Ètvrtek 14. èervence 1927

Nun, meine Herren, behaupte ich, daß alle diese Argumentation unrichtig ist. Denn die Reform wäre nicht verzögert worden, wenn die deutschen Parteien auf ihrer Forderung bestanden hätten. Die Eile war ja gar nicht notwendig. Wir haben 25 Jahre gewartet und so wäre es wahrscheinlich auf die 2 bis 3 Monate auch nicht mehr angekommen. Eine Schädigung hätte ohne weiters dadurch hintangehalten werden können, daß wir uns im Herbste mit diesem Gegenstand in der ersten Sitzung beschäftigt und die nötigen Beschlüsse gefaßt hätten. Im übrigen konnten die Studenten bereits im Herbste nach dem alten Kurs inskribieren und dann in die neue Regelung überführt werden. Ebenso fadenscheinig wie diese Berufung ist jene, die Herr Prof. Dr Hilgenreiner gab. Er sagte nämlich weiter: "Dazu bewog uns insbesondere auch eine Äußerung der Gewerkschaft der deutschen Finanzbeamten mit Hochschulbildung, die in wiederholten Zuschriften an uns die Dringlichkeit dieser Studienreform betont und vertreten hatte. Also nicht wir sind schuld, sondern die Gewerkschaft der Finanzbeamten mit Hochschulbildung." Nun, meine Herren, ich freue mich einmal darüber, daß die Herren soviel auf die Meinung der Gewerkschaften geben. Bisher haben sie beim Gehaltskampf nichts darauf gegeben, ja selbst in der Verwaltungsreform, als die Juristen, das oberste Forum, das wir diesbezüglich haben, ihr vernichtendes Urteil über die Verwaltungsreform abgaben, damals erklärten die Herren: Das ist uns nicht maßgebend, wir bilden uns unsere Meinung selbst. Wir wissen sogar, daß einmal ein Herr, einer der maßgebendsten Führer der heutigen Regierungsparteien, als man ihm sagte, man möchte doch auf die Stimme des Volkes hören, erklärte: "Das Volk kann uns... die Öffentlichkeit und Politik machen wir." Wer ist also für diese Herren maßgebend? Weder die Fachleute noch das Volk. Weiters, selbst wenn die Gewerkschaft diese Äußerung abgegeben hätte, hätte sie nicht die Grundlage bilden dürfen, denn schließlich und endlich war auch die Gewerkschaft nicht maßgebend dafür. Wir wissen aus einer Äußerung der Ziviltechniker, daß sie ganz anderer Meinung waren. Der deutsche Verband der Ziviltechniker in der Èechoslovakischen Republik sagt unter anderem ausdrücklich: "Bei der Behandlung der Frage des Vermessungstudiums an den Hochschulen im Senate erklärte Senator Hilgenreiner, die Stellungnahme der deutschen Regierungsparteien für die Auflassung usw. damit, daß die deutschen Fachkreise die Lösung als dringend bezeichneten und sie, wenn auch auf Kosten der Preisgabe der Fachabteilung an der deutschen Hochschule verlangte. Der deutsche Verband der Ziviltechniker, der beinahe sämtliche deutsche autorisierte Zivilgeometer in Böhmen umfaßt und vertritt, erklärt, daß er "in wiederholten Eingaben an die zuständigen Stellen gegen jede Einschränkung der deutschen Hochschule Stellung genommen hat, daß er wohl den Ausbau dieses Fachstudiums begrüßt, aber niemals Schritte unternommen hat, ihn auf Kosten einer der beiden deutschen technischen Hochschulen im Staate zu empfehlen. Sollte etwa in diesem Sinne Einfluß genommen worden sein, so kann es sich nur um Einzelpersonen handeln, deren Ansichten mit der geschlossenen Willensmeinung der deutschen Zivilingenieure im allgemeinen und der deutschen Zivilgeometer im besonderen nicht übereinstimmten." Sie sehen also, daß die Fachkreise vollständig anderer Meinung sind. Die Berufung auf die Gewerkschaft ist also unrichtig, d. h. mit anderen Worten: Herr Dr Hilgenreiner empfand selbst das Üble seiner Lage, das darin bestand, daß die èechischen Regierungsparteien einfach nicht nachgegeben haben. Da bleibt eben nichts anderes übrig, als selbst nachzugeben und nunmehr der Öffentlichkeit gegenüber seine eigene erbärmliche Haltung zu verteidigung und zu beschönigen. Das fiel dem Herrn Senator Dr Hilgenreiner als gelehrigem jesuitischen Schüler, als Schüler Loyolas, nicht schwer und in echt christlich-sozialer Manier ging er mit sehr viel Weihrauch durch den Blätterwald und benebelte die Sinne der Außenwelt. (Veselost na levici.) Ich werde nun einmal zitieren, was er selbst in seinen Ausführungen im Plenum darüber gesagt hat. Er sagte unter anderem - ich kann nicht alles zitieren, es wäre zwar sehr interessant, die Widersprüche nachzuweisen: "Ich fühle mich eins mit den deutschen Oppositionsparteien in dem scharfen Urteil, daß es ein schweres Unrecht ist, wenn durch dieses Gesetz die älteste deutsche Hochschule, die deutsche Technik in Prag beim Studium der Geometer ausgeschaltet wird und so nicht auf der bisherigen Stufe bleibt." (Výkøiky na levici.) Dann kommt er darauf zu sprechen, daß der Kurs eigentlich an allen technischen Hochschulen sein sollte, daß es sich um rein kulturelle Fragen handelt, um eine armselige Belastung von nur 60.000 Kronen und schließlich, daß zwei èechische Parteien erklärt hätten, sie könnten unseren Antrag betreffend die deutsche technische Hochschule in Prag nicht unterstützen, und da bleibt nichts anderes übrig, als das kleinere Übel zu wählen. Und nun sagt er zum Schluß: "Meine verehrten Herren von der deutschen Opposition: das schwere Unrecht, das dem deutschen Hochschulwesen geschieht, empfinden wir so tief, wie Sie. Wir haben aber die Überzeugung, daß wir alles getan haben, was im Augenblick möglich war. Ich möchte nur wünschen, daß auf dem Wege vom Senat ins Abgeordnetenhaus sich bei den èechischen Koalitionsparteien die Erkenntnis einstellt, daß dem èechischen Volke kein Unrecht und dem deutschen Volke nur sein Recht geschieht, wenn die Geometerkurse an sämtlichen technischen Hochschulen errichtet werden, auch an der deutschen technischen Hochschule in Prag. Das ist mein aufrichtigster Wunsch, mit dem ich schließe." Beifall bei seinen Parteigenossen. (Výkøiky na levici.) Nun, meine Herren, betrachten Sie sich einmal die Argumentation, die in diesen heuchlerischen Worten zum Ausdruck kommt. Da ist genau dasselbe, wie wir es unzähligemale in den letzten Wochen bei der Verwaltungsreform mitmachen mußten. Was wurde hier nicht alles besonders in der "Deutschen Presse" zusammengelogen, um nur den eigenen Standpunkt der Nachgiebigkeit und Erbärmlichkeit zu stützen. Immer wieder erklärte man, man habe etwas Schlechteres verhindert und deswegen mußte man auch etwas Schlechteres nehmen, aber das Übel sei nicht so groß. Es wäre ergötzlich, gerade in diesem Zusammenhang auf das ganze Täuschungsmanöver hinzuweisen, das in der "Deutschen Presse" und auch in den Blättern des Landbundes und der Gewerbepartei während dieser Tage getrieben wurde. Den Gipfelpunkt erreicht aber das Flugblatt, das die christlich-soziale Partei mit Rücksicht auf ihre ganz miserable Haltung in der Frage Schlesiens verbreitet hat. Um ihre Anhängerschaft vollständig mit Worten zu erschlagen und ihnen jeden klaren Begriff und jede klare Feststellung zu nehmen, heißt es hier am Schlusse in diesem Flugblatte. Merken Sie auf, wie viele Fremdworte hier gebraucht werden, mit der bewußten Absicht selbstverständlich, daß der dumme Wähler sich darunter gar nichts vorstellen kann. Hier heißt es wörtlich: "Dr Luschka hat erreicht, daß der historische und traditionelle Begriff Schlesiens erhalten bleibt, daß die autonome Tradition gewahrt ist und die Administrative auf dieser Grundlage jederzeit wieder hergestellt werden kann." Schlucks dummer Hund von armem Wähler, der sich in den Fremdwörtern gar nicht auskennt. So wird die Öffentlichkeit betrogen. Andererseits muß ich den èechischen Koalitionsparteien zubilligen, daß sie außerordentlich geschickte Politiker sind und umgekehrt, daß unsere deutschen Regierungsparteien nicht einmal das einfache A, B, C der Politik heraushaben. In einer solchen Situation wie hier: Man braucht auf èechischer Seite nur immer recht hoch vorschlagen, wie der Kaufmann und Geschäftsmann den Preis recht hoch erstellen, dann beginnt man ein wenig zu handeln, dann gibt man ein wenig nach, die anderen sind tot zufrieden, ja sie gehen noch an die Öffentlichkeit und erzählen von den großen Erfolgen, die sie bei diesem Anlaß errungen haben. (Rùzné výkøiky na levici.) Sie siegen bei jedem Anlaß, sie erzielen einen Erfog nach dem andern, dabei werden unsere Verluste immer größer und größer. Sie haben bei diesem Anlaß den großen Erfolg errungen, daß wenigstens der Kurs in Brünn gerettet wurde. Das wollen Sie uns plausibel machen und weiter sagen Sie noch: (Posl. inž. Kallina: Die Resolution!) Darauf wollte ich eben zu sprechen kommen, daß Sie den großen Erfolg dadurch errungen haben, daß ausdrücklich ein Resolutionsantrag angenommen wurde, dahingehend, daß wenn sich eine genügende Besucherzahl von Studierenden an der Schule in Brünn ergeben werde, dann die Regierung verhalten werde, den Kurs auch in Prag an der Technik aufzumachen das nächstemal, eines nach dem andern. Der Wert dieses Resolutionsantrages ist gleich Null. Wir haben unzähligemale erlebt und immer wieder wurde seitens der Regierung erklärt, daß Resolutionsanträge für die Regierung in keiner Weise bindend sind. Im alten Österreich war das allerdings anders. Wenn das Abgeordnetenhaus einen derartigen Resolutionsantrag angenommen hatte, so war das eine Weisung für die Bürokratie und für die Regierung im allgemeinen zur Durchführung dieses Willens des Hauses. Hier allerdings bedeutet das nichts, gar nichts, die Bürokratie macht was sie will, Švehla macht was er will und wir sehen heute, daß der Unterrichtsminister es nicht einmal der Mühe wert findet, hier zu sein, wenn ein Gegenstand seines Ressorts behandelt wird. Wir haben es sogar einmal erlebt, daß die Regierung ausdrücklich erklärt hat, daß selbst ein Beschluß, ein Versprechen der früheren Regierung für die nachfolgende nicht maßgebend oder bindend sei. Das ist ein sehr einfacher Standpunkt. Man demmissioniert, schifft jeweils einen Überflüßigen aus und damit ist eine ganz neue Regierung gebildet, ob sie jetzt Švehla 2, 3, 4 oder 5 heißt, ist gleichgiltig; aber diese Regierung Švehla 5 ist nicht mehr an das gebunden, was Švehla 2 versprochen hat. Ich pfeife also auf Resolutionsanträge, der Wert derselben ist Null, wir müssen darauf bestehen, daß das alles klar in das Gesetz hineinkommt, weil das allein die notwendige Sicherheit gibt. Weiter: Bei welcher Zahl wird der zweite Kurs aufgemacht? Wer bestimmt die Zahl? Was heißt das hinreichende Zahl? Wer wird darüber zu Gericht sitzen, wer wird entscheiden? Das ist eine ganz allgemeine Phrase, mit der sich eben nur die Regierungsparteien (Výkøiky: Bewußte Irreführung!) bewußt irreführen lassen. Die Tatsache bleibt nach wie vor trotz der Versicherung der "Deutschen Presse" bzw. des Herrn Senators Dr Hilgenreiner, die deutschen Regierungsparteien im Senat hätten alles getan, um der deutschen Technik zu ihrem Rechte zu verhelfen, leider gelang es nicht, die Mitwirkung der Èechen zu erreichen. Trotz der scheinheiligen Erklärung bleibt nach wie vor bestehen, daß dieser Kurs verloren geht und daß das einen Verlust des deutschen Besitzstandes bedeutet. (Posl. dr Rosche: Dabei sitzen im Kabinett 7 Universitätsprofessoren und Präsident Masaryk ist auch Universitätsprofessor!) Das ist vielleicht das Unglück, daß ihrer so viel drinsitzen. Nun hat Herr Senator Hilgenreiner diese bittere Pille damit schmackhafter machen wollen, daß er am Schlusse seiner Ausführungen im Kulturausschusse sagte: "Ferner setzen wir voraus" darauf lege ich großen Nachdruck - "daß die deutsche Technik entschädigt wird durch die Ausgestaltung des Handelshochschulstudiums und des forstwirtschaftlichen Studiums an der deutschen Technik in Prag. Beide Seiten des technischen Hochschulstudiums bedeuten für uns Deutsche in diesem Staate eine kulturelle Lebensforderung, und um so dringender müssen wir verlangen, daß sie verwirklicht werden". Beschäftigen wir uns auch ein wenig damit. Bei jeder Schuldebatte noch haben wir von deutscher Seite darauf hingewiesen, wieweit wir auf dem Gebiete des Hochschulwesens zurückgesetzt sind. Wir verwiesen auf die zahlenmäßige Zurücksetzung in der Dotation der deutschen Technik und der deutschen Hochschulen, auf die miserable Unterbringung dieser Hochschulanstalten u. dgl. Wir haben immer darauf verwiesen, daß uns nach wie vor die tierärztliche Hochschule die montanistische und die Forsthochschule, die Hochschule für bildende und angewandte Kunst, die Hochschule für Leibesübungen fehlen. Sie zu verlangen, ist eine ganz billige Forderung, der auch von èechischer Seite ruhig entsprochen werden könnte. Nun, wir haben aber bisher die ganzen Jahre über noch nicht erlebt, daß die Èechen diesem Problem auch nur teilweise nähergetreten sind. Auch jetzt nicht, seit dem der Herr Professor und Abg. dr Spina Minister ist, der frühere Obmann des Schulausschusses, der immer diese Forderungen vertreten und in Anträgen niedergelegt hat. Es ist mir nicht bekannt, daß er auch nur einen Teil dieser Forderungen bisher durchführen konnte, bzw. durchgesetzt hat. Wir wissen im Gegenteil, daß jenen Studierenden, welche durch das Fehlen solcher Einrichtungen im Inlande gezwungen werden, im Ausland ihrem Studium zu obliegen, dann die größten Schwierigkeiten (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Stivín.) gemacht werden, daß ihre Zeugnisse nicht nostrifiziert werden, daß sie sich den Prüfungen noch einmal unterziehen müssen u. zw. bei Professoren und Lehrern, die seinerzeit zu den Professoren in Wien, die heute noch dort tätig sind, in die Schule gegangen sind. Man kann gewiß nicht behaupten, daß die Hochschuleinrichtungen in Wien oder Deutschland schlechter sind als bei uns hierzulande. Ich sagte, daß viele Professoren der èechischen Hochschulen in Wien und in Deutschland die Ausbildung genommen haben. Nunmehr zwingt man die Studenten, die Zeit unnütz totzuschlagen, denn manchmal dauert es zwei bis drei Semester, bevor man sie zu den Prüfungen zuläßt. Man zwingt sie, mit gutem Erfolg abgelegte Prüfungen hier noch einmal zu machen. Das ist ein vollständig unwürdiger Weg, zumal viele Einrichtungen hier nicht bestehen. Dazu kommt noch, daß den Beamten, wenn sie ihre Söhne ins Ausland schicken, auch nicht einmal der Erziehungsbeitrag für diese Kinder gegeben wird. Im Inland besteht diese Hochschule nicht, man ist gezwungen, ins Ausland zu gehen und trotzdem wird der Erziehungsbeitrag nicht ausgezahlt. Sie wollen mit anderen Worten unsere Studierenden zwingen, dieses Studium an der èechischen Hochschule zu machen. Nun wissen wir aus eigener Erfahrung, wie schwer das ist, besonders was die Technik anbelangt, weil die Fachausdrücke einfach fehlen und weil sie selbst diese Fachausdrücke in den letzten Jahren neu gebildet haben, so daß sie selbst in den eigenen Kreisen noch nicht allgemein bekannt sind. Ich kann mich nicht mit den einzelnen Forderungen beschäftigen. Was die Handelshochschule anbelangt, wieviele Versprechungen haben wir schon erhalten! Ministerpräsident und Unterrichtsminister bis zum Präsidenten Masaryk haben uns Versprechungen gemacht und der Herr Minister Hodža hat uns auf den Herbst dieses Jahres vertröstet. Wir haben noch nicht feststellen können, daß die primitivsten Vorarbeiten für die Errichtung einer Handelshochschule gemacht worden sind. Wir hören auch nicht, daß die deutschen Regierungsparteien sich irgendwie angestrengt hätten, diese Errichtung durchzusetzen. trotz der schönen Worte des Herrn Hilgenreiner. Hunderte Absolventen von Handelsakademien haben wir, die man wieder zwingt ins Ausland zu gehen und den ganzen schmerzlichen Gang mitzumachen, den ich vorhin mit Bezug auf die Zeugnisse skizziert habe.

Ebenso trostlos liegen die Verhältnisse auf montanistischem Gebiete. Sie haben einfach im August 1919 den èechischen Unterricht und die èechische Amtssprache an der montanistischen Hochschule in Pøíbram eingeführt und damit diese Schule allen anderen Nationen verschlossen und lediglich für die Èechen eröffnet. Die Folge davon ist, daß auch diese Studierenden heute ins Ausland gehen müssen. Dazu kommt noch, daß die èechische Regierung ihnen die Bestätigung als Bergbaubetriebsleiter einfach versagt, mit Absicht versagt, weil man dadurch selbstverständlich die Unternehmer zwingen will, Absolventen der èechischen montanistischen Hochschule anzustellen und weil man umgekehrt wieder weiß, wie groß der Einfluß auf die Arbeiterschaft ist, weil die èechischen Ingenieure systematisch an der Èechisierung des ganzen Gebietes arbeiten. (Výkøiky na levici.)

Genau so liegen die Verhältnisse an der Forsthochschule. Darüber hat Koll. Senator Hütter ausführlich im Senat gesprochen und die Notwendigkeit einer Remedur begründet. Dabei kommt hier noch in Betracht, daß das Studium im Ausland eigentlich für die hiesigen Verhältnisse nicht in Betracht kommt, weil die Verhältnisse des Forstbetriebes hier auch ganz andere sind.

Und so ist es auf dem ganzen Gebiete des Hochschulwesens. Es würde zu weit führen, das alles hier heute eingehend zu begründen. Ich meine nur: man kann selbstverständlich nicht alles auf einmal durchsetzen, man kann nicht diese systematische Vernachlässigung des deutschen Schulwesens in der kurzen Zeit von wenigen Monaten restlos bereinigen und alle diese fehlenden Kultureinrichtungen schaffen. Aber wir sehen, daß beinahe während des ganzen Jahres gar nichts in dieser Richtung von den deutschen Regierungsparteien geschehen ist. (Výkøiky na levici.)

Es würde zu weit führen, wollte ich auf die Volksschulen hinweisen. Nur einige Daten, weil sie interessant sind, über das Bürgerschulwesen: Der Besitzstand der deutschen Bürgerschulen entspricht keineswegs unserer Einwohnerzahl. In Böhmen z. B. haben wir 4,383.000 Èechen und 2,173.000 Deutsche, das heißt also die Hälfte Deutsche wie Èechen. Es würden uns also auch die Hälfte der Bürgerschulen gebühren. Die Èechen haben 716, wir haben in Wirklichkeit 358, wir haben also 72 deutsche Bürgerschulen weniger als uns nach der Zahl der Einwohnerschaft gebühren. Es ist hier im Ausweis der "Bürgerschulzeitung" nachgerechnet, was das an Stellenverlust bedeutet. Es bedeutet einen Verlust von 5580 Stellen, im die wir verkürzt worden sind, weiters eine Gehaltsverkürzung von 14 Millionen Kronen im Jahre. Es bedeutet weiter, was die Ausbildungsmöglichkeiten gegenüber den Schülern anbelangt, daß wir um ca 23.000 Kinder weniger ausgebildet haben, als wir haben könnten, wenn die notwendigen Schulen vorhanden wären, d. h. also daß 23.000 Kinder und zwar aus den Kreisen des Volkes, hier wieder der Möglichkeit beraubt sind, höhere Schulen zu besuchen und eine höhere Ausbildung zu erfahren. Sie sehen daraus schon die ganz kolossale Benachteiligung, die die Deutschen hier auf kulturellem wie auf materiellem Gebiete erleiden. Was haben wir also von Versprechungen, von den schönsten Beteuerungen des Herrn Hodža, die er uns jeweilig abgibt, wenn es heißt, für die deutschen Regierungsparteien nach außenhin einen Erfolg aufzuweisen? Wir hörten von einer Schulautonomie, die kommen werde. Wir werden ja erfahren, wie diese Schulautonomie aussehen wird, allerdings nicht heute, sondern später einmal, vielleicht im Herbst, weil ja der Herr Minister es ablehnt, uns gegenüber irgendwie zu sprechen. Man wertet uns nicht als gleichwertigen Faktor, man zieht uns nicht heran, sondern überläßt es der èechischen Bürokratie, uns die Richtlinien der neuen Schulautonomie vorzulegen, bezw. vorzuschreiben. Ich bin überzeugt, daß auch diese Schulautonomie genau so aussehen wird, wie schließlich die Verwaltungsreform ausgesehen hat. Die Tatsache bleibt bestehen, daß auf Versprechungen gar nichts zu geben ist und daß wir daher auch bei der jetzigen Vorlage es nur damit zu tun haben, über alle Beschönigungen hinweg, daß die deutsche technische Hochschule gegenüber Brünn zurückgesetzt wird und daß wir eine deutsche Bildungsstätte verlieren werden. Der Herr Rektor sagt ausdrücklich in seiner Zuschrift, die an die Senatoren gerichtet ist, daß sich für eine derartige Bestimmung, für ein derartiges Gesetz keine deutsche Hand erheben dürfe, daß niemand dabei mitwirken dürfe. Wir erleben allerdings, daß die deutschen Regierungsparteien ihre Zustimmung geben werden, daß sie es nicht einmal der Mühe wert gefunden haben, im Ausschuß ausführlich dazu Stellung zu nehmen. Es war dort vom Bunde der Landwirte nur der Herr Abg. Hodina anwesend, der sich vollständig mit dem Standpunkt der Regierung einverstanden erklärte, obwohl er als Obmann des Schulausschusses in erster Reihe berufen gewesen wäre, die deutschen Interessen dort wahrzunehmen. Von christlichsozialer Seite war überhaupt niemand anwesend, was ich ausdrücklich feststellen will. Eingetragen war lediglich der Herr Abg. Krumpe, aber er ging wie immer krumpe Wege und fand nicht den Mut, für die deutschen wir - und darauf muß ich mit zwei drei Worten noch zurückkommen - einen langen Bericht in der "Deutschen Presse", wonach unter dem Einfluß der deutschen Regierungsparteien auf dem Gebiete des Schulwesens es den Deutschen hier besser gehe. Es ist ein Zitat aus der berühmten grünen "Post" betittelt: "Hie Haß, hie Arbeit", das ich wörtlich hier zitieren werde. Es handelt sich um einen Aufsatz des Herrn Katz. Sie werden gleich sehen, daß sein Aufsatz auch für die Katz ist. Hier heißt es: "Da nun ein großer Teil des unfruchtbaren Streites durch die fruchtbare Mitarbeit der Deutschen aus der Welt geschafft ist, besserte sich die Lage ihrer Volksgenossen von Tag zu Tag, man hat jetzt im Parlament eine neue Verfassung beschlossen, die den deutschen Gebieten maßgebenden Einfluß auf ihre Schulen gewährt. Das Schicksal der deutschen Universität im Prag, der ältesten deutschen Hochschule, wurde durch die Berufung des Professors Dr. Wagner ins Unterrichtsministerium gesichert. (Hört! Hört!) Der nationale Haß flaut ab, (Výkøiky na levici.) Und in dieser Tonart, meine Herren, geht es weiter. Das wird in der "Deutschen Presse", wie in der "Landpost" groß aufgemacht, damit doch die eigenen Wähler sehen, welche kolossalen Erfolge die Herren errungen haben. (Výkøiky a smích na levici.) Das schreibt Herr Katz, ein Prager Jude, der sich jetzt in Berlin aufhält. Nun sind die Herren zwar in letzter Zeit sehr antisemitisch, weil angeblich die Opposition in ihren eigenen Reihen die bösen Juden Liberalen angezettelt hätten, im Verein mit den Sozialdemokraten und Deutschnationalen. Aber hier können sie natürlich das Urteil eines Juden für ihre Zwecke sehr gut brauchen. Wir wundern uns nur bei diesem Artikel, der, wie ich sagte, für die Katz ist, woher der Mann diese Ansichten genommen hat.

Místopøedseda Stivín (zvoní): Upozoròuji p. øeèníka, že jeho øeènická lhùta již dávno uplynula.

Posl. dr Shollich (pokraèuje): Ja, ich bin gleich fertig.

Wir können dazu nur sagen, daß diese Ansichten vollständig für die Katz sind. Die Stellung, die Herr Katz zu den Sudetendeutschen einnimmt, wie er unsere Verhältnisse beurteilt, sind gleichfalls für die Katz. Ich empfehle dem Herrn Katz, daß er nach Berlin zurückfährt und daß er sich in unsere Verhältnisse nicht einmische und sich erst genauer an zuständiger Stelle informiere. Ich will den Verdacht nicht aussprechen, daß dieser Artikel bestellt und von der Regierung bezahlt ist, wie vermutet wird. Denn immerhin wissen wir, daß, obwohl man in einem Jahre etwa 50 bis 60 Tausend Kè erspart hat, daß im Ausland auf die Bestechung den deutschen Öffentlichkeit jetzt so viele Millionen aufwendet werden und daß sehr viele Zeitungen im Ausland von der èechischen Regierung bestochen sind, um die Öffentlichkeit über die wahren Verhältnisse hier zu täuschen.

Ich komme zum Schlusse. Meine Herren, das Vorgehen der deutschen Regierungsparteien ist auch in diesem Fall durch gar nichts zu entschuldigen. Man kann die mildeste Form gebrauchen, man kommt nicht über den Ausdruck "Volksverrat" hinweg, und zwar deshalb nicht hinweg, weil sie hier, wie ich ausdrücklich feststelle, zum erstenmal zustimmen, daß eine Bildungsstätte der deutschen Stimmen vernichtet werde.

Wir werden gegen das Gesetz stimmen. Wir haben zwei Anträge eingebracht, einen Antrag zunächst auf Vertagung, um Zeit zu gewinnen, damit die Regierungsparteien vielleicht erst einmal mit den Fachkreisen Fühlung nehmen, weiters den Antrag, wenn diese Vertagung fallen sollte, daß unbedingt auch die deutsche Hochschule in Prag hineingenommen werde. Wir werden gegen das Gesetz stimmen, wohl aber für den Resolutionsantrag, obwohl er, wie ausgeführt, ganz ohne Bedeutung ist, und werden auch für den zweiten von èechischer Seite eingebrachten Resolutionsantrag stimmen, der dahin geht. das Studium auf 4 Jahre zu erweitern, weil das die Meinung der Fachkreise ist. Im übrigen habe ich den Anlaß wieder benützt, um die alten Hochschulforderungen einzubringen, obwohl ich mich keiner Täuschung hingebe, daß die deutschen Regierungsparteien auch diesmal nicht zustimmen werden. Aber wir wollen es festlegen, damit die Öffentlichkeit endlich einmal sieht, wie hier bewußt mit ihren nationalen Interessen Schindluder getrieben wird, damit sie endlich die Wahrheit erfahre und sich durch verschiedene Worte und Beschönigungen in den Zeitungen nicht irre führen lassen. (Potlesk poslancù nìm. strany národní.)

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