Pátek 28. února 1936

Konrad Henlein hat also ganz eindeutig formuliert, daß er die Kulturgemeinschaft der Deutschen der ganzen Welt bejaht und es gehört einfach viel dazu zu behaupten, daß hier das Bekenntnis zur Gleichschaltung spezifisch mit dem Deutschen Reich ausgesprochen worden ist. (Výkøiky.) So hat er das nicht gesagt. Konrad Henlein hat aber weiter gesagt (ète): "Für dieses politische und kulturelle Bekenntnis müßten alle volksbewußten Èechen Verständnis haben, weil diese Einstellung jede Verfälschung auch der èechischen Volkskultur ausschließt. Denn eine "èechoslovakische Kultur" als Mischkultur aller Völker unseres Staates würde die Kulturkraft der einzelnen Völker schwächen und auch dem èechischen Volke jede Besonderheit seiner schöpferischen Leistungen nehmen". Auch hier eine Formulierung, die in jeder Hinsicht eindeutig ist. Nehmen Sie aber die èechische Presse, da können Sie lesen, Henlein hätte gesagt, die Deutschen müßten aus der èechoslovakischen Mischkultur herausgenommen werden. Es wird das so getan, alsob Henlein bereits das Bestehen einer èechoslovakischen Mischkultur, die er abfällig gewertet hat, behauptet hätte. Auch hier eine Formulierung auf der Gegenseite, die ganz eindeutig beweist, daß die Dinge ins gerade Gegenteil verkehrt worden sind.

Damit komme ich nun zum Sprecher der sozialdemokratischen Partei, zum Herrn Kollegen Jaša, der gestern in diesem Hause speziell das Thema aufgegriffen hat. Koll. Jaša hat davon gesprochen, daß Henlein sich einerseits über die Rassen überhaupt, andererseits über wenig bedeutende Rassen ausgelassen hätte. (Posl. Zischka: Was ist mit den besoffenen Sozialdemok raten, wie kommt das da herein? - Posl. Kundt: Aber er hat es doch widerrufen! - Místopøedseda Taub zvoní.) Koll. Jaša hat hier im Hause wiederum typischen Behauptungen Ausdruck verliehen. Ni emals ist von Konrad Henlein oder verantwortlichen Sprechern der Sudetendeutschen Partei ein abfälliges Urteil über irgendeine Rasse oder ein Volk gefällt worden und niemals wurden Wertigkeitsunterschiede gemacht. Was hat Konrad Henlein wirklich gesagt? (ète): "Die Bindung aller echten Kultur an ein bestimmtes Volkstum bede utet nicht, daß es zwischen den Kulturen der einzelnen Völker keine Brücke gebe, denn die höchsten Güter alles menschlichen Lebens liegen ja in allen Völkern beschlossen. Nur kommen sie bei jedem Volk, in der ihm artund wesensgemäßen Form zum Ausdruck. Die schaffende Kraft zeugt Ideen, deren Voraussetzung die blutsmäßigen Werte eines Volkes sind. Nur in einem, in seinen blutsmäßigen Grundlagen gesunden unverdorbenen Volke werden die schöpferischen Ideen in schönen unsterblichen Werten aussti ahlen. Eine befruchtende kulturelle Wechselseitigkeit der Völker ist nicht nur möglich, sondern im Interesse des Kulturaustausches höchst wünschenswert. Nur wer sich selber keine geistige Schaffenskraft zutraut, verschließt sich ängstlich vor der Berührung mit dem kulturellen Leben anderer Völker, weil er glaubt, in seinem eigenen Bestand gefährdet zu werden. Aus dieser Furcht entspringt dann der kleinliche Chauvinismus, den wir gerade in der Gegenwart im Völkerleben so oft zu spüren bekommen, den wir aber dennoch nicht übernehmen wollen, in dem Glauben, daß wieder jede große und starke Kultur den anderen Völkern frei und offen gegenübertreten kann. Denn wer sich selbst stark und gefestigt fühlt in seinem Wesen, wird durch die Berührung mit einem anderen Geiste nur bereichert werden. Wir haben die Kultur hinlänglich als Spiegel und Ausdruck einer überindividuellen völkischen und göttlichen Ordnung gekennzeichnet. Damit ist auch der religiöse Zusammenhang alles schöpferischen, kulturellen Lebens gegeben. Eine Zeit, die meint, ohne den Glauben an ein göttliches, über den Menschen stehendes Prinzip auszukommen, muß in Kulturlosigkeit enden. Der Glaube schenkt uns das unmittelbare Innewerden des Übersinnlichen und knüpft den gesamten Inhalt unseres volklichen Lebens an eine göttliche Ordnung, er stiftet die Verbindung zwischen unserem Leben und einer höheren Welt".

Diese Formulierung ist gleichfalls absolut eindeutig und zeigt, worin Konrad Henlein das Wesen aller Kultur sieht. Er hat im Rahmen seiner Rede eine Reihe konkreter Forderungen erhoben und gesagt (ète): "Die Auswahl der Lehrbücher und Lehrmittel darf nur nach pädagogischen Gesichtsp unkten geschehen. Es geht nicht an, daß ausgezeichnete und unersetzliche Lehrmittel nur deshalb abgelehnt und vernichtet werden, weil sie in ausländischen Verlagen erschienen sind. Ebenso dürfen die Schüler- und Lehrerbüchereien nicht durch derartige Maßnahmen unbrauchbar gemacht werden". Der "Sozialdemokrat" hat aber erklärt, Henlein habe gesagt, daß die reichsdeutschen Lehrbücher an unseren Schulen ohne Einschränkung zugelassen werden, daß unsere Studenten nach Deutschland gehen, um sich dort wissenschaftlich vollwertig ausbilden zu lassen, daß deutsche, aus der Hitlerschule hervorgegangene Professoren hierher berufen werden sollen. Und nach dem Koll. Jaša hat Konrad Henlein erklärt, "die Lehrbücher dürfen nicht verboten werden, deshalb, weil sie im Ausland erschienen sind." - "Meine Herren, verzeihen Sie, das ist eine Keckheit", hat Kollege Jaša gemeint. Darauf habe ich zu erwidern: Wenn bei einer derartig eindeutigen Formulierung die Dinge so verfälscht werden, wie es im "Sozialdemokrat" geschieht und in der Wiedergabe durch Koll. Jaša geschehen ist, dann werden alle Diskussionsgrundlagen verschüttet, allerdings nicht von uns, sondern von der Gegenseite.

Konrad Henlein hat weiter erklärt (ète): "Als Politiker fühlen wir daher die heilige Verpflichtung, der Kultur den Lebensraum zu erkämpfen und zu sichern, den sie braucht. Wenn sich der Politiker nicht schützend vor die heiligsten Güter seines Volkstums stellt, wenn er nicht unbeugsam und hart, bereit zu jedem Opfer, für sie Wache hält, dann ist es um das Volkstum schlecht bestellt. Dem kulturellen Schaffen unserer Heimat, die wir über alles lieben und deren Dienst wir uns bis zum Letzten geweiht haben, wollen wir wiederum Bahn brechen. Nur so wird sie nach einer Zeit geistiger und seelischer Zerrüttung wieder zu ihren Lebensquellen zurückfinden, zu dem innersten seelischen Erleben, das uns Deutsche in aller Welt zu der großen und unlöslichen Kulturgemeinschaft des deutschen Volkes verbindet, genz gleich, welche Staatsform und welches politische Regime in unserem Mutterlande herrschen mag." Auch hier eine Formuliereung, die ganz eindeutig zeigt, wie verdreht und abwegig alle Behauptungen und Interpretationen der gegnerischen Presse sind. (Posl. Beuer: Sind Sie für oder gegen Hitler, sind Sie für oder gegen die Konzentrationslager?) Verzeihen Sie, das hat mit der Kulturdebatte nichts zu tun. Jedenfalls ist diese Formulierung Henleins eindeutig und beweist, daß gerade er das kulturelle Leben als autonomen Bereich im gesellschaftlichen Leben überhaupt anerkennt und den politischen Funktionsträgern es als eine besondere Aufgabe zuweist, den freien kulturellen Entwicklungsbereich vor abträglichen Einwirkungen zu sichern. Aber auch hier ist das Bekenntnis zur deutschen Kulturgemeinschaft schlechthin eine Formulierung, die die Behauptung ausschließt, Henlein habe sich speziell mit den staatlichen Verhältnissen im derzeitigen Dritten Reich und seinem spezifischen Regime identifiziert. Er hat den soeben ausgesprochenen Gedanken noch eingehend unterstrichen und gesagt: "Wir bekennen uns zur vollen Verantwortung für das kulturelle Leben des Sudetendeutschtums. Eine umsichtige Staatsführung wird dieses kulturelle Verantwortungsbewußtsein der stärksten deutschen Bewegung im Staate begrüßen können und darauf aufbauen, wenn es ihr mit dem verfassungsrechtlichen Grundsatz des Verbotes jedweder Entnationalisierung ernst ist."

Henlein hat damit im Grunde den Gedanken ausgesprochen, den bezüglich der nationalen Entwicklung von èechischer Seite kein geringerer als Masaryk formuliert hat, der in den Jahren der èechischen Wiedergeburt davon gesprochen und gepredigt hat, daß im Gegensatz zu den Formen des kleinlichen bourgeoisen Nationalismus eine Gesamterneuerung des Volkes einsetzen muß, wenn überhaupt der Versuch einer völkischen Regeneration auf èechischer Seite Aussicht auf Erfolg haben soll.

Vor allem wurde aber eine Formulierung Henleins gestern vom Herrn Abg. Jaša vollkommen ins Gegenteil verdreht, und es ist betrüblich, daß dies geschehen ist. Henlein hat auch von den Erziehungsgrundsätzen gesprochen und sagte (ète): "Alle Jugenderziehung muß aber in der mannschaftlichen Erziehung münden und in ihr die Erfüllung finden. Dabei darf man unter Mannschaft nicht einen militärischen Begriff sehen, denn diese Haltung hat nichts mit Militarismus zu tun, sondern bedeutet eine innere Haltung, die das Leben trotz seiner Härten und Gefahren, trotz seiner Tragik männlich, freudig und tapfer bejaht. In unserer neuen Erziehung vollzieht sich die Wendung vom Einzelnen zur Gemeinschaft. Die starke Persönlichkeit im Dienste der Gemeinschaft muß unser Zieibild sein. Wahre Erziehung ist aber nur dort möglich, wo das neue Erziehungsbild vorgelebt wird. Im Weltkrieg, im Schützengraben war ein Geschlecht herangereift, dem alle menschlichen inneren Werte geradezu neu geboren wurden: Verantwortungsbewußtsein, Einordnung, Treue, Kameradschaft. Ein neuer Mensch war in der ganzen Schlichtheit seines Seins entstanden: der Kamerad. Eine Verbundenheit von Mann zu Mann erwuchs: die Kameradschaft. Als der Geist der Kameradschaft eine unmittelbare Brücke zum Gemeinschaftsbild der Nachkriegsjugend fand, wurde er für das ganze Volk von Tag zu Tag bestimmender. So wurde die Kameradschaft die Keimzelle der Volksgemeinschaft."

Koll. Jaša aber sagte gestern (ète): "Die Kameraden aus den Schützengräben wollen und werden kämpfen und sind auch bereit, ihrem Kampfe Opfer zu bringen, dessen Ziel die Volksgemeinschaft ist." Das sind wiederum bekannten Laute und Töne aus Hitlers: "Mein Kampf." Henlein übernimmt hier ausführlich und genau die gedankliche Konstruktion Adolf Hitlers. Henleins "Volksgemeinschaft" ist nichts anderes als Hitlers "Volkstum". Herr Henlein bringt uns da in Erinnerung, daß die Ideologie und Politik der Schützengräben für Europa noch keine überwundene Angelegenheit ist. Wir kennen das. Es ist der alte preußische Sentimentalismus der Schützengräben und des Blutes, in welcher man sich noch mit Begeisterung an die Schützengräben, Drahtverhaue usw. erinnert, an diesen ganzen Krieg, wie die Reichsdeutsche Presse schrieb und wie wir es daheim und im Auslande lasen, an das lustige und schneidige Militär. Das erinnert an die Stimmung 1914 und daher werden die alten preußischen Soldatenlieder wieder lebendig.

Meine Herren, jede Politik der Schützengräben ist eine Politik der Gewalt und des Blutes."

Koll. Jaša hat weiter erklärt (ète): "Wir werden den Tag erleben, an dem es sich zeigen wird, daß das alt-neue politische Militärund Schützengrabenlied ein schicksalsschwerer Irrtum war. Herr Henlein irrt, wenn er die Seele des deutschen Bauern nur in den Schützengräben sucht. Hat er den Bauer nicht gesehen, wie dieser das Korn in den Boden senkte, wie er mit schwerer, harter Hand die Ähren streichelte, wie er besorgt zum Ho rizont emporblickte, ob es seiner Ernte nicht wetterleuchte und wie ruhig er sich mit seiner Familie zum kargen Abendbrot setzte? Er hat diesen Bauer nicht kennen gelernt. Er hat nur den Bauer in den Schützengräben kennen gelernt, er hat ihn nur totschlagen gesehen. Er sah nicht den Pflüger, welcher das Korn des Lebens aussät, er sah nur den Säer des Todes. Diese Schützengrabenideologie Henleins ist die bekannte Ideologie und die Vergötterung der Gewalt."

Demgegenüber halte ich nochmals fest, was Konrad Henlein wirklich gesagt hat: Im Weltkrieg, im Schützengraben, war ein Geschlecht herangereift, dem alle menschlichen inneren Werte geradezu neu geboren wurden: Verantwortungsbewußtsein, Einordnung, Treue, Kameradschaft.

Fürchterlicher ist eine Rede nie mißverstanden oder bösartig entstellt worden. Jedenfalls, auf diese Weise werden wir nicht zu den Diskussionsgrundlagen gelangen, deren eheste Schaffung als notwendig immer und überall auch auf èechischer Seite behauptet wird. Was hat aber Henlein über die angebliche Ideologie der Gewalt gesatgt? In seiner Rede hat er erklärt (ète). "Was daher nach den Gesetzen menschlicher Sittlichkeit als Recht und Unrecht gilt, kann nicht durch einen einfachen Gewaltakt beiseitegeschoben werden. Gälte der Satz, daß Gewalt Recht schafft, dann wäre jeder Schwache der brutalen Macht des Stärkeren auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Aber die sittlichen Gesetze der Menschen und Völker, die im Ewigen verankert sind, können nicht durch Gewalt gebrochen werden." (Výkøiky: Das hätte er Hitler sagen sollen!) Auch hier ein eindeutiger Beweis, in welcher schrecklichen Weise Koll. Jaša die Rede Konrad Henleins zumindest mißverstanden hat. (Posl. Jaša: Nièím nepopøete, že Henlein vás pøihlásil do kulturního spoleèenstva Hitlerova!) Lesen Sie selbst den Text nach, Sie werden sehen, was er gesagt hat, entweder haben Sie unrichtige Informationen bekommen, oder war die Übersetzung unrichtig, eine dritte Möglichkeit gibt es nicht, es wäre denn die, daß Sie die Rede verfälscht haben. Das aber traue ich Ihnen nicht zu. (Posl. Appelt: Welcher Text ist eigentlich der autentische?) Ich habe hier das Original, aus dem Henlein selbst gelesen hat. Die doppelte Buchhaltung in der Politik haben wir von Ihnen nicht gelernt. (Posl. Jaša: O slovíèka se nebudeme hádat!) Hier geht es um mehr als um Wörtchen.

Koll. Jaša hat weiter die Behauptung aufgestellt, daß die Kultur auch für Henlein eine Angelegenheit der Beherrschung durch die Politik sei, und deshalb werde im geeigneten Augenblick bald eine politische Kundgebung und ein politisches Programm folgen. Das wäre überflüssig. Denn das politische Programm, das nach Koll. Jaša noch kommen soll, ist längst da. Das politische Programm der Sudetendeutschen Partei stand und steht eindeutig fest. So hat Henlein in seinem Aufruf vom 1. Oktober 1933 erklärt, daß das sudetendeutsche Volk das engherzige Pa rteiwesen satt hat. Das Volk wolle auch nicht mehr den Parteien und Völkerhaß, sondern sehne sich nach einem gerechten Aufbau der Volksgemeinschaft durch Überwindung des Partei- und Klassenkampfes und nach einem friedlichen Zus ammenleben der Völker in diesem Staate. Deshalb rufe er über alle Parteien und Stände hinweg zur Sammlung des gesamten Sudetendeutschtums auf und stelle sich an die Spitze der Bewegung. (Posl. Zischka: Das sind Phrasen!) Das sind keine Phrasen, und der 19. Mai hat dieses Programm im wesentlichen zur Erfüllung gebracht, denn das sudetendeutsche Volk hat in seiner überwiegenden Mehrheit dem Rufe zur Sammlung Folge geleistet.

Konrad Henlein hat außerdem am 21. Oktober 1934 in ergänzender Weise ganz einde utig die politischen Grundlagen der Sudetendeutschen Partei aufgezeigt, er hat am 21. Oktober 1934 insbesondere aufgezeigt, daß es gerade sittliche Grundsätze sind, die für die politische Haltung der Sudetendeutschen Partei maßgebend sind und sein werden. Konrad Henlein hat damals gesagt (ète): "Angesichts aller tatsächlichen und gewollten Mißverständnisse können wir nur neuerlich erklären, daß wir die bisherige sudetendeutsche Politik weder im allgemeinen, noch die Politik im Sinne einer der alten Parteien im besonderen fortzusetzen gewillt sind. Dieser Vorsatz schließt den Verzicht in sich, Anhängermassen um ihrer Stimmen willen zu gewinnen. Wir lehnen es damit ab, uns zu Trägern eigensüchtiger Interessen auf Kosten der Gesamtheit herabwürdigen zu lassen. Wir sind vielmehr der Meinung, daß jede Politik ihre sittliche Rechtfertigung in sich tragen muß und letztlich nur als verantwortungsbewußte Staats- und Gesellschaftsgestaltung zu bestehen vermag. Uns geht es um die Einigung des Deutschtums in desem Staate im Sinne echter und lebendiger Volksgemeinschaft." Auch hier eine Formulierung, die ganz eindeutig ist, die ihre volle Giltigkeit hat, die vor allem in der Praxis der sudetendeutschen Partei bis zum heutigen Tage ihre Giltigkeit behalten hat und auch weiterhin behalten wird. Wer heute davon spricht, daß die politischen Grundlagen der Sudetendeutschen Partei nicht eindeutig bestimmt wären und daß sie erst demnächst bes timmt werden müssen, der hat offenkundig die entscheidenden Kundgebungen politischer Art seitens der Sudetendeutschen Partei nicht zur Kenntnis genommen. Hohes Haus, mit jenen aber, die die entscheidenden Kundgebungen der Sudetendeutschen Partei nicht zur Kenntnis nehmen, mit denen kann man nicht diskutieren, weil einfach die Diskussionsvoraussetzungen fehlen.

Hohes Haus! Koll. Jaša hat auch gestern weiter davon gesprochen, daß er und seine Freunde sich herzlich zu diesem Staate bekennen, nicht bloß deshalb, weil er die Erfüllung des èechischen Ideals ist, sondern auch deshalb, weil dieser Staat seinen Bürgern die Freiheit gibt, ihre Überzeugung zu bekennen, soweit sie allerdings in Übereinstimmung mit seiner Sicherheit ist, und weil er seinen Völkern ohne Unterschied der nationalen und politischen Zugehörigkeit die Möglichkeit kulturellen Auslebens gibt. Koll. Jaša hat gestern weiter erklärt, es sei eine besondere Ehre und ein Stolz, Bürger der Republik zu sein, welche fast als einzige in Mitteleuropa ihrem Volke die bürgerlichen Rechte erhalten und ihren Nationalitäten das volle Ausmaß kulturellen Auslebens gewährt hat. Aber Koll. Jaša hat in derselben Rede erklärt (ète): "In diesem Staate mit demokratischer Verfassung, welche die Macht in die Hände gewählter Volksvertreter gelegt hat, werden wir mit niemandem darüber diskutieren, wem die Schule, Theater und Rundfunk dienen sollen". Ich muß gestehen, daß ich diese Logik einfach nicht verstehe. Auf der einen Seite wird behauptet, alle Voraussetzungen für die Minderheiten, sich kulturell ausleben zu können, seien gegeben, und auf der anderen Seite lehnen Sie, Kollege Jaša, es ab, auch nur zu diskutieren. Das sind zwei Dinge, die sich schlechterdings ausschließen. (Posl. Jaša: Citujte dále, pane doktore, kde jsem to formuloval, kdo bude o tom rozhodovat a co bude rozhlas øíkat! Vy jste si vytáhl jen to, co se vám hodí.)

Aber, Koll. Jaša hat noch eines getan; er hat davon gesprochen, daß die Äußerungen Konrad Henleins im Grunde genommen ein Ausfluß kriegerischer Stimmungen seien, die letzten Endes die deutsche Aufrüstung als Hintergrund haben, und Koll. Jaša hat ganz unverblümt erklärt, daß gewissermaßen in Kreisen der Sudetendeutschen Partei mit der Tatsache der deutschen Wiederaufrüstung als einem kriegsbringenden Faktor geradezu gerechnet werde. Auch hier, Koll. Jaša, muß ich Ihnen sagen, daß Sie sich absolut im Irrtum befinden. Konrad Henlein hat zu der Frage des Krieges als einem Mittel der Politik bereits ganz eindeutig Stellung genommen und in keiner Weise sind die Grundsätze, die er in Böhmisch-Leipa zum Ausdruck gebracht hat, abgeschwächt worden. Und ni emand ist befugt zu erklären, daß diese Grundsätze nicht weiter für die Praxis der Sudetendeutschen Partei Geltung hätten. Konrad Henlein hat in Böhmisch-Leipa ganz unmißverständlich erklärt (ète): "Keine verantwortungsbewußte Politik kann nach den Schrecknissen jüngsten historischen Geschehens neuerdings mit dem Kriege als einem Mittel der Politik rechnen". (Posl. Jaša: Hitler je také pro mír, ale otázka je, proti komu zbrojí a koho chce napadnout! Èeskoslovensko nenapadne Nìmecko nebo Rakousko!)

"Ganz abgesehen davon, daß ein Krieg, der uns unmittelbar berühren würde, nur ein Krieg zwischen Deutschland und der Èechoslovakei sein könnte und namamenloses Elend unserer Heimat, dem notwendigen Schlachtfelde dieses Krieges, bringen müßte. Und ebenso wenig könnte ein derartiger Krieg für das èechische Volk irgendwelche erstrebenswerten Ergebnisse zeitigen. Weder imperialistisches Streben nach territorialen Erwerbungen, noch rein machtpolitische Erwägungen können die èechoslovakische Staatsführung bestimmen, die Traditionen der Humanität zu verlassen und die Schrecknisse eines neuen Krieges zu verantworten. Was also" - hat Konrad Henlein damals in Böhmisch Leipa gefragt - "kann die Bilanz eines solchen Krieges zwischen diesen Staaten sein? Bestenfalls die Aufrechterhaltung des vorhandenen Zustandes bei ungeheueren Verlusten an Menschen und Gütern. Dies sollten sich allenthalben die einmal klar vor Augen halten, die so gern mit dem Gedanken eines neuen Krieges spielen. Wer wirklich nüchtern und verantwortlich zu denken vermag, muß sich ganz darüber im klaren seln, daß der Krieg das ungeeignetste Mittel ist, die europäische Entwicklung im Sinne dauernder Befriedung der Völker weiterzutreiben".

Habe ich auch da noch zu erklären, daß diese Formulierung Konrad Henleins ganz eindeutig ist? Ich habe andererseits zu erklären, daß derartige Mißverständnisse oder Entstellungen, wie sie gestern von Kollegen Jaša hier im Hause wiedergegeben oder vorgetragen worden sind, unter gar keinen Umständen dienlich dazu sein können, neue Wege für das Zusammenleben der Völker zu finden oder auch nur vorzubereiten.


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