Støeda 23. listopadu 1921

Ist es doch sogar in Schlesien vorgekommen (am 6. Mai 1921 in Wagstadt, am 27. Mai 1921 in Kathrein und im Juni 1921 in Tyrn), daß Gendarmen mit aufgepflanztem Bajonette während des Unterrichtes in der Schulklasse erschienen, um bei den Schülern Erhebungen gegen den Lehrer vorzunehmen.

So wird nun schon 3 Jahre zielbewußt und planvoll der Vernichtungskampf gegen das deutsche Schulwesen in diesem Staate geführt, mit Außerachtlassung aller Vorschriften über die Auflassung von Schulen und Schulklassen, ohne daß die deutschen Bezirksschulbehörden oder die deutsche Sektion des Landesschulrates um ihre Meinung gefragt wurden. In einer Interpellation vom Juni 1920, Nr. 242, verlangten wir, daß die Regierung uns die Zahl der aufgelassenen Klassen und die Daten, auf Grund deren die Auflassung erfolgte, bekanntgebe. Der Herr Minister für Schulwesen und Volkskultur sagte zwar das Verzeichnis der aufgelassenen Klassen zu (Interp. Antw. Druck Nr. 1032), bis heute aber ist seine Ausgabe nicht erfolgt. So sind wir nur auf die uns zur Verfügung stehenden Zahlen angewiesen.

Demnach waren bis Ende Schuljahr 1920/21 aufgelassen: in Böhmen 649, in Mähren 563, in Schlesien 62, zusammen 1274 Schulklassen.

Im Schuljahre 1921/22 geht der Schulkampf unter dem Titel des Geburtenrückganges, der heuer das erste Jahr in der Volksschule in die Erscheinung tritt, mit neuer Kraft weiter, sodaß die Zahl bereits auf 1600 Schulklassen gestiegen sein dürfte.

Diese Zahl spricht für sich und bedarf keiner weiteren Erklärung. Man muß nur selbst gesehen haben, wie jetzt die armen Schulkinder im zarten Alter von 7 und 8 Jahren viele Kilometer und Stunden weit im ärgsten Winterwetter pilgern müssen, wenn sie der Schulpflicht nachkommen wollen, um die ungeheure Erbitterung der deutschen Bevölkerung zu begreifen. Und das vielfach nur deshalb, weil es den èechischen Gewalthabern gefallen hat, die deutsche Schule eines Ortes zu sperren, da nur 20 oder 30 schulbesuchende Kinder da waren. Und das alles mit der Begründung und unter dem Titel des Sparens. Sparen sie, meine Damen und Herren von der èechischen Mehrheit, dort, wo es am Platze ist, und sie werden genügend Geldmittel für das Schulwesen freibekommen. Ein kleiner Bruchteil der bei der staatlichen Ernährungswirtschaft vergeudeten 8 Milliarden hätte genügt, um alle Schulen der Republik in der übernommenen Höhe zu erhalten und Hunderte neue errichten zu können.

Aber ich behaupte, daß dieser Vorwand des Sparens nur gebraucht wird, um den wahren Grund vor der Mit- und Außenwelt geschickt zu verbergen. Zum Beweise meiner Behauptung, daß dies nur ein Scheingrund ist, führe ich die Tatsache an, daß die Abteilung IV des Landesschulrates in Prag, das ist jene Abteilung, welche die Drosselung der deutschen Schulen durchgeführt hat, einen Geheimerlaß an die Landesverwaltungskommission in Prag gerichtet hat, in welchem sie diese auffordert, diejenigen Posten in den Gemeinden- und Bezirksvoranschlägen bezw. Rechnungsabschlüssen zu beanständen und nicht anzuerkennen, welche für die Weiterführung von aufgelösten deutschen Schulen oder Schulklassen eingesetzt wurden. Denn viele deutsche Gemeinden und Bezirke hatten den hochherzigen Beschluß gefaßt, ihre aufgelassenen Schulklassen aus eigenen Mitteln zu erhalten. Es paßt also den èechischen Schulbürokraten nicht einmal, daß sich die Deutschen die Schulen mit ihrem Gelde erhalten. Ganz ungeheuerlich ist auch das Vorgehen des Ministeriums in einer Entscheidung, die diesen Monat erflossen ist, in der das Ministerium die Abweisung einer Beschwerde wegen Reduzierung einer Schule dazu benützt, um gleichzeitig zu untersagen, daß diese Klasse auf eigene Kosten fortgeführt werde. Dieser Fall hat sich in Blottendorf (Bezirk Böhm. Leipa) ereignet. Hier ist also das Ministerium über die Materie des Streitgegenstandes rein willkürlich hinaus gegangen, um eine Entscheidung zu treffen, die von ihm gar nicht verlangt wurde. Auch das ist für mich ein Beweis für das Bestreben, auch seitens des Ministeriums, das deutsche Schulwesen zu vernichten. Daraus geht wohl klar hervor, daß der Grund, der für die Reduzierungen unserer Schulen bei jeder offiziellen und nicht offiziellen Gelegenheit vorgeschützt wird, nur eine Spiegelfechterei ist und immer war. Die Herren Èechen wollen einfach ein ordentliches, ahsgebildetes deutsches Schulwesen nicht, sie wollen die Deutschen ihres Staates zu einem minderen Kulturvolk herabdrücken, sie körperlich und geistig verkrüppeln lassen.

Und nun noch ein paar Worte über die für eine Klasse vorgeschriebene Schülerzahl. Wenn sich schon das èechoslovakische Schulministerium immer Frankreich als Vorbild und Beispiel nimmt, dann kann es nur in der Schülerzahl einer Klasse sein. Denn dort entfielen am 1. Dezember 1920 bei 69.608 staatlichen Schulen, 124.864 Klassen und 3,785.106 Schülern, auf eine Klasse 31 Schüler und bei den kirchlichen Schulen nur 29 Schüler. Bei uns aber, wo man sich bei jeder passenden und unpas senden Gelegenheit auf den Geist J. A. Ko menskýs soviel zugute tut, mutet man noch immer dem Lehrer zu, bis 80 Schulkinder zu unterrichten und die Ermäßigung auf 60 ist bis heute nicht Gesetz geworden. Wie viele deutsche Klassen wären bei Zugrundelegung der französischen Durchschnittszahlen erhalten geblieben? Aber da hätte man wahrscheinlich wieder andere Scheingründe vorgeschoben. Denn das Ziel bleibt die Vernichtung des deutschen Schulwesens, dem in wunderbar raffinierter Weise und mit allen Mitteln zugestrebt wird.

Wenn man schon mit der Schule des Volkes so umspringt, ist es ohne weiters klar, daß man in gleicher Weise auch das Mittelschulwesen umzubringen trachten. Die früher begonnene Auflassung deutscher Mittelschulen schreitet weiter, obwohl inzwischen einige Anstalten, wie z. B. Mähr. Neustadt, das die aufgelassenen Klassen privat weiterführt, durch die hohe Frequenzzahl bewiesen haben, daß sie lebensfähig waren und sind. Ein schreiendes Unrecht wurde auf dem Gebiete des Mittelschulwesens des Deutschen Ostschlesiens durch die Auflassung des Gymnasiums in Friedek zugefügt, wahrscheinlich als Dank für das wackere Hintreten der Deutschen dieses Gebietes zur Plebiszitzeit zu Gunsten der Èechoslovakischen Republik. Während früher die ostschlesischen Deutschen 2 Mittelschulen in Teschen und je eine in Friedek und Oderberg hatten, besteht heute für dieses Gebiet nur das Realgymnasium in Oderberg, das eigentlich außerhalb des ostschlesischen Siedlungsgebietes liegt, heute stark überfüllt ist und mangels an Räumlichkeiten nicht mehr erweitert werden kann. Die nächsterreichbaren deutschen Mittelschulen in Mähr.-Ostrau kommen nicht in Betracht. Daß die Mittelschule in Friedek eine Notwendigkeit für ganz Ostschlesien war, beweist wohl auch ihre hohe Besucherzahl, die im Schuljahre 1919 /20 217 Schüler betrug. Die Wiedereröffnung der bereits aufgelassenen Klassen des Gymnasiums in Friedek ist gewiß kein Entgegenkommen, sondern nur die Anerkennung einer gegebenen Notwendigkeit.

Nicht minderbedrängt wird auch das deutsche Fachschulwesen, wobei ich besonders auf das unglaubliche Vorgehen gegen die deutsche Staatsfachschule für Tonindustrie in Znaim verweise. Diese Fachschule, die in ganz Mitteleuropa einen guten Namen hat, deren Schüler als Pioniere ihres Berufes in die entferntesten Länder kommen und der auch die heimische keramische Industrie die wertvollsten Anregungen verdankt, soll über Treiben Znaimer Chauvinisten vernichtet werden. Die Schule zählt heuer 44 interne Schüler und insgesamt 200 Frequentanten. Wenige Tage vor Schulbeginn bekam die Schulleitung seitens des èechischen Stadtrates in Znaim den Auftrag, die Schulräume sofort zwecks Unterbringung einer èechischen Volksschule zu räumen, obwohl der geltende Mietvertrag eine dreijährige Kündigungsfrist vorsieht. Der èechische Bürgermeister Mareš in Znaim (Výkøiky) aber erklärte brüsk, daß für ihn der Vertrag nicht gelte. Nach langen Verhandlungen wurde schließlich davon Abstand genommen, der Schule aber 7 Räume, die sie zum Betriebe äußerst notwendig braucht, weggenommen und vor der Räumungsfrist gewaltsam evakuiert. Ein Beauftragter der Stadtgemeinde ließ einfach durch seine Leute alle Gegenstände, darunter sehr wertvolles Inventar, die kostbaren Lehrmittelsammlungen, auf die Gänge stellen. Die Schule besitzt nun im ganzen 2 Lehrzimmer für Vortragsund Zeichenunterricht, die derart klein sind, daß das Unterrichten für Lehrer und Schüler zur Qual wird. Ein Unterricht in der mit der Anstalt organisch verbundenen fachlichen Fortbildungsschule muß ebenso wie ein solcher in einzelnen Sonderkursen entfallen, weil es an Schulräumen und Lehrkräften mangelt. Alle Eingaben, Bitten und Vorstellungen an das Ministerium um Abhilfe dieser Übelstände und Ergänzung der Lehrkräfte von 5 auf die vorgeschriebene und notwendige Zahl 10 verhallten bisher ungehört, ja man fand es nicht einmal der Mühe wert, darauf überhaupt zu antworten.

Zum Vergleiche erwähne ich schließlich, daß in der èechischen Fachschule in Turnau in einem der letzten Jahre von 10 Lehrkräften sage und schreibe 10 Schüler unterrichtet wurden.

Solche Zustände sind auf die Dauer unhaltbar, da mit einer solchen Mißwirtschaft eine Schule, in der individueller Unterricht erteilt werden soll, zielbewußt in der kürzesten Zeit zugrunde gerichtet wird. Daß diese Absicht auch bei der Fachschule für Keramik in Znaim besteht, trotz der gegenseitigen Erklärungen im Ministerium, daran zweifelt deutschenseits niemand mehr.

Ich wende mich nun dem Hochschulwesen zu und will an der Hand weniger Zahlen nur beweisen, welcher geringen Förderung sich diese seitens der èechischen Schulverwaltung erfreuen. Durch die Abtrennung von der alten deutschen Kulturstätte Wien haben wir eine Reihe von Ausbildungsmöglichkeiten verloren und es ergäbe sich für die èechoslovakische Regierung die Pflicht und Notwendigkeit, eigene deutsche Hochschulen, bzw. Fakultäten zu schaffen. Die Berechtigung der Forde rung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule, einer montanistischen, tierärztlichen und Forsthochschule, einer Musik-, einer Kunstakademie wird wohl auch von èechischer Seite ohne weiters anerkannt werden müssen. Allerdings haben wir bisher auf eine Anerkennung dieser deutschen Forderung vergebens gewartet, wie auch das Ministerium bisher keinen Schritt zur Verwirklichung getan hat. Ebenso wenig wurde bisher die Forderung nach Verlegung der deutschen Hochschulen ins deutsche Súrachgebiet seitens der Regierung ernstlich erwogen und die Vorarbeiten hiefür eingeleitet.

Allerdings, wenn man diese durchaus berechtigten Forderungen nicht vom fachlichen und kulturellen Stándpunkte, sondern nur vom nationalen Gesichtswinkel aus beurteilt, dann werden wir wohl kaum jemals zu einer befriedigenden Lösung aller dieser Fragen kommen.

Daß man den Deutschen trotz vielfacher Forderung z. B. noch immer keine Handelshochschule bewilligt, über die die mehr Landwirtschaft betreibenden Èechen seit 1919 verfügen, ist wohl sehr bezeichnend.

Die Fürsorge des èechischen Schulministeriums dem deutschen Hochschulwesen gegenüber bringt wohl der Staatsvoranschlag 1921 am besten zur Darstellung.

Das Verhältnis der ordentlichen Ausgaben für die deutschen Hochschulen gegenüber den èechischen ist 1 : 3, das Verhältnis bei den außerordentlichen Ausgaben beträgt 1 : 10. Der Ges amtaufwand für die deutsche und die 3 èechischen Universitäten steht im Verhälnisse 8,464.000 K zu 51,677.000 K, d. i. 1 : 6. Im Investitionsbudget entfallen für die deetschen Hochschulen 2,125.000 K, für die èechischen Hochschulen 59,725.000 K, d. i. 1 : 30. Diese Zahlen sprechen Bände.

Dasselbe Bild krasser Benachteiligung, die noch mehr als im Vorjahre im heurigen Staatsvoranschlage zu Tage tritt, zeigt sich auch bezüglich der Förderung des geistigen Lebens durch das Ministerium für Schulwesen und Volkskultur. Die hiefür aufgewendeten Beträge kommen wieder hauptsächlich den Èechen zu gute.

An Unterstützungen wirtschaftlicher Korporationen und wissenschaftlicher Publikationstätigkeit werden gegeben für èechische Gesellschaften 1921 1,465.000 K, für deutsche 108.000 K; für èechische kunstgewerbl. Museen 178.500 K, für deutsche 24.600 K; für das èechische Nationaltheater in Prag und 10 andere èechische Theater und Theatervereinigungen und für das slovakische Theater 13,985.000 K, für "anderssprachige" Theater (d. i. deutsche, magyarische, polnische, ruthenische) zusammen 300.000 K. Die èechischen Konservatorien in Prag und Brünn erhalten 2,625.967 K, die deutsche Akademie für Musik und darstellende Kunst 300.000 K. Unter dem Titel 11, § 1 "Schriftwesen" ist ein Betrag von 1,071.500 Kronen lediglich für èechische Zwecke eingestellt und nicht ein Heller für deutsche Kulturzwecke.

Diese Zahlen sprechen gleichfalls eine deutliche Sprache und zeigen, daß die Deutschen für ihr gesamtes Schul- und Bildungswesen vom èechoslovakischen Staate nur ein paar dürftige Brocken erhalten, während gleichzeitig die èechische Kultur mit Hilfe deutscher Steuergelder aufgepappelt wird. Wir haben uns daher erlaubt, eine Reihe Anträge zum Staatsvoranschlag zu stellen, welche dieses Unrecht beseitigen sollen und ich ersuche um deren Annahme.

Im übrigen zeigt der ganze Staatsvoranschlag 1922 wieder wie im Vorjahre deutlich, daß für alle möglichen Zweige Geld in Millionen und Milliarden zur Verfügung steht und daß man für das Schul- und Bildungswesen nicht viel übrig hat. Von dem ganzen 20 Milliardenbudget entfallen auf die unfruchtbare Militärspielerei 3 Milliarden = 16% des Gesamtbudgets, auf das Schulwesen einschließlich Karpathorußlands nur 1086 Millionen = 6%.

Noch immer hat sich die Erkenntnis nicht Bahn gebrochen, daß die Ausgaben für das Schul- und Bildungswesen einem Staate in der Folge reichen Nutzen bringen und tausendfach verzinst im ganzen öffentlichen Leben in die Erscheinung treten. Hunderte Millionen wurden wieder für eine gänzlich überflüssige Mobilisierung, die sich im nachhinein als eine große Blamage erwies, hinausgeworfen, obwohl wir fort während davor warnten, wenn es sich aber um eine deutsche Schule, Kindergarten, Mittelschule oder um eine Subvention für die deutschen Hochschulen handelt, hört man immer wieder, daß kein Geld vorhan den ist.

Seit Jahr und Tag wird versucht, eine Regelung der Bezüge der Kindergärtnerinnen durch ein Gesetz zu erzielen. Die armen Kindergärtnerinnen müssen in der heutigen Zeit der Teuerung vielfach mit Hungerlöhnen von 130-140 Kronen monatlich ein elendes Dasein fristen. Mit wenigen Millionen wäre der Schandfleck zu beseitigen. Doch alle Versuche, diesen elenden Zustand auf gesetzlichem Wege zu beseitigen, waren bei der Teilnahmslosigkeit des Ministeriums und der herrschenden èechischen Parteien bisher vergeblich. Für das Hilfsschulwesen wird der Betrag von sage und schreibe jährlich 25.000 Kronen eingesetzt, dafür werden 6 Millionen für eine Ernst Denis-Stiftung in Paris freigiebigst gespendet.

Meine Damen und Herren! Sie werden selbst zugeben müssen, daß ein solcher Zustand auf die Dauer unerträglich ist. Wir empfinden es als eine Schmach, daß unser ganzes Schulwesen noch immer dem blinden Wüten èechischer Chauvinisten ausgeliefert ist, daß im Schulministerium nicht ein einziger und bei den anderen Zentr alschulbehörden fast keine deutschen Beamten tätig sind und daß Fremdnationale über unsere Schulbedürtnisse entscheiden. Wir sind nicht freiwillig in diesen Staat gekommen, sie haben uns mit Lug und Trug hineingezwungen. Nun haben sie aber auch die Pflicht, uns jene Kultur- und Bildungsmöglichkeiten zu geben, die wir nach unserer Kulturhöhe brauchen und auf die wir nach unserer numerischen Stärke und nach unserer Steuerleistung auch einen vollberechtigten Anspruch haben. Wir kommen nicht als Bittende zu Ihnen, sondern wir fordern unser Recht. Wenn Sie für Ihre Zwecke das Geld mit vollen Händen hinauswerfen, so muß das eben Ihr Geld sein (Souhlas na levici.) und Sie dürfen nicht die Taschen der deutschen Steuerträger plündern und ausleeren.

Im Verfolg dieses Gedankens haben wir das volle Recht auf völkische Selbstverwaltung, im besonderen das Recht auf nationale Schulautonomie. Mit zäher Kraft und ungebrochenem Willen wollen wir dafür kämpfen, daß der Grundsatz zum Durchbruche kommt, daß jedes Volk Herr sei auf seinem Schulgebiete. Die Zeiten, wo man Völker willenlos unterdrücken und versklaven konnte, ist ein für allemal vorbei und die Èechen sollten aus ehrer eigenen Geschichte wissen, daß solche Versuche scheitern müssen. Das Selbstbestimmungsrecht hat seinen siegreichen Zug durch die Weltgeschichte angetreten und wenn es sich auch derzeit nicht überall vollständig durchsetzen konnte, so wird die Zeit doch kommen, wo diese Idee triumphieren wird. Und so habe ich auch die felsenfeste Überzeugung, daß die nationale Schulautonomie für uns auch in diesem Staate kommen wird und kommen muß, weil die èechischen Gewalthaber schließlich einsehen werden, daß der Staat die fortwährenden Erschütterungen, die der Schulkampf erzeugt, bei seiner ohnehin schwachen Konstitution auf die Dauer nicht aushalten kann. Ich hoffe aber, daß den èechischen Parteien diese Erkenntnis schon jetzt gekommen ist und habe daher einen diesbezüglichen Resolutionsantrag eingebracht, um dessen Annahme ich ersuche.

Derselbe lautet (ète):

Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen: "Die Regierung wird aufgefordert, ehestens einen Gesetzentwurf für das gesamte Schulwesen vorzulegen, in welchem folgende Grundsätze enthalten sind:

1. Jede Nation wird im Staate als Trägerin und Verwalterin des gesamten Schulwesens anerkannt.

2. Zur Verwaltung des gesamten nationalen Schulwesens werden nationale Reichs schulräte berufen, welche von Vertretern der betreffenden Nation gebildet werden.

3. Den Reichsschulräten obliegt die Errichtung, Verwaltung und Betreuung des Schulwesens jeglicher Art, einschließlich der sogenannten Minderheitsschulen.

4. Zur Aufbringung der notwendigen Kosten sind die Reichsschulräte berechtigt, den betreffenden Nationsgenossen Schulbeiträge vorzuschreiben und einzuheben.

5. Die dem Staate obliegende Schulauf sicht regelt ein besonderes Gesetz, welches die Staatsbehörden ermächtigt, auf die Ein haltung der den nationalen Schulorganen obliegenden Pflichten zu dringen. Maßgebend für die Zugehörigkeit zu einer der im Staate anerkannten Nationen ist das auf Grund der Volkszählung frei und unbeein flußt anzugebende Bekenntnis zu einer Nationalität."

Meine Damen und Herren! Ich eile zum Schlusse und das soll neuerdings die War nung an die èechische Regierung sein, die Geduld des deutschen Volkes auf eine zu große Probe zu stellen. Sie täuschen sich, wenn Sie annehmen, daß man der deutschen Bevölkerung alles bieten kann und daß sie jeden Fußtritt geduldig hinnehmen wird. Sie sehen vielleicht nicht, daß die nationalen Leidenschaften in den breiten Schichten des Volkes in den letzten Jahren ganz bedeutend entfacht wurden und zugenommen haben und daß sich, dank Ihrer Drang salierungen und Ungerechtigkeiten langsam aber sicher zunehmend, das deutsche Volk aus seiner natürlichen Gleichgültigkeit ermannt und seiner rechtlosen Lage bewußt wird. Hüten Sie sich, ein Volk zum äußersten zu treiben. Das muß aber un fehlbar kommen, wenn Sie mit Ihrer Politik der deutschen Schuldrosselungen wie bisher fortfahren. Wir sehen der weiteren Entwicklung in Ruhe und festem Ver trauen auf die Stärke und sieghafte Kraft des deutschen Geistes entgegen. (Potlesk na levici.)

2. Øeè. posl. Simma (viz str. 889 protokolu):

Hohes Haus! Ich habe mich im Auftrage meiner Partei der Aufgabe zu unterziehen, zum Schulbudget zu sprechen. Das ist eine Aufgabe, der ich mich leider nicht so widmen kann, wie es mir lieb wäre. Die eng bemessene Redezeit, die mir zur Verfügung
steht, gestattet mir nicht einmal, übersichtlich zu bleiben, denn bei 15 Minuten Redezeit verlohnt es sich tatsächlich nicht, mit Argumenten zu arbeiten. Wenn dem aber so ist, meine Herren, und insbesondere meine Herren von der èechischen Gegenseite, wenn Sie auch durch die unerhörte Drosselung der Redezeit den Triumph erleben werden, rasch über die Klippe hinwegzukommen, die für Ihren Staat die unerledigte Materie des Staatsvoranschlages darstellt, der für den Staat immer etwas unangenehmes ist, solange er nicht erledigt ist, das eine müssen wir sagen, daß die Beendigung der Budgetdebatte nicht der Schlußpunkt ist, den wir unter diesen ungeheuerlichen Akt setzen, den wir den Staatsvoranschlag dieses Staates füglich heißen müssen. Ein ungeheuerlicher Akt ist dieser Staatsvoranschlag insonderheit am deutschen Volke, das Sie Ihren Steuersklaven sein und frohnen lassen in harter Arbeit, um es in dieser harten Arbeit langsam, aber sicher dem Tode zuzuführen. Das Studium der finanziellen Seite des Staatsvoranschlages ist für uns Deutsche eine eminent wichtige Angelegenheit; mit der Kritik des Staatsvoranschlages für 1922, wie sie in der deutschen Presse und durch die deutschen Abgeordneten im Budgetausschusse und auch hier im Hause erfolgt ist, und noch weiter erfolgen wird, ist unsere Tätigkeit diesbezüglich nicht erschöpft. Im Gegenteil, wir werden bei allen sich uns darbietenden Gelegenheiten mit den realen Tatsachen des Staatsvoranschlages operieren, im Inlande und im Auslande, im letzteren insonderheit, das uns dank unserer immer besser werden den Organisation immer mehr zugänglich wird und das schon heute über die eigentümliche Demokratie, die in diesem Staate herrscht, ganz bedenklich den Kopf schüttelt. Wir werden den Staatsvoranschlag als schlagenden Beweis benützen für die von uns stets getane Behauptung, daß nicht einmal bei den Lenkern dieses Staates - ich will jetzt von dem national-chauvinistischen Volke absehen - daß nicht einmal bei den Lenkern dieses Staates auch nur der leiseste Wille besteht, uns Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen, uns rücksichtsvoll zu behandeln, obwohl bei einer wenigstens einigermaßen geübten Rücksichtnahme wir uns mit dem Schicksale, das wir da durch erlitten haben, daß wir zwangsweise in diesen Staat kamen, vielleicht einigermaßen versöhnen könnten. Mit der Debatte über das Budget, das Sie als koalierte Parteien über unsere Köpfe hinweg nach altbewährter Methode einer Erledigung zuführen werden, ist unsere Tätigkeit noch nicht erschöpft. Im Gegenteil, dieser Staatsvoranschlag wird seine Folgen noch zeitigen. Insofern er ein neuer Ausdruck des unverkennbaren Versuches ist, uns Deutsche in diesem Staa te zu übervorteilen und systematisch zu schädigen, wird der Staatsvoranschlag für uns ein Anlaß sein, unsere Stellung zum Staate in noch schärfere oppositionelle For men zu kleiden als bisher. Das ist zumindest die Erklärung, die ich im Namen meiner Partei abzugeben genötigt bin.

Gilt die Behauptung, daß der Staats voranschlag ein ganz ungeheuerlicher Akt ist, im allgemeinen, so gilt das von jenem Teil, der das Schulwesen betrifft, in ganz besonderer Art. Wir brauchen bloß dieses eine Kapitel aufzuschlagen, um die Behaup tung von der ungeheueren Übervorteilung, die unser deutsches Volks in diesem Staate erleidet, zu erhärten. 58 èechische Bürger schulen, 537 èechische Volksschulen, zusammen 595 èechische Minderheitsschulen gründeten Sie seit Bestand des Staates aus schließlich im deutschen Siedlungsgebiete. In diesen Minderheits-Volks- und Bürgerschulen fanden Sie Raum für 1534 èechische Lehrkräfte. Für das Jahr 1922 budgetierten Sie für das Minderheitsschulwesen über 48 Millionen Kronen, wovon eine auß rordentliche Post von 6 1/2 Millionen lediglich zur Errichtung neuer Minderheits- Volks- und Bürgerschulen im deutschen Siedlungsgebiete bestimmt ist. Wir neide ten Ihnen Ihre fruchtbare Tätigkeit auf dem Gebiete des Volks- und Bürgerschulwesens nicht - ich spreche nur zu den Volks- und Bürgerschulen - wir hätten nichts dagegen, wenn Sie den Ausbau Ihres Volks- und Bürgerschulwesens in bester Weise vollziehen würden; wir hätten nichts dagegen, wenn diese Ihre Tätigkeit nicht in so krassem Gegensatze zu der Vernichtungsarbeit stünde, die Sie an unserem Schulwesen begingen.

Während die Èechen bei dem Überblick über ihr Volks- und Bürgerschulwesen köstliche Bilder erleben, ein ungemein gewaltiges Blühen zu bemerken imstande sind, bemerken die deutschen Bildungsfreunde, wenn sie ihren Blick über das deutsche Volks- und Bürgerschulwesen gleiten lassen, geradezu ein unübersehbares Leichenfeld. Ich behaupte, daß alle die düsteren Ahnungen, die wir diesbezüglich haben, durch die eisige Sprache der deutschen Verlustziffern noch übertroffen werden. Die Zahl der gedrosselten deutschen Schulen und Klassen - wir haben noch keine offiziellen Berichte über dieses Leichenfeld erhalten und ich müßte erst durch offizielle Berichte eines Besseren belehrt werden beträgt meiner Ansicht nach mindestens 1600. Meiner Ansicht nach sind in diesem Staate, seit Sie an der Herrschaft sind, mindestens 1600 deutsche Volks- und Bürgerschulklassen vernichtet worden. Ein Plus von über 1500 èechischen Minderheits schulklassen, ein Minus von 1600 deutschen Schulklassen, das ist das Fazit der dreijährigen Politik der Schulbehörden in diesem Staate, jener Tätigkeit, die gewiß Ihrer Meinung nach nur im Sinne der Gerechtigkeit gelegen ist.

Wir haben natürlich gar keinen Grund, in den Friedensverträgen und in den in diesen festgelegten Minderheitsschutzbestimmungen Hilfe zu suchen, weil wir ganz genau wissen, daß die Regierenden dieses Staates, die Lenker dieses Staates nicht geneigt sind, das spärliche im Friedensvertrag für uns festgelegte Recht zu respektieren und weil wir weiter wissen, daß in diesem Staate die Regierenden ja auch nicht zu fürchten brauchen, bei einer eventuellen Hinwegsetzung über die Minderheitsschutzbestimmungen des Friedensvertrages von St. Germain en Laye von jenen, die den Pakt geschlossen haben, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Aber wir stellen hier mit Absicht fest, daß Ihre Schulpolitik eine Kette von Verletzungen des Friedensvertrages ist, der, um nur ein Kurzes aus ihm anzuführen, über das öffentliche Schulwesen besagt: "Was das öffentliche Schulwesen anbelangt, wird die èechoslovakische Regierung in den Städten und Bezirken, in denen ein beträchtlicher Bruchteil èechoslovakischer Staatsbürger ansässig ist, die eine andere als die èechoslovakische Sprache sprechen, angemessene Erleichterungen gewähren, um sicherzustellen, daß den Kindern dieser èechoslovakischen Staatsangehörigen der Unterricht in ihrer eigenen Sprache erteilt werde." Wahrlich, wir haben von angemessenen Erleichterungen während der Zeit des Bestandes dieses Staates auf dem Gebiete des Schulwesens nichts zu spüren vermocht; im Gegenteil, wo die öffentlichen Behörden dieses Staates eine Maßnahme treffen konnten, unseren Kindern das Lernen zu erschweren und ihre Existenzmöglichkeiten zu unterbinden, dort ist es in diesem Staate geschehen, oft auch in der klaren Absicht, unsere deutschen Kinder zum Besuche èechischer Schulen zu zwingen. Die Entnationalisierung wurde hier zum klaren Programm erhoben.

Ich erwähne nur die Schule in Eleonorenhain, in welchem Orte Sie für 11 Kinder eine èechische Schule gründeten, von welchen Kindern nur ein einziges èechischer Abstammung ist, während die anderen Kinder deutsch sind, Kinder von deutschen Beamten, deutschen Angestellten des Staates, die durch Zwang und Versprechungen dazu verleitet wurden, ihre Kinder in die èechische Schule zu schicken.

Ich erwähne nur die ungeheuere Tragik, die sich in einer großen Stadt dieses Staates vollzieht, in Budweis, wo 89 Familien deutscher Volkszugehörigkeit gezwungen sind, über 200 Kinder in èechische Schulen zu schicken, weil sie keine Möglichkeit mehr haben, ihre Kinder in die deutschen Schulen gehen zu lassen, weil einerseits durch den Sturm, der auf die deutschen Schulen verübt wurde, diese Schulen in ihrem Bestande riesig geschmälert worden sind, andererseits durch Zwang und Versprechungen, wie in Eleonorenhain, die Eltern verleitet werden, ihre Kinder in die èechische Schule zu schicken. Mit zwei Argumenten suchen die Herren dieses Staates sich zu rechtfertigen:. Zunächst verweisen sie auf die dermalen geringe Schüleranzahl an den deutschen Schulen, bei welcher die Aufrechthaltung aller deutschen Klassen und Schulen nach Meinung der èechischen Staatslenker sozusagen ein Luxus ist. Dann verweisen Sie auf die Notwendigkeit eines Ausgleiches im Besitzstand der kulturellen Mittel der beiden Völker dieses Staates, der Èechen und der Deutschen, welch letztere ihrer Meinung nach in der Vergangenheit bevorzugt gewesen sind. Zu diesem Schlusse kommt auch Herr Professor Srdínko, der Vorsitzende des Kulturausschusses. Für die Gegenwart zumindestens fasse ich seine Ausführungen im Budgetausschuß, in denen er ganz besonders die Notwendigkeit eines nationalen Schlüssels betonte und mitteilte, daß 64.8 % èechischer Volksschulen für 68% èechischer Kinder bestimmt sind, hingegen 34.3 % deutscher Volksschulen für 32 % deutscher Kinder, so auf, daß die durchschnittliche Schüleranzahl in èechischen Schulen auf 164, in deutschen Schulen auf 139 und für eine èechische Klasse auf 50 Schulkinder, für eine deutsche Klasse auf 46 Kinder zu stehen käme. Der Berichterstatter hat aber bei seinem Bericht in der Sitzung des Budgetausschusses nicht darauf hingewiesen, daß unsere deutschen Schulen in den Gebirgsgegenden unter ganz anderen geographischen Umständen leiden, als die èechischen Schulen im flachen Lande und daß wir schon aus diesen Gründen selbstverständlich Schulen mit geringerer Schüleranzahl besitzen und sich aus diesen Verhältnissen die scheinbare Begünstigung der deutschen Schulsprache ergibt.


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