Ètvrtek 17. èervna 1926

2. Øeè posl. dr Lehnerta (viz str. 2006 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! Es ist ein Spruch: Plurimae leges, deterrima res publica. Je mehr Gesetze, desto schlechter der Staat. Wenn diese Devise richtig ist, so muß dieser Staat, in dem wir eingepfercht zu leben gezwungen sind, nicht der beste sein. Heute haben wir 3 Gesetze zugleich auf der Tagesordnung und in der Debatte. Mein geehrter Kollege Professor Horpynka hat schon zu den zwei anderen Gesetzen, dem Beamtengesetz und der Lehrergehaltsregelung das Nötige gesagt. Mir obliegt es, das dritte in Debatte stehende Gesetz über die Regelung der Verhältnisse der Distriktsärzte und Gemeindeärzte zu besprechen.

Bei allen Gesetzen, die wir jetzt in diesem Hause zu erledigen hatten, haben wir uns, getreu unserem Programme, immer zuerst gefragt, welche Rückwirkung diese Gesetze auf das Wohl unseres deutschen Volkes in diesem Lande haben werden. Wir sind ja nicht gleichberechtigte Bürger, wir sind Bürger zweiter Klasse, wir sind Heloten, Knechte unter den Èechen, und müssen jedes Gesetz daraufhin ansehen, welche Wirkung es in dem Verhältnis zwischen Herren und Knechten hervorbringen wird. Wir leben ja seit 7 Jahren in einem Zustande vollständiger Unsicherheit und Rechtlosigkeit. Jeder deutsche Bürger und Grundbesitzer bangt um sein Eigentum, jeder deutsche Beamte um seine Existenz, wir alle aber um unsere Freiheit. Es ist traurig, aber wahr, daß die Demokratie in den Staaten Mittel- und Osteuropas, die Lloyd George die ausgegrabenen Nationen nennt, von Anfang ihrer neugebackenen Herrlichkeit an ein schlimmeres Gebilde ist, als die rücksichtslosesten Tyrannen der Vorkriegszeit. Diese Rücksichtslosigkeit, um nicht zu sagen Rohheit und Gewissenlosigkeit, beherrscht den ganzen mit neuem Protektionsmenschenmaterial angefüllten Staatsapparat. Es wirkt geradezu erschreckend und ist ohne Beispiel in der Geschichte. Nach der Niederringung des verruchten, verbrecherischen deutschen Volkes im Weltkriege sollte ja ewiger Friede in Europa herrschen, in dem neuen Europa des Masaryk und Beneš sollte eine neue Zeit des Wohlstandes, der Freiheit, der Kultur und Zivilisation anbrechen. Was sehen wir aber jetzt? Jetzt sehen wir, daß für die Mittel der Zerstörung von Menschenleben Milliardenbeträge jährlich aufgebracht werden. Wenn es sich aber um die Frage handelt, Menschenleben zu erhalten, die Gesundheit zu fördern, das Menschengeschlecht höher zu heben, da wird jeder Heller und Pfennig dreimal umgedreht, ehe man ihn als Versicherungsprämie für die Zukunft auf den Altar legt, damit in späterer Zeit nicht größere Auslagen gemacht werden müssen. Die Èechoslovakei als fortschrittlicher Staat hat sich ein eigenes Gesundheitsministerium zugelegt. Das klingt nach Außen sehr schön, aber es ist ein merkwürdiger Zustand, hier zu leben. Es gibt scheinbar zweierlei Gesundheit, die Gesundheit der Èechen und die Gesundheit der Minderheitsvölker. Beides sind freilich Menschen und in beiden Fällen handelt es sich um dieselben Gesundheitsfragen. Man sollte glauben, daß, wenn schon in allen anderen Fragen politische und nationale Momente eine Rolle spielen, daß gerade in dieser Frage das Gesundheitsministerium die ganze Bevölkerung ohne Unterschied der Nation gleich behandeln würde. Dem ist aber nicht so. Für die Zwecke der Förderung der Gesundheit des Èechentums werden Millionenbeträge leichterhand ausgegeben. Wir werden ja in den nächsten Tagen schon ein großes Schauspiel erleben, das für die ganze Welt berechnet ist. Man hat alle Nationen, sogar das Deutsche Reich eingeladen. Es wird hier im Stadion gezeigt werden, wie das Sokoltum, in welchem reichen Maße, in Pracht und Schönheit sich das èechische Volk den Leibesübungen hingibt. Dafür sind Millionen leichterhand zu haben. Wenn aber ein deutscher Turnverein um eine Subvention beim Gesundheitsministerium ansucht, für einen Spielplatz für Kinder, für einen Turnplatz, für die Errichtung einer Schwimmanstalt, da findet man stets taube Ohren, wenn man Gesuche überreicht, da ist es plötzlich mit allerlei Mängeln behaftet, da findet man immer einen Haken, um es zurückzuweisen, zurückzustellen, bis die Leute es satt bekommen und überhaupt auf eine staatliche Unterstützung verzichten. Es ist also auch auf diesem Gebiete, wo es nur um Menschenleben und um die Gesundheit geht, im Èechenstaate der Chauvinisten, der Nationalchauvinismus des Èechentums Lenker und Richter.

Daß die öffentliche Gesundheitspflege ohne Mitwirkung von Aerzten nicht durchgeführt werden kann, ist klar. Es wurde deshalb schon im alten Österreich in den 80iger Jahren das System der Distriktsärzte eingeführt. Ihre Anstellung war den autonomen Körperschaften, den Bezirken überlassen, in größeren Städten mit eigenem Statut dem Magistrat oder den Stadtvertretungen. Der Staat behielt sich nur die Oberaufsicht und die Regelung des Dienstverhältnisses vor. Jetzt im neuen Staate ist das anders geworden. Es mag an dem alten System wie es in Österreich war und auch hier fortbestand, bis die Neuregelung eintrat, gewiß vieles mangelhaft gewesen sein. Es ist aber ebenso gewiß, daß das jetzige staatliche System gegen das frühere keine Besserung weder für die Bevölkerung noch für die Ärzte gebracht hat. Im Gegenteil. Früher arbeitete der ärztliche Beamte direkt mit den Gemeindeämtern. In kurzem Wege wurde alles erledigt, ohne viel Schreibarbeit wurde es in praktischer Weise, wie es notwendig war, durchgeführt. Jetzt muß alles über die staatliche Bezirksbehörde gehen, von der Anzeige des Falles einer ansteckenden Krankheit bis zu dem Zeitpunkte, wo der Amtsarzt verständigt wird und eingreifen und Vorsorge treffen kann, damit sich diese Krankheit unter der Bevölkerung nicht ausbreitet, ist jetzt gegen früher ein bedeutender Umweg, mindestens um 1 bis 2 Tage. Denn die Anzeige muß erst in die Bezirksstadt gehen, von der Bezirksstadt erst kommt der Auftrag herunter, vielmehr die Anzeige von der Anzeige und die Aufforderung, das Nötige zu veranlassen. Früher war es praktisch mit wenig Schreibarbeit, jetzt ist es bürokratisch mit viel Schreibarbeit. Ich behaupte aber, daß dieser alte Bürokratenschimmel, der sich nirgends bewährt hat und besonders dem Ärztestand unsympathisch ist, durchaus keine Möglichkeit hat, den Karren vorwärts zu bringen. Wenn er schon im anderen Verwaltungszweige versagte, wird er auf dem Gebiete des Sanitätswesens erst recht versagen. Denn von Statistik wird kein Mensch gesund und durch Rundschreiben wird keine Epidemie verhindert. Freilich, nach außen kann man mit prunkendem, Ziffernmaterial glänzen, aber damit ist praktisch kein Erfolg erzielt. Das Volk hat also von dieser Verstaatlichung des Ärztesystems keinen Vorteil und die Volksgesundheit auch nicht.

Aber vielleicht haben die beamteten Ärzte davon einen Vorteil? Sehen wir, wie es da bestellt ist! Vielleicht sind sie glänzend bezahlt, können sich mehr dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege widmen, brauchen nicht mehr der Privatpraxis nachzugehen und können so mehr für die Volksgesundheit leisten? Dem ist aber auch nicht so. In Reichenberg waren die Stadtärzte vor der Verstaatlichung von der Stadt so bezahlt - ich sage ja nicht glänzend - aber so, daß sie den größten Teil ihrer Zeit dem öffentlichen Gesundheitsdienste widmen konnten. Bei der jetzigen Bezalflung, die ihnen der Staat gibt, wäre es geradezu lächerlich, wenn das jemand verlangen wollte, und wenn nicht die Stadt aus eigenen Mitteln dazulegte und so das Manko, das der Staat entstehen ließ, ausgliche, so würden wir in Reichenberg einen viel schlechter bezahlten Sanitätsdienst haben als vorher. Ebenso ist es im Landbezirk Reichenberg der Fall, daß die Distriktsärzte vorher von der autonomen Bezirksverwaltung besser bezahlt wurden, als sie jetzt vom Staat bezahlt werden. Es hat also die Entlohnung der Ärzte im allgemeinen nicht etwa so zugenommen, daß die Ärzte wesentliche Vorteile aus dieser Regelung des Sanitätswesens hätten. Worin soll also der Vorteil dieses ganzen Systems bestehen? Es muß doch einen Grund haben, warum die Èechen das eingeführt haben. Aus Liebe zur Gesundheit des, Volkes haben sie es nicht getan, aus Liebe zu den Ärzten auch nicht, also muß ein anderer Grund vorhanden gewesen sein, und der ist ja auch ganz klar. Der Vorteil dieses ganzen Zustandes beruht darin, daß die deutschen Ärzte ganz der Willkür der Behörden ausgeliefert sind. Denn hierzulange ist nichts fest, gar nichts, nur die Willkür, die steht fest, und diese Willkür hat ein Ziel, ein bestimmtes, sicheres und festes Ziel. Mag am Steuerruder oben von den Èechen sitzen, wer da will, welche Partei immer, ein Ziel schwebt allen vor Augen, das ist die Entdeutschung unserer angestammten Heimat. Diesem Ziele sollte auch dieses Gesetz damals dienen. Darum die sprachlichen Sekkierungen, darum das Ansinnen, daß Ärzte, die 50, 55, 60 Jahre und noch älter sind, jetzt die Kenntnis der èechischen Staatssprache nach weisen sollen, selbst in ganz deutschen Gegenden, wie z. B. Friedland, wo es vielleicht 2 bis 3% Èechen gibt. Aber die kommen doch wirklich nicht in Betracht, denn dann müßte man doch auch in Prag italienisch oder türkisch kennen. Aber in solchen Gegenden wird einfach dem System zuliebe gesagt: Du bist ein staatlicher Angestellter, der Staat ist ein Nationalstaat, er hat eine nationale Sprache, eine Staatssprache, die mußt Du als staatlicher Angestellter kennen. Es ist das der berühmte globus hungaricus, übertragen auf den böhmischen Raum. Er hat sich dort nicht bewährt in 50 Jahren und wird sich auch hier nicht bewähren, umso weniger, als dieses ganze staatliche Gebiet vom deutschen Sprachgebiet umklammert ist und doch historisch zum Deutschen Reich gehört. Aus diesem Grunde wurden auch die deutschen Drucksorten, die noch in Massen zu tausenden und tausenden in jedem Bezirk lagen, rasch und mit möglichster Schnelligkeit durch èechische ersetzt. Man spart sonst immer, wenn es sich um die Bezahlung von Beamten handelt, aber in dieser Beziehung, was die Hinaussendung èechischer Drucksorten anlangt, da spart man nicht, da hat man auch gar nicht die Zeit, die Drucksorten erst einmal ordentlich zu übersetzen. Hätte man die alten Drucksorten wenigstens übersetzt, die aus dem alten Österreich mit übernommen wurden! Man übernimmt aber scheinbar nur das Prügelpatent und ähnliche Feinheiten aus dem alten Österreich, um sich dann zu rühmen, daß man sich entösterreichert hat. Das Gute, Praktische, daran denkt man nicht, es zu übernehmen. So hat man eine Drucksorte, die jeder beamtete Arzt x-mal braucht, die Totenbeschauzettel, plötzlich geändert, èechisch gemacht, das Protokoll èechisch gemacht, und sehr bald kam man darauf, daß man in der Eile - wer weiß, welches Kreuzel das im Ministerium gemacht hat, jedenfalls kein Arzt, denn der hätte das wissen müssen - daß man an eine ganze Zahl Rubriken vergessen hat. (Posl. dr Keibl: Die Todesursache?) Nein, die ist noch drin, aber wann der Mann geboren ist, wohin er zuständig ist, Religionsbekenntnis usw. Dann kommt der Ukas hintennach: Das ist handschriftlich zu ergänzen. Nun lagern die Drucksorten da, man hat viel mehr Arbeit, man muß trachten, daß man das irgendwo hineinflickt, die Zettel sehen auch danach aus, Das ist das neue System, mit jungen Leuten, die irgendwo eine Heldentat in Sibirien oder Italien begangen haben, füllt man die Posten aus und die machen auch die Arbeit danach: da sind keine Heldentaten mehr, die sie jetzt verüben können, also machen sie es, wie sie es verstehen. Aber wenn schon über diese Sachen gesprochen wird, muß man nicht immer bloß, wie es meine Vorredner taten, die Glanzpunkte aller dieser Gesetze hervorheben, sondern hinweisen, wo die tiefen Schatten liegen, wo überall die Löcher sich finden, die notdürftig zugeflickt und zugeschustert werden, damit nicht die häßliche Blöße zu sehen ist, die sich das System überall gibt. Es kommt einem so vor, als ob auch bei diesem Gesetz immer die Angst in den Ministerien lebte und auch in den maßgebenden Kreisen, daß alles nur schnell gemacht werden müsse, bevor die Preußen kommen, Vorläufig glaube ich ja nicht, daß sie so schnell kommen und ich halte diese Angst für verfehlt und würde den maßgebenden Personen raten, doch einmal diese unnötige Angst zu verlieren und ruhig und sachlich zu arbeiten.

Nun kommt ein Neues dazu, Wer von den angestellten Ärzten ist denn jetzt noch seines Postens sicher? Wir haben es vor einiger Zeit erlebt, daß es einem Kreuzel in irgendeinem Ministerium eingefallen ist, auf einmal sämtliche Bahnärzte zu kündigen. Ja, die hatten auch eine smlouva, einen Vertrag, Die Distriktsärzte haben auch eine smlouva, einen Vertrag mit dem Staate, sie sind Vertragsbeamte. Wer aber kann nach dem, was vorgefallen ist, noch an ein Versprechen und an ein Wort glauben? Die Bahnärzte hat man gekündigt. Im alten Österreich, in dem verfluchten Österreich, wäre so etwas nicht möglich gewesen. Das war einfach undenkbar, in der Èechoslovakei ist das aber in Ordnung, Man nimmt es einfach wieder zurück, wenn man sieht, daß es nicht geht. Aber man kann es machen. Wenn es nun so einem Kreuzel wieder einfällt, sämtliche deutsche Distriktsärzte oder alle Distriktsärzte, auch die èechischen, zu kündigen, um ein neues System einzuführen!? Wir sind ja im Experimentieren drinnen, da kann man so weiter fortfahren. Welchen Einfluß hat solch ein Zustand auf die Ärzte? Es war ja schon eine große Gnade, daß der Pater Šrámek - Gott halt' ihn selig, so lange lebt und auch nach seinem Tode! - daß, der damalige Gesundheitsminister hielt, was er versprochen hatte, daß alle von den autonomen Körperschaften angestellten deutschen Ärzte in den Staatsdienst übernommen werden, Ich rechne ihm das sehr hoch an, denn sonst haben wir vor Ministerworten keine so große Achtung, wie uns Habrman und andere gezeigt haben. Aber er hielt das. Nun hat der Ärztestand durch seine Erziehung und durch seine ganze Stellung die Gewohnheit, daß er als oberste Richtschnur seines Handelns nicht materiellen Gewinn, sondern das innere Gefühl der Befriedigung über die erfüllte Pflicht ansieht. Aber von Idealismus und Menschenliebe allein kann auch der Arzt nicht leben. Das wird ein jeder einsehen. Eine gewisse Sicherstellung vor Armut und Not ist nötig, um dem Arzt auf die Dauer Berufsfreude zu wahren, Woher soll aber diese Berufsfreude beim beamteten Arzte herkommen, wenn er sieht, daß die, Bezahlung schlecht ist, daß er den Schikanen und der Willkür der Behörden ausgeliefert ist und daß er dazu noch keinen Tag vor der Kündigung sicher ist?

Wenn wir die sogenannten Vorteile dieses Gesetzes in Betracht ziehen: Was ist das für ein Bettel von 80.000 Kronen im ersten Jahre von 800,000 Kronen, die im letzten Jahre, nach 10 Jahren - wer weiß was für staatliche Umwälzungen bis dahin wieder stattgefunden haben - als Zuschuß gegeben werden! Das ganze öffentliche Sanitätswesen ist dem Staate nichts mehr wert, während er für das Militärwesen jährlich 3 Milliarden auszugeben in der Lage ist. Und wieviel wird von diesem kleinen Betrage auf die deutschen Bezirke entfallen? Es ist ja der berühmte Schlüssel, die Möglichkeit, daß die Regierung den Gehalt ausnahmsweise erhöhen kann, Der berühmte Schlüssel wird angewendet, der Deutsche ist natürlich schlüsselmäßig immer der mit Null zu Bezeichnende. Die èechische Seite wird das ganze bekommen. Und was wird von dem immensen Betrag, auf die Tausende von Ärzten verteilt, auf den einzelnen entfallen? Es ist also, auch wenn man ganz materiell denken wollte, vom ärztlichen Standpunkte aus - ich spreche jetzt hier als Arzt - zu verwerfen, wenn für dieses Gesetz gestimmt wird. Wenn man sich noch überlegt, daß der Arzt das erhebende Bewußtsein hat, daß er gegenüber allen Kategorien von Staatsangestellten keine Aktivitätszulage erhält, daß er keinen Erziehungsbeitrag für die Kinder bekommen darf - ja sollen wir dann gegen den Malthusianismus predigen, wenn der Staat ihn selbst züchtet? Diese Frage möchte sich das Gesundheitsministerium und das Gesamtministerium vorlegen.

Das vorliegende Gesetz ist eben wieder eines von denen, wie wir es hier gewöhnt sind, eines von den vielen, die nur provisorisch gelten werden. Es ist zusammengestoppelt und in Eile gemacht, unsystematisch, undurchdacht und unzureichend, wie alles, was bisher hier gemacht wurde. Es ist so, daß man nur das Notdürftigste ausbessert. Wir leben in einer ewigen Reparatur. Die Staatsmaschine will niemals funktionieren, da wird da und dort geflickt und es kommt nichts Ganzes und Haltbares heraus. (Posl. Matzner: Wir sind lauter Flickschuster!) Sehr wahr gesprochen. Wir würden uns an dieser Schusterarbeit beteiligen, wenn wir Abänderungsanträge stellen würden. Abgesehen davon, daß es unserer Partei bei der eigentümlichen Stellung, die andere deutschen Parteien uns gegenüber einnehmen, nicht möglich ist, alle unsere Abänderungsanträge mit der nötigen Anzahl von Unterschriften versehen hier vorzulegen, würden wir es auch deshalb nicht tun, da ja die Sache einmal abgemacht und vorläufig unabänderlich ist, bis sich die Folgen wieder herausstellen werden. Vielleicht werden wir schon in ein paar Monaten wieder darüber reden. Heute ist es unabänderlich. Das ist hier so Sitte, und der müssen wir uns fügen. (Výkøiky posl. Horpynky.) Deshalb haben wir verzichtet, erst Abänderungsanträge einzubringen.

Wir wollen aber eines den Machthabern ins Gewissen rufen. Das Volksglück steht über allem. Kein Glück des Volkes, kein irdisches Glück ohne Gesundheit, und keine Gesundheit ohne sachliche Beratung und Führung. Für dieses höchste Gut materielle Opfer zu bringen, würde tausendfach lohnen. Der Staat tut das nicht, deshalb werden wir gegen dieses Gesetz stimmen. (Posl. Horpynka: Hier sind auch Bajonette sehr hygienisch!) Gewiß, zum Stechen und zum Verwunden sind sie sehr gut.

Weil ich schon beim Worte bin, will ich nicht die Gelegenheit vorübergehen lassen, um auf Vorkommnisse hinzuweisen, die sich wieder in letzter Zeit im deutschen Gebiete dieses Staates abspielen, Wir müssen sehen, daß in unseren deutschen Städten und Orten Fremde in auffallender Tracht erscheinen, sich in Umzügen durch die Straßen bewegen, daß sie Festplätze mit staatlichen Geldunterstützungen anlegen und dort ihre Feste ab, halten, daß sie uns fremde Fahnen in großer Aufmachung aufziehen und kurzum sich gebärden, wie wenn sie die Herren wären. Unsere Bevölkerung ist so vernünftig und ruhig und hat diese Provokationen bisher ganz unbeachtet gelassen. Wir wollen von dieser Stätte aus unsere Bevölkerung nicht auffordern, daß sie diese Leute in ihrem Vergnügen stört. Im Gegenteil. Ich wünsche, daß die Èechen recht viele Feste feiern, daß sie an diesen Festen zugrunde gehen. Was wir aber nicht ungerügt und nicht ohne schärfsten Protest hinnehmen können, ist, daß an denselben Tagen die einheimische Bevölkerung, wenn sie deutsche Feste abhalten will, die deutsche Fahne nicht zeigen darf. (Výkøiky poslancù nìmecké strany národní.) Man mache entweder ein Gesetz, das die schwarz-rot-goldenen Farben als staatsgefährlich verbietet, dann werden wir 31/2 Millionen Hochverräter haben, dann werden die Kerker nicht groß genug sein, um uns alle zu fassen, uns und unsere Kinder, denn jedes Kind trägt seine schwarz-rot-goldene Knospe, wenn es sie nicht offen zeigen darf, unter dem Rocke. Sucht dann Fahnen, reißt sie überall herunter, zeigt, daß ihr die Herren seid. Oder sagt, die Deutschen sind hier Staatsbürger und haben auch das Recht, ihre Fahnen zu zeigen. Dann bedarf man es nicht mehr, da die provokatorischen Minderheiten draußen die Behörden aufputschen, daß sie auf administrativem Wege die schwarz-rot-goldenen Fahnen entfernen. Das ist ein Zustand, der eines demokratischen freiheitlich en Staates unwürdig ist und der durchaus nicht geeignet ist, das Ansehen des Staates im Ausland zu heben. Damit werden Sie keine guten Staatsbürger erziehen, das merken Sie sich. Wir von unserem Standpunkt müßten eigentlich wünschen, daß Sie in Ihrer Theorie fortfahren, daß Sie die Nadelstiche nicht aufhören lassen, daß Sie die Deutschen immer wieder daran erinnern, daß sie gequält, geknechtet und gepeinigt sind und daß sie ewig geknechtet, gepeinigt und gefoltert sein werden, so lange dieser Staat besteht. (Potlesk poslancù nìmecké strany národní.)

4. Øeè posl. Tauba (viz str. 2078 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! (Výkøiky poslancù stran socialistických a poslancù stran lidové a ¾udové.) Hohes Haus! (Trvalý hluk.)

Místopøedseda Stivín (pøevzal pøedsednictví - zvoní): Prosím o klid. Pan posl. Taub má slovo.

Posl. Taub (pokraèuje): Kollege Malík sagte in der Dezembersitzung 1922 als Referent zu dem berüchtigten Gesetze, mit welchem der Abbau der Angestelltenbezüge in Szene gesetzt wurde und der damit begründet wurde, daß eine Sanierung der Staatsfinanzen damit geplant sei, folgendes: "Ich würde wünschen, daß der Schmerz, welcher den Angestellten durch diese Operation zugefügt wird, möglichst klein und zeitlich begrenzt wäre, und ich bin der festen Zuversicht, daß er auch ein zeitlicher sein wird. Der Preissturz in der letzten Zeit und die wirtschaftliche Situation erfordern, daß mit der Herabsetzung der Gehalte der Staatsangestellten begonnen werde. Dieser Abbau soll eine weitere Herabsetzung der Preise unterstützen, und er wird zweifellos diese Aufgabe erfüllen."

Das sind die Worte, mit denen Kollege Malík jenes Gesetz einbegleitet hat, zu dem sich kein anderes Mitglied dieses Hauses als Referent hergeben wollte. Man muß sich daran erinnern und muß sich die Frage vorlegen, ob das, was Kollege Malík damals prophezeit hat und unter welchen Voraussetzungen seinerzeit an den Abbau der Staatsbeamtengehalte geschritten wurde, auch zugetroffen ist. (Posl. Hackenberg: Er hat es ja nicht ehrlich gemeint!) Zugegeben, daß das seine ehrliche Überzeugung war, Aber fragen wir uns, ob diese Voraussetzungen, von denen seinerzeit Kollege Malík ausgegangen ist, tatsächlich eingetreten sind. Ich glaube, es nicht notwendig zu haben, an der Hand von Ziffern den Nachweis zu führen, daß die Behauptungen des Kollegen Malík nicht zugetroffen sind, sondern das Gegenteil. Es wäre meiner Ansicht nach Pflicht der Koalition gewesen, schon früher dieses schwere Unrecht, das an den Staats- und öffentlich en Angestellten verübt wurde, gutzumachen. Ich kann also wohl feststellen, ohne der Übertreibung geziehen zu werden, daß sich Kollege Malík als Prophet auf volkswirtschaftlichem Gebiete nicht bewährt hat. Wir haben damals sofort Zweifel an der Richtigkeit dieser Behauptungen geäußert und laben gewußt, daß dieser Abbau der Staatsangestelltenbezüge zu nichts anderem dienen werde, als zu einem Signal für den allgemeinen Abbau der Arbeiterlöhne. Und wie recht wir gehabt haben, das haben uns schon die folgenden Wochen gezeigt, Wir werden also jetzt noch etwas kritischer die Einbegleitung betrachten müssen, die Koll. Malík zu dem neuen Gesetz gemacht hat, zu dem er wieder als Referent auserkoren wurde. Koll. Malík meint nun, überall gehe es drunter und drüber, nur wir benützen diese Zeit, um eine Vorlage zu unterbreiten, die den Charakter solider Friedensarbeit, Ruhe und Überlegung sowie des gesunden Menschenverstandes trage und die als ein Produkt der demokratischen Diskussion zu werten sei. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda inž. Dostálek.)

Solide Friedensarbeit bedeutet nach der Auffassung des Koll. Malík der Rüstungskredit für das Ministerium für nationale Verteidigung, bedeutet die Vorlage, die wir heute auf dem Tisch des Hauses bekamen, nämlich die Verlängerung der Präsenzdienstzeit, ruhige Überlegung, das sind dem Koll. Malík die Zölle und gesunder Menschenverstand, das sind die Verbrauchssteuern, ist die Kongrua. Er hat weiter gemeint, die öffentlichen Angestellten seien nicht eine Schichte, die befähigt wäre, sich in Bezug auf die divergierenden Auffassungen zu einigen und dann das Resultat als Wunsch des Ganzen vorzutragen. (Posl. Grünzner. Weil sie gespalten werden durch die Vorlage!) Ja, und weil sie noch nicht die Erfahrungen der Zollkoalition gemacht haben! Koll. Malík sagt uns weiter, daß die Grundsätze der Vorlage mit der größten Gewissenhaftigkeit verhandelt wurden, welche angemessen sei dem Umfang der vorbereiteten Gesetze. Gestatten Sie mir hiezu einige Worte. Wir sind schon daran gewöhnt, daß man zur Begründung der Anträge alle möglichen Unterlagen schafft, die den Tatsachen nicht entsprechen. Meine Herren, ich kann wohl ruhig behaupten, daß das, was uns hier als angebliche Konstatierung von Tatsachen aufgetischt wird, den Tatsachen direkt ins Gesicht schlägt. Es ist unrichtig, daß uns als Parlamentariern die Möglichkeit einer wirklichen ernsten Beratung der Staatsangestelltenvorlage gegeben wurde. Ich kann ruhig behaupten, daß mit der Beratung dieser Vorlage Komödie gespielt wurde. Sie werden sich zu erinnern wissen, daß seitens des sozialpolitischen Ausschusses zur Beratung dieser so wichtigen und umfangreichen Vorlage ein Subkomitee eingesetzt wurde. Die Verhandlungen des Subkomitees sind ein Hohn auf parlamentarische Verhandlungen. Es genügt, wenn ich feststelle, daß die Beratungen im Subkomitee über diese umfangreiche Vorlage, sage und schreibe, zwei Stunden bis zur völligen Erledigung gedauert haben. Innerhalb dieser zweier Stunden wurde die ganze Vorlage vom Referenten verlesen und sie war verabschiedet, Das nennt man hier Verhandlung im Ausschusse.


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