Pátek 2. øíjna 1925

Wir möchten weiterhin in Angelegenheit des deutschen Amtsblattes des Schulministeriums doch um eine Remedur ersuchen. Angeblich als Ersparungsmaßnahme ist die Ausgabe der offiziellen Übersetzung eingestellt worden. Als notdürftiger Ersatz, als reines Geschäftsunternehmen ist von der staatlichen Verlagsanstalt eine Übersetzung herausgegeben worden. Die Gemeinden wurden aber verpflichtet, die èechische Ausgabe als Pflichtausgabe zu abonnieren, ob der Lehrer es versteht oder nicht, die deutschen Übersetzungen müssen extra bezahlt werden. Wir verlangen wieder die Ausgabe eines offiziellen Amtsblattes, umsomehr als das Sprachengesetz selbst für die Schulverwaltung Ausnahmsbestimmungen vorsieht und es hier bei dem Vorwand der Ersparung doch nur an gutem Willen zu fehlen scheint. Wir verlangen weiters, daß in die Abbaukommission des Schulministeriums auch deutsche Vertreter kommen. Heute, sechs Jahre nach dem Umsturz, dürfen solche Sachen nicht mehr von den staatlichen Behörden gemacht werden, weil dann der berechtigte Vorwurf der Unobjektivität, ja der Vergewaltigung, sehr nahe liegt.

Auf dem Gebiete des Hochschulwesens sei mir die Frage erlaubt, wie es mit den Neubauten für die deutschen Hochschulen in Prag und anderswo aussieht. Wir haben vor zwei Jahren bei der Schuldebatte sehr ausführlich auch über die sich daran knüpfende Hamletfrage gesprochen. Wir müssen aber leben, unsere Institute müssen weiter bestehen. Wie schaut es mit der deutschen Ohrenklinik Piffl aus, wie mit der Kinderklinik Langer? Es ist das ein Skandal, ein Kulturskandal sondergleichen, der seit Jahren dort zu beobachten ist: ganz unzulängliche Räumlichkeiten, unmögliche Operationssäle, ganz unzulängliche Dotationen; so schaut es aber auch in den Instituten und Seminarien aus. Warum bleiben Dutzende von Professorenstellen an den deutschen technischen Hochschulen, besonders an der Prager Hochschule, unbesetzt? Soll dies vielleicht eine Vorbereitung für die Zusammenlegung der beiden Hochschulen auf kaltem Wege sein? Wir wünschen, daß diesen Ernennungen endlich einmal nahe getreten werde. Bezüglich der Professorenberufungen aus Deutschland und Österreich sage ich folgendes: Unsere deutschen Hochschulen können nur existieren durch den innigsten Kontakt und bei intensivster Wechselbeziehung zum gesamten deutschen Hochschulwesen. Das ist das Hochschulwesen einer Kultur, das hat mit Irredenta und Nichtirredenta gar nichts zu tun. Auf slavischer Seite, wo doch eine Reihe sehr verschiedenartiger slavischer Kulturen vorliegt, wird auf den stärksten Zusammenschluß auch ex officio gedrängt. Wir ersuchen insbesondere, daß bei der Berufung reichsdeutscher Gelehrten der Polizeigeist ausgeschaltet werde.

Wir haben eine deutsche Musikakademie, die nicht leben und nicht sterben kann. Sollen wir wieder das alte Lied von der Auflösung des Konservatoriums singen? Wir bitten dringendst, daß dieser Musikakademie - wir haben keinen anderen Ersatz - die staatlichen Mittel wenigstens zur notdürftigsten Fristung des Lebens gewährt werden.

Wir haben als höchste Krönung unseres wissenschaftlichen Lebens unsere deutsche Gesellschaft der Wissenschaften und Künste. Warum hat das Ministerium für Schulwesen dem ausgesprochenen Wunsche dieser gelehrten Gesellschaft nach Erhebung zur Akademie nicht schon Folge gegeben? Warum soll auch eine so rein kulturelle Sache zum Gegenstand des politischen Schachers heruntergewürdigt werden?

Ich schließe und fasse meine Ausführungen in den Satz zus ammen: Es wird in rasender Eile getrachtet, alles, was noch notwendig erscheint, schnell unter Dach zu bringen, solange die internationale Situation dazu günstig erscheint; auch das Vorgehen gegen unses deutsches Schulwesen erscheint uns als ein Teil dieser rasenden Eile. Die rasende Fahrt des Wagens stößt aber immer häufiger rechts und links auf harte Prellsteine. Eine rasende unbedachte Eile verliert die Herrschaft über den Wagen und kann auch in den Abgrund führen. (Souhlas a potlesk na levici.)

6. Øeè posl. Deutschové (viz str. 1023 tìsnopisecké zprávy):

Verehrte Frauen und Herren! Es scheint mir ein böses Vorzeichen zu sein, daß bei der diesjährigen Spezialdebatte zum Budget die Kapitel Finanzen und Kultur in einem abgeführt werden, denn wo die Finanzen beginnen, hört die Kultur auf. Es wurde bereits in den letzten Tagen hier im Hause vieles vorgebracht, was zum Kapitel Kultur zu bemerken wäre. Ich will nichts von dem wiederholen, was die Redner unserer Partei anläßlich der letzten Schuldebatte hier vorgebracht haben. Wir haben damals der Regierung unsere Klagen und unsere Kritik gesagt, Klagen über die Verständnislosigkeit, mit der in diesem Staate ein Ressort verwaltet wird, das eines der wichtigsten ist, Kritik an den Maßnahmen, die nicht nur unser gesamtes Kulturleben schwer gefährden, sondern auch in sozialer Hinsicht ihre volksfeindliche Schädlichkeit erweisen werden, da sie sich am verderblichsten zuerst unter den proletarischen Schichten auswirken werden. Ich will Ihnen heute nicht mit Zahlen aufwarten; in den letzten Tagen wurde auf diesem Gebiet soviel mit Zahlen operiert und immer hörte man es anders. Die offiziöse Statistik hat uns mit ihrer Schönfärberei nicht täuschen können, und so können uns auch die Ziffern des Budgets, zu deren Richtigkeit wir kein Vertrauen haben, nicht blenden. Was bedeutet auch die minimale Steigerung einer verhältnismäßig geringen Summe für Volksbildung und Volkserziehung im Vergleiche zu den Milliardenausgaben für andere, unproduktive Zwecke? Steht doch beispielsweise die Vernachlässigung der Methoden der Volksbildung in schreiendem Gegensatz zur Vervollkommnung der militaristischen Methoden.

Wenn wir heute das Schulwesen unseres Staates betrachten, so müssen wir ehrlich sagen, daß wir im großen und ganzen durchaus nicht weiter halten, als wie vor dem Kriege. Was insbesondere unsere deutschen Schulen anbelangt, so sind wir um ein tüchtiges Stück hinter das Jahr 1914 zurückversetzt worden, was ja in den Absichten der Mehrheit dieses Hauses liegt. Diese Tatsache bleibt bestehen trotz aller Dementis des Herrn Schulministers und aller Zahlenjongleurkunststücke des Herrn Lukavský.

Uns ist der Kampf gegen die schulverderberischen Anschläge von Regierungsseite nichts Neues. Wir haben im alten Österreich mit den Regierungen uns herumstreiten müssen, wir haben uns dort aber auch wiederholt mit jenen Parteien herumschlagen müssen, die damals das Staatsruder in Händen hielten und die aus profitgierigen, ausbeuterischen und vor allem auch aus nationalistischen Gründen gegen ein Zuviel der Schulbildung des Proletariates auftraten. Damals waren dieselben Einflüsse am Werk, gegen die wir uns heute wenden, mit derselben Schärfe, mit der wir es damals getan haben. Das Bild der Parteien, die uns in diesem Kampfe heute gegenüberstehen, hat allerdings seltsam gewechselt gegen damals. Aber das Spiel der Interessen ist dasselbe geblieben, nur der Nationalismus hat seine Farben gewechselt.

Im alten Österreich wurde schwer am Schulwesen gesündigt, Sie aber wollen diese Sünden verewigen und neue Generationen damit belasten, so eifervoll und unbarmherzig, wie der Gott des alten Testaments, der die Sünden der Väter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied.

Vor dem Kriege war die geistige Vernachlässigung der Menschen groß. Ich frage Sie nun: Hat die Revolution nicht auch den Sinn gehabt, die Fesseln zu zerreißen, die man dem Geiste der Menschen anlegte? Hat sie nicht auch den Inhalt gehabt, die Grundlage zu schaffen für die Erhebung des Proletariates aus geistiger und physischer Kenchtschaft, nicht auch den Zweck, die Bahn frei zu machen für alle Bildungsmöglichkeiten des Volkes, für alle Begabungen im Volke den Weg frei zu geben, den der Geldsack bis dahin versperrte? So faßten wir den Sinn des Umsturzes auf. Nicht nur nationale Erhebung, sondern auch soziale und geistige Erhebung sollte er bringen. Comenius und Hus - das waren die großen Namen, die man beim Umsturz aus der Verga ngenheit holte und der neuen Zeit vorantrug. O, man hat die Namen dieser Heroen des Geistes zu schnell abgenutzt und sie bald wieder in den Winkel gestellt. Es ist gut, große Männer zu haben, mit deren Namen man zu gelegenen Zeiten prunken kann. Aber ihre Worte in Werke umzusetzen, ihre Lehren in Taten und ihre Gedanken zum Allgemeingut des Volkes werden zu lassen, das wäre eine zu große Verpflichtung der Mächtigen dem geringen Manne gegenüber. Und so kommt es, daß in unserem Kulturleben sehr wenig zu spüren ist vom Weltgeist eines Comenius oder von Husens Kampf gegen die römische Kirche.

Die Schule ist auch in der Republik geblieben, was sie war: ein Klasseninstitut, und nirgends tritt dieser Klassencharakter der Schule mehr in Erscheinung, als bei der Volksschule. Die Verewigung des vor dem Kriege bestandenen Zustandes unseres Volksschulwesens ist leider eine traurige Tatsache. Die Signatur der Volksschule im alten Österreich waren ihre überfüllten Klassen, die Herrschaft des Katecheten, der schlechtbezahlte und notleidende Lehrer, die zum Zölibat verurteilte Lehrerin, deren Mutterinstinkte verkommen mußten. Der Drill, die Massendresur und der Prügelstock: das waren die Handwerkszeichen der Volksschule. Den Lehrer, dem man die Hochschulbildung verweigerte und eine unerhörte Unterrichtslast aufbürdete, machte man zum Stundenhandwerker. Herr Minister, oh, er ist leider nicht da, daß er mir auf meine Frage Antwort geben könnte: was hat sich auf diesem Gebiete geändert? Ist nicht die Norm der Schülerzahl 60 bis 75 in einer Klasse? Ist die Trennung der Kirche von der Schule durchgeführt? Gehört der Lehrer nicht auch heute noch zu den schlechtest besoldeten und mit Arbeit überbürdetsten Angestellten des Staates? Wo bleibt die Reform der Lehrerbildung? Droht den weiblichen Staatsangestellten nicht wieder das Zölibat? Hat sich in der demokratischen Republik, die das Unterrichtsministerium mit ganz kurzen Unterbrechungen in die Hände von sozial-demokratischen Ministern legte, an dem Klassencharakter der Volksschule etwas geändert? Ist in dem Aufbuu der Schulorganisation bis heute das sozialistische oder auch nur ein demokratisches Erziehungsideal verwirklicht? Nein! Wir finden nicht einmal jene Pläne verwirklicht, die bürgerliche Schulreformer von einer zeitgemäßen Bildungspflege durch die Schule entworfen haben und die anderwärts bereits zum Teil durchgeführt werden. Wenn wir irgendwo von Reformbestrebungen und Reformen hören, so sind sie einzig und allein der Initiative einzelner Lehrer zu verdanken, die sie ohne oder trotz des statlichen Einflusses durchsetzten.

Im Wesenskern ist die Schule unverändert geblieben. In ihrem Aufbau ist sie die Klassenschule geblieben, die sie war. Hier Volksschule und Bürgerschule für die Armen, dort Mittel- und Hochschule für die Reichen, und nichts wurde in diesen sechs Jahren geschaffen, was den Übergang von der Bürgerschule zur Mittelschule erleichtern und den Minderbemittelten und Unbemittelten den Mittelschulbesuch ermöglichen könnte. Die Mittelschulreform ist in den Beratungskörpern des Ministeriums stecken geblieben. Wir haben in dieser Hinsicht manchen schönen Plan gehört, manches Versprechen, wir sehen aber keine Tat. Nur unter ungeheueren Opfern findet das Kind des Arbeiters den Weg in die Mittelschule. Für das Kind des deutschen Arbeiters tritt nun auch noch eine geistige Erschwernis des Überganges in eine höhere Schule hinzu, da durch die vernichtenden Schuldrosselungen und Klassensperrungen die deutsche Volksschule in ihrem Aufbau beschnitten wurde, so daß sie das Lehrziel nicht mehr erreichen kann, das beim Eintritt in die Mittelschule verlangt wird und das ohne private Nachhilfe, die sich aber nur der Bemittelte für sein Kind leisten kann, nicht eingeholt werden kann. Der allgemein geltende Volksschultyp der deutschen Bevölkerung wird bald die drei- und vierklassige Volksschule sein, nachdem man beispielsweise bereits heute in Städten wie Teplitz und Prag, die Kulturzentren für die Deutschen bedeuten, die fünfklassigen Volksschulen verschwinden sieht. Wie katastrophal ist aber erst die Schulverschlechterung auf dem Lande! Ein großer Teil unseres Proletariates wächst in Schulen auf, die nicht mehr im Stande sind, den Menschen die nötige Elementarbildung zu vermitteln. Analphabeten gibt es wohl keine mehr bei den jüngeren Generationen, aber genug Menschen, die nicht orthographisch schreiben können, trotz achtjährigen Schulbesuches. Solche Resultate sind aber bei dem bisherigen Schulbetrieb nicht verwunderlich. Wachsen doch die Kinder in einer trostlosen Geistesathmosphäre auf, die eine Verkümmerung des Geistes herbeiführen muß; die Bildungsfähigkeit des Kindergehirns muß verwahrlosen, die geistigen Interessen müssen eingehen, wenn das Kind einige Jahre in derselben Klasse sitzt und der herdenmäßigen Bildungsdressur unterzogen wird. Die Kinder müssen arm an Vorstellungen werden, karg an Worten, unbeholfen in ihrer Ausdrucksmöglichkeit, seelisch tot und abgestumpft in ihrem Empfinden bei dem hergebrachten Anschauungsunterricht. Doch selig sind die Einfältigen, selig sind die Armen im Geiste, so lehrt es die Kirche, die in unseren Schulen noch immer ihr Szepter schwingt und mit ihrer Moral der Demut und Unterwerfung aus Menschen Mameluken bildet. Die geistlichen und weltlichen Vertreter des herrschenden Systems brauchen Knechte, allerdings nach dem Stande der heutigen Produktion denkende Knechte, aber das Maß des Denkens wird ihnen genau zugemessen, genau und knapp. Das Letztere gilt für das èechische Proletariat genau so wie für das deutsche.

Aber diese Art der Betrachtung der Dinge scheint Ihnen ganz fremd zu sein. Das ist ja das Beschämende für die hier versammelten Vertreter des èeschischen Volkes, daß sie uns als stärkstes Gegenargument auf unsere Anklagen immer wieder zurufen: Wir sperren ja auch èechische Klassen. Ja sehen Sie denn in der Schule nicht auch den Kulturfaktor wie wir, ist sie Ihnen nichts anderes, als ein Politikum?

Es ist in der Regel heute so wie je, daß in der Schule mehr die Verbildung als die Bildung des jungen Menschenkindes vorgenommen wird. Ist nicht jedes Kind in seiner voraussetzungslosen Urprünglichkeit ein kleiner Revolutionär, lebt nicht ein Stück Urkraft in seiner Seele? Eingenschaften, die richtig geleitet und gepflegt von berufenen und auserwählten Lehrpersonen, aus den Kinindern freie und große Menschen machen würden, die in einigen Generationen die alte Welt aus den Angeln heben würden? Doch das liegt nicht im Sinne der bürgerlichen Gesellschaft. Was geistige und sittliche Selbständigkeit, was freier und starker Wille! Der Wille muß gebrochen werden, die sittliche Freiheit kommt in das Prokrustesbett einer blutleeren geistlichen Moral. Wie könnte der Lehrer fertig werden mit 60 oder 70 willensfrohen, lebensstarken Kindern, wie könnte er das schablonisierte Lehrziel erreichen? Nur durch eiserne Disziplin schafft er Ruhe und Gehors am. Wie käme später der kapitalistische Staat zurecht? Der Staat braucht Ruhe und Gehorsam, braucht Soldaten und Untertanen. Und so ist unsere Schulerziehung Zwang und Drill, geistige und seelische Dressur. So wie alle Lehrpläne auf den Durchschnitt zugeschnitten sind, so muß sich der Schüler dem Durchschnitt anpassen. Wie wahr sind die Worte eines Schulfachmannes: "Jedes Abweichen von der Norm wird den jungen Kindern so abschreckend wie möglich gemacht. Als kleine Eigenbrödler treten sie in die Schule ein, voll tiefer Spekulation, philosophischer Weltbetrachtung, voll individueller Gedanken. Nach Verlauf der Schulzeit sind sie Uniformknöpfe".

Unsere heutige Schulerziehung spielt sich fern vom wirklichen Leben ab. Vom ersten Schuljahr an wird das Kind mit Ziffern, Zahlen, Buchstaben und trockenen Formeln gefüttert. Auch hier sind die Worte am Platze: "Zwischen den vier kahlen Wänden der Schulgefängnisse, in den muffigen, stickigen, überfüllten Räumen, wo die Sitzbänke wie aufgeklappte Kindersärge nebeneinander stehen, wird gepaukt, gedrillt, vorgesagt und nachgeplappert, gefragt und geantwortet". Jeder Schüler soll und muß in derselben Zeit dieselbe Menge von Wissen aufnehmen und seine Lektion lernen und das vorgeschriebene Lehrziel erreichen. Wie, das ist seine Sorge; wehe, wenn er es nicht kann! Die Hilfe, die der Lehrer leisten kann, ist verhältnismäßig gering. Wie soll er bei 50, 60 und mehr Kindern auf die Individualität des Einzelnen eingehen können und den Lehrstoff dem Auffassungsvermögen eines Kindes entsprechend darbieten können? Das ist beim allerbesten Willen unmöglich.

Und zur geistigen Not in der Volksschule kommt die körperliche, Unterernährung, und Krankheit zehren an den Kinderkörpern, Armut drückt das Kind seelisch nieder. Warum sind nicht allgemein Schulspeisungen eingeführt, die die Kinder vor dem Hunger schützen und die große Zahl derer, die der Besuch einer entfernten Schule während des ganzen Tages vom Heim fernhält, mit warmer Nahrung versorgen? Warum haben wir noch immer die Armenbücher für die Bedürftigsten, warum bekommen die Kinder nicht allgemein die Lehrmittel, ihr geistiges Rüstzeug, von der Schule? Warum erst die Demütigung der Armen? Wo bleibt die schulärztliche und hygienische Fürsorge? Schafft den Kindern die Steine aus dem Wege, an denen sich ihre jungen Glieder stoßen, nehmt die körperliche und die geistige Not von ihnen!

Kommen Sie mir nicht mit dem Argument, der Staat hätte für diese Dinge kein Geld! Sagen Sie lieber, unser Schulministerium hat versagt, da es den Forderungen der Zeit verständnislos gegenübersteht. Ein engherziger Bürokratismus hat alle seine Maßnahmen geleitet. Der Bürokratismus ist der schlimmste Feind der Schule, er mordet den lebendigen Geist der Erziehung, erstickt jede frische geistige Strömung, ohne die es keine Arbeit am lebendigen Menschen gibt. Das Schulministerium kann nicht so geleitet und verwaltet werden, wie jedes beliebige Ressort. Was da geleistet werden kann, wenn ein großzügiger Schulfachmann und kein Bürokrat an der Spitze steht, hat der erste Schulminister des neuen Österreich bewiesen. Zu einer Zeit, wo Österreich als Bettler dastand, hat er das große Reformwerk an der Schule ins Werk gesetzt und an die Kinder gedacht, in denen er Menschen und nicht bloß Ziffern sah. Und das ist das Bleibende, was das österreichische Volk seinem sozialdemokratischen Schulminister verdankt und ihm nie vergessen wird. Wir haben im Laufe der sechsjährigen Legislaturperiode drei sozialdemokratische Schulminister gehabt. Welchen Eindruck hat ihr Wirken hinterlassen? An ihre Namen knüpfen sich die schlimmsten Gewalttaten, denen das deutsche Schulwesen in diesem Staate ausgesetzt war, keiner von ihnen hat reformatorisch gewirkt, auch nicht für das eigene Volk. Und so wird die Ernte ihres Wirkens sein! Die Deutschen werden ihnen fluchen und die Èechen sie nicht segnen. Wenn die Preisfrage gestellt würde, wer die meisten Nationalisten in diesem Lande hervorgebracht hat, so wären die jeweiligen Schulminister die ersten Anwärter auf den Preis. Durch ihre Schulpolitik haben sie dem Chauvinismus auf beiden Seiten die meiste Nahrung gegeben. Es wäre nicht nötig gewesen, daß sie sich zu Werkzeugen des Herrn Lukavský und Konsorten hergegeben hätten. Was in Österreich möglich war, wäre auch in unserem viel reicheren Lande möglich gewesen. Dort sehen wir zum großen Teil die Forderungen verwirklicht, die wir in der Frage der Volksbildung und der Schulerziehung zu stellen haben.

Was wir fordern, ist nicht Zukunftsmusik, sondern Gegenwartsmöglichkeit. Das Kind soll schon im vorschulpflichtigen Alter der Gemeinschaftserziehung zugeführt werden, daher ist die Frage der Kindergärten und die Regelung des Dienstverhältnisses der Kindergärtnerinnen von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Diese Frage, obschon seit sechs Jahren brennend, ist noch immer nicht gelöst, weil auch hier der Bürokratismus als Berater obenan sitzt. Alle Anträge und Interventionen, die wir im Kulturausschuß und hier im Hause gestellt haben, sind unerledigt geblieben.

Es müßte die Sorge der Regierung sein, durch Ausgestaltung der Jugendfürsorge, durch reichliche Subventionierung auch der deutschen Jugendfürsorgeorganisationen die Kinder gesund zu erhalten, sie vor Ausbeutung und vor Verwahrlosung zu schützen, damit wir gesunde Kinder in die Schulen bekommen. Mit welchem Bettel speisen Sie die deutsche Jugendfürsorge ab!

Erziehung im Schwimmen, Wandern, Sport und Spiel müßten einen breiten Raum im Unterrichtsplan einnehmen. Aber als Selbstzweck und nicht als militärische Vorbereitung der Jugend, Schulgebäude sollen Heime sein, nicht Kasernen. Dabei ist die primitivste Forderung: Nicht mehr als 30 Kinder in einer Klasse! Der Geburtenrückgang hätte für das Schulministerium der Ansporn sein müssen, diese grundlegende Forderung einer jeden Schulreform zu verwirklichen. Welche Konsequenzen aber hat man hier aus dieser Tatsache abgeleitet? Man hat sie zum Anlaß von Schulverschlechterungen genommen.

Die Vernachlässigung der Schulbildung des Proletariats wird sich in dies em Staate noch bitter rächen. Vergessen Sie nicht, daß Sie den Reichtum dieses Landes vor allem den großen führenden Industrien verdanken, der Tüchtigkeit des Metallarbeiters, des Textilarbeiters, der Arbeit des Bergmannes und der Kunst des Glasmachers. Welche Zukunftsmöglichkeiten würde die Höherführung der Produktion für den Staat bedeuten, die nur auf einer gründlichen Schul- und Fachausbildung des Arbeiters beruhen kann!

Wir verlangen die Weltlichkeit der Schule, die gänzliche Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichtes in der Schule. Der Priester hat in der Schule nichts zu suchen, er bleibe in der Kirche! Die Zuschüsse für den Kultus hat der Staat für andere kulturelle Zwecke bereit zu stellen. Die Schule soll Arbeits- und Lebensgemeinschaft sein, in der dem Kinde der Sinn dafür geweckt werden soll, was seine Arbeit für sich und andere bedeutet.

Der Unterbau des Schulwesens soll für alle gemeinsam sein. Neben dem Anschauungsunterricht soll der Werkunterricht eingeführt werden, der das Kind schöpferisch beschäftigt. Bis zum 14. Lebensjahre soll der Unterricht einheitlich geführt werden, dann erst hat die Gabelung der höheren Unterrichtsanstalten einzutreten, da erst in diesem Alter ein Erkennen der Fähigkeiten des Kindes für den Beruf möglich ist. Unsere Mittel- und Hochsch ulen sind von allem bürokratischen und pädagogischen Ballast zu befreien, der den Aufstieg des Proletariats zu höheren Bildungsmöglichkeiten verhindert und erschwert.

Wir verlangen aber auch die Befreiung unserer Schulen vom nationalen Druck. Wir leugnen nicht, daß der Kampf um die Schule ein politischer Kampf ist, aber die Schule darf niemals zum Werkzeug politischer Interessen erniedrigt werden, wie es hier geschieht. Darum verlangen wir auch die Erneuerung das Geschichtsunterrichtes, der bisher nichts anderes war, als ein Mittel zum Zweck imperialistischer und nationalistischer Beeinflussung.

Was ich hier zum Kapitel "Kultur" ausführte, ist nur ein kleiner Teil unserer Forderungen, der bereits bei der Gegenwartsschule verwirklicht werden kann und in anderen Ländern, ich verweise nochmals auf Österreich, bereits zum größten Teil verwirklichkeit ist. Hier ist die Schule ein Spielball der Parteien und ihr Schacherobjekt und nicht der Führer zur höchsten Kultur der Völker. Darum gipfeln auch heute alle unsere Forderungen und Wünsche in dem Satze: Gebt uns die Schulautonomie; gebt uns die nationale Selbstverwaltung auf kulturellem Gebiete! Wir können für Ihr Budget nicht stimmen, solange Sie nicht den tiefsten Sinn aller Schul- und Kulturpolitik erkannt haben werden, den ich in drei Worte fasse: "Commodis humanis inservire - Der Menschheit dienen!" (Souhlas a potlesk na levici.)

7. Øeè posl. Schuberta (viz str. 1047 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Die Regierung hat ihren Staatsvoranschlag eingebracht und die Koalitionspresse und ihre Trabanten frohlocken, daß man es mit einem aktiven Budget zu tun hat, mit einem Budget, das einen Überschuß von 15 1/2 Millionen aufweist. In Wahrheit verhält es sich natürlich anders. Frisiert ist dieses Budget sehr schön und sind es mancherlei Beweggründe, wenn man dieses Gaukelspiel aufführt. Vor allem hat hier der Ehrgeiz mitgespielt, dem Auslande sich in hellstem Licht zu zeigen, und zu zeigen, in welchen großartig geordneten Verhältnissen wir leben und wie wir eine Oase des ohlstandes und Glückes in Mitteleuropa darstellen. Die Spekulation auf die Leichtgläubigkeit des Auslandes wird jedoch der Regierung trotz ausgiebiger Fütterung der Auslandspresse und trotz der größten Auslandspropaganda nicht gelingen. Denn die Dollar- und Pfundmagnaten sind zu gute und zu tüchtige Rechenmeister, um diese potemkinschen Dörfer nicht zu gewahren. Der Hauptgrund, daß das Budget so lieb frisiert wurde, liegt wohl darin, um das Vertrauen des Auslandes zu ergattern und dadurch entsprechende Kredite zu erreichen. Die erwünschte Beschaffung billiger Kredite wird Ihnen aber trotzdem nicht gelingen. Denn die überseeischen Wucherer und Halsabschneider fallen auf ein so plumpes Budgetkunststück nicht hinein und verlangen ernste Garantien. Schon bei der ersten Staatsanleihe, die uns 12% Zinsen aufbürdete, mußten Tabak und Zölle verpfändet werden, wertvolle Pfänder gegeben werden, und so sind wir dadurch schier auf dem Standpunkt der Türkei angelangt. Heute geht schon der fünfte Teil der Staatseinnahmen, rund 20%, für die Schuldzinsendienste auf. (Pøedsednictví se ujal pøedseda Tomášek). Ein wertvolles Eingeständnis leistete sich ein Pilsner Koalitionsorgan, als es vor kurzem diesen Ausspruch tat: "Die staatliche Nationalbank, die Zettelbank, kann nicht eröffnet werden, weil die innerpolitische Situation ungeklärt ist und im Auslande gegenwärtig die Lage in der Èechoslovakei als unsicher und nicht gefestigt angesehen wird, weshalb auch die Verhandlungen über die Kredite restlos scheitern." Das Ausland ist also augenscheinlich sehr gut unterrichtet, und da wird der Bluff mit dem aktiven Budget wohl nicht mehr ziehen. Es wäre endlich einmal hoch an der Zeit, alle Schuldverpflichtungen des Staates genau verzeichnet und einwandfrei summiert zu sehen: Befreiungstaxe, Repatriierungsschuld, Schulden an die Reparationskommision, fremde Schulden und sofort. Bei der Anbahnung von Verhandlungen mit Rußland wird uns wohl eine sehr umfangreiche Rechnung für die dort angerichteten Schäden und auf den ausgeborgten Goldschatz präsentiert werden. Sind docb die Schäden im Bezirk Tomsk allein schon mit einer hohen Goldrubelsumme bewertet worden. Wenn es so weiter geht, dann hilft keine Sparkommission und dann hilft auch kein verschleiertes Budget. Dann steht vielmehr der Sequester, der Zimmermann, vor der Tür. Sie führen den Staat durch die dunkle Rechnungsführung in den Abgrund und man wird vielleicht bald nicht nur von einer polnischen, sondern auch von einer èechoslovakischen Wirtschaft sprechen. Viele Einkommensquellen, insbesondere die direkten Steuern, sind offensichtlich viel zu hoch präliminiert.

Was die Herabsetzung, die Drosselung der staatlichen Ausgaben anlangt, sind wir die Leidtragenden, denn es sind vor allem Belange und Bedürfnisse des deutschen Volkes, die man im Budget schmälert und uns oft schädigt, nicht nur unsere wirtschaftlichen, sondern auch unsere kulturellen Güter ernsthaft bedroht. Die Landeskultur wird besonders stiefmütterlich und karg behandelt und unseren Landeskulturräten werden lächerliche Beträge zur Verfügung gestellt, so daß es ihnen nicht mehr möglich ist, sich ihrer wirtschaftlichen Aufgaben, so wie es dringend notwendig wäre und wie es bisher geschah, zu entledigen. Insbesondere das Meliorationswesen findet eine völlig unzureichende Förderung, die hiefür dienenden Fonds sind all zu dürftig dotiert in Ansehung der riesigen Flächen, welche der Melioration bedürften. Hier könnte eine zu Meliorationszwecken aufgenommene Geldsumme, ein Darlehen, eine große Millionenanleihe Segen stiften und eine ungeahnte Förderung der Produktion erreichen. Das wenige, das nach dieser Richtung geleistet wird, wird überdies durch den überaus schwerfällig funktionierenden Apparat gestört und der geldliche Vorteil, den Staat und Land den Projektanten bieten, wird durch die säumige Auszahlung wesentlich geschmälert, da der Projektant durch die von ihm aufgenommenen Darlehen besondere Zinseinbußen erleidet. Handelt es sich um die Durchführung landwirtschaftlicher und anderer Wasserleitungen, ist der Gang noch schleppender. Es ist uns deshalb unbegreiflich, warum man den gehegten Plan, die Entscheidung in eine Hand zu legen, fallen ließ und heute noch zwei Ministerien, der Landesverwaltungsausschuß und der Landeskulturrat, also vier Amtstellen entscheiden läßt. Eine größere Schwerfälligkeit ist nicht denkbar. Es ist ein wahrer Leidensweg, den solche oft dringende Projekte wandeln müssen und kostbare Zeit wird auf diese Weise vertrödelt. Insbesondere wären die durch die Elementarkatastrophen verwüsteten Gebiete und die überaus stiefmütterlich bedachten Gebiete der Randgebirge zu berücksichtigen. Hier ist für Meliorationen ein viel größerer Kostenaufwand als im Bereich der Ebene erforderlich und es müssen daher die staatlichen Zuschüsse viel höher sein als bisher, wo man in diesen Gebieten eine viel zu niedrige Dotation zubilligt. Wenn wir bedenken, das bei uns 1,755.000 ha landwirtschaftlichen Bodens noch der Meliorierung harren, ist die dringende Wichtigkeit der Sache mehr als genügend illustriert. Die alte Ausrede, daß man für solche Zwecke nicht die erforderlichen hohen Mittel beistellen könne, ist nicht am Platze, denn es gab und gibt im Budget überflüssige Posten für chauvinistische Zwecke, für den Bau entbehrlicher Luxusschulen, für militärische Zwecke - allein 10% des Budgets - und vieles andere mehr, und der Herr Finanzminister hat selbst in seiner Berauner Rede dies bestätigt, als er von den vielen unnützen Ausgaben sprach, die bereits in der Vergangenheit gemacht wurden. Die wenigen kargen 74 Millionen, die Sie für die geschädigten Bezirke auswerfen, sind eine ungenügende Summe. Denn außer Schaden an Grund und Boden und anderem Sachschaden sind in vielen Lagen die Ernten direkt verfault. Es gibt selbst Gegenden, wie ein großer Teil Westböhmens, des Böhmerwaldes, wo dieses Ernteelend sich bereits durch drei Jahre hinter einander wiederholt, durch drei Jahre hindurch mußten diese Leute ihr Brotgetreide kaufen. Wir haben die Namen der geschädigten Böhmerwaldsbezirke und anderer Bezirken festgestellt und auch unsere Anträge bereits überreicht.


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