Pátek 28. února 1936

Pøedseda (zvoní): Prosím o klid.

Posl. Kirpalová (pokraèuje): Meine Herren Kollegen, ich bin gar nicht gewillt, Ihnen politischen Unterricht zu erteilen, aber Sie müssen doch schon wissen, daß sich eine Partei bei den Wahlen nicht nur stützen kann auf ihre eigenen Parteigenossen, sondern daß die Wähleranzahl sich auch rekrutiert aus den Anhängern und aus Mitläufern, die heute der einen, morgen der anderen Partei ihre Stimmmme geben, je nach der Situation und auch - ich will es ehrlich sagen - nach der sozialen Lage, also jezt die Krise. Und nun die konkrete Frage - wir möchten einmal wissen, wie siich Herr Henlein und seine Partei zum Völkerfrieden und zur Völkerversöhnung stellt. (Posl. dr Neuwirth: Unbedingt bejahend, längst gesagt!) Unbedingt bejahend? Ich werde Ihnen das Gegenteil beweisen. (Výkøiky: Da sind wir sehr neugierig!) Ich war gefaßt auf eine solche spontan gegebene Antwort. - Bejahend! natürlich, in einem demokratischen Staat kann man angesichts der hier lebenden Nationalitäten keine andere Antwort geben, aber Herr Kollege, schauen Sie sich doch einmal den Geist in Ihren Turnvereinen an (Posl. dr Neuwirth: Der ist ausgezeichnet! - Posl. Kundt: Sehr zufrieden damit!), in jenen Turnvereinen, die von Ihrem Henlein geleitet und betreut werden. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Taub.) Schauen Sie den Geist, der in diesen Turnvereinen herrscht. Und nun, wie sieht der Geist in Ihren Turvereinen aus? (Posl. Kundt: Anders als bei Euch! - Posl. Katz: Das glaube ich!) Ich habe ein Büchlein gelesen. (Posl. inž. Peschka: Das habe ich schon einmal gehört!) Das haben Sie noch nicht gehört. Sie haben im Kulturausschuß Aehnliches gehört, aber das, was ich jetzt vortrage, stammt aus einem anderen Buch, das haben Sie noch nicht gehört, deshalb bitte ich Sie nur um ein paar Minuten Geduld. (Posl. dr Neuwirth: Quellenangabe! - Výkøiky.)

Místopøedseda Taub (zvoní): Prosím o klid.

Posl. Kirpalová (pokraèuje): Nein, Sie irren sich, es ist das völkische Jahrbuch, das jetzt nach drei Jahren, vielleicht sogar nach vier Jahren, von der Staatsanwaltschaft konfisziert wurde. (Výøiky: Was für ein völkisches Jahr?) "Das völkische Jahr" heißt es. (Pol. dr Neuwirth: Das kennen wir nicht!) Es tut mir leid, daß Sie Ihre eigene Literatur nicht kennen. (Posl. dr Neuwirth: Sie können uns nur das zurechnen, was von uns kommt!)

Místopøedseda Taub (zvoní): Prosím o klid.

Posl. Kirpalová (pokraèuje): Von Ihnen kommt es, es ist ein Lehrbuch und enthält... (Posl. dr Neuwirth: Von wem ist es, wo erschienen?) Zwingen Sie mich nicht zu einer Denuntiation. Zwingen Sie mich nicht, hier Namen zu nennen. Ich bin bereit, es Ihnen persönlich zu sagen. (Posl. dr Neuwirth: Ich nehme Sie beim Wort, gnädige Frau!) Sie nehmen mich beim Wort und ich erkläre vor dem ganzen Haus, ich halte dieses Wort. Ich nenne den Verlag und ich nenne auch den Autor. (Posl. dr Neuwirth: Ich werde Sie beim Wort nehmen!) Sie können das ohne weiteres tun. Ich erkläre noch einmal, dieses Büchlein ist, nachdem es durch drei oder mehr Jahre als Lehrbehelf in den Turnvereinen benützt worden war, von der Staatsanwaltschaft konfisziert worden. (Posl. Kundt: Wann ist es beschlagnahmt worden?) Vor zwei Monaten. Also nicht allzulange her. Vielleicht ist es auch 6 Wochen. (Posl. dr Neuwirth: Ist die Beschlagnahme rechtskräftig?) Die Beschlagnahme ist rechtskräftig. (Posl. dr Neuwirth: Geschäftszahl? Ge cht? - Místopøedseda Taub zvoní.) Wenn Sie mir nicht glauben, so können Sie das Kreisgericht anrufen und Sie haben die Geschäftszahl sofort.

Und nun möchte ich Ihnen eine kleine Auslese zum Vortrag bringen mit dem Bemerken, daß es sich nur um einen ganz kleinen Ausschnitt handelt, weil ich wegen der Kürze der Zeit doch nicht alles vortragen kann, was in diesem Büchlein enthalten ist. Da steht z. B. - Sie wollen die Seite wissen? - und zwar in dem Artikel "Siegerfeier" - der Titel sagt schon alles - auf Seite 79 des Büchleins, dessen Namen ich Ihnen dann nennen werde, Folgendes (ète): "Doch mit reinem Gewissen und innerlicher Freiheit geloben wir heute" - hören Sie nur, damit Sie wissen, welche Freiheit bei Ihnen gemeint ist - "wieder fûr den Wiederaufstiegund die Wiedergesundung unseres Volkstums einzustehen, denn es sind die Befehle vergänglicher Machtgeber, die uns dieses harte Los bereiteten, die Hände vergänglicher Menschen, welche die Grenzpfähle in unserem Lande schlugen. Die Zeit der Befreiung" das also ist die Freiheit, die Sie meinen "muß kommen und wehe jenem Volke, das sich ein Mehr herausgenommen, als ihm zukam, an ihm wird sich ein furchtbares Schicksal rächen." (Posl. Kundt: Solche Stellen kann ich Ihnen aus Seeligers Reden auch vorlesen! Man muß nur die Parteitagsprotokolle hernehmen!) Nein, Herr Kollege, solche Stellen werden Sie dort nicht finden.

Und nun, meine Herren, lassen Sie mich ein Wort sprechen zu dem Ideal, dem die Herren der Volksgemeinschaft nachjagen, dem Erziehungsideal des Dritten Reiches. (Výkøiky.) Anscheinend haben Sie davon noch nichts gehört, oder es ist Ihnen unangenehm, darüber etwas zu hören. Vor mir liegt ein Ausschnitt der "Reichszeitung der deutschen Erziehung". (Posl. dr Neuwirth: Herausgegeben wo?) Von Hitler, vom Kulturministerium in Deutschland. (Posl. dr Neuwirth: Wie kommen Sie nur zu dieser verbotenen Literatur?) Höchstwahrscheinlich auf legalerem Wege als Sie, Herr Kollege. (Rùzné výkøiky.)

Ich möchte also nun einen kleinen Ausschnitt aus dieser deutschen Erziehung geben. Da heißt es (ète): "Der rechte Nordling ist kein Musterschüler, man muß sich klar sein, daß Verschlossenheit und Bockigkeit Zeichen für den werdenden, herben, geraden und starken nordischen Charakter sein kann, daß unbekümmerte Faulheit und goldener Leichtsinn besser sind, als das streberhafte, zielbewußte Arbeiten Andersrassiger, daß in echten jugendhaften Rüpeleien und im Anstiften zu grobem Unfug oft Anlagen zu späterem Führertum stecken können."

Das sind also die Erziehungsmethoden des Dritten Reiches. Meine Herren, beantworten Sie mir doch die Frage, was für ein Schülermaterial muß aus diesen Schulen heuraskommen? Die Frage beantwortet sich durch das Erziehungsprinzip des Dritten Reiches von selbst. (Výkøiky.) Sie haben mich gefragt, wer der Autor ist. Darf ich Ihnen also einen nach Ihrer Meinung ganz kompetenten Autor nennen, der zum Erziehungsproblem im Deutschen Reiche gesprochen und geschrieben hat? Es war Hitler selbst. Hitler hat zur Frage der Bildung erklärt (ète): "Der deutsche Junge der Zukunft soll schlank und rank sein, flink wie ein Windhund, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl. Deutschland ist kein Hühnerstall, in dem alles durcheinanderläuft, gackert und kräht, sondern wo jeder stolz ist gehorchen zu dürfen. Das Gehorchenlernen ist die zweite große Aufgabe der Erziehung." Welche die erste große Aufgabe ist, darüber hat Hitler geschwiegen.

Místopøedseda Taub (zvoní): Upozoròuji paní øeènici, že øeènická lhùta již vypršela.

Posl. Kirpalová (pokraèuje): Ich möchte nur noch ganz kurz Folgendes sagen: Im Dritten Reich ist die Humanität verschwunden. Das Ideal eines Komenský, das Ideal eines Pestalozzi ist aus dem deutschen Erziehungsmaterial ausgemerzt. Die Leipziger pädagogische Zentralbücherei hieß ehemals Komenius-Bücherei. Am 15. Juni 1935 wurde dieser Titel in feierlichster Weise beseitigt und die Bücherei heißt jetzt "Pädagogische Zentralbibliothek Hans Schem".

Abschließend will ich sagen: Die Schulen im Dritten Reiche sind heute nichts anderes als Rekrutenschulen. Dort gilt der Grundsatz: "Wenn der junge Mensch aus der Schule kommt, muß der innere Soldat fertig sein." Das ist das markanteste Ziel des Faszismus. Das ist die erste Vorbereitung für jeden Krieg. Die Aufgabe, die wir jedoch einer modernen Schule stellen, ist anders. Wir verlangen: Die Schule muß schöpferische Gestalten schaffen, sie muß Träger der Kultur, des Fortschrittes, der Freiheit sein. Der junge Mensch muß für die höchsten Aufgaben der Menschheit erzogen werden, also für Völkerfrieden und Völkerverständigung. Deutschlands Weg der Erziehung geht über Bomben und Gewehre. Unser Weg der Erziehung bedeutet eine kulturelle Aufwärtsbewegung. Wir arbeiten in Freiheit und Demokratie für eine freie Schule, für eine freie Lehrerschaft und für ein freies deutsches Volk. (Potlesk.)

3. Øeè posl. dr Neuwirtha (viz str. 13 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Warum die lex Uhlíø von unserer Seite nicht jene Wertung erfährt, die ihr von ihrem Autor zuteil geworden ist, hat bereits Koll. Karmasin gestern hier ausgeführt. Weil aber Koll. Jaša über die spezielle Thematik der lex Uhlíø hinausgegangen ist, sehen auch wir uns genötigt, heute über das von ihm angezogene Thema zu sprechen: die Kulturrede, die Konrad Henlein am letzten Sonntag gehalten hat. Wir kennen die èechische Situation zur Genüge und wir haben uns absolut nicht der Meinung hingegeben, daß etwa auf die Kulturrede Henleins eine gewisse Gegenwirkung ausbleiben würde. Aber, hohes Haus, die Gegenwirkung, die wir diesmal erfahren haben, ist doch so bedenklich, daß dazu aus prinzipiellen, sachlichen Erwägungen heraus gesprochen werden muß.

Wir sind nachgerade daran gewöhnt, daß die öffentliche Meinung unseres Staates Objekt publizistischer Freibeuter ist. Wenn aber eine grundsätzliche Erklärung von der Bedeutung der Kulturrede Konrad Henleins derart verbogen und verdreht wird, wie das geschehen ist, dann ist doch ein Widerspruch am Platz. Ich möchte nicht auf alle kleinen Boulevard- und Hetzblätter reagieren, die einfach von der Verdrehung gewissermaßen als dankbarstem publizistischen Geschäft leben; aber ich muß hier, wenn eine Stellungsnahme von Organen erfolgt, die zu den offiziellen Organen der maßgebendsten Parteien überhaupt gehören, hier meine ich vor allem, das "Èeské slovo" und das "Právo lidu", darauf zurückkommen. Hohes Haus, das "Èeské slovo" hat in seinem Bericht über die Kulturrede Konrad Henleins behauptet, Henlein habe sich nach der kulturellen Verschmelzung mit dem mütterlichen Dritten Reiche gesehnt und wenn er in diesem ihm fremden Staate nichts gemeinsames mit den Èechoslovaken haben wolle, wenn er sich demonstrativ mit der Hakenkreuzlehre identifiziert, dann genüge dies gerade, daß man Henlein deutlich sage, daß er die Grenzen der Möglichkeit bereits überschritten habe. Nun, meine Herren, Sie werden ja am Samstag den offiziellen Text dieser Rede gedruckt bekommen und ich würde Sie sehr bitten, sich doch einmal die Mühe zu nehmen und diesen Text der Rede zu lesen, um sich selbst ein Bild darüber machen zu können, in welch unverantwortlicher Weise hier ganz klare Enuntiationen in das Gegenteil verkehrt worden sind. Es hat das "Právo lidu" scheinbar dem "Èeské slovo" nicht nachstehen wollen und erklärt: "Mit seinem gestrigen Vortrag hat Henlein den Kampf mit der Èechoslovakischen Republik, mit der Demokratie, mit dem freien Denken und der Gleichberechtigung der Einwohnerschaft eröffnet." Das "Právo lidu" hat weiter in einem anderen Artikel erklärt: "Die Musik spielte alt-preußische Militärmärsche, vor der Eröffnung der Versammlung wurden Parolen vorgetragen, die der ganze Saal in Form eines Eides wiederholte. Vor einer ungeduldigen Zuhörerschaft trug Henlein seine Rede vor, mit der er sich als Fortsetzer der Konzeption Schönerers, Wolfs und Hitlers bekannte." Was den ersten Teil dieser Behauptung von den alt-preußischen Militärmärschen anbelangt, muß ich sagen, das ich bisher der Meinung war, daß Beethoven ein Rheinländer ist, der im österreichischen Kulturkreis zur vollen Wirksamkeit gekommen ist und ich muß weiter sagen, daß die Behauptung von Parolen, die im ganzen Saale in Form eines Eides wiederholt wurden, eine glatte Erfindung ist. Wir hatten die gesamte Presse eingeladen. Es steht außer Zweifel, daß die Berichterstatter der soeben angezogenen Organe oder deren Vertrauensleute anwesend waren; und wenn demnoch derartige Dinge glatt erfunden und behauptet werden können, dann haben wir es einfach mit Akten publizistischer Verantwortungslosigkeit am laufenden Band zu tun. Selbstverständlich hat die "Nová doba" nicht fehlen können und erklärt: "Wie eine Bombe wirkt unter den Grenzlern die Nachricht über das letzte Auftreten Henleins in Prag, wo er die kulturelle Gleichschaltung der Deutschen in der Èechoslovakei mit der Kultur des Dritten Reiches proklamierte." Endlich ein anderes Organ, das schließlich zu berichten wußte, daß die Versammlung mit einer recht kriegerischen Rezitation abgeschlossen worden ist. Im Sprechchor sagte man in Wirklichkeit: "Nur das Recht, nur das Recht, und nichts mehr." Schließlich noch eine Kostprobe aus dem "Èeské slovo", das nicht mehr und nicht weniger behauptete, daß Henlein Dinge vorbrachte, die dem Wortlaut der èechoslovakischen Verfassung widersprechen und die hauptsächliche Merkmale des Nazismus sind. Ich kann nur die Bitte wiederholen, lesen Sie, wenn Sie den Originaltext der Rede bekommen, selbst, und Sie werden sehen, daß es so einfach unter keinen Umständen geht. Besonders charakteristisch war die Haltung des "Èeské slovo", das sich dazu verstieg, die Teilnahme von Beobachtern der èechischen Hochschulen in Prag einfach als nationale Schande zu bezeichnen; ich habe dazu nur zu sagen, daß diese Behauptung einen Schutzgesetztatbestand darstellt, und die Tatsache, daß diese Behauptung überhaupt gedruckt werden ko nnte, ist bezeichnend für den doppelten Maßstab, der bei unserer Zensurpraxis angewendet wird.

Um aber nachzuweisen, wie die Dinge liegen, sei gefragt, was Konrad Henlein denn wirklich gesagt hat. Die nicht ganz gehässige Gruppe der èechischen Blätter hat zunächst daran Anstoß genommen, daß Henlein angeblich ein alldeutsches Bekenntnis alten Schlages abgelegt habe. Nun, ich bin diesmal in der angenehmen Lage, mich auf sehr unbefangene Kronzeugen dafür zu berufen, daß dem tatsächlich nicht so gewesen ist. Die "Deutsche Presse", das an sich offiziell verleugnete, aber tatsächlich offizielle Organ der deutschen christlichsozialen Partei. (Posl. dr Luschka: Das müssen Sie ja wissen, daß sie nicht offiziell ist! Sie waren ja einmal christlichsozial!) Richtig, ich war Mitglied der christlichsozialen Volkspartei. Ja, ich bin stolz darauf, an dem Versuche mitgewirkt zu haben, die deutsche christlichsoziale Volkspartei zu einer national-konservativen Partei zu machen. (Posl. dr Luschka: So, das behaupten Sie in Ihrer jetzigen Uniform?) Meine jetzige Uniform ist nicht schlecht. (Posl. dr Luschka: Aber die unsere war Ihnen zu hochwürdig!) Nein, entscheidend ist, daß Sie die programmatischen Grundlagen der Partei, wie wir sie vor drei Jahren erarbeitet haben, verlassen haben.

Die "Deutsche Presse" also sagte: Inhaltlich brachte die Rede im großen und ganzen die allgemeinen kulturellen Forderungen, aber lange nicht alle wichtigen Lebensforderungen, wie sie das Sudetendeutschtum schon seit Jahr und Tag verficht. Der "Deutschen Presse" war also das, was Henlein gefordert hat, an sich noch zu wenig. Dieselbe "Deutsche Presse" sagt am nächsten Tage (ète): "In seinem Kulturprogramm nahm Henlein zu vielen Gebieten des Kulturschaffens Stellung. Wenn er an die Spitze das Bekenntnis zur großen Kulturgemeinschaft der Deutschen in aller Welt und die Ablehnung einer sudetendeutschen Sonderkultur stellte, hat er damit etwas gesagt, was schon seit 1918 und noch früher selbstverständliche Überzeugung des Sudetendeutschtums war." Ich kann weiter feststellen, daß wir uns hier nicht bloß der Zustimmung der "Deutschen Presse" erfreuen, sondern sogar auch der "Landpost", die ausdrücklich erklärt (ète): "Das Getue, in dem sicn ein Teil der èechischen Presse gefällt, war jedenfalls nicht sehr angebracht, denn was in diesem Vortrage hervortritt, ist für uns nichts Neues und es sollte eigentlich auch für die èechische Öffentlichkeit nichts Neues sein, so vor allem das Festhalten an der kulturellen Gemeinschaft aller Deutschen. Davon, daß diese Gemeinschaft unterbunden und aufgegeben werden sollte, ist eigentlich nie ernstlich die Rede gewesen, und sie läßt sich auch nicht verbieten, man könnte sie höchstens zwingen, den Schleich- und Schmuggelweg zu betreten, was aber kaum im Interesse des Staates gelegen sein kann." Aber, meine sehr Verehrten, ich bin sogar in der angenehmen Lage, diesmal die "Prager Presse" für uns zu zitieren, die ausdrücklich erklärt (ète): "Weder Masaryk, noch Beneš, noch irgendein gebildeter Èechoslovake haben je gegen den Gedanken der deutschen Kulturgemeinschaft gestritten. Niemand in diesem Lande will eine Sonderkultur der Sudetendeutschen oder überhaupt ein Sondersudetendeutschtum kreieren oder fordern. Die Deutschen in der Èechoslovakei sind eben Deutsche, die als Minderheit im èechoslovakischen Staate leben und volles Anrecht auf die Pflege ihrer deutschen Kultur besitzen." Diese Feststellung nehmen wir dankbarst zur Kenntnis und sehen darin einen Beweis, wie unbegründet alle diese gehässigen und verdrehenden Stellungnahmen einer gewissen èechischen Presse waren.

Was sagte nun Henlein wirklich? (ète): "Weil aber Kultur der sichtbare und geformte Ausdruck der schöpferisehen Kräfte eines Volkstums ist, wird die Sammlung und Ausrichtung aller aus dem neuen Gemeinschaftsgefühl und -Bewustsein aufbrechenden Kräfte und die Durchdringung aller Schaffensgebiete mit seinem Geiste zur vornehmsten Aufgabe unserer nun im Sudetendeutschtum führenden politischen Bewegung. Wenn wir hier von der Volksgemeinschaft als der Schöpferin und Trägerin aller wahren und echten Kultur sprechen, so tun wir dies mit vollem Bewußtsein, denn die Zeiten müssen ein für allemale vorüber sein, da sich nur einzelne Schichten der Bevölkerung berechtigt glaubten, am kulturellen Leben des Volkes, sei es schaffend oder genießend, Anteil zu nehmen. Gerade darin liegt das Verhängnis der vergangenen Jahrzehnte, daß zwischen den einzelnen Schichten unseres Volkes eine so große Kluft entstanden ist, daß schließlich der Arbeiter den Bürger und der Bürger den Bauern nicht mehr verstand und daß der eine an dem anderen gleichgültig vorübergeht. Heute aber hat ein gewaltiger seelischer Aufbruch die trennenden Schranken zerbrochen. Heute steigt der volksbewußte Arbeiter zum vollberechtigten Gliede seines Volkes empor, heute weiß er wie alle anderen Stände, daß er in hartem Daseinkampf nur ein Zusammenstehen auf Leben und Tod gibt.

Und heute wissen wir auch, daß der Arbeiter mit einbezogen sein will - und muß - in das kulturelle Schaffen seines Volkes, und wir anerkennen freudig, daß er nicht nur ein unveräußerliches Recht, sondern die Pflicht hat, an den geistigen Gütern seines Volkes lebendig und Neues schaffend Anteil zu nehmen, wie jeder andere Volksgenosse. Denn eine Kultur, die den Arbeiter oder den Bauern oder den Bürger ausschliessen will, ist in Wahrheit keine Kultur des Volkes."

Ich glaube, hohes Haus, diese Formulierungen sind so eindeutig und beweisen, daß Konrad Henlein gerade hier ein Kulturideal geformt hat, das in seinem innersten Wesen demokratisch ist und eine absolute Absage darstellt an das bourgeoise Kulturideal, das dem Liberalismus der Vergangenheit angehörte. Konrad Henlein hat weiter gesagt: "Wenn wir überall die neuen Ansätze zur Entwicklung und Wirkung bringen wollen, so sei ein für allemal festgestellt, daß wir es ablehnen, eine sudetendeutsche Sonderkultur zu züchten". Wer diese Formulierung nüchtern und unbefangen zur Kenntnis nimmt, kann in keiner Weise in Irrtum geraten. (Posl. Appelt: Was reden Sie davon, reden Sie vom Nikolsburger Wein!) Unser südmährischer Wein ist ausgezeichnet, ich bringe Ihnen nächstens einen mit. (Posl. Appelt: Beim wievielten Viertel kommt denn Ihnen die Eingebung?) Besoffen waren die sozialdemokratischen Abgeordneten, welche zu uns agitieren gekommen sind, denn sie vertragen den Wein nicht. (Posl. Zischka: Was hat das mit den Sozialdemokraten zu tun?) Jedenfalls ist Tatsache, daß die Herren, die zu uns kommen, den Wein nicht vertragen. Im Übrigen habe ich mich geirrt, Herr Abgeordneter Appelt ist Kommunist. (Posl. Zischka: Damit ist die Sache nich tabgetan! Was hat das mit uns zu tun?)


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