Die gestrige Erklärung des Redners der SdP, des Abg. Frank,
hat klar gezeigt, von welcher Seite man den inneren Angriff zu
erwarten hat, wo sich diejenigen befinden, welche bereit sind,
von innen heraus den braunen Faszismus bei seiner Angriffsaktion
gegen die Republik zu unterstützen. Diese hinterlistigen
Angreifer sind im Lager der Henleinpartei. Der Abg. Frank hat
sich hier gestern mit einer unerhörten Frechheit erkühnt,
im Namen der SdP die gewaltsame Unterwerfung Österreichs
durch den Nazismus zu begrüßen. Der Abg. Frank hat
offen erklärt, daß die Wünsche der SdP dahin gehen,
daß sich auf eine ähnliche Weise der deutsche Hitlerismus
auch der Èechoslovakei und des sudetendeutschen Gebietes
bemächtigen und daß auf eine ähnliche Weise auch
die Unabhängigkeit der Èechoslovakei unterdrückt
werden möchte. Die Henleinpartei bekennt durch die Erklärung
des Abg. Frank ihren hochverräterischen, irredentistischen
Charakter. Sie kündigt an, daß sie diesen Staat nicht
anerkennt und daß sie etwas anderes erstrebt. Was will die
Henleinpartei? Sie will die Unterwerfung und Liquidierung dieser
Republik. Sie will die Verbindung mit dem Dritten Reiche, sie
will den Anschluß an das Dritte Reich, sie will dasselbe,
was die Seyss-Inquart getan haben. Jawohl, die Henlei partei schickt
sich an, eine ähnliche elende Rolle zu spielen, wie sie die
österreichischen Nazisten gespielt haben, als sie dem österreichischen
Volke in den Rücken fielen.
Seid auf der Hut, tausendmal auf der Hut vor den SdP-Führern,
welche die Anarchie und das Chaos in den deutschen Gebieten heraufbeschwören
wollen, um auf diese Weise durch die innere Zersetzung dem ausländischen
Faszismus bei seinem Angriffe auf die Republik zu helfen. Wir
fordern, daß die hochverräterische Tätigkeit der
Henleinführer nicht geduldet wird, wir fordern geeignete
Maßnahmen in den deutschen Gebieten zur Behinderung der
Verschwörungen, die eine Handvoll Abenteurer anzetteln. Wir
fordern Abrechnung mit den SdP-Provokateuren, mit den Kriegsbrandstiftern
und Totengräbern des deutschen Volkes. Die faszistischen
Eroberer sind keine Freiheitsboten. Wo ihre Stiefel hintreten,
dort werden alle Rechte und Freiheiten der Werktätigen zertreten,
die sich das Volk in jahrzehnten erkämpt hat. Das zeigt das
Beispiel Österreichs. An der Spitze der Befreier kam nach
Österreich der Chef der Gestapo, der oberste Verwalter der
Konzentrationslager, [ ]. Die ersten Regierungsmaßnahmen
waren Verhaftungen, Absetzungen und Internierungen, Auflösungen
von Organisationen, Einsetzungen von preußischen Kommissaren.
Wo der Faszismus herrscht, ist jedes Selbstbestimmungsrecht vernichtet.
Welcher Hohn ist es, wenn man von der Herstellung der deutschen
Einheit spricht, wo Deutsche mit der Waffe in der Hand gegen Deutsche
geschickt werden. Nie war das deutsche Volk tiefer zerrissen,
als in der Zeit, wo die Stacheldrähte der Konzentrationslager,
wo die Gefängnisse und Zuchthäuser Hunderttausende der
besten Söhne des deutschen Volkes gefangen halten. Wenn das
deutsche Volk sein Recht, über sein Schicksal selbst zu bestimmen,
erhalten will, dann muß es vor allem die demokratischen
Rechte verteidigen und erweitern und darf nicht unter die Herrschaft
des Faszismus kommen.
Das sudetendeutsche Volk lehnt in seiner Mehrheit jede Einmischung
von außen in seine Lebensfragen und in die inneren Verhältnisse
der Republik ganz entschieden ab. Es ist für die sudetendeutschen
Werktätigen unerträglich, daß sich das Dritte
Reich in die Angelegenheiten, die einzig und allein die Völker
der Èechoslovakei angehen, einmischt, und diese Einmischung
als ein selbstverständliches Recht für sich in Anspruch
nimmt. Die Èechen und Deutschen, die heute neben einander
die Èechoslovakei bewohnen, sind durch die geschichtliche,
wirtsch aftliche, soziale und kulturelle Entwicklung seit Jahrhunderten
mit einander aufs engste verknüpft. Die Forderung der SdP-Politiker,
die beiden Nationen völlig von einander zu trennen, würde
diese alten Bande, die zu einem Lebensbedürfnis beider Völker
geworden sind, in brutaler Weise zertrennen. An die Stelle der
Zusammenarbeit und Freundschaft der Völker würde der
Haß und die Feindschaft treten, durch die beide Völker
ihrem Ruin zugeführt würden. Nur in Frieden und durch
gegenseitige Verständigung können diejenigen Probleme
des Zusammn enlebens, die bisher noch nicht in befriedigender
Weise gelöst sind, einer gedeihlichen Regelung zugeführt
werden. Die staatsbürgerliche Gleichberechtigung, die die
Verfassung der Èechoslovakei allen ihren Bürgern zusichert.
schafft alls Voraussetzungen, um den nationalen Ausgleich praktisch
im Rahmen des Landes ohne fremde Einmischung zu verwirklichen.
Es ist Sache der sudetendeutschen Demokraten und Sozialisten,
den nationalen Ausgleich endlich praktisch durchzuführen.
Das erfordert heute die Verteidigung der Republik.
Wenn wir für diese Versöhnung und Verständigung
der beiden Völker der Èechoslovakei eintreten, dann
sind wir darin die Verteidiger und Wahrer der vom Faszismus geschändeten
Traditionen des deutschen Volkes. Denn nur die demokratischen
Bürgerrechte, wie wir sie uns in diesem Land erkämpft
und bewahrt haben und erweitern wollen, geben uns die Möglichkeit,
die wahre deutsche Kultur zu pflegen und zu entwickeln. Auf diesem
Boden wollen wir mit allen deutschen Demokraten zusammenarbeiten.
Die aktivistischen Parteien müssen begreifen, daß sie
ihre Existenz nur behaupten können, wenn sie eine konsequente
antifaszistische Politik machen. Es kann heute kein Schwanken
zwischen Faszismus und Demokratie geben. Durch die letzten Ereignisse
in Österreich sind die Fronten vollkommen klar geworden.
Die schwankenden Gestalten beim Bund der Landwirte und bei den
deutschen Christlichsozialen, die glauben, jetzt dorthin überlaufen
zu können, wo sie die stärkeren Bataillone vermuten,
werden sich nicht retten. Die faszistische Reaktion wird ihnen
keine Prämien bezahlen. Das demokratische Volk aber wird
nicht vergessen, wer es in der Stunde der Gefahr im Stiche läßt.
Nirgends ist wohl heute das gemeinsame Vorgehen aller demokratischen
und sozialistischen Kräfte so dringend notwendig, wie im
sudetendeutschen Gebiet. Die demokratische Front der Verteidigung
des Friedens und der Republik brauchen wir im deutschen Gebiet
so notwendig, wie ein Stück Brot. Es setzt jetzt ein Trommelfeuer
der Demagogie und des politischen Terrors gegen alle Sozialisten
und Demokraten ein. Wenn die Front der Verteidiger der Heimat
und des Friedens standhalten soll, dann muß sie fest, einheitlich
und geschlossen sein. Darum appellieren wir insbesondere an die
deutschen Sozialdemokraten, doch endlich die selbstmörderische
Politik der Aufrechterhaltung der Spaltung der Arbeiterkräfte
aufzugeben und mit den Kommunisten die so notwendige Aktionseinheit
herzustellen. Wir haben keinen Grund zu Ängstlichkeit, Kleinmut
oder Furcht. Mit den sudetendeutschen Antifaszisten, mit den Völkern
der Èechoslovakei und mit der Republik sind die stärkeren
Bataillone. Auf der Seite des Faszismus sind die Mächte der
Vergangenheit, des Verfalls, auf unserer Seite sind die Mächte
der Zukunft.
Auch vor 20 Jahren, im Jahre 1918, schien der deutsche Imperialismus
mächtig, gewaltig und siegreich. Seine Heere standen nicht
nur in allen Ländern Mitteleuropas, sie waren tief eingedrungen
nach Frankreich. Belgien stöhnte unter der kaiserlichen Okkupation,
Wilhelms Truppen standen im Baltikum, in Polen, in der Ukraine
und bis in der Krim und an den Dardanellen. Ein halbes Jahr später
war die Herrlichkeit des deutschen Imperialismus der Kanonenkönige
und ostelbischen Junker zerbrochen. Die großmäuligen
Propheten der pangermanistischen Weltherrschaft hatten das deutsche
Volk in in die bisher sschlimmste Katastrophe seiner Geschichte
geführt. Die Spuren schrecken. Und weil wir die Wiederholung
einer solchen Katastrophe nicht wollen, sind wir sudetendeutschen
Antifaszisten im Interesse des gesamten deutschen Volkes Vorkämpfer
des Friedens und treue Verbündete aller Völker, die
für den Frieden kämpfen. Wir wollen leidenschaftlich
den Frieden, aber wir werden uns mit dem Einsatz unseres Lebens
zur Wehr setzen, wenn man uns überfallen sollte. Wir sind
davon überzeugt, daß ein faszistischer Überfall
auf die Èechoslovakei einen Krieg von ungeahnten Ausmaßen
und eine Weltkatastrophe schlimmer als die von 1914 auslösen
wird. Mit der Okkupati on Österreichs wurde nicht der deutsche
Friede gerettet, sondern diese Katastrophe eingeleitet, wenn sie
nicht das deutsche Volk im letzten Augenblick durch Vertreibung
der Abenteurer verhindert. Dann wird ein böses Ende folgen.
Ein Marsch der braunen Faszisten in die Èechoslovakei,
das wird kein Spaziergang sein. Der Weltkonflikt, der daraus entsteht,
entstehen wird, muß für die faszistischen Angreifer
mit einer ungeheuren Niederlage enden. Das zeigt ein Blick auf
die bestehenden Kräfteverhältnisse. Die demokratischen
Mächte zusammen mit der Sowjetunion sind in jeder Beziehung
stärker als die faszistischen Angreifer. Sie haben nicht
nur mehr Soldaten, mehr Flugzeuge, mehr Tanks, mehr Kanonen, sondern
sie haben auch alle notwendigen Rohstoffe, Lebensmittel und das
zum Kriegführen notwendige Geld. Und freie Völker werden
ganz anders denken als die Zwangssoldaten der faszistischen Despotie.
Darüber täuschen keine [] Phrasen hinweg, mit denen
die faszistischen Führer die Welt einschüchtern wollen.
So prahlerisch wie heute gewisse Leute in Berlin sprechen, hat
auch Wilhelm II. gesprochen, und das Ende war, daß er als
Emigrant nach Holland gehen mußte. Und darum kann auch der
Ausgang eines neuen Krieges nicht zweifelhaft sein. Er wird ebenso
wie der letzte Weltkrieg mit einem Bankerott des braunen Faszismus
und Imperialismus enden, mit einem Bankerott derjenigen, die ihn
angezündet haben. Das mögen alle Anhänger der Henleinpartei
im deutschen Gebiet bedenken und sich nicht weiter für eine
Abenteurerpolitik mißbrauchen lassen.
Die kommunistische Partei der Èechoslovakei ruft allen
Anhängern des Friedens und der Verteidigung der Republik
zu: Festigkeit, Entschlossenheit, Einheit! (Potlesk poslancù
komunistické strany.) Die Èechoslovakei wird
kein zweites Österreich werden. Ungeheuer groß sind
die Kräfte der Völker der Republik, wenn sie weder Verrat,
noch Kapitulation, noch innere Zersetzung dulden. Mit uns sind
die Antifaszisten und Friedensfreunde der ganzen Welt, mit uns
ist die unbesiegbare rote Armee, und darum werden wir und müssen
wir siegen. (Potlesk poslancù komunistické strany.)