So sehr wir Genugtuung über den wirtschaftlichen Wiederaufbau
und den Wiederaufstieg empfinden, müssen wir auf ein ernstes
Problem hinweisen, das zunächst im Vordergrunde der politischen
und wirtschaftlichen Erwägungen zu stehen hat, das ist der
Wiederaufbau der Kons umfähigkeit der arbeitenden Bevölkerung
in diesem Staate und vo rnehmlich in den Krisengebieten. Der durchschnittliche
Verdienst eines Arbeiters reicht heute bei weitem nicht aus, um
nur die Ernährung sicherzustellen. Er reicht schon oder insbesondere
nicht aus, um etwa den Konsum von anderen Gütern, wie Kleidung
und Wohnung zufriedenzustellen und zu sichern. Mit 30%, das ging
aus der Darstellung des Fürsorgeministers im Budgetausschusse
hervor, bleibt das Einkommen der überwiegenden Mehrheit der
in der Sozialversicherung versicherten Arbeiter und Arbeiterinnen
hinter dem Erfordernis ihres Lebensbedarfes zurück. Es ist
eine einwandfrei feststeh ende Tatsache, daß wir es bei
Hunderttausenden, ja bei mehr als einer Million Menschen nicht
mehr mit Voll-, sondern mit Halb- oder Viertelkonsumenten zu tun
haben. Es entgehen dem inländischen Markt nicht Millionen,
nein, Milliarden an Kaufkraft, die dem industriellen Wiederaufbau
zugute kämen, wenn die Lohn- und Gehaltsverhältnisse
andere wären, als sie es heute sind. Ein großer Teil
unserer Industrie insbesondere in den Notstandsgebieten hat die
Krise durch ein sehr einfaches Mittel zu überwinden versucht,
indem sie dort mit ihrem Druck angesetzt hat, wo sich die Stelle
des geringsten Widerstandes zeigte: das ist in der Frage des Lohnes,
des Gehaltes, und da stellen wir fest, daß selbst heute
noch, daß selbst bei der maßgeblichsten Tatsache,
daß wir ein Gesetz haben, das durch die definitive Festhaltung
kollektivvertragsmäßiger Löhne das Arbeitseinkommen
sichern will, Unternehmerkreise diese Bestimmungen zu durchkreuzen
versuchten. Wir haben eine Fülle von Beweisen dafür,
daß mit einzelnen Arbeitern die in Geltung befindlichen
Kollektivverträge abgedungen werden, daß Vereinbarungen
getroffen werden, die dem Gesetze zuwiderlaufen. Die Frage des
Aufbaues des Konsums steht also im aktuellsten Stadium nicht nur
bei den Arbeitern, sondern auch bei den Angestellten. Wir haben
den Darlegungen des Herrn Fürsorgeministers entnehmen können,
daß von 328.000 pensionsversicherten Angestellten 184.000
oder 56 %, weithin mehr als die Hälfte, über ein Einkommen
verfügen, das unter dem Existenzminimum liegt. Aus dieser
Tatsache schöpfen wir die Begründung, diese Dinge in
den Vordergrund unserer Erörterungen zu stellen. Die Belebung
des Inlandsmarktes hängt ab von der Kaufkraft der Massen.
Wir sehen eine Arbeiterschaft, die, wie wir unausgesetzt in der
Presse lesen können oder wie aus den Ziffern der Krankenversicherungsanstalten
hervorgeht, etwa in der Hausindustrie, 20 Kè wöchentlich
oder einen Stundenlohn von 28 Hellern verdient. Das ist kein Lohn,
das ist kaum ein Trinkgeld. Charakteristisch ist aber, daß
sich auch dort bei Arbeitern und Angestellten bis heute keine
Einkommensbesserung geltend macht, wo die industriellen Betriebe
von Herren beherrscht werden, die nicht nur zu den Protektoren,
sondern zu den aktiven Trägern der Sudetendeutschen Partei
gehören. Ja, es wird beinahe charakteristisch, daß
die schlechtesten Löhne, die in den Krisengebieten gezahlt
werden, von Unternehmern kommen, die am Sonntag von der Volksgemeinschaft
reden, aber am Montag die Löhne drücken. Vielleicht
könnte Herr Dr. Rosche so freundlich sein, darüber
ein Wort zu sagen, damit man weiß, welche grundsätzliche
Einstellung er zu diesen Dingen bezieht. Wir haben eine Menge
von Beweisen für diese Behauptung. Allerdings ist es sehr
einfach, wenn man hergeht und für die sudetendeutsche Not
den Staat verantwortlich macht, bei sich zuhause aber keine Einkehr
hält. Das trifft ganz insbesondere auf die sudetendeutsche
Presse und auf das sudetendeutsche Unternehmertum zu, soweit es
sich um Angehörige der Sudetendeutschen Partei handelt. Wir
lesen unausgesetzt von schlechten Löhnen. Ich habe aber noch
nie von dem Ausschluß eines Unternehmers aus der Sudetendeutschen
Partei gelesen, der darauf zurückzuführen wäre,
daß er seinen sozialen Pflichten als Volksgenosse gegenüber
einem sudetendeutschen Arbeiter nicht nachgekommen ist. Diese
Beweise fehlen noch. Im Gegenteil: heute hat trotz einer merklichen
wirtschaftlichen Besserung der Lohndruck noch immer einen Ehrenplatz,
im Rahmen des sudetendeutschen Unternehmertums.
Die sudetendeutsche Presse, auf die ich schon hingewiesen habe,
hat im allgemeinen nicht viel übrig für die wirtschaftlichen
Probleme. Das steht im Einklang mit der allgemeinen politischen
Auffassung. Sie haben ja wichtigere Aufgaben als sich an der Lösung
der großen wirtschaftlichen Probleme zu beteiligen, die
alle Menschen des Staates zu tiefst interessieren. Sie müssen
Führerreden abdrucken, Reden von Propagandaministern, von
Luftfahrtministern, möglichst auf der ersten Seite, möglichst
unter großen Titeln. Die Reden, die aus gesetzlichen Gründen
durch Vermittlung des Radios nicht an die sudetendeutsche Öffentlichkeit
herankommen können, werden, darauf können wir uns in
jedem Fall verlassen, in der sudetendeutschen bürgerlichen
Presse am nächsten Morgen publiziert und der Bevölkerungvorgesetzt.
(Posl. Kund: Und von Ihnen denunziert!) Das ist ja nicht
notwendig, denn jeder politische Beamte liest doch die Zeitung,
jede Zeitung geht durch die Zensur. (Posl. Kundt: Wozu sagen
Sie es dann?) Das sage ich aus dem Grunde, weil die sudetendeutsche
Presse die Aufgabe hätte, sich nicht nur in der Kritik der
Demokratie zu ergehen, immer nur die Schattenseiten der Demokratie
und ihre Fehler zu sehen, an den diktatorischen Regimen aber nur
den Glanz und die Sonne, sondern weil sie das notwendige Maß
von Loyalität aufzubringen hätte, vor allem gegenüber
den Bestrebungen, die in der schweren Zeit der Wirtschaftskrise
auf die Lösung der schwierigsten Probleme abzielen. Das ist
schließlich auch eine Aufgabe der staatsbürgerlichen
Erziehung, die aber heute unsere sudetendeutsche bürgerliche
Presse nicht erfüllt. Wir können nur hoffen, daß
es den politischen Beamten gelingt, die die Aufsicht über
diese Presse zu führen haben, daß sie etwas mehr und
gründlicher die staatsbürgerliche Erziehung ganz besonders
der Redakteure aus den bürgerlichen Red aktionen in der Zukunft
vollführt. Gerade diese Presse verschweigt wesentliche Tatsachen,
welche den Krisenablauf erschweren.
Der Herr Vorsi tzende der Regierung Dr. Hodža hat
in einer Ansprache an die Redakteure der großen Blätter
darauf hingewiesen, daß ein Teil der deutschen Industrie
kaum wieder aufbaufähig sein wird. Das Echo dieser Aussprache
war in der sudetendeutschen bürgerlichen Presse wesentlich
anders, als wir es heute aus den Reden des Herrn Dr. Rosche
gehört haben. Nicht so sehr wegen der technischen Rückständigkeit
haben wir Schwierigkeiten beim industriellen Wiederaufbau als
dadurch, daß wir Dutzende leerer Fabriken im deutschen Notstandsgebiet
haben, die ohne Maschinen dastehen, deren Maschinen im Verlauf
der letzten 10 Jahre von unseren Industriellen ins Ausland verschleppt
worden sind, nach Ungarn, nach Österreich, nach Polen. Im
Aupatal - vielleicht fragen die Herren von der Sudetendeutschen
Partei bei ihrem Kollegen Birke an - in Ostböhmen
stehen leere Fabriken ohne Maschinen. Die Maschinen gehen aber
im Auslande, helfen der ausländischen Wirtschaft und konkurrieren
unsere Textilindustrie nieder. Auf diese Umstände hinzuweisen
haben wir die Verpflichtung. Die Tendenz dieser Bemühungen
und Bestrebungen ist die: unsere Industriellen suchen sich ihr
Betätigungsfeld dort, wo sie glauben, unter den günstigsten
Umständen produzieren zu können. Aber was geschieht
mit den Zehntausenden von deutschen Arbeitern? Das beginnt bei
Rothau und hört in Mähren und Schlesien auf. Wir haben
hunderte leerstehende Fabriken, deren Maschinen heute nicht mehr
da sind. Neben den Maschinen ist auch Kapital ins Ausland verschleppt
worden und n un stehen wir vor der Tatsache, daß insbesondere
in der Zeit des Wiederaufbaues dieses Kapital fehlt. Es wäre
eine sehr dankenswerte Aufgabe gewesen, wenn wir von den Herren
von der Sudetendeutschen Partei darüber etwas mehr in Erfahrung
gebracht hätten. Im Gegenteil, in den öffentlichen Publikationen,
trotzdem die Herrschaften im allgemeinen gegen den Liberalismus
zu Felde ziehen, fordern sie Freiheit für den Privatunternehmer,
Freiheit des Handelns ohne Einschränkung durch den Staat,
ohne daß der Staat die Möglichkeit hätte, die
Wirtschaft zu dirigieren. Auf der einen Seite schreien sie gegen
den Liberalismus, (Posl. Kundt: Wo steht das?) auf der
anderen Seite suchen sie mit solchen Grundsätzen Politik
zu machen. (Posl. Kundt: Bloße Behauptungen aufzustellen,
ist keine Kunst!)
Der Übergang aus der Krise und zur Belebung stellt im Industriegebiet
insbesondere im nördlichen, östlichen und südlichen
Böhmen eine Reihe von Problemen in den Vordergrund. Die regionalen
Notstandszentren, die Glas- und Textilindustrie, die wir dort
haben, haben vorwiegend deutsche Arbeiterbevölkerung. Wir
haben mit Genugtuung die Erklärung des Vorsitzenden der Regierung
Dr. Hodža vernommen, die er Mitte September gegenüber
Pressevertretern gab und in der er regionale wirtschaftliche Interessen
der besonderen Tätigkeit eines Beirates beim Ministerratspräsidium
empfohlen hat, wobei die Direktive zu gelten hat, daß aus
dem Erträgnis der Verteidigungsanleihe und insbesondere aus
dem Investitions- und Arbeitsbeschaffungsplan und den für
die nächsten 3 Jahre bereit zustellenden 15 Milliarden Kè
die notwendigen Arbeiten in diese Notstandsgebiete verlegt werden
sollen. Wir haben mit Genugtuung von der Mitteilung Kenntnis genommen,
daß als Grundsatz auch bei öffentlichen Arbeiten die
Beschäftigung einheimischer Arbeiter zu gelten hat. Die Herren
von der Sudetendeutschen Partei gefallen sich in der Kritik der
Wirtschaft und der Politik dieses Staates. Es wäre interessant,
die Legitimation dazu nachzuprüfen. Sie werfen den demokratischen
Parteien vor, daß sie nur reden, und verschweigen die bisherigen
Leistungen im Interesse der Krisenbekämpfung und für
die wirtschaftliche Belebung. Der wirtschaftliche Aufbau und der
Aufschwung, von dem wir sicher nicht in befriedigender Höhe,
aber doch mit der Feststellung sprechen können, daß
er überall merkbar und fühlbar ist, ist ein Produkt
der Handlungen und Maßnahmen der èechoslovakischen
Regierungskoalition, also auch der demokratischen Parteien, die
aus der deutschen Nation der Regierungskoalition angehören.
Zu unfruchtbaren Reden ist in der Èechoslovakischen Republik
nur ein Faktor verurteilt, das ist die Sudetendeutsche Partei.
Bei ihr mißt man die Reden nicht mehr nach der Qualität,
sondern nach der Quantität. Es hat sich Dr. Rosche eigens
beklagt, daß seine Reden im Budgetausschuß nicht nur
wortgetreu, sondern ihrem Umfange nach nicht entsprechend abgedruckt
werden. Nicht einmal das Zentralorgan der Sudetendeutschen Partei
hat diesem Wunsche ihres ei nfachen Soldaten Dr. Rosche
entsprochen, sie hat von den 54 Seiten nicht einmal 54 Zeilen
abgedruckt. Wo sind Ihre Erfolge, wo ist der politische Gegenwert
für die Spesen, die sich Henlein bei seinen Reisen nach Genf,
London, Garmisch-Partenkirchen und Berlin gemacht hat, wo ist
der Gegenwert dafür? Seit dem 19. Mai 1935 machen Sie Politik.
Sie reden fortwährend davon, daß es nicht um Brosamen
gehen könne bei der Lösung all der Fragen, die in der
èechoslovakischen Politik und in der Wirtschaft bestehen.
Aber Sie wären froh, wenn Sie nur über einen Brosamen
Erfolg verfügen könnten. Heute haben Sie noch keinen
und daher haben Sie auch nicht die Legitimation, den anderen,
den aktivistischen Parteien Vorwürfe zu machen. Die Leistungen
des Fürsorgeministeriums und des Gesundheitsministeriums
in der abgelaufenen Krisenperiode sprechen für sich, sie
stehen im ganzen Konzert der europäischen Staaten einzig
da. Sie sind ein schlagender Beweis für die Kraft eines demokratischen
Regimes, sie sind ein unwiderlegbarer Beweis für den sozialen
Gehalt, den diese Arbeit besitzt. (Výkøiky.)
Das Budget des Staates spricht in der lebendigsten Form dafür.
Reden Sie nicht von den Krankenkassen! Ich könnte Ihnen,
der Sie ja keine Anhänger der Demokratie sind, weil man billigerweise
zweifeln muß an der Wahrheit dessen, was Herr Dr. Rosche
vor mir erklärt hat, ich könnte Ihnen sagen, daß
die Krankenkassen Deutschlands, zu dem Sie ja mehr als freundschaftliche
Verhältnisse anstreben, wenn ich sie hier in den Mittelpunkt
der Erörterungen stellen würde, ein übleres Bild
ihrer Leistungen bieten, wie etwa die Krankenkassen in der èechoslovakischen
Demokratie. Wenn Sie wüßten, wie es in den Krankenkassen
Deutschlands aussieht, dann würden Sie wesentlich bescheidener
werden in Ihrer Argumentation. (Výkøiky. -
Místopøedseda Taub zvoní.) Wir merken
heute in den sudetendeutschen Gebieten nicht nur diese Hindernisse,
wir merken auch andere. Vor ein paar Tagen hat eine industrielle
Organisation eine Weisung herausgegeben, daß die Dienstgeber
nicht verpflichtet sind, ihre Arbeiter aus den öffentlichen
Arbeitsvermittlungen zu entnehmen. Das Gesetz über die Arbeitsvermittlung
hatte den Zweck, eine Regelung auf dem Arbeitsmarkte herbeizuführen.
(Posl. Kundt: Damit Ihre Genossen allein vermittelt werden
können!) Diese Gefahr besteht nicht, Herr Kollege, und
dieser Gefahr haben eine Reihe von deutschen Industriellen vorzubeugen
versucht, sie haben bis Ende September ihre Belegschaften so stark
aufgefüllt, daß sie Monate nachher gar nicht in die
Lage kämen, Neuaufnahmen durchzuführen. Und die Neuaufgenommenen
waren keine Sozialdemokraten, sondern in der Regel eingeschriebene
Mitglieder der Sudetendeutschen Partei. Die Aufnahme war nur ein
Vorbeugungsmittel zu dem Zweck, um nach dem 1. Oktober nicht aus
der öffentlichen Arbeitsvermittlung etwa nicht genehme Arbeitskräfte
in den völkischen Betrieb aufnehmen zu müssen. Wir sind
der Auffassung, daß auch auf diesem Gebiete noch eine Reihe
von Arbeiten vor uns liegt, daß hier vom Staate regulierend
eingegriffen werden muß, weil wir billigerweise der Auffassung
sein können, daß in der èechoslovakischen demokratischen
Republik der deutsche Arbeiter, der mit seiner vollen politischen
Überzeugung auf dem Boden der Republik steht, der bereit
ist, für sie jedes Opfer zu bringen, auch den Schutz der
Demokratie in vollem Maße selbst gegenüber denen genießen
muß, die im Parlamente demokratische Reden halten, aber
in den Industriebetrieben, im Notstandsgebiet ganz andere Töne
anschlagen, ganz andere Konsequenzen ziehen und ganz andere Auffassungen
vertreten. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
Mlèoch.)
Lassen Sie mich meine Ausführungen mit dem Hinweis darauf
schließen, daß das, was mein Vorredner erklärt
hat, nicht Geltung haben kann für die deutschen Arbeiter.
Vor ein paar Tagen haben im Bergbau Wahlen in die Revierräte
stattgefunden. Ich glaube, daß diese Revierrätewahlen
insbesondere im nordwestböhmischen Kohlengebiet ein sehr
klarer und eindeutiger Beweis dafür gewesen sind, wo die
Mehrheit der deutschen Arbeiterschaft steht. Sie steht nicht im
Lager der Sudetendeutschen Partei, die verläßliche
deutsche demokratische Arbeiterschaft steht im Lager der deutschen
Sozialdemokratie; daran ändern auch die großen Worte
der Herren von der Sudetendeutschen Partei nichts. Wir möchten
aber um eines bitten. Wir können in dem schweren Kampfe,
den wir in den Notstandsgebieten nicht nur wegen des wirtschaftlichen
Aufbaues zu führen haben, sondern auch gegen die fremden
Ideologien, die in die Bevölkerung hineingetragen werden,
nur bestehen, wenn wir dazu eine Deckung im Staate, in der Regierung
und in der Koalition haben. Wir wissen, daß ein Stück
Brot größeres politi sches Gewicht hat als 100 Henleinreden.
Sie haben es bisher bestenfalls zu Wohlfahrtsaktionen gebracht,
und bei diesen Wohlfahrtsaktionen ist nur ein ganz bescheidener
Prozentsatz von dem rückgeflossen oder einkassiert worden,
was die Unternehmerorganisationen dank der SdP, dank dem Lohnabbau
im Laufe der Krisenperiode für sich gutbuchen konnten. Nur
durch Eingriffe des Staates, die regulierend, mäßigend
und ordnend wirken, können jene Verhältnisse hergestellt
werden, die notwendig sind, die wir brauchen im Interesse der
Erhaltung der demokratischen Gesinn ung unserer Bevölkerung,
insbesondere in den sudetendeutschen Gebieten und die wir brauchen,
um vorwärts zu kommen im Sinne jener weisen Grundsätze,
die wir vor wenigen Tagen gehört haben, daß der èechoslovakische
Staat sich nicht nur politisch, sondern auch ökonomisch und
kulturell so konsolidiert, daß auch der letzte Arbeiter
im Staate, insbesondere der Arbeiter im Krisengebiet, die ordnende
Hand der Regierung spürt, die ihm Schutz in bitterster Not
gewährt, sowie Aussicht auf eine lebenswerte Zukunft bietet.
(Potlesk poslancù nìm. soc. demokratické
strany dìlnické.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist sicherlich erfreulich,
daß sich heuer das Parlament dazu aufgeschwungen hat, endlich
wieder das Recht der Budgetierung in Anspruch zu nehmen. Bisher
waren Veränderungen am Budget selbst unmöglich. Es ist
sicherlich wichtig, daß sich das Parlament selbst das Recht
wiederum verschafft hat, das bisher durch die Stellungnahme des
Finanzministers verhindert wurde.
Wenn ich erkläre, daß wir für das Budget stimmen,
so ist es eine Selbstverständlichkeit, da wir dem Staate
das geben wollen, was i hm gebührt, und da wir auf der anderen
Seite für uns auch die Rechte fordern, die wir auf Grund
unserer Einstellung zum Staate und als Staatsbürger, die
ihre Pflicht gewissenhaft erfüllen, auch fordern können.
Sicherlich steht wohl heute im Mittelpunkte der Fragen die nationale
Frage. Ich kann hier vorweg die Erklärung abgeben, daß
der Bund der Landwirte hinter dem steht, was unser Parteiobmann
Gustav Hacker vor wenigen Tagen in den beiden Versammlungen
in Teplitz und Podersam erklärt hat. Wir wollen dabei mitarbeiten,
daß das Verhältnis zwischen unserem Staate und dem
großen Nachbar im Norden nicht nur korrekt ist, sondern
freundschaftlich wird, und es wäre sicherlich ein Gewinn
für den Staat und den Frieden, wenn sich hier Vereinbarungen
anschließen würden, weil dadurch der politischen Unruhe
in Mitteleuropa gesteuert würde und weil auf der anderen
Seite Vereinbarungen mit Deutschland es mit sich bringen müßten,
daß auch das wirtschaftliche Leben einen neuen Aufschwung
nimmt.
Wir freuen uns erklären zu können, daß auf Grund
der geführten Verhandlungen zwischen den deutschen Regierungsparteien
und den maßgebenden Staatsmännern wir heute so weit
stehen, daß mit der Lösung der deutsch-èechischen
Frage begonnen werden soll. Wir sind sowohl unserem Herrn Staatspräsidenten
Beneš, wie auch unserem Ministerpräsidenten Dr.
Hodža dafür dankbar, daß sie den Mut aufgebracht
haben, diese Frage anzuschneiden, weil uns die Erfahrung lehrt,
daß trotz unserer lojährigen Mitarbeit am Staate bisher
von Seite der Èechen immer wieder gescheut wurde, wirklich
an die Lösung der Frage heranzugehen. Wir glauben auch den
Worten des Herrn Staatspräsidenten, wie des Herrn Ministerpräsidenten
Dr. Hodža. Wir haben zu ihnen Vertrauen, weil wir
wissen, daß die Lösung der deutsch-èechischen
Frage nicht nur im Interesse des sudetendeutschen Volkes liegt,
sondern die Lösung dieser Frage hat auch eine ungemein große
Wichtigkeit für den èechoslovakischen Staat selbst.
Es ist erfreulich, daß man heute aus den Zeitungen der èechischen
Regierungsparteien heraushören kann, daß sie endlich
den Mut aufbringen, sich mit dieser Frage zu beschäftigen,
die letztenendes auch eine Lebensfrage des Staates ist.
Die Forderungen, die wir von Seite des Bundes der Landwirte gestellt
haben, sind ja in der Kundgebung unserer Reichsparteivertretung
in der Vorwoche veröffentlicht worden. Es ist daher nicht
notwendig, daß ich sie neuerlich aufzähle. Sicher ist
das eine: es muß endlich dem deutschen Staatsbürger
mit entsprechender Vorbildung genau so das Recht zugestanden werden,
ebenso in den Dienst des Staates treten zu können, wie der
Èeche und der Slovake. Es ist nur eine gerechte Forderung,
wenn wir verlangen, daß auch von deutscher Seite entsprechend
unserer Volkszahl Deutsche als Staatsbeamte und Angestellte in
den Staatsdienst aufgenommen werden. Wir fordern gleichzeitig
auch die volle Gleichberechtigung bei der Vergabe von staatlichen
Lieferungen, und es ist anerkennenswert, daß man heuer doch
daran gegangen ist, das abzustellen, was uns in den vorhergehenden
Jahren immer wieder Grund zur Kritik gegeben hat, daß man
nämlich in verschiedenen deutschen Gebieten, wo im Laufe
des Jahres Bauten durchgeführt worden sind, besonders an
Eisenbahnen usw., dort, wo man sich darum gekümmert hat,
tatsächlich auch die deutschen Arbeitslosen verwendet hat.
Ich freue mich, daß Eisenbahnminister Bechynì
im Ausschusse selbst die Erklärung abgegeben hat, daß
er endlich mit dem Unfug brechen wolle, der nichts als Mißtrauen
zwischen die beiden Völker gebracht hat. Wir fordern weiter,
daß unsere deutschen Sektionen der Landesschulräte
ausgebaut werden, ebenso auch die deutschen Sektionen der Landeskulturräte,
die für uns eine Körperschaft der Selbstverwaltung darstellen.
Wir fordern aber auch, daß endlich einmal die Mißwirtschaft
bei der Errichtung èechischer Minderheitsschulen aufhöre.
Ich will nicht die vielen Schulen hier aufzählen, die bei
jeder Debatte hier im Hause immer wieder vorgebracht werden. Ich
will nur einige ganz neue und typische Fälle herausgreifen
und gleichzeitig ersuchen, daß seitens des Unterrichtsministeriums
die Sache überprüft werde und, da meine Angaben stimmen,
daß diese Schulen, die zum großen Teile nur von deutschen
Kindern besucht werden, gesperrt werden. Ich erwähne hier
in erster Linie die Errichtung einer èechischen Minderheitsschule
in Kreuzberg, Bezirk Troppau, für die Gemeinden Kreuzberg,
Alt-Lublitz und Neu- Lublitz. Diese Schule wird von 8 deutschen
Kindern besucht. Ich habe in Erfahrung bringen können, daß
man auf die kleinen Angestellten der Staatsbahnen direkt einen
Druck ausübte, auf die deutschen Angestellten natürlich,
daß sie ihre Kinder in diese èechische Minderheitsschule
schicken müssen, ansonsten sie das Brot bei der Eisenbahn
verlieren. Das ist Seelenfang! Wenn wir zu gesunden Verhältnissen
zwischen Deutschen und Èechen kommen wollen, muß
in erster Linie dieser Seelenfang ausgeschaltet werden. Nicht
viel besser sind die Verhältnisse bei den Minderheitsschulen
in Hof und Stadt Liebau. In der èechischen Minderheitsschule
in Hof gibt es 5 deutsche Kinder, in der in Stadt Liebau 4 rein
deutsche und 7 Kinder aus gemischten Ehen sowie 3 èechische
Kinder. Damit muß gebrochen werden. Diese Vorgangsweise,
die, wie ich annehmen kann, nicht seitens des Unterrichtsministeriums,
sondern seitens der èechischen Schutzvereine durchgeführt
wird, stört das Verhältnis zwischen Deutschen und Èechen.
Diese deutschen Kinder werden zwar aus den Schulen herausreklamiert,
aber die Reklamation geht zunächst zum èechischen
Minderheitsschulinspektor und dort bleibt sie so lange liegen,
bis das Kind nicht mehr schulpflichtig ist. Was man hier tut,
ist ein Verbrechen. Das arme Kind lernt in dieser Schule weder
ordentlich èechisch noch ordentlich deutsch, es wird durch
diesen Vorgang um seine spätere Existenz gebracht. Deshalb
ist es notwendig, daß hier energisch eingeschritten werde.