Hohes Haus! Sie können von uns Sudetendeutschen nicht gut
erwarten, daß wir uns nicht zum Grundsatze bekennen, den
Sie auf das Staatswappen geschrieben haben: Die Wahrheit siegt!
Wenn die Wahrheit auch nicht morgen siegen sollte, so wird sie
si cher in der Zukunft siegen! Diese Erkenntnis erfüllt uns
mit einer gewissen Ruhe und Sicherheit und wir nehmen deshalb,
zwar mit Protest, aber doch zur Kenntnis, daß Sie aus der
Rede unseres Kameraden Köllner eine ganze Reihe von
Tatsachenberichten, von objektiven Darstellungen aus der Praxis
der öffentlichen Verwaltung herausgestrichen haben. Wir können
ja verstehen, daß Sie sich ebenso wie wir darüber schämen,
daß solche Zustände heute überhaupt möglich
sind. (Souhlas poslancù sudetskonìmecké
strany.) Wir können verstehen, daß Sie gerne nicht
nur der Öffentlichkeit unseres Staates, sondern darüber
hinaus auch der Öffentlichkeit der Welt verschweigen möchten,
daß hier einfach mittelalterliche Verwaltungssmethoden an
der Tagesordnung sind.
Wir haben die gestrichenen Punkte hier und können feststellen,
daß es sich dabei um objektive Darstellungen der Praxis
der Gend armerie- und Verwaltungsorgane handelt. Ja, wir können
fests tellen, daß uns Darstellungen zensuriert worden sind,
die bereits in den Zeitungen einmal konstatiert wurden und über
deren Tatsächlichkeit man sich in der Öffentlichkeit
völlig klar ist. Daß Sie auch aus den Reden unserer
Vertreter Stellen zensurieren, die etwa Verhältnisse bei
den deutschen Regierungsparteien feststellen, z. B. die Verbindung
des Bundes der Landwirte zum Landbankskandal, das verstehen wir,
denn schließlich und endlich wollen diese Leute ihre Regierungsbeteiligung
wenigstens auf diese Weise honoriert haben. Wenn Sie außerdem
aus der Rede unseres Kameraden Kundt jene Sätze streichen,
durch welche er hier die Rede eines Volksvertreters charakterisiert
hat, der gleichzeitig das geistliche Gewand trägt, so stellen
wir wieder nur fest, daß diese Herren, wenn sie von hier
aus sprechen, sie das als Volksvertreter tun, wenn man sie aber
angreift, sich hinter das Kleid des Priesters verstecken, das
nicht angegriffen werden dürfe. Wir müssen diese Dinge
hier feststellen, weil wir merken, daß der Einflußbereich
der öffentlichen Verwaltung sowie der Polizei und Gendarmerie
gerade in unserem Siedlungsgebiet immer weitere Kreise zieht,
immer weiter in das Privatleben der Menschen eingreift. Wir wissen,
daß die Gendarmerie und Polizei, gerade was das Kapitel
Agrarpolitik anbelangt - ich werde noch darauf zu sprechen kommen
- in die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Einzelnen eingreifen
soll. Wir müssen Wert darauf legen, denn das liegt auch im
Interesse des Staates, daß diese Organe sich bemühen,
nicht nur die Sprache der deutschen Mitbürger, sondern darüberh
inaus auch ihre Mentalität zu verstehen, da die beiden Nationen
ja nun einmal schicksalsmäßig in diesem Staate zusammenleben
müssen. Heute müssen wir erkennen, daß die Behörden
und Organe draußen sich immer mehr in einen Gegensatz zur
bodenständigen Bevölkerung hineinarbeiten, daß
dieser Gegensatz immer schärfer wird und daß die Vertreter
der Regierung draußen immer unpsychologischer den Dingen
der ansässigen Bevölkerung gegenüber stehen. Ich
werde im Zusammenhang mit der Darstellung unserer Einstellung
zu den wichtigsten Agrarproblemen noch einmal darauf zurückkommen,
weil es sich hier um eine wesentliche Frage der Selbstverwaltung,
nicht nur im staatlichen Bereich, sondern auch im Bereich des
wirtschaftlichen und sozialen Lebens handelt.
Wenn ich zu den agrarpolitischen Fragen vom Standpunkt der Partei
Stellung nehmen darf, so stelle ich einleitend fest, daß
die staatliche Agrarpolitik von vornherein zwei Schwierigkeiten
gegenüberstand, deren Überwindung nicht ganz in ihrem
Bereiche lag. Einmal die Schwierigkeit gegenüber dem immer
mehr steigenden Rückgang der Ausfuhr an hochwertigen landwirtschaftlichen
Produkten, die bei uns über das Ausmaß des Inlandsmarktes
hinaus erzeugt werden, wie z. B. Hopfen, Gerste, Zucker, eine
Anzahl von Gemüsearten, Molkereiprodukte u. a. Die Handelspolitik
unseres Staates war nicht dazu angetan, die auswärtigen Märkte
für diesen Absatz zu erhalten oder aber Preisgarantien für
die Ausfuhr dieser Erzeugnisse zu bieten. Die staatliche Agrarpolitik
mußte daher versuchen, die Schwächen der Handelspolitik
wieder gutzumachen.
Das konnte nur auf Kosten der Landwirtschaft geschehen, was, um
ein Beispiel anzuführen, sich in der Einschränkung des
Hopfenbaues zeigte und in den Schwierigkeiten, die sich auf dem
Molkereiproduktenmarkte ergaben. Die Starrheit unserer Handelspolitik
hat sich auf diesem Gebiete in einer für die Landwirtschaft
außerordentlich schädlichen Erstarrung der ganzen bäuerlichen
Wirtschaftsführung auswirken müssen.
Andererseits muß man unserer Agrarpolitik zugute halten,
daß sie bei steigender Produktion mit einem immer mehr sinkenden
Verbrauch rechnen mußte. Es ist nun einmal so, daß
in dem Augenblick unserer Agrarpolitik Grenzen gesteckt sind,
in dem festgestellt werden muß, daß die arbeitslosen
Massen, die schlecht bezahlten Arbeiterkreise nicht mehr jene
Absatzmöglichkeiten für die agrarischen Erzeugnisse
bieten, die eine Voraussetzung für die Existenzsicherung
der Landwirtschaft sind. Es ist kein Wunder, wenn die Weizenvorräte
ansteigen, wenn unsere Verbraucherschichten nicht mehr in der
Lage sind, Brot zu kaufen und sich sattessen zu können. Es
ist vielleicht richtig, an diesem Platze festzustellen, daß
die Regierung der Agrarpartei zwar freie Hand bezüglich der
Gestaltung der Agrarpolitik gegeben hat, daß sie aber nicht
jene Voraussetzungen schuf, die für die fruchtbare Auswirkung
dieser Agrarpolitik notwendig wäre.
Die Agrarpolitik unseres Staates übernahm aus dem alten Österreich
eine Landwirtschaft, die auf ganz andere Absatzmärkte eingestellt
war, als es der heutige èechoslovakische Staat ist. Sie
mußte deshalb die Grundlagen der Erzeugnisse neu ordnen,
sie mußte auf einem Gebiete die Erzeugnisse drosseln, auf
einem anderen Gebiete wieder entwickeln. Wir können feststellen,
daß diese Umgliederung in der Erzeugung weitgehend durchgeführt
ist, müssen aber gleichzeitig feststellen, daß diese
Umgliederung nicht hätte durchgeführt werden können,
wenn nicht ein freiwilliges landwirtschaftliches Organisationswesen
zur Verfügung gestanden wäre, mit einem ausgebauten
Führungsapparat, der es allein möglich machte, dem Landwirt
Anregungen zu geben sich auf die neuen Verhältnisse einzustellen.
So haben unsere Organisationen die Zuckerrübenerzeugung dem
möglichen Bedarf angepaßt und auch auf anderen Gebieten
versucht, eine Anpassung der Erzeugung an den Bedarf durchzuführen.
Wir müssen feststellen, daß dieser gesunden Entwicklung
wieder von chauvinistisch-nationaler Seite her manche Schwierigkeiten
in den Weg gelegt wurden. Es waren nicht zuletzt nationalpolitische
Gründe, aus denen ein einheitliches Vorgehen der zentralen
landwirtschaftlichen Organisationen in den Fragen der Produktionsanpassung
weitgehend verhindert wurde. Wenn heute auf dem Molkereiproduktenmarkte
noch immer Unordnung herrscht, so ist das nicht zuletzt auf diese
Quereinflüsse zurückzuführen. Es sind eben bei
staatlicher Fürsorge in Hinblick auf die Regelung unserer
gesamten Wirtschaft nationalpolitische Momente mit maßgebend
gewesen, die einen gesunden Ablauf, eine gesunde Umstellung der
Erzeugung auf die neuen Erzeugungsvoraussetzungen erschweren.
Als dann später die freiwilligen Organisationen nicht mehr
in der Lage waren, die Marktregelung durchzuführen, weil
die Zollgesetzgebung in dem Augenblicke nichts mehr nützte,
wo im Lande eine Überproduktion festzustellen war, mußte
der Staat daran gehen, eine Marktordnung auf gesetzlichem Wege
einzuleiten. Diese Marktordnung mußte vor allem die eine
Aufgabe erfüllen, das auf dem einheimischen Markte nicht
mehr unterzubringende Getreide irgendwie anders unterzubringen.
Die Voraussetzung für diese Leistung aber war, - wir sprechen
vor allem vom Getreidemonopol - sich klar darüber zu werden,
wohin man die Getreideüberschüsse bringen wollte. Da
kam die Regierung zum erstenmal in eine gewisse Verlegenheit,
da sie vom sozialen Standpunkt aus nicht gut Getreide zu verbilligten
Preisen exportieren konnte, während auf der anderen Seite
im Inland hunderttausende von Arbeitslosen sich nicht sattessen
konnten, nicht in der Lage waren, sich Brot zu kaufen. Es ist
bedauerlich, daß auch durch die Unfähigkeit der Regierung,
die Frage durch Ausgabe verbilligten Brotes zu lösen, das
Getreid emonopol in seine Schwierigkeiten gekommen ist. Es ist
Schade, daß dadurch das Getreidemonopol zu einem billigen
Agitationsmittel der verschiedensten Kreise gegen die staatliche
Agrarpolitik geworden ist. Nur müssen wir hier die Schuld
einmal dem Regierungsapparat, aber darüber hinaus auch dem
von diesem abhängigen Apparat des Getreidemonopols zuschreiben.
Man hat zwar den Bauern von ihrem Getreidepreis Abzüge gemacht,
verkauft aber das Getreide und das Mehl ebenso teuer wie bisher,
man war nicht imstande, zusätzliche Absatzmöglichkeiten
zu schaffen, indem man den breiten Massen der Arbeitslosen billigeres
Brot zur Verfügung stellte.
Wir anerkennen beim Monopol durchaus den Gedanken einer einheitlichen
Erfassung des gesamten Getreideabsatzes. Diese einheitliche Erfassung
ist aber nur dann gewährleistet, wenn wir nicht in den Fehler
des kanadischen Weizenpools verfallen, nämlich durch eine
einseitige Preissicherung eine einseitige Getreidekonjunktur zu
schaffen, ohne auf die Preisgestaltung der anderen landwirtschaftlichen
Produkte Rücksicht zu nehmen. Der Apparat des Monopols, der
die Getreidepreise im dritten Monopoljahr gezwungenermaßen
auf derselben Höhe halten mußte wie im ersten Monopoljahr,
ist eben nicht imstande, durch eine bewegliche Preisgestaltung
alle einseitigen Konjunkturen auszuschalten. Feste Getreidepreise
kann man aber nur dann halten, wenn sie im Verhältnis zu
den festen Preisen der übrigen landwirtschaftlichen Produkte
stehen. Ansonsnsten muß das Getreidemonopol immer stärker
in Schwierigkeiten geraten.
Die Schwächen des Getreidemonopols sind nach unserer Meinung
1. die Unbeweglichkeit des Apparates bei der Lösung der Absatzfrage
und 2. die Einseitigkeit der Absatzregelung bei Getreide, 3. merkt
man heute schon, daß das Getreidemonopol diejenigen Organisationen,
die hauptsächlich die Absatzregelung durchführen, weil
sie das Getreide aufkaufen, verwalten und verwahren, nämlich
die landwirtschaftlichen Lagerhausgenossenschaften, dadurch in
Gefahr bringt, daß es ihnen große Vorräte anlastet,
für die im Monopol zu wenig Garantien geboten werden. Da
das Genossenschaftswesen aber die einzige moralische Garantie
für die Marktregelung bedeutet, ist es eine außerordentliche
Gefahr, wenn es heute auf die Stufe des Freih andels dadurch herabgedrückt
wird, daß man es der Konkurrenz des freien Händlertums
aussetzt, das nur Konjunkturen ausnützen will, aber keine
Verantwortung zu tragen hat. Das Monopol entwickelt hier sehr
gefährliche Nebenwirkungen, auf die wir hinweisen zu müssen
glauben.
Es ist kein richtiger Weg, die Schwierigkeiten auf dem Getreidemarkt,
die durch die einseitige Regelung der Getreidepreise entstanden
sind, dadurch zu beseitigen, daß man so tiefe Eingriffe
in die bäuerliche Wirtschaft vornimmt, wie es die Weizenbauflächeneinschränkung
tut. Das erste Mittel der Regelung der Erzeugung muß eine
klügere Preisfestsetzung sein. Wenn die Preisfestsetzung
falsch ist, so wie es heute bei Weizen der Fall ist, darf man
daraus nicht die Folgerung ziehen, daß man nun den Bauern
vorschreiben müsse, was er in seiner Wirtschaft tun und was
er unterlassen muß. Man hätte die Weizen- und Roggenpreise
einander annähern können und nur die wirklich hochwertigen
kleberhaltigen Sorten entsprechend höher bezahlen sollen.
Dadurch wäre von selbst jede einseitige Weizenkonj unktur
vermieden worden. Man hätte aber ebenso stark an eine Regelung
der Märkte für die tierische Erzeugung denken müssen.
Wir lehnen es ab, wenn heute der Staat die Konsequenzen seines
Handelns auf die Bauern abwälzt, indem er ihnen mechanisch
vorschreibt, wieviel Weizen und Getreide sie bauen dürfen.
Solche Vorschreibungen können niemals gerecht sein, weil
sie auf keiner gerechten Unterlage aufbauen können.
Schon jede Durchschnittszahl für eine Gemeinde ist eine Ungerechtigkeit.
Aber abgesehen davon, erscheint es uns problematisch, wer für
die Einhaltung dieser Regierungsverordnung sorgen wird. Wir haben
mit der Hopfenkontingentierung hier schon die schlechtesten Erfahrungen
gemacht. Wir lehnen aber grundsätzlich Gesetze ab, deren
Durchführung nicht kontrolliert werden kann, abgesehen davon,
daß es sich mit dem Grundsatz eines freien Bauerntums nicht
verträgt, daß ihm Vorschriften für seine Wirtschaftsführung
gemacht werden, ohne daß der Staat die Verantwortung dafür
übernehmen will, wie sich diese Vorschriften in den einzelnen
Wirtschaften auswirken werden.
Ein Großteil der Anbauflächenausdehnung von Weizen
ist auf die Slovakei zurückzuführen. Man hätte
die Slovakei zwingen müssen, wieder auf die alte Maisanbaufläche
zurückzugehen, die sie im Jahre 1930 hatte und die heute
um 50% gesunken ist. Aber die westlichen Länder, die ohnedies
einen Zuschuß von Weizen aus dem Osten beziehen müssen,
dafür verantwortlich zu machen, daß einzelne Konjunkturlandwirte
zuviel Weizen bauen und daß die Slovakei ihre Maisanbaufläche
zu Gunsten des Weizens eingeschränkt hat, ist unmöglich.
Wir glauben, daß man dem Staat nicht das Recht zugestehen
darf, den Bauern für ihre Wirtschaftsführung derart
weitgehende Vorschriften zu machen, ohne daß der Staat auch
in seiner Agrarpolitik auf die Nebenwirkungen seiner Vorschriften
Rücksicht nimmt. Denn der Staat hat noch kein Mittel gegen
die jetzt kommende Ausdehnung der Futterflächen geschaffen.
Uns scheint, daß der staatliche Apparat auf eine immer stärkere
Mechanisierung der Kleinwirtschaft auf dem Gebiete der Landwirtschaft
hinausläuft. Diese Mechanisierung ist mit dem Wesen des Bauern
unvereinbar. Wenn die Planwirtschaft, von der soviel gesprochen
wird, die Absicht hat, dieser Mechanisierung die noch ausstehenden
technischen Feinheiten zu verleihen, im übrigen aber keine
neue Wirtschaftsordnung zu schaffen vermag, dann müssen wir
sie aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Wir anerkennen
die Notwendigkeit, unsere Wirtschaft zu planen und zu ordnen.
Dieses ordnende Element kann aber nicht eine Verordnung des Staates
sein, sondern die Herstellung dieser Ordnung ist eine Führungsaufgabe
der wirtschaftlichen Selbsthilfeorganisationen, die zu ihren Mitgliedern,
den Bauern, in einem sachverständigen Verhältnis stehen.
Der Versuch, die Kontrolle der weiteren Entwicklung der Getreidewirtschaft
allein auf den Revisionsapparat des Getreidemonopols oder gar
auf die Gendarmerieposten zu stützen, muß notwendigerweise
scheitern. Wir sehen, wie sich heute schon die Bevölkerung
einen Ausweg bahnt, indem sie die Verordnungen zu umgehen sucht.
Man spricht heute offen von Schwarzverkäufen im Getreidemonopol
und man weist offen auf die Unkontrollierbarkeit der neuen Getreideanbaufläche
hin. Hier ist die Voraussetzung einer Planwirtschaft, einer dirigierten
Wirtschaft, eine planmäßige Wirtschaftserziehung der
Menschen, denn ohne eine neue Wirtschaftsgesinnung kann man keine
neue Wirtschaftsordnung aufbauen. Mit Reglementierung oder Polizeivorschriften
allein wird man den feinen Apparat der bäuerlichen Wirtschaft
nicht beherrschen können. Wir müssen den Staat fragen,
ob er diese neue Wirtschaftsordnung mit einem bürokratischen
Apparat schaffen und führen will oder aber ob er die Absicht
hat, entsprechend demokratischem Denken die bäuerliche Selbstverwaltungskörperschaften,
als Träger einer wahrhaften Wirtschaftsdemokratie, zu Trägern
dieser neuen Wirtschaftsordnung machen will.
Im Praktischen ist zu verlangen, daß jede Regelung der Erzeugung
oder des Marktes die gesamte Landwirtschaft umfassen muß,
um nicht unerwünschte Nebenwirkungen einseitiger agrarpolitischer
Maßnahmen zu erzielen. Die wichtigste nächste Aufgabe
der Agrarpolitik scheint uns die Regelung unserer Viehmärkte
zu sein. Augenblicklich ist die Aufgabe nicht aktuell, wenngleich
wir feststellen wollen, daß eine Neuordnung der Erzeugung
leichter sein würde, wenn sie bei besseren Preisverhältnissen
eingeleitet würde. Wir sehen aber die Schwierigkeiten auf
den Viehmärkten kommen und müssen deshalb von der Regierung
verlangen, daß sie uns zumindestens sagt, auf welche Weise,
durch welche Organe sie die Regelung der Viehmärkte durchführen
will, damit wir uns auf die neue Aufgabe einstellen können.
Denn wir dü rfen nicht vergessen, daß das Getreidemonopol
nur dadurch möglich war, daß Lagerhausgenossenschaften
hier waren, die das Getreide aufgenommen, verwaltet und verwahrt
haben. Solche Organisationen sind in der Viehwirtschaft, die weit
schwerer zu führen ist als die Getreidewirtschaft, fast nicht
oder nur unvollkommen vorhanden.
Der Flachsbau ist eine Angelegenheit, die uns sudetendeutsche
Bauernvertreter besonders interessiert. Die Flachsanbaufläche
ist zwar auf jen es Maß gestiegen, daß wir für
die Gebirgsgebiete die notwendige Anbaufläche haben. Wir
anerkennen auch, daß durch die Einführung der Flachsprämien
die Rentabilität des Flachsbaues wiederum gesichert wurde,
wenngleich wir fürchten müssen, daß durch eine
weitere Ausdehnung der Anbaufläche in Gebieten, die eigentlich
nicht für den Flachsbau bestimmt sind, eine spätere
Einschränkung derselben notwendig werden wird. Wir müssen
befürchten, daß dann die natürlichen Voraussehungen,
die im su detendeutschen Siedlungsgebiet vorhanden sind, nicht
entsprechend anerkannt werden. Ablehnen müssen wir die bürokratischen
Methoden, wie wir sie im Zusammenhange mit der Flachsbauförderung
feststellen können. Was die Aktion zum Anbau von Ersatzfrüchten
betrifft, so können wir sagen, daß wir hier besonders
große Erfolge nicht feststellen können, da auch hier,
besonders bei Winterrapss, die bürokratischen Schwierigkeiten
beim Verkauf so groß sind, daß fast nur ein Landwirt
mit einer größeren Winterrapsanbaufläche oder
solche in der Nähe von Speisefettfabriken Winterraps bauen
können.
Wir glauben, daß die Regelung der Molkereiproduktenmärkte
durch die bisherigen Regierungsverordnungen fast vollständig
versagt hat. Gerade auf diesem Gebiete müssen wir darauf
hinweisen, wie wichtig die Anbahnung der Handelsbeziehungen zum
benachbarten Deutschen Reiche ist, das gerade heute mit Rücksicht
auf die eigene Fettknappheit als Abnehmer für unsere Molkereiprodukte
in Frage käme. Wir müssen allerdings darauf hinweisen,
daß das Reich seine Handelspolitik nach den Erfordernissen
seines Wirtschaftsplanes ausrichten muß, wie er im Vierjahresplane
vorliegt. Auf alle Fälle sollten bei uns die Milchpreisbestimmungskommissionen
der Bezirksbehörden in Tätigkeit treten, um in Zeiten
der Überproduktion die Gefahr des ständigen Unterbietens
abzumindern. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
Mlèoch.) Mit theoretischen Maßnahmen nach dem
Muster des Pasteurisierungszwanges ist uns nicht gedient. Uns
würde die Festsetzung von Festpreisen und die Unterstützung
des Ausbaues unserer Molkereiorganisationen durch den Staat mehr
genügen.