Hohes Haus! Zur Beratung steht das Eisenbahngesetz, und mit diesem
Gesetz wollen Sie dem Umbruch in dem allgemeinen Verkehrswesen
doch einigermaßen Rechnung tragen. Wenn man das Eisenbahngesetz
in seinem Entwurf durchstudiert, muß man eines feststellen:
Sie haben überhaupt keine Rücksicht auf den Automobilismus
genommen, den Automobilismus, der ja in allen Staaten heute mindestens
mit der Eisenbahn als gleichrangig bewertet wird und der in vielen
Staaten den Vorzug genießt. Wenn man das Eisenbahngesetz
in seinen 213 Paragraphen durchliest, so findet man nur ganz geringe
Punkte, wo Sie auf die Landstraße und ihren
Automobilismus Rücksicht nehmen. Das muß einen doch
ziemlich stark verwundern, denn ei nmal leben wir im Jahr 1936,
wo die Postkutsche verschwunden ist von der Straße, wo die
Bahn ein allgemeines Verkehrsmittel ist und wo neben der
Bahn das Auto seinen Platz einnimmt. Sie alle von der Mehrheit
dieses Hauses werden wohl nicht mehr auf dem Standpunkt stehen,
daß das Auto ein Luxus ist, sondern Sie werden wohl sich
bereits zu dem Standpunkt bekennen, daß es ein Volksverkehrsmittel
geworden ist und daß dieses Automobil- und deshalb das ganze
Straßenund Verkehrsw esen auch seitens der Bahn Rücksicht
verdient. Wenn wir daran denken, daß es ja vielerorts mit
der Bahn so ist: da tritt die Bahn als Überführung einer
Straße in Erscheinung, und diese Überführung ist
so beschaffen, daß dort weder ein Möbelwagen durchkann,
noch meinetwegen eine Fuhre Heu, es sieht so aus, daß die
Bahn einfach rücksichtslos gegen den Straßenverkehr
sündigt, und in dieser Vorlage scheinen Sie der Meing zu
sein, Sie könnten weiter so gegen die Straße sündigen.
Wenn wir fes tstellen müssen, daß in der Vorlage geschrieben
steht, daß dort, wo ungesicherte Bahnübergänge
sind, die Fuhrwerke aller Art, also auch die Autos einfach aufzupassen
haben, so dürften Sie sich das doch wohl nicht so vorstellen,
daß ein Automobilist, wenn er zu einer Bahn kommt, aussteigen
muß, nach hinauf und hinunter schauen muß, ob ein
Auto oder ein Zug kommt, und dann könnte er erst darüber
fahren; oder vielleicht noch weitergehend, wenn Sie wollen, daß
er sich bei der Bevölkerung erkundigen müßte,
ob in der nächsten Zeit dort ein Zug vorüber fahren
wird. Im Zeitalter des modernen Verkehrs ist das geradezu unfaßbar
und unglaublich. Wo Übergänge dort sind, wo Durchzugsstraßen
die Bahn kreuzen, dort müßte mindestens für die
notwendige Sicherheit durch Schranken gesorgt sein. Denn wir haben
ja hunderte und wieder hunderte von Unglücksfällen,
die passiert sind deshalb, weil eben ungesicherte Bahnübergänge
da sind, und weil sich diese ungesicherten Bahnübergänge
in vielen Fällen gerade dort aufzeigen, wo ein großer
Verkehr der Straße, also ein Automobilverkehr aufzuweisen
ist.
Die Bahn soll weitgehend Dienst am Kunden tun, denn nach unserer
Auffassung ist die Eisenbahn ein Geschäftsunternehmen, wenn
auch ein vom Staat betriebenes, und wie wir feststellen, jährlich
mit einem in die Hundertmillionen gehenden Defizit betriebenes.
Aber die Bahn soll doch als ein Wirtschaftsunternehmen aufgefaßt
sein und deshalb Dienst am Kunden auf allen Gebieten üben,
d. h. vor allem anderen, daß man bei der Bahn Rücksicht
nimmt auf alle, die als Fahrgäste in Frage kommen oder die
als Versender von Gütern in Frage kommen. Als Fahrgäste:
Da wären wir gleich bei den sprachlichen Bestimmungen. Meine
Partei hat in den einzelnen Ausschüssen, wo das Eisenbahngesetz
beraten wurde, auf die sprachlichen Gründe hingewiesen, zu
ihnen Stellung genommen und die entsprechenden Abänderungsanträge
gestellt. Die Mehrheit ist über diese Anträge zur Tagesordnung
übergegangen, hat es nicht für notwendig gehalten sie
zu berücksichtigen. Nun, meine Herren, die Bahn ist ein internationales
Verkehrsmittel und bei jedem internationalen Verkehrsmittel müßte
man von Haus aus auf die sprachlichen Angelegenheiten besonders
Rü cksicht nehmen, einmal schon vom Standpunkte der internationalen
Verkehrsmittels. Denn wenn jemand Gesetze beachten soll, Bestimmungen
beachten soll, Verfügungen erfüllen soll und beachten
soll, dann muß er es mindestens lesen können, muß
er es mindestens verstehen. Also vom rein internati onalen Standpunkt
müßten Sie nicht nur bei der Bahn und in den Zügen
die sprachlichen Dinge so ordnen, daß auch neben der Sprache
des Staates, der ersten Staatssprache, auch noch mindestens eine
oder zwei Weltsprachen in Frage kommen. Das wäre einmal vom
internationalen Standpunkt, wobei Sie nachdem wir mit unserem
Staat hineingebettet sind in den großen deutschen Lebensraum,
vor allem schon deshalbal, die deutsche Sprache anwenden müssen.
(Potlesk.) Vom Standpunkt aber, daß in diesem Staat,
der ein Nationalitätenstaat ist und kein Nationalstaat, wie
manche Heißsporne von Ihnen auch nach 18 Jahren noch immer
behaupten, da müßten mindestens um diesen Charakter
Rechnung zu tragen, die Sprachen jener Volksgruppen in den Zügen
und bei der Bahn in allen ihren Obliegenheiten in Erscheinung
treten, wo die Bahn durch ein and eres als ein rein èechisches
Gebiet ihren Weg nimmt. Das gleiche müßte natürlich
auch bei dem Personal sein. Es dürfte nicht vorkommen, daß
das Personal der Bedienung auf den Zügen, das Personal in
den Bahnämtern oftmals die Sprache kaum, vielerorts mangelhaft,
gut aber in den meisten Fällen nicht kennt. Denn Sie haben
doch reichlich dafür gesorgt, daß unsere Sudetendeutschen,
wie aus den übrigen staatlichen Ämtern ja auch vor allem
aus dem Eisenbahnbetrieb verschwanden. An der Spitze des Eisenbah
nministeriums steht ein Sozialdemokrat und die Sozialdemokraten
nehmen doch für sich in Anspruch, daß sie zu international
en Fragen und zu internationalen Ideen in einem besonders guten
Verhältnisse stehen. Wir müßten gerade schon deshalb
annehmen dürfen, daß der Herr Eisenbahnminister von
sich aus alles veranlaßt hätte bei der Vorlage dieses
Entwurfes, daß die sprachlichen Dinge in Ordnung gebracht
werden, daß die vielen berechechtigten Beschwerden und die
ungeheuer vielen berechtigten Klagen endlich einmal verschwinden.
Das sind nicht nur Klagen, die wir Sudetendeutsche vorbringen,
weil wir uns unmittelbar betroffen fühlen. Es sind auch Klagen
aller Ausländer, die in den Staat hereinkommen und sich zumeist
nicht auskennen und nicht wissen, ob sie hier oder dort einsteigen
sollen, ob sie das oder jenes tun oder lassen sollen. Denn wenn
die Ausländer hereinkommen, so mögen sie wohl die eine
oder andere Weltsprache beherrschen, aber man kann von einem Ausländer
nicht verlangen, daß er auch unbedingt èechisch können
muß.
Wenn wir in diesem Zusammenhang daran denken, daß jetzt
soviel darüber gesprochen wird, daß eine Verständigung
anzubahnen wäre, daß die Dinge des Zusammenlebens geordnet
werden müssen, ja wenn wir uns daran erinnern, daß
man erzählt, die Jungaktivisten hätten bereits - eine
Denkschrift unterbreitet, in der die Ford erungen des Sudeténdeutschtums
niedergelegt sind, und daß sie erwarten, diese Forderungen
erfüllt zu bekommen, so berührt es uns eigenartig, daß
man auf dem Gebiet der Sprachenregelung beimim neuen Eisenbahngesetz
einmal den Forderungn und sodann den Notwendigkeiten, die in Frage
kommen, absolut nicht im geringsten Rechnung trägt. Es wäre
für die èechische Mehrrheit nicht etwas, was Ihnen
schwer fallen mü ßte, weil Sie dabei keine Opfer bringen
müßten, wenn Sie uns auf dem Gebiete entgegenk ommen
wollen. Wir müssen aber daraus den Schluß ziehen: wenn
Sie nicht bereit sind, uns auf einem Gebiete entgegenzukommen,
wo es Sie überhaupt nichts kostet, wie wenig können
wi dann daran glauben, daß Sie bereit sind, uns auf
einem Gebiete entgegenzukommen, wo Sie unbedingt Opfer bringen
müssen, weil Sie das, was Sie vielleicht inzwischen in den
18 Jahren das zu viel für sich in Anspruch genommen haben,
was uns fehlt.
Wir erinnern uns in dies em Zusammenhang an die Christkindelwünsche
des Bundes der Landwirte. Sie haben um den Nikolaustag herum Forderungen
aufgestellt, die zwar sehr billig sind, die nichts Weltbewegendes
und nichts Ungeheuerliches beinhalten. Der Herr Gustav Hacker,
als Obmann des Bundes der Landwirte, hat erkärt, daß
diese Forderungen bis zu Weihnachten erfüllt sein
müssen. Nachdem wir knapp vor Weihnachten stehen und das
Haus heute die Absicht hat, auseinander zu gehen, sind wir neugierig,
ob man sich noch so um den Heiligen Abend herum erinnern wird,
daß man dem Bund der Landwirte noch etwas schuldig ist.
Wir glauben nicht daran, daß es kommen wird, aber an eines
glauben wir, daß man weiter reden, weiter debattieren will.
Aber wir sind als Sudetendeutschtum schon viel zu viel
umdebattiert worden. Aus dem Debattieren haben wir keine Erfolge
erzielen können, mit dem Debattieren wurde eigentlich Zeit
vergeudet und auf der anderen Seite wurde dem Ausland etwas vorgemacht.
In Wirklichkeit ist das Sudetendeutschtum aus diesem Debatti eren
heraus gar nichts anderes geschehen, als da und dort eine falsche
Hoffnung gemacht worden, die sich dann in umso größere
Enttäuschung verwandeln mußte.
Es hat der Herr Minister Zajièek von der deutschen
christlichsozialen Volkspartei auf unsere Erklärung, die
hier durch unseren Kameraden Knöchel abgegeben wurde,
in der die Anfrage gestellt wurde, ob es denn wahr wäre,
daß der Herr Minister Zajièek in einem Vortrag
im Klub "Pøítomnost" gesagt hätte,
daß die Sudetendeutsche Partei mit all ihren Anhängern
und Vertretern nicht loyal genug wäre, illoyal wäre.
Der Herr Minister hat nun darauf geantwortet und erklärt,
das, was er gesagt habe, halte er aufrecht, es sei ihm nicht eingefallen,
die große Sudetendeutsche Partei der Illoyalität zu
zeihen. Wir müssen das aus des Ministers Munde zur Kenntnis
nehmen, wobei wir ihm allerdings empfehlen möchten, er, der
doch soviel spricht, soviel im Lande herumfährt, bei unzähligen
Wallfahrten erscheint, möchte sich doch in Zukunft etwas
vorsichtiger ausdrücken, damit nicht aus seinen Worten eine
irrige Auffassung herausgelesen werden könnte. Es hat am
gestrigen Tage drüben im Senat der Herr Sen. Hilgenreiner,
ein mannhafter deutscher Priester und ein aufrechter deutscher
Mann, eine Rede gehalten, die Aufsehen erregt hat. Er hat dort
die Dinge beim rechten Namen genannt. Er steht unter den deutschen
Regierungsparteien allein da, denn die anderen getrauen sich nicht
das zu sagen, was sich der Herr Sen. Hilgenreiner getraut.
Er nennt das Ding beim rechten Namen.
Die Sozialdemokraten haben in ihrem Haus- und Leibblatt, im "Sozialdemokrat",
bereits geschrieben, der Herr Sen. Hilgenreiner fühle
sich bereits als Kandidat der Sudetendeutschen Partei. Die Soziald
emokraten sind sehr böse und fragen die deutschen Christlichsozialen,
was sie nun zu tun gedenken, wenn der Herr Sen. Hilgenreiner
weiter so spricht. Ich glaube, die deutschen Christlichsozialen
können froh sein, daß sie den Herrn Sen. Hilgenreiner
haben. Es wäre zu wünschen, daß ihrer sechs solche
in diesem Klub wären. Es wäre aber auch am Orte, den
Herren Sozialdemokraten zu empfehlen, sich weniger um den Herrn
Sen. Hilgenreiner zu kümmern, als um ihren Sen. Heller.
Da möchten sie einmal untersuchen, ob er nicht auch das sagt,
was bestimmt ungehörig ist, mindestens ungehörig in
Bezug auf das Sudetendeutschtum, mit dem er persönlich nicht
allzuviel zu tun hat.
Wenn wir feststellen, daß der Herr Auß enminister
Dr. Krofta in Karlsbad im Bezirksbildungsausschuß
wieder auf das brennende deutsch-èechische Problem zu sprechen
kam, wenn er dort erklärt, daß dieses Problem einer
Lösung bedarf, wenn der Herr Ministerpräsident Hodža
diverse Male erklärt hat, daß der ewige deutsch-èechische
Ausgleich einer Lösung bedarf und harrt, wenn man im èechisch
en Lager allenthalben heute darüber spricht, daß das
Problem der Deutschen im Staate vorhanden ist, dann ist das ein
Erfolg der Sudetendeutschen Partei, die dieses Problem zur Aufrollung
gebracht hat. Wenn es fast 18 Jahre gedauert hat, ehe Sie darauf
kamen, es einmal sagen zu müssen, daß es überhaupt
ein sudetendeutsches Problem in diesem Staate gebe, daß
es zu einem Staatsproblem und wenn Sie wollen durch uns zu einem
internationalen Problem gemacht wurde, wenn wir hören, daß
der Herr Ministerpräsident erklärt, daß unser
Staat der konsolidierteste in ganz Europa ist, und uns dabei Gedanken
machen, wie es im Staate so steht, was wir an Forderungen erhoben
haben und weiter erheben und wie wenig man diesen Forderungen
überhaupt Ohr schenkt, geschweige denn, wie wenig man sich
inzwischen Gedanken macht, wie man zu unseren Forderungen Stellung
nimmt, dann wundert uns dabei eines ganz besonders: Daß
Sie in diesem Augenblicke, wo gerade der Herr Ministerpräsident
ausgesprochen hat, daß wir der konsolidierteste Staat sind,
sich neuerlich anschicken, das Parteiauflösungsgesetz um
ein weiteres Jahr zu verlängern. Ich hätte gerne zum
Parteiauflösungsgesetz gesprochen, als die Vorlage hier behandelt
wurde, aber das ging so im Schnellzugstempo, daß wir einfach
nicht dazu kamen, das Wort zu ergreifen, denn Sie stimmten bereits
ab. Eine so wichtige, gegen den wahren Sinn der Demokratie und
der Verfassung verstoßende Angelegenheit, aus der machten
Sie so eine Kleinigkeit, daß Sie sie spielend abfertigten.
Weil Sie aber eine Schnellzugsgeschwindigkeit angewendet haben
bei der Beschlußfassung hier im Hause über die Gesetzesverlängerung,
so gehört das ja fast auf das Gebiet des Eisenbahnwesens
und daher werde ich wohl diesmal auch einiges dazu sagen. In unserem
Staat heißt es doch, daß alle Macht vom Volk ausgeht,
und das Volk hat das Recht nach freiem Willen und nach freier
Meinung, Überlegung und Überzeugung sich seine politischen
Parteien willensmäßig zu bilden und daß die dann
willensmäßig gebildeten Parteien kandidierend auftreten
im Volk, um die Stimmen des Volkes mit allen Mitteln der Dem okratie
werbend und daß die auf diese Weise gewählte Volksvers
ammlung die gesetzgebende Körperschaft darstellt, die sich
nun ihre Regierung bildet als Vollzugsgewalt der gesetzgebenden
Körperschaft und mit der nun des Volkes und der Völker
Wille zum Ausdruck gebracht wird. Wenn aber die politischen Parteien
der Meinung sind, daß, da sie nun an der Macht sind, da
sie nun in der Mehrheit sitzen und damit die Dinge in den Händen
haben, sie könnten die ihnen mißliebigen Parteien einfach
dadurch aus der Welt schaffen, daß sie hingehen, die Hand
aufheben, abstimmen, auflösen, dann irren sie sich. Auflösen,
nehmen Sie das zur Kenntnis, eine politische Partei auflösen
kann nur seine Majestät das Volk selbst. Das Sudetendeutschtum
war am 19. Mai dabei, diese große Tat zu vollziehen. Es
hat die Parteien, die im Sudetendeutschtum herumstanden, da sie
das Vertrauen des Volkes verloren hatten, in einer so untrüglichen
Weise aufgelöst, daß kaum noch etwas von ihnen übrig
blieb. In einem Staat, der auf die Demokratie pocht, der die Demokratie
zu seinem höchsten und heiligsten Ideal gemacht hat, müßte
es ausgeschlossen sein, daß so ein Gedanke überh aupt
aufkommt. Im übrigen will ich Ihnen in diesem Zusammenhang
noch sagen: Vor Jahresfrist haben wir uns bereits Kopfzerbrechen
gemacht; wie ist der rechtliche Bestand einer politischen Partei
sich erzustellen, wie sollen die Dinge formuliert werden, wie
sollen die notwendigen Rechtswege gesucht werden, um eine politische
Partei als Rechtsfaktor darzustellen? Sie haben ein ganzes Jahr
verstreichen lassen und es ist Ihnen kein passender Gedanke eingefallen,
und da er Ihnen nicht eingefallen ist, sind Sie halt dabei geblieben,
das Parteiengesetz einfach wieder um ein Jahr zu verlängern,
und Sie haben damit wieder ein Fragezeichen hinter das Wort "Demokratie"
gemacht. (Výkøiky.) Meine Herren, wenn wir
jetzt, da wir in der Vorweihnachtszeit stehen, uns die Frage vorlegen:
"Was war das Jahr über?" so ist die Antwort darauf
kurz: es hat sich nichts geändert; trotzdem eine dritte deutsche
Splitterpartei als Vertreterin der Minderheit im Sudetendeutschtum
zu den beiden anderen in der Regierung dazugetreten ist, um nach
außen hin das Dekorum zu erweitern: "die Deutschen
sind in der Regierung vertreten", trotzdem ist die Linie
so geblieben, wie sie bereits 18 lange Jahre war: Planmäßig
gegen das Sudetendeutschtum, mit der entsprechend großen
Menge von Unvernunft; nur wenig war zu merken, was an Vernunft
in Erscheinung getreten wäre. Ich darf nur sagen: wir wissen
ganz genau, wer in diesem Haus in sich den Gedanken der Vernunft
trägt und von sich aus gern bereit wäre, der Erkenntnis
der Vernunft Richtung zu geben. Wir kennen die einzelnen Herren
dieses Hauses, die von Vernunft beseelt und geleitet sind, und
ich darf wohl dazu auch noch ein zweites sagen: wir wissen auch,
daß es an dem notwendigen Mut fehlt, diese Vernunft zu bekennen,
diese Vernunft zu äußern und mit dieser Vernunft die
notwendige Propaganda zu machen im èechischen Volk selbst.
(Výkøiky.) Seien Sie überzeugt, den
Ausgleich im Staat benötigen wir Sudetendeutsche für
unser ureigenes Leben, aber diesen Ausgleich benötigen auch
Sie für Ihr Leben und beide zusammen benötigen wir ihn
für unseren Staat. Wir haben uns, da wir zum ersten
Male politisch aufgetreten sind, auf den Boden dieses Staates
durch eine staatsrechtliche Erklärung gestellt. Konrad Henlein
hat in seiner groß en Böhmisch- Leipaer Rede grundsätzlich
unsere Einstellung zum Staat und unsere Einstellung zur Politik
- allerdings auch zur Außenpolitik - des Staates ein für
allemal festgelegt, und nehmen Sie zur Kenntnis: wir wechseln
nicht unseren Rock und wechseln nicht unsere Haltung von Woche
zu Woche, wie es uns paßt, sondern das, was damals festgelegt
wurde, entsprach dem Lebenswillen des einig gewordenen Sudetendeutschtums
und das entspricht diesem Lebenswillen weiter. Es liegt an Ihnen
von der èechischen Seite, daß Sie die bei uns zur
Mehrheit gewordene Vernunft bei Ihnen einzuführen trachten,
daß Sie trachten, alle Ihre Hetzer, alle Ihre Menschen,
die von dem Unfrieden leben, beiseite zu drängen, daß
Sie sie zum Verschwinden bringen. Der Sieg auf Ihrer Seite muß
den Vernünftigen gehören. Sie müssen zur Erkenntnis
kommen, daß ein gedeihliches Zusammenleben in diesem Mehrvölkerstaate
nur dann gegeben ist, wenn Sie dafür sorgen, daß sich
jede Volksgruppe, die in diesem Staat zu leben hat, auch wohl
fühlt im Staat, mit dem Staate einverstanden ist und dem
Staate gibt, was der Staat von ihr zu verlangen ein Recht hat.
Aber, meine Herren, wenn Sie bloß immer davon reden, eine
Verständigung ist notwendig und wenn Sie nicht bereit sind,
Taten für diese Verständigung zu schätzen, und
zwar ausdrucksvolle, unverkennbare Taten, dann stören Sie
in der sudetendeutschen Heimat immer mehr den guten Glauben an
Ihre guten Worte, denn es fehlt zu jedem guten Wort die gute Tat.
Wir. erinnern uns, daß die ganzen Jahre über soviel
Gelegenheit war, die von uns ausgestreckte Hand zu erfassen. Sie
haben es nicht getan, Sie haben mit den drei kleinen Splitterparteien
ein bißchen gut Freund gespielt. Mehr aber gar nicht. Gegeben
haben Sie ihnen auch ni chts. Es sei auch hier klargestellt: Wenn
Sie ihnen jemals überhaupt etwas nach ihrer heutigen Einsstellg
geben, dann nur, damit Sie ihnen das Leben uns gegenüber
etwas eichter zu machen. (Posl. Kundt: Verlängern!) Möglicherweise
auch verlängern, allzulange aber nicht, denn wir sind dahinter.
Wenn Sie überhaupt nach 18 Jahren begonnen haben über
das Problem zu reden, ich sagte schon, dann ist es unser Verdienst,
und wenn Sie irgendetwas geben, ist es wieder unser Verdienst.
Aber nachdem Sie eine Demokratie haben und von der Demokratie
sprechen und die Behauptung aufstellen, daß Sie an diese
Demokratie glauben, dann müssen Sie vor allem anderen dieser
Demokratie Rechnung tragen, d. h. wenn Sie über das Zusammenleben
der Völker in diesem Staate ehrlich sprechen wollen, dann
können Sie nicht mit den letzten Herbstzeitlosen der vergangenen
Zeit sprechen, sondern Sie können dann nur mit Konrad Henlein
und seiner großen stolzen sudetendeutschen Volksbewegung
sprechen. (Potlesk.)
Sie hatten in Ihren Reihen einen Mann, Anton Švehla,
der hat die Dinge richtig erkannt und den notwendigen Mut gehabt,
das Wort zu sprechen: "Ich Herr in meiner Heimat, Du Herr
in Deiner Heimat, beide zusammen dienen dem gemeinsamen Staat."
Das war. das Wort Anton Švehlas. Er hatte den Mut,
dieses Wort in seinem Volke zu vertreten und damit hat er sich
seinen Namen unvergänglich in die Geschichte dieses Staates,
aber auch in die Ehrengeschichte des èechischen Volkes
eingetragen. Meine Herren von der èechischen Seite, die
Sie in sich die Vernunft tragen, daß die Dinge geändert
werden müssen, soll Ordnung in diesem Staate werden, die
Sie zur Erkenntnis kom. men: Europa ordnet sich neu, Europa sucht
eine Bereinigung herzustellen, Unfrieden auszus cheiden, den Frieden
in den Vordergrund zu stellen, da müssen Sie schon mitmachen
im Sinne Ihres großen Mannes Švehla, da müssen
Sie den Mut aufbringen, verantwortlich zu sprechen und
verantwortlich zu handeln und nicht den Kopf in den Sand stecken
vor den gegebenen und nicht mehr zum Verschwinden kommenden Tatsachen,
daß das brennendste Problem dieses Staates die Lösung
der Volksgruppenfrage im Staate selbst ist. (Zpravodaj posl.
dr Mareš: Pane kolego, co je to "Herr in meinem Hause"?
Jak se to v praksi ukazuje?) Wir in der sudetendeutschen Heimat,
das èechische Volk in der èechischen Heimat, beide
halten wir unsere Heimat in Ehren, keiner neidet und will die
Heimat des anderen neiden, beide zusammen aber dienen wir dem
gemeinsamen Staate, machen ihn besser, als er heute ist. (Zpravo
daj posl. dr Mareš: Co je to Nìmci v Brnì,
v Jihlavì?) Das sudetendeutsche Problem dieses Staates
ist Ihr größtes Problem, weil Sie es, wenn wir einmal
bei dem Worte "Minderheit" bleiben, mit der größten
Minderheit überhaupt zu tun haben, die in Europa geschlossen
in Erscheinung tritt.
Weiter nehmen Sie doch endlich einmal zur Kenntnis: Wir sind nicht
in diesen Staat hereingekommen, damit Sie sich an uns ärgern.
Wir sind in diesen Staat hereingekommen, weil Sie uns brauchten.
(Potlesk.) Nun sind wir in diesem Staat drin mit unserer
Heimat, die uns die Väter urbar gemacht hab en, mit Fleiß
und Schweiß, mit der Rodehacke, und dahinter kamen Sie mit
dem Pflug und Sie begründeten Kultur, wo nur Kultur gebraucht
wird, bis herein in diese herrliche Stadt. All das, was groß
und schön ist, da waren unsere Väter dabei. Es liegt
an Ihnen, meine Herren, den jahrhundertelangen alten Streit zu
beenden. Die Hand, die wir Ihnen entgegengestreckt haben, kann
Ihnen nach uns niemand mehr entgegenstrecken. Nur diese Hand können
Sie erfassen und einen Ausgleich schaffen. Recht und Gerechtigkeit
sind die obersten Leitsterne und die obersten Grundsätze
eines wohlgeordneten demokratischen Völkerstaates. (Potlesk
poslancù sudetskonìmecké strany.)