Nun, meine Herren, behaupte ich, daß
alle diese Argumentation unrichtig ist. Denn die Reform wäre
nicht verzögert worden, wenn die deutschen Parteien auf ihrer
Forderung bestanden hätten. Die Eile war ja gar nicht notwendig.
Wir haben 25 Jahre gewartet und so wäre es wahrscheinlich
auf die 2 bis 3 Monate auch nicht mehr angekommen. Eine Schädigung
hätte ohne weiters dadurch hintangehalten werden können,
daß wir uns im Herbste mit diesem Gegenstand in der ersten
Sitzung beschäftigt und die nötigen Beschlüsse
gefaßt hätten. Im übrigen konnten die Studenten
bereits im Herbste nach dem alten Kurs inskribieren und dann in
die neue Regelung überführt werden. Ebenso fadenscheinig
wie diese Berufung ist jene, die Herr Prof. Dr Hilgenreiner
gab. Er sagte nämlich weiter: "Dazu bewog uns insbesondere
auch eine Äußerung der Gewerkschaft der deutschen Finanzbeamten
mit Hochschulbildung, die in wiederholten Zuschriften an uns die
Dringlichkeit dieser Studienreform betont und vertreten hatte.
Also nicht wir sind schuld, sondern die Gewerkschaft der Finanzbeamten
mit Hochschulbildung." Nun, meine Herren, ich freue mich
einmal darüber, daß die Herren soviel auf die Meinung
der Gewerkschaften geben. Bisher haben sie beim Gehaltskampf nichts
darauf gegeben, ja selbst in der Verwaltungsreform, als die Juristen,
das oberste Forum, das wir diesbezüglich haben, ihr vernichtendes
Urteil über die Verwaltungsreform abgaben, damals erklärten
die Herren: Das ist uns nicht maßgebend, wir bilden uns
unsere Meinung selbst. Wir wissen sogar, daß einmal ein
Herr, einer der maßgebendsten Führer der heutigen Regierungsparteien,
als man ihm sagte, man möchte doch auf die Stimme des Volkes
hören, erklärte: "Das Volk kann uns... die Öffentlichkeit
und Politik machen wir." Wer ist also für diese Herren
maßgebend? Weder die Fachleute noch das Volk. Weiters, selbst
wenn die Gewerkschaft diese Äußerung abgegeben hätte,
hätte sie nicht die Grundlage bilden dürfen,
denn schließlich und endlich war auch die Gewerkschaft nicht
maßgebend dafür. Wir wissen aus einer Äußerung
der Ziviltechniker, daß sie ganz anderer Meinung waren.
Der deutsche Verband der Ziviltechniker in der Èechoslovakischen
Republik sagt unter anderem ausdrücklich:
"Bei der Behandlung der Frage des Vermessungstudiums an den
Hochschulen im Senate erklärte Senator Hilgenreiner,
die Stellungnahme der deutschen Regierungsparteien für die
Auflassung usw. damit, daß die deutschen Fachkreise die
Lösung als dringend bezeichneten und sie, wenn auch auf Kosten
der Preisgabe der Fachabteilung an der deutschen Hochschule verlangte.
Der deutsche Verband der Ziviltechniker, der beinahe sämtliche
deutsche autorisierte Zivilgeometer in Böhmen umfaßt
und vertritt, erklärt, daß er "in wiederholten
Eingaben an die zuständigen Stellen gegen jede Einschränkung
der deutschen Hochschule Stellung genommen hat, daß er wohl
den Ausbau dieses Fachstudiums begrüßt, aber niemals
Schritte unternommen hat, ihn auf Kosten einer der beiden deutschen
technischen Hochschulen im Staate zu empfehlen. Sollte etwa in
diesem Sinne Einfluß genommen worden sein, so kann es sich
nur um Einzelpersonen handeln, deren Ansichten mit der geschlossenen
Willensmeinung der deutschen Zivilingenieure im allgemeinen und
der deutschen Zivilgeometer im besonderen nicht übereinstimmten."
Sie sehen also, daß die Fachkreise vollständig anderer
Meinung sind. Die Berufung auf die Gewerkschaft ist also unrichtig,
d. h. mit anderen Worten: Herr Dr Hilgenreiner empfand
selbst das Üble seiner Lage, das darin bestand, daß
die èechischen Regierungsparteien einfach nicht nachgegeben
haben. Da bleibt eben nichts anderes übrig, als selbst nachzugeben
und nunmehr der Öffentlichkeit gegenüber seine eigene
erbärmliche Haltung zu verteidigung und
zu beschönigen. Das fiel dem Herrn Senator Dr Hilgenreiner
als gelehrigem jesuitischen Schüler, als Schüler Loyolas,
nicht schwer und in echt christlich-sozialer Manier ging er mit
sehr viel Weihrauch durch den Blätterwald und benebelte die
Sinne der Außenwelt. (Veselost na levici.) Ich werde
nun einmal zitieren, was er selbst in seinen Ausführungen
im Plenum darüber gesagt hat. Er sagte unter anderem - ich
kann nicht alles zitieren, es wäre zwar sehr interessant,
die Widersprüche nachzuweisen: "Ich fühle mich
eins mit den deutschen Oppositionsparteien in dem scharfen Urteil,
daß es ein schweres Unrecht ist, wenn durch dieses Gesetz
die älteste deutsche Hochschule, die deutsche Technik in
Prag beim Studium der Geometer ausgeschaltet wird und so nicht
auf der bisherigen Stufe bleibt." (Výkøiky
na levici.) Dann kommt er darauf zu sprechen, daß der
Kurs eigentlich an allen technischen Hochschulen sein sollte,
daß es sich um rein kulturelle Fragen handelt, um eine armselige
Belastung von nur 60.000 Kronen und schließlich, daß
zwei èechische Parteien erklärt
hätten, sie könnten unseren Antrag betreffend die deutsche
technische Hochschule in Prag nicht unterstützen, und da
bleibt nichts anderes übrig, als das kleinere Übel zu
wählen. Und nun sagt er zum Schluß: "Meine verehrten
Herren von der deutschen Opposition: das schwere Unrecht, das
dem deutschen Hochschulwesen geschieht, empfinden wir so tief,
wie Sie. Wir haben aber die Überzeugung, daß wir alles
getan haben, was im Augenblick möglich war. Ich möchte
nur wünschen, daß auf dem Wege vom Senat ins
Abgeordnetenhaus sich bei den èechischen Koalitionsparteien
die Erkenntnis einstellt, daß dem èechischen Volke
kein Unrecht und dem deutschen Volke nur sein Recht geschieht,
wenn die Geometerkurse an sämtlichen technischen Hochschulen
errichtet werden, auch an der deutschen technischen
Hochschule in Prag. Das ist mein aufrichtigster Wunsch, mit dem
ich schließe." Beifall bei seinen Parteigenossen. (Výkøiky
na levici.) Nun, meine Herren, betrachten
Sie sich einmal die Argumentation, die in diesen heuchlerischen
Worten zum Ausdruck kommt. Da ist genau dasselbe, wie wir es unzähligemale
in den letzten Wochen bei der Verwaltungsreform mitmachen mußten.
Was wurde hier nicht alles besonders in der "Deutschen Presse"
zusammengelogen, um nur den eigenen Standpunkt der Nachgiebigkeit
und Erbärmlichkeit zu stützen. Immer wieder erklärte
man, man habe etwas Schlechteres verhindert und deswegen mußte
man auch etwas Schlechteres nehmen, aber das Übel sei nicht
so groß. Es wäre ergötzlich, gerade in diesem
Zusammenhang auf das ganze Täuschungsmanöver hinzuweisen,
das in der "Deutschen Presse" und auch in den Blättern
des Landbundes und der Gewerbepartei während dieser Tage
getrieben wurde. Den Gipfelpunkt erreicht aber das Flugblatt,
das die christlich-soziale Partei mit Rücksicht auf ihre
ganz miserable Haltung in der Frage Schlesiens verbreitet hat.
Um ihre Anhängerschaft vollständig mit Worten zu erschlagen
und ihnen jeden klaren Begriff und jede klare Feststellung zu
nehmen, heißt es hier am Schlusse in diesem Flugblatte.
Merken Sie auf, wie viele Fremdworte hier gebraucht werden, mit
der bewußten Absicht selbstverständlich, daß
der dumme Wähler sich darunter gar nichts vorstellen kann.
Hier heißt es wörtlich: "Dr Luschka hat
erreicht, daß der historische und traditionelle Begriff
Schlesiens erhalten bleibt, daß die autonome Tradition gewahrt
ist und die Administrative auf dieser Grundlage jederzeit wieder
hergestellt werden kann." Schlucks dummer Hund von armem
Wähler, der sich in den Fremdwörtern gar nicht auskennt.
So wird die Öffentlichkeit betrogen. Andererseits muß
ich den èechischen Koalitionsparteien zubilligen, daß
sie außerordentlich geschickte Politiker sind und umgekehrt,
daß unsere deutschen Regierungsparteien nicht einmal das
einfache A, B, C der Politik heraushaben.
In einer solchen Situation wie hier: Man braucht auf èechischer
Seite nur immer recht hoch vorschlagen, wie der Kaufmann und Geschäftsmann
den Preis recht hoch erstellen, dann beginnt man ein wenig zu
handeln, dann gibt man ein wenig nach, die
anderen sind tot zufrieden, ja sie gehen noch an die Öffentlichkeit
und erzählen von den großen Erfolgen, die sie bei diesem
Anlaß errungen haben. (Rùzné výkøiky
na levici.) Sie siegen bei jedem Anlaß,
sie erzielen einen Erfog nach dem andern, dabei werden unsere
Verluste immer größer und größer. Sie haben
bei diesem Anlaß den großen Erfolg errungen, daß
wenigstens der Kurs in Brünn gerettet wurde. Das wollen Sie
uns plausibel machen und weiter sagen Sie noch: (Posl.
inž. Kallina: Die Resolution!) Darauf
wollte ich eben zu sprechen kommen, daß Sie den großen
Erfolg dadurch errungen haben, daß ausdrücklich ein
Resolutionsantrag angenommen wurde, dahingehend, daß wenn
sich eine genügende Besucherzahl von Studierenden an der
Schule in Brünn ergeben werde, dann die Regierung verhalten
werde, den Kurs auch in Prag an der Technik aufzumachen das nächstemal,
eines nach dem andern. Der Wert dieses Resolutionsantrages ist
gleich Null. Wir haben unzähligemale erlebt und immer wieder
wurde seitens der Regierung erklärt, daß Resolutionsanträge
für die Regierung in keiner Weise bindend sind. Im alten
Österreich war das allerdings anders. Wenn das Abgeordnetenhaus
einen derartigen Resolutionsantrag angenommen hatte, so war das
eine Weisung für die Bürokratie und für die Regierung
im allgemeinen zur Durchführung dieses Willens des Hauses.
Hier allerdings bedeutet das nichts, gar nichts, die Bürokratie
macht was sie will, Švehla macht was er will und wir
sehen heute, daß der Unterrichtsminister es nicht einmal
der Mühe wert findet, hier zu sein, wenn ein Gegenstand seines
Ressorts behandelt wird. Wir haben es sogar einmal erlebt, daß
die Regierung ausdrücklich erklärt hat, daß selbst
ein Beschluß, ein Versprechen der früheren Regierung
für die nachfolgende nicht maßgebend oder bindend sei.
Das ist ein sehr einfacher Standpunkt. Man demmissioniert, schifft
jeweils einen Überflüßigen aus und damit ist eine
ganz neue Regierung gebildet, ob sie jetzt Švehla 2,
3, 4 oder 5 heißt, ist gleichgiltig; aber diese Regierung
Švehla 5 ist nicht mehr an das gebunden, was Švehla
2 versprochen hat. Ich pfeife also auf Resolutionsanträge,
der Wert derselben ist Null, wir müssen darauf bestehen,
daß das alles klar in das Gesetz hineinkommt, weil das allein
die notwendige Sicherheit gibt. Weiter: Bei welcher Zahl wird
der zweite Kurs aufgemacht? Wer bestimmt die Zahl? Was heißt
das hinreichende Zahl? Wer wird darüber zu Gericht sitzen,
wer wird entscheiden? Das ist eine ganz allgemeine Phrase, mit
der sich eben nur die Regierungsparteien (Výkøiky:
Bewußte Irreführung!) bewußt
irreführen lassen. Die Tatsache bleibt nach wie vor trotz
der Versicherung der "Deutschen Presse" bzw. des Herrn
Senators Dr Hilgenreiner, die deutschen Regierungsparteien
im Senat hätten alles getan, um der deutschen Technik
zu ihrem Rechte zu verhelfen, leider gelang es nicht, die Mitwirkung
der Èechen zu erreichen. Trotz der scheinheiligen Erklärung
bleibt nach wie vor bestehen, daß dieser Kurs verloren geht
und daß das einen Verlust des deutschen Besitzstandes bedeutet.
(Posl. dr Rosche: Dabei sitzen im Kabinett 7 Universitätsprofessoren
und Präsident Masaryk ist auch Universitätsprofessor!)
Das ist vielleicht das Unglück, daß ihrer so viel
drinsitzen. Nun hat Herr Senator Hilgenreiner diese bittere
Pille damit schmackhafter machen wollen, daß er am Schlusse
seiner Ausführungen im Kulturausschusse sagte: "Ferner
setzen wir voraus" darauf lege ich großen Nachdruck
- "daß die deutsche Technik entschädigt wird durch
die Ausgestaltung des Handelshochschulstudiums und des forstwirtschaftlichen
Studiums an der deutschen Technik in Prag. Beide Seiten des technischen
Hochschulstudiums bedeuten für uns Deutsche in diesem Staate
eine kulturelle Lebensforderung, und um so dringender müssen
wir verlangen, daß sie verwirklicht werden". Beschäftigen
wir uns auch ein wenig damit. Bei jeder Schuldebatte noch haben
wir von deutscher Seite darauf hingewiesen, wieweit wir auf dem
Gebiete des Hochschulwesens zurückgesetzt sind. Wir verwiesen
auf die zahlenmäßige Zurücksetzung in der Dotation
der deutschen Technik und der deutschen Hochschulen, auf die miserable
Unterbringung dieser Hochschulanstalten u. dgl. Wir haben immer
darauf verwiesen, daß uns nach wie vor die tierärztliche
Hochschule die montanistische und die Forsthochschule, die Hochschule
für bildende und angewandte Kunst, die Hochschule für
Leibesübungen fehlen. Sie zu verlangen, ist eine ganz billige
Forderung, der auch von èechischer Seite ruhig entsprochen
werden könnte. Nun, wir haben aber bisher die ganzen Jahre
über noch nicht erlebt, daß
die Èechen diesem Problem auch nur teilweise nähergetreten
sind. Auch jetzt nicht, seit dem der Herr Professor und Abg. dr
Spina Minister
ist, der frühere Obmann des Schulausschusses, der immer diese
Forderungen vertreten und in Anträgen niedergelegt hat. Es
ist mir nicht bekannt, daß er auch nur einen Teil dieser
Forderungen bisher durchführen konnte, bzw. durchgesetzt
hat. Wir wissen im Gegenteil, daß jenen Studierenden, welche
durch das Fehlen solcher Einrichtungen im Inlande gezwungen werden,
im Ausland ihrem Studium zu obliegen, dann die größten
Schwierigkeiten (Pøedsednictví pøevzal
místopøedseda Stivín.) gemacht
werden, daß ihre Zeugnisse nicht nostrifiziert werden, daß
sie sich den Prüfungen noch einmal unterziehen müssen
u. zw. bei Professoren und Lehrern, die seinerzeit zu den Professoren
in Wien, die heute noch dort tätig sind, in die Schule
gegangen sind. Man kann gewiß nicht behaupten, daß
die Hochschuleinrichtungen in Wien oder Deutschland schlechter
sind als bei uns hierzulande. Ich sagte, daß viele Professoren
der èechischen Hochschulen in Wien und in Deutschland
die Ausbildung genommen haben. Nunmehr zwingt man die Studenten,
die Zeit unnütz totzuschlagen, denn manchmal dauert es zwei
bis drei Semester, bevor man sie zu den Prüfungen zuläßt.
Man zwingt sie, mit gutem Erfolg abgelegte Prüfungen hier
noch einmal zu machen. Das ist ein vollständig unwürdiger
Weg, zumal viele Einrichtungen hier nicht bestehen. Dazu kommt
noch, daß den Beamten, wenn sie ihre Söhne ins Ausland
schicken, auch nicht einmal der Erziehungsbeitrag für diese
Kinder gegeben wird. Im Inland besteht diese Hochschule
nicht, man ist gezwungen, ins Ausland zu gehen und trotzdem wird
der Erziehungsbeitrag nicht ausgezahlt. Sie wollen mit anderen
Worten unsere Studierenden zwingen, dieses Studium an der èechischen
Hochschule zu machen. Nun wissen wir aus eigener
Erfahrung, wie schwer das ist, besonders was die Technik anbelangt,
weil die Fachausdrücke einfach fehlen und weil sie selbst
diese Fachausdrücke in den letzten Jahren neu gebildet haben,
so daß sie selbst in den eigenen Kreisen noch nicht allgemein
bekannt sind. Ich kann mich nicht mit den einzelnen Forderungen
beschäftigen. Was die Handelshochschule anbelangt, wieviele
Versprechungen haben wir schon erhalten! Ministerpräsident
und Unterrichtsminister bis zum Präsidenten Masaryk haben
uns Versprechungen gemacht und der Herr Minister Hodža
hat uns auf den Herbst dieses Jahres vertröstet. Wir haben
noch nicht feststellen können, daß die primitivsten
Vorarbeiten für die Errichtung einer Handelshochschule gemacht
worden sind. Wir hören auch nicht, daß die deutschen
Regierungsparteien sich irgendwie angestrengt hätten, diese
Errichtung durchzusetzen. trotz der schönen Worte des Herrn
Hilgenreiner. Hunderte Absolventen von Handelsakademien
haben wir, die man wieder zwingt ins Ausland zu gehen und den
ganzen schmerzlichen Gang mitzumachen, den ich vorhin mit Bezug
auf die Zeugnisse skizziert habe.
Ebenso trostlos liegen die Verhältnisse
auf montanistischem Gebiete. Sie haben einfach im August
1919 den èechischen Unterricht und die èechische
Amtssprache an der montanistischen Hochschule in Pøíbram
eingeführt und damit diese Schule allen anderen Nationen
verschlossen und lediglich für die Èechen eröffnet.
Die Folge davon ist, daß auch diese
Studierenden heute ins Ausland gehen müssen. Dazu kommt noch,
daß die èechische Regierung ihnen die Bestätigung
als Bergbaubetriebsleiter einfach versagt, mit Absicht versagt,
weil man dadurch selbstverständlich die Unternehmer zwingen
will, Absolventen der èechischen
montanistischen Hochschule anzustellen und weil man umgekehrt
wieder weiß, wie groß der Einfluß auf die Arbeiterschaft
ist, weil die èechischen Ingenieure systematisch an der
Èechisierung des ganzen Gebietes arbeiten. (Výkøiky
na levici.)
Genau so liegen die Verhältnisse an der
Forsthochschule. Darüber hat Koll. Senator Hütter
ausführlich im Senat gesprochen und die Notwendigkeit einer
Remedur begründet. Dabei kommt hier noch in Betracht, daß
das Studium im Ausland eigentlich für die hiesigen Verhältnisse
nicht in Betracht kommt, weil die Verhältnisse des Forstbetriebes
hier auch ganz andere sind.
Und so ist es auf dem ganzen Gebiete des Hochschulwesens.
Es würde zu weit führen, das alles hier heute eingehend
zu begründen. Ich meine nur: man kann selbstverständlich
nicht alles auf einmal durchsetzen, man kann nicht diese systematische
Vernachlässigung des deutschen Schulwesens in der kurzen
Zeit von wenigen Monaten restlos bereinigen und alle diese fehlenden
Kultureinrichtungen schaffen. Aber wir sehen, daß beinahe
während des ganzen Jahres gar nichts in dieser Richtung von
den deutschen Regierungsparteien geschehen ist. (Výkøiky
na levici.)
Es würde zu weit führen, wollte ich
auf die Volksschulen hinweisen. Nur einige Daten, weil sie interessant
sind, über das Bürgerschulwesen: Der Besitzstand der
deutschen Bürgerschulen entspricht keineswegs unserer Einwohnerzahl.
In Böhmen z. B. haben wir 4,383.000 Èechen
und 2,173.000 Deutsche, das heißt also die Hälfte Deutsche
wie Èechen. Es würden uns also auch die Hälfte
der Bürgerschulen gebühren. Die Èechen haben
716, wir haben in Wirklichkeit 358, wir haben also 72 deutsche
Bürgerschulen weniger als uns nach der
Zahl der Einwohnerschaft gebühren. Es ist hier im Ausweis
der "Bürgerschulzeitung" nachgerechnet, was das
an Stellenverlust bedeutet. Es bedeutet einen Verlust von 5580
Stellen, im die wir verkürzt worden sind, weiters eine Gehaltsverkürzung
von 14 Millionen Kronen im Jahre. Es bedeutet weiter, was die
Ausbildungsmöglichkeiten gegenüber den Schülern
anbelangt, daß wir um ca 23.000 Kinder weniger ausgebildet
haben, als wir haben könnten, wenn die notwendigen Schulen
vorhanden wären, d. h. also daß 23.000 Kinder und zwar
aus den Kreisen des Volkes, hier wieder der Möglichkeit beraubt
sind, höhere Schulen zu besuchen und eine höhere Ausbildung
zu erfahren. Sie sehen daraus schon die ganz kolossale Benachteiligung,
die die Deutschen hier auf kulturellem wie auf materiellem Gebiete
erleiden. Was haben wir also von Versprechungen, von den schönsten
Beteuerungen des Herrn Hodža,
die er uns jeweilig abgibt, wenn es heißt, für die
deutschen Regierungsparteien nach außenhin einen Erfolg
aufzuweisen? Wir hörten von einer Schulautonomie, die kommen
werde. Wir werden ja erfahren, wie diese Schulautonomie aussehen
wird, allerdings nicht heute, sondern später einmal,
vielleicht im Herbst, weil ja der Herr Minister es ablehnt, uns
gegenüber irgendwie zu sprechen. Man wertet uns nicht als
gleichwertigen Faktor, man zieht uns nicht heran, sondern überläßt
es der èechischen Bürokratie, uns
die Richtlinien der neuen Schulautonomie vorzulegen, bezw. vorzuschreiben.
Ich bin überzeugt, daß auch diese Schulautonomie genau
so aussehen wird, wie schließlich die Verwaltungsreform
ausgesehen hat. Die Tatsache bleibt bestehen, daß auf Versprechungen
gar nichts zu geben ist und daß wir daher auch bei der jetzigen
Vorlage es nur damit zu tun haben, über alle Beschönigungen
hinweg, daß die deutsche technische Hochschule gegenüber
Brünn zurückgesetzt wird und daß wir eine deutsche
Bildungsstätte verlieren werden. Der Herr Rektor sagt ausdrücklich
in seiner Zuschrift, die an die Senatoren gerichtet ist, daß
sich für eine derartige Bestimmung, für ein derartiges
Gesetz keine deutsche Hand erheben dürfe, daß niemand
dabei mitwirken dürfe. Wir erleben allerdings, daß
die deutschen Regierungsparteien ihre Zustimmung geben werden,
daß sie es nicht einmal der Mühe wert gefunden haben,
im Ausschuß ausführlich dazu Stellung zu nehmen. Es
war dort vom Bunde der Landwirte nur der Herr Abg. Hodina
anwesend, der sich vollständig mit dem Standpunkt der Regierung
einverstanden erklärte, obwohl er als Obmann des Schulausschusses
in erster Reihe berufen gewesen wäre, die deutschen Interessen
dort wahrzunehmen. Von christlichsozialer Seite war überhaupt
niemand anwesend, was ich ausdrücklich feststellen will.
Eingetragen war lediglich der Herr Abg. Krumpe, aber er
ging wie immer krumpe Wege und fand nicht den Mut, für die
deutschen wir - und darauf muß ich mit zwei drei Worten
noch zurückkommen - einen langen Bericht in der "Deutschen
Presse", wonach unter dem Einfluß der deutschen Regierungsparteien
auf dem Gebiete des Schulwesens es den Deutschen hier besser gehe.
Es ist ein Zitat aus der berühmten grünen "Post"
betittelt: "Hie Haß, hie Arbeit", das ich wörtlich
hier zitieren werde. Es handelt sich um einen Aufsatz des Herrn
Katz. Sie werden gleich sehen, daß sein Aufsatz auch für
die Katz ist. Hier heißt es: "Da nun ein großer
Teil des unfruchtbaren Streites durch die fruchtbare Mitarbeit
der Deutschen aus der Welt geschafft ist, besserte sich die Lage
ihrer Volksgenossen von Tag zu Tag, man hat jetzt im Parlament
eine neue Verfassung beschlossen, die den deutschen Gebieten maßgebenden
Einfluß auf ihre Schulen gewährt. Das Schicksal der
deutschen Universität im Prag, der ältesten deutschen
Hochschule, wurde durch die Berufung des Professors Dr. Wagner
ins Unterrichtsministerium gesichert. (Hört! Hört!)
Der nationale Haß flaut ab, (Výkøiky
na levici.) Und in dieser Tonart, meine
Herren, geht es weiter. Das wird in der "Deutschen Presse",
wie in der "Landpost" groß aufgemacht, damit doch
die eigenen Wähler sehen, welche kolossalen Erfolge die Herren
errungen haben. (Výkøiky a smích
na levici.) Das
schreibt Herr Katz, ein Prager Jude, der sich jetzt in Berlin
aufhält. Nun sind die Herren zwar in letzter Zeit sehr antisemitisch,
weil angeblich die Opposition in ihren eigenen Reihen die bösen
Juden Liberalen angezettelt hätten, im Verein mit den Sozialdemokraten
und Deutschnationalen. Aber hier können sie natürlich
das Urteil eines Juden für ihre Zwecke sehr gut brauchen.
Wir wundern uns nur bei diesem Artikel, der, wie ich sagte, für
die Katz ist, woher der Mann diese Ansichten genommen hat.
Místopøedseda Stivín
(zvoní): Upozoròuji p. øeèníka,
že jeho øeènická lhùta již
dávno uplynula.
Posl. dr Shollich (pokraèuje):
Ja, ich bin gleich fertig.
Wir können dazu nur sagen, daß diese
Ansichten vollständig für die Katz sind. Die Stellung,
die Herr Katz zu den Sudetendeutschen einnimmt, wie er unsere
Verhältnisse beurteilt, sind gleichfalls für die Katz.
Ich empfehle dem Herrn Katz, daß er nach Berlin zurückfährt
und daß er sich in unsere Verhältnisse nicht einmische
und sich erst genauer an zuständiger Stelle informiere. Ich
will den Verdacht nicht aussprechen, daß dieser Artikel
bestellt und von der Regierung bezahlt ist, wie vermutet wird.
Denn immerhin wissen wir, daß, obwohl man in einem Jahre
etwa 50 bis 60 Tausend Kè erspart hat, daß im Ausland
auf die Bestechung den deutschen Öffentlichkeit jetzt so
viele Millionen aufwendet werden und
daß sehr viele Zeitungen im Ausland von der èechischen
Regierung bestochen sind, um die Öffentlichkeit über
die wahren Verhältnisse hier zu täuschen.
Ich komme zum Schlusse. Meine Herren, das Vorgehen
der deutschen Regierungsparteien ist auch in diesem Fall durch
gar nichts zu entschuldigen. Man kann die mildeste Form gebrauchen,
man kommt nicht über den Ausdruck "Volksverrat"
hinweg, und zwar deshalb nicht hinweg, weil sie hier, wie ich
ausdrücklich feststelle, zum erstenmal zustimmen, daß
eine Bildungsstätte der deutschen Stimmen vernichtet werde.
Wir werden gegen das Gesetz stimmen. Wir haben
zwei Anträge eingebracht, einen Antrag zunächst auf
Vertagung, um Zeit zu gewinnen, damit die Regierungsparteien vielleicht
erst einmal mit den Fachkreisen Fühlung nehmen, weiters den
Antrag, wenn diese Vertagung fallen sollte, daß unbedingt
auch die deutsche Hochschule in Prag hineingenommen werde. Wir
werden gegen das Gesetz stimmen, wohl aber für den Resolutionsantrag,
obwohl er, wie ausgeführt, ganz ohne Bedeutung ist,
und werden auch für den zweiten von èechischer Seite
eingebrachten Resolutionsantrag stimmen, der dahin geht. das Studium
auf 4 Jahre zu erweitern, weil das die Meinung der Fachkreise
ist. Im übrigen habe ich den Anlaß
wieder benützt, um die alten Hochschulforderungen einzubringen,
obwohl ich mich keiner Täuschung hingebe, daß die deutschen
Regierungsparteien auch diesmal nicht zustimmen werden. Aber wir
wollen es festlegen, damit die Öffentlichkeit endlich einmal
sieht, wie hier bewußt mit ihren nationalen Interessen Schindluder
getrieben wird, damit sie endlich die Wahrheit erfahre und sich
durch verschiedene Worte und Beschönigungen in den Zeitungen
nicht irre führen lassen. (Potlesk poslancù
nìm. strany národní.)