Ich will mich jetzt einem besonderen Gebiet zuwenden, u. zw. dem
deutschen Schulwesen in der Slovakei und in Karpathenrußland.
Im Jahre 1918 haben die Deutschen in den Karpathenländern
das deutsche Schulwesen wieder zurückbekommen. (Výkøiky
posl. Polívky.) Ich habe gesagt, dostali zpìt.
Wir haben das anerkannt, daß uns der èechische Staat
die deutschen Schulen wieder zurückgegeben hat. Wir haben
insbesondere anerkannt, daß er in einem Gebiet, wo vorher
unter dem Zwang der schärfsten Magyarisierung ein Nationalitätenkampf
nicht aufkommen konnte, daß er dort jeden Nationalitätenkampf
auszuschalten gedenkt, indem er sowohl den Deutschen als auch
den Slovaken und Magyaren das Schulwesen wiedergibt. Wir müssen
aber feststellen, daß wohl der erste Schritt gemacht wurde,
daß wir zum Teil das Schulwesen wieder bekommen haben, daß
aber der zweite und letzte Schritt nicht durchgeführt wurde.
Wir müssen feststellen. daß man zwar auf der einen
Seite deutsche Volks-, Bürger- und Mittelschulen errichtet
hat, daß man aber andererseits auch heute noch nach den
Gesetzen vorgeht, welche zur Zeit der schärfsten Magyarisierung
eben zum Zwecke der Magyarisierung geschaffen wurden. Auch heute
noch können wir keinen Kindergarten errichten, auch heute
noch werden wir, wenn wir um neue Schulen ersuchen, nach den Gesetzen
behandelt, die seinerzeit dazu gedient haben, um die Mehrheit
des Deutschtums und einen großen Teil des Slovakentums zu
entnationalisieren. Heute geht man scheinbar daran, im Wege der
Unifizierung nicht vielleicht dieses unmögliche Verhältnis
in der Slovakei und Karpathenrußland auf gesetzgeberischem
Gebiete zu ändern, sondern im Gegenteil diese Gewaltgesetze
hier auf unsere Verhältnisse anzupassen. Wenn wir heute hören,
daß gegen die nationale Gliederung der Landesschulräte
unter der Begründung vorgegangen wird, daß ja drüben
auch keine bestehen, wenn wir heute hören, daß man
sich bemüht, das verderbliche System der Notäre auch
auf unsere Verhältnisse zu übertragen, so ist das ein
Beweis, daß man bei uns nicht gelernt hat, sondern im Gegenteil,
daß der Staat den Verhältnissen zutreibt, die in Magyarien
vor 18 Jahren waren. Im besonderen müssen wir feststellen,
daß das gesamte deutsche Schulwesen auch heute noch in der
Slovakei ausgesprochen slovakischen Schulinspektoren unterstellt
wird, welche in vielen Fällen kaum ein Wort deutsch verstehen.
Sowohl aus pädagogischen als auch aus nationalen Gründen
müssen wir eine derartige Unterstellung des deutschen Schulwesens
unter volksfremde Inspektoren ablehnen, um so mehr, als sich diese
Schulinspektoren weniger damit befassen, pädagogisch zu arbeiten
und die fachlichen Erfolge in der Schule zu prüfen, als vielmehr
dazu da zu sein scheinen, um die Tätigkeit der Lehrer außerhalb
der Schule zu überprüfen und zu überwachen. Wir
müssen feststellen, daß es gerade die Schulinspektoren
sind, welche die Gründer und Amtswalter der Slovenská
Liga sind, die scheinbar nur dazu da ist, um das deutsche Schulwesen
zu unterdrücken. Wir müssen die Forderung stellen, daß
auch die deutsche Schule volkseigenen Inspektoraten unterstellt
wird.
Ebenso ist es ein unmöglicher Zustand, daß auch heute
noch in 30 Orten 70 deutsche Klassen fremden Leitungen unterstellt
sind. Schulleiter, welche nur ruthenisch oder slovakisch verstehen,
sind Leiter des deutschen Schulwesens. Herr Schulminister Dérer
hat im Jahre 1932 und 1933 versprochen, diesem Unrechte abzuhelfen,
er hat auch in einem Falle - Engerau bei Preßburg - die
deutschen Parallelklassen zu einer selbständigen Schule ausgebaut,
aber weiter ist es nicht gekommen, die anderen Fälle bestehen
nach wie vor.
Ich habe schon erwähnt, daß gerade bei der Schulerrichtung
die alten magyarischen Gesetze benützt werden, damit unsere
Forderungen einfach nicht erfüllt werden müssen. Im
Falle Kloster fordern wir seit fast 10 Jahren eine deutsche Schule
für 63 schulpflichtige Kinder, in Lednické Rovné
für 22 deutsche Kinder. In Kaschau bei einer deutschen Minderheit
von 3354 Seelen nach der letzten amtlichen Statistik ist es trotz
allen Bemühungen nicht gelungen, auch nur den deutschen Privatunterricht
durchzusetzen. Wir sind fest überzeugt, daß das alles
nur geschieht, weil das deutsche Schulwesen dort einer vollkommen
fremden Leitung unterstellt ist. Ein besonders krasser Fall ist
aber die Frage der Bürgerschulen im Deutsch-Proben-Kremnitzer
Gebiet. Es wurde schon im Kulturausschuß darauf hingewiesen,
ich muß den Fall nochmals hier vorbringen. Dort sind 60.000
deutsche Menschen, welche nicht die Möglichkeit haben, ihren
Kindern mehr als einen nur primitiven Volksschulunterricht zu
geben. Gerade in diesem Gebiet, wo eine außerordentliche
Not und großes Elend herrscht, wäre es mindestens gerecht,
wenn man den Deutschen ihre bescheidenen kulturellen Wünsche
erfüllte, um so mehr, als die Sache nicht einen Heller Geld
kostet. (Rùzné výkøiky.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. inž. Karmasin (pokraèuje): Es
ist vom Herrn Abg. Andor Nitsch im Budgetausschuß
auch auf den Fall der aufgelösten Mittelschule in Leutschau
hingewiesen worden. Herr Minister Dr. Krèmáø
hat erklärt, daß nachgewiesen wurde, daß in Leutschau
tatsächlich unter dem Lehrkörper und unter der Schülerschaft
ein nationalsozialistischer Geist geherrscht hat. Ich sehe mich
gezwungen, auf diesen Fall näher einzugehen. In Leutschau,
der ehemaligen Komitatshauptstadt, bestanden seinerzeit zwei,
selbstverständlich magyarische Mittelschulen. Nach dem Umsturz
wurde die eine Mittelschule in eine slovakische überleitet,
an der anderen wurde der deutsche Unterricht eingeführt.
Schon damals setzten die Angriffe gegen das deutsche Schulwesen
ein, hauptsächlich seitens der Hlinkapartei, sie sind später
zum Stillstand gekommen. Erst im Jahre 1933 setzte unter Generalstabsleitung
der Slovenská Liga der Generalsturm auf die deutsche Anstalt
ein. Es waren fünf Herren, welche sich an diesem Sturm beteiligten.
In erster Linie der slovakische Schuldiener an der Anstalt, welcher
die Leitung des ganzen Unternehmens innehatte und immer wieder
erklärte, seine Aufgabe sei, die deutsche Schule dort umzubringen.
Es ist ihm, wie der Fall zeigt, auch gelungen. (Posl. Polívka:
Menova ho!) Je to školník. (Posl. Polívka:
Ako sa menuje?) Je tam jen jeden školník, mùžete
se na to zeptat. (Posl. Polívka: Ja to poznám,
ko¾ko je tam Nemcov v tej Levoèi!) To je lhostejné,
školáci nepricházejí jen z obce, nýbrž
z celé oblasti.
Die anderen, welchen in erster Linie die Vernichtung der Schule
zuzuschreiben ist, waren der magyarisch-jüdische Professor
Bedö, ein Mann, welchen das Schulreferat auf seinen Geisteszustand
untersuchen lassen mußte, sowie ein stadtbekannter Morphinist,
der an den Folgen einer Morphiuminjektion gestorben ist. Diese
zwei Herren haben sich gemeinsam mit dem Schuldiener und noch
zwei Offizieren, von denen der eine vom Dienst suspendiert wurde
und gegen den anderen auch nicht sehr schöne Sachen im Umlauf
sind, zusammengetan, um die deutsche Kulturstätte umzubringen.
Es wurden anonyme Briefe an die Direktion geschrieben. Die Direktion
hat den Fall untersucht und es wurde festgestellt, daß die
Anschuldigungen haltlose Verleumdungen sind, bis am 19. September
1935 unter Assistenz von 60 Gendarmen bei 7 Erwachsenen und 4
Schülern Hausdurchsuchungen vorgenommen wurden, bei denen
man nach nationalsozialistischem Propagandamaterial und Waffen
suchte. Selbstverständlich sind die ganzen Untersuchungen
negativ verlaufen. Am selben Tage kam auch eine Kommission vom
Landesamt in Preßburg, an der Spitze der Landesschulinspektor
Malota als Vorsitzender, ein aktiver Kapitän als Militärsachverständiger,
ein Gendarmeriemajor, ferner ein Disziplinarrichter des Schulreferats
und haben eine große Untersuchung eingeleitet, welche 4
Tage dauerte und bei der Schüler und Schülerinnen über
ihre Lehrer verhört wurden. Ein ganz unmöglicher Zustand!
In erster Linie wurden jüdische Schüler verhört,
sodann jene, welche während der Schulzeit aus der deutschen
in die slovakische Anstalt herübergewechselt sind. Daß
die nicht günstig ausgesagt haben, ist klar. Aber es konnte
kein einziger Beweis erbracht werden, die ganze Untersuchung verlief
ergebnislos. Erst später wurden 20 Schüler aus der Schule
ausgeschult. Sie können auch heute noch keinen normalen Unterricht
besuchen. Aus diesen vollkommen haltlosen Gründen ist eine
Anklage gegen diese deutsche Anstalt aufgebaut worden, die sogar
Herr Minister Krèmáø vertreten hat.
Das waren die Gründe, um eine deutsche Kulturstätte
aufzulösen.
Diese Fülle von Material zeigt aber, daß es sich da
nicht um Einzelfälle handelt, nicht um da und dort erfolgende
Übergriffe untergeordneter Organe, sondern um den Geist in
der Schulverwaltung, der sich gegen das Deutschtum richtet und
der das deutsche Schulwesen schwer schädigen, wenn nicht
ganz vernichten will. Wenn wir lesen, daß die Národní
Jednota und die anderen Schutzvereine immer wieder zum Angriff
blasen, so ist der Vorgang immer so, daß erst in den Zeitungen
auf die eine oder die andere deutsche Schule hingewiesen wird,
daß dann bei der nächsten Tagung der Jednota auf diese
Schule hingewiesen wird, dann die Herren im Parlament, die der
Jednota angehören, intervenieren und immer wieder intervenieren
und daß dann die Schule schließlich gesperrt wird.
So lesen wir in dem Versammlungsbericht der Národní
Jednota vom 19. November, der im "Severoèeský
Denník" enthalten ist, daß an den Verhandlungen
dieses Èechisierungsvereines ein Ministerialrat vom Schulministerium
teilnahm, Dr. Klimeš, der auf die Forderungen des Senators
Hrubý, daß die Inspektoren des deutschen Schulwesens
Èechen sein müssen, geantwortet hat, der Herr Schulminister
ließe sich entschuldigen, das Ministerium arbeite aber eng
mit der Jednota zusammen und wünsche die Weiterarbeit. Unter
diesen Umständen können wir nicht hoffen, daß
tatsächlich Friede und Gleichheit im deutschen Schulwesen
einkehrt.
Wir wissen aber weiterhin, daß auch der bescheidene Rest
von Selbstverwaltung, den wir auf dem Gebiete des Schulwesens
noch haben, einerseits die deutschen Sektionen und anderseits
die deutschen Bezirksschulausschüsse, bereits gefährdet
sind. Gegen die deutschen Landesschulräte wird im Interesse
der Staatsverteidigung losgegangen, wir lesen weiterhin, daß
von amtlich sehr nahestehender Seite gefordert wird, daß
der Amtsverkehr zwischen den deutschen Schulen èechisch
sein soll usw. Wir sehen weiterhin, daß in einzelnen Fällen,
wie im Falle Briesen bereits daran gegangen wird, die beiden Ortsschulräte,
den deutschen und den èechischen, in einen gemischten zusammenzulegen.
Aus all diesen Tatsachen ersehen Sie, daß es sich tatsächlich
um keine Gleichberechtigung handelt. (Výkøiky.)
Wir müssen aber doch fordern, daß auch auf dem Gebiete
des Schulwesens den Deutschen die Rechte zuteil werden, die ihnen
durch die Ve rfassung gewährleistet wurden. Es geht nicht
an, daß wir gerade auf diesem Gebiete immer wieder die Entrechteten
sind und die sind, die zu Schaden kommen. Ich will mit den Worten
schließen, die uns die Koll. Zeminová zugerufen
hat: Wie in den Wald hineingerufen wird, so schallt es daraus
zurück! (Potlesk.)
Meine Damen und Herren! Als in der ersten Sitzung des neugewählten
Parlaments der damalige Ministerpräsident Malypetr
die Regierungserklärung abgab, betonte er, daß es angesichts
der Notlage der sudetendeutschen Gebiete notwendig sei, eine besondere
Hilfe zu organisieren. Wir haben gleich damals zu diesem schönen
Versprechen erklärt, daß wir an die Erfüllung
nicht glauben, und wir haben leider recht behalten. Seit den Wahlen
sind fast 7 Monate vergangen, aber dem deutschen Gebiete wurde
immer noch keine Hilfe gebracht. Trotzdem wir wiederholt darauf
hingewiesen haben, daß die außerordentliche Not auch
außerordentliche Mittel und Hilfe erfordert, ist bis heute
nichts geschehen, um das furchtbare Elend im sudetendeutschen
Gebiet zu mildern. Die verantwortlichen Stellen im Staate haben
bis jetzt wohl das sudetendeutsche Volkselend in Worten anerkannt,
aber in der Praxis nichts getan, um den hungernden Volksmassen
auch Hilfe zu bringen und das neue Staatsbudget, das uns vorliegt,
ist dafür nur ein neuerlicher Beweis.
Man will scheinbar auch nicht in der Zukunft das durch Malypetr
gemachte Versprechen auf eine besondere Hilfe einlösen; denn
der neue Ministerpräsident Herr Dr. Hodža hat
in seiner sonst ausführlichen Regierungserklärung dieses
Versprechen seines Vorgängers nicht wiederholt. Aber so wie
bisher kann es im sudetendeutschen Gebiet einfach nicht mehr weiter
gehen. Die Zahl der Arbeitslosen ist in den letzten Monaten abermals
gewachsen, der Hunger der Volksmassen wird immer größer.
Immer neue Betriebe werden stillgelegt und ein typisches Beispiel
der letzten Tage ist die Porzellanfabrik in Tellnitz, wo einfach
aus Profitsucht der Banken und der Herren des Porzellankartells
abermals 500 deutsche Menschen um ihr letztes Brot gebracht werden.
Das Kinderelend in den deutschen Orten hat einen erschreckenden
Umfang angenommen. Es gibt keine furchtbarere Anklage gegen das
jetzige System als die Tatsache, daß in einer nordböhmischen
Gemeinde in Ringenhain die Gemeindevertretung in den Schulvoranschlag
eine größere Post zur Anschaffung von Sägespänen
einsetzen mußte, weil die hungernden Schulkinder während
des Unterrichtes allzu häufig erbrechen.
Die Lage der armen Bauern, der Kleingewerbetreibenden und Angestellten
ist nicht viel besser als die Lage der Betriebsarbeiter. Es hat
schon wahrlich keinen Zweck mehr, auf das furchtbare Elend in
den Sudeten immer wieder aufs neue hinzuweisen, denn die Tatsachen
sind bereits allzu bekannt. Es ist ein Verdienst linksèechischer
Intellektueller, die kürzlich eine Kommission in das nordböhmische
Notstandsgebiet geschickt haben, zur Verbreitung der Wahrheit
über die Lage im deutschen Gebiete sehr beigetragen zu haben.
Die sudetendeutsche Not schreit zum Himmel; wenn nicht bald eine
wirkliche Hilfe kommt, dann werden selbst die Steine anklagen.
Das deutsche Volk in der Èechoslovakei hat ein Recht auf
Brot und Arbeit, denn es will nicht durch Hunger und Verzweiflung
zugrundegehen, sondern leben.
Die dringendste Frage ist die Beschaffung von Arbeit. Im Budgetausschuß
hat der Herr Fürsorgeminister Ing. Neèas erklärt,
daß es möglich wäre, im Jahre 1936 Investitionsarbeiten
im Gesamtbetrage von 5 Milliarden durchzuführen. Diese Mitteilung
ist für uns eine frohe Botschaft, der wir aber nicht vollen
Glauben schenken können. Wir verlangen von der Regierung,
daß die vom Ministerium für soziale Fürsorge vorliegenden
Pläne unbedingt zur Erfüllung kommen, daß die
notwendigen Geldmittel zur Durchführung der vorgesehenen
Notstandsarbeiten aufgebracht werden und daß die Reichen
zum Zahlen gezwungen werden. Der größte Teil der vorgesehenen
Investitionsarbeiten muß unbedingt im deutschen Gebiet durchgeführt
werden, denn hier haben wir es mit der allergrößten
Notlage zu tun. Außerdem fordern wir, daß bei der
Durchführung der Investitionsarbeiten besonders die arbeitslose
Jugend berücksichtigt wird. Unter dem Druck der wachsenden
Einheitsfront hat die Regierung endlich auch 60 Millionen für
eine außerordentliche Arbeitslosenhilfe bewilligen müssen.
Konrad Henlein hat zwar in Haida erklärt, daß die Staatskassen
leer sind, daß sie aber doch nicht so leer sind, daß
die Regierung für die Arbeitslosen nichts geben könnte.
So unzulänglich diese Hilfe von 60 Millionen ist, so muß
sie aber auch gegeben werden, u. zw. sofort. Bis heute erklären
die Bezirksbehörden im deutschen Gebiet, daß sie von
einer solchen außerordentlichen Hilfe nichts wissen, daß
sie noch keine Weisungen in dieser Richtung besitzen. Ursprünglich
sollte nach dem Beschluß des Ministerrats bereits im November
mit der Verteilung der Lebensmittel an die Arbeitslosen begonnen
werden. Heute haben wir schon den 10. Dezember und die Arbeitslosen
warten noch immer auf die Lebensmittel. Dadurch, daß man
den Monat November einfach verstreichen ließ, will man scheinbar
die ganze Aktion auf 3 Monate reduzieren und damit einen Monat
an den hungernden Arbeitslosen ersparen. Wir fordern, daß
die Verteilung der Lebensmittel ohne bürokratische Schikanen
durchgeführt wird und daß alle Arbeitslosen ausnahmslos,
ob sie Bezieher des Genter Systems sind oder nicht, mit Lebensmitteln
beteilt werden. Für das deutsche Gebiet fordern wir von den
60 Millionen mindestens die Hälfte, das sind 30 Millionen,
denn das Elend in diesem Gebiet ist ein solches, daß auch
30 Millionen nur ein sehr unvollkommenes Pflaster auf die große
Wunde sind.
Wenn die Regierung jetzt 60 Millionen für die Arbeitslosen
gegeben hat, so müssen wir auch von den èechischen
und deutschen Kapitalisten fordern, daß sie ebenfalls in
die Tasche greifen und einen Betrag in derselben Höhe, wie
ihn die Regierung gegeben hat, für die Arbeitslosen spenden.
Die deutschen Kapitalisten sollen jetzt einmal die Volksgemeinschaft
in der Praxis beweisen. Bis jetzt haben diese Herren dank der
sudetendeutschen Volkshilfe ihre Taschen zuhalten können
und sind so billig weggekommen. Wegen der 7.7 Millionen, die die
sudetendeutsche Hilfe im Vorjahre zur Verteilung brachte, hat
die Regierung abermals die Volkshilfe bewilligt und unterstützt
damit den fascistischen Seelenkauf und die fascistische Agitation
unter der deutschen Bevölkerung. Wenn die Regierung eine
Gemeindehilfe beschlossen hätte, wie es von uns Kommunisten
beantragt wurde, so wäre das eine weit wirksamere Hilfe für
die Arbeitslosen dieses Staates gewesen und es wäre auch
möglich gewesen, die Reichen eher zum Zahlen zu zwingen.
Auch die verarmten deutschen Mittelschichten brauchen dringend
Hilfe, wenn sie nicht zugrunde gehen sollen. Besonders notwendig
ist eine beschleunigte Entschuldung der kleinen Bauern und der
kleinen Gewerbetreibenden auf Kosten der Kapitalisten und Großgrundbesitzer.
Weiter ist notwendig ein allgemeines Verbot von Exekutionen, denn
zehntausende von Existenzen stehen auf dem Spiel, die nur durch
beschleunigte Maßnahmen in dieser Richtung gerettet werden
können. Der größte Teil der Arbeitenden in den
deutschen Mittelschichten war der Meinung, daß ihnen die
Volksgemeinschaft Rettung bringen wird. Diese Hoffnung hat sich
allerdings als trügerisch erwiesen. Diesen Schichten des
arbeitenden Volkes kann nur auf Kosten der Millionäre, Banken
und Kartelle geholfen werden. Darum muß der Platz dieser
arbeitenden Menschen an der Seite der kämpfenden Arbeiterklasse
sein.
Das zweite Recht des deutschen Volkes in diesem Staate ist sein
Recht auf die nationale Gleichstellung mit dem èechischen
Volke. Die in der Verfassung versprochene Gleichberechtigung muß
endlich auch in der Praxis durchgeführt werden. Es muß
Schluß damit gemacht werden, daß das deutsche Volk
als zweitrangig behandelt wird. Die nationale Gleichberechtigung
muß auf einer Reihe von Gebieten praktisch zum Ausdruck
kommen, so z. B. im Schulwesen. (Výkøiky poslancù
sudetskonìmecké strany.) Wir protestieren gegen
die weitere Drosselung des deutschen Schulwesens, wir protestieren
dagegen, daß wieder im neuen Schuljahr 1935/36 allein nur
im Lande Böhmen abermals 121 deutsche Schulklassen gesperrt
wurden. Wir schließen uns voll und ganz der Forderung des
deutschen Volkes in Bezug auf seine Hochschulen an. Ich wiederhole
hier die Anträge, die ich bereits im Kulturausschuß
des Abgeordnetenhauses gestellt habe. Wir fordern, daß der
Neubau der deutschen Universität noch im Jahre 1936 durchgeführt
wird, außerdem fordern wir den Neubau eines Einheitsgebäudes
der deutschen Technik in Prag. Wir sind entschieden gegen den
Antrag Prof. Domins auf Auflassung einer deutschen Technik.
Wir Kommunisten treten für die deutschen Hochschulen ein,
um zu zeigen, daß auch die revolutionäre èechische
Arbeiterschaft, die hinter der kommunistischen Partei steht, diesen
Forderungen der deutschen Bevölkerung durchaus zustimmt.
(Výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany.) Um so beschämender ist das Verhalten der Vertreter
der sudetendeutschen Partei im Kulturausschuß, die sich
nicht geschämt haben, gegen meinen Antrag auf Durchführung
des Neubaues der deutschen Universität zusammen mit Herrn
Prof. Domin kontra zu stimmen. Das ist für uns nur
ein abermaliger Beweis dafür, daß die sudetendeutsche
Partei die nationalen Rechte des deutschen Volkes preisgibt. (Posl.
Kundt: Mit Euch wollen wir keine Gemeinschaft!) Lieber mit
Domin in einer Gemeinschaft, wenn er auch die Auflassung
einer deutschen Hochschule fordert!