Støeda 23. listopadu 1921

Es wäre aber ein müßiges Beginnen, Ihnen beweisen zu wollen, daß von einer Bevorzugung der deutschen Schulen und auch von einer Vermehrung derselben keine Rede sein kann. Aber selbst für den Fall, daß tatsächlich eine Vermehrung, daß eine solche Bevorzugung deutscher Schulen in der Vergangenheit stattgefunden hätte, selbst für diesen Fall ist es ein unmoralischer Irrweg, den Sie gehen, wenn Sie diesen Ausgleich so vollziehen wollen, wie es in Ihrem Programm steht, daß Sie zum Aufbau Ihrer Schulen die Steine der zertrümmerten deutschen Kulturstätten verwenden. Die geringen Schülerzahlen in den deutschen Schulen sind wohl hie und da vorhanden, aber sie sind eine temporäre Erscheinung, eine Folge des Krieges. Diese geringeren Schülerzahlen werden bald behoben sein und Sie dürfen sie nicht für ihre Dauer dazu benützen, um unser Schulwesen zu restringieren. Wir haben diese Forderung schon öfters erhoben und erheben sie wieder. Auch in den èechischen Schulen sieht es nicht immer günstig aus, auch dort gibt es ganz besonders niedrige Schülerzahlen. Kollege Schollich hat schon einzelne solche Schulen mit sehr geringen Schülerzahlen erwähnt, ich verweise auf die èechische Schule in Bohnau mit 15 Kindern, in Deutsch-Bielau mit 14 Kindern, in Laubendorf mit 19 Kindern. Sie sehen, auch Sie besitzen Schulen mit sehr geringer Schüleranzahl. Wenn hie und da bei uns eine Klasse infolge der ungünstigen Einwirkungen des Krieges wirklich an Schülermangel leidet, darf sie nicht ohne weiters aufgelöst werden.

Meine Herren! Merken Sie sich, ich wende mich hiebei an die Herren und Damen von der èechischen Seite: Sie wüten gegen unsere Kinder und wie immer die Eltern mit dem größten Heroismus sich entgegenstellen, wenn versucht wird, ihre Nachkommen zu schädigen, so wird sich auch unser Volk, wie es in der Vergangenheit getan hat, auch in Zukunft mit Energie und Kraft jeder weiteren Schmälerung des kulturellen Besitzstandes des deutschen Volkes entgegen zu stellen wissen.

Die Gründe, die Sie dazu bewegen, als Lenker und Leiter dieses Staates gegen unsere Schulen so zu verfahren, sind nicht immer sittlicher Natur. Diese Gründe sind vielfach unsittlich. An einzelnen Fällen könnten die Beweise für die Behauptung geliefert werden. Ich erwähne z. B. den Fall der Schule in Böhmisch-Schumburg, im politischen Bezirk Gablonz a. d. Neiße. In Böhm.-Schumburg bestand eine deutsche Schule mit 30 Kindern. Diese Schule wurde aufgelöst. Was die Auflösung dieser Schule in Böhmisch-Schumburg zu bedeuten hat, das ermißt nur der, der die Gebirgsverhältnisse des Ortes kennt, der weiß, daß die deutschen Kinder der Gemeinde Böhmisch-Schumburg nach Auflassung der Schule, um deutschen Schulunterricht genießen zu können, die 3 km entfernte nächste Nachbarschule besuchen und einen Weg zurücklegen müssen, der bei den Gebirgsverhältnissen des Isergebirges für die Kinder geradezu mit Gesundheitsschädigungen verbunden ist. Daß diese meine Daten auf Wahrheit beruhen, gibt auch eine Interpellationsbeantwortung des Ministers für Schulwesen und Volkskultur zu, der auch zugeben mußte, daß nach Aufhebung der deutschen Schule in Böhmisch-Schumburg die deutschen Kinder zum Besuche der 3 km entfernten Nachbarschule gezwungen sind.

Ein weiterer Fall, der beweist, welche Beweggründe Ihnen zugrunde liegen, wenn Sie auf unser Schulwesen einwirken wollen: In der Gemeinde Jablonetz a. d. Iser ist eine einklassige deutsche Minderheitsschule mit 54 Kindern. Im gleichen Orte ist eine zweiklassige èechische Minderheitsschule mit zusammen 34 Kindern. Nun wollten die dortigen industriellen Unternehmungen, um auch den deutschen Kindern an der einklassigen deutschen Minderheitsschule den Unterricht an einer höher organisierten Schule zu ermöglichen, eine zweite Klasse auf eigene Kosten errichten. Zur Ausführung dieses Anerbietens der industriellen Unternehmungen in der Gemeinde Jablonetz ist die Bewilligung des Ministeriums für Schulwesen durchaus nicht zu erhalten. So besteht in diesem Orte weiters eine deutsche einklassige Minderheitsschule mit 54 Kindern und eine zweiklassige èechische mit 34 Kindern, obwohl, wie ich bereits betont habe, die deutschen industriellen Unternehmungen sich bereit erklärt haben, den Personal- und Sachaufwand für die zu errichtende zweite Klasse an der deutschen Minderheitsschule zu übernehmen.

Parallel damit läuft das auch schon erwähnte Verbot des Erhaltens der gedrosselten deutschen Schulen auf Kosten der Gemeinden und Städte. Das ist eine ungeheuere Vergewaltigung. Das ist eine Tat, die auch gegen die klaren Bestimmungen des Friedensvertrages spricht, der sagt, wenigstens wir verstehen den Artikel 9 des Friedensvertrages so, daß insonderheit jedes Volk ein besonderes Recht haben soll, auf eigene Kosten Erziehungsanstalten zu errichten. Aber nicht einmal das gestatten Sie uns.

In Verbindung mit dem eben erwähnten Fall von Jablonetz an der Iser muß ich hier das ganz eigentümliche Verhalten des Herrn Ministerialrates Dr. Stráník im Unterrichtsministerium einer Kritik unterziehen. Meine verehrten Herren! Wie der Herr Ministerialrat Stráník als Referent für Minderheitsschulen mit Parteien, welche im Unterrichtsministerium in Angelegenheiten der Minderheitsschulen vorzusprechen haben, verkehrt, die Art und Weise, wie dieser Herr deutsche Parteien behandelt, fordert eine Kritik heraus. Ich würde diese Kritik hier im Hause nicht üben, wenn ich nicht selbst ein Opfer der schlechten Laune des Herrn Ministerialrates Dr. Stráník geworden wäre, der die Liebenswürdigkeit hatte, vor mir als einem deutschem Abgeordneten, der in sachlicher Weise in Schulangelegenheiten vorsprach, einen Briefbeschwerer aufzuwerfen. Das ist ein Verhalten, das an dem Beamten eines Zentralamtes selbstverständlich gerügt werden muß, und ich ersuche den Herrn Minister, in dieser Beziehung Abhilfe zu schaffen. Ich hätte diesen delikaten persönlichen Fall hier nicht erwähnt, wenn nicht, nachdem es mir so ergangen, auch nachträglich von anderen Seiten weitere Klagen bei mir eingelaufen wären. Es ist jedenfalls sehr interessant, einen solchen Hochstand von Bildung gerade im Unterrichtsministerium finden zu können.

Um die vielen Schulen, die vielen Klassen, welche die Èechen sich auf Grund des Schulerrichtungsgesetzes vom 3. April 1919 errichten, unterzubringen, konstruierten sie sich den § 7 dieses Gesetzes. Dieser § 7 mutet uns wie ein Kriegsartikel an. Jeder Realitätenbesitzer ist darnach verpflichtet, seine Räumlichkeiten für Zwecke der neuerrichteten èechischen Schulen, für Wohn ungen des èechischen Schulleiters und der èechischen Lehrer herzugeben! Das Land, der Staat ist weiters berechtigt, die Enteignung von Bauplätzen durchzuführen zugunsten künftiger Schulgebäude, bzw. schon fertiggestellte Schulgebäude zu enteignen, um für die èechischen Schulen Platz zu gewinnen. Auf Grund dieses § 7 sind die brutalsten Maßnahmen in einzelnen deutschen Orten und Städten im deutschen Siedlungsgebiet getroffen worden, Maßnahmen, welche geradezu die Wut und den Zorn der deutschen Bevölkerung ausgelöst haben. Auf Grund dieses § 7 hat sich im deutschen Siedlungsgebiet ein wahrhaftes Wildwesttreiben entwickelt. Ich betone nur den Fall von Ronsperg, in welchen auch Seine Majestät der Herr Abg. Lukavský verwickelt ist. Dort ist bekanntlich für 26 Kinder, die man zusammengefunden hat, eine èechische Schule errichtet worden. Für diese gab es kein Lokal; der Herr Abg. Lukavský wußte Rat. Er führte selbst die Beschlagnahme des Speisesaals des Waisenhauses von Ronsperg durch und als die Klosterschwestern, denen das Gebäude gehört und die die Verwaltung des Gebäudes zu führen haben, gegen die Beschlagnahme Einspruch erhoben, sagte der Herr Abg. Lukavský kurzerhand: "Schweigen und ruhig sein, oder ich nehme Ihnen das ganze Gebäude weg! Fürchten sie sich vor mir, denn ich bin der kommende Unterrichtsminister!" (Hört! Hört! Hluk.)

Meine sehr Geehrten! Die deutschen Abgeordenten, die Gelegenheit gehabt haben, die heutige Sitzung des Kulturausschusses mitzumachen und den Chauvinismus zu beobachten, mit dem Abg. Lukavský alles Deutsche verfolgt, wünschen es bei Gott nicht, daß dieser Mann jemals das Portefeuille des Unterrichtsministers bekleidet, was gleichbedeutend wäre mit dem vollständigen Tod des deutschen Unterrichtswesens. (Výkøiky.)

In welcher Art und Weise Sie den Besuch Ihrer èechischen Schulen zu vergrößern trachten, beweisen die eigenartigen Praktiken, die Sie anwenden. Sie gewähren z. B. an Kinder, welche die èechischen Schulen besuchen, Benefizien. Den Kindern in Arnau, die die èechische Schule besuchen, werden pro Tag 7 Heller ausgezahlt. Des weiteren bekommen sie Schuhe, Kleidung, Lebensmittel aller Art usw. Im Nixdorfer Bezirk erhält ein Kind monatlich 7 Kronen für den Besuch der èechischen Schule. Durch solche Praktiken wurde künstlich die Schülerzahl für die èechischen Schulen erhöht.

Ich habe vorhin das Kesseltreiben er wähnt, das auf Grund des § 7 des Gesetzes vom 3. April 1919 gegen deutsche Ge meinden veranstaltet wird. Ich erwähne nur den Fall von Hohenelbe. Der Landes schulrat ordnete an, daß in dem besten, schönsten und größten deutschen Schulgebäude sich die èechische Schule in Hohenelbe etabliere. Gendarmerie und Soldaten führten die Beschlagnahme durch. Bei dieser Gelegenheit wurde der Schulleiter, der jetzige Bürgermeister von Hohenelbe, delogiert, auf die Straße geworfen und der Mann besitzt heute, ob wohl er Bürgermeister der Stadt Hohen elbe ist, keine Wohnung. (Výkøiky.)

Auf Grund Ihres eigenartigen Wirkens in Stupna und vielen anderen Orten wurde Ähnliches verübt. Es ist nicht wunder zunehmen, daß durch alle diese Ereignisse, die sich da und dort abgespielt haben, die deutsche Bevölkerung nicht nur ungeduldig wird, sondern schon etwas anderes als Ungeduld zeigt.

Ich muß zum Schlusse eilen und kann Verschiedenes, das ich mir vorgenommen hatte, vorzubringen, nicht mehr erwähnen, denn ich will mich nicht der großen Sünde einer allzugroßen Überschreitung der Redezeit schuldig machen. Ich möchte an die Lenker des Staates nur die eine Bitte richten, die zugleich eine Warnung sein soll: Hören Sie auf mit der Mißachtung unserer elementarsten Rechte, die wir insonderheit auch für unser Schulwesen fordern, hören Sie auf mit dieser Verachtung und steuern Sie jenem Chaos, jener Unordnung, die entstehen könnte, wenn eine verzweiflungsvolle Stimmung unseres Volkes es zu Dingen kommen lassen würde, die wir selbst als Kulturmenschen nicht wünschen. (Potlesk na levici.)

3. Øeè posl. Kirpalové (viz str. 896 protokolu):

Hohes Haus! Bei der Beratung des Budgets für das Schulwesen erfaßt uns tiefste Empörung. Durch unsere Schulorganisation zieht sich eine tiefe Kluft, denn die nackten Zahlen dieses Budgets sagen uns, daß die Volksschule das Stiefkind des Staates ist. Wir sind leider nicht in der Lage, Ihnen heute die Verhältnisse der deutschen und èechischen Schulen klarzulegen, da heute noch die Volksschulen dem Landesausschusse unterstehen. Aber wir sind in der Lage nachzuweisen, daß sowohl die èechische, wie die deutsche Volkschule sehr stiefmütterlich behandelt wird, daß sowohl die Deutschen, als auch die Èechen viel zu wenig Volksschulen haben. Noch immer sitzen in den Klassen 50 bis 60 Schüler, noch immer muß sich der Lehrer plagen und kann beim Unterricht den pädagogischen, erzieherischen und hygienischen Anforderungen nicht Rechnung tragen. Und wie sieht es mit den Kindern aus, die über Land kommen? Stundenlang müssen sie einen Weg zurücklegen, über die Mittagsstunde ist ihnen überhaupt kein Aufenthaltsort gewährt, sie müssen sich in den ungelüfteten Räumen aufhalten, in denen am Nachmittag der Unterricht fortgesetzt wird. Aber nicht nur die Kinder, die über Land in die Schule kommen, sondern auch die Kinder der Mütter, die während des Tages in Arbeit stehen, sind schlimm daran. Nordamerika ist uns in diesen Verhältnissen natürlich weit voraus. Dort gibt es schon heute gut ausgebaute Schulspeisesäle, in denen alle Kinder ohne Unterschied, ob reich oder arm, verköstigt werden. Auch wir fordern, daß unsere Kinder entgeltlich oder unentgeltlich mit einem reichhaltigen, nahrhaften Mittagsessen bedacht werden, daß ihnen Kost verabreicht wird, damit sie ihren Geist völlig beisammenhalten können, damit der Magen sie nicht immer an andere Dinge mahnt.

Nun gestatten Sie mir, daß ich Sie an eines erinnere, an jenes stolze Gegühl des Kindes am ersten Schultag. Aber die Ernüchterung kommt gleich am nächsten Tage, wenn die armen und die ärmsten Kinder von den Reichen sortiert werden, wenn der Lehrer am zweiten Tage die Sortierung vornehmen muß, weil er die Armen mit Schulbüchern "beschenken" muß. Wer dieses Gefühl einmal mitgemacht hat, wird es nie und nimmer im Leben vergessen. Auch hier sind uns andere Staaten, kultivierte Staaten, weit voraus. Dort werden alle Kinder, wieder ohne Unterschied, ob reich oder arm, mit Schulmitteln, Lehrbehelfen u. s. w. beschenkt. Wir sagen nicht mit Unrecht: gerade so wie der Soldat Waffen braucht, gerade so wie die Waffe zum Soldaten gehört als eine Selbstverständlichkeit, so gehören zu unseren Schülern alle Lehrbehelfe: Bücher, Hefte, Zeichen- und Schreibrequisiten.

Nun, meine verehrten Anwesenden, möchte ich noch auf etwas hinweisen, was für uns eine brennende Frage bedeutet. Ich sprach anfangs davon, daß in unseren Schulen den hygienischen Anforderungen überhaupt nicht Rechnung getragen wird. In sehr wenigen Schulen sehen wir, daß Schulärzte angestellt sind, und dort, wo wir sie haben, geschieht es natürlich nur auf Kosten der Gemeinden. Ganz wenige Städte sind in der glücklichen Lage, Schulärzte zu besitzen, diese bezahlen sie trotz der finanziellen Not aus eigenen Mitteln.

Hohes Haus! Eine wichtige Forderung und Frage ist die der Trennung der Kirche von Schule und Staat. Ich erinnere Sie, die èechischen Machthaber, insbesondere daran, daß vor drei Jahren, als Sie sich die Verfassung gaben, in Prag auf dem Altstädter Ring große Volksmassen demonstrierten und die Forderung aufstellten, daß der Satz von der Trennung der Kirche vom Staat in die Verfassung aufgenommen werde. Damals vertröstete man die Massen und sagte, das sei bei dem Volke Husens eine Selbstverständlichkeit. Heute sind wir natürlich vom Gegenteil überzeugt. Siehe, zum Beispiel, einerseits den Erlaß, der besagt, daß man anläßlich der Krönungsfeier Benedikts XV. ale Amtsgebäude und Schulgebäude beflaggen müsse; andererseit nehmen Sie Einsicht in das Budget für den Klerus: Das ist ein Kapitel für sich. Im Jahre 1920 hatte man für den Klerus 29 Millionen budgetiert, im Jahre 1921 50 Millionen und jetzt für das Jahr 1922 nicht weniger als 54.9 Millionen. Und noch mehr! Glauben Sie denn wirklich, daß man ernstlich an diese Forderung der großen Allgemeinheit herantreten werde denn der Wunsch besteht nicht nur bei der freiheitlichen Lehrerschaft, sondern auch bei den freiheitlichen Eltern unserer Kinder - glaubt man, daß diese Forderung einmal in die Tat umgesetzt werden soll, wenn man sich daran erinnert, daß in dieser Regierung ein Herr Pater Šrámek sitzt? Glauben wir denn wirklich, daß er es einmal zugeben wird, daß man sich auch ernstlich damit befasse? Der Geist, der durch unsere Schulen weht, muß überhaupt verschwinden. Wir sehen noch immer die obrigkeitliche Autorität auf der einen Seite, die knechtische Unterwürfigkeit auf der anderen Seite. Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern einerseits, jenes zwischen Lehrern und Behörden, Lehrern und Eltern andrerseits, muß aufgebaut sein auf vollem Vertrauen und voller Freundschaft. Die Schule muß überhaupt modernisiert werden, ein neuer Geist muß unsere Schulen durchdringen! Wir wollen, daß unsere Kinder erzogen werden von der Arbeit zur Arbeit, damit endlich einmal die Forderungen Komenskýs und Pestalozzis zur Tatsache werden: Unsere Schule muß eine wahre Arbeitsschule werden.

Aber, hohes Haus, nicht nur für die geistig Vollwertigen hat der Staat die Pflicht zu sorgen, er hat auch für die geistig Minderwertigen zu sorgen, bei denen neben pädagogischen Gründen noch Gründe sozialer und wirtschaftlicher Natur dafür sprechen, daß überall, auch in den kleinsten Ortssprengeln Hilfsschulen errichtet werden. Diese unschuldig Verkürzten haben ein Anrecht auf die entsprechende Erziehung. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda inž. Botto.)

Sie sollen zu nützlichen Gliedern der Menschheit erzogen werden. Ich getraue mich, hier ruhig auszusprechen, daß dieser Mehraufwand durchaus keine Passivpost des Staates bilden würde, sondern daß der Staat an Armengeldern, an Unterstützungsgeldern an Armenhäusern ersparen würde, ja ich sage noch mehr, sogar auch an Gefängnissen. Wenn wir die Statistiken der Verbrecher untersuchen, so sehen wir, daß ein großer Prozentsatz darunter aus geistigi Minderwertigen sich zusammensetzt, ja ich sage noch mehr, daß sich auch der größte Teil der Prostituierten aus geistig Minderwertigen zusammensetzt. Gerade diese Armen werden Opfer der Unsittlichkeit und werden meist von Wüstlingen und Rohlingen mißbraucht. Ganz anders sieht es mit dem Hilfsschulwesen in anderen Staaten aus. Wieder ziehe ich Nordamerika heran, die Schweiz, England und Frankreich, wo das Hilfsschulwesen gut ausgebaut ist. Ja, sogar das arme Deutschösterreich geht uns hier voran. In Deutschland z. B. haben wir nicht weniger als 1800 Hilfsklassen, in denen 40.000 geistig minderwertige Kinder unterrichtet werden. Und wie sieht es bei uns aus? Wie stellt sich das Verhältnis zu diesem einzigen Staate? Wir haben in der Èechoslovakischen Republik 16 Hilfsschulen mit 23 Hilfsschulklassen. Glaubt die Regierung wirklich, daß es in dieser Èechoslovakischen Republik gar so wenig geistig Minderwertige gibt, daß sich die Errichtung von Hilfsschulen erübrigte?

Und nun, hohes Haus, lassen Sie mich zum Schlusse ein sehr wichtiges Kapitel erwähnen. Geradeso wie das Volksschulwesen, ist auch das Kindergartenwesen von der Regierung sehr stiefmütterlich bedacht. Für die Lehrkräfte dieses Schulwesens tut der Staat überhaupt gar nichts. Wir betrachten den Kindergarten, geradeso wie die Volksschule, als eine Schule der Armen. In diese Schulen werden nur unsere Kinder, Kinder der Arbeitseltern eingeführt. Um die kümmert sich der Staat gar nicht. Für privilegierte Kinder ist dagegen alles vorgesorgt. Und gerade in diesen Kindergarten, wo ein frischer, fröhlicher Geist wehen sollte, sind Lehrkräfte angestellt, die vom frühen Morgen bis zum Abend sich dieser Aufgabe unterziehen müssen mit knurrendem Magen, mit dem Kopf voll von Ernährungssorgen. Wir haben wiederholt, auch schon im vorigen Jahr bei der Beratung des Budgets, die Regierung darauf aufmerksam gemacht, daß wir die Rechtsverhältnisse der Kindergärtnerinnen geregelt haben wollen. Bis zum heutigen Tage geschah überhaupt nichts. Wir haben wieder einen Angriff unternommen und haben diese Woche der Regierung einen Initiativantrag unterbreitet, in dem wir die Regelung der Rechtsverhältnisse der Kindergärtnerinnen fordern. Wir stellen heute ganz ernst und energisch noch einmal die Forderung, daß die Regierung sich mit diesem Initiativantrag ernst und so rasch als möglich beschäftige, damit diesen armen Lehrkräften rasch geholfen werde. Geradeso wie das Schulwesen auch das Kindergartenwesen zu erhalten, ist Pflicht des Staates. Aber wo wir hinschauen, überall merken wir Sparwut, natürlich an falscher Stelle. Veständnislosigkeit überall.

Wir haben als Arbeitervertreter ein eminentes Interesse am Ausbau des Volksschulwesens. Für uns ist die höhere Schulbildung sehr schwer zugänglich. Nur unter den schwersten Entbehrungen ist es einem Arbeiterkin de möglich, sich einem höheren Berufe zuzuwenden. Ich will darüber keine großen Betrachtungen anstellen, weil die Zeit hiezu nicht ausreicht. Aber die Forderungen, die ich hieraufstelle, sind berechtigt und die sagen alles. Wir wollen eine moderne demokratische Schule, die die Pflicht und die Aufgabe hat, Menschen zu erziehen, die sich ihrer sozialen Rechte und Pflichten voll und ganz bewußt sind. Wie das Schulwesen ausgebaut ist und mit welchem Geiste die Kinder erfüllt werden, davon hängt viel persönliches Glück und allgemeine Wohlfahrt sb. Die Schule muß für den schweren Kampf des Lebens volles Rüstzeug bieten und die Kinder müssen eingeführt werden in die Aufgaben des Lebens. Glöckel, unser guter Schulmann aus Wien, sagte einmal: "Öffnet die Tore der Schule, damit Licht, Luft und Sonne in sie eindringe!" Auch wir rufen das in ernster Stunde der Regierung zu. Auch wir wollen einen neuen Geist in unseren Schulen sehen, denn wir wissen, was die Schule für uns bedeutet: Sie ist das Tor der Zukunft. (Souhlas a potlesk na levici.)

4. Øeè posl. dr. W. Feierfeila (viz str. 904 protokolu):

Hohes Haus! Das, was Abg. Schollich und Kollege Simm über das entsetzliche Drangsal unseres deutschen Schulwesens gesagt hat, ist so enrsetzlicher Art, daß man kaum Worte darüber findet. Jedenfalls warfen diese Ausführungen, die mit unwiderleglichen Ziffern belegt sind, ein eigentümliches Schlaglicht auf jene Versprechungen, die der Herr Ministerpräsident seinerzeit in Paris feierlich und schriftlich abgegeben hat: es werde keiner èechischen Regierung einfallen, sich je an dem deutschen Schulwesen zu vergreifen. 1600 Schulklassen, nur im Volks- und Bürgerschulwesen, die uns genommen worden sind!

Ich soll über das Mittelschulwesen einiges anführen. Die Drosselungswut erstreckt sich genau so auch auf das Mittelschulwesen, wie auf die Volks- und Bürgerschulen. Eine Anzahl uralterdeutscher Mittelschulen, auf die unser Volk stolz war, Mittelschulen, von denen manche eine mehr als 100jährige Vergangenheit hinter sich hat, sind dem unseligen Ministerium Habrman zum Opfer gefallen; und leider ist diese Politik unter dem folgenden Minister Šusta fortgesetzt worden und wir fürchten, daß sie auch jetzt noch nicht unterbrochen werden wird. Ich erinnere da nur an das seinerzeit berühmte Gymnasium von Budweis. Es ist durchaus nicht wegen Schülermangels geschlossen worden. Immer war das Budweiser Gymnasium eines der stärkst besuchten. Ich erinnere die hochverehrten Anwesenden an das alte deutsche Gymnasium von Pilsen. Und daran, was wir hier in Prag erfahren, die Schließung der deutschen Lehrerbildungs anstalt, die sagt ja dasselbe. Ich bin ja nicht der Meinung, daß unsere Ausführun gen hier eine Änderung hervorbringen. Ich will hier nur sagen, was ich schon oft in Versammlungen gesagt habe: Eine Änderung wird schließlich nur eintreten, wenn endlich die Massen unserer Bevölkerung selbst die Sache in die Hand nehmen. (Souhlas na levici.) Von Gemeinde zu Gemeinde muß ein Sturm der Entrüstung los brechen. Man greift uns da geradezu an unser Leben. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Buøíval.)

In meinen folgenden Ausführungen möchte ich mich aber mit Mittelschulange legenheiten befassen, die allgemeiner Na tur sind. Die zur Verfügung stehende Zeit allerdings bewirkt, daß ich diesen Punkt geradezu nur in Aufschriften, in Überschriften oder in Titeln hintereinander nennen kann. Ich möchte gleich auf einen Übelstand hinweisen, unter dem heute noch viele unserer Mittelschulen zu leiden haben, daß nämlich zwei Anstalten oft in einem Schulgebäude untergebracht sind, wie hier zum Beispiel in der Lehrerbildungs anstalt, wo jetzt zugleich auch die Lehrerinnenbildungsanstalt untergebracht ist. Es ist, von allem anderen abgesehen, gera dezu ein pädagogisches Verbrechen, eine solche Übung zu erhalten. Das bewirkt, daß die eine Anstalt am Vormittag, die andere am Nachmittag Unterricht hat, und das bewirkt weiter, daß ein Schüler von etwa 14 Jahren, sagen wir manchmal 5 und 6 Stunden hintereinander in einem Gusse den Unterricht über sich ergehen lassen muß. Das ist direkt ein pädagogisches Verbrechen, das an dem Schüler verübt wird. Aber auch nach der hygienischen Seite ist das ein Umstand, der nicht genug gerügt werden kann. Heute tut man soweit den Mund mit Jugendfürsorge und allem Möglichen auf. In solchen überfüllten Anstalten aber ist nicht einmal Zeit für eine halbwegs entsprechende Lüftung und Reinigung vorgesehen.

Dazu kommt noch ein zweites pädagogisches Moment in dieser Sache, das nicht zu unterschätzen ist und das auch die Unterrichtsverwaltung sehr zur Kenntnis nehmen sollte: Der Schüler soll sich in seiner Klasse zuhause fühlen, er soll sie als seine Klasse, als seine Anstalt empfinden. Ich will hier nicht weiter ausführen, von welch' großem pädagogischen Wert dies ist. Noch einen anderen Gedanken möchte ich streifen und das ist die Frage der Koedukation, weil nämlich gerade an der Prager Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt infolge des Raummangels aus den zwei Anstalten eine einzige gemacht worden ist. (Posl. dr. Petersilka: Das ist bei uns auch und geht ganz prächtig, die Kinder haben einander so gern! Veselost na levici.) Es scheint unserer Zeit vorbehalten zu sein . . . . (Posl. dr. Petersilka: Die wetteifern nur so in der Aufnahme der Wissenschaft.) Ich habe diese Beobachtung nicht gemacht. Es scheint unserer Zeit vorbehalten zu sein, daß sie die wichtigsten Probleme so recht oberflächlich zur Lösung bringt. Es ist auf einmal das Schlagwort von der Koedukation hingeworfen worden. Ich führe das nicht näher aus, ich möchte nur meinen Standpunkt zur Koedukation dahin präzisieren, daß die Koedukation dort beizubehalten sein wird, wo kein anderer Ausweg vorhanden ist. Eine Koedukation wird es in ein-, zwei- bis dreiklassigen Volksschulen geben müssen, vielleicht auch in Mittelschulen in kleineren Städten, wo Mittelschulen für Mädchenbildung nicht vorhanden sind. Aber sonst lehnen wir sie ab und ich bin überzeugt, es werden wieder Jahre kommen, wo man die Richtigkeit dieser Ansicht einsehen wird. Damit will ich aber nicht sagen, daß wir etwa gegen die erweiterte Mädchenbildung sind. Nein, wenn ich aber von hier aus eines hervorheben darf, so sage ich: Ich begrüße es ganz besonders, wenn sich die Mädchen dem Lehrberufe widmen, für Schulen von Mädchen und zwar aller Kategorien von Schulen, und namentlich eines, wenn sie sich dem Hochschulstudium widmen würden, als werdende Ärztinnen, besonders Frauenärztinnen. Ganz abgesehen von anderen Berufen, die ihnen ganz bestimmt auch noch zusagen. Einfügen möchte ich aber, es möchte nicht allgemein werden, daß sie ihrer natürlichen Bestimmung entzogen werden, und die bleibt einmal, Mutter und Hausfrau zu sein. (Souhlas na levici.)

Ich muß auch noch ein Wort sagen über diese Reformerei unseres Mittelschulwesens. Was ich bisher zur Einsicht genommen habe, gibt mir sehr viel zu denken. Ich stehe auf dem Standpunkte, und ich spreche da aus Erfahrung, daß unser Mittelschulwesen im alten Österreich keineswegs zurückgeblieben ist, wenn ich auch nicht sagen will, daß es etwas Versteinertes sein soll. Das was an Reformen vorgeschlagen wird über die Einheitsschule u. s. w., das gibt zu denken. Ich stehe auf dem Standpunkte, wir dürfen keineswegs die humanistische Richtung unserer Gymnasialbildung etwa noch weiter in den Hintergrund zurückdrängen. (Souhlas na levici.) Ohne weitere Gründe anzuführen, möchte ich nur hervorheben, daß wir selbst in Gefahr kommen könnten, daß wir die größten Werke unserer größten Meister dann nicht mehr verstehen. (Souhlas na levici.) Wenn ich meine Meinung über das Lateinische und Griechische sagen soll, über das heute sow iel gesprochen wird, ob dem beizustimmen ist oder nicht, so geht sie dahin, unser Latein- und Griechischunterricht sollte zwei Ziele erreichen: Einmal, daß ein Absolvent des Gymnasiums imstande ist, einen griechischen oder lateinischen Text ohne Anstand zu lesen und zu verstehen, und das Zweite, was er auch sollte, ist, er soll eine gewisse Vorliebe erzeugen für dieses Lateinische und Griechische. Das ist allerdings nicht der Fall und da liegt der Fehler entweder im System oder in der Durchführung des Systems. Und da ich schon bei diesem Gedanken bin, will ich noch eins sagen: Ich habe mich oft gewundert, daß die Schulverwaltung nicht darauf kommt, daß schließlich das Latein nicht etwa mit Cicero und Tacitus aufhört, daß es im Gegenteil auch im dritten und vierten Jahrhundert ein sehr schönes Latein gegeben hat. Und es wäre sehr zu begrüßen, wenn unsere Schulverwaltung auch auf die Schätze der lateinischen Literatur im dritten und vierten Jahrhundert, der Vulgata eines Augustinus u. s. w. zurückkäme. Das aber nur nebenbei.


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