32. Gutachten der obersten Landesbeamten Böhmens an Kaiser Ferdinand I. über die bevorstehende Krönung Maximilians und seiner Gemahlin, wozu aus den zugehörigen Ländern keine Bevollmächtigten zu fordern seien, da diess wider die Freiheiten des Königreichs als "des Hauptes" wäre, und weil ein jedes Land für sieh dem Könige huldigt. Der Kaiser möge jedoch aus jedem Lande einige Personen als Gäste einladen.
Ohne Datum. Gleichzeitige Cop. im k. k. Staatsarchiv zu Wien.
Böhmen I. 1400 - 1570.
... Nachdeme Eur Kais. Mt. verschines Tags uns den Landofficirern und Rechtsitzern, desgleichen Eur Mt. Räthen, derselben getreuen Unterthanen, gnedigist furgetragen und angezeigt, dass Sie gnedigist und väterlich gesinnt und Willens sein, noch in derselben Leben Kunig Maximilian, unsern gnedigisten Herrn und unsern zuekünftigen Künig und Herrn kronen zu lassen mit vernerm gnedigisten Vermelden, dass Sie soliches aus der gnedigisten und väterlichen Vorbetrachtung, Wolmainung thun und furnemen, dass Ihr Künigl. Würde noch bei Leben Eur Kais. Mt. gecront wurde, auf dass dardurch nach Eur Mt. todtlichen Abgang (den Gott lang verhueten welle) zwischen unser, Eur Mt. getreuen Underthanen; Lieb und Einigkeit, wie bisher in derselben Leben, erhalten und besteen möchte und dass Ihr Künigl. Würde gegen uns dasjenige, so einem Künig zu Beheim und künftigen Herrn vermüg des Künigreichs zu Beheim Privilegien und Freiheiten gebürt, und wir Stende bemelts Künigreichs und desselben zuegethane Länder hinwieder die schuldige Pflicht thuen sollten, wie dann Eur Kais. Mt. gnedigiste Proposition in merern und ausfuerlichern Worten soliches klärlichen ausweist, mit gnedigisten Befehl, wir als E. Mt. getreue Underthanen wollen derselbigen hierauf unser Guetbedunken, auch wie und welicher Gestalt solichs, als obsteet, furgenomen und würklichen vollzogen werden möcht, underthenig anzeigen, dann Eur Kais. Mt. dasselb je ehr je pesser on weitern Verzug fürnemen und zu Ort bringen wollen.
Solich Eur Mt. gnedigists Anzeigen haben wir, so viel in solicher kurzen Zeit beschehen mügen, in äller Underthenigkeit und mit solichen Fleiss beratschlagt und erwogen, geben demnach hierauf Eur Kais. It. diese und erthenigiste Antwort:
Erstlichen; dass Eur Kais. Mt. nicht allein jetzo bei Ihrem Leben, sondern auch nach deren todtlichen Abgang, damit all Sachen zuforderst Gott dem Allmechtigen zu Lob und Ehr und zu Pflanzung Lieb und Einigkeit zwischen den Underthanen in einem loblichen gueten Wesen besteen und beharren mochten, von unsern wegen alsemsige, fleissige und gnedigiste vaterliche Fursorge tragen und die Sach also gnedigist betrachten, das thuen gegen Eur Kais. Mt. wir uns gehorsamist und underthenigist aufs allerhöchst, als es immer sein kann, bedanken und sein der entlichen Hoffnung, der allmechtig ewig Gott wirdet Eur Kais. Mt. für soliche christenliche gnedigiste und vaterliche Sorg und Vorbetrachtung, die Sie umb. derselben kaiserliche Erben und getreue Underthanen tragen, hie in diesem zeitlichen Leben (mit) Iang, wirigen Gesund, glückseligen und friedlichen Regierung und in dem zukünftigen ewigen Leben reichlich belonen.
Und ist ferner in dieser Sachen unser underthenigist Bedenken, dieweil im verschinen 49jährigen gehaltnem Landtag auf Prager Schloss, bei welichem Künig Maximilian für einen behemischen Künig erwelt und publicirt ist worden, ausdrucklich gemelt ist, wann sich Eur Kais. Mt. mit den Stenden des Künigreichs Böheim der Cronung halben vergleichen wurden, dass dieselbige allerdings massen und gestalt vermug und nach Ausweisung bemelts Landtags beschehen soll; derwegen und solichem der Stende auf gemeinem Landtag mit Eur Kais. Mt. beschehnem Beschluss und Bevilligung nach hetten wir underthenigist erachtet, dass Eur Kais. Mt. solich hochloblich und väterlich Fürnemen in kein Verzug stellen, sonder derselbigen hiemit gnedigisten Willen nach, inmassen wir dann underthenigist und fleissig bitten thuen, ins Werk und Vollziehung bringen, und derhalben einen gemeinen Landtag aufs Prager Schloss zwischen hier und nechst künftig Pfingsten, darzue wir die Zeit und Gelegenheit bei uns für die bequemeste und geleginste erachten, anseczen und publiciren, auch ausdrucklich vermelden lassen, dass Eur Kais. Mt. denselben Landtag vonwegen der Künigl..Würde vorhabenden Cronung ausschreiben und anseczen. Es wirdet auch in cliesem Künigreich zu Beheim albeg der Gebrauch und Gewonheit von Alters gehalten, dass eine Künigin zu Beheim neben Ihrem Gemahel einem Künig zu Beheim auch gecront wirdet; derohalben so were unser underthenigist Guetbedunken, Ihr Mt. wollten darauf gnedigist bedacht sein und die Mittel hierinnen furnemen, dass Ihro Künigl. Würde Gemahel zu der Zeit aüch gecront werden müchte darumb wir auch underthenigist bitten, dann solichs wurde den Stenden dieses Kunigreichs gar gefellig und annemlich sein. Im Fall aber, dass es zu der Zeit allein umb der Ursach willen nicht beschehen kündte, dass Ihr Künigl. Würde Gemahel, wie wir bericht, mit schwerem Leib geen sollen und deshalben vielleicht Verhinderung möchte fürfallen nicht destoweniger kann und mag mit der Kunigl. Würde Cronung, wie oben gemelt, ein als den andern Weg Ihren Fürgang haben.
Dass aber zu solicher Cronung die incorporirten Fürstenthumb und Länder ihre Gevollmechtigte darzue schicken und ervordert werden sollen, das findet man in keinen Gedechtnissen verzeichnet, es künden sich auch die, so bei Künig Ludwig löblicher Gedechtnus und Eur Kais. Mt. Cronung gewesen und noch im Leben sein, dessen gar nit erindern, dann die zuegehörigen Fürstenthumb und Lender ein jedes in sonderheit ir eigen Gebrauch und Statuta haben, damit sie einem Künig in Beheim und entgegen ein Künig zu Beheim ihnen znegethan und verpflicht sein; dann nach der Cronung pflegt der Knnig zu Beheim in bemelte Fürstenthumben zu ziehen, und das, was bei Ihnen gebreuchig ist, zu vollziehen. So werden zu den Ceremonien und Digniteten, welche bei der Cronung eines Künigs zu Beheim aus altem loblichen Gebrauch gehalten und begangen, allein die Inwoner dieser Cron und sonsten Niemands aus den incorporirten Landen zuegelassen. Derohalben wir für unnot achten, dass der Cronung halben in denselben Ländern zuvor einiche Landoder Fürstentag durfen angesetzt oder gehalten werden, dann solichs auch wider die Freiheiten und alt hergebrachte lobliche Ordnungen und Gebrauche dieses Künigreichs Beheim als des Haubts sein wurde; aber nichts desto weniger were dieses unser underthenigiste Wolmeinung, dass Eur Kais. Mt. fur sich selbst zu solicher Cronung Eur Kais. Mt., der Künigl. Würde und des Künigr eichs Beheim zu Eren die fürnembsten Personen aus den zuegehörigen Ländern beschreiben und eruordern liessen, damit sie als die zuegethanen Glieder dies Künigreichs bei der Crönung gegenwärtig sein möchten.
Zu dem so wirdet auch in den alten Historien und Gedechtnnssen gefunden, dass zu solichen hochlöblichen, herrlichen und ansehenlichen Ceremonien und Cronungen die umbliegenden Chur- und Fürsten geladen, beruefen worden, gegenwärtig auch erschienen sein; und dieweil Ihr Künigl. Würde den umbliegenden Chur- und Fürsten nit allein mit Bluetsfreundschaft, sondern auch genachpert sein, und mit dem Künigreich Beheim Erbeinigungen haben, so were demnach auch unser underthenigist Gutbedunken, dass Eur Kais. Mt. in keinen Weg underlassen, sondern die Chur- und Fürsten Eur Kais. Mt., Künigl. Würde als Künigen zu Beheim und Ihnen selbst zu Eren zu solicher Cronung beruefen und laden lassen wollten, ovelchs dann zu künftiger Lieb nnd aller gneten Nacherschaft (fürnemlieh weil auch so viel ansehenlicher cristenliclier Potentaten an Eur Kais. Mt. Hof sein und als was bei solicher Cronung gehandelt, sehen und in ander Künigreich und Lande schreiben und nachsagen werden) hoch dienstlich und zuetreglich were.
Beschliesslichen, wann soliche Cronung mit gottlicher Verleihung glücklich für die Hand genommen, was alsdann Ihr Künigl. Würde vor derselben Cronung den Stenden dieses Künigreichs Beheim für ein Pflicht thuen und entgegen hernach die Stende Ihrer Kunigl. Würde wieder schweren und hulden sollen, dass Alles weist die Landsordnung, der althergebrachte Brauch, auch des 49. Jahrs gehaltner Landtag notturftig aus. So wol auch, was bei solichen Cronung für Ceremonien und Ordnungen gehalten werden, das findet man in vielen alten Schriften und Verzeichnussen, weliche hernach Eur Kais. Mt. fürgetragen und Eur Mt. ferner von uns der Sachen berichtet werden sollen. Und thuen damit Eur Kais. Mt. uns underthenigist beuelhen.