Hohes Haus! In der Debatte zum Rechnungsabschluß obliegt
mir die Aufgabe, über die Unzulänglichkeiten, den Sinn
und die Absichten der wichtigsten agrarpolitischen Maßnahmen
der Regierung zu sprechen und Klage zu führen, obzwar deren
Bedeutung gegenüber den historischen Ereignissen der vergangenen
Tage, die wir Sudetendeutsche mit tiefster Freude begrüßt
haben, winzig klein erscheinen mag. Fast in jedem seiner Exposés
stellt der Herr Landwirtschaftsminister als Ergebnis seiner Agrarpolitik
fest, daß die Disparität zwischen den Preisen der landwirtschaftlichen
und industriellen Erzeugnisse dauernd steigt. Auch Herr Ministerpräsident
Dr. Hodža erklärte in einem Vortrag in der landwirtschaftlichen
Akademie, daß die Indexziffern der landwirtschaftlichen
Erzeugnisse einerseits und des landwirtschaftlichen Erzeugungsaufwands
anderseits immer weiter auseinanderklaffen. Wenn nun auch die
Vergleiche zu 1914 nicht ganz zutreffen, so ist doch zu bedenken,
daß die Landwirtschaft seit dieser Zeit eine bedeutende
Rationalisierung auf Grund des technischen Fortschrittes durchgemacht
hat, so daß der Disparitätunterschied schwerer zu werten
ist als auf den ersten Blick erscheinen mag.
Was bedeutet nun diese Tatsache für die sudetendeutsche Landwirtschaft?
Diese Tatsache bedeutet in Anbetracht dessen, daß man laut
Staatsvoranschlag für 1938 neue ungeheuere Steuerleistungen
von der Gesamtwirtschaft und damit auch von der Landwirtschaft
verlangt, für die sudetendeutsche Landwirtschaft eine doppelte
Belastung.. Sie leidet unter der steigenden Verteuerung ihrer
Betriebsmittel deshalb viel stärker, weil die planwirtschaftlichen
Maßnahmen, die im Bereich der Agrarpolitik getroffen wurden,
nur eine einseitige Regelung darstellen. Mit anderen Worten: einer
preisgesicherten Getreideerzeugung steht auf der anderen Seite
ein hoffnungsloser Preisverfall bzw. Preistiefstand der tierischen
Erzeugnisse gegenüber. Dazu kommt, daß sich für
die sudetendeutsche Landwi rtschaft wegen der großen Arbeitslosigkeit,
die noch immer in den sudetendeutschen Gebieten festzustellen
ist, die Absatzverhältnisse in allen landwirtschaftlichen
Produkten viel schwieriger und schlechter gestalten als dies in
jenen Gebieten der Fall ist, die heute überhaupt nicht mehr
unter der Arbeitslosigkeit zu leiden haben. Herr Dr. Zadina
spricht in jedem seiner Exposés, ob er nun ein solches
im Frühjahr oder im Herbst eines jeden Jahres hält,
mit wirklich bewunde rnswerter Konsequenz von der Notwendigkeit
einer Viehmarktregelung bzw. von einem Umbau des Viehsyndikats,
einer Preisstabilisierung und einem Ausscheiden der Spekulation
auf diesem Gebiete. Au ch der Abg. B ö h m vom Bund der Landwirte
zeigt diese bewundernswerte Konsequenz im Wünschen. Wir können
diese schönen Worte in den verschiedensten Variationen in
jedem Exposé des Herrn Ministers verfolgen, aber das Ergebnis
ist bisher gleich Null. Dabei erklärt der Herr Minister,
daß bei allen landwirtschaftlichen Aktionen besondere Rücksicht
auf die kleinen und mittleren bäuerlichen Betriebe genommen
werde. Wir müssen fragen: Wo bleibt dann endlich die in jedem
Exposé versprochene Lösung des Problems der Regelung
der Viehmärkte? Denn es ist sicherlich allen maßgebenden
Faktoren nicht unbekannt, daß gerade die Viehwirtschaft
die Haupteinnahmsquelle für alle kleine- und mittelbäuerlichen
Betriebe darstellt. Dies geht auch klar aus den statistischen
Ziffern hervor. Es entfallen auf die Betriebsgrößen
bis 20 ha, das sind 97 % aller Betriebe, 84% aller Kühe,
82 % aller Schweine und 77 % aller Mutterschweine. Abgesehen von
den sozialen Beweggründen dürfte es einer verantwortlichen
Staatsführung besonders mit Rücksicht auf die Wehrbereitschaft
nicht gleichgiltig sein, daß die Produktivität dieser
klein- und mittelbäuerlichen Betriebe, die z. B. auch für
die Erzeugung von Fett ausschlaggebend sind, durch einseitige
agrarpolitische Maßnahmen vollständig untergraben wird.
Um mit Prof. Brdlík zu sprechen, heißt allein
die Rentabilität und Produktivität eines Teilgebietes
der landwirtschaftlichen Erzeugung sicherzustellen nichts anderes,
als die Übertragung von einer Tasche in die andere. Wir können
verstehen, daß vielleicht einem Großteil der èechischen
Landwirtschaft die preisgesicherte Getreidewirtschaft genügt,
weil sie auf Grund ihrer klimatischen und Bodenverhältnisse
sich den bisher ergangenen agrarpolitischen Maßnahmen besser
anpassen kann, als die sudetendeutsche Landwirtschaft. Die sudetendeutsche
Landwirtschaft ist auf Grund ihrer naturgesetzlichen Gebundenheit
an die besonderen klimatischen und Bodenverhältnisse anders
geartet als die Innerböhmens, der Hana oder der Slovakei.
Es bedeutet daher eine gefährliche Benachteiligung der sudetendeutschen
Landwirtschaft, wenn z. B. im Staatsvoranschlag für 1938
für die Grünlandförderung nur ein Betrag von 4
Heller pro Hektar ausgesetzt ist, wobei allerdings die Statistik
im Rechnungsabschluß darüber fehlt, mit welchem Prozentsatz
dieser Voranschlagsposten der sudetendeutschen Landwirtschaft
zugute kommt. Gerade die klimatischen und Bodenverhältnisse
begünstigen in unserem Randgebiet den Futterbau, damit auch
die Vieh- und Milchwirtschaft auf wirtschaftseigener Grundlage.
Die an und für sich bestehende Tendenz der klein- und mittelbäuerlichen
Betriebe kommt in der sudetendeutschen Landwirtschaft eben auf
Grund der besonderen Klima- und Bodenverhältnisse zu noch
stärkerer Ausprägung. Gerade also in ihren speziellen
Erzeugungsbereichen der Viehwirtschaft sind jene agrarpolitischen
Maßnahmen ausgeblieben, die auch für die sudetendeutsche
Landwirtschaft die Sicherung der Produktivität und eine gerechte
Entlohnung für die bäuerliche Arbeit bringen soll. Hier
ist, um den Hinweis des Abg. Böhm vom Bund der Landwirte
auf die Erfolge seiner Regierungsteilnahme zu ergänzen, die
interessante Feststellung zu machen, daß z. B. seit Eintritt
des Bundes der Landwirte in die Regierung, also seit dem Jahre
1926, die für die Viehverw ertung eingesetzten und verausgabten
Posten von 2,680.000 Kè auf 400.000 Kè im Jahre
1937 gesunken sind, im Staatsvoranschlag 1938 sind zu diesem Zwecke
sogar nur 100.000 Kè eingesetzt.
Jede Agrarpolitik, die den Bauern retten will, muß eine
Wirtschaftsordnung schaffen, die auf die gegebenên Boden-
und Klimaverhältnisse gehörig Rücksicht nimmt.
Professor Dr. Brdlík erklärte im November des
vorigen Jahres, es nütze nichts, wenn der Staat viele Milliarden
für technische Rüstung aufbringe, während die Frage
der Ernährung der Bevölkerung für den Ernstfall
dauernd ungelöst bliebe.
Das ernsteste Problem in dieser Frage bildet nun das Fettproblem.
Und gerade zur Lösung dieses Problems könnte die sudetendeutsche
Landwirtschaft auf Grund der gegebenen Erzeugungsbedingungen wesentlich
beitragen. Aus einer anderen Äußerung des Herrn Prof.
Dr. Brdlík können wir jedoch entnehmen, warum
man dies nicht zu tun gewillt ist. Prof. Brdlík
erklärte im Herbst des Vorjahres, daß es nicht tragbar
sei, die Fettversorgung überwiegend den besonders exponierten
Randgebieten, d. i. also der sudetendeutschen Landwirtschaft,
zu überantworten.
Aber auch wenn wir an dem guten Willen der für die Agrarpolitik
verantwortlichen Faktoren nicht zweifeln wollten, so müssen
wir für die bisherige Nichtdurchführung der Viehmarktregelung
die Begründung ablehnen, daß der gute Wille des Herrn
Ministers bzw. der Regierung an dem parteipolitisch punzierten
Gruppeneigennutz in der Koalition zum Scheitern kommt. Es ist
richtig, daß der parteipolitisch punzierte Gruppeneigennutz
in der Koalition besondere Orgien feiert und so oft notwendige
agrarpolitische Maßnahmen verhindert, zum Schaden der gesamten
Landwirtschaft und des Staates überhaupt. Wenn es aber möglich
war, diesen parteipolitisch punzierten Gruppeneigennutz bei der
Getreidemarktregelung zu überwinden, dann muß es auch
für diesen für den Staat unendlich wichtigen Produktionszweig
der Viehwirtschaft möglich sein, denn, meine Herren, hat
man einmal die Wichtigkeit der Landwirtschaft für die Ernährung
und für die Wehrbereitschaft des Staates erkannt, dann darf
es nicht bei Interessenkompromissen zwischen parteipolitischen
Machtgruppen bleiben, die besonders auf agrarpolitischen Gebiet
von zweifelhaftem Wert sind, zumal wenn sie auf der Basis einer
mit Zucker versüßten Koalitionsideologie abgeschlossen
werden. (Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.)
Allein nicht nur parteipolitische Erwägungen sind es,
sondern es scheint doch vor allem der Eigennutz des èechischen
Volkes, die Durchführung einer gesunden Agrarpolitik und
einer gesunden Wi rtschaftspolitik überhaupt zu beeinträchtigen
und zu verhindern. Diese letzte Feststellung trifft besonders
für die Viehmarktregelung und die Viehpreisregelung zu, die
wir im Interesse der sudetendeutschen Landwirtschaft verlangen.
Indem wir dies verlangen, bekennen wir uns auf der einen Seite
zwar zur Notwendigkeit von planwirtschaftlichen und marktordnenden
Maßnahmen, weil die freie Preisgestaltung für die Landwirtschaft
untragbar ist, weil sie von skrupellosen Menschen zur Befriedigung
ihres eigenen ungehemmten Eigennutzes mißbraucht wird; auf
der anderen Seite aber müssen wir auf Grund unserer bisherigen
Erfahrungen die schwersten Befürchtungen hegen, daß
der Staat jeden Eingriff in die Wirtschaft dazu benützt,
um die sudetendeutsche Wirtschaft und damit auch die sudetendeutsche
Landwirtschaft zu benachteiligen. (Sehr richtig!) Denn,
meine Herren, das Wide rwärtige an Ihren Gesetzen und Verordnungen,
bei denen leider auch deutsche Regierungsparteien mitwirken, ist
das, daß sie mit Hinterhältigkeit geladen sind.
Wenn Sie mit dieser unserer diesbezüglichen Meinung nicht
übereinstimmen und unseren diesbezüglichen Befürchtungen
den Boden entziehen wollen, dann entsprechen sie unserer Forderung
nach Ausbau einer national sektionierten bäuerlichen Selbstverwaltung,
auf die ich in meinen Schlußausführungen noch näher
zurückkommen werde.
Es nütz uns gar nichts, wenn der Herr Minister Dr. Zadina
in jedem seiner Exposés bemerkt, daß die Frage der
tierischen Erzeugung noch nicht geregelt ist. Wir müssen
aus den dargelegten Gründen die rascheste Regelung dieser
Frage fordern. Jahr für Jahr erklärt Herr Minister D.
Zadina, daß das Viehsyndikat umgebaut werden muß.
Sage und schreibe ein Deutscher sitzt in diesem Viehsyndikat,
dessen Vizepräsident ein Sozialdemokrat ist, in dem aber
zum Beispiel das deutsche Fleischergewerbe überhaupt nicht
vertreten ist. Auch das bedeutet eine schwere Benachteiligung
der Sudetendeutschen bzw. der Viehzucht treibenden Landwirtschaft.
Das Viehsyndikat hat praktisch ein Einfuhrmonopol, ohne seine
Bewilligung darf überhaupt nichts eingeführt werden.
Man sollte nun glauben, daß das Viehsyndikat als ein Instrument
gebraucht würde, um die Einfuhr entsprechend dem Bedarf des
heimischen Marktes und vor allem entsprechend der ständig
steigenden inländischen Erzeugung einzuschränken bzw.
zu regulieren. Diese Einschränkung der Einführung an
Vieh und tierischen Erzeugnissen ist um s o mehr erforderlich,
als mit der Regelung der Getreidewirtschaft die Anbauflächen
für Getreide zwangsweise verringert wurden, und außerdem
mußte auch durch die internationalen Übereinkommen
über die Regelung der Zuckererzeugung die Rübenanbaufläche
bedeutend eingêschränkt werden. Gegenwärtig verlangen
die Zuckerfabriken eine neuerliche Einschränkung der Rübenanbaufläche
um 20 %.
Gerade diese Tatsachen sprechen dafür, um so eher der gesamten
Landwirtschaft, insbesondere aber der sudetendeutschen Landwirtschaft
die Möglichkeit zu geben, sich auf dem Gebiete der Viehwirtschaft
zu entfalten und ihr den Absatz zu sichern. In Wirklichkeit ist
jedoch das Viehsyndikat zu einer Quelle steigender Importe geworden.
Die Einfuhr von Schlacht- und Zuchtvieh Zolltarifklasse VIII betrug
in tausenden Kronen: 1934 70.282, 1935 160.346, 1936 237.496 bis
1937 202.455. Anstatt, daß das Viehsyndikat zu einer Stütze
der inländischen Erzeugung bzw. des inländischen Marktes
wurde, ist es offensichtlich zum Gegenteil mißbraucht worden.
Diese steigenden Importe kann man weder mit der Dürrekatastrophe
im Jahre 1934/35, noch mit den sogenannten zyklischen Schwankungen
in der Vieh- und Schweinezucht, noch mit außenhandelspolitischen
Begründungen entschuldigen.
Ich habe vorhin schon einige Gründe aufgezählt, warum
der Herr Landwirtschaftsminister Dr. Zadina, den wir für
die in diesem Staate betriebene Agrarpolitik verantwortlich machen
müssen und der seine Unterlassungen niemals mit dem Hinweis
auf die kollektive Verantwortung der Regierung entschuldigen kann,
fortwährend nur bei der Ankündigung bestimmter Maßnahmen
bewenden läßt, aber nicht zur Tat schreitet.
Meine Herren auf der èechischen Seite! Sie wollen nicht
nur die Fettversorgung durch Erzeugung pflanzlicher Fette aus
Samen und Ölfrüchten sicherstellen, aus Früchten,
die auch der èechische Bauer anbauen kann, obwohl die Unwirtschaftlichkeit
derartiger Maßnahmen leicht zu errechnen ist, sondern Sie
haben es auch verstanden, die Millionengewinne aus den Importen
auf dem Wege über èechische nicht bloß agrarische,
kapitalistische Genossenschaftsbetriebe in rein èechische
Taschen zu lenken und fließen zu lassen.
Das ist einer der Hauptgründe, warum man sich auf èechischer
Seite nicht mit aller Energie für eine Regelung auf den Viehmärkten
einsetzt. Der Herr Minister Zadina hat es bisher nur zu
Ankündigungen gebracht. Der zur Debatte stehende Antrag liegt
in den Ministerien und ist noch immer nicht aus dem interministeriellen
Verfahren heraus. Ja, selbst Abgeordnete der èechischen
Agrarpartei haben zu diesem Antrage überhaupt noch nicht
Stellung genommen.
Herr Minister Dr. Zadina beabsichtigt nun dieses Syndikat,
das in seiner Zusammensetzung niemals den erforderlichen Notwendigkeiten
der Landwirtschaft und seinen marktordnenden Aufgaben genügen
kann, in eine Handelsgesellschaft mit beschränkter Haftung
umzuwandeln und ihm besondere marktordnende Aufgaben zu übertragen.
Ich muß hier die Frage stellen, warum soll, wenn dieselben
Leute mit denselben Vollmachten nur unter einem anderen Namen
beisammen sitzen, die Sache besser werden? Auch eine Handelsgesellschaft,
die die inneren Märkte nicht nur zur Zufriedenheit der Erzeuger,
sondern auch der Verteiler und Verbraucher regeln soll, wird diese
schweren Aufgaben bei der geplanten Zusammensetzung des Viehsyndikates
nicht lösen können. Das Viehsyndikat wird sie deshalb
nicht lösen können, weil auch hier parteipolitische
Machtkämpfe sie zu keiner gedeihlichen Arbeit kommen lassen
werden. Ich will hier nur ein Beispiel über die Unzulänglichkeiten
des Viehsyndikates bekannt geben. Bekanntlich werden die Einfuhrmengen
zwischen den parteipolitisch orientierten Interessentengruppen
ausgehandelt. Für einzelne Funktionäre scheint dieser
Beschluß keine wesentliche B edeutung zu haben. Denn als
im Frühjahr des vergangenen Jahres das Viehsyndikat für
August in der Plenarsitzung 15.000 Stück Schweine zur Einfuhr
bewilligte und nachher samt seinem Präsidenten auf Urlaub
ging, hatte der stellvertretende Vizepräsident Hein, èechischer
Sozialdemokrat und Vertreter der Konsumvereine, nichts eiligeres
zu tun, als über den Beschluß hinaus für den Monat
Juli 12.000 und für August 18.000 Schweine als Mehrkontingent
zu bewilligen. Das ganze Plenum des Syndikats war nachher nicht
imstande, diese eigenmächtige Handlung ei nes einzelnen Funktionärs
rückgängig zu machen.
Diese dauernd steigenden Importe benützt man, um die inländischen
Preise unter Druck zu setzen, und dann scheint auch der Herr Landwirtschaftsminister
Dr. Zadina zur Begründung der in den letzten Wochen
wieder tief abgesunkenen Vieh- und Schweinepreise der Ansicht
zuzuneigen, daß die Produktion daran schuld sei. Deshalb
also drosselt man die Produktion, was direkt als irrsinnig zu
bezeichnen ist, obzwar wir alle unsere Überschüsse an
Vieh und Schweinen leicht exportieren könnten, u. zw. in
unseren großen Nachbarstaat, nach Deutschland. Der deutsche
Markt ist Abnehmer für alle unsere Erzeugnisse, wenn wir
dafür wieder deutsche Ware abnehmen würden. Man sagt,
das sei unmöglich, wir müßten aus den Staaten
der Kleinen Entente einführen. Dabei aber stoßen wir
bei der Durchprüfung der einzelnen Posten unserer Außenhandelspolitik
überall auf Deutschland als unseren Haupta bnehmer. Dabei
sind die neuen Ereignisse, di e sich aus dem Anschluß Österreichs
an Deutschland ergeben, noch nicht berücksichtigt. Diesen
politischen Fehler unserer Außenhandelspolitik zahlt nicht
zuletzt die Landwirtschaft dieses Staates, besonders aber die
sudetendeutsche Landwirtschaft, die an der viehwirtschaftlichen
Erzeugung am stärksten und naturgebundensten beteiligt ist.
Allein schon an Hand der Statistik kann festgestellt werden, daß
der Ausfuhrindex für Agrarprodukte dauernd ansteigt. Anstatt
wie ich schon sagte, die landwirtschaftliche Erzeugung, deren
Produkte ohne besondere Schwierigkeiten abgesetzt werden könnten,
zu drosseln, sollte diese Tatsache allein schon die Veranlassung
sein, die Agrarbasis dieses Staates zu verbreitern, bzw. auf eine
Intensivierung und Ertragssteigerung hinzuarbeiten. Gerade diese
Intensivierung und Ertragssteigerung wäre imstande, einen
Teil jener sogenannten strukturellen Arbeitslosigkeit aufzusaugen,
von der Sie immer sprechen, die Sie scheinbar nicht zu meistern
imstande sind, denn Sie sind ja scheinbar nicht einmal in der
Lage, jene 3000 Arbeitskräfte bereit zu stellen, die der
mährischen Landwirtschaft laut den Eingaben der dortigen
Organisationen fehlen. (Sehr richtig!)
In Anbetracht der früher dargelegten Bedeutung der Viehwirtschaft
für die sudetendeutsche Landwirtschaft kann uns eine bloße
Umwandlung des Syndikats unter Beibehaltung des bisherigen Status
in der Verwaltung nicht genügen. Wir fordern eine sofortige
nationale Sektionierung, weil wir nur darin die Interessen der
deutschen viehzuchttreibenden Landwirtschaft gewahrt sehen. Der
Gesetzentwurf sieht Marktkommissionen vor, die durch Zustellen
von Au sfuhrscheinen die Beschickung der Märkte regeln soll.
Die Marktkommissionen sind also Vertrauensfaktoren der gesamten
Landwirtschaft. Wir halten die Erteilung so weitgehender Befugnisse
an sie nur dann für möglich, wenn die Zusammensetzung
nach parteipolitischen Gesichtspunkten, wie sie im heutigen Viehsyndikat
zutage treten, endgültig fallen gelassen und ihre Zusammensetzung
nach der Nationalität der durch den Markt erfaßten
Produzenten und Konsumenten eingeführt wird.