Úterý 25. února 1930

Wir Landwirte haben dem Staate immer das gegeben, was er unumgänglich gebraucht hat. Wir haben dem Staate alles bis zur Selbstentäußerung gegeben. Wenn jemand ein Geber war, so war es der Landwirt. Wir haben zugesehen, aber bis hieher und nicht weiter!

Hier hat die Sache endlich einmal eine Grenze. Wir verlangen daher, daß uns gegenüber auch von allen Parteien dieses Hauses klar und deutlich gesagt werde, wo man denn hin will und ob man uns endlich aus der Schlamastik heraushelfen will. Will man es nicht, dann, meine Verehrten, sind wir nicht weit von jenem Standpunkte, der von der äußersten Linken vertreten wird. Unser Volk wird in die Verzweiflung getrieben und jeder Staatsmann, der guten Willens ist, den wirtschaftlichen Zusammenbruch der Landwirtschaft hintanzuhalten, möge es sich überlegen, wohin eine notleidende, in Vërzweiflung getriebene Landwirtschaft führen muß. Wir sind heute in vielen Gebieten ohnedies zur Zwergwirtschaft übergegangen. Meine heimatliche Landwirtschaft als solche wirtschaftet durchschnittlich auf einem Boden von 4 ha. Mit 4 ha fristet der Landwirt sein Leben und mit 4 ha muß er, ob schlecht ob recht, sein Auslangen finden. Einst standen unserem Lande die Tore Wiens offen, jeder konnte die Bodenprodukte gleichsam mit dem Korb nach Wien tragen. Damals war unser Land reich, heute sind wir bis aufs Äußerste verarmt und wenn es so weiter geht, so führt das direkt zur Bolschewisierung unseres kleinen Landvolkes! Diesen Fall wollen wir hintanhalten, weil wir wissen, daß damit niemandem gedient ist. Wir wissen auch, daß solche Dinge, wenn sie auf die Spitze getrieben werden, bloß deshalb, weil diese oder jene Partei Prestigegründe vorschützt, auf die Dauer nicht haltbar sind. Geben wir uns keiner Täuschung hin, meine Herren, alle jene, die wirklich die Wirtschaftspolitik mit offenen Augen verfolgen, sind sich heute darüber im klaren, daß eine Abhilfe dringend nötig ist, eine Abhilfe, die unseren Forderungen 100%ig entgegenkommt.

Wenn ich hier auf die kleineren Mittel zur Abhilfe, auf die Steuern und Tarife nicht eingehe, weil sie doch jedem Parlamentarier hier im Hause längst klar sind, so wende ich mich einzelnen Spezialgebieten zu und will hauptsächlich jene Dinge besprechen, wo die katastrophale Lage am allerunglaubwürdig sten erscheint. Für die Tatsachen, die ich hier anführe, stehe ich mit meiner Person voll und ganz ein.

Ich komme damit auf das Gebiet das Weinbaues. Der Weinbau ist ja stets das Stiefkind unseres Staates gewesen. Wir haben seit dem Umsturz auf dem Gebiete des Weinbaues nicht ein einzigesmal ein Entgegenkommen von seiten des Finanzministers zu verzeichnen gehabt. Unser Weinsteuergesetz ist das straffste Gesetz in ganz Mitteleuropa, demgegenüber ist das Weinsteuergesetz in Deutschland als milde, das in Österreich als außerordentlich tolerant zu bezeichnen. Nur bei uns wird der Wein förmlich als ein Nebenprodukt der Landwirtschaft behandelt. Man vergißt, daß der Weinbau 100.000 Menschen ernährt. Man sieht aber auch, daß wir hier in der Landwirtschaft einen Überschuß an Getreideproduzenten in naher Zukunft haben werden. Man sollte froh sein, daß man die Krise dadurch mindert, daß ein Teil der Landwirte wieder zum intensiven Wein- und Obstbau übergeht, damit der Getreidebau entlastet wird. Man redet immer von Rationalisierung, aber in der Landwirtschaft heißt die Rationalisierung: Niederknüppeln! Man hat uns bisher im Weinbau nichts gegeben und ich empfinde es als ganz bedauerlich, daß vom Finanzministerium uns auf die seinerzeit herausgegebene Resolution der südmährischen Weinbauern eine Antwort zuteil wurde, die ich - ich gestehe es offen - mir nicht getraute, den Weinbauern bekanntzugeben. Denn das würde zu einem Chaos führen. Ich kann Ihnen sagen, daß die weinbautreibende Bevölkerung die friedfertigste ist, daß jeder Weinbauer gefügig und freimütig seinen Verpflichtungen und Abgaben nachgekommen ist. Der Finanzminister weist ein durchschnittliches Erträgnis des Weinbaues von 60 Millionen aus. Das ist doch keine Post, auf die man gleichgültig verzichten kann. Wenn der Weinbau 60 Millionen dem Staate trägt, so ist es doch nur recht und billig wenn man den Weinbauern von seinen 60 Millionen ein halbes Prozent zurückgibt. Wir sind doch bedürftig im weitestem Maße. Aber die Frage der Weinbanern kommt im Budget überhaupt nicht vor. Man hat sie grundsätzlich gestrichen. Ja, man hat sogar in der Antwort auf unsere Resolution den Passus eingeführt, die Bierproduktion, die Bierverwertung werde förmlich als Volksgenußmittel angesehen. Die Weinverwertung aber wird als solche gestrichen, wird also nicht mit jenem Adel bedacht, dem man den Bierbrauereien verleiht. Ich frage Sie, warum konnte ein solcher Passus engeführt werden. Ach bin überzeugt, daß wahrscheinlich auch bei unserem Herrn Finanzminister eine gewisse Abneigung gegen das Weintrinken herrscht. Ich glaube ihm das auch. Und ich bin selbst voll seiner Meinung, wenn er nämlich gewohnt war, etwa auf dem Prager Boden ein Viertel Wein zu trinken. Wenn er diesen Wein als ein überflüssiges Produkt betrachtet, kann man das verstehen. Denn auf dem Prager Markt haben wir leider Gottes den Konsum von Weinen zu verzeichnen, die nicht nur der Beschlagnahme anheimfallen sollten, sondern dessen Produzenten in den Kerker gehören. Denn dieser Mischwein, der hier konsumiert wird, verdient wahrhaftig nichts anderes, als daß die Händler und Erzeuger dieses Weines dem Staatsanwalt übergeben werden. Ich frage auch den Herrn Finanzminister, den Herrn Landwirtschaftsminister und den Herrn Ernährungsminister, was denn mit jener Großpantscheraffäre auf dem Prager Handelsmarkt geschehen ist, ob man diese Großpantscher, die Waggons, ja Eisenbahnzüge von Pantschwein in den Konsum gebracht haben, zur Verantwortung gezogen hat. Was ist mit diesen Leuten geschehen, die so den ganzen Weinbau schädigen. Denn wenn wir das süße Wasser mit Spiritus gemischt oder irgendwelchen Substanzen von Weinstein und Tannin auf den Markt brächten, wie es in Prag geschieht, wenn wir das kredenzen würden, dann müßten wir uns schämen und es ist so bedauerlich, daß die Organe der Gefällskontrolle nicht früher eingegriffen haben. Es freut mich allerdings, daß wenigstens die große Affäre zur Kenntnis der Ämter gekommen ist. Aber ich habe bis heute nicht erfahren können, ob tatsächlich auch eine Änderung eingetreten ist. Ich glaube, daß wenn man einen Tropfen Wein in Prag trinken will, es wenigstens Wein sein sollte, der auf der Rebe gewachsen ist; was man aber hier auf den Markt bringt, das sind nicht unsere südmährischen oder slovakischen oder Preßburger Weine, hier trinkt man den Graves; und wissen Sie woher der Graves stammt? Der stammt aus dem Moldaugebiete oder aus dem Moldaubett. Gesüßtes Moldauwasser mit einem gewissen Aroma unserer südmährischen Weine versetzt: Dieses Getränk kredenzt man hier als Graves. Sollte man nicht lieber doch Traubenwein vorziehen? Solche Dinge führen dazu, daß unsere Keller mit Wein gefüllt bleiben. Wir haben bis heute Wein liegen und wissen ihn nicht an den Mann zu bringen. Diese guten Weine, die sich jeder einzelne daheim selbst süßen kann, denn das Hineinstecken eines Würfels Zucker ist nicht die allergrößte Arbeit - das kann jeder einzelne. Schließlich kann es auch Brauch in den einzelnen Gasthöfen werden. Solche Dinge sind dem Weinbaugebiet absehen und nicht weiter direkt unverantwortlich. Ich will hier von auseinandersetzen, wieviel besser der Weinbauer in Österreich und in Deutschland gestellt ist, denn ich will mir dies für einen von mir selbst eingebrachten Gesetzesantrag vorbehalten, der im Hause höchstwahrscheinlich zur Vorlage kommen wird. Ich will auf ein zweites Kapitel eingehen, den Obstbau in unserem Gebiete. Im Obstbau sind in dem katastrophalen Winter 1929 kolossale Verluste erwachsen und wir möchten gern sehen, daß auch im Budget dies etwas Berücksichtigung gefunden hätte. Was aber kommt für ein Posten vor. Wir finden im Voranschlag gar nichts. Es ist hier ein Betrag, der absolut unzureichend ist, schon in der Herbstsession gewährt worden. Aber dieser Betrag deckt ein Zehntel des Bedarfes. Ich will hier ganz besonders unterstreichen, daß man gerade zur Erzeugung von Qualitätsware in unserem Staate gar nichts beiträgt. Man hat unserem Qualitätsweizen und Qualitätsroggen bisher von keiner Seite irgendwie Unterstützung angedeihen lassen. Für die Pflanzenbauförderung kommt im ganzen Staatsbudget der Posten von 2 Millionen vor. Was geschieht damit?Wird etwa damit eine Saatgutreinigungsstation subventioniert oder wird hochwertiges Saatgut gezüchtet, oder werden Schädlinge bekämpft? Was soll man mit einer so geringfügigen Summe tun? Diese Vernachlässigung der Landwirtschaft ist direkt sträflich. Schon deshalb, weil ganz Europa nach Qualitätsprodukten schreit und diese nur dann zu erlangen sind, wenn der Staat selbsst Hilfsmaßnahmen ergreift. Man kann aber nicht von Bauer verlangen, daß er Qualitätsware erzeugt, wenn man ihm gar nichts gibt, nicht einmal die geringste Prämie oder Subvention für die entsprechenden Maschinen, welche die Voraussetzung einen planmäßigen Qualitätswirtschaft sind. Wie schaut es nun auf dem Gebiete der Viehzucht aus? Hier ist der Betrag etwas höher, aber in Anbetracht der von der Landwirtschaft immer wieder eingehenden Einnahmen eigentlich lächerlich. Wir können es nicht anders bezeichnen. Man hat der Landwirtschaft fast nichts vorausgegeben. Ich will dieses Gebiet hiemit kurz abtun mit dem Wunsche, daß der Landwirtschaft noch in letzter Stunde geholfen werden kann, wenn der gute Wille und die Einsicht bei allen Parteien vorhanden ist, die heute in der Regierung sitzen. In diesem Zusammenhang muß auch das Kapitel besprochen werd en, wie wir uns zu den Maßnahmen des Bodenamtes zu verhalten haben, die von direktem Einfluß auf die Qualitätswirtschaft des Landwirts sind. Ich will hier einige Fälle vor Augen führen. Wir haben gesehen, daß da und dort Restgüter an Leute vergeben wurden, die sie selbst nicht bewirtschaften, die in dem Restgut nicht ihnen Broterwerb sehen, sondern das übernommene Restgut an andere weitergeben, an Pächter, die den Boden ausnützen und sich den Teufel darum scheren. Was ist dann die Folge? Die Folge ist eine Mißwirtschaft ohnegleichen. Ich will hier ein Beispiel nennen. Man hat in der Gemeinde Weinitz ein Restgut einem Manne gegeben, der - Landwirte, hört - viermal auf seinen Feldern Gerste gebaut hat, er selbst wohnt nicht dort, hat mit der Gemeinde keine Berührung, seine Heimat ist 20 km weiter entfernt. Er hat also 4 Jahre hinter einander Gerste angebaut; was die letzte Gerste für eine Qualität war, brauche ich nicht auseinanderzusetzen. Ich will nur sagen, daß man den rumänischen Radenschrott besser einschätzen kann als die von jenem Mann gebaute Gerste. Er hat dort weder Vieh stehen, noch einen Wagen, noch einen Pflug, aber der Nachbar von ihm hat das Nachsehen. Er muß sich fragen, wie komme ich dazu und wieso bin ich verpflichtet, das Unkraut meines Nachbarn zu jäten. Wäre es nicht besser, man hätte diesen Grund an kleine Leute, an die arbeitsame Bevölkerung gegeb en, die auch steuerkräftig genug gewesen wäre, dann dem Staate in Steuern zurückzugeben, was ihr der Staat zugute getan hat. Aber durch solche Leute wie dem gena nnten Restgütler wird dem Staatssäckel nichts zugeführt. In den ersten Jahren wird der Boden wohl gründlich ausgenützt, aber dann kommen die saueren Jahre, sie kommen nicht nach sieben Jahren, sondern in der Landwirtschaft schon im fünften Jahr. Der Mann möge heuer nur seine Gerste weiterbauen und wir werden ja sehen, was für eine Fechsung sich aus dieser planmäßigen Wirtschaft, nämlich aus dieser Wirtschaft des Chaos ergibt. Ich frage Sie? Hat das Bodenamt hier keine Handhabe, um noch einmal einen Strich durch diese Rechnung zu machen? Es ist Pflicht des Bodenamtes solchen Leuten, die die Wirtschaft nicht planmäßig betreiben, das anvertraute Gut wieder abzunehmen. Ich habe nichts dagegen, wenn man da und dort den Großen ein bischen ihren Übermut zuschneidet, das hat nicht geschadet. Die Großen haben sich auch seinerzeit nur wenig oder gar nicht um uns geschert, sie haben Güter geschlächtert, zugrundegerichtet, und zusammengekauft, aber es darf die Bodenreform nicht in eine dem Staate und den Nachbarlandwirten schädliche Wirtschaft ausarten. Solche Leute tragen dem Staate nichts, sie können und werden ihm nichts bringen. Ich sage weiter: Halten Sie es für berechtigt, daß man solchen Großgrundbesitzern, wie wir sie in Südmähren so zahlreich haben, die Güter um ein Zehntel des Wertes geschenkt hat. Ja man hat ihnen sogar noch aus dem Staatssäckel eine Spende gemacht, in dem man von ihnen weder Gebühren noch Abgaben verlangte. Das ist doch ein Entgang an Staatseinnahmen. Hier lagen doch Einnahmsmöglichkeiten und jeder dieser Restgütler hätte das gewiß gern bezahlt, weil er selbst überzeugt ist, daß das Restgut auch dann noch immer ein reiches Geschenk bleibt, das ihm da gemacht wurde. Ich spreche nicht von den kleinen Leuten, denen man ein Joch oder einen Metzen zugeschanzt hat, die haben vollauf zu tun und sollen ruhig darauf wirtschaften. Sie haben Ogenug Belastung dadurch, daß sie verarmt sind. Aber dem Restgütler Gebühren und Gemeindeabgaben schenken, ist doch zuviel.

Ich möchte da auf einen Fall in meiner Heimat verweisen. Meine Heimatgemeinde selbst hat das Glück gehabt, einen Restgütler zu bekommen, der um eine halbe Million das Restgut Lechwitz erworben hat. Es war das eine berühmte Nummer, ein gewis ser Kalab. Der Mann übernahm das Restgut, einen guten Hof, im besten Zustande und hat eine halbe Million dafür gezahlt. Der Mann war ein ganzer Künstler in jeder Hinsicht. Er brachte zuwege, in einem Jahre den Hof soweit niederzuwirtschaften, daß er nach einem Jahre und, ich glaube, zwei Monaten, nur 2 Millionen Kè Schulden auf dem Hof gebucht hatte. Wir sehen also, es war das gewiß eine intensive Wirtschaft, darüber kann es für uns alle keinen Zweifel geben. Nun wurde der Mann natürlich veranlaßt und gezwungen, die Wirtschaft im Exekutionswege zu veräußern. Es kam früher noch zu einer gutwilligen Austragung. Es kam zu einem Lizitandoverkauf, und da ereigneten sich Dinge, die alles Dagewesene übertreffen. Die Gemeinde selbst und andere Anwärter treten auf, bezahlten, bzw. boten für den Hof volle 2 Millionen an, so daß alle Außenstände gedeckt worden wären, daß also auch die Gläubiger vollbefriedigt worden wären. Und siehe da! Der liebe Besitzer hat sich im letzten Augenblick eines Besseren besonnen und seine Gläubiger, besonders Banken, darunter die Brnìnská banka, verzichteten großmütig auf 500.000 Kè. Es wurden 2 Millionen geboten, die wurden aber nicht angenommen, man hat nur 1,500.000 Kè angenommen. Ob Sie das glauben oder nicht, diese Tatsache steht fest, der Vertrag wurde bei dem Kreisgericht Znaim geschlossen und es ist dort immer noch Einsicht zu nehmen. Wir fragen uns da unwillkürlich, wie muß der Verwaltungsrat dieser Bank bestellt sein, wenn er bei der Weiterveräußerung des Besitzes seines Schuldners ruhig auf eine halbe Millionen verzichten kann, und ich frage mich, ob das je in der Weltgeschichte vorgekommen ist, daß eine große Bank, daß überhaupt ein Gläubiger lieber weniger als mehr genommen haben. Ich frage mich, ob derlei Zustände ihresgleichen haben. Scheinbar nicht. Sehen Sie, so ist die Sache auf den neuen Besitzer übergegangen, der selbstverständlich ein rechtes Fortkommen nicht hat. Man macht nicht aus einem Häusler über Nacht einen Rittergutbesitzer, das ist zuviel des Guten. Man hat hier leider Gottes nicht berücksichtigt, daß zu diesen Behufe heute auch noch Betriebskapital gehört, das fehlt diesem Menschen, und ich frage mich nur, wie man es rechtfertigen kann, daß auch dieser Mann keine Abgaben zu leisten hat, daß auch der zweite Besitzer abgabenfrei ist. Die Wertzuwachsabgabe wurde ihm von dem Landeseinnahmenamte in Brünn vorgeschrieben, aber seinem Rekurse ist leider Gottes stattgegeben worden. Es hat geheißen, Du hast unter ausdrücklicher Bewilligung des Bodenamtes gekauft, es war immer noch ein Zwangskauf, obzwar es wirklich ein Lizitandopreis erlegt wurde. Trotzdem braucht der Mann keine Abgaben und keine Gebühren zu zahlen.

So werden wir mit unserer Gemeinde - und auch mit der Landeswirtschaft - nie aktiv werden. Und was sagen sich heute unsere kleinen Leute? Bei uns ist heute die Stimmung, die da heißt Lechwitz ist überhaupt abgabenfrei, wir zahlen keine Abgaben, wenn der Rittergutsbesitzer keine zahlt, was brauchen wir armen Leute da noch zu zahlen. Wir haben für jedwede Bodenbesitzbewegung redlich unsere Abgaben geleistet, jeder hat das als Voraussetzung des Kaufes betrachtet, aber heute sehen wir das gerade Gegenteil. Solchen Leuten, die 600 Metzen Grund haben und mit Hof und Herrenhaus, paradieren, wird die Abgabe gestundet. Das ist des Guten zuviel, und ich frage Sie, ob hier nicht eine Remedur Not täte. Ich würde den Herrn Finanzminister fragen, ob er nicht derlei Posten in das Staatsbudget hineinnehmen will, ob er nicht mit solchen Posten rechnen sollte? Er hat uns klar gesagt, daß die Landesfinanzen nicht die rosigsten sind. So aber werden die Landesfinanzen und die Gemeindefinanzen bestimmt nicht saniert. (Posl. dr Rosche: Das ist Steuerunmoral!) Ja, das ist keine Moral mehr. Das zum Kapitel Bodenreform. Es hängt unmittelbar zusammen mit dem ganzen Agrarproblem. Denn diese Agrarier, die heute auf solchen Besitzungen sitzen, und dort wahrhaftig nicht den Mann stellen, nützen der Wirtschaft nicht, sie schaden vielmehr uns allen. Die Abgänge aus ihren Wirtschaften müssen wir mit unseren Wirtschaften decken. Solche Zustände zu korrigieren, bezeichne ich als Aufgabe unseres Parlaments. Ich würde nur wünschen, daß diese Einsicht auch in jenen Kreisen Platz greife, die für diese Verhältnisse maßgebend sind.

Meine Ausführungen sind nicht als eine Spitze gegen das Èechentum gemeint, nein, dies liegt mir fern, ich will hier nur das wirtschaftliche Moment hervorheben. Mir ist es - ich wiederhole es - gleichgültig ob dort ein Graf sitzt oder ein neuer bäuerlicher Graf. Aber es ist mir nicht gleichgültig, ob aus solchen Riesenbesitzen dem Staate Einnahmen zufließen oder nicht. Ich mit meiner kleinen Wirtschaft muß die Steuern tragen, diesen Leuten darf aber auch keine Stundung der Abgaben und Gebühren bewilligt werden. Das wäre ein Entgang des Staatssäckels. Hier muß auf die Dinge klar geschaut und hier muß Remedur geschafft werden, sonst kommen wir nicht vorwärts. Es gibt im Staate übrigens eine ganze Reihe von Gebieten, wo heute noch immer eine wahrhaftig verschwenderische Wirtschaft getrieben wird. Ich will auch dazu etwas sagen.

Ich bin der Letzte, der etwa den Standpunkt vertreten wollte, daß man die sogenannten Minderheitsschulen aus der Welt schaffen soll, aber ich bin auch der Letzte, der gutheiß en kann, wenn man in der außerordentlichen Agrarkrise, heute Dörfer mit Luxusbauten für Schulen beglückt, Schulgebäude für Millionen herstellt, die schließlich kinderleer bleiben. Ich bitte, folgende Tatsachen zu berücksichtigen. Ich spreche jetzt nur von jenem Gebiete, das mir am nächsten liegt, das ich bis auf den letzten Stein genau kenne. Ich bitte, folgende Tatsachen entgegenzunehmen und sie auf ihre Wahrheit selbst zu prüfen. Wir haben in Südmähren Schulen errichttet mit 4 Kindern in Chwalatitz, für 2 Kinder in Lechwitz und Liliendorf, für 3 Kinder in Leipertitz, für 5 Kinder in Alt Petrain und Stallek, für 7 Kinder in Schiltern, für 6 Kinder in Pattersdorf. In einer Krisis, die die Landwirtschaft so nieder hält, wo wir nicht wissen, wo aus wo ein mit den Zahlungen, auch nicht wissen, ob wir morgen noch den Notpfennig besitzen, um die kleinsten Schulden zudecken zu können, denken die Bauern auch darüber nach und fragen sich, ob das notwendig ist, ob diese Ausgaben zu 40, 50 und 100.000 Kè in den einzelnen Gemeinden notwendig sind. Ich stelle zur Erwägung, ob es nicht besser wäre, wenn man den Eltern dieser Kinder, allen Eltern 2000, 3000 Kè für das in die Hand geben und ihnen sagen würde, laß dein Kind in der nächsten Stadt unterrichten. Auch die Minderheitslehrer fühlen sich wohl nicht glücklich, wenn sie den Hofmeister für den Gendarmen spielen müssen. Sie müssen in Verweiflung geraten, wenn sie hier zwei Kinder jahraus, jahrein sehen, und müssen sich doch etwas überflüssig im Leben vorkommen. Ich bin daher voll und ganz für folgenden Standpunkt. Man soll den Eltern es ermöglichen, den zwei Kindern eine èechische Schule zugänglich zu machen, soll einen Betrag zuschießen, damit die Eltern die Kinder in die nächste Ortschaft geben, wo diese Kinder Unterricht in ihrer Sprache erhalten können. Das würde eine jährliche Ersparnis nicht nur von Hunderttausenden, sondern von vielen Millionen bedeuten. Wir greifen nur dieses eine Gebiet als Beispiel heraus, überlegen Sie sich, wieviele solche Gebiete wir haben, wo überall gespart werden kann. Wenn uns infolge der Verschwendung auf der einen Seite die Klagen der deutschen Bevölkerung zukommen, die wohlberechtigten Klagen, daß z. B. in Pattersdorf, wo 7 Kinder eine Minderheitenschule besitzen, aber 41 deutsche Kinder der Gemeinde 9 Jahre lang keine Schule bekommen können, dann fragen Sie sich und mich, wie man hier diese Dinge noch rechtfertigen kann, wie man da noch einen Standpunkt als Regierungspolitiker einnehmen soll; fragen Sie mich, wie man hier blamiert dasteht, vor seinen eigenenWählern, wie man hier geradezu eine lächerliche Puppe wird, wenn man für 41 Kinder nicht zuwege gebracht hat, auch nur den Sammelunterricht zu erreichen. Wir haben nicht einmal eine öffentliche Schule verlangt, wir haben eine Privatschule verlangt, aber es ist nicht möglich gewesen. Die Landwirte fragen sich gerade in der heutigen fürchterlichen Krise, ob solche Ausgaben notwendig sind, ob nicht andere Ausgaben notwendiger wären oder ob man nicht ein Sparsystem einführen sollte, welches gerade in der heutigen Zeit begründet wäre. Ja, so wirtschaften, nennt man wohl nicht mehr klug wirtschaften. Ich glaube, wenn die Wirtschaft, wenn das Wirtschaftsleben passiv ist, dann ist es schwer, aktive Bilanzen aufzustellen und ich wundere mich nur über den Optimismus, den der Herr Finanzminister an den Tag gelegt hat. Auf der einen Seite, nannte ich Ausgaben für die Schulen, auf der andern Seite die gleichen Ausgaben für die Kindergärten, da kommen Dinge vor, die ihresgleichen nicht mehr aufweisen. Überlegen Sie sich, èechische Kindergärten bestehen in Lechwitz für 2 Kinder, Liliendorf für 3 Kinder, Hosterlitz für 3 Kinder, Wolframitz 5, Possitz 7, Baumöl 7, Pattersdorf 3, Weissenstein 4, Smilau 6 Kinder; ja, um Gotteswillen, sind wirklich solche Kindergärten berechtigt? Wie ist das bei uns? Da ist das Kind eines Gendarmen und das Kind eines Postmeisters, jeder von ihnen hat nur ein Kind, die Mütter langweilen sich ja zu Hause, die Kinder haben es bei der Mutter doch besser als in der Mutterschule. Sind das nicht wirklich Ausgaben, die vor der breiten Öffentlichkeit unseres bäuerlichen Volkes, welches rechtlich denkt und immer rechtlich gesinnt ist, wahrhaftiglich nicht mehr zu rechtfertigen sind? Überlegen wir uns, ob es hier noch einen sachlichen Grund gibt, der die Beibehaltung solch überflüssiger Kindergärten als notwendig erscheinen läßt? Dem gegenüber verweise ich auf Neu-Prerau, welches mit 74 Kindern noch keine Schule hat, Pattersdorf mit 41 Kindern, keine Schule, Milleschitz bei 20 Kindern keine Schule, nicht einmal die Bewilligung zur Privatschule, die den Staat und das Land nichts kosten würde, Sie werden einsehen, daß wir draußen des Öfteren einen sehr schweren Stand haben, daß wir uns dann fast kaum selbst zu rechtfertigen imstande sind. Ich gestehe das hier ganz offen ein, ich weiß, daß die Opposition vielleicht Kapital daraus schlagen wird.


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