Ètvrtek 28. února 1929

Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch noch einiges Selbsterlebtes erzählen. Ich fuhr am 11. Jänner mit dem Frühzug um 3 Uhr 16 Min. nach Reichenberg zu einer Kammersitzung und am Bahnhofe bemerke ich schon, daß der Waggon nur mit einer Laterne beleuchtet ist. Ich steige ein, der Wagen rollt ab. Es war eisig kalt; ich setzte mich, da ich mich wegen meiner letzten schweren Krankheit noch schonen mußte, nicht nieder, sondern machte, so gut es ging, im Waggon Bewegung. Wir kamen nach Arnau, der Waggon erwärmte sich nicht, in Pelsdorf war es noch immer kalt, und da ging mir schließlich die Geduld aus und ich habe hinausgeschrien, was das für eine Wirtschaft sei. Der Kondukteur entschuldigte sich bei mir, daß er den Haupthahn der Heizleitung nicht gefunden habe. Es war dies nämlich ein Wagen, bei dem sich die Heizleitung in der Mitte des Wagens befand. Warum stellt mann einen solchen Menschen an, wenn er nicht einmal weiß, wo sich die Heizleitung befindet? Auf der Rückfahrt - ich hatte an diesem Tage ziemliches Pech - mußte ich in Alt-Paka in den Zug Nr. 404 umsteigen, der schon eine Verspätung hatte, weil der Lomnitzer Personenzug verspätet einfuhr. Der Verkehrsbeamte war nervös, schließlich kamen die Leute über den Steg, stiegen ein und der Verkehrsbeamte gab das Signal zur Abfahrt. Kaum war der Zug in Bewegung, kamen zwei Leute von der Armáda mit Rucksack und Skiern und schrien, daß sie nach Trautenau mitfahren müssen. Der Stationsvorstand gab dem letzten Kondukteur den Befehl den Zug anzuhalten, der aber antwortete, daß er dies nicht könne, da der Zug schon in Bewegung sei. Der Stationsvorstand lief nun dem Zuge nach und pfiff so lange, bis der Zug stehen blieb. Man kam sich vor wie auf einer Schnackerlbahn. Und dabei hat der Zug eine gefährliche Kreuzung in Pilnikau, er muß dort also zur rechten Zeit einfahren. Wir standen noch nicht auf dem Bahnhof von Pilnikau, als auch schon der Schnellzug durchsauste. Einige Tage später war ich wieder in Reichenberg und fuhr mit dem Zug um 9 Uhr 10 Minuten abends von Reichenberg weg. In Turnau hatten wir schon eine Verspätung von einer Stunde, und ich fragte daher den Schaffner, ob ich im Paka den Anschluß erreichen werde. Der Schaffner erklärte mir: "Selbstverständlich!" Um 1 Uhr kamen wir in Paka an, der Zug nach Trautenau war schon weg. Die Restauration war nicht geheizt, der Wartesaal zweiter Klasse war nicht geheizt und im Wartesaal dritter Klasse war wohl geheizt, aber so, daß sogar die Türenfenster gefroren waren. Die Leute machten begreiflicherweise Lärm und beschwerten sich bei dem diensthabenden Beamten, der doch dafür nicht verantwortlich gemacht werden kann. Wenn nun schon eine solche Wirtschaft - ich hätte mich beinahe schärfer ausgedrückt - auf den Bahnen besteht und wenn man weiß, daß zu solchen Zeiten das reisende Publikum oft stundenlang auf irgendeiner Station warten muß, so sollte doch dafür Sorge getragen werden, daß die Leute nicht noch durch Erfrieren zu Krüppeln werden. Wir sind damals bis  3/4 8 Uhr früh in Paka gesessen und die Fahrt von Reichenberg nach Trautenau, die sonst vier Stunden dauert, hat somit 12 Stunden in Anspruch genommen.

Ich könnte über solche Dinge noch mancherlei erzählen, unterlasse es aber mit Rücksicht auf die Kostbarkeit der Zeit, die uns zur Verfügung steht. Dennoch muß ich noch einmal wiederholen, daß solche Verhältnisse, wie sie sich jetzt auf unseren Bahnen gezeigt haben, durchaus nicht geeignet sind, das Ansehen eines Staates im Bezug auf seine Verkehrsverhältnisse zu heben. (Potlesk poslancù nìm. strany národní.)

4. Øeè posl. Simma (viz str. 31 tìsnopisccké zprávy):

Meine Damen und Herren! Der Gegenstand der heutigen Tagesordnung, die Ratifizierung des Handelsvertrages mit Frankreich betreffend, ist ohne Zweifel ein solcher, daß er das weiteste wirtschaftliche aber auch sonstige Interesse auslöst und das wohl aus einem zweifachen Grunde: Zunächst einmal aus dem Grunde, weil der Abschluß eines Handelsvertrages in der gegenwärtigen Zeit gefährlich drohender wirtschaftlicher Ereignisse an und für sich für die gesamten wirtschaftlichen Kreise von Bedeutung ist, dann aber auch wohl aus dem Grunde, als gerade die neue Festsetzung der Handelsbeziehungen der Èechoslovakischen Republik mit Frankreich als Korrektur gegenüber den bestandenen Verhältnissen, die die Èechoslovakei zu Frankreich führte, immerhin bemerkenswert ist. Auch wir, die wir uns heute zu dem Gegenstande der Tagesordnung betreffend die Ratifizierung des Handelsvertrages mit Frankreich zum Wort gemeldet haben, interessieren uns für den Gegenstand aus diesen beiden Gründen. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Stivín.) Ich darf hier wohl feststellen, daß das Interesse für diesen Gegenstand nicht erst von heute besteht, sondern daß es schon lange vorhanden ist; ich darf hier bescheidenerweise auf ein Stück Arbeit meiner Partei verweisen, die durch den allzufrüh verstorbenen Koll. Abg. Patzel gerade in dieser Beziehung vor Jahren schon geleistet worden ist.

Was die allgemeine Seite anbelangt, waren wir immer der Meinung, Handelsvertragsverhandlungen zu fördern, die Abschlüsse von Handelsverträgen mit allen Staaten, insbesondere mit den Nachbarstaaten, auf das tatkräftigste zu unterstüzen, weil wir als in den Tatsächlichkeiten der Wirtschaft und in der Wirklichkeit stehende Menschen durchaus wissen, was die Ordnung der Handels- und Wirtschaftsverhältnisse durch Handelsverträge zwischen den Staaten bedeutet für die sichere Funktion der Wirtschaft, die nun einmal die Grundlage des Lebens von tausenden und Abertausenden Menschen und nicht zuletzt die sichere Grundlage von tausenden und Abertausenden Menschen gerade der Èechoslovakischen Republik als eines Industriestaates ist. Wir verweisen bei der Feststellung, daß wir der Annahme sind, daß Handelsverträge zwischen den Staaten einzig und allein sichere Gewähr einer tatsächlichen Funktion der Wirtschaft geben können, auf den Zustand, wie er handels- und wirtschaftspolitisch vor dem Kriege bestand. Es war gerade vor dem Kriege charakteristisch, daß ein weites Netz ausreichender Handelsverträge bestand und daß diese Handelsverträge sozusagen gegenseitige Lebensversicherungen der einzelnen Staaten waren. Sie konnten, wenn sie einen Zweck haben sollten, gar nichts anderes sein, als auf gegenseitige Zugeständnisse sich aufbauende Ordnungen für die Wirtschaft und für den Handel. Es waren, das darf hier wohl bemerkt werden, Ergebnisse langjähriger Beobachtungen über Grad, Inhalt und über die Art des gegenseitigen Handels zwischen den einzelnen Staaten, wie sie Völker und Nationen in ihren Wirtschaften eben repräsentierten. Man muß nur einigermaßen in die Handels- und Wirtschaftsstatistiken der Vorkriegszeit Einblick nehmen, um das, was ich hier an Meinung klarlege, hundertfach bewiesen zu bekommen, wie gerade auf der Grundlage solcher Handelsverträge, wie sie zwischen den Staaten in der Vorkriegszeit bestanden, sozusagen die Wage erst möglich wurde für die wirtschaftlichen Lebensverhältnisse der einzelnen Völker und Nationen. Es soll nicht geleugnet werden und ich habe das eigentlich in meinen einleitenden Worten schon angedeutet, wie gerade für den Industriestaat solche Handelsverträge wichtig sind, für den Staat, der auf Export angewiesen ist, und wie ein solcher Handelsvertrag auch für die Èechoslovakei wichtig ist, die ja ein Industriestaat ist, wenn auch nicht ausschließlich. Aber sie stellt doch eine Komposition dar, in der das industrielle Moment von überwiegender Bedeutung ist. Wir haben also jeweils auf dem Standpunkt gestanden, die Arbeit unserer verantwortlichen handelspolitischen Faktoren nach Schaffung von Handels- und Wirtschaftsverträgen mit den einzelnen Staaten zu unterstützen und wir stellen uns auch zum heutigen Gegenstande nicht anders ein, was natürlich nicht heißt, daß wir an ihm, sowie er in dem Beratungslaborat vorliegt, Kritik zu üben uns nicht erlauben werden.

Wie gestaltete sich, wenn wir nun zu dem Punkte der Tagesordnung besonders Stellung nehmen, das Handelsverhältnis der Èechoslovakei zu Frankreich die ganzen Jahre hindurch, vom Jahre 1918, vom Umsturzjahr, angefangen, bis 1927 und 1928 und bis zu dem laufenden Jahr und wie wird sich dieses handels- und wirtschaftspolitische Verhältnis der Èechoslovakei zu Frankreich auf der Grundlage der neuen Ordnung, die durch den neuen Handelsvertrag geschaffen werden soll, gestalten? Die Handelsverbindungen zwischen der Èechoslovakei und Frankreich waren von Anfang an - das muß hier festgestellt werden - in wenig freundschaftlichen Methoden gehalten. (Výkøiky posl. dr Schollicha.) Sie waren ganz einseitig für Frankreich zugeschnitten. Ich erinnere nur daran, daß bis zum 16. Juli 1925 Frankreich sich durch die Bestimmungen des Friedensvertrages von Trianon die volle Meistbegünstigung seiner Waren in der Èechoslovakei gesichert hielt, während umgekehrt der Èechoslovakei dieser Vorteil nicht gewahrt war. So zog aus dem Verhältnis zu Frankreich dieses in ganz einseitiger Weise Nutzen, während für die Èechoslovakei der Außenhandel mit Frankreich seit dem Jahre 1923 passiv war. (Posl. Geyer: Die wahre Liebe ist das nicht!) Ja, das ist die wahre Liebe nicht; ich komme noch darauf zu sprechen. Aber es ist interessant, durch Zahlen zu konstatieren, in welcher Art und Weise, in welchem Grad und bis zu welcher Höhe gerade dieses Handelsverhältnis zu Frankreich für die Èechoslovakei passiv war. Ich kann nicht ausführlich genug, wie es notwendig wäre, um diese Tatsachen zu erhärten, das Zahlenmaterial hierüber vorführen. Es ist schließlich auch nicht notwendig. Aber einige Zahlen sollen beweisen, wie sich unser Handels- und Wirtschaftsverhältnis zu Frankreich seit dem Jahre 1923 von Jahr zu Jahr immer katastrophaler gestaltete. So betrug z. B. die Passivität unseres Außenhandels mit Frankreich im Jahre 1923 50 Mill. Kè, im Jahre 1924 stieg diese Passivseite auf 244 Mill. Kè, im Jahre 1925 auf 424 Mill. Kè, im Jahre 1926 betrug sie ebenfalls 424 Mill. Kè. Im Jahre 1927 war das Passivsaldo der Èechoslovakischen Republik im Bezug auf ihre Handels- und Wirtschafsverbindung mit Frankreich schon auf mehr als auf eine halbe Milliarde angestiegen. Koll. Geyer hat mich durch einen Zwischenruf erinnert an das faktische, praktische, das reale Leben beeinflussende Ergebnis unserer politischen Freundschaft mit Frankreich, sowie daran, daß wir wirtschafts- und handelspolitisch in dieser Art und Weise von Frankreich ausgebeutet worden sind. Wir können aber zu den Opfern der französischen Freundschaft, die sich gerade in den Zahlen, die ich hier genannt habe, ergeben, auch die Opfer zählen, die der èechoslovakische Staat alljährlich für seinen Militär- und Armeestand bringt, den er ja in dieser Größe und Stärke erhalten muß, aus dem Diktat heraus, mit dem er handels- und wirtschaftspolitisch so wenig Resultate zu erzielen imstande ist. Die erhöhten Rüstungen, die auf Grund des Militärabkommens von uns alljährlich durchzuführen sind, und die jährlich Hunderte Millionen Kronen ausmachen, sind nicht zu vergessen. Dazu kommen noch weitere Auslagen für derartige Zwecke. Wenn wir all das summieren, so ergeben sich zu dem Passivsaldo der Èechoslovakischen Republik, das ich vorhin genannt habe, gewiß noch rund zwei Milliarden Ausgaben für militärische Zwecke, die wir auf Grund irgendwelcher politischer Verhältnisse zu Frankreich und daraus resultierender Verpflichtungen zu leisten haben.

Der Fremdenverkehr von der Èechoslovakei nach Frankreich ist ziemlich bedeutend, von Frankreich nach der Èechoslovakischen Republik jedoch sehr minimal, so daß die Einnahmen gegenüber den obigen Zahlen überhaupt nicht in Betracht kommen. (Výkøiky posl. dr Schollicha a inž. Junga.) Unser Fremdenverkehr mit Frankreich ist somit desgleichen passiv und bringt nur Frankreich Vorteile. Der bisherige Handelsvertrag mit Frankreich, der zweite seit Abschluß des Friedens, wurde am 17. August 1923 abgeschlossen und am 1. September 1923 provisorisch in Kraft gesetzt. Danach wird gegenüber der Vollmeistbegünstigung an Frankreich der Èechoslovakei nur für eine sehr geringe Zahl von Waren die Meistbegünstigung zuerkannt. Eine andere Gruppe von Waren genießt eine gewisse Begünstigung; alle übrigen Waren stehen unter dem Generaltarif, den Frankreich im Jahre 1921 auf das Vierfache erhöht hatte. Staaten, wie Belgien, Italien, England, die Schweiz, Schweden, Norwegen und die Niederlande genießen in Frankreich die Meistbegünstigung, so daß auf den französischen Märkten die èechoslovakische Konkurrenz geradezu unmöglich war. Wir registrieren das bei Besprechung des heutigen Abkommens nicht umsonst, sondern zweckhaft und nützlich für die Erziehung der öffentlichen Meinung des Staates über den Wert unserer Verbindung mit Frankreich.

Im Jahre 1926 gelang es Deutschland - und das entbehrt nicht einer gewissen Ironie - in dieses System der französischen Vertragspolitik durch den nach sehr schwierigen Verhandlungen zustandegekommenen deutsch-französischen Handelsvertrag Bresche zu schießen, weil in diesem Vertrag Deutschland die Meistbegünstigung zugestanden wurde und die Èechoslovakei auf Grund der sogenannten Assimilationsklausel den Handelsvertrag mit Frankreich vom Jahre 1923 an der Deutschland zugestandenen Meistbegünstigung zum Teil partizipierte. (Posl. inž. Jung: Die Èechoslovakei als Anhängsel Deutschlands!) So entbehrt, wie schon gesagt, die ganze Entwicklung der Korrektur unseres Handelsverhältnisses mit Frankreich durch die deutsche Einflußnahme nicht einer gewissen Ironie. Ich sagte, daß die Èechoslovakei durch die Abmachungen Frankreichs mit Deutschland an der Meistbegünstigung partizipiert, allerdings soweit die Meistbegünstigung Waren betrifft, die nach dem èechoslovakisch-französischen Handelsvertrag der Meistbegünstigung oder dem Zwischentarife, nicht aber, sofern sie dem Generaltarif unterstanden. Diese Begünstigung, die eigentlich das reichsdeutsche Handelsministerium der Èechoslovakei einbrachte, war bei dem Standpunkte, den man hier leider noch zu Deutschland einnimmt, nicht ganz ohne einen gewissen bitteren Beigeschmack. Nach der Èechoslovakei führt Frankreich meist teuere Luxuswaren ein: Seidenwaren, Parfumerien, Weine und Schaumweine, Obst und Gemüse, Baumwollwaren, Kautschuk und Kautschukwaren, Leder und Lederwaren, Maschinen, Kürschnerwaren, Automobile usw. Unsere Ausfuhr nach Frankreich besteht in erster Linie aus Glas, Porzellan, Hopfen, Ziegen- und Kaninchenfellen, Wolle, Wollgewebe, Gablonzer Waren, Papier, Eisenwaren, Holzwaren, Maschinen und Schuhen. An der Ausfuhr nach Frankreich ist also, wie aus dieser Zusammenstellung ersichtlich ist, die Landwirtschaft ebenso interessiert wie die Industrie, ich möchte fast sagen in ganz gleichem Maße. In erster Linie interessiert ist die Glasindustrie. Ich spreche nicht zuletzt als Vertreter aus einem Gebiete, wo die Glasindustrie sozusagen das Lebensinteresse überhaupt darstellt. Die Landwirtschaft hat im neuen Handelsvertrage die französischen Minimalzölle für Hafer, Gerste, Trockengemüse, Malz, Hopfen und Pilsner Bier erreicht, und zwar unter dem Titel der Meistbegünstigung, die der neue Vertrag nun auch auf die Èechoslovakei erstreckt. Dagegen hat die Èechoslovakei im wesentlichen Frankreich eine günstigere Stellung bei einer großen Anzahl seiner Luxusartikel gewährt, hat das Einfuhrkontingent auf Wein aus Frankreich auf 120.000 hl erhöht und den Zoll auf Champagner bedeutend ermäßigt, damit die Herren, deren Lebensgewohnheit es ist, Champagner zu trinken, aus dieser Handelsvertragskorrektur doch auch etwas an Vorteilen genießen. (Výkøiky posl. Geyera.) Für unsere Industrie wurden im wesentlichen nur geringe Zugeständnisse für Textilien, Glas, Porzellan, und Gummiwaren erreicht. Vor allem für Glas, Porzellan und Textilien sind sie zu gering, um ihr in Zukunft ein erträgliches Geschäft mit Frankreich zu ermöglichen.

Lediglich einer Industrie - und davon hat mein unmittelbarer Herr Vorredner Dr Macek sehr ausführlich gesprochen - sind durch die neue Fassung des Handelsvertrages mit Frankreich wesentliche Zugeständnisse, zumindest keine Verschlechterungen ihrer bisherigen begünstigten Stellung, zugewendet worden. Das ist die èechoslovakische Automobilindustrie. Wenn wir hinter die eigentlichen Ursachen und Gründe dafür schauen, so sind die lezten Beschlüsse allerdings sehr begreiflich: Hinter der èechoslovakischen Automobilindustrie steht, wie wir ja wissen, die Živnobank und der ist es ja doch möglich, manchmal etwas durchzusetzen. (Výkøiky posl. Geyera a dr Schollicha.) Nun ist es ganz merkwürdig, daß Frankreich der Èechoslovakei nur sehr bescheidene Zugeständnisse macht und dies erst nach sehr langwierigen Unterhandlungen, Zugeständnisse, die von der Èechoslovakei mit Konzessionen erkauft werden mußten, die den Wert der Zugeständnisse Frankreichs sozusagen illusorisch machen. Diese Freundschaft, die Frankreich hiedurch wieder so richtig interpretiert, ähnelt sehr stark jener, die zwischen einer Bank und ihrem Schuldner besteht, dem durch die Bank der Rahm aus seinem Unternehmen abgeschöpft wird.

Meine Herren! Das nur ganz kurz zur Kritik des Handelsvertrages mit Frankreich. Es würde aber unsere Aufgabe nicht vollständig erfüllt sein, wenn wir bei der Kritik des französischen Handelsvertrages nicht an jene Handelsverträge erinnerten, die der Èechoslovakei fehlen und die unserer Meinung nach für die Èechoslovakei von viel größerer Bedeutung sind als der Handelsvertrag mit Frankreich. Ich frage Sie, meine Herren, wo bleibt der Handelsvertrag mit Deutschland, der Handelsvertrag mit Südslavien und der mit Rumänien? Diese Fragen hätte notwendig unsere handelspolitische bezw. die verantwortliche Führung unserer Handelspolitik zu beantworten. Sie hätte es ganz besonders notwendig, diese Fragen zu beantworten angesichts jener drohenden wirtschaftlichen Katastrophen, die die Jahre 1929 und 1930 ausfüllen werden. Ich erinnere an meine am 6. Juli v. J. hier gehaltene Rede, in der ich rechtzeitig auf die kommenden wirtschaftlichen Entwicklungen aufmerksam gemacht habe, mit denen die Èechoslovakei im Jahre 1929 und 1930 zu rechnen haben wird. Das war damals keine Rede aus der Absicht heraus, zu verärgern oder zu verletzen, sondern es waren Bemerkungen, die ich aus der Absicht heraus getan habe, wirklich prophylaktisch zu wirken, unsere verantwortliche Handelspolitik zu Maßnahmen zu veranlassen, die sozusagen in der Staatsraison gelegen gewesen wären, zum Zwecke der rechtzeitigen Korrektur aller dieser Verwicklungen, wie wir sie - und ich will kein Unglücksprophet sein, aber ich muß es sagen - totsicher im Jahre 1929 und 1930 in wirtschaftlicher Beziehung erleben werden. Wo bleiben da wieder die verantwortlichen Handels- und Wirtschaftspolitiker des Staates, wo bemüht man sich denn, zu Handelsvertragsabschlüssen gerade mit jenen Staaten zu kommen, die unserer Meinung nach die wichtigsten Wirtschaftpartner der Èechoslovakischen Republik sind? Meine Herren, gestatten Sie mir noch den Appell ganz besonders an jene Herren der Gegenseite, die für die Gestaltung der handelspolitischen Verhältnisse dieses Staates verantwortlich sind. Sie werden doch nicht etwa ableugnen wollen, daß die Klärung unseres handels- und wirtschaftspolitischen Verhältnisses mit Deutschland eine eminente Staatsnotwendigkeit ist! Von dieser Klärung hängt in der Tat die Existensicherung tausender, zehntausender, ja hunderttausender Menschen ab. Meine Herren, warum bewegen Sie sich nicht, warum leisten Sie nicht eine größere und verantwortlichere Arbeit, um zu einem Handelsvertragabschlusse mit Deutschland zu kommen, den ich geradezu als eine in der Staatsraison gelegene Notwendigkeit betrachte? Die Herren haben aber auch, mindestens in der letzten Zeit, nicht eine etwas, schärfere Tonart angeschlagen, um auch nur mit einem anderen bereits genannten Staate in ein handelsvertragliches Verhältnis zu gelangen, ich meine Jugoslavien. Der Handelsvertrag mit Jugoslavien ist ein ganz wesentliches und wichtiges Erfordernis für unseren Staat. Es ist Tatsache, daß das wirtschaftspolitische Verhältnis zwischen uns und Jugolavien die längste Zeit ramponiert war und noch mehr ramponiert werden wird. Aber wir haben leider das T empo unserer Handelspolitik als viel zu langsam zu klassifizieren, und es werden sich die verantwortlichen Faktoren doch in ein rascheres Marschtempo setzen müssen, um diese für die Existenz tausender und zehntausender Menschen notwendige Regelung in der allernächsten Zeit schon zustande zu bringen. Dabei aber müssen wir noch auf etwas anderes aufmerksam machen. Ich habe Ihnen bereits dargestellt, daß es sich bei dem Handelsvertrag mit Deutschland auch darum handelt, uns die Konsumptionskraft eines an 60 Millionen Menschen zählenden Reiches nutzbar zu machen. Und wenn wir in Zukunft nicht allzusehr zu Schaden kommen wollen, dann dürfen Sie sich nicht politisch allzusehr darüber freuen, wenn bei den Reparationsverhandlungen in Paris Deutschland ein unendlicher Tribut aufgehalst wird. Jede Mark, jeder Pfennig dieses Tributs, den Deutschland nach Frankreich, England oder einem anderen der allierten Gebiete liefern wird, wird uns abhanden kommen, jede Mark und jeder Pfennig aus der Konsumkraft Deutschlands wird unserer Produktion ganz einfach zum Fehlen kommen. (Rùzné výkøiky na levici.)

Ich habe nicht die Absicht, über diese Dinge hier ausführlich weiter zu sprechen, aber ich stelle nur zur Erwägung, ob unsere Außenpolitik es nicht auch notwendig hätte, auf diese Dinge Einfluß zu nehmen, wie sie sieh heute Deutschland gegenüber abspielen u. zw. in einer Art, wie sie unserer Industrie nützlich sein könnte. Ich appelliere also nochmals an die verantwortliche Führung unserer Handels- und Wirtschaftspolitik gegenüber jener Arbeit, die ich eben in meinen Bemerkungen illustriert habe, sich anders einzustellen, als es bisher der Fall gewesen ist und besonders in raschester Weise ein richtiges handels- wirtschaftspolitisches Verhältnis mit Deutschland, Rumänien und Jugoslavien zu schaffen.


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