Ètvrtek 17. prosince 1936

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 75. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní republiky Èeskoslovenské v Praze ve ètvrtek dne 17. prosince 1936.

1. Øeè posl. Birkeho (viz str. 18 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Zur Beratung steht das Eisenbahngesetz, und mit diesem Gesetz wollen Sie dem Umbruch in dem allgemeinen Verkehrswesen doch einigermaßen Rechnung tragen. Wenn man das Eisenbahngesetz in seinem Entwurf durchstudiert, muß man eines feststellen: Sie haben überhaupt keine Rücksicht auf den Automobilismus genommen, den Automobilismus, der ja in allen Staaten heute mindestens mit der Eisenbahn als gleichrangig bewertet wird und der in vielen Staaten den Vorzug genießt. Wenn man das Eisenbahngesetz in seinen 213 Paragraphen durchliest, so findet man nur ganz geringe Punkte, wo Sie auf die Landstraße und ihren Automobilismus Rücksicht nehmen. Das muß einen doch ziemlich stark verwundern, denn ei nmal leben wir im Jahr 1936, wo die Postkutsche verschwunden ist von der Straße, wo die Bahn ein allgemeines Verkehrsmittel ist und wo neben der Bahn das Auto seinen Platz einnimmt. Sie alle von der Mehrheit dieses Hauses werden wohl nicht mehr auf dem Standpunkt stehen, daß das Auto ein Luxus ist, sondern Sie werden wohl sich bereits zu dem Standpunkt bekennen, daß es ein Volksverkehrsmittel geworden ist und daß dieses Automobil- und deshalb das ganze Straßenund Verkehrsw esen auch seitens der Bahn Rücksicht verdient. Wenn wir daran denken, daß es ja vielerorts mit der Bahn so ist: da tritt die Bahn als Überführung einer Straße in Erscheinung, und diese Überführung ist so beschaffen, daß dort weder ein Möbelwagen durchkann, noch meinetwegen eine Fuhre Heu, es sieht so aus, daß die Bahn einfach rücksichtslos gegen den Straßenverkehr sündigt, und in dieser Vorlage scheinen Sie der Meing zu sein, Sie könnten weiter so gegen die Straße sündigen. Wenn wir fes tstellen müssen, daß in der Vorlage geschrieben steht, daß dort, wo ungesicherte Bahnübergänge sind, die Fuhrwerke aller Art, also auch die Autos einfach aufzupassen haben, so dürften Sie sich das doch wohl nicht so vorstellen, daß ein Automobilist, wenn er zu einer Bahn kommt, aussteigen muß, nach hinauf und hinunter schauen muß, ob ein Auto oder ein Zug kommt, und dann könnte er erst darüber fahren; oder vielleicht noch weitergehend, wenn Sie wollen, daß er sich bei der Bevölkerung erkundigen müßte, ob in der nächsten Zeit dort ein Zug vorüber fahren wird. Im Zeitalter des modernen Verkehrs ist das geradezu unfaßbar und unglaublich. Wo Übergänge dort sind, wo Durchzugsstraßen die Bahn kreuzen, dort müßte mindestens für die notwendige Sicherheit durch Schranken gesorgt sein. Denn wir haben ja hunderte und wieder hunderte von Unglücksfällen, die passiert sind deshalb, weil eben ungesicherte Bahnübergänge da sind, und weil sich diese ungesicherten Bahnübergänge in vielen Fällen gerade dort aufzeigen, wo ein großer Verkehr der Straße, also ein Automobilverkehr aufzuweisen ist.

Die Bahn soll weitgehend Dienst am Kunden tun, denn nach unserer Auffassung ist die Eisenbahn ein Geschäftsunternehmen, wenn auch ein vom Staat betriebenes, und wie wir feststellen, jährlich mit einem in die Hundertmillionen gehenden Defizit betriebenes. Aber die Bahn soll doch als ein Wirtschaftsunternehmen aufgefaßt sein und deshalb Dienst am Kunden auf allen Gebieten üben, d. h. vor allem anderen, daß man bei der Bahn Rücksicht nimmt auf alle, die als Fahrgäste in Frage kommen oder die als Versender von Gütern in Frage kommen. Als Fahrgäste: Da wären wir gleich bei den sprachlichen Bestimmungen. Meine Partei hat in den einzelnen Ausschüssen, wo das Eisenbahngesetz beraten wurde, auf die sprachlichen Gründe hingewiesen, zu ihnen Stellung genommen und die entsprechenden Abänderungsanträge gestellt. Die Mehrheit ist über diese Anträge zur Tagesordnung übergegangen, hat es nicht für notwendig gehalten sie zu berücksichtigen. Nun, meine Herren, die Bahn ist ein internationales Verkehrsmittel und bei jedem internationalen Verkehrsmittel müßte man von Haus aus auf die sprachlichen Angelegenheiten besonders Rü cksicht nehmen, einmal schon vom Standpunkte der internationalen Verkehrsmittels. Denn wenn jemand Gesetze beachten soll, Bestimmungen beachten soll, Verfügungen erfüllen soll und beachten soll, dann muß er es mindestens lesen können, muß er es mindestens verstehen. Also vom rein internati onalen Standpunkt müßten Sie nicht nur bei der Bahn und in den Zügen die sprachlichen Dinge so ordnen, daß auch neben der Sprache des Staates, der ersten Staatssprache, auch noch mindestens eine oder zwei Weltsprachen in Frage kommen. Das wäre einmal vom internationalen Standpunkt, wobei Sie nachdem wir mit unserem Staat hineingebettet sind in den großen deutschen Lebensraum, vor allem schon deshalbal, die deutsche Sprache anwenden müssen. (Potlesk.) Vom Standpunkt aber, daß in diesem Staat, der ein Nationalitätenstaat ist und kein Nationalstaat, wie manche Heißsporne von Ihnen auch nach 18 Jahren noch immer behaupten, da müßten mindestens um diesen Charakter Rechnung zu tragen, die Sprachen jener Volksgruppen in den Zügen und bei der Bahn in allen ihren Obliegenheiten in Erscheinung treten, wo die Bahn durch ein and eres als ein rein èechisches Gebiet ihren Weg nimmt. Das gleiche müßte natürlich auch bei dem Personal sein. Es dürfte nicht vorkommen, daß das Personal der Bedienung auf den Zügen, das Personal in den Bahnämtern oftmals die Sprache kaum, vielerorts mangelhaft, gut aber in den meisten Fällen nicht kennt. Denn Sie haben doch reichlich dafür gesorgt, daß unsere Sudetendeutschen, wie aus den übrigen staatlichen Ämtern ja auch vor allem aus dem Eisenbahnbetrieb verschwanden. An der Spitze des Eisenbah nministeriums steht ein Sozialdemokrat und die Sozialdemokraten nehmen doch für sich in Anspruch, daß sie zu international en Fragen und zu internationalen Ideen in einem besonders guten Verhältnisse stehen. Wir müßten gerade schon deshalb annehmen dürfen, daß der Herr Eisenbahnminister von sich aus alles veranlaßt hätte bei der Vorlage dieses Entwurfes, daß die sprachlichen Dinge in Ordnung gebracht werden, daß die vielen berechechtigten Beschwerden und die ungeheuer vielen berechtigten Klagen endlich einmal verschwinden. Das sind nicht nur Klagen, die wir Sudetendeutsche vorbringen, weil wir uns unmittelbar betroffen fühlen. Es sind auch Klagen aller Ausländer, die in den Staat hereinkommen und sich zumeist nicht auskennen und nicht wissen, ob sie hier oder dort einsteigen sollen, ob sie das oder jenes tun oder lassen sollen. Denn wenn die Ausländer hereinkommen, so mögen sie wohl die eine oder andere Weltsprache beherrschen, aber man kann von einem Ausländer nicht verlangen, daß er auch unbedingt èechisch können muß.

Wenn wir in diesem Zusammenhang daran denken, daß jetzt soviel darüber gesprochen wird, daß eine Verständigung anzubahnen wäre, daß die Dinge des Zusammenlebens geordnet werden müssen, ja wenn wir uns daran erinnern, daß man erzählt, die Jungaktivisten hätten bereits - eine Denkschrift unterbreitet, in der die Ford erungen des Sudeténdeutschtums niedergelegt sind, und daß sie erwarten, diese Forderungen erfüllt zu bekommen, so berührt es uns eigenartig, daß man auf dem Gebiet der Sprachenregelung beimim neuen Eisenbahngesetz einmal den Forderungn und sodann den Notwendigkeiten, die in Frage kommen, absolut nicht im geringsten Rechnung trägt. Es wäre für die èechische Mehrrheit nicht etwas, was Ihnen schwer fallen mü ßte, weil Sie dabei keine Opfer bringen müßten, wenn Sie uns auf dem Gebiete entgegenk ommen wollen. Wir müssen aber daraus den Schluß ziehen: wenn Sie nicht bereit sind, uns auf einem Gebiete entgegenzukommen, wo es Sie überhaupt nichts kostet, wie wenig können wi dann daran glauben, daß Sie bereit sind, uns auf einem Gebiete entgegenzukommen, wo Sie unbedingt Opfer bringen müssen, weil Sie das, was Sie vielleicht inzwischen in den 18 Jahren das zu viel für sich in Anspruch genommen haben, was uns fehlt.

Wir erinnern uns in dies em Zusammenhang an die Christkindelwünsche des Bundes der Landwirte. Sie haben um den Nikolaustag herum Forderungen aufgestellt, die zwar sehr billig sind, die nichts Weltbewegendes und nichts Ungeheuerliches beinhalten. Der Herr Gustav Hacker, als Obmann des Bundes der Landwirte, hat erkärt, daß diese Forderungen bis zu Weihnachten erfüllt sein müssen. Nachdem wir knapp vor Weihnachten stehen und das Haus heute die Absicht hat, auseinander zu gehen, sind wir neugierig, ob man sich noch so um den Heiligen Abend herum erinnern wird, daß man dem Bund der Landwirte noch etwas schuldig ist. Wir glauben nicht daran, daß es kommen wird, aber an eines glauben wir, daß man weiter reden, weiter debattieren will. Aber wir sind als Sudetendeutschtum schon viel zu viel umdebattiert worden. Aus dem Debattieren haben wir keine Erfolge erzielen können, mit dem Debattieren wurde eigentlich Zeit vergeudet und auf der anderen Seite wurde dem Ausland etwas vorgemacht. In Wirklichkeit ist das Sudetendeutschtum aus diesem Debatti eren heraus gar nichts anderes geschehen, als da und dort eine falsche Hoffnung gemacht worden, die sich dann in umso größere Enttäuschung verwandeln mußte.

Es hat der Herr Minister Zajièek von der deutschen christlichsozialen Volkspartei auf unsere Erklärung, die hier durch unseren Kameraden Knöchel abgegeben wurde, in der die Anfrage gestellt wurde, ob es denn wahr wäre, daß der Herr Minister Zajièek in einem Vortrag im Klub "Pøítomnost" gesagt hätte, daß die Sudetendeutsche Partei mit all ihren Anhängern und Vertretern nicht loyal genug wäre, illoyal wäre. Der Herr Minister hat nun darauf geantwortet und erklärt, das, was er gesagt habe, halte er aufrecht, es sei ihm nicht eingefallen, die große Sudetendeutsche Partei der Illoyalität zu zeihen. Wir müssen das aus des Ministers Munde zur Kenntnis nehmen, wobei wir ihm allerdings empfehlen möchten, er, der doch soviel spricht, soviel im Lande herumfährt, bei unzähligen Wallfahrten erscheint, möchte sich doch in Zukunft etwas vorsichtiger ausdrücken, damit nicht aus seinen Worten eine irrige Auffassung herausgelesen werden könnte. Es hat am gestrigen Tage drüben im Senat der Herr Sen. Hilgenreiner, ein mannhafter deutscher Priester und ein aufrechter deutscher Mann, eine Rede gehalten, die Aufsehen erregt hat. Er hat dort die Dinge beim rechten Namen genannt. Er steht unter den deutschen Regierungsparteien allein da, denn die anderen getrauen sich nicht das zu sagen, was sich der Herr Sen. Hilgenreiner getraut. Er nennt das Ding beim rechten Namen.

Die Sozialdemokraten haben in ihrem Haus- und Leibblatt, im "Sozialdemokrat", bereits geschrieben, der Herr Sen. Hilgenreiner fühle sich bereits als Kandidat der Sudetendeutschen Partei. Die Soziald emokraten sind sehr böse und fragen die deutschen Christlichsozialen, was sie nun zu tun gedenken, wenn der Herr Sen. Hilgenreiner weiter so spricht. Ich glaube, die deutschen Christlichsozialen können froh sein, daß sie den Herrn Sen. Hilgenreiner haben. Es wäre zu wünschen, daß ihrer sechs solche in diesem Klub wären. Es wäre aber auch am Orte, den Herren Sozialdemokraten zu empfehlen, sich weniger um den Herrn Sen. Hilgenreiner zu kümmern, als um ihren Sen. Heller. Da möchten sie einmal untersuchen, ob er nicht auch das sagt, was bestimmt ungehörig ist, mindestens ungehörig in Bezug auf das Sudetendeutschtum, mit dem er persönlich nicht allzuviel zu tun hat.

Wenn wir feststellen, daß der Herr Auß enminister Dr. Krofta in Karlsbad im Bezirksbildungsausschuß wieder auf das brennende deutsch-èechische Problem zu sprechen kam, wenn er dort erklärt, daß dieses Problem einer Lösung bedarf, wenn der Herr Ministerpräsident Hodža diverse Male erklärt hat, daß der ewige deutsch-èechische Ausgleich einer Lösung bedarf und harrt, wenn man im èechisch en Lager allenthalben heute darüber spricht, daß das Problem der Deutschen im Staate vorhanden ist, dann ist das ein Erfolg der Sudetendeutschen Partei, die dieses Problem zur Aufrollung gebracht hat. Wenn es fast 18 Jahre gedauert hat, ehe Sie darauf kamen, es einmal sagen zu müssen, daß es überhaupt ein sudetendeutsches Problem in diesem Staate gebe, daß es zu einem Staatsproblem und wenn Sie wollen durch uns zu einem internationalen Problem gemacht wurde, wenn wir hören, daß der Herr Ministerpräsident erklärt, daß unser Staat der konsolidierteste in ganz Europa ist, und uns dabei Gedanken machen, wie es im Staate so steht, was wir an Forderungen erhoben haben und weiter erheben und wie wenig man diesen Forderungen überhaupt Ohr schenkt, geschweige denn, wie wenig man sich inzwischen Gedanken macht, wie man zu unseren Forderungen Stellung nimmt, dann wundert uns dabei eines ganz besonders: Daß Sie in diesem Augenblicke, wo gerade der Herr Ministerpräsident ausgesprochen hat, daß wir der konsolidierteste Staat sind, sich neuerlich anschicken, das Parteiauflösungsgesetz um ein weiteres Jahr zu verlängern. Ich hätte gerne zum Parteiauflösungsgesetz gesprochen, als die Vorlage hier behandelt wurde, aber das ging so im Schnellzugstempo, daß wir einfach nicht dazu kamen, das Wort zu ergreifen, denn Sie stimmten bereits ab. Eine so wichtige, gegen den wahren Sinn der Demokratie und der Verfassung verstoßende Angelegenheit, aus der machten Sie so eine Kleinigkeit, daß Sie sie spielend abfertigten. Weil Sie aber eine Schnellzugsgeschwindigkeit angewendet haben bei der Beschlußfassung hier im Hause über die Gesetzesverlängerung, so gehört das ja fast auf das Gebiet des Eisenbahnwesens und daher werde ich wohl diesmal auch einiges dazu sagen. In unserem Staat heißt es doch, daß alle Macht vom Volk ausgeht, und das Volk hat das Recht nach freiem Willen und nach freier Meinung, Überlegung und Überzeugung sich seine politischen Parteien willensmäßig zu bilden und daß die dann willensmäßig gebildeten Parteien kandidierend auftreten im Volk, um die Stimmen des Volkes mit allen Mitteln der Dem okratie werbend und daß die auf diese Weise gewählte Volksvers ammlung die gesetzgebende Körperschaft darstellt, die sich nun ihre Regierung bildet als Vollzugsgewalt der gesetzgebenden Körperschaft und mit der nun des Volkes und der Völker Wille zum Ausdruck gebracht wird. Wenn aber die politischen Parteien der Meinung sind, daß, da sie nun an der Macht sind, da sie nun in der Mehrheit sitzen und damit die Dinge in den Händen haben, sie könnten die ihnen mißliebigen Parteien einfach dadurch aus der Welt schaffen, daß sie hingehen, die Hand aufheben, abstimmen, auflösen, dann irren sie sich. Auflösen, nehmen Sie das zur Kenntnis, eine politische Partei auflösen kann nur seine Majestät das Volk selbst. Das Sudetendeutschtum war am 19. Mai dabei, diese große Tat zu vollziehen. Es hat die Parteien, die im Sudetendeutschtum herumstanden, da sie das Vertrauen des Volkes verloren hatten, in einer so untrüglichen Weise aufgelöst, daß kaum noch etwas von ihnen übrig blieb. In einem Staat, der auf die Demokratie pocht, der die Demokratie zu seinem höchsten und heiligsten Ideal gemacht hat, müßte es ausgeschlossen sein, daß so ein Gedanke überh aupt aufkommt. Im übrigen will ich Ihnen in diesem Zusammenhang noch sagen: Vor Jahresfrist haben wir uns bereits Kopfzerbrechen gemacht; wie ist der rechtliche Bestand einer politischen Partei sich erzustellen, wie sollen die Dinge formuliert werden, wie sollen die notwendigen Rechtswege gesucht werden, um eine politische Partei als Rechtsfaktor darzustellen? Sie haben ein ganzes Jahr verstreichen lassen und es ist Ihnen kein passender Gedanke eingefallen, und da er Ihnen nicht eingefallen ist, sind Sie halt dabei geblieben, das Parteiengesetz einfach wieder um ein Jahr zu verlängern, und Sie haben damit wieder ein Fragezeichen hinter das Wort "Demokratie" gemacht. (Výkøiky.) Meine Herren, wenn wir jetzt, da wir in der Vorweihnachtszeit stehen, uns die Frage vorlegen: "Was war das Jahr über?" so ist die Antwort darauf kurz: es hat sich nichts geändert; trotzdem eine dritte deutsche Splitterpartei als Vertreterin der Minderheit im Sudetendeutschtum zu den beiden anderen in der Regierung dazugetreten ist, um nach außen hin das Dekorum zu erweitern: "die Deutschen sind in der Regierung vertreten", trotzdem ist die Linie so geblieben, wie sie bereits 18 lange Jahre war: Planmäßig gegen das Sudetendeutschtum, mit der entsprechend großen Menge von Unvernunft; nur wenig war zu merken, was an Vernunft in Erscheinung getreten wäre. Ich darf nur sagen: wir wissen ganz genau, wer in diesem Haus in sich den Gedanken der Vernunft trägt und von sich aus gern bereit wäre, der Erkenntnis der Vernunft Richtung zu geben. Wir kennen die einzelnen Herren dieses Hauses, die von Vernunft beseelt und geleitet sind, und ich darf wohl dazu auch noch ein zweites sagen: wir wissen auch, daß es an dem notwendigen Mut fehlt, diese Vernunft zu bekennen, diese Vernunft zu äußern und mit dieser Vernunft die notwendige Propaganda zu machen im èechischen Volk selbst. (Výkøiky.) Seien Sie überzeugt, den Ausgleich im Staat benötigen wir Sudetendeutsche für unser ureigenes Leben, aber diesen Ausgleich benötigen auch Sie für Ihr Leben und beide zusammen benötigen wir ihn für unseren Staat. Wir haben uns, da wir zum ersten Male politisch aufgetreten sind, auf den Boden dieses Staates durch eine staatsrechtliche Erklärung gestellt. Konrad Henlein hat in seiner groß en Böhmisch- Leipaer Rede grundsätzlich unsere Einstellung zum Staat und unsere Einstellung zur Politik - allerdings auch zur Außenpolitik - des Staates ein für allemal festgelegt, und nehmen Sie zur Kenntnis: wir wechseln nicht unseren Rock und wechseln nicht unsere Haltung von Woche zu Woche, wie es uns paßt, sondern das, was damals festgelegt wurde, entsprach dem Lebenswillen des einig gewordenen Sudetendeutschtums und das entspricht diesem Lebenswillen weiter. Es liegt an Ihnen von der èechischen Seite, daß Sie die bei uns zur Mehrheit gewordene Vernunft bei Ihnen einzuführen trachten, daß Sie trachten, alle Ihre Hetzer, alle Ihre Menschen, die von dem Unfrieden leben, beiseite zu drängen, daß Sie sie zum Verschwinden bringen. Der Sieg auf Ihrer Seite muß den Vernünftigen gehören. Sie müssen zur Erkenntnis kommen, daß ein gedeihliches Zusammenleben in diesem Mehrvölkerstaate nur dann gegeben ist, wenn Sie dafür sorgen, daß sich jede Volksgruppe, die in diesem Staat zu leben hat, auch wohl fühlt im Staat, mit dem Staate einverstanden ist und dem Staate gibt, was der Staat von ihr zu verlangen ein Recht hat.

Aber, meine Herren, wenn Sie bloß immer davon reden, eine Verständigung ist notwendig und wenn Sie nicht bereit sind, Taten für diese Verständigung zu schätzen, und zwar ausdrucksvolle, unverkennbare Taten, dann stören Sie in der sudetendeutschen Heimat immer mehr den guten Glauben an Ihre guten Worte, denn es fehlt zu jedem guten Wort die gute Tat. Wir. erinnern uns, daß die ganzen Jahre über soviel Gelegenheit war, die von uns ausgestreckte Hand zu erfassen. Sie haben es nicht getan, Sie haben mit den drei kleinen Splitterparteien ein bißchen gut Freund gespielt. Mehr aber gar nicht. Gegeben haben Sie ihnen auch ni chts. Es sei auch hier klargestellt: Wenn Sie ihnen jemals überhaupt etwas nach ihrer heutigen Einsstellg geben, dann nur, damit Sie ihnen das Leben uns gegenüber etwas eichter zu machen. (Posl. Kundt: Verlängern!) Möglicherweise auch verlängern, allzulange aber nicht, denn wir sind dahinter.

Wenn Sie überhaupt nach 18 Jahren begonnen haben über das Problem zu reden, ich sagte schon, dann ist es unser Verdienst, und wenn Sie irgendetwas geben, ist es wieder unser Verdienst. Aber nachdem Sie eine Demokratie haben und von der Demokratie sprechen und die Behauptung aufstellen, daß Sie an diese Demokratie glauben, dann müssen Sie vor allem anderen dieser Demokratie Rechnung tragen, d. h. wenn Sie über das Zusammenleben der Völker in diesem Staate ehrlich sprechen wollen, dann können Sie nicht mit den letzten Herbstzeitlosen der vergangenen Zeit sprechen, sondern Sie können dann nur mit Konrad Henlein und seiner großen stolzen sudetendeutschen Volksbewegung sprechen. (Potlesk.)

Sie hatten in Ihren Reihen einen Mann, Anton Švehla, der hat die Dinge richtig erkannt und den notwendigen Mut gehabt, das Wort zu sprechen: "Ich Herr in meiner Heimat, Du Herr in Deiner Heimat, beide zusammen dienen dem gemeinsamen Staat." Das war. das Wort Anton Švehlas. Er hatte den Mut, dieses Wort in seinem Volke zu vertreten und damit hat er sich seinen Namen unvergänglich in die Geschichte dieses Staates, aber auch in die Ehrengeschichte des èechischen Volkes eingetragen. Meine Herren von der èechischen Seite, die Sie in sich die Vernunft tragen, daß die Dinge geändert werden müssen, soll Ordnung in diesem Staate werden, die Sie zur Erkenntnis kom. men: Europa ordnet sich neu, Europa sucht eine Bereinigung herzustellen, Unfrieden auszus cheiden, den Frieden in den Vordergrund zu stellen, da müssen Sie schon mitmachen im Sinne Ihres großen Mannes Švehla, da müssen Sie den Mut aufbringen, verantwortlich zu sprechen und verantwortlich zu handeln und nicht den Kopf in den Sand stecken vor den gegebenen und nicht mehr zum Verschwinden kommenden Tatsachen, daß das brennendste Problem dieses Staates die Lösung der Volksgruppenfrage im Staate selbst ist. (Zpravodaj posl. dr Mareš: Pane kolego, co je to "Herr in meinem Hause"? Jak se to v praksi ukazuje?) Wir in der sudetendeutschen Heimat, das èechische Volk in der èechischen Heimat, beide halten wir unsere Heimat in Ehren, keiner neidet und will die Heimat des anderen neiden, beide zusammen aber dienen wir dem gemeinsamen Staate, machen ihn besser, als er heute ist. (Zpravo daj posl. dr Mareš: Co je to Nìmci v Brnì, v Jihlavì?) Das sudetendeutsche Problem dieses Staates ist Ihr größtes Problem, weil Sie es, wenn wir einmal bei dem Worte "Minderheit" bleiben, mit der größten Minderheit überhaupt zu tun haben, die in Europa geschlossen in Erscheinung tritt.

Weiter nehmen Sie doch endlich einmal zur Kenntnis: Wir sind nicht in diesen Staat hereingekommen, damit Sie sich an uns ärgern. Wir sind in diesen Staat hereingekommen, weil Sie uns brauchten. (Potlesk.) Nun sind wir in diesem Staat drin mit unserer Heimat, die uns die Väter urbar gemacht hab en, mit Fleiß und Schweiß, mit der Rodehacke, und dahinter kamen Sie mit dem Pflug und Sie begründeten Kultur, wo nur Kultur gebraucht wird, bis herein in diese herrliche Stadt. All das, was groß und schön ist, da waren unsere Väter dabei. Es liegt an Ihnen, meine Herren, den jahrhundertelangen alten Streit zu beenden. Die Hand, die wir Ihnen entgegengestreckt haben, kann Ihnen nach uns niemand mehr entgegenstrecken. Nur diese Hand können Sie erfassen und einen Ausgleich schaffen. Recht und Gerechtigkeit sind die obersten Leitsterne und die obersten Grundsätze eines wohlgeordneten demokratischen Völkerstaates. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké strany.)


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