Meine Damen und Herren! Ich benütze die Gelegenheit der Debatte
über den Staatsrechnungsabschluß 1936, um zu den letzten
politischen Ereignissen Stellung zu nehmen. Ein Land, das Mitglied
des Völkerbundes war und dessen Unabhängigkeit durch
internationale Verträge garantiert wurde, ist mitten im Frieden
überfallen worden: Österreich. Ohne Kriegserklärung
und andere Fo rmalitäten, die die faszistischen Machthaber
einfach beiseite schieben, wurde die militärische Besetzung
durch motorisierte Truppen durchgeführt. Hitler wurde nicht
vom österreichischen Volke ins Land gerufen. Über Befehl
Hitlers und unter dem Drucke eines deutschen Ultimatums wurde
die Regierung Seyß-Inquart gebildet [ ], welche ihr Land
in dem Augenblicke [ ] preisgegeben haben, wo die große
Mehrheit der Bevölkerung sich anschickte, eindeutig für
die Unabhängigkeit des Landes zu stimmen. Diese Regierung
hatte kein Recht, das Selbstbestimmungsrecht des österreichischen
Volkes durch einen nackten und brutalen Gewaltsstreich aufzuheben.
Der Führer der deutschen nationalsozialistischen Partei,
der diese gewaltsame militärische Okkupation anordnete, hat
dabei nicht nur die internationalen Verträge in gröblichster
Weise verletzt, er hat auch die von ihm selbst gegebenen Zusicherungen
als Fetzen Papier behandelt.
Am 11. Juli 1936 und neuerlich in Berchtesgaden am 12. Feber 1938
hat der Führer der deutschen Nationalsozialisten die Unabhängigkeit
Österreichs garantiert. Er hat die von ihm selbst übern
ommene Verpflichtung kaum einen Monat später zerstört.
Am 13. März sollte der Volksentscheid, nach welchem die österreichischen
Hakenkreuzler seit Jahr und Tag riefen, durchgeführt werden.
Aber zwei Tage vorher hat Hitler aus Angst vor dem Willen des
österreichischen Volkes, aus Angst vor dem Ergebnis der Volksabstimmung,
die mit dem Bekenntnis der überwältigenden Mehrheit
der Österreicher zur Freiheit und Unabhängigkeit ihrer
Heimat geendet hätte, aus Angst vor der Niederlage, die er
am 13. März erlitten hätte, losgeschlagen, Berchtesgagen
hat den Widerstandswillen des österreichischen Volkes verhundertfacht.
Alle Kräfte des Volkes begannen sich zu vereinigen zur Verteidigung
des Landes gegen [ ] Faszismus. Gegen diese geeinigte Kraft des
österreichischen Volkes hat der deutsche Faszismus seine
Soldaten, seine Kanonen, seine Flugzeuge., seine Tanks und seine
Gestapo eingesetzt. Hitlers Truppen sind nicht, wie eine großmäulige
Propaganda behauptet, in Freundesland gekommen. Zum erstenmale,
da deutsche Truppen wieder marschiert sind, sind sie als [ ] Invasionsarmee,
als Okkupanten und Eroberer in deutsches Land eingebrochen; denn
das österreichische Volk wollte und will diese Fremdherrschaft
[ ] nicht; mögen auch am 11. März die Kanonen des deutschen
Faszismus triumphiert haben. Am gleichen Tage aber hat der nationale
Befreiungskampf des österreichischen Volkes begonnen, der
mit der Abschüttelung der faszistischen Fremdherrschaft enden
wird.
Der deutsche Imperialismus kommt nicht als Befreier nach Österreich,
er, der durch seine wahnsinnige Kriegswirtschaft das eigene Land
ausgeplündert und ruiniert hat, braucht die Eisenerze, die
Butter, das Fleisch, das Holz, das Gold und die Devisen der österreichischen
Republik. Er braucht das österreireichische Volk als Kanonenfutter
und das österreichische Land als Aufmarschgebiet für
seine weiteren Eroberungsziele. So wie Belgien und die Ukraine
in der Zeit des letzten Weltkrieges wirtschaftlich verbluteten.
weil die fremden Eroberer alles an sich rissen, so soll jetzt
Österreich bluten.
Wenn die Henlein und andere Helfershelfer des deutschen Faszismus
über den Sieg in Österreich triumphieren, dann erklären
wir: Das österreichische Volk ist zwar vergewaltigt worden,
aber sein Glaube und seine Zuversicht sind ungebrochen. Der Kampf
um Österreich geht weiter. In tausenden Fo rmen wird sich
der Widerstand des österreichischen Volkes geltend machen,
Arbeiter und Bauern, Kommunisten, Sozialisten und Katholiken werden
sich ohne Unterschied der Weltanschauung und der Partei zus ammenschließen,
um sich wieder ihre Freiheit und Unabhängigkeit zu erkämpfen.
Ein Schuschnigg kann kapitulieren, das österreichische Volk
aber gibt seinen Kampf nicht auf. Die österreichische Arbeiterklasse,
die auf eine stolze und ruhmreiche Tradition zurückblicken
kann und die gemeinsam mit der Arbeiterklasse unseres Landes über
Metternich und Habsburg gesiegt hat, wird auch mit den Metternichen
unserer Zeit fertig werden.
Wir erheben auch von dieser Stelle aus unseren feierlichen Protest
gegen die Vergewaltigung des Selbstbestimmungsrechtes eines ganzen
Volkes und Landes und gegen ein Kriegsabenteuer, das die Gefahr
eines neuen Weltkriegs heraufbeschwört. Wir versichern das
österreichische Volk und besonders die österreichische
Arbeiterklasse unserer brüderlichen Solidarität. Wir
geloben, alles zu tun, um ihnen in ihrem schweren Kampfe zu helfen.
Wir betrachten es als die Pflicht der Weltdemokratie, als die
Pflicht aller Anhänger der Freiheit, des Friedens und des
Selbstbestimmungsrechtes der Völker, sofortige und energische
Maßnahmen zum Schutze des österreichischen Volkes zu
ergreifen. Der Völkerbund und alle seine Mitgliedstaaten,
zu denen auch Österreich zählt, dürfen die Annexion
Österreichs nicht zur Kenntnis nehmen. Die demokratischen
Großmächte England und Frankreich, aber auch die Èechoslovakei
und die uübrigen Staaten, die dem Völkerbund angehören,
sind verpflichtet, unverzüglich Beratungen darüber einzuleiten,
in welcher Weise diese schwere neuerliche Verletzung des internationalen
Rechtes und der internationalen Verträge durch eine internationale
Aktion wieder aufgehoben werden kann und welche Maßnahmen
getroffen werden müssen, um für die Zukunft ähnliche
Gewaltakte, die das Faustrecht in das internationale Leben einführen,
unmöglich zu machen.
Wenn wir diese Forderung erheben, so sind wir uns dessen bewußt,
daß es in Österreich nur deshalb so weit kommen konnte,
weil die demokratischen Großmächte, vor allem aber
-England, bisher den faszistischen Angreifern freie Hand gelassen
haben. Die Mandschurei, Abessinien, Spanien, China und jetzt Österreich,
das sind die Etappen der faszistischen Aggression und des [ ]
Zurückweichens der demokratischen Staatsmänner, vor
allem aber der englischen Lol rds. Die Chamberlain und Halifax
sind es, die durch ihre Politik des nackten Klasseninteresses
ganze Völker und ganze Staaten den faszistischen Angreifern
ausliefern. Es ist höchste Zeit, daß die Völker
aus dem tragischen Schicksal Österreichs lernen. Wer vor
den faszistischen Drohungen zurückweicht, wer dem Faszismus
Konzessionen macht, wer sich auf Verträge mit den faszistischen
Machthabern verläßt, der ist verlassen und verloren.
Österreichs Unglück begann im Feber 1934, als das Dollfußregime
die beste Stütze der Freiheit und Unabhängigkeit jenes
Landes, die Arbeit erklasse, niederschlug. (Pøedsednictví
se ujal pøedseda Malypetr.) Österreichs Unglück
war es, daß es seine Selbständigkeit auf einen Vertrag
mit dem italienischen Faszismus bauen wollte, anstatt sich in
die internationale Friedensfront einzugliedern. Österreichs
Verhängnis wurde es, daß seine Regierung am 11. Juli
1936 und am 12. Feber 1938 Abmachungen mit dem deutschen Faszismus
einging, die ihm das Tor nach Österreich öffneten.
Die Èechoslovakische Republik, die jetzt am meisten von
den Angriffsplänen des deutschen Faszismus bedroht ist, wird
sich behaupten und ihre Freiheit verteidigen, wenn sie aus dem
österreichischen Beispiel lernt. Keine zweiseitigen Verträge
mit faszistischen Gewalthabern, die zu jeder Stunde bereit sind,
das gegebene Wort zu brechen! Keine Konzessionen an den faszistischen
Angreifer! Wer dem faszistischen Teufel den kleinen Finger reicht,
den frißt er mit Haut und Haaren. Keine Seyß -Inquart
in die Regierung, keine offenen und stillen Anhänger des
Nationalsozialismus an irgendeine verantwortliche Stelle! Sicherung
der Èechoslovakei gegen die Umtriebe aller jener, die dem
Feind die Front unserer Republik öffnen wollen! Volle Freiheit
den Arbeitern und allen Antifaszisten, den besten Verteidigern
der Unabhängigkeit der Republik und der Freiheit! Kein Demokrat
darf glauben, daß Polizei- und Zensurschikanen gegen die
antifaszistische Bewegung die Angriffslust des Faszismus gegen
die Èechoslovakei besänftigen. Mit diesen Methoden,
die die Widerstandskraft des Volkes lähmen, muß Schluß
gemacht werden.
Mit der Annexion Österreichs ist der Angriffsplan des Dritten
Reiches lange nicht am Ende. Die Sprecher des Dritten Reiches
verkünden, daß das Großdeutsche Reich aller Deutschen
aufgerichtet werden soll. Das ist die offene Ankündigung
des Angriffes gegen die Èechoslovakei, gegen die Schweiz,
gegen Frankreich, gegen Belgien, gegen Dänemark, gegen Litauen,
gegen Polen, gegen Ungarn, gegen Jugoslavien und schließlich
auch gegen Italien. In allen diesen Staaten leben deutsche Minderheiten.
Das ist also die Kriegserklärung des deutschen Faszismus
an Europa. Es wäre freilich ein großer Irrtum zu glauben,
daß es dem deutschen Imperialismus um das Schicksal der
deutschen Minderheit zu tun ist. Es geht nicht um Freiheiten und
Rechte der Deutschen in irgendeinem Lande; denn nirgends werden
die Freiheiten und Rechte grausamer unterdrückt als in dem
Lande, wo Hitler an der Macht ist. Es geht dem deutschen Imperialismus
um neue Ausbeutungsgebiete, um Rohstoffe, um die Eroberung günstiger
strategischer Positionen für neue Kriege, um die Vorherrschaft
in Europa, kurz um die alten Macht- und Eroberungspläne des
deutschen Imperialismus, für die schon 1914 bis 1918 mehr
als 3 Millionen Deutsche auf dem Schlachtfelde ihr Leben lassen
mußten.
Die Sprecher des Dritten Reiches erklären, daß sie
die ungerechten Friedensverträge zerstören wollen. Dasselbe
wiederholen ihre Nachbeter in der Èechoslovakei. Es geht
aber nicht um die Friedensverträge, es geht um den Frieden.
Die Ungerechtigkeiten der Friedensverträge haben wir Kommunisten
immer bekämpft, aber Ungerechtigkeiten sollen durch friedliche
Vereinbarungen zwischen den Völkern beseitigt werden und
nicht durch ein Faustrecht, das die alte Ungerechtigkeit durch
neuere und schlimmere ersetzt. Heute sind die Grenzen gegen das
Dritte Reich, Grenzen gegen [ ], Unterdrückung, Volksausplünderung
und Despotie. Und darum sind wir entschlossen, diese Grenzen mit
allen Kräften und mit dem Einsatz unseres Lebens zu verteidigen.
Niemand zweifelt mehr daran, daß nach Österreich der
nächste Schlag gegen die Èechoslovakei geführt
werden soll. Hitler selbst hat dies offen verkündet, als
er von zwei benachbarten Staaten sprach, in denen 10 Millionen
Deutsche wohnen. Die Versicherung, die man in diesen Tagen der
èechoslovakischen Gesandtschaft in Berlin übermittelt
hat, ist genau so viel wert wie alle bisheri. gen gebrochenen
Ehrenworte, und daran ändert auch die Wiederholung durch
Herrn Chamberlain nichts. Genau so wie die Berchtesgadener Vereinbarung
nach einem Monat schon ein Fetzen Papier war, genau so ist auch
diese Erklärung für den Papierkorb bestimmt gewesen.
Deshalb muß die Èechoslovakei, wenn sie ihre staatliche
Unabhängigkeit sichern will, nach realeren und wirksameren
Mitteln und Waffen greifen.
In Bewußtsein der großen Gefahr, die heute diesem
Staate droht, erneuern wir Kommunisten im Namen der revolutionären
Arbeiter und Werktätigen aller Nationen der Èechoslovakei
das von uns wiederholt vorgebrachte Bekenntnis zur Verteidigung
der Republik, der Freiheit, der staatlichen Unabhängigkeit
und der Unantastbarkeit der Grenzen mit allen Kräften, mit
allen Mitteln und mit allen Kons equenzen. (Potlesk poslancù
komunistické strany.)
Die Èechoslovakei darf und wird kein zweites Österreich
werden. Sie wird nicht kapitulieren. Die Èechoslovakei
hat alle Voraussetzungen, um ihre Unabhängigkeit erfolgreich
zu verteidigen. Sie ist gestützt durch die Kraft ihrer internationalen
Bündnisverträge, vor allem durch das Bündnis mit
der Sowjetunion und mit Frankreich. Die Sowjetregierung hat nach
dem Bekanntwerden des Überfalls auf Österreich sofort
auf diplomatischem Wege erklärt, daß sie jederzeit
zur Erfüllung ihrer Bündnisverpflichtungen gegenüber
der Èechoslovakei bereit ist. Es kann keinen Zweifel geben,
daß die Völker der Èechoslovakei mit der Hilfe
der Sowjetunion in der Stunde der Gefahr rechnen können.
(Potlesk poslancù strany komunistické.)
Aber wir haben auch in anderen Ländern mächtige und
zuverlässige Bundesgenossen. Die französische Volksfront,
die die gewaltige Mehrheit des französischen Volkes verkörpert,
hat sich wiederholt und jetzt erneut zur Erfüllung des Bündnisvertrages
mit der Èechoslovakei bekannt. Auch in England gibt es
nicht nur die reaktionären Lords, die Chamberlains und Halifax,
es gibt dort das demokratische Volk, die Arbeiterklasse, die jetzt
bereits ihre Stimme für die Verteidigung Österreichs
und der Èechoslovakei erhoben haben.
Auch in jenen Staaten, die bisher eine mehr oder weniger auf die
Kriegsachse Rom-Berlin orientierte Außenpolitik befolgt
haben, werden gerade durch das Beispiel Österreichs jene
Kräfte wachsen, die eine andere Politik durchsetzen werden.
Das Volk Polens, Jugoslaviens und Ungarns sieht jetzt, wie reaktionäre
Staatsmänner, die sich mit Hitler und Mussolini verbündet
hatten, die Existenz des eigenen Landes in Gefahr gebracht haben.
Die römischen Protokolle sind von Mussolini preisgegeben
und von Hitler zerrissen worden. Die kleinen Staaten Europas müssen
erkennen, daß ihre Selbständigkeit und Unabhängigkeit
nur durch ihren festen Zusammenschluß, nur durch die Erneuerung
des Systems der kollektiven Sicherheit, nur durch die Anlehnung
an die großen Friedensmächte und vor allem an die Sowjetunion
gerettet werden kann. (Potlesk poslancù strany komunistické.)
Unsere Bundesgenossen sind auch die klassenbewußten Arbeiter,
die um Freiheit und Frieden ringenden Volksmassen aller Länder.
Unsere Verbündeten sind die Volksmassen im Dritten Reich
[ ], trotz brutalster Verfolgung den Kampf um ihre Freiheit, den
Kampf für den Frieden führen. Die deutschen Antifaszisten,
die Armee Thälmanns, das sind die Vertreter des wahren Deutschland,
die an unserer Seite gegen die Kriegstreiber kämpfen. (Potlesk
poslancù strany komunistické.)
In der Èechoslovakei gibt es eine mächtige Arbeiterbewegung,
die, wenn sie sich einigt, zum Rückgrat und zur führend
en Kraft der Volksverteidigung werden wird. Wir vertrauen auch
den republikanischen Soldaten und Offizieren, daß sie ihre
Pflicht bis zum letzten erfüllen werden. Wir wissen auch,
daß die Grenzen befestigt sind. Wir wissen weiter, daß
die Èechoslovakische Republik eine hochqualifizierte Armee,
motorisierte Truppen, Flugzeuge, Tanks, an Qualität oft besser
als die faszistischen Armeen, verfügt. Diese Armee ist, gestützt
auf ihre Verbindung mit den breitesten Volksm assen, auch bei
einem überfallartigen Angriff fähig, solange erfolgreich
Widerstand zu leisten, bis die Verbündeten zu Hilfe kommen.
Aber diese guten Voraussetzungen für die Verteidigung der
Republik können nur dann ihre volle Wi rksamkeit erhalten,
wenn die Demokraten und Sozialisten, die die überwiegende
Mehrheit der Bevölkerung bilden, in dieser verantwortungsvollen
Stunde ihre geschichtliche Pflicht begreifen und entschieden und
entschlossen einheitlich handeln. Deshalb wenden wir uns in diesem
schicksalsschweren Augenblick an alle sozialistischen Arbeiter
und ihre Organisationen, an die sozialistischen Parteien. Heute
ve rbindet alle Arbeiter ohne Unterschied ein einziger Gedanke:
Die Verteidigung der Republik, die Verteidigung der Unabhängigkeit
der Èechoslovakei. Treu diesem großen Gedanken, treu
der Arbeiterklasse und der Republik wollen wir alles tun, damit
der Gedanke der Verteidigung der Republik durch die Kraft der
vereinigten Arbeiterklasse unterstützt wird. Deshalb wenden
wir uns auch von dieser Tribüne aus an die Leitungen der
sozialitischen Parteien und schlagen ihnen vor, die Vertreter
der sozialistischen Parteien mögen sofort mit den Kommunisten
zusammenkommen und über die Bildung einer einheitlichen Arbeiterfront
zur Verteidigung der Republik verhandeln, es mögen in den
Betrieben und Orten gemeinsame Ausschüsse der Arbeiter aus
allen sozialistischen Arbeiterparteien gebildet werden, die als
Organe der Arbeitereinheit auf der Wacht der bedrohten Republik
stehen. Ebenso wenden wir uns an die Gewerkschaftsorganisationen.
- Die Gewerkschaften, die einen großen Teil unserer Arbeiterklasse
vereinigen, sind heute dazu berufen, die Kräfte der Arbeiterschaft
zusammenzuschließen, die Arbeiterschaft zu mobilisieren,
um aus allen Betrieben der Republik eine einzige mächtige
und einheitliche Bastion gegen die Angriffe des internationalen
Faszismus und gegen die Umtriebe der reaktionären Kapitulanten
zu machen. Wir wenden uns schließlich an das gesamte arbeitende
Volk und seine Organisationen, an alle demokratischen Parteien.
Wir reichen allen die Hand zum gemeinsamen Vorgehen bei der Verteidigung
der Republik. Die Einheit der Arbeiterklasse und die Einheit des
Volkes ist die beste Sicherung gegen die gefährlichen Umtriebe
der Kapitulanten in den Reihen der èechischen Reaktion.
Denkt daran, daß die Beran, Kahánek u. s.
w. uns eben noch eine Politik nach dem Muster von Berchtesgaden,
nach dem Vorbild von Schuschnigg empfohlen haben. Wir sind überzeugt,
daß das èechische Volk mit diesen Leuten abrechnen
wird, die die Republik auf die Bahn des Verderbens führen
wollen.
Um die Unabhängigkeit der Republik, um die demokratischen
Rechte verteidigen zu können, braucht die Arbeiterklasse
Freiheit. Freiheit und nochmals Freiheit. Es ist unerträglich,
daß im sudetendeutschen Gebiet die offenen Anhänger
der faszistischen Eroberer ihre verlogene Propaganda, ihre blutige
Bürgerkriegshetze ungestört entfalten können, während
es der antifaszistischen Presse unmöglich gemacht wird, die
nackte Wahrheit über die Angriffdrohungen des Dritten Reiches,
über den Überfall auf Österreich, zu schreiben.
In unserer Presse wurde sogar der Appell zum einheitlichen Zusammenschluß
zur Verteidigung der Republik konfisziert. Solche Zensoren, die
aus Angst oder aus reaktionärer Gesinnung der antifaszistischen
Presse den Göbbelsmaulkorb umhängen, das sind Totengräber
der Unabhängigkeit der Republik. Wir protestieren auch dagegen,
daß die Republik entgegen dem demokratischen Grundsatz des
Asylrechtes die Grenze gesperrt hat gegen die unglücklichen,
vom Terror bedrohten Flüchtlinge aus Österreich. Das
Beispiel Österreichs lehrt, daß solche Liebesdienste
für den Faszimus nur mit schärferen Angriffen der Faszisten
bezahlt werden. Wenn die Republik durch den Angriff des deutschen
Faszismus bedroht ist, dann ist es in erster Linie das deutsche
Grenzgebiet, dem die kriegerische Vernichtung droht. Wir warnen
die sudetendeutsche Bevölkerung vor der verhängnisvollen
Illusion, die von den SdP-Führern verbreitet wird, als könnte
der deutsche Faszismus seine Pläne ohne Krieg in ähnlicher
Weise wie in Österreich durchsetzen. Die Èechoslovakei
wird ihre Grenzen einem Einmarsch deutscher Truppen nicht öffnen.
Die Èechoslovakei wird die sudetendeutsche Bevölkerung
vor dem furchtbaren Schicksal des österreichischen Volkes
bewahren.
Im Namen des deutschen Volk es der Èechoslovakei begrüßen
wir die Zusicherungen Frankreichs und der Sowjetunion, die Bündnisverpflichtungen
zu erfüllen. Diese Zusicherungen beziehen sich nicht nur
auf den Fall eines ofoffenen Angriffes des Hitlerismus gegen die
Èechoslovakei, sondern auch auf den Fall eines inneren
Angriffes gegen die Republik.