Meine Damen und Herren! In einer der letzten Kulturausschußsitzungen
hat der Abg. Hodina als Nachweis für die Entrechtung
des Deutschtums auf dem Gebiete des Schulwesens vier besonders
krasse Fälle gebracht. Aus dieser Aufzählung folgerte
der Herr Schulminister Dr. Krèmáø,
daß das Deutschtum auf dem Gebiete des Schulwesens befriedigt
sei, weil keine anderen Forderungen mehr vorhanden seien. Diese
Ansicht wird durch die Tatsachen selbst widerlegt. Denn wenn wir
Jahre hindurch immer wieder dieselben Forderungen auf dem Gebiete
des Schulwesens stellen müssen, wenn wir in einigen Orten
durch Jahre eine deutsche Schule für eine große Anzahl
von Kindern fordern müssen, so ist das der beste Beweis dafür,
daß etwas nicht stimmen kann, zumal auf der andern Seite
gleichzeitig hunderte von èechischen Minderheitsschulen
entstehen, die, wie ich später nachweisen werde, zum größten
Teil unnötig sind. Man kann also - schon aus dieser Tatsache
geht es hervor - von einer Gleichberechtigung auf dem Gebiete
des Schulwesens nicht sprechen. Daß aber der Chef des Schulministeriums,
also eines der wichtigsten Ressorts, überhaupt dieser Ansicht
ist, ist ein Beweis für die Verständnislosigkeit, die
uns schon von maßgeblichster Stelle entgegengebracht wird.
Man kann sich da nicht wundern, daß die untergeordneten
Organe uns nicht nur kein Verständnis entgegenbringen, sondern
im Gegenteil in den meisten Fällen zum Angriff auf das deutsche
Schulwesen übergehen.
Meine Aufgabe wird es nun sein, den Nachweis zu erbringen, daß
die ungleiche Behandlung, von welcher meine Kameraden bisher auf
fast allen Gebieten der Staatsverwaltung sprechen konnten, auch
auf dem Gebiete des Schulwesens besteht. Ich bemerke von vornherein,
daß auch ich nur Beispiele aus der leider Gottes reichlich
vorhandenen Fülle des Materials bringen kann. Auch ist eine
ganze Reihe von Fällen schon des öftern in diesem Hause
erwähnt worden, und ich betone, daß sie immer wieder
erwähnt werden müssen, solange, bis die verschiedenen
Unzukömmlichkeiten bereinigt sind. Am deutlichsten geht die
Benachteiligung des deutschen Schulwesens aus Zahlen auf dem Gebiete
des Kindergartenwesens hervor. Das Staatliche statistische Amt
sagt in seiner Statistik vom 31. Oktober 1934, daß die Deutschen
317 öffentliche Kindergärten haben, davon 7 staatliche,
und das nur Übungskindergärten, also eigentlich nicht
staatliche Kindergärten in dem Sinne, wie sie auf èechischer
Seite bestehen; dagegen bestehen 1366 èechische Kindergärten,
davon nicht weniger als 866 Minderheitskindergärten. Wie
diese Kindergärten ausschauen, will ich nur mit 3 Beispielen
belegen. In Oberschlag bei Prachatitz ist ein èechischer
Minderheitskindergarten mit 4 Kindern, davon sind drei Kinder
deutsch. In Linsdorf bei Grulich ist ein èechischer Minderheitskindergarten
mit sage und schreibe 2 Kindern, die Kindergärtnerin bekommt
750 Kronen monatlich. Man spricht so oft von Sparmaßnahmen;
aus dem Beispiel geht aber nicht hervor, daß sie auch wirklich
eingehalten werden. In Rehberg, Bezirk Schüttenhofen, ist
ein Minderheitskindergarten mit 26 Kindern, davon sind 25 rein
deutsch, nachweisbar. (Hört! Hört!) Man kann
sich darüber nicht wundern, wenn man hört, wie die deutschen
Kinder in die èechischen Kindergärten hineingepreßt
werden. Ich möchte nur ein Beispiel bringen, u. zw. aus Böhmisch-Zlatnik.
Dort ist ein pensionierter Streckenwärter Svoboda. Er hat
sich ein Haus gebaut, in welchem ein èechischer Kindergarten
eröffnet werden soll. Er ging von Haus zu Haus, insbesondere
in das Haus der Frauen von Staatsbeamten, und hat sie gezwungen,
ihre Kinder in den èechischen Kindergarten zu schicken.
Über die Methoden, welche Svoboda bei der Werbung angewendet
hat, geben zwei Protokolle Bescheid, die besagen ".... er
sagte ihr, daß sie für ihre Kinder die Kleidung fürs
ganze Jahr kostenlos zugestellt bekommt und auch die ganztägige
Verköstigung, wofür sie nichts zu bezahlen brauche.
Er sagte ihr noch, daß er zu allen Staatsangestellten, ob
deutsche oder èechische, gehen muß, daß er
dazu den Auftrag vom Schulministerium erhalten habe. Da die Frau
unschlüssig war, sagte er ihr, daß sie nur "Ja"
oder "Nein" sagen soll. Näheres werde sie vom Eisenbahnministerium
hören, was so viel wie ihre Entlassung aus dem Dienste bedeuten
wird." (Výkøiky.) Es besteht da noch
ein zweites Protokoll mit einer Frau aus demselben Orte, ich will
es aber nicht mehr zur Verlesung bringen. Aber nicht nur auf dem
Gebiete des Kindergartenwesens herrscht Entrechtung, sondern insbesondere
auf dem Gebiete des Volksschulwesens. Auch hier sagt die Statistik,
daß die Deutschen 20 Minderheitenschulen mit 59 Klassen
haben, während das èechische Minderheitsschulwesen
1180 Schulen mit 2171 Klassen hat. Wir sind grundsätzlich
nicht gegen èechische Minderheitsschulen, wir stehen auf
dem Standpunkte, es mögen èechische Minderheitsschulen
bewilligt werden, soviel man will, wenn der Finanzminister selbst
nichts dagegen hat. Wir müssen aber fordern, daß auf
der andern Seite auch uns Gerechtigkeit werde und daß auch
unsere Kinder den in der Verfassung zugesagten Unterricht in der
Muttersprache erhalten. Da will ich nun, weil der Herr Schulminister
gesagt hat, wir hätten nur diese vier Schulforderungen, einige
Beispiele mehr anführen. In Baumöhl, Bezirk Znaim, sind
19 deutsche schulpflichtige Kinder, das Ansuchen um Bewilligung
einer Expositur wurde abgelehnt. Dagegen haben wir in Südmähren
in Alt-Petrein eine èechische Minderheitsschule mit 6 Kindern,
davon ein deutsches. In Jablunkau, Bezirk Teschen, sind 25 deutsche
schulpflichtige Kinder. Das Gesuch wurde 1934 überreicht,
es wurde überhaupt noch nicht in Verhandlung gezogen. In
Groß-Auøim im Adlergebirge wurde am 1. September
1935 eine èechische Minderheitsschule eröffnet, und
zwar mit 6 Kindern, davon sind 3 rein deutsch. Einer der krassesten
Fälle ist der von Jaronin im Bezirk Böhm. Krumau. Dort
sind 33 deutsche schulpflichtige Kinder, das Gesuch wurde 1923
überreicht, bisher wurde es überhaupt noch nicht in
Beh andlung gezogen. In Pelkowitz bei Liebenau dagegen sind 4
Kinder in die èechische Minderheitenschule eingeschrieben,
sie entstammen den Familien Langer, Kirschner und Trhal, also
wahrscheinlich nicht sehr èechischen Ursprungs. Einer der
krassesten Fälle ist auch der der deutschen Schule in Leipnik.
Hier bestand immer eine deutsche Schule. Im Schuljahre 1933/34
wurde der deutsche Lehrer versetzt, die Schule stand ohne Lehrer,
die Kinder standen ohne Unterricht da. Die Schule wurde nicht
aufgelöst. Die Deutschen verlangten eine deutsche Minderheitenschule,
nachdem ja praktisch die staatliche Schule nicht mehr besteht.
Die Gesuche wurden immer wieder abgewiesen, da die Schule tatsächlich
noch immer in der Statistik der deutschen Schulen erscheint. Heute
ist es so, daß 25 deutsche Kinder in Leipnik ohne Unterricht
dastehen, daß sie eine große Strecke zur Bahn zurücklegen
müssen, um dann mit der Bahn bis in die nächste Stadt
fahren zu müssen, um den deutschen Unterricht genießen
zu können. Dagegen sehen wir, daß in Netschenitz bei
Saaz für 8 Mädchen eine Schule erhalten wird, davon
sind 2 Mädchen èechisch, 4 rein deutsch, 2 entstammen
Mischehen. In Libinsdorf, Bezirk Chotìboø, sind
9 deutsche schulpflichtige Kinder ohne Schule, das Gesuch um Bewilligung
einer deutschen Minderheitsvolksschule wurde abschlägig beschieden.
In Kunersdorf bei Zwickau wurde 1935 eine èechische Minderheiitsschule
für 6 Kinder eröfffnet. In Markt Türnau, ein Fall,
der schon jahrzehntelang beh andelt werden muß, sind 22
deutsche schulpflichtige Kinder ohne deutsche Schule, das Gesuch
um Bewilligung der Privatvolksschule wurde am 26. August 1922
eingereicht. Dagegen wurde in Althütten bei Bischofteinitz
1929 eine èechische Schule mit 9 deutschen Kindern eröffnet.
Im Jahre 1933/ 34 hatte sie bereits 38 deutsche Kinder, im heurigen
Schuljahr sind nur 5 èechische Kinder eingeschrieben, im
Kindergarten 3 èechische Kinder. Alle 8 gehören dem
Besitzer des Hauses, in welchem die beiden Anstalten untergebracht
sind, und dem Schuldiener. In Neu-Prennet bei Taus wurde am 1.
September 1935 eine èechische Minderheitsschule errichtet
mit 9 Kindern, davon 7 aus Prennet und 2 aus Kohlstätten.
In Prennet gibt es überhaupt keine schulpflichtigen Kinder
èechischer Nationalität. In Schönborn, Bezirk
Neuhaus, gibt es 19 deutsche schulpflichtige Kinder ohne deutsche
Schule. Die nächstgelegene deutsche Schule ist nur über
Feld in einer Entfernung von 3 km zu erreichen. In Milleschitz,
Bezirk Znaim, gibt es 32 deutsche schulpflichtige Kinder ohne
deutsche Schule. In Zautke, Schulbezirk Hohenstadt, gibt es 21
deutsche schulpflichtige Kinder, die die nächstgelegene deutsche
Schule in Hohenstadt, welche 7 km entfernt liegt, nicht besuchen
können. Erschwerend ist in dies em Falle noch die Tatsache,
daß die Kinder Hohenstadt nur mit der Bahn erreichen könnnnen.
Das Gesuch um Bewilligung einer Kulturverbandschule wurde am 24.
April 1925 überreicht, ist aber bis heute noch nicht erledigt.
Man sagt immer, es sei das die Wiedervergeltung für die Schäden
und für das Unrecht, das den Èechen im alten Österreich
angetan wurde und das auf diese Art und Weise durch das Minderheitsschulgesetz
wieder repariert werden muß. Wie das aussieht, davon möchte
ich nur einige Beispiele anführen. In Nebes bei Deutsch-Liebau
ist eine Familie mit 9 Kindern und eine Familie mit 5 Kindern
angesiedelt worden, um eine èechische Minderheitsschule
errichten zu können.
In Blosdorf bei Mährisch-Trübau existiert eine èechische
Minderheitsschule mit 11 Schülern, davon ein deutsches Kind.
Seinerzeit wurden 3 èechische Eisenbahnerfamilien, selbstverständlich
kinderreiche, angesiedelt, um die Minderheitsschule schaffen zu
können. Das sind nicht nur Tatsachen, die von uns angeführt
werden, sondern sie können auch aus èechischen Blättern
belegt werden. So hat kürzlich die "Národní
politika" am 13. November folgendes geschrieben: "Hierher
gehören wirklich ausgesuchte Leute, und zwar verheiratete,
die tunlichst viel Kinder besitzen. So gibt es in einem Ort 8
Bahnangestellte, vier Postler und zwei Gendarmen, und nicht ein
einziger von ihnen hat ein Kind, das die èechische Schule
besucht. Und diese Schulen sind doch hauptsächlich für
die Staatsangestellten gegründet worden." So schaut
es in Wirklichkeit mit der Wiedergutmachung aus. In Lindenau bei
Bodenstadt wurde heuer eine èechische Minderheitsschule
errichtet, obwohl es im Orte kein èechisches Kind gibt,
im Orte ist nur ein deutsches Kind, das einem Straßeneinräumer
gehört, gewonnen worden. Dagegen wurden 17 Kinder aus der
Kolonie Heltinov herangezogen, welche näher an Lubomìø
gelegen ist. Heltinov verlangt schon seit langem eine èechische
Schule. Auch das ist ein Beispiel der Wiedergutmachung.
In Engelsberg in Schlesien gibt es eine èechische Minderheitsschule
mit 23 Kindern, davon 20 rein deutsch. 3 èechische Kinder
entstammen einer neunköpfigen Familie, welche durch die Jednota
angesiedelt wurde, der Familie eines Straßenaufsehers.
In Unterheinzendorf wurde am 1. September eine èechische
Minderheitssch ule mit 9 Kindern eröffnet, davon gehören
2 dem Förster, 2 Familien wurden durch den Zwangsverwalter
eines Gutes kürzlich angesiedelt. In Riegersdorf bei Polièka
wurde 1935 eine èechische Minderheitsschule gegründet
mit 8 Kindern, davon 6 deutsche und 2 èechische Waisenkinder,
welche erst in den Ort gebracht wurden.
In Unterkörnsalz wurwde am 1. September eine èechische
Minderheitsschule errichtet, mit 13 Kindern, davon 6 aus Luckau,
welches nach Zwieslau eingeschult ist, wo sich eine èechische
Schule befindet. Zwei Kinder sind deutsch.
Wir haben kürzlich im Gesundheitsausschuß den erschütternden
Bericht des Gesundheitsministers über die Verhältnisse
in den deutschen Notstandsgebieten gehört. Der Minister hat
darin auf die furchtbaren Schäden, die die Kinder durch die
Unterernährung erleiden, hingewiesen und besonders den Bezirk
Schüttenhofen erwähnt, wo eine Steigerung von nicht
weniger als 200% bei den verschiedenen Folgeerkrankungen der Unterernährung,
englische Krankheit, Zahnfäule usw. zu verzeichnen sind.
Trotzdem wird dort nicht daran geschritten, tatsächlich einzugreifen,
wo es notwendig wäre, sondern es wird im Gegenteil versucht,
die Bevölkerung noch weiter zu beunruhigen, indem man dort
èechische Minderheitsschulen errichtet. So wurde in Rehberg,
Bezirk Schüttenhofen, eine Minderheitsschule mit 28 Kindern
errichtet, davon 27 deutsche Kinder, der Bau eines Schulpalastes
seitens der Jednota ist für das Frühjahr geplant. In
Außergefield bei Prachatitz wurde 1935 eine Schule eröffnet
mit 27 Kindern, davon 26 rein deutsch. Um die Errichtung haben
sich besonders die Finanzorgane bemüht. In Sirb bei Hostau,
wo es kein einziges èechisches Kind gibt, wurde eine èechische
Minderheitsschule errichtet mit lauter deutschen Kindern, 2 aus
Sirb, 3 aus Zwingau und 8 aus Parisau. In Klein-Mohrau bei Freudenthal
sind von 36 Kindern 7 èechisch und 29 deutsch. In Oberschlag
bei Prachatitz sind von 17 Kindern 11 deutsch. In Friedrichswald
sind von 10 Schülern 5 deutsche. In Kronstadt im Adlergebirge,
eine Expositur vno Trèkadorf, gibt es 12 Schülerinnen,
davon 9 deutsche.
Ein besonders krasser Fall ist der von Ober-Rauden bei Brüsau.
Die Schule wurde 1934 errichtet. Urheber der Schule ist ein pensionierter
Finanzoberwachaufseher. Die Schule befindet sich im Hause seiner
Schwägerin. Es gibt dort 14 Kinder, davon 9 rein deutsche
aus Oberrauden, ein èechisches Kind aus dem Waisenhaus
Trübau, 2 deutsche und 2 èechische Kinder aus Niederrauden.
Die nächsten èechischen Schulen in Selsen und Oberheinzendorf
liegen 2 km von Ober-, bzw. Unterrauden entfernt.
Sie sehen, meine Herren, aus diesen Tatsachen, daß tatsächlich
unnötige Schulen bestehen und daß hier besonders die
Sparmaßnahmen eingreifen müßten. Daß die
staatlichen Organe an den Verhältnissen schuld sind und daß
sie an der künstlichen Èechisierung mitwirken, ist
an verschiedenen Beispielen schon bewiesen worden. Ein weiteres
Beispiel möchte ich mir nur in aller Kürze anzuführen
erlauben. Es ist die Praxis mit den Schulautobussen. Wir haben
schon gehört, daß die Jednota Schulkinder mit Autobussen
von weit her herangeschleppt, um die Minderheitsschulen künstlich
aufzufüllen. In letzter Zeit ist aber wiederholt auch festgestellt
worden, daß auch staatliche Verkehrsmittel zur kostenlosen
Beförderung des von weither geholten Schülermaterials
der èechischen Minderheitsschulen benützt werden.
So fahren täghch von Hohenelbe, wo übrigens selbst eine
èechische Schule besteht, Kinder in die Minderheitsschule
nach Spindlermühle, da wahrscheinlich der dortige èechische
Schülernachwuchs nicht ausreicht. In Spindlermühle selbst
gibt es eigentlich keine èechischen Kinder.
Aber nicht nur, daß man unsere Schulen nicht bewilligt,
daß man den privaten Unterricht unterbindet: es ist sogar
ein Gesetz in Vorbereitung - Antrag Uhlíø
- auf Abschaffung des Privatunterrichtes überhaupt. Man will
uns also nicht einmal die Möglichkeit geben, unsere Kinder
für unser Geld privat unterrichten zu lasssen. (Výkøiky
posl. Hatiny.) Ich verweise auf den Fall Lodnitz und Oelhütten.
In Oelhütten gibt es 30 Kinder, in Lodnitz 10. Seit Jahren
bemühen wir uns dort um deutsche Schulen. Vergebens. Wir
haben dort den Privatunterricht eingeleitet. Nunmehr hat durch
das Zusammenwirken der Jednota, der Bezirkshauptmannschaft, des
Landesamtes, der Landesschulinspektoren, der Gendarmeriestationen
und selbstverständlich der Presse ein wüstes Treiben
eingesetzt, um den deutschen Privatunterricht zu unterbinden.
Die Eltern und die Lehrer werden ständig vorgeladen und mit
Strafen zu hunderten Kè belegt. Auf diese Art und Weise
hofft man offenbar die Gleichberechtigung beweisen zu können.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf einen besonders
krassen Fall hinweisen, auf den Fall Troppau. Sie wissen, daß
in Troppau anfangs des Schuljahres eine ganze Reihe von deutschen
Schulklassen gesperrt wurde. (Výkøiky posl. Uhlíøe.)
Das deutsche Schulwesen wurde dort einfach dezimiert. Wir stehen
auf dem Stand, daß wir mit 77% Deutschen in Troppau genau
soviel Schulen haben wie die Èechen mit 23%. Meine Herren,
das ist doch keine Gleichberechtigung. Es wurde gesagt, daß
das Troppauer Schulwesen restringiert werden muß, weil dort
hunderte von Kindern aus dem Hultschiner Gebiet angeblich germanisiert
worden sind. Wir wollen über die Frage Hultschin nicht sprechen,
es wird immer gesagt, sie ist ein Politikum. Zu wem man hingekommen
ist, sei es der Landespräsident Èerný, seien
es die Herren aus dem Ministerium, immer wurde gesagt, es sei
ein Politikum, an das man nicht rühren dürfe. Wir wollen
also über die Tatsachen nicht sprechen. Auf jeden Fall aber
ist es ein Unrecht sondergleichen, daß man dort hunderten
von Kindern die Möglichkeit nimmt, den Unterricht genießen
zu können, den ihre Eltern tatsächlich wollen. Wo bleibt
das in der Verfassung zugesagte Elternrecht, wenn man sich bemüht,
hunderte von Kindern zwangsweise in eine andere Schule hineinzusperren,
als sie eigentlich wollen? (Posl. Uhlíø: Ponìvadž
na 600 dìtí jste odnárodnili v nìmeckých
školách! Ještì jich tam máte 135!
Ty nepoøádky na Hlu èínsku jste zavedli
vy! Je tam 253 dìtí, které nejsou vyuèovány
vaší vinou! Vy jste tam zmatek zavedli!) Jak to
naší vinou? Vaší vinou! Den Privatunterricht
wollen Sie ihnen auch noch nehmen.
Ebenso ist es auf dem Gebiete des Bürgerschulwesens. Auch
hier sehen wir auf der einen Seite 6 deutsche Minderheitsbürgerschulen,
auf der anderen Seite 235 èechische Minderheitsbürgerschulen
mit 1.263 Klassen. Aber auch im öffentlichen Bürgerschulwesen
besteht ein Mißverhältnis sondergleichen. Eine Statistik
hat gezeigt, daß in Böhmen allein dem Zahlenverhältnis
nach 90 deutsche Bürgerschulen fehlen. Ich will aus einem
einzigen politischen Bezirk Zahlen bringen. Im politischen Bezirk
Landskron, der nach der Volkszählung vom Jahre 1930 insgesamt
41.997 Èechen und 22.995 Deutsche zählt, gibt es 10
èechische Bürgerschulen und nur eine einzige deutsche
Bürgerschule. Auch dieses Beispiel zeigt mit Deutlichkeit,
wie weit es mit der Gleichberechtigung bestellt ist. Hinweisen
muß ich auf die Bürgerschule in Hilbetten, wo seit
Jahren eine deutsche Minderheitsbürgerschule gefordert wird.
225 Schulkinder sind dort im gesetzlich vorgeschriebenem Umkreise,
ohne daß die Behörde mit einer Wimper gezuckt hat,
und auf der anderen Seite schießen natürlich die Schulpaläste
in die Höhe. Wir bekommen in der nächsten Zeit ein Sprengelbürgerschulgesetz.
So sehr einerseits die Regelung des Bürgerschulwesens zu
begrüßen ist, ist aber andererseits die Befürchtung
naheliegend, daß die Errichtung deutscher Bürgerschulen
in immer weitere Ferne gerückt wird, denn jetzt ist es nicht
mehr eine Instanz, welche über die Bürgerschulen zu
entscheiden hat, sondern drei: das Land, der Bezirk und die Gemeinde,
und wir wissen ja, der Herr Finanzminister hat zugeknöpfte
Taschen. Aber unsere Selbstverwaltung ist noch viel elender daran
und es ist hier die bestimmte Befürchtung vorhanden, daß
wir auf diesem Gebiet nie zu unserem Recht kommen werden.
Über die Verhältnisse auf dem Gebiete des Mittelschulwesens
hat Kamerad Eichholz bereits im Kulturausschuß berichtet,
ich möchte nur kurz darauf zurückkommen. Wir haben einen
Sparerlaß bekommen. Auf Grund desselben wurde eine ganze
Reihe deutscher Mittelschulen gesperrt. Dagegen wurden in der
allerletzten Zeit 4 èechische Mittelschulen errichtet,
u. zw. in Eger, in Komotau, in Krumau und in Sternberg. Sie wurden
nicht vom Staate errichtet. (Posl. Uhlíø: Proè
nejmenujete Ostravu, kde jsou 3 èeské a 3 nìmecké
školy a èeského obyvatelstva je 6krát
tolik jako nìmeckého!) Na to ještì
pøijdu.
Die 4 èechischen Schulen wurden zwar nicht vom Staate errichtet,
es wurde in diesem Falle wie immer der èechischen Schutzverein
vorgeschoben, aber der Staat trägt den größten
Teil der Kosten an diesen Schulen. Hinweisen muß ich auch
auf Arnau, eine der geschädigten Schulen. Im Jahre 1933 wurden
die vier oberen Klassen dieses 70 Jahre bestehenden Realgymnasiums
gesperrt. Der Herr Minister Krèmáø
hat zugesagt, dieses Unrecht wieder aufzuheben und die Schule
zu errichten. Trotzdem geschieht nichts, die Schule geht weiter
zugrunde. Tatsache ist, daß aus Arnau die Kinder und Professoren
jeden Tag mit dem Zug nach Trautenau fahren müssen, wo Parallelklassen
errichtet werden mußten, fast in derselben Zahl, wie sie
dort aufgelassen wurden. Sie sind dort in unhygienischen Räumen
untergebracht, hier stehen die Klassen leer. Ich möchte gern
wissen, wo hier eine Ersparung ist. Es ist dies nur wieder ein
Beweis, daß das Deutschtum auf der ganzen Linie geschädigt
und entrechtet werden soll.
Im Hochschulwesen sehen wir dieselbe Erscheinung. Es wurde bereits
über die ungenügende Dotierung der Unterstützung
der deutschen Hochschüler gesprochen. Ich möchte nur
einen Fall herausgreifen, u. zw. den der deutschen Hochschulkurse
für Leibesübungen. Während die deutsche Anstalt
25.000 Kè Subvention bekommen hat, hat die èechische
Anstalt 600.000 Kè Unterstützung bekommen. Sie werden
einsehen, daß dies keine Gleichberechtigung ist. Der Herr
Abg. Domin hat vor kurzem einen Antrag eingereicht zwecks
Zusammenlegung der beiden technischen Hochschulen. Auch hier sehen
wir, daß der Antrag nicht begründet ist, daß
ihm jede sachliche Grundlage fehlt. Auch hier handelt es sich
nur darum, abermals den deutschen kulturellen Besitzstand zu schmäle
rn und das Sudetendeutschtum durch Wegnahme einer Hochschule zu
demütigen.