellen
Leben anderer Völker, weil er glaubt, in seinem eigenen Bestand
gefährdet zu werden. Aus dieser Furcht entspringt dann der
kleinliche Chauvinismus, den wir gerade in der Gegenwart im Völkerleben
so oft zu spüren bekommen, den wir aber dennoch nicht übernehmen
wollen, in dem Glauben, daß wieder jede große und
starke Kultur den anderen Völkern frei und offen gegenübertreten
kann. Denn wer sich selbst stark und gefestigt fühlt in seinem
Wesen, wird durch die Berührung mit einem anderen Geiste
nur bereichert werden. Wir haben die Kultur hinlänglich als
Spiegel und Ausdruck einer überindividuellen völkischen
und göttlichen Ordnung gekennzeichnet. Damit ist auch der
religiöse Zusammenhang alles schöpferischen, kulturellen
Lebens gegeben. Eine Zeit, die meint, ohne den Glauben an ein
göttliches, über den Menschen stehendes Prinzip auszukommen,
muß in Kulturlosigkeit enden. Der Glaube schenkt uns das
unmittelbare Innewerden des Übersinnlichen und knüpft
den gesamten Inhalt unseres volklichen Lebens an eine göttliche
Ordnung, er stiftet die Verbindung zwischen unserem Leben und
einer höheren Welt".
Diese Formulierung ist gleichfalls absolut eindeutig und zeigt,
worin Konrad Henlein das Wesen aller Kultur sieht. Er hat im Rahmen
seiner Rede eine Reihe konkreter Forderungen erhoben und gesagt
(ète): "Die Auswahl der Lehrbücher und
Lehrmittel darf nur nach pädagogischen Gesichtsp unkten geschehen.
Es geht nicht an, daß ausgezeichnete und unersetzliche Lehrmittel
nur deshalb abgelehnt und vernichtet werden, weil sie in ausländischen
Verlagen erschienen sind. Ebenso dürfen die Schüler-
und Lehrerbüchereien nicht durch derartige Maßnahmen
unbrauchbar gemacht werden". Der "Sozialdemokrat"
hat aber erklärt, Henlein habe gesagt, daß die reichsdeutschen
Lehrbücher an unseren Schulen ohne Einschränkung zugelassen
werden, daß unsere Studenten nach Deutschland gehen, um
sich dort wissenschaftlich vollwertig ausbilden zu lassen, daß
deutsche, aus der Hitlerschule hervorgegangene Professoren hierher
berufen werden sollen. Und nach dem Koll. Jaša hat
Konrad Henlein erklärt, "die Lehrbücher dürfen
nicht verboten werden, deshalb, weil sie im Ausland erschienen
sind." - "Meine Herren, verzeihen Sie, das ist eine
Keckheit", hat Kollege Jaša gemeint. Darauf habe
ich zu erwidern: Wenn bei einer derartig eindeutigen Formulierung
die Dinge so verfälscht werden, wie es im "Sozialdemokrat"
geschieht und in der Wiedergabe durch Koll. Jaša geschehen
ist, dann werden alle Diskussionsgrundlagen verschüttet,
allerdings nicht von uns, sondern von der Gegenseite.
Konrad Henlein hat weiter erklärt (ète): "Als
Politiker fühlen wir daher die heilige Verpflichtung, der
Kultur den Lebensraum zu erkämpfen und zu sichern, den sie
braucht. Wenn sich der Politiker nicht schützend vor die
heiligsten Güter seines Volkstums stellt, wenn er nicht unbeugsam
und hart, bereit zu jedem Opfer, für sie Wache hält,
dann ist es um das Volkstum schlecht bestellt. Dem kulturellen
Schaffen unserer Heimat, die wir über alles lieben und deren
Dienst wir uns bis zum Letzten geweiht haben, wollen wir wiederum
Bahn brechen. Nur so wird sie nach einer Zeit geistiger und seelischer
Zerrüttung wieder zu ihren Lebensquellen zurückfinden,
zu dem innersten seelischen Erleben, das uns Deutsche in aller
Welt zu der großen und unlöslichen Kulturgemeinschaft
des deutschen Volkes verbindet, genz gleich, welche Staatsform
und welches politische Regime in unserem Mutterlande herrschen
mag." Auch hier eine Formuliereung, die ganz eindeutig zeigt,
wie verdreht und abwegig alle Behauptungen und Interpretationen
der gegnerischen Presse sind. (Posl. Beuer: Sind Sie für
oder gegen Hitler, sind Sie für oder gegen die Konzentrationslager?)
Verzeihen Sie, das hat mit der Kulturdebatte nichts zu tun.
Jedenfalls ist diese Formulierung Henleins eindeutig und beweist,
daß gerade er das kulturelle Leben als autonomen Bereich
im gesellschaftlichen Leben überhaupt anerkennt und den politischen
Funktionsträgern es als eine besondere Aufgabe zuweist, den
freien kulturellen Entwicklungsbereich vor abträglichen Einwirkungen
zu sichern. Aber auch hier ist das Bekenntnis zur deutschen Kulturgemeinschaft
schlechthin eine Formulierung, die die Behauptung ausschließt,
Henlein habe sich speziell mit den staatlichen Verhältnissen
im derzeitigen Dritten Reich und seinem spezifischen Regime identifiziert.
Er hat den soeben ausgesprochenen Gedanken noch eingehend unterstrichen
und gesagt: "Wir bekennen uns zur vollen Verantwortung für
das kulturelle Leben des Sudetendeutschtums. Eine umsichtige Staatsführung
wird dieses kulturelle Verantwortungsbewußtsein der stärksten
deutschen Bewegung im Staate begrüßen können und
darauf aufbauen, wenn es ihr mit dem verfassungsrechtlichen Grundsatz
des Verbotes jedweder Entnationalisierung ernst ist."
Henlein hat damit im Grunde den Gedanken ausgesprochen, den bezüglich
der nationalen Entwicklung von èechischer Seite kein geringerer
als Masaryk formuliert hat, der in den Jahren der èechischen
Wiedergeburt davon gesprochen und gepredigt hat, daß im
Gegensatz zu den Formen des kleinlichen bourgeoisen Nationalismus
eine Gesamterneuerung des Volkes einsetzen muß, wenn überhaupt
der Versuch einer völkischen Regeneration auf èechischer
Seite Aussicht auf Erfolg haben soll.
Vor allem wurde aber eine Formulierung Henleins gestern vom Herrn
Abg. Jaša vollkommen ins Gegenteil verdreht, und es
ist betrüblich, daß dies geschehen ist. Henlein hat
auch von den Erziehungsgrundsätzen gesprochen und sagte (ète):
"Alle Jugenderziehung muß aber in der mannschaftlichen
Erziehung münden und in ihr die Erfüllung finden. Dabei
darf man unter Mannschaft nicht einen militärischen Begriff
sehen, denn diese Haltung hat nichts mit Militarismus zu tun,
sondern bedeutet eine innere Haltung, die das Leben trotz seiner
Härten und Gefahren, trotz seiner Tragik männlich, freudig
und tapfer bejaht. In unserer neuen Erziehung vollzieht sich die
Wendung vom Einzelnen zur Gemeinschaft. Die starke Persönlichkeit
im Dienste der Gemeinschaft muß unser Zieibild sein. Wahre
Erziehung ist aber nur dort möglich, wo das neue Erziehungsbild
vorgelebt wird. Im Weltkrieg, im Schützengraben war ein Geschlecht
herangereift, dem alle menschlichen inneren Werte geradezu neu
geboren wurden: Verantwortungsbewußtsein, Einordnung, Treue,
Kameradschaft. Ein neuer Mensch war in der ganzen Schlichtheit
seines Seins entstanden: der Kamerad. Eine Verbundenheit von Mann
zu Mann erwuchs: die Kameradschaft. Als der Geist der Kameradschaft
eine unmittelbare Brücke zum Gemeinschaftsbild der Nachkriegsjugend
fand, wurde er für das ganze Volk von Tag zu Tag bestimmender.
So wurde die Kameradschaft die Keimzelle der Volksgemeinschaft."
Koll. Jaša aber sagte gestern (ète): "Die
Kameraden aus den Schützengräben wollen und werden kämpfen
und sind auch bereit, ihrem Kampfe Opfer zu bringen, dessen Ziel
die Volksgemeinschaft ist." Das sind wiederum bekannten Laute
und Töne aus Hitlers: "Mein Kampf." Henlein übernimmt
hier ausführlich und genau die gedankliche Konstruktion Adolf
Hitlers. Henleins "Volksgemeinschaft" ist nichts anderes
als Hitlers "Volkstum". Herr Henlein bringt uns da in
Erinnerung, daß die Ideologie und Politik der Schützengräben
für Europa noch keine überwundene Angelegenheit ist.
Wir kennen das. Es ist der alte preußische Sentimentalismus
der Schützengräben und des Blutes, in welcher man sich
noch mit Begeisterung an die Schützengräben, Drahtverhaue
usw. erinnert, an diesen ganzen Krieg, wie die Reichsdeutsche
Presse schrieb und wie wir es daheim und im Auslande lasen, an
das lustige und schneidige Militär. Das erinnert an die Stimmung
1914 und daher werden die alten preußischen Soldatenlieder
wieder lebendig.
Meine Herren, jede Politik der Schützengräben ist eine
Politik der Gewalt und des Blutes."
Koll. Jaša hat weiter erklärt (ète):
"Wir werden den Tag erleben, an dem es sich zeigen wird,
daß das alt-neue politische Militärund Schützengrabenlied
ein schicksalsschwerer Irrtum war. Herr Henlein irrt, wenn er
die Seele des deutschen Bauern nur in den Schützengräben
sucht. Hat er den Bauer nicht gesehen, wie dieser das Korn in
den Boden senkte, wie er mit schwerer, harter Hand die Ähren
streichelte, wie er besorgt zum Ho rizont emporblickte, ob es
seiner Ernte nicht wetterleuchte und wie ruhig er sich mit seiner
Familie zum kargen Abendbrot setzte? Er hat diesen Bauer nicht
kennen gelernt. Er hat nur den Bauer in den Schützengräben
kennen gelernt, er hat ihn nur totschlagen gesehen. Er sah nicht
den Pflüger, welcher das Korn des Lebens aussät, er
sah nur den Säer des Todes. Diese Schützengrabenideologie
Henleins ist die bekannte Ideologie und die Vergötterung
der Gewalt."
Demgegenüber halte ich nochmals fest, was Konrad Henlein
wirklich gesagt hat: Im Weltkrieg, im Schützengraben, war
ein Geschlecht herangereift, dem alle menschlichen inneren Werte
geradezu neu geboren wurden: Verantwortungsbewußtsein, Einordnung,
Treue, Kameradschaft.
Fürchterlicher ist eine Rede nie mißverstanden oder
bösartig entstellt worden. Jedenfalls, auf diese Weise werden
wir nicht zu den Diskussionsgrundlagen gelangen, deren eheste
Schaffung als notwendig immer und überall auch auf èechischer
Seite behauptet wird. Was hat aber Henlein über die angebliche
Ideologie der Gewalt gesatgt? In seiner Rede hat er erklärt
(ète). "Was daher nach den Gesetzen menschlicher
Sittlichkeit als Recht und Unrecht gilt, kann nicht durch einen
einfachen Gewaltakt beiseitegeschoben werden. Gälte der Satz,
daß Gewalt Recht schafft, dann wäre jeder Schwache
der brutalen Macht des Stärkeren auf Gnade und Ungnade ausgeliefert.
Aber die sittlichen Gesetze der Menschen und Völker, die
im Ewigen verankert sind, können nicht durch Gewalt gebrochen
werden." (Výkøiky: Das hätte er Hitler
sagen sollen!) Auch hier ein eindeutiger Beweis, in welcher
schrecklichen Weise Koll. Jaša die Rede Konrad Henleins
zumindest mißverstanden hat. (Posl. Jaša: Nièím
nepopøete, že Henlein vás pøihlásil
do kulturního spoleèenstva Hitlerova!) Lesen
Sie selbst den Text nach, Sie werden sehen, was er gesagt hat,
entweder haben Sie unrichtige Informationen bekommen, oder war
die Übersetzung unrichtig, eine dritte Möglichkeit gibt
es nicht, es wäre denn die, daß Sie die Rede verfälscht
haben. Das aber traue ich Ihnen nicht zu. (Posl. Appelt: Welcher
Text ist eigentlich der autentische?) Ich habe hier das Original,
aus dem Henlein selbst gelesen hat. Die doppelte Buchhaltung in
der Politik haben wir von Ihnen nicht gelernt. (Posl. Jaša:
O slovíèka se nebudeme hádat!) Hier geht
es um mehr als um Wörtchen.
Koll. Jaša hat weiter die Behauptung aufgestellt,
daß die Kultur auch für Henlein eine Angelegenheit
der Beherrschung durch die Politik sei, und deshalb werde im geeigneten
Augenblick bald eine politische Kundgebung und ein politisches
Programm folgen. Das wäre überflüssig. Denn das
politische Programm, das nach Koll. Jaša noch kommen
soll, ist längst da. Das politische Programm der Sudetendeutschen
Partei stand und steht eindeutig fest. So hat Henlein in seinem
Aufruf vom 1. Oktober 1933 erklärt, daß das sudetendeutsche
Volk das engherzige Pa rteiwesen satt hat. Das Volk wolle auch
nicht mehr den Parteien und Völkerhaß, sondern sehne
sich nach einem gerechten Aufbau der Volksgemeinschaft durch Überwindung
des Partei- und Klassenkampfes und nach einem friedlichen Zus
ammenleben der Völker in diesem Staate. Deshalb rufe er über
alle Parteien und Stände hinweg zur Sammlung des gesamten
Sudetendeutschtums auf und stelle sich an die Spitze der Bewegung.
(Posl. Zischka: Das sind Phrasen!) Das sind keine Phrasen,
und der 19. Mai hat dieses Programm im wesentlichen zur Erfüllung
gebracht, denn das sudetendeutsche Volk hat in seiner überwiegenden
Mehrheit dem Rufe zur Sammlung Folge geleistet.
Konrad Henlein hat außerdem am 21. Oktober 1934 in ergänzender
Weise ganz einde utig die politischen Grundlagen der Sudetendeutschen
Partei aufgezeigt, er hat am 21. Oktober 1934 insbesondere aufgezeigt,
daß es gerade sittliche Grundsätze sind, die für
die politische Haltung der Sudetendeutschen Partei maßgebend
sind und sein werden. Konrad Henlein hat damals gesagt (ète):
"Angesichts aller tatsächlichen und gewollten Mißverständnisse
können wir nur neuerlich erklären, daß wir die
bisherige sudetendeutsche Politik weder im allgemeinen, noch die
Politik im Sinne einer der alten Parteien im besonderen fortzusetzen
gewillt sind. Dieser Vorsatz schließt den Verzicht in sich,
Anhängermassen um ihrer Stimmen willen zu gewinnen. Wir lehnen
es damit ab, uns zu Trägern eigensüchtiger Interessen
auf Kosten der Gesamtheit herabwürdigen zu lassen. Wir sind
vielmehr der Meinung, daß jede Politik ihre sittliche Rechtfertigung
in sich tragen muß und letztlich nur als verantwortungsbewußte
Staats- und Gesellschaftsgestaltung zu bestehen vermag. Uns geht
es um die Einigung des Deutschtums in desem Staate im Sinne echter
und lebendiger Volksgemeinschaft." Auch hier eine Formulierung,
die ganz eindeutig ist, die ihre volle Giltigkeit hat, die vor
allem in der Praxis der sudetendeutschen Partei bis zum heutigen
Tage ihre Giltigkeit behalten hat und auch weiterhin behalten
wird. Wer heute davon spricht, daß die politischen Grundlagen
der Sudetendeutschen Partei nicht eindeutig bestimmt wären
und daß sie erst demnächst bes timmt werden müssen,
der hat offenkundig die entscheidenden Kundgebungen politischer
Art seitens der Sudetendeutschen Partei nicht zur Kenntnis genommen.
Hohes Haus, mit jenen aber, die die entscheidenden Kundgebungen
der Sudetendeutschen Partei nicht zur Kenntnis nehmen, mit denen
kann man nicht diskutieren, weil einfach die Diskussionsvoraussetzungen
fehlen.
Hohes Haus! Koll. Jaša hat auch gestern weiter davon
gesprochen, daß er und seine Freunde sich herzlich zu diesem
Staate bekennen, nicht bloß deshalb, weil er die Erfüllung
des èechischen Ideals ist, sondern auch deshalb, weil dieser
Staat seinen Bürgern die Freiheit gibt, ihre Überzeugung
zu bekennen, soweit sie allerdings in Übereinstimmung mit
seiner Sicherheit ist, und weil er seinen Völkern ohne Unterschied
der nationalen und politischen Zugehörigkeit die Möglichkeit
kulturellen Auslebens gibt. Koll. Jaša hat gestern
weiter erklärt, es sei eine besondere Ehre und ein Stolz,
Bürger der Republik zu sein, welche fast als einzige in Mitteleuropa
ihrem Volke die bürgerlichen Rechte erhalten und ihren Nationalitäten
das volle Ausmaß kulturellen Auslebens gewährt hat.
Aber Koll. Jaša hat in derselben Rede erklärt
(ète): "In diesem Staate mit demokratischer
Verfassung, welche die Macht in die Hände gewählter
Volksvertreter gelegt hat, werden wir mit niemandem darüber
diskutieren, wem die Schule, Theater und Rundfunk dienen sollen".
Ich muß gestehen, daß ich diese Logik einfach nicht
verstehe. Auf der einen Seite wird behauptet, alle Voraussetzungen
für die Minderheiten, sich kulturell ausleben zu können,
seien gegeben, und auf der anderen Seite lehnen Sie, Kollege Jaša,
es ab, auch nur zu diskutieren. Das sind zwei Dinge, die sich
schlechterdings ausschließen. (Posl. Jaša: Citujte
dále, pane doktore, kde jsem to formuloval, kdo bude o
tom rozhodovat a co bude rozhlas øíkat! Vy jste
si vytáhl jen to, co se vám hodí.)
Aber, Koll. Jaša hat noch eines getan; er hat davon
gesprochen, daß die Äußerungen Konrad Henleins
im Grunde genommen ein Ausfluß kriegerischer Stimmungen
seien, die letzten Endes die deutsche Aufrüstung als Hintergrund
haben, und Koll. Jaša hat ganz unverblümt erklärt,
daß gewissermaßen in Kreisen der Sudetendeutschen
Partei mit der Tatsache der deutschen Wiederaufrüstung als
einem kriegsbringenden Faktor geradezu gerechnet werde. Auch hier,
Koll. Jaša, muß ich Ihnen sagen, daß Sie
sich absolut im Irrtum befinden. Konrad Henlein hat zu der Frage
des Krieges als einem Mittel der Politik bereits ganz eindeutig
Stellung genommen und in keiner Weise sind die Grundsätze,
die er in Böhmisch-Leipa zum Ausdruck gebracht hat, abgeschwächt
worden. Und ni emand ist befugt zu erklären, daß diese
Grundsätze nicht weiter für die Praxis der Sudetendeutschen
Partei Geltung hätten. Konrad Henlein hat in Böhmisch-Leipa
ganz unmißverständlich erklärt (ète):
"Keine verantwortungsbewußte Politik kann nach
den Schrecknissen jüngsten historischen Geschehens neuerdings
mit dem Kriege als einem Mittel der Politik rechnen". (Posl.
Jaša: Hitler je také pro mír, ale otázka
je, proti komu zbrojí a koho chce napadnout! Èeskoslovensko
nenapadne Nìmecko nebo Rakousko!)
"Ganz abgesehen davon, daß ein Krieg, der uns unmittelbar
berühren würde, nur ein Krieg zwischen Deutschland und
der Èechoslovakei sein könnte und namamenloses Elend
unserer Heimat, dem notwendigen Schlachtfelde dieses Krieges,
bringen müßte. Und ebenso wenig könnte ein derartiger
Krieg für das èechische Volk irgendwelche erstrebenswerten
Ergebnisse zeitigen. Weder imperialistisches Streben nach territorialen
Erwerbungen, noch rein machtpolitische Erwägungen können
die èechoslovakische Staatsführung bestimmen, die
Traditionen der Humanität zu verlassen und die Schrecknisse
eines neuen Krieges zu verantworten. Was also" - hat Konrad
Henlein damals in Böhmisch Leipa gefragt - "kann die
Bilanz eines solchen Krieges zwischen diesen Staaten sein? Bestenfalls
die Aufrechterhaltung des vorhandenen Zustandes bei ungeheueren
Verlusten an Menschen und Gütern. Dies sollten sich allenthalben
die einmal klar vor Augen halten, die so gern mit dem Gedanken
eines neuen Krieges spielen. Wer wirklich nüchtern und verantwortlich
zu denken vermag, muß sich ganz darüber im klaren seln,
daß der Krieg das ungeeignetste Mittel ist, die europäische
Entwicklung im Sinne dauernder Befriedung der Völker weiterzutreiben".
Habe ich auch da noch zu erklären, daß diese Formulierung
Konrad Henleins ganz eindeutig ist? Ich habe andererseits zu erklären,
daß derartige Mißverständnisse oder Entstellungen,
wie sie gestern von Kollegen Jaša hier im Hause wiedergegeben
oder vorgetragen worden sind, unter gar keinen Umständen
dienlich dazu sein können, neue Wege für das Zusammenleben
der Völker zu finden oder auch nur vorzubereiten.