Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch
noch einiges Selbsterlebtes erzählen. Ich fuhr am 11. Jänner
mit dem Frühzug um 3 Uhr 16 Min. nach Reichenberg zu einer
Kammersitzung und am Bahnhofe bemerke ich schon, daß der
Waggon nur mit einer Laterne beleuchtet ist. Ich steige ein, der
Wagen rollt ab. Es war eisig kalt; ich setzte mich, da ich mich
wegen meiner letzten schweren Krankheit noch schonen mußte,
nicht nieder, sondern machte, so gut es ging, im Waggon Bewegung.
Wir kamen nach Arnau, der Waggon erwärmte sich nicht, in
Pelsdorf war es noch immer kalt, und da ging mir schließlich
die Geduld aus und ich habe hinausgeschrien, was das für
eine Wirtschaft sei. Der Kondukteur entschuldigte sich bei mir,
daß er den Haupthahn der Heizleitung nicht gefunden habe.
Es war dies nämlich ein Wagen, bei dem sich die Heizleitung
in der Mitte des Wagens befand. Warum stellt mann einen solchen
Menschen an, wenn er nicht einmal weiß, wo sich die Heizleitung
befindet? Auf der Rückfahrt - ich hatte an diesem Tage ziemliches
Pech - mußte ich in Alt-Paka in den Zug Nr. 404 umsteigen,
der schon eine Verspätung hatte, weil der Lomnitzer Personenzug
verspätet einfuhr. Der Verkehrsbeamte war nervös, schließlich
kamen die Leute über den Steg, stiegen ein und der Verkehrsbeamte
gab das Signal zur Abfahrt. Kaum war der Zug in Bewegung, kamen
zwei Leute von der Armáda mit Rucksack und Skiern und schrien,
daß sie nach Trautenau mitfahren müssen. Der Stationsvorstand
gab dem letzten Kondukteur den Befehl den Zug anzuhalten, der
aber antwortete, daß er dies nicht könne, da der Zug
schon in Bewegung sei. Der Stationsvorstand lief nun dem Zuge
nach und pfiff so lange, bis der Zug stehen blieb. Man kam sich
vor wie auf einer Schnackerlbahn. Und dabei hat der Zug eine gefährliche
Kreuzung in Pilnikau, er muß dort also zur rechten Zeit
einfahren. Wir standen noch nicht auf dem Bahnhof von Pilnikau,
als auch schon der Schnellzug durchsauste. Einige Tage später
war ich wieder in Reichenberg und fuhr mit dem Zug um 9 Uhr 10
Minuten abends von Reichenberg weg. In Turnau hatten wir schon
eine Verspätung von einer Stunde, und ich fragte daher den
Schaffner, ob ich im Paka den Anschluß erreichen werde.
Der Schaffner erklärte mir: "Selbstverständlich!"
Um 1 Uhr kamen wir in Paka an, der Zug nach Trautenau war schon
weg. Die Restauration war nicht geheizt, der Wartesaal zweiter
Klasse war nicht geheizt und im Wartesaal dritter Klasse war wohl
geheizt, aber so, daß sogar die Türenfenster gefroren
waren. Die Leute machten begreiflicherweise Lärm und beschwerten
sich bei dem diensthabenden Beamten, der doch dafür nicht
verantwortlich gemacht werden kann. Wenn nun schon eine solche
Wirtschaft - ich hätte mich beinahe schärfer ausgedrückt
- auf den Bahnen besteht und wenn man weiß, daß zu
solchen Zeiten das reisende Publikum oft stundenlang auf irgendeiner
Station warten muß, so sollte doch dafür Sorge getragen
werden, daß die Leute nicht noch durch Erfrieren zu Krüppeln
werden. Wir sind damals bis 3/4
8 Uhr früh in Paka gesessen und die Fahrt von Reichenberg
nach Trautenau, die sonst vier Stunden dauert, hat somit 12 Stunden
in Anspruch genommen.
Ich könnte über solche Dinge noch
mancherlei erzählen, unterlasse es aber mit Rücksicht
auf die Kostbarkeit der Zeit, die uns zur Verfügung steht.
Dennoch muß ich noch einmal wiederholen, daß solche
Verhältnisse, wie sie sich jetzt auf unseren Bahnen gezeigt
haben, durchaus nicht geeignet sind, das Ansehen eines Staates
im Bezug auf seine Verkehrsverhältnisse zu heben. (Potlesk
poslancù nìm. strany národní.)
Meine Damen und Herren! Der Gegenstand der
heutigen Tagesordnung, die Ratifizierung des Handelsvertrages
mit Frankreich betreffend, ist ohne Zweifel ein solcher, daß
er das weiteste wirtschaftliche aber auch sonstige Interesse auslöst
und das wohl aus einem zweifachen Grunde: Zunächst einmal
aus dem Grunde, weil der Abschluß eines Handelsvertrages
in der gegenwärtigen Zeit gefährlich drohender wirtschaftlicher
Ereignisse an und für sich für die gesamten wirtschaftlichen
Kreise von Bedeutung ist, dann aber auch wohl aus dem Grunde,
als gerade die neue Festsetzung der Handelsbeziehungen
der Èechoslovakischen Republik mit Frankreich als Korrektur
gegenüber den bestandenen Verhältnissen, die die Èechoslovakei
zu Frankreich führte, immerhin bemerkenswert ist. Auch wir,
die wir uns heute zu dem Gegenstande der Tagesordnung
betreffend die Ratifizierung des Handelsvertrages mit Frankreich
zum Wort gemeldet haben, interessieren uns für den Gegenstand
aus diesen beiden Gründen. (Pøedsednictví
pøevzal místopøedseda Stivín.) Ich
darf hier wohl feststellen, daß das Interesse für diesen
Gegenstand nicht erst von heute besteht, sondern daß es
schon lange vorhanden ist; ich darf hier bescheidenerweise auf
ein Stück Arbeit meiner Partei verweisen, die durch den allzufrüh
verstorbenen Koll. Abg. Patzel gerade in dieser Beziehung
vor Jahren schon geleistet worden ist.
Was die allgemeine Seite anbelangt, waren wir
immer der Meinung, Handelsvertragsverhandlungen zu fördern,
die Abschlüsse von Handelsverträgen mit allen Staaten,
insbesondere mit den Nachbarstaaten, auf das tatkräftigste
zu unterstüzen, weil wir als in den Tatsächlichkeiten
der Wirtschaft und in der Wirklichkeit stehende Menschen durchaus
wissen, was die Ordnung der Handels- und Wirtschaftsverhältnisse
durch Handelsverträge zwischen den Staaten bedeutet für
die sichere Funktion der Wirtschaft, die nun einmal die
Grundlage des Lebens von tausenden und Abertausenden Menschen
und nicht zuletzt die sichere Grundlage von tausenden und Abertausenden
Menschen gerade der Èechoslovakischen Republik als eines
Industriestaates ist. Wir verweisen bei der
Feststellung, daß wir der Annahme sind, daß Handelsverträge
zwischen den Staaten einzig und allein sichere Gewähr einer
tatsächlichen Funktion der Wirtschaft geben können,
auf den Zustand, wie er handels- und wirtschaftspolitisch vor
dem Kriege bestand. Es war gerade vor dem Kriege charakteristisch,
daß ein weites Netz ausreichender Handelsverträge bestand
und daß diese Handelsverträge sozusagen gegenseitige
Lebensversicherungen der einzelnen Staaten waren. Sie konnten,
wenn sie einen Zweck haben sollten, gar nichts anderes sein, als
auf gegenseitige Zugeständnisse sich aufbauende Ordnungen
für die Wirtschaft und für den Handel. Es waren, das
darf hier wohl bemerkt werden, Ergebnisse langjähriger Beobachtungen
über Grad, Inhalt und über die Art des gegenseitigen
Handels zwischen den einzelnen Staaten, wie sie Völker und
Nationen in ihren Wirtschaften eben repräsentierten. Man
muß nur einigermaßen in die Handels- und Wirtschaftsstatistiken
der Vorkriegszeit Einblick nehmen, um das, was ich hier an Meinung
klarlege, hundertfach bewiesen zu bekommen, wie gerade auf der
Grundlage solcher Handelsverträge, wie sie zwischen den Staaten
in der Vorkriegszeit bestanden, sozusagen die Wage erst möglich
wurde für die wirtschaftlichen Lebensverhältnisse der
einzelnen Völker und Nationen. Es soll nicht geleugnet werden
und ich habe das eigentlich in meinen einleitenden Worten schon
angedeutet, wie gerade für den Industriestaat solche Handelsverträge
wichtig sind, für den Staat, der auf Export angewiesen
ist, und wie ein solcher Handelsvertrag auch für die Èechoslovakei
wichtig ist, die ja ein Industriestaat ist, wenn auch nicht ausschließlich.
Aber sie stellt doch eine Komposition dar, in der das industrielle
Moment von überwiegender Bedeutung ist.
Wir haben also jeweils auf dem Standpunkt gestanden, die Arbeit
unserer verantwortlichen handelspolitischen Faktoren nach Schaffung
von Handels- und Wirtschaftsverträgen mit den einzelnen Staaten
zu unterstützen und wir stellen uns auch zum heutigen Gegenstande
nicht anders ein, was natürlich nicht heißt, daß
wir an ihm, sowie er in dem Beratungslaborat vorliegt, Kritik
zu üben uns nicht erlauben werden.
Wie gestaltete sich, wenn wir nun zu dem Punkte
der Tagesordnung besonders Stellung nehmen, das Handelsverhältnis
der Èechoslovakei zu Frankreich die ganzen Jahre hindurch,
vom Jahre 1918, vom Umsturzjahr, angefangen, bis 1927 und 1928
und bis zu dem laufenden Jahr und wie wird sich dieses handels-
und wirtschaftspolitische Verhältnis
der Èechoslovakei zu Frankreich auf der Grundlage der neuen
Ordnung, die durch den neuen Handelsvertrag geschaffen werden
soll, gestalten? Die Handelsverbindungen zwischen der Èechoslovakei
und Frankreich waren von Anfang an - das muß
hier festgestellt werden - in wenig freundschaftlichen Methoden
gehalten. (Výkøiky posl. dr Schollicha.)
Sie waren ganz einseitig für Frankreich
zugeschnitten. Ich erinnere nur daran, daß bis zum 16. Juli
1925 Frankreich sich durch die Bestimmungen des Friedensvertrages
von Trianon die volle Meistbegünstigung seiner Waren in der
Èechoslovakei gesichert hielt, während umgekehrt der
Èechoslovakei dieser Vorteil nicht gewahrt war. So zog
aus dem Verhältnis zu Frankreich dieses in ganz einseitiger
Weise Nutzen, während für die Èechoslovakei der
Außenhandel mit Frankreich seit dem Jahre 1923 passiv war.
(Posl. Geyer: Die wahre Liebe ist das nicht!)
Ja, das ist die wahre Liebe nicht;
ich komme noch darauf zu sprechen. Aber es ist interessant, durch
Zahlen zu konstatieren, in welcher Art und Weise, in welchem
Grad und bis zu welcher Höhe gerade dieses Handelsverhältnis
zu Frankreich für die Èechoslovakei passiv war. Ich
kann nicht ausführlich genug, wie es notwendig wäre,
um diese Tatsachen zu erhärten, das Zahlenmaterial
hierüber vorführen. Es ist schließlich auch nicht
notwendig. Aber einige Zahlen sollen beweisen, wie sich unser
Handels- und Wirtschaftsverhältnis zu Frankreich seit dem
Jahre 1923 von Jahr zu Jahr immer katastrophaler gestaltete. So
betrug z. B. die Passivität unseres Außenhandels
mit Frankreich im Jahre 1923 50 Mill. Kè, im Jahre 1924
stieg diese Passivseite auf 244 Mill. Kè, im Jahre 1925
auf 424 Mill. Kè, im Jahre 1926 betrug sie ebenfalls 424
Mill. Kè. Im Jahre 1927 war das Passivsaldo
der Èechoslovakischen Republik im Bezug auf ihre Handels-
und Wirtschafsverbindung mit Frankreich schon auf mehr als auf
eine halbe Milliarde angestiegen. Koll. Geyer
hat mich durch einen Zwischenruf
erinnert an das faktische, praktische, das reale Leben beeinflussende
Ergebnis unserer politischen Freundschaft mit Frankreich, sowie
daran, daß wir wirtschafts- und handelspolitisch in dieser
Art und Weise von Frankreich ausgebeutet worden sind. Wir können
aber zu den Opfern der französischen Freundschaft,
die sich gerade in den Zahlen, die ich hier genannt habe, ergeben,
auch die Opfer zählen, die der èechoslovakische Staat
alljährlich für seinen Militär- und Armeestand
bringt, den er ja in dieser Größe und Stärke erhalten
muß, aus dem Diktat heraus, mit dem er
handels- und wirtschaftspolitisch so wenig Resultate zu erzielen
imstande ist. Die erhöhten Rüstungen, die auf Grund
des Militärabkommens von uns alljährlich durchzuführen
sind, und die jährlich Hunderte Millionen Kronen ausmachen,
sind nicht zu vergessen. Dazu kommen noch weitere Auslagen
für derartige Zwecke. Wenn wir all das summieren, so ergeben
sich zu dem Passivsaldo der Èechoslovakischen Republik,
das ich vorhin genannt habe, gewiß noch rund zwei Milliarden
Ausgaben für militärische Zwecke, die
wir auf Grund irgendwelcher politischer Verhältnisse zu Frankreich
und daraus resultierender Verpflichtungen zu leisten haben.
Der Fremdenverkehr von der Èechoslovakei nach Frankreich
ist ziemlich bedeutend, von Frankreich nach der Èechoslovakischen
Republik jedoch sehr minimal, so daß
die Einnahmen gegenüber den obigen Zahlen überhaupt
nicht in Betracht kommen. (Výkøiky posl.
dr Schollicha a inž. Junga.) Unser
Fremdenverkehr mit Frankreich ist somit desgleichen passiv und
bringt nur Frankreich Vorteile. Der bisherige Handelsvertrag
mit Frankreich, der zweite seit Abschluß des Friedens, wurde
am 17. August 1923 abgeschlossen und am 1. September 1923 provisorisch
in Kraft gesetzt. Danach wird gegenüber der Vollmeistbegünstigung
an Frankreich der Èechoslovakei nur
für eine sehr geringe Zahl von Waren die Meistbegünstigung
zuerkannt. Eine andere Gruppe von Waren genießt eine gewisse
Begünstigung; alle übrigen Waren stehen unter dem Generaltarif,
den Frankreich im Jahre 1921 auf das Vierfache erhöht hatte.
Staaten, wie Belgien, Italien, England, die Schweiz, Schweden,
Norwegen und die Niederlande genießen in Frankreich die
Meistbegünstigung, so daß auf den französischen
Märkten die èechoslovakische Konkurrenz geradezu unmöglich
war. Wir registrieren das bei Besprechung des
heutigen Abkommens nicht umsonst, sondern zweckhaft und nützlich
für die Erziehung der öffentlichen Meinung des Staates
über den Wert unserer Verbindung mit Frankreich.
Im Jahre 1926 gelang es Deutschland - und das
entbehrt nicht einer gewissen Ironie - in dieses System der französischen
Vertragspolitik durch den nach sehr schwierigen Verhandlungen
zustandegekommenen deutsch-französischen Handelsvertrag Bresche
zu schießen, weil in diesem Vertrag Deutschland die Meistbegünstigung
zugestanden wurde und die Èechoslovakei auf Grund
der sogenannten Assimilationsklausel den Handelsvertrag mit Frankreich
vom Jahre 1923 an der Deutschland zugestandenen Meistbegünstigung
zum Teil partizipierte. (Posl. inž. Jung: Die Èechoslovakei
als Anhängsel Deutschlands!) So
entbehrt, wie schon gesagt, die ganze Entwicklung der Korrektur
unseres Handelsverhältnisses mit Frankreich durch die deutsche
Einflußnahme nicht einer gewissen Ironie. Ich sagte, daß
die Èechoslovakei durch die Abmachungen Frankreichs mit
Deutschland an der Meistbegünstigung partizipiert, allerdings
soweit die Meistbegünstigung Waren betrifft, die nach dem
èechoslovakisch-französischen Handelsvertrag der Meistbegünstigung
oder dem Zwischentarife, nicht aber, sofern sie dem Generaltarif
unterstanden. Diese Begünstigung,
die eigentlich das reichsdeutsche Handelsministerium der Èechoslovakei
einbrachte, war bei dem Standpunkte, den man hier leider noch
zu Deutschland einnimmt, nicht ganz ohne einen gewissen bitteren
Beigeschmack. Nach der Èechoslovakei
führt Frankreich meist teuere Luxuswaren ein: Seidenwaren,
Parfumerien, Weine und Schaumweine, Obst und Gemüse, Baumwollwaren,
Kautschuk und Kautschukwaren, Leder und Lederwaren, Maschinen,
Kürschnerwaren, Automobile usw. Unsere Ausfuhr nach Frankreich
besteht in erster Linie aus Glas, Porzellan, Hopfen, Ziegen- und
Kaninchenfellen, Wolle, Wollgewebe, Gablonzer Waren, Papier, Eisenwaren,
Holzwaren, Maschinen und Schuhen. An der Ausfuhr nach Frankreich
ist also, wie aus dieser Zusammenstellung ersichtlich ist, die
Landwirtschaft ebenso interessiert wie die Industrie, ich möchte
fast sagen in ganz gleichem Maße. In erster Linie interessiert
ist die Glasindustrie. Ich spreche nicht zuletzt als Vertreter
aus einem Gebiete, wo die Glasindustrie sozusagen das Lebensinteresse
überhaupt darstellt. Die Landwirtschaft hat im neuen Handelsvertrage
die französischen Minimalzölle für Hafer, Gerste,
Trockengemüse, Malz, Hopfen und Pilsner Bier erreicht, und
zwar unter dem Titel der Meistbegünstigung, die der neue
Vertrag nun auch auf die Èechoslovakei erstreckt.
Dagegen hat die Èechoslovakei im wesentlichen Frankreich
eine günstigere Stellung bei einer großen Anzahl seiner
Luxusartikel gewährt, hat das Einfuhrkontingent auf Wein
aus Frankreich auf 120.000 hl erhöht und den
Zoll auf Champagner bedeutend ermäßigt, damit die Herren,
deren Lebensgewohnheit es ist, Champagner zu trinken, aus dieser
Handelsvertragskorrektur doch auch etwas an Vorteilen genießen.
(Výkøiky posl. Geyera.) Für
unsere Industrie wurden im wesentlichen nur geringe Zugeständnisse
für Textilien, Glas, Porzellan, und Gummiwaren erreicht.
Vor allem für Glas, Porzellan und Textilien sind sie zu gering,
um ihr in Zukunft ein erträgliches Geschäft mit Frankreich
zu ermöglichen.
Lediglich einer Industrie - und davon hat mein
unmittelbarer Herr Vorredner Dr Macek sehr ausführlich
gesprochen - sind durch die neue Fassung des Handelsvertrages
mit Frankreich wesentliche Zugeständnisse, zumindest keine
Verschlechterungen ihrer bisherigen begünstigten Stellung,
zugewendet worden. Das ist die èechoslovakische
Automobilindustrie. Wenn wir hinter die eigentlichen Ursachen
und Gründe dafür schauen, so sind die lezten Beschlüsse
allerdings sehr begreiflich: Hinter der èechoslovakischen
Automobilindustrie steht, wie wir ja
wissen, die Živnobank und der ist es ja doch möglich,
manchmal etwas durchzusetzen. (Výkøiky posl.
Geyera a dr Schollicha.) Nun ist es ganz merkwürdig,
daß Frankreich der Èechoslovakei nur sehr bescheidene
Zugeständnisse macht und dies erst nach sehr langwierigen
Unterhandlungen, Zugeständnisse, die von der Èechoslovakei
mit Konzessionen erkauft werden mußten, die den Wert der
Zugeständnisse Frankreichs sozusagen illusorisch machen.
Diese Freundschaft, die Frankreich hiedurch wieder so richtig
interpretiert, ähnelt sehr stark jener,
die zwischen einer Bank und ihrem Schuldner besteht, dem durch
die Bank der Rahm aus seinem Unternehmen abgeschöpft wird.
Meine Herren! Das nur ganz kurz zur Kritik
des Handelsvertrages mit Frankreich. Es würde aber unsere
Aufgabe nicht vollständig erfüllt sein, wenn
wir bei der Kritik des französischen Handelsvertrages nicht
an jene Handelsverträge erinnerten, die der Èechoslovakei
fehlen und die unserer Meinung nach für die Èechoslovakei
von viel größerer Bedeutung sind als der
Handelsvertrag mit Frankreich. Ich frage Sie, meine Herren, wo
bleibt der Handelsvertrag mit Deutschland, der Handelsvertrag
mit Südslavien und der mit Rumänien? Diese Fragen hätte
notwendig unsere handelspolitische bezw. die verantwortliche Führung
unserer Handelspolitik zu beantworten. Sie hätte es ganz
besonders notwendig, diese Fragen zu beantworten angesichts jener
drohenden wirtschaftlichen Katastrophen, die die Jahre 1929 und
1930 ausfüllen werden. Ich erinnere an meine am 6. Juli v.
J. hier gehaltene Rede, in der ich rechtzeitig auf die
kommenden wirtschaftlichen Entwicklungen aufmerksam gemacht habe,
mit denen die Èechoslovakei im Jahre 1929 und 1930 zu rechnen
haben wird. Das war damals keine Rede aus der Absicht heraus,
zu verärgern oder zu verletzen, sondern
es waren Bemerkungen, die ich aus der Absicht heraus getan habe,
wirklich prophylaktisch zu wirken, unsere verantwortliche Handelspolitik
zu Maßnahmen zu veranlassen, die sozusagen in der Staatsraison
gelegen gewesen wären, zum Zwecke der rechtzeitigen Korrektur
aller dieser Verwicklungen, wie wir sie - und ich will kein Unglücksprophet
sein, aber ich muß es sagen - totsicher im Jahre 1929 und
1930 in wirtschaftlicher Beziehung erleben werden. Wo bleiben
da wieder die verantwortlichen Handels- und Wirtschaftspolitiker
des Staates, wo bemüht man sich denn, zu Handelsvertragsabschlüssen
gerade mit jenen Staaten zu kommen, die unserer Meinung nach die
wichtigsten Wirtschaftpartner der Èechoslovakischen Republik
sind? Meine Herren, gestatten Sie mir noch
den Appell ganz besonders an jene Herren der Gegenseite, die für
die Gestaltung der handelspolitischen Verhältnisse dieses
Staates verantwortlich sind. Sie werden doch nicht etwa ableugnen
wollen, daß die Klärung unseres handels- und wirtschaftspolitischen
Verhältnisses mit Deutschland eine eminente Staatsnotwendigkeit
ist! Von dieser Klärung hängt in der Tat die Existensicherung
tausender, zehntausender, ja hunderttausender Menschen ab. Meine
Herren, warum bewegen Sie sich nicht, warum leisten Sie nicht
eine größere und verantwortlichere Arbeit, um zu einem
Handelsvertragabschlusse mit Deutschland zu kommen, den ich geradezu
als eine in der Staatsraison gelegene Notwendigkeit betrachte?
Die Herren haben aber auch, mindestens in der letzten Zeit, nicht
eine etwas, schärfere Tonart angeschlagen, um auch nur mit
einem anderen bereits genannten Staate in ein handelsvertragliches
Verhältnis zu gelangen, ich meine Jugoslavien. Der Handelsvertrag
mit Jugoslavien ist ein ganz wesentliches und wichtiges Erfordernis
für unseren Staat. Es ist Tatsache, daß das wirtschaftspolitische
Verhältnis zwischen uns und Jugolavien die längste Zeit
ramponiert war und noch mehr ramponiert werden wird. Aber wir
haben leider das T empo unserer Handelspolitik als viel zu langsam
zu klassifizieren, und es werden sich die verantwortlichen Faktoren
doch in ein rascheres Marschtempo setzen müssen, um diese
für die Existenz tausender und zehntausender Menschen notwendige
Regelung in der allernächsten Zeit schon zustande zu bringen.
Dabei aber müssen wir noch auf etwas anderes aufmerksam machen.
Ich habe Ihnen bereits dargestellt, daß es sich bei dem
Handelsvertrag mit Deutschland auch darum handelt, uns die Konsumptionskraft
eines an 60 Millionen Menschen zählenden Reiches nutzbar
zu machen. Und wenn wir in Zukunft nicht allzusehr zu Schaden
kommen wollen, dann dürfen Sie sich nicht politisch allzusehr
darüber freuen, wenn bei den Reparationsverhandlungen in
Paris Deutschland ein unendlicher Tribut aufgehalst wird. Jede
Mark, jeder Pfennig dieses Tributs, den Deutschland nach Frankreich,
England oder einem anderen der allierten Gebiete liefern wird,
wird uns abhanden kommen, jede Mark und jeder Pfennig aus der
Konsumkraft Deutschlands wird unserer Produktion ganz einfach
zum Fehlen kommen. (Rùzné výkøiky
na levici.)
Ich habe nicht die Absicht, über diese
Dinge hier ausführlich weiter zu sprechen, aber ich stelle
nur zur Erwägung, ob unsere Außenpolitik es nicht auch
notwendig hätte, auf diese Dinge Einfluß zu nehmen,
wie sie sieh heute Deutschland gegenüber abspielen u. zw.
in einer Art, wie sie unserer Industrie nützlich sein könnte.
Ich appelliere also nochmals an die verantwortliche Führung
unserer Handels- und Wirtschaftspolitik gegenüber jener Arbeit,
die ich eben in meinen Bemerkungen illustriert habe, sich anders
einzustellen, als es bisher der Fall gewesen ist und besonders
in raschester Weise ein richtiges handels- wirtschaftspolitisches
Verhältnis mit Deutschland, Rumänien und Jugoslavien
zu schaffen.