Úterý 10. prosince 1935

Tìsnopisecká zpráva

o 20. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní republiky Èeskoslovenské v Praze v úterý dne 10. prosince 1935.

1. Øeè posl. inž. Karmasin (viz str. 3 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! In einer der letzten Kulturausschußsitzungen hat der Abg. Hodina als Nachweis für die Entrechtung des Deutschtums auf dem Gebiete des Schulwesens vier besonders krasse Fälle gebracht. Aus dieser Aufzählung folgerte der Herr Schulminister Dr. Krèmáø, daß das Deutschtum auf dem Gebiete des Schulwesens befriedigt sei, weil keine anderen Forderungen mehr vorhanden seien. Diese Ansicht wird durch die Tatsachen selbst widerlegt. Denn wenn wir Jahre hindurch immer wieder dieselben Forderungen auf dem Gebiete des Schulwesens stellen müssen, wenn wir in einigen Orten durch Jahre eine deutsche Schule für eine große Anzahl von Kindern fordern müssen, so ist das der beste Beweis dafür, daß etwas nicht stimmen kann, zumal auf der andern Seite gleichzeitig hunderte von èechischen Minderheitsschulen entstehen, die, wie ich später nachweisen werde, zum größten Teil unnötig sind. Man kann also - schon aus dieser Tatsache geht es hervor - von einer Gleichberechtigung auf dem Gebiete des Schulwesens nicht sprechen. Daß aber der Chef des Schulministeriums, also eines der wichtigsten Ressorts, überhaupt dieser Ansicht ist, ist ein Beweis für die Verständnislosigkeit, die uns schon von maßgeblichster Stelle entgegengebracht wird. Man kann sich da nicht wundern, daß die untergeordneten Organe uns nicht nur kein Verständnis entgegenbringen, sondern im Gegenteil in den meisten Fällen zum Angriff auf das deutsche Schulwesen übergehen.

Meine Aufgabe wird es nun sein, den Nachweis zu erbringen, daß die ungleiche Behandlung, von welcher meine Kameraden bisher auf fast allen Gebieten der Staatsverwaltung sprechen konnten, auch auf dem Gebiete des Schulwesens besteht. Ich bemerke von vornherein, daß auch ich nur Beispiele aus der leider Gottes reichlich vorhandenen Fülle des Materials bringen kann. Auch ist eine ganze Reihe von Fällen schon des öftern in diesem Hause erwähnt worden, und ich betone, daß sie immer wieder erwähnt werden müssen, solange, bis die verschiedenen Unzukömmlichkeiten bereinigt sind. Am deutlichsten geht die Benachteiligung des deutschen Schulwesens aus Zahlen auf dem Gebiete des Kindergartenwesens hervor. Das Staatliche statistische Amt sagt in seiner Statistik vom 31. Oktober 1934, daß die Deutschen 317 öffentliche Kindergärten haben, davon 7 staatliche, und das nur Übungskindergärten, also eigentlich nicht staatliche Kindergärten in dem Sinne, wie sie auf èechischer Seite bestehen; dagegen bestehen 1366 èechische Kindergärten, davon nicht weniger als 866 Minderheitskindergärten. Wie diese Kindergärten ausschauen, will ich nur mit 3 Beispielen belegen. In Oberschlag bei Prachatitz ist ein èechischer Minderheitskindergarten mit 4 Kindern, davon sind drei Kinder deutsch. In Linsdorf bei Grulich ist ein èechischer Minderheitskindergarten mit sage und schreibe 2 Kindern, die Kindergärtnerin bekommt 750 Kronen monatlich. Man spricht so oft von Sparmaßnahmen; aus dem Beispiel geht aber nicht hervor, daß sie auch wirklich eingehalten werden. In Rehberg, Bezirk Schüttenhofen, ist ein Minderheitskindergarten mit 26 Kindern, davon sind 25 rein deutsch, nachweisbar. (Hört! Hört!) Man kann sich darüber nicht wundern, wenn man hört, wie die deutschen Kinder in die èechischen Kindergärten hineingepreßt werden. Ich möchte nur ein Beispiel bringen, u. zw. aus Böhmisch-Zlatnik. Dort ist ein pensionierter Streckenwärter Svoboda. Er hat sich ein Haus gebaut, in welchem ein èechischer Kindergarten eröffnet werden soll. Er ging von Haus zu Haus, insbesondere in das Haus der Frauen von Staatsbeamten, und hat sie gezwungen, ihre Kinder in den èechischen Kindergarten zu schicken. Über die Methoden, welche Svoboda bei der Werbung angewendet hat, geben zwei Protokolle Bescheid, die besagen ".... er sagte ihr, daß sie für ihre Kinder die Kleidung fürs ganze Jahr kostenlos zugestellt bekommt und auch die ganztägige Verköstigung, wofür sie nichts zu bezahlen brauche. Er sagte ihr noch, daß er zu allen Staatsangestellten, ob deutsche oder èechische, gehen muß, daß er dazu den Auftrag vom Schulministerium erhalten habe. Da die Frau unschlüssig war, sagte er ihr, daß sie nur "Ja" oder "Nein" sagen soll. Näheres werde sie vom Eisenbahnministerium hören, was so viel wie ihre Entlassung aus dem Dienste bedeuten wird." (Výkøiky.) Es besteht da noch ein zweites Protokoll mit einer Frau aus demselben Orte, ich will es aber nicht mehr zur Verlesung bringen. Aber nicht nur auf dem Gebiete des Kindergartenwesens herrscht Entrechtung, sondern insbesondere auf dem Gebiete des Volksschulwesens. Auch hier sagt die Statistik, daß die Deutschen 20 Minderheitenschulen mit 59 Klassen haben, während das èechische Minderheitsschulwesen 1180 Schulen mit 2171 Klassen hat. Wir sind grundsätzlich nicht gegen èechische Minderheitsschulen, wir stehen auf dem Standpunkte, es mögen èechische Minderheitsschulen bewilligt werden, soviel man will, wenn der Finanzminister selbst nichts dagegen hat. Wir müssen aber fordern, daß auf der andern Seite auch uns Gerechtigkeit werde und daß auch unsere Kinder den in der Verfassung zugesagten Unterricht in der Muttersprache erhalten. Da will ich nun, weil der Herr Schulminister gesagt hat, wir hätten nur diese vier Schulforderungen, einige Beispiele mehr anführen. In Baumöhl, Bezirk Znaim, sind 19 deutsche schulpflichtige Kinder, das Ansuchen um Bewilligung einer Expositur wurde abgelehnt. Dagegen haben wir in Südmähren in Alt-Petrein eine èechische Minderheitsschule mit 6 Kindern, davon ein deutsches. In Jablunkau, Bezirk Teschen, sind 25 deutsche schulpflichtige Kinder. Das Gesuch wurde 1934 überreicht, es wurde überhaupt noch nicht in Verhandlung gezogen. In Groß-Auøim im Adlergebirge wurde am 1. September 1935 eine èechische Minderheitsschule eröffnet, und zwar mit 6 Kindern, davon sind 3 rein deutsch. Einer der krassesten Fälle ist der von Jaronin im Bezirk Böhm. Krumau. Dort sind 33 deutsche schulpflichtige Kinder, das Gesuch wurde 1923 überreicht, bisher wurde es überhaupt noch nicht in Beh andlung gezogen. In Pelkowitz bei Liebenau dagegen sind 4 Kinder in die èechische Minderheitenschule eingeschrieben, sie entstammen den Familien Langer, Kirschner und Trhal, also wahrscheinlich nicht sehr èechischen Ursprungs. Einer der krassesten Fälle ist auch der der deutschen Schule in Leipnik. Hier bestand immer eine deutsche Schule. Im Schuljahre 1933/34 wurde der deutsche Lehrer versetzt, die Schule stand ohne Lehrer, die Kinder standen ohne Unterricht da. Die Schule wurde nicht aufgelöst. Die Deutschen verlangten eine deutsche Minderheitenschule, nachdem ja praktisch die staatliche Schule nicht mehr besteht. Die Gesuche wurden immer wieder abgewiesen, da die Schule tatsächlich noch immer in der Statistik der deutschen Schulen erscheint. Heute ist es so, daß 25 deutsche Kinder in Leipnik ohne Unterricht dastehen, daß sie eine große Strecke zur Bahn zurücklegen müssen, um dann mit der Bahn bis in die nächste Stadt fahren zu müssen, um den deutschen Unterricht genießen zu können. Dagegen sehen wir, daß in Netschenitz bei Saaz für 8 Mädchen eine Schule erhalten wird, davon sind 2 Mädchen èechisch, 4 rein deutsch, 2 entstammen Mischehen. In Libinsdorf, Bezirk Chotìboø, sind 9 deutsche schulpflichtige Kinder ohne Schule, das Gesuch um Bewilligung einer deutschen Minderheitsvolksschule wurde abschlägig beschieden. In Kunersdorf bei Zwickau wurde 1935 eine èechische Minderheiitsschule für 6 Kinder eröfffnet. In Markt Türnau, ein Fall, der schon jahrzehntelang beh andelt werden muß, sind 22 deutsche schulpflichtige Kinder ohne deutsche Schule, das Gesuch um Bewilligung der Privatvolksschule wurde am 26. August 1922 eingereicht. Dagegen wurde in Althütten bei Bischofteinitz 1929 eine èechische Schule mit 9 deutschen Kindern eröffnet. Im Jahre 1933/ 34 hatte sie bereits 38 deutsche Kinder, im heurigen Schuljahr sind nur 5 èechische Kinder eingeschrieben, im Kindergarten 3 èechische Kinder. Alle 8 gehören dem Besitzer des Hauses, in welchem die beiden Anstalten untergebracht sind, und dem Schuldiener. In Neu-Prennet bei Taus wurde am 1. September 1935 eine èechische Minderheitsschule errichtet mit 9 Kindern, davon 7 aus Prennet und 2 aus Kohlstätten. In Prennet gibt es überhaupt keine schulpflichtigen Kinder èechischer Nationalität. In Schönborn, Bezirk Neuhaus, gibt es 19 deutsche schulpflichtige Kinder ohne deutsche Schule. Die nächstgelegene deutsche Schule ist nur über Feld in einer Entfernung von 3 km zu erreichen. In Milleschitz, Bezirk Znaim, gibt es 32 deutsche schulpflichtige Kinder ohne deutsche Schule. In Zautke, Schulbezirk Hohenstadt, gibt es 21 deutsche schulpflichtige Kinder, die die nächstgelegene deutsche Schule in Hohenstadt, welche 7 km entfernt liegt, nicht besuchen können. Erschwerend ist in dies em Falle noch die Tatsache, daß die Kinder Hohenstadt nur mit der Bahn erreichen könnnnen. Das Gesuch um Bewilligung einer Kulturverbandschule wurde am 24. April 1925 überreicht, ist aber bis heute noch nicht erledigt.

Man sagt immer, es sei das die Wiedervergeltung für die Schäden und für das Unrecht, das den Èechen im alten Österreich angetan wurde und das auf diese Art und Weise durch das Minderheitsschulgesetz wieder repariert werden muß. Wie das aussieht, davon möchte ich nur einige Beispiele anführen. In Nebes bei Deutsch-Liebau ist eine Familie mit 9 Kindern und eine Familie mit 5 Kindern angesiedelt worden, um eine èechische Minderheitsschule errichten zu können.

In Blosdorf bei Mährisch-Trübau existiert eine èechische Minderheitsschule mit 11 Schülern, davon ein deutsches Kind. Seinerzeit wurden 3 èechische Eisenbahnerfamilien, selbstverständlich kinderreiche, angesiedelt, um die Minderheitsschule schaffen zu können. Das sind nicht nur Tatsachen, die von uns angeführt werden, sondern sie können auch aus èechischen Blättern belegt werden. So hat kürzlich die "Národní politika" am 13. November folgendes geschrieben: "Hierher gehören wirklich ausgesuchte Leute, und zwar verheiratete, die tunlichst viel Kinder besitzen. So gibt es in einem Ort 8 Bahnangestellte, vier Postler und zwei Gendarmen, und nicht ein einziger von ihnen hat ein Kind, das die èechische Schule besucht. Und diese Schulen sind doch hauptsächlich für die Staatsangestellten gegründet worden." So schaut es in Wirklichkeit mit der Wiedergutmachung aus. In Lindenau bei Bodenstadt wurde heuer eine èechische Minderheitsschule errichtet, obwohl es im Orte kein èechisches Kind gibt, im Orte ist nur ein deutsches Kind, das einem Straßeneinräumer gehört, gewonnen worden. Dagegen wurden 17 Kinder aus der Kolonie Heltinov herangezogen, welche näher an Lubomìø gelegen ist. Heltinov verlangt schon seit langem eine èechische Schule. Auch das ist ein Beispiel der Wiedergutmachung.

In Engelsberg in Schlesien gibt es eine èechische Minderheitsschule mit 23 Kindern, davon 20 rein deutsch. 3 èechische Kinder entstammen einer neunköpfigen Familie, welche durch die Jednota angesiedelt wurde, der Familie eines Straßenaufsehers.

In Unterheinzendorf wurde am 1. September eine èechische Minderheitssch ule mit 9 Kindern eröffnet, davon gehören 2 dem Förster, 2 Familien wurden durch den Zwangsverwalter eines Gutes kürzlich angesiedelt. In Riegersdorf bei Polièka wurde 1935 eine èechische Minderheitsschule gegründet mit 8 Kindern, davon 6 deutsche und 2 èechische Waisenkinder, welche erst in den Ort gebracht wurden.

In Unterkörnsalz wurwde am 1. September eine èechische Minderheitsschule errichtet, mit 13 Kindern, davon 6 aus Luckau, welches nach Zwieslau eingeschult ist, wo sich eine èechische Schule befindet. Zwei Kinder sind deutsch.

Wir haben kürzlich im Gesundheitsausschuß den erschütternden Bericht des Gesundheitsministers über die Verhältnisse in den deutschen Notstandsgebieten gehört. Der Minister hat darin auf die furchtbaren Schäden, die die Kinder durch die Unterernährung erleiden, hingewiesen und besonders den Bezirk Schüttenhofen erwähnt, wo eine Steigerung von nicht weniger als 200% bei den verschiedenen Folgeerkrankungen der Unterernährung, englische Krankheit, Zahnfäule usw. zu verzeichnen sind. Trotzdem wird dort nicht daran geschritten, tatsächlich einzugreifen, wo es notwendig wäre, sondern es wird im Gegenteil versucht, die Bevölkerung noch weiter zu beunruhigen, indem man dort èechische Minderheitsschulen errichtet. So wurde in Rehberg, Bezirk Schüttenhofen, eine Minderheitsschule mit 28 Kindern errichtet, davon 27 deutsche Kinder, der Bau eines Schulpalastes seitens der Jednota ist für das Frühjahr geplant. In Außergefield bei Prachatitz wurde 1935 eine Schule eröffnet mit 27 Kindern, davon 26 rein deutsch. Um die Errichtung haben sich besonders die Finanzorgane bemüht. In Sirb bei Hostau, wo es kein einziges èechisches Kind gibt, wurde eine èechische Minderheitsschule errichtet mit lauter deutschen Kindern, 2 aus Sirb, 3 aus Zwingau und 8 aus Parisau. In Klein-Mohrau bei Freudenthal sind von 36 Kindern 7 èechisch und 29 deutsch. In Oberschlag bei Prachatitz sind von 17 Kindern 11 deutsch. In Friedrichswald sind von 10 Schülern 5 deutsche. In Kronstadt im Adlergebirge, eine Expositur vno Trèkadorf, gibt es 12 Schülerinnen, davon 9 deutsche.

Ein besonders krasser Fall ist der von Ober-Rauden bei Brüsau. Die Schule wurde 1934 errichtet. Urheber der Schule ist ein pensionierter Finanzoberwachaufseher. Die Schule befindet sich im Hause seiner Schwägerin. Es gibt dort 14 Kinder, davon 9 rein deutsche aus Oberrauden, ein èechisches Kind aus dem Waisenhaus Trübau, 2 deutsche und 2 èechische Kinder aus Niederrauden. Die nächsten èechischen Schulen in Selsen und Oberheinzendorf liegen 2 km von Ober-, bzw. Unterrauden entfernt.

Sie sehen, meine Herren, aus diesen Tatsachen, daß tatsächlich unnötige Schulen bestehen und daß hier besonders die Sparmaßnahmen eingreifen müßten. Daß die staatlichen Organe an den Verhältnissen schuld sind und daß sie an der künstlichen Èechisierung mitwirken, ist an verschiedenen Beispielen schon bewiesen worden. Ein weiteres Beispiel möchte ich mir nur in aller Kürze anzuführen erlauben. Es ist die Praxis mit den Schulautobussen. Wir haben schon gehört, daß die Jednota Schulkinder mit Autobussen von weit her herangeschleppt, um die Minderheitsschulen künstlich aufzufüllen. In letzter Zeit ist aber wiederholt auch festgestellt worden, daß auch staatliche Verkehrsmittel zur kostenlosen Beförderung des von weither geholten Schülermaterials der èechischen Minderheitsschulen benützt werden. So fahren täghch von Hohenelbe, wo übrigens selbst eine èechische Schule besteht, Kinder in die Minderheitsschule nach Spindlermühle, da wahrscheinlich der dortige èechische Schülernachwuchs nicht ausreicht. In Spindlermühle selbst gibt es eigentlich keine èechischen Kinder.

Aber nicht nur, daß man unsere Schulen nicht bewilligt, daß man den privaten Unterricht unterbindet: es ist sogar ein Gesetz in Vorbereitung - Antrag Uhlíø - auf Abschaffung des Privatunterrichtes überhaupt. Man will uns also nicht einmal die Möglichkeit geben, unsere Kinder für unser Geld privat unterrichten zu lasssen. (Výkøiky posl. Hatiny.) Ich verweise auf den Fall Lodnitz und Oelhütten. In Oelhütten gibt es 30 Kinder, in Lodnitz 10. Seit Jahren bemühen wir uns dort um deutsche Schulen. Vergebens. Wir haben dort den Privatunterricht eingeleitet. Nunmehr hat durch das Zusammenwirken der Jednota, der Bezirkshauptmannschaft, des Landesamtes, der Landesschulinspektoren, der Gendarmeriestationen und selbstverständlich der Presse ein wüstes Treiben eingesetzt, um den deutschen Privatunterricht zu unterbinden. Die Eltern und die Lehrer werden ständig vorgeladen und mit Strafen zu hunderten Kè belegt. Auf diese Art und Weise hofft man offenbar die Gleichberechtigung beweisen zu können.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf einen besonders krassen Fall hinweisen, auf den Fall Troppau. Sie wissen, daß in Troppau anfangs des Schuljahres eine ganze Reihe von deutschen Schulklassen gesperrt wurde. (Výkøiky posl. Uhlíøe.)

Das deutsche Schulwesen wurde dort einfach dezimiert. Wir stehen auf dem Stand, daß wir mit 77% Deutschen in Troppau genau soviel Schulen haben wie die Èechen mit 23%. Meine Herren, das ist doch keine Gleichberechtigung. Es wurde gesagt, daß das Troppauer Schulwesen restringiert werden muß, weil dort hunderte von Kindern aus dem Hultschiner Gebiet angeblich germanisiert worden sind. Wir wollen über die Frage Hultschin nicht sprechen, es wird immer gesagt, sie ist ein Politikum. Zu wem man hingekommen ist, sei es der Landespräsident Èerný, seien es die Herren aus dem Ministerium, immer wurde gesagt, es sei ein Politikum, an das man nicht rühren dürfe. Wir wollen also über die Tatsachen nicht sprechen. Auf jeden Fall aber ist es ein Unrecht sondergleichen, daß man dort hunderten von Kindern die Möglichkeit nimmt, den Unterricht genießen zu können, den ihre Eltern tatsächlich wollen. Wo bleibt das in der Verfassung zugesagte Elternrecht, wenn man sich bemüht, hunderte von Kindern zwangsweise in eine andere Schule hineinzusperren, als sie eigentlich wollen? (Posl. Uhlíø: Ponìvadž na 600 dìtí jste odnárodnili v nìmeckých školách! Ještì jich tam máte 135! Ty nepoøádky na Hlu èínsku jste zavedli vy! Je tam 253 dìtí, které nejsou vyuèovány vaší vinou! Vy jste tam zmatek zavedli!) Jak to naší vinou? Vaší vinou! Den Privatunterricht wollen Sie ihnen auch noch nehmen.

Ebenso ist es auf dem Gebiete des Bürgerschulwesens. Auch hier sehen wir auf der einen Seite 6 deutsche Minderheitsbürgerschulen, auf der anderen Seite 235 èechische Minderheitsbürgerschulen mit 1.263 Klassen. Aber auch im öffentlichen Bürgerschulwesen besteht ein Mißverhältnis sondergleichen. Eine Statistik hat gezeigt, daß in Böhmen allein dem Zahlenverhältnis nach 90 deutsche Bürgerschulen fehlen. Ich will aus einem einzigen politischen Bezirk Zahlen bringen. Im politischen Bezirk Landskron, der nach der Volkszählung vom Jahre 1930 insgesamt 41.997 Èechen und 22.995 Deutsche zählt, gibt es 10 èechische Bürgerschulen und nur eine einzige deutsche Bürgerschule. Auch dieses Beispiel zeigt mit Deutlichkeit, wie weit es mit der Gleichberechtigung bestellt ist. Hinweisen muß ich auf die Bürgerschule in Hilbetten, wo seit Jahren eine deutsche Minderheitsbürgerschule gefordert wird. 225 Schulkinder sind dort im gesetzlich vorgeschriebenem Umkreise, ohne daß die Behörde mit einer Wimper gezuckt hat, und auf der anderen Seite schießen natürlich die Schulpaläste in die Höhe. Wir bekommen in der nächsten Zeit ein Sprengelbürgerschulgesetz.

So sehr einerseits die Regelung des Bürgerschulwesens zu begrüßen ist, ist aber andererseits die Befürchtung naheliegend, daß die Errichtung deutscher Bürgerschulen in immer weitere Ferne gerückt wird, denn jetzt ist es nicht mehr eine Instanz, welche über die Bürgerschulen zu entscheiden hat, sondern drei: das Land, der Bezirk und die Gemeinde, und wir wissen ja, der Herr Finanzminister hat zugeknöpfte Taschen. Aber unsere Selbstverwaltung ist noch viel elender daran und es ist hier die bestimmte Befürchtung vorhanden, daß wir auf diesem Gebiet nie zu unserem Recht kommen werden.

Über die Verhältnisse auf dem Gebiete des Mittelschulwesens hat Kamerad Eichholz bereits im Kulturausschuß berichtet, ich möchte nur kurz darauf zurückkommen. Wir haben einen Sparerlaß bekommen. Auf Grund desselben wurde eine ganze Reihe deutscher Mittelschulen gesperrt. Dagegen wurden in der allerletzten Zeit 4 èechische Mittelschulen errichtet, u. zw. in Eger, in Komotau, in Krumau und in Sternberg. Sie wurden nicht vom Staate errichtet. (Posl. Uhlíø: Proè nejmenujete Ostravu, kde jsou 3 èeské a 3 nìmecké školy a èeského obyvatelstva je 6krát tolik jako nìmeckého!) Na to ještì pøijdu.

Die 4 èechischen Schulen wurden zwar nicht vom Staate errichtet, es wurde in diesem Falle wie immer der èechischen Schutzverein vorgeschoben, aber der Staat trägt den größten Teil der Kosten an diesen Schulen. Hinweisen muß ich auch auf Arnau, eine der geschädigten Schulen. Im Jahre 1933 wurden die vier oberen Klassen dieses 70 Jahre bestehenden Realgymnasiums gesperrt. Der Herr Minister Krèmáø hat zugesagt, dieses Unrecht wieder aufzuheben und die Schule zu errichten. Trotzdem geschieht nichts, die Schule geht weiter zugrunde. Tatsache ist, daß aus Arnau die Kinder und Professoren jeden Tag mit dem Zug nach Trautenau fahren müssen, wo Parallelklassen errichtet werden mußten, fast in derselben Zahl, wie sie dort aufgelassen wurden. Sie sind dort in unhygienischen Räumen untergebracht, hier stehen die Klassen leer. Ich möchte gern wissen, wo hier eine Ersparung ist. Es ist dies nur wieder ein Beweis, daß das Deutschtum auf der ganzen Linie geschädigt und entrechtet werden soll.

Im Hochschulwesen sehen wir dieselbe Erscheinung. Es wurde bereits über die ungenügende Dotierung der Unterstützung der deutschen Hochschüler gesprochen. Ich möchte nur einen Fall herausgreifen, u. zw. den der deutschen Hochschulkurse für Leibesübungen. Während die deutsche Anstalt 25.000 Kè Subvention bekommen hat, hat die èechische Anstalt 600.000 Kè Unterstützung bekommen. Sie werden einsehen, daß dies keine Gleichberechtigung ist. Der Herr Abg. Domin hat vor kurzem einen Antrag eingereicht zwecks Zusammenlegung der beiden technischen Hochschulen. Auch hier sehen wir, daß der Antrag nicht begründet ist, daß ihm jede sachliche Grundlage fehlt. Auch hier handelt es sich nur darum, abermals den deutschen kulturellen Besitzstand zu schmäle rn und das Sudetendeutschtum durch Wegnahme einer Hochschule zu demütigen.


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