Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. Kirpalová (pokraèuje): Meine
Herren Kollegen, ich bin gar nicht gewillt, Ihnen politischen
Unterricht zu erteilen, aber Sie müssen doch schon wissen,
daß sich eine Partei bei den Wahlen nicht nur stützen
kann auf ihre eigenen Parteigenossen, sondern daß die Wähleranzahl
sich auch rekrutiert aus den Anhängern und aus Mitläufern,
die heute der einen, morgen der anderen Partei ihre Stimmmme geben,
je nach der Situation und auch - ich will es ehrlich sagen - nach
der sozialen Lage, also jezt die Krise. Und nun die konkrete Frage
- wir möchten einmal wissen, wie siich Herr Henlein und seine
Partei zum Völkerfrieden und zur Völkerversöhnung
stellt. (Posl. dr Neuwirth: Unbedingt bejahend, längst
gesagt!) Unbedingt bejahend? Ich werde Ihnen das Gegenteil
beweisen. (Výkøiky: Da sind wir sehr neugierig!)
Ich war gefaßt auf eine solche spontan gegebene Antwort.
- Bejahend! natürlich, in einem demokratischen Staat kann
man angesichts der hier lebenden Nationalitäten keine andere
Antwort geben, aber Herr Kollege, schauen Sie sich doch einmal
den Geist in Ihren Turnvereinen an (Posl. dr Neuwirth: Der
ist ausgezeichnet! - Posl. Kundt: Sehr zufrieden damit!),
in jenen Turnvereinen, die von Ihrem Henlein geleitet und
betreut werden. (Pøedsednictví pøevzal
místopøedseda Taub.) Schauen Sie den Geist,
der in diesen Turnvereinen herrscht. Und nun, wie sieht der Geist
in Ihren Turvereinen aus? (Posl. Kundt: Anders als bei Euch!
- Posl. Katz: Das glaube ich!) Ich habe ein Büchlein
gelesen. (Posl. inž. Peschka: Das habe ich schon einmal
gehört!) Das haben Sie noch nicht gehört. Sie haben
im Kulturausschuß Aehnliches gehört, aber das, was
ich jetzt vortrage, stammt aus einem anderen Buch, das haben Sie
noch nicht gehört, deshalb bitte ich Sie nur um ein paar
Minuten Geduld. (Posl. dr Neuwirth: Quellenangabe! - Výkøiky.)
Místopøedseda Taub (zvoní): Prosím
o klid.
Posl. Kirpalová (pokraèuje): Nein,
Sie irren sich, es ist das völkische Jahrbuch, das jetzt
nach drei Jahren, vielleicht sogar nach vier Jahren, von der Staatsanwaltschaft
konfisziert wurde. (Výøiky: Was für ein
völkisches Jahr?) "Das völkische Jahr"
heißt es. (Pol. dr Neuwirth: Das kennen wir nicht!) Es
tut mir leid, daß Sie Ihre eigene Literatur nicht kennen.
(Posl. dr Neuwirth: Sie können uns nur das zurechnen,
was von uns kommt!)
Místopøedseda Taub (zvoní): Prosím
o klid.
Posl. Kirpalová (pokraèuje): Von Ihnen
kommt es, es ist ein Lehrbuch und enthält... (Posl. dr
Neuwirth: Von wem ist es, wo erschienen?) Zwingen Sie mich
nicht zu einer Denuntiation. Zwingen Sie mich nicht, hier Namen
zu nennen. Ich bin bereit, es Ihnen persönlich zu sagen.
(Posl. dr Neuwirth: Ich nehme Sie beim Wort, gnädige Frau!)
Sie nehmen mich beim Wort und ich erkläre vor dem ganzen
Haus, ich halte dieses Wort. Ich nenne den Verlag und ich nenne
auch den Autor. (Posl. dr Neuwirth: Ich werde Sie beim Wort
nehmen!) Sie können das ohne weiteres tun. Ich erkläre
noch einmal, dieses Büchlein ist, nachdem es durch drei oder
mehr Jahre als Lehrbehelf in den Turnvereinen benützt worden
war, von der Staatsanwaltschaft konfisziert worden. (Posl.
Kundt: Wann ist es beschlagnahmt worden?) Vor zwei Monaten.
Also nicht allzulange her. Vielleicht ist es auch 6 Wochen. (Posl.
dr Neuwirth: Ist die Beschlagnahme rechtskräftig?) Die
Beschlagnahme ist rechtskräftig. (Posl. dr Neuwirth: Geschäftszahl?
Ge cht? - Místopøedseda Taub zvoní.)
Wenn Sie mir nicht glauben, so können Sie das Kreisgericht
anrufen und Sie haben die Geschäftszahl sofort.
Und nun möchte ich Ihnen eine kleine Auslese zum Vortrag
bringen mit dem Bemerken, daß es sich nur um einen ganz
kleinen Ausschnitt handelt, weil ich wegen der Kürze der
Zeit doch nicht alles vortragen kann, was in diesem Büchlein
enthalten ist. Da steht z. B. - Sie wollen die Seite wissen? -
und zwar in dem Artikel "Siegerfeier" - der Titel sagt
schon alles - auf Seite 79 des Büchleins, dessen Namen ich
Ihnen dann nennen werde, Folgendes (ète): "Doch
mit reinem Gewissen und innerlicher Freiheit geloben wir heute"
- hören Sie nur, damit Sie wissen, welche Freiheit bei Ihnen
gemeint ist - "wieder fûr den Wiederaufstiegund die
Wiedergesundung unseres Volkstums einzustehen, denn es sind die
Befehle vergänglicher Machtgeber, die uns dieses harte Los
bereiteten, die Hände vergänglicher Menschen, welche
die Grenzpfähle in unserem Lande schlugen. Die Zeit der Befreiung"
das also ist die Freiheit, die Sie meinen "muß kommen
und wehe jenem Volke, das sich ein Mehr herausgenommen, als ihm
zukam, an ihm wird sich ein furchtbares Schicksal rächen."
(Posl. Kundt: Solche Stellen kann ich Ihnen aus Seeligers Reden
auch vorlesen! Man muß nur die Parteitagsprotokolle hernehmen!)
Nein, Herr Kollege, solche Stellen werden Sie dort nicht finden.
Und nun, meine Herren, lassen Sie mich ein Wort sprechen zu dem
Ideal, dem die Herren der Volksgemeinschaft nachjagen, dem Erziehungsideal
des Dritten Reiches. (Výkøiky.) Anscheinend
haben Sie davon noch nichts gehört, oder es ist Ihnen unangenehm,
darüber etwas zu hören. Vor mir liegt ein Ausschnitt
der "Reichszeitung der deutschen Erziehung". (Posl.
dr Neuwirth: Herausgegeben wo?) Von Hitler, vom Kulturministerium
in Deutschland. (Posl. dr Neuwirth: Wie kommen Sie nur zu dieser
verbotenen Literatur?) Höchstwahrscheinlich auf legalerem
Wege als Sie, Herr Kollege. (Rùzné výkøiky.)
Ich möchte also nun einen kleinen Ausschnitt aus dieser deutschen
Erziehung geben. Da heißt es (ète): "Der
rechte Nordling ist kein Musterschüler, man muß sich
klar sein, daß Verschlossenheit und Bockigkeit Zeichen für
den werdenden, herben, geraden und starken nordischen Charakter
sein kann, daß unbekümmerte Faulheit und goldener Leichtsinn
besser sind, als das streberhafte, zielbewußte Arbeiten
Andersrassiger, daß in echten jugendhaften Rüpeleien
und im Anstiften zu grobem Unfug oft Anlagen zu späterem
Führertum stecken können."
Das sind also die Erziehungsmethoden des Dritten Reiches. Meine
Herren, beantworten Sie mir doch die Frage, was für ein Schülermaterial
muß aus diesen Schulen heuraskommen? Die Frage beantwortet
sich durch das Erziehungsprinzip des Dritten Reiches von selbst.
(Výkøiky.) Sie haben mich gefragt, wer der
Autor ist. Darf ich Ihnen also einen nach Ihrer Meinung ganz kompetenten
Autor nennen, der zum Erziehungsproblem im Deutschen Reiche gesprochen
und geschrieben hat? Es war Hitler selbst. Hitler hat zur Frage
der Bildung erklärt (ète): "Der deutsche
Junge der Zukunft soll schlank und rank sein, flink wie ein Windhund,
zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl. Deutschland ist kein
Hühnerstall, in dem alles durcheinanderläuft, gackert
und kräht, sondern wo jeder stolz ist gehorchen zu dürfen.
Das Gehorchenlernen ist die zweite große Aufgabe der Erziehung."
Welche die erste große Aufgabe ist, darüber hat Hitler
geschwiegen.
Místopøedseda Taub (zvoní): Upozoròuji
paní øeènici, že øeènická
lhùta již vypršela.
Posl. Kirpalová (pokraèuje): Ich möchte
nur noch ganz kurz Folgendes sagen: Im Dritten Reich ist die Humanität
verschwunden. Das Ideal eines Komenský, das Ideal eines
Pestalozzi ist aus dem deutschen Erziehungsmaterial ausgemerzt.
Die Leipziger pädagogische Zentralbücherei hieß
ehemals Komenius-Bücherei. Am 15. Juni 1935 wurde dieser
Titel in feierlichster Weise beseitigt und die Bücherei heißt
jetzt "Pädagogische Zentralbibliothek Hans Schem".
Abschließend will ich sagen: Die Schulen im Dritten Reiche
sind heute nichts anderes als Rekrutenschulen. Dort gilt der Grundsatz:
"Wenn der junge Mensch aus der Schule kommt, muß der
innere Soldat fertig sein." Das ist das markanteste Ziel
des Faszismus. Das ist die erste Vorbereitung für jeden Krieg.
Die Aufgabe, die wir jedoch einer modernen Schule stellen, ist
anders. Wir verlangen: Die Schule muß schöpferische
Gestalten schaffen, sie muß Träger der Kultur, des
Fortschrittes, der Freiheit sein. Der junge Mensch muß für
die höchsten Aufgaben der Menschheit erzogen werden, also
für Völkerfrieden und Völkerverständigung.
Deutschlands Weg der Erziehung geht über Bomben und Gewehre.
Unser Weg der Erziehung bedeutet eine kulturelle Aufwärtsbewegung.
Wir arbeiten in Freiheit und Demokratie für eine freie Schule,
für eine freie Lehrerschaft und für ein freies deutsches
Volk. (Potlesk.)
Hohes Haus! Warum die lex Uhlíø von unserer
Seite nicht jene Wertung erfährt, die ihr von ihrem Autor
zuteil geworden ist, hat bereits Koll. Karmasin gestern
hier ausgeführt. Weil aber Koll. Jaša über
die spezielle Thematik der lex Uhlíø hinausgegangen
ist, sehen auch wir uns genötigt, heute über das von
ihm angezogene Thema zu sprechen: die Kulturrede, die Konrad Henlein
am letzten Sonntag gehalten hat. Wir kennen die èechische
Situation zur Genüge und wir haben uns absolut nicht der
Meinung hingegeben, daß etwa auf die Kulturrede Henleins
eine gewisse Gegenwirkung ausbleiben würde. Aber, hohes Haus,
die Gegenwirkung, die wir diesmal erfahren haben, ist doch so
bedenklich, daß dazu aus prinzipiellen, sachlichen Erwägungen
heraus gesprochen werden muß.
Wir sind nachgerade daran gewöhnt, daß die öffentliche
Meinung unseres Staates Objekt publizistischer Freibeuter ist.
Wenn aber eine grundsätzliche Erklärung von der Bedeutung
der Kulturrede Konrad Henleins derart verbogen und verdreht wird,
wie das geschehen ist, dann ist doch ein Widerspruch am Platz.
Ich möchte nicht auf alle kleinen Boulevard- und Hetzblätter
reagieren, die einfach von der Verdrehung gewissermaßen
als dankbarstem publizistischen Geschäft leben; aber ich
muß hier, wenn eine Stellungsnahme von Organen erfolgt,
die zu den offiziellen Organen der maßgebendsten Parteien
überhaupt gehören, hier meine ich vor allem, das "Èeské
slovo" und das "Právo lidu", darauf zurückkommen.
Hohes Haus, das "Èeské slovo" hat in seinem
Bericht über die Kulturrede Konrad Henleins behauptet, Henlein
habe sich nach der kulturellen Verschmelzung mit dem mütterlichen
Dritten Reiche gesehnt und wenn er in diesem ihm fremden Staate
nichts gemeinsames mit den Èechoslovaken haben wolle, wenn
er sich demonstrativ mit der Hakenkreuzlehre identifiziert, dann
genüge dies gerade, daß man Henlein deutlich sage,
daß er die Grenzen der Möglichkeit bereits überschritten
habe. Nun, meine Herren, Sie werden ja am Samstag den offiziellen
Text dieser Rede gedruckt bekommen und ich würde Sie sehr
bitten, sich doch einmal die Mühe zu nehmen und diesen Text
der Rede zu lesen, um sich selbst ein Bild darüber machen
zu können, in welch unverantwortlicher Weise hier ganz klare
Enuntiationen in das Gegenteil verkehrt worden sind. Es hat das
"Právo lidu" scheinbar dem "Èeské
slovo" nicht nachstehen wollen und erklärt: "Mit
seinem gestrigen Vortrag hat Henlein den Kampf mit der Èechoslovakischen
Republik, mit der Demokratie, mit dem freien Denken und der Gleichberechtigung
der Einwohnerschaft eröffnet." Das "Právo
lidu" hat weiter in einem anderen Artikel erklärt: "Die
Musik spielte alt-preußische Militärmärsche, vor
der Eröffnung der Versammlung wurden Parolen vorgetragen,
die der ganze Saal in Form eines Eides wiederholte. Vor einer
ungeduldigen Zuhörerschaft trug Henlein seine Rede vor, mit
der er sich als Fortsetzer der Konzeption Schönerers, Wolfs
und Hitlers bekannte." Was den ersten Teil dieser Behauptung
von den alt-preußischen Militärmärschen anbelangt,
muß ich sagen, das ich bisher der Meinung war, daß
Beethoven ein Rheinländer ist, der im österreichischen
Kulturkreis zur vollen Wirksamkeit gekommen ist und ich muß
weiter sagen, daß die Behauptung von Parolen, die im ganzen
Saale in Form eines Eides wiederholt wurden, eine glatte Erfindung
ist. Wir hatten die gesamte Presse eingeladen. Es steht außer
Zweifel, daß die Berichterstatter der soeben angezogenen
Organe oder deren Vertrauensleute anwesend waren; und wenn demnoch
derartige Dinge glatt erfunden und behauptet werden können,
dann haben wir es einfach mit Akten publizistischer Verantwortungslosigkeit
am laufenden Band zu tun. Selbstverständlich hat die "Nová
doba" nicht fehlen können und erklärt: "Wie
eine Bombe wirkt unter den Grenzlern die Nachricht über das
letzte Auftreten Henleins in Prag, wo er die kulturelle Gleichschaltung
der Deutschen in der Èechoslovakei mit der Kultur des Dritten
Reiches proklamierte." Endlich ein anderes Organ, das schließlich
zu berichten wußte, daß die Versammlung mit einer
recht kriegerischen Rezitation abgeschlossen worden ist. Im Sprechchor
sagte man in Wirklichkeit: "Nur das Recht, nur das Recht,
und nichts mehr." Schließlich noch eine Kostprobe aus
dem "Èeské slovo", das nicht mehr und
nicht weniger behauptete, daß Henlein Dinge vorbrachte,
die dem Wortlaut der èechoslovakischen Verfassung widersprechen
und die hauptsächliche Merkmale des Nazismus sind. Ich kann
nur die Bitte wiederholen, lesen Sie, wenn Sie den Originaltext
der Rede bekommen, selbst, und Sie werden sehen, daß es
so einfach unter keinen Umständen geht. Besonders charakteristisch
war die Haltung des "Èeské slovo", das
sich dazu verstieg, die Teilnahme von Beobachtern der èechischen
Hochschulen in Prag einfach als nationale Schande zu bezeichnen;
ich habe dazu nur zu sagen, daß diese Behauptung einen Schutzgesetztatbestand
darstellt, und die Tatsache, daß diese Behauptung überhaupt
gedruckt werden ko nnte, ist bezeichnend für den doppelten
Maßstab, der bei unserer Zensurpraxis angewendet wird.
Um aber nachzuweisen, wie die Dinge liegen, sei gefragt, was Konrad
Henlein denn wirklich gesagt hat. Die nicht ganz gehässige
Gruppe der èechischen Blätter hat zunächst daran
Anstoß genommen, daß Henlein angeblich ein alldeutsches
Bekenntnis alten Schlages abgelegt habe. Nun, ich bin diesmal
in der angenehmen Lage, mich auf sehr unbefangene Kronzeugen dafür
zu berufen, daß dem tatsächlich nicht so gewesen ist.
Die "Deutsche Presse", das an sich offiziell verleugnete,
aber tatsächlich offizielle Organ der deutschen christlichsozialen
Partei. (Posl. dr Luschka: Das müssen Sie ja wissen, daß
sie nicht offiziell ist! Sie waren ja einmal christlichsozial!)
Richtig, ich war Mitglied der christlichsozialen Volkspartei.
Ja, ich bin stolz darauf, an dem Versuche mitgewirkt zu haben,
die deutsche christlichsoziale Volkspartei zu einer national-konservativen
Partei zu machen. (Posl. dr Luschka: So, das behaupten Sie
in Ihrer jetzigen Uniform?) Meine jetzige Uniform ist nicht
schlecht. (Posl. dr Luschka: Aber die unsere war Ihnen zu hochwürdig!)
Nein, entscheidend ist, daß Sie die programmatischen
Grundlagen der Partei, wie wir sie vor drei Jahren erarbeitet
haben, verlassen haben.
Die "Deutsche Presse" also sagte: Inhaltlich brachte
die Rede im großen und ganzen die allgemeinen kulturellen
Forderungen, aber lange nicht alle wichtigen Lebensforderungen,
wie sie das Sudetendeutschtum schon seit Jahr und Tag verficht.
Der "Deutschen Presse" war also das, was Henlein gefordert
hat, an sich noch zu wenig. Dieselbe "Deutsche Presse"
sagt am nächsten Tage (ète): "In seinem
Kulturprogramm nahm Henlein zu vielen Gebieten des Kulturschaffens
Stellung. Wenn er an die Spitze das Bekenntnis zur großen
Kulturgemeinschaft der Deutschen in aller Welt und die Ablehnung
einer sudetendeutschen Sonderkultur stellte, hat er damit etwas
gesagt, was schon seit 1918 und noch früher selbstverständliche
Überzeugung des Sudetendeutschtums war." Ich kann weiter
feststellen, daß wir uns hier nicht bloß der Zustimmung
der "Deutschen Presse" erfreuen, sondern sogar auch
der "Landpost", die ausdrücklich erklärt (ète):
"Das Getue, in dem sicn ein Teil der èechischen
Presse gefällt, war jedenfalls nicht sehr angebracht, denn
was in diesem Vortrage hervortritt, ist für uns nichts Neues
und es sollte eigentlich auch für die èechische Öffentlichkeit
nichts Neues sein, so vor allem das Festhalten an der kulturellen
Gemeinschaft aller Deutschen. Davon, daß diese Gemeinschaft
unterbunden und aufgegeben werden sollte, ist eigentlich nie ernstlich
die Rede gewesen, und sie läßt sich auch nicht verbieten,
man könnte sie höchstens zwingen, den Schleich- und
Schmuggelweg zu betreten, was aber kaum im Interesse des Staates
gelegen sein kann." Aber, meine sehr Verehrten, ich bin sogar
in der angenehmen Lage, diesmal die "Prager Presse"
für uns zu zitieren, die ausdrücklich erklärt (ète):
"Weder Masaryk, noch Beneš, noch irgendein
gebildeter Èechoslovake haben je gegen den Gedanken der
deutschen Kulturgemeinschaft gestritten. Niemand in diesem Lande
will eine Sonderkultur der Sudetendeutschen oder überhaupt
ein Sondersudetendeutschtum kreieren oder fordern. Die Deutschen
in der Èechoslovakei sind eben Deutsche, die als Minderheit
im èechoslovakischen Staate leben und volles Anrecht auf
die Pflege ihrer deutschen Kultur besitzen." Diese Feststellung
nehmen wir dankbarst zur Kenntnis und sehen darin einen Beweis,
wie unbegründet alle diese gehässigen und verdrehenden
Stellungnahmen einer gewissen èechischen Presse waren.
Was sagte nun Henlein wirklich? (ète): "Weil
aber Kultur der sichtbare und geformte Ausdruck der schöpferisehen
Kräfte eines Volkstums ist, wird die Sammlung und Ausrichtung
aller aus dem neuen Gemeinschaftsgefühl und -Bewustsein aufbrechenden
Kräfte und die Durchdringung aller Schaffensgebiete mit seinem
Geiste zur vornehmsten Aufgabe unserer nun im Sudetendeutschtum
führenden politischen Bewegung. Wenn wir hier von der Volksgemeinschaft
als der Schöpferin und Trägerin aller wahren und echten
Kultur sprechen, so tun wir dies mit vollem Bewußtsein,
denn die Zeiten müssen ein für allemale vorüber
sein, da sich nur einzelne Schichten der Bevölkerung berechtigt
glaubten, am kulturellen Leben des Volkes, sei es schaffend oder
genießend, Anteil zu nehmen. Gerade darin liegt das Verhängnis
der vergangenen Jahrzehnte, daß zwischen den einzelnen Schichten
unseres Volkes eine so große Kluft entstanden ist, daß
schließlich der Arbeiter den Bürger und der Bürger
den Bauern nicht mehr verstand und daß der eine an dem anderen
gleichgültig vorübergeht. Heute aber hat ein gewaltiger
seelischer Aufbruch die trennenden Schranken zerbrochen. Heute
steigt der volksbewußte Arbeiter zum vollberechtigten Gliede
seines Volkes empor, heute weiß er wie alle anderen Stände,
daß er in hartem Daseinkampf nur ein Zusammenstehen auf
Leben und Tod gibt.
Und heute wissen wir auch, daß der Arbeiter mit einbezogen
sein will - und muß - in das kulturelle Schaffen seines
Volkes, und wir anerkennen freudig, daß er nicht nur ein
unveräußerliches Recht, sondern die Pflicht hat, an
den geistigen Gütern seines Volkes lebendig und Neues schaffend
Anteil zu nehmen, wie jeder andere Volksgenosse. Denn eine Kultur,
die den Arbeiter oder den Bauern oder den Bürger ausschliessen
will, ist in Wahrheit keine Kultur des Volkes."
Ich glaube, hohes Haus, diese Formulierungen sind so eindeutig
und beweisen, daß Konrad Henlein gerade hier ein Kulturideal
geformt hat, das in seinem innersten Wesen demokratisch ist und
eine absolute Absage darstellt an das bourgeoise Kulturideal,
das dem Liberalismus der Vergangenheit angehörte. Konrad
Henlein hat weiter gesagt: "Wenn wir überall die neuen
Ansätze zur Entwicklung und Wirkung bringen wollen, so sei
ein für allemal festgestellt, daß wir es ablehnen,
eine sudetendeutsche Sonderkultur zu züchten". Wer diese
Formulierung nüchtern und unbefangen zur Kenntnis nimmt,
kann in keiner Weise in Irrtum geraten. (Posl. Appelt: Was
reden Sie davon, reden Sie vom Nikolsburger Wein!) Unser südmährischer
Wein ist ausgezeichnet, ich bringe Ihnen nächstens einen
mit. (Posl. Appelt: Beim wievielten Viertel kommt denn Ihnen
die Eingebung?) Besoffen waren die sozialdemokratischen Abgeordneten,
welche zu uns agitieren gekommen sind, denn sie vertragen den
Wein nicht. (Posl. Zischka: Was hat das mit den Sozialdemokraten
zu tun?) Jedenfalls ist Tatsache, daß die Herren, die
zu uns kommen, den Wein nicht vertragen. Im Übrigen habe
ich mich geirrt, Herr Abgeordneter Appelt ist Kommunist. (Posl.
Zischka: Damit ist die Sache nich tabgetan! Was hat das mit uns
zu tun?)