Pátek 11. èervna 1926

7. Øeè posl. Dietla (viz str. 1704 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Wir beschäftigen uns mit der Novellierung des Zolltarifs. Eine Reihe von Zollposten wird geändert und wir hören von einer Reihe von Rednern der Zollmehrheit bewegliche Klagen darüber, daß im Zolltarif soviele Zollposten enthalten sind, die die Zollmehrheit belasten. Sie klagen über die Höhe der Industriezölle und hätten heute, nachdem Sie die Mehrheit haben, die bequeme Gelegenheit, auch diese Zollpositionen zu ändern. Sie greifen nicht dazu, sondern begnügen sich damit, für sich selbst Zollpositionen zu verbessern, die Produkte, die Sie hauptsächlich produzieren, mit Schutzzöllen zu umgeben. Meine Damen und Herren! Auch wir haben Klage über den Zolltarif zu führen und wären auch dafür, daß eine Regelung des Zolltarifs herbeigeführt würde. Wir finden so schwere Ungerechtigkeiten in den einzelnen Zollpositionen, daß deren Abänderung schon lange anerkannt wurde, daß sich zu verschiedenenmalen die Wirtschaftsinstitutionen dafür ausgesprochen haben, daß eine Reihe von Zollpositionen geändert werde. Aber bis jetzt ist das nicht geschehen und auch im jetzigen Moment denkt man nicht daran, die schwer belastenden Einanzzölle und noch eine Reihe anderer Zölle herabzusetzen. Ich möchte nur auf Kaffee und Tee verweisen, wo für alle Qualitäten der gleiche Zoll gezahlt werden muß, gleichgultig, ob das gewaschener feiner Kaffee oder ob das der schlechteste Kaffee ist. Der Zollsatz ist gleich. Ich möchte Sie, um Ihnen so den krassen Unterschied vor Augen zu führen, daran erinnern, daß bei Uhren, die mit einem schwachen Goldrand versehen sind, der Zoll genau so 60 Kè beträgt wie bei einer schweren mit Brillanten besetzten Golduhr. Es sind da schwere Mängel im Zolltarif enthalten und darum wären wir sehr einverstanden gewesen, wenn Sie, wenn Sie schon an die Novellierung des Zolltarifs schritten, ihn einer vollständigen Korrektur unterzögen.

Wir sind selbstverständlich programmatisch Anhänger des Freihandels. So wie mein Freund und Klubkollege Pohl schon in seiner Rede hervorgehoben hat, stehen wir programmatisch auf dem Standpunkt der Zollfreiheit und wir werden auch diesen Standpunkt nicht verlassen. Die neuen Zollpositionen sind in zwei Gruppen geteilt, in die Mindestzölle, die nicht herabgesetzt werden dürfen und in die Zölle, die als Kompensationsobjekte bei Handelsverträgen benützt werden sollen. Zuerst, als die Frage der Getreidezölle überhaupt auf die Tagesordnung gekommen ist, hat man uns erklärt, das geschehe nur aus der Notwendigkeit heraus, um Kompensationsobjekte bei dem Abschluß von Handelsverträgen zu haben, um Handelsverträge mit den Agrarstaaten leichter abschließen zu können. Heute hören wir das anders. Heute hören wir die bewegliche Klage der Landwirte, die erklären, die einzige Rettung, die es für die Bauern gibt, sind die Zölle und wenn sie die Zölle nicht erhalten, so bedeute das die Vernichtung der Landwirtschaft.

Schauen wir uns einmal die Ziffern ein bischen an, ob das der Wahrheit entspricht. Schauen wir uns den Einlagenstand in den Sparinstituten an. 1919 hatten wir zusammen in unseren Sparinstituten 12 Milliarden Spareinlagen, sie sind 1925 auf 35 Milliarden gestiegen, sie haben sich also verdreifacht. Wenn Sie untersuchen, wo diese Spareinlagen liegen, so finden Sie Banken, Sparkassen, Raiffeisenkassen, landwirtschaftliche Bezirksvorschußkassen und die slovakischen Geldinstitute. Rechnen wir einmal die Ziffern in Gold um, um zu einem klaren Bilde zu kommen. In den Sparkassen waren 1914 2819 Millionen Kronen in Gold, 1925 1722 Millionen Kronen, die Einlagen in den Sparkassen in Gold gerechnet haben sich also um 38% verringert. Bei den Bezirksvorschußkassen hatten wir 1914 245 Millionen in Gold, 1925 341 Millionen, also um 35% mehr. So ist es bei den Raiffeisenkassen, so ist es bei den landwirtschaftlichen Vorschußkassen, so ist es bei allen anderen Instituten.

Versuchen wir einmal, einige Sparkassen in den landwirtschaftlichen Gebieten herauszuheben. In Laun haben sich in zwei Jahren die Spareinlagen um 18 Millionen erhöht, in Kolin sind sie von 57 auf 85 Mill. gestiegen, in Rakonitz von 54 auf 75, in Pisek von 70 auf 97 Millionen. Wenn wir in das deutsche Gebiet gehen, sehen wir dasselbe. In Postelberg, Auscha, Luditz, Braunau, Plan, Mies, Podersam, in den landwirtschaftlichen Bezirken hat sich überall der Einlagestand ganz bedeutend erhöht, und die bewegliche Klage, die hier über die furchtbaren Nöte der Landwirtschaft geführt wird, scheint doch der Wahrheit nicht zu entsprechen.

Während wir hier darüber diskutieren, welche Wirkung die Zölle ausüben werden, welchen Nutzen sie bringen, während dieser Zeit valorisiert die Spekulation der Börse bereits den Preis. Die Chicagoer Börse notierte am 4. Mai einen Weizenpreis von 167.57, der Preis ist rückläufig und erreichte am 9. Juni 164.70, bei uns war am 1. Mai der Preis 212 Kronen und am 8. Juni 226 Kronen. Bei uns ist der Weizenpreis gestiegen, an der Börse in Chicago ist er gefallen. Bei Korn ist dasselbe der Fall. In New-York am 4. Mai 98, am 9. Juni 94 Kronen, bei uns aber am 1. Mai 128 und am 8. Juni 138.50 Kronen. Die Börse valorisiert also bereits den Mehrpreis und die Landwirte werden davon keinen Nutzen haben. Die Landwirte sind nicht diejenigen, die heute als Verkäufer auftreten. Die Landwirte haben ihre Produkte bereits lange abgesetzt, insbesondere die kleinen, es kommt die Valorisierung des Preises nur den großen Grundbesitzern, den großen Produzenten und Spekulanten zugute. Wen wir uns die Wirkung der Zölle aus dem Jahre 1905 vor Augen führen, so sehen wir, daß sich die Zölle in der Preisbildung vollständig ausgewirkt haben. Wenn heute zum Trost für die Konsumenten von einer Reihe von Verteidigern der Zölle gesagt wird: "Ihr braucht keine Angst zu haben, die Preise werden sich nicht auswirken", so zeigt uns die Tatsache des Zolltarifes aus dem Jahre 1905, daß sich die Preise in einer kurzen Zeit vollständig ausgewirkt haben. Von 1900 bis 1912 ist die Indexzahl von 100 auf 135 gestiegen, also eine Verteuerung von 35%. Schauen wir uns einmal die Lebenshaltung an, wie sie heute bei den Arbeitern ist. Laut der Statistik, die vom statistischen Amt über den Haushalt in einer Reihe von Arbeiterfamilien geführt wird, ergibt sich folgender Durchschnitt: 1924 sind pro Kopf entfallen 17 kg 52 dkg Rindfleisch, 1925 ist diese Menge auf 13 kg 29 dkg gesunken. An Brot wurde pro Kopf nach dieser Statistik verbraucht im Jahre 1924 77 kg 73 dkg, im Jahre 1925 52 kg 22 dkg. Der Kartoffelverbrauch aber zeigt folgende Ziffern: im Jahre 1924 58.65 kg, im Jahre 1925 86.85 kg. Sie sehen also, der Fleischkonsum hat abgenommen, nicht deshalb, weil die Familien auf den Fleischgenuß verzichten wollten, sondern er hat abgenommen, weil die Notlage im Haushalt gezwungen hat zu sparen und ein anderes Nahrungsmittel herauszuziehen die Kartoffeln, die weniger kosten und ein größeres Volumen ergeben. Das zeigt deutlich den Weg der Entwicklung, den wir gehen, das sagt mehr als alle die Reden. Vergessen Sie nicht, daß die Zahl der Arbeitslosen steigt. Im April hatten wir ihrer 64.000, im Mai 66.000, die die Unterstützung nach dem Genter System bezogen. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich erhöht, obwohl wir in die günstigere Zeitperiode kommen, obwohl der Beginn der Bausaison und die Landwirtschaft Kräfte benötigen.

Schutzzölle bedeuten eine feindliche Absperrung aller Länder gegeneinander, sie fördern die Bildung von Kartellen und Trusts in jedem Lande und führen zur Aushungerung der Volksmassen durch eine verschärfte Teuerung. Wir spüren daß die Krise, die sich von Tag zu Tag verschärft, uns alle wieder schwer trifft. Wenn wir unsere Handelsstatistik einer eingehenden Prüfung unterziehen, sollte uns angst und bange werden, welche rüchläufige Bewegung diese Bilanz zeigt. Während wir früher gewohnt waren, hohe Ausfuhrüberschüsse zu erzielen, vermindert sich diese Menge von Monat zu Monat und mit knapper Mühe waren wir imstande, in den ersten 4 Monaten einer Überschuß in der Handelsbilanz von 180 Millionen Kronen zu errechnen. Wie lange sich das noch halten wird? Wir wissen nicht, wann sich diese Ziffern in ihr Gegenteil verwandeln werden, wir haben heute schon Monate, wo der Geldwert der Einfuhr größer ist als jener der Ausfuhr, haben heute schon passive Monate, Monate, die unseren Zollfreunden warnende Beispiele sein sollten. Denn glauben Sie, daß das, was wir hier tun, die Absperrung und die Unmöglichkeit der Einfuhr von Produkten aus Agrarländern, all das werde ohne Antwort bleiben? Es wird Widerhall finden, wie wir den einen den Weg zu uns absperren, so werden uns die anderen den Weg zu ihnen absperren. Unsere Industrieprodukte werden schwerer draußen in der Welt einen Absatz finden, namentlich in den Ländern, die unser natürliches Absatzgebiet darstellen. Wir werden nicht imstande sein, die Mengen abzusetzen, die Krise im Innern des Landes wird sich verschärfen, wird immer schärfer und schwerer auf uns lasten und schließlich und endlich werden die wenigen Beträge, die wir ans den Zöllen einnehmen, nicht genügen, um unsere Landwirtschaft aufrecht zu erhalten, wir werden auch Gefahren der Finanzwirtschaft entgegensehen.

Was sagen eigentlich die Wissenschaftler zu der Frage der Zölle? Lujo Brentano, einer der bekanntesten Nationalökonomen sagt: "Was ist der Zweck des Getreidezolles? Er soll den Getreidepreis steigern. In dem Maße, in dem dieser Zweck erreicht wird, steigt die Geldrente, welche der Boden abwirft. Der Minimalpreis des Bodens aber ist gleich der Geldrente, die er abwirft, kapitalisiert mit dem herrschenden Zinsfuß. Entsprechend der gesteigerten Geldrente steigt als der Bodenwert. Der Landwirt, der dann sein Grundeigentum verkauft - und je höher er verschuldet war, desto größer ist für ihn die Versuchung, zu verkaufen - hat, wenn er sich von weiteren Landwirtschaftsbetriebe zurückzieht, vom Getreidezoll allerdings großen Nutzen. Er wird von aller Not befreit und macht noch darüber einen Vermögensgewinn. Allein der Getreidezoll soll ja nicht denen helfen, die sich aus der Landwirtschaft zurückziehen, sondern denen, die dabei bleiben". Hier ist also in geradezu klassischer Weise die Nutzlosigkeit der Schutzzölle für die landwirtschaftliche Produktion dargelegt. Den größten Nutzen ziehen aus der gestiegenen Bodenrente diejenigen, die sich von der Landwirtschaft zurückziehen. Lujo Bretano kommt zu dem Schusse, daß nur diejenigen von den Getreidezöllen Nutzen haben, die die Absicht haben, die Landwirtschaft aufzugeben und ihren Grund zu veräußern.

Professor Sering sagte in der deutschen Agrarenquete: "Man kann der Landwirtschaft nicht helfen, indem man der konsumierenden Bevölkerung Mittleuropas durch Erhöhung der Brotgetreidepreise und durch höhere Zölle die Lebenslage weiter verschlechtert". Es sei die Aufgabe, nicht der Landwirtschaft durch höhere Zölle zu helfen, sondern ihre Produktionskosten zu vermindern.

Der deutsche Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Graf Kanitz sagt: "Die Landwirtschaft habe keinerlei Interesse an den hohen Preisen für Getreide, sondern nur daran, daß die Preise für ihre Erzeugnisse zu denen der Produktionsmittel in richtigen Relationen stünden".

Das sagen die Wirtschaftler. Unsere Landwirte müßten eigentlich ihre Kräfte darauf konzentrieren, auf diesem Wege die Landwirtschaft wieder zu Blüte und größerem Ertrag zu bringen. Es ist heute schon von Holland gesprochen werden. Die holländische Landwirtschaft hat sich in einer schweren Krise befunden und wenn sie sich nicht rechtzeitig umgestellt hätte, wäre sie untergegangen. Aber die holländischen Landwirte hatten Beweglichkeit, sie hatten begriffen, worum es ging und haben es verstanden, sich eine Organisation aufzurichten und sich in der Produktion umzustellen, so daß heute die Landwirtschaft dort zu den bestentwickelten gehört, wie überhaupt in den nordischen Staaten die Landwirtschaft am höchsten entwikkelt ist. Wenn aber unsere Landwirte nicht versuchen, denselben Weg zu gehen, wenn unsere Landwirte nicht ebenfalls die Zeit erkennen und versuchen, nicht durch Zölle eine höhere Einnahme zu erzielen, sondern durch Verringerung der Produktionskosten, durch Verbesserung ihres Bodens, so ist ihnen nicht zu helfen, so werden sie ganz einfach nicht imstande sein, von ihren Erträgnissen leben zu können. Wo bleibt das Landwirtschaftsministerium? Warum greift es nicht ein und versucht es nicht fördernd miteinzutreten? Überall in allen Staaten, wo Arbeitslosigkeit herrscht, wo das Problem der Versorgung im Vordergrunde steht, wo nicht so viel produziert als gebraucht wird, in all diesen Staaten beschäftigt man sich damit, wie man eigentlich die Produktion steigern könnte. Unser Landwirtschaftsministerium scheint von der Frage des gartenbaumäßigen Getreidebaues noch nichts gehört zu haben. Warum wird nicht auch bei uns versucht, im gartenmäßigen Getreidebau zumindest den Versuch zu machen, wie weit sich das bewährt und welche Resultate man dabei erzielen kann? Die Verfechter dieses Gedankens erklären, daß es möglich sei, auf diese Weise einen Hektarertrag von 40 bis 50 q zu erzielen. Sie erklären weiter, daß eine Familie mit 2 ha vollauf beschäftigt wäre und daß die Familie damit auch ihr Auskommen finden könnte. Es könnte damit zum Teil das Problem der Arbeitslosigkeit gelöst werden, es könnte damit auch die Produktion gesteigert werden und wir könnten schließlich damit Ersparnisse in der Einfuhr machen. Welche ungeheuere Mengen müssen wir einführen! Wir haben im Jahre 1925 16.000 Waggons Weizen, 17.000 Waggons Roggen, 24.000 Waggons Weizenmehl und 3000 Waggons Roggenmehl eingeführt, also unerhörte Mengen, die notwendig waren, um unsere Bedürfnisse zu decken. Könnten wir nicht durch eine Steigerung der Produktion im Inlande selbst dazu kommen, unseren Bedarf zu decken? Unsere Landwirtschaft umfast 42% des Bodens. Wir wären sicher imstande, unseren Bedürfnisse selbst decken zu können, wir könnten soviel produzieren, oder zumindest den größten Teil dessen produzieren, was wir im Inlande selbst brauchen. Aber je geringer das Einkommen, umso größer der Anteil der Ausgaben für die notwendigen Lebensmittel. Das ist eine alte Erkenntnis und ich will wieder auf die Statistik des staatlichen Amtes zurückgreifen und sagen, daß bis zu 80% des Lohneinkommens für Nahrungsmittel verbraucht werden und daß nur höchstens 20 bis 25% in den Arbeiterfamilien für andere Bedürfnisse übrig bleiben.

Daß nun der Arbeiter versucht, auch durch eine wirtschaftliche Organisation sich zu helfen, und leichter in den Genuß der Bedarfsgüter zu kommen, ist eine Selbstverständlichkeit. Aber das, was den Landwirten sehr recht und willkommen ist, das verurteilen und verdammen sie bei den Arbeitern. Wir haben heute und in der Debatte wiederholt böse Worte gegen unsere Konsumentenorganisationen gehört. Uns verübelt man es, daß wir es versuchen, auf diesen Wege auch unsere Wirtschaft zu verbessern. Anstatt zu versuchen, daß eine Verwertung der Produkte vom Produzenten zum Konsumenten herbeigeführt wird, anstatt zu versuchen, die Parasiten auszuschalten und den Zwischenhandel zu beseitigen, anstatt zu versuchen, daß die Landwirte mit uns Gemeinsamkeit suchen und auf diesem Wege zum vollen Werte ihrer Produkte kommen, machen Sie das Gegenteil. Die Herren Sekretäre des Bundes der Landwirte ziehen draußen in den Ortschaften herum und sagen den Mitgliedern der Partei, sie müssen aus den Konsumvereinen austreten, widrigenfalls sie ausgeschlossen würden. Wir sehen es in den landwirtschaftlichen Blättern, die die Landwirte auffordern, den Konsumvereinen die Lokalitäten zu kündigen, ihnen die Errichtung von Verkaufsstellen unmöglich zu machen. Wir sehen, daß eine Verfolgungswut bei diesen Leuten besteht, um die kleinen Ansätze unserer wirtschaftlichen Organisationen zu vernichten. Ja, meine sehr Verehrten, auf diesem Wege werden die Landwirte unsere Entwicklung nicht aufhalten, sie werden sich aber selbst dabei auch nicht nützen. Es wäre nur recht und billig, wenn auch auf dieser Seite einmal die Vernunft so weit gehen würde, daß sie Notwendigkeiten, die sich naturgemäß ergeben, Rechnung trägt. Sie klagen darüber, daß die Viehpreise zu niedrig sind, daß sie für das lebende Vieh einen so kleinen Preis bekommen und das Fleisch so teuer bezahlen müssen. Sie klagen, daß der Zwischenhandel sie ansauge, daß er eigentlich derjenige sei, der den großen Nutzen hat und Sie selbst verbinden sich mit dem Zwischenhandel. Sie stützen und schützen diesen Zwischenhandel, anstatt den Weg zu suchen, der der direkte zwischen Produzenten und Konsumenten wäre. Man begreift schwer die Politik, die unsere Landwirte treiben. Sie jammern auf der einen Seite und klagen über Not und auf der anderen Seite verrammeln Sie jeden Weg, der ihnen einen vollen Ertrag Ihrer Produkte bringen könnte. Ein landwirtschaftlicher Betrieb, der allen Anforderungen der Ackerbauwissenschaft genügt, ist vielleicht heute einer der schwersten Betriebe geworden, der an die wissenschaftliche Ausbildung seiner Leitung die größten Ansprüche stellt. Man kann vielleicht sagen, daß die Landwirtschaft heute den kompliziertesten Teil der chemischen Industrie darstellt. In keinem kapitalistischen Lande werden die Anforderungen, die an einen landwirtschaftlichen Betrieb zu stellen wären, wirklich erfüllt. Überall bleibt die Produktion hinter der Produktionsfähigkeit eines wirklich rationell eingerichteten Betriebes zurück.

Die Erhöhung der Bodenpreise und der Preise für Nutzvieh erschwert dem landwirtschaftlichen Arbeiter und dem Kleinbauer die Erwerbung von Grund und Boden und die Erweiterung ihres Besitztums, sie erleichtert die Konzentration des Bodens im Besitze des Großbauern und Großgrundherren. Wir sehen also hier, daß den Lohnarbeitern immer auch in der Landwirtschaft der Weg zur Selbständigkeit abgeschnitten wird, der Weg, zum Erwerb von Grund und Boden durch die Politik, die heute von den Landwirten getrieben wird. Wir sehen, daß die Wirkung, die die Zölle ausüben werden, in furchtbarer Weise in jedem Arbeitshaushalt sich äußern wird. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda inž. Dostálek.)

Wie es heute wiederholt gesagt worden ist: wenn Sie den Plan durchführen, wenn Sie darauf beharren, daß die Zölle zum Gesetz werden, so werden sich als notwendige Folge neue soziale Kämpfe ergeben. Die Arbeiter und die Lohnempfänger werden nicht imstande sein, mit ihrem Einkommen die erhöhten Kosten zu decken, sie werden den natürlichen Weg betreten müßen, zu versuchen, höhere Löhne zu erreichen, um den höheren Anforderungen, die an sie bezüglich der Preise gestellt werden, auch entsprechen zu können. Sie werden soziale Kämpfe schwerer Natur heraufbeschwören, Erschütterungen, aber alles nur um des kleinen Vorteils willen, der eigentlich kein Vorteil für Sie sein wird. Glauben Sie nicht, meine Herren, wenn da bezüglich der Slovakei Klage geführt worden ist, wenn da gesagt wird, daß man dort nicht imstande sei, die Produkte zu verwerten, daß die Zölle das Mittel sein werden, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, diese Produkte zu verwerten! Andere Wege müßten Sie beschreiten, Sie müßten versuchen, durch Tariferleichterungen Ihre Waren in die Industriegebiete, in die Gebiete zu bringen, wo diese Waren gebraucht werden, Sie müßten versuchen, auf anderem Wege Ihre Produkte dahin zu bringen, wo sie auch verwertet werden können. Nicht dadurch, daß Sie durch Zölle höhere Einnahmen zu erzielen suchen, werden Sie Rettung finden. Die Versuche werden ins Gegenteil umschlagen. Ein Teil der Landwirtschaft wird im Faulbett der Zölle es gar nicht notwendig haben, eine Intensivierung des Bodens herbeizuführen, ein Teil der Landwirtschaft, und zwar die großen Betriebe, die abgeben, werden den Nutzen von den Zöllen allein haben, die kleinen aber, wie das meine Freun de Pohl und Schweichhart bereits ausgeführt haben, werden keinen Gewinn von den Zöllen haben, sie werden an ihnen so schwer zu tragen haben, wie die Arbeiter und Lohnempfänger, sie werden nicht imstande sein, mit ihren geringen Erträgnissen den ganzen Bedarf für ihren Haushalt zu decken, sie werden als Käufer, als Konsumenten auftreten müssen und werden die Zollpreise in den Produkten, die sie einkaufen, ebenfalls mitbezahlen müssen. (Potlesk nìm. soc.-demokratických poslancù.)

8. Øeè posl. Hodmy (viz str. 1711 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Es waren die Herren Vertreter der zollfeindlichen Parteien, die in ihren Reden besondere Sorge um das Gedeihen der Landwirtschaft durchblicken ließen. Wir freuen uns der Unterstützung dieser Kreise, da uns wiederholt das Herauskommen dieser Herren auf das Dorf in sichere Aussicht gestellt wurde, wohl doch nur zu dem Zweck, um unsere ehrliche Arbeit kennen zu lernen. In der Erkenntnis, daß wir in unseren Dörfern die unser harrende Arbeit mit den uns zur Verfügung stehenden wenigen Arbeitskräften nicht zu bewältigen imstande sind, werden diese fürsorglichen Herren hoffentlich auch die derzeit gezwungen feiernden Arbeitskräfte mit hinausbringen. Mit deren Hilfe sind wir dann sicher imstande, ein gutes Stück Arbeit vorwärtszubringen. Dadurch erst wäre eine Intensivierung unserer Produktion sichergestellt und könnten wir dann an einen langsamen Wiederaufbau der derzeit der gänzlichen Verschuldung zueilenden Landwirtschaft glauben. Der Schutz für unsere Produktion aller Art ist die Lebensfrage der Landwirtschaft. Die sogenannte Bereicherung und Entschuldung der deutschen Landwirtschaft während des Krieges und nach ihm war nur ein Truggebilde. Die Inventarverkäufe brachten wohl Mittel, die Gott sei Dank zur Deckung der Schulden verwendet wurden. Die Kriegsanleiheeinlösung und die Vermögensabgabe im Verein mit den ins ungeheurliche ansteigenden Steuervorschreibungen, welch letztere besonders dem leicht zu erfassenden Mittel- und Kleinbesitz mit besonderem Vergnügen im schärfsten Maße zuteil wurden, brachten es sehr bald zustande, daß diese angebliche "Bereicherung" in kürzester Zeit wieder abgebaut wurde. So rasch, daß die Landwirtschaft bis zum heutigen Tage schon wieder mit über fünf Milliarden verschuldet erscheint.

Unser Ruf nach Schutz der ländlichen Arbeit verhallte ungehört. Die wenigen Ersparnisse gingen verloren und es zog die Unrentabilität der Wirtschaft die neue Verschuldung nach sich. Unter diesen Verhältnissen leidet nicht nur die Landwirtschaft. Die arg verminderte Kaufkraft fühlt mit das Gewerbe, der Arbeiter und die Industrie. Zahlen die Landwirtschaft betreffend hörten wir schon zu Tausenden. Nur zwei Gruppen will ich herausgreifen. Noch vor wenigen Jahren standen die ländlichen Sparkassen bei den verschiedenen Zentralverbänden zu annähernd 80% im Einlagenstand. Heute stehen die angeschlossenen Kassen zu annähernd 90% und darüber im Darlehensstand. Der Zentralverband deutscher landwirtschaftlicher Genossenschaften für Mähren zahlte im Laufe des heurigen Jahres annähernd 18 Millionen Kronen mehr aus an Abhebungen und Darlehensgewährungen gegenüber den erfolgten Einlagen. Beim Zentralverband deutscher landwirtschaftlicher Genossenschaften für Böhmen in Prag vergeht seit den letzten Monaten fast kein Tag, an welchem die Abhebungen die Einlagen nicht um viele Hunderttausende übersteigen würden. Unter den derzeitigen Spareinlegern finden wir größtenteils nur mehr unsere Wirtschaftsgehilfen und Kleinbesitzer, welch letztere nur durch ihre verbilligte Regie noch zur Not unter äußerster Anspannung ihrer und ihrer Kinder Kräfte kleine Ersparnisse machen können.

Wer diese Zeichen ehrlich deuten will, muß zugestehen, daß die Widerstandskraft des Landes zu erlahmen beginnt.

Schutz deshalb auch dieser ehrlichen Arbeit, wenn nicht die ganze Volkswirtschaft zusammenbrechen soll. Und wie sieht es mit diesem Schutz in diesem Staate derzeit aus? Der Weinbau ist bereits zu Tode geschützt, der Gemüsebau ist in vielen Gegenden nur mehr für Gründungszwecke möglich.

Der Rübenbau ist so beschützt, daß der Konsumzuckerpreis trotz des Sinkens des Rohproduktes, der Zuckerrübe, von 28 auf 14 Kronen, sogar steigen muß. Das Getreide genießt dadurch Schutz, daß Preise festgelegt werden, die nicht einmal die Gestehungskosten decken. Den größten Schutz genießt die Viehzucht. Um sie nicht zu schädigen, kauft man dem heimischen Landwirt überhaupt kein Vieh mehr ab, führt fleißig aus dem Ausland ein, damit hier die Ställe schön voll bleiben. (Posl. Wünsch: Gar so dürfen Sie doch nicht übertreiben!) Gehen Sie hinaus und schauen Sie die Sache einmal an. Allenfalls kann diesem Überfluß dann infolge der klaglosen Handhabung der veterinärpolizeilichen Vorschriften durch miteingeführte Seuchen begegnet werden. Der Flachsbau bedarf keines Schutzes! Die Flachsbauern sind scheinbar in der glücklichen Lage, über derartige Bodenqualitäten zu verfügen, daß sie jedes andere landwirtschaftliche Produkt mit garantiertem Ertrag zu bauen vermögen. Dieser schwächste Produktionszweig, diese erschwerteste Erwerbsmöglichkeit, diese genügsamsten Menschen unter uns Landwirten und ländlichen Arbeitern müssen in ihrer Existenz preisgegeben werden, um die heimische Industrie zu schützen. (Výkøiky komunistických poslancù.) Über 290.000 Spindeln von den 300.000 im alten Österreich befinden sich in diesem Staatswesen. Diese Industrie, die angeblich mit unserem Flachsprodukt nicht arbeiten kann, muß geschützt werden. Der Flachsbauer und der auf den Flachsbau angewiesene Arbeiter wird geopfert. Der Flachs bekommt keinen Schutzzoll. Die Friedensanbaufläche erreichte ein Höchstausmaß von 59.000 ha. Dieser blühende Flachsbau verfiel von Jahr zu Jahr. Die Anbaufläche sank bis auf 14.000 ha im Jahre 1917. Im Jahre 1925 wurde eine Anbaufläche von 25.000 ha erreicht, um heuer wieder auf annähernd 20.000 ha zurückzugehen. Weiter andauernde Unrentabilität des Flachsbaues wird diese Anbaufläche noch weiter einschränken. Die jetzt schon bemerkbare Umstellung auf den in den Flachsbaugebieten unrentablen Getreidebau mit den Erträgen von 8, 10 und höchstens 12 q pro ha führt zur unvermeindlichen Verarmung und Verelendung dieser Gebiete. Diese wackeren Pioniere der Arbeit auf kärglichstem Boden haben doch auch Anspruch auf Schutz ihrer Arbeit, der ihnen vom Staat und von der Allgemeinheit in vollstem Maße zuteil werden muß. (Hluk.) Der Staat selbst hat die Pflicht, erster und bester Konsument der aus dem heimischen Flachs erzeugten Produkte zu werden. Die auf Kosten des ungeschützten Flachsbaues geschützte Leinenindustrie gibt den bisher geübten Boykott des heimischen Produktes auf und sorgt mit für Absatzmöglichkeiten des überflüssigen Brechflachses im Ausland. Der Förderung und Veredelung unseres Flachsbaues und der Flachsverarbeitung gewähren die zuständigen Staatsbehörden durch zur Verfügungstellung von Mitteln an die Landeskulturräte aus den Zollerträgen die größtmögliche Förderung. Der genossenschaftlichen Verwertung und Verarbeitung wird möglichste Förderung durch tarifarische Maßnahmen, sowie Steuererleichterungen zuteil. Und nicht zuletzt hilft auch die Allgemeinheit durch Verwendung von Leinenwaren, die scheinbar wohl teuer, infolge ihrer Dauerhaftigkeit jedoch die billigeren sind. Erst bei Erfüllung dieser von den Flachsbauernorganisationen schon seit Jahren erhobenen Forderungen wird auch dieses heute ungeschützte Produkt wenigstens zum Teil geschützt, sodaß auch eine weitere Verelendung der Bewohner der Flachsbaugebiete hintangehalten wird.

Viel wurde heute auch von einer Teuerungswelle gesprochen, trotzdem kein Grund hiezu vorliegt, da eine Steigerung der Lebensmittel infolge der Einführung der Zölle nicht notwendig ist. Diese Steigerung hat der unreelle große Zwischenhandel zu tragen und dadurch von seinen Riesengewinnen abzugeben, die er während der Preissenkung unserer Produkte ohne Arbeit mühelos anzusammeln vermochte. Diesen Gewinnen des internationalen Zwischenhandels muß durch die Schaffung eines arischen Großkapitals entgegengetreten werden, welches mit Erfolg den Kampf gegen das internationale Kapital aufzunehmen vermag. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Slavíèek.)

Wir Vertreter des im Bunde der Landwirte organisierten deutschen Landvolkes finden uns bei der Bereinigung der Frage der landwirtschaftlichen Zölle mit den deutschen Gewerbetreibenden und Christlichsozialen, sowie unseren ungarischen Freunden an der Seite der èechischen bürgerlichen Parteien, um diese Existenzfrage der Landwirtschaft in günstigem Sinne zu beeinflussen und endlich auch der Landwirtschaft den lang entbehrten Schutz ihrer Arbeit zu sichern. Seit Jahren schon zu Verrätern an unserem Volk gestempelt, rechnen uns heute gewisse Volkskreise, bezw. deren Führer, bar jeder vernünftigen und ehrlichen Erwägung, unser Verhalten in der Zollfrage als neues Verbrechen an. Und doch ist unsere Stellungnahme in dieser Frage klar vorgezeichnet. Ein Volk, das ruhig zusieht, wie seine Landwirtschaft Schritt um Schritt dem Abgrund zugedrängt wird und nicht mithilft, bei der Sicherung der Existenzgrundlagen seines sichersten Rückhalts, wird mit dem Untergang seiner Landwirtschaft mit in den Abgrund gerissen.

Unsere Prüfungszeit ist noch nicht vorüber. Noch immer beherrscht der Siegesrausch die Sinne weiter Kreise der verantwortlichen und unverantwortlichen Machthaber, die nur in der Unterdrückung und in der Vergewaltigung der übrigen Völker das Heil ihres Staates erblicken. Der drohende Zusammenbruch der gesamten Volkswirtschaft wird sie hoffentlich nicht zu spät aus ihrem Sinnenrausch erwecken. Noch immer finden sich Schlagwortritter, die ehrliche Arbeit schänden. Unentwegt wollen wir trotz allem den betretenen Weg ehrlicher Arbeit für unser Volk weiter verfolgen. (Potlesk.)


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