Úterý 1. prosince 1936

So sehr wir Genugtuung über den wirtschaftlichen Wiederaufbau und den Wiederaufstieg empfinden, müssen wir auf ein ernstes Problem hinweisen, das zunächst im Vordergrunde der politischen und wirtschaftlichen Erwägungen zu stehen hat, das ist der Wiederaufbau der Kons umfähigkeit der arbeitenden Bevölkerung in diesem Staate und vo rnehmlich in den Krisengebieten. Der durchschnittliche Verdienst eines Arbeiters reicht heute bei weitem nicht aus, um nur die Ernährung sicherzustellen. Er reicht schon oder insbesondere nicht aus, um etwa den Konsum von anderen Gütern, wie Kleidung und Wohnung zufriedenzustellen und zu sichern. Mit 30%, das ging aus der Darstellung des Fürsorgeministers im Budgetausschusse hervor, bleibt das Einkommen der überwiegenden Mehrheit der in der Sozialversicherung versicherten Arbeiter und Arbeiterinnen hinter dem Erfordernis ihres Lebensbedarfes zurück. Es ist eine einwandfrei feststeh ende Tatsache, daß wir es bei Hunderttausenden, ja bei mehr als einer Million Menschen nicht mehr mit Voll-, sondern mit Halb- oder Viertelkonsumenten zu tun haben. Es entgehen dem inländischen Markt nicht Millionen, nein, Milliarden an Kaufkraft, die dem industriellen Wiederaufbau zugute kämen, wenn die Lohn- und Gehaltsverhältnisse andere wären, als sie es heute sind. Ein großer Teil unserer Industrie insbesondere in den Notstandsgebieten hat die Krise durch ein sehr einfaches Mittel zu überwinden versucht, indem sie dort mit ihrem Druck angesetzt hat, wo sich die Stelle des geringsten Widerstandes zeigte: das ist in der Frage des Lohnes, des Gehaltes, und da stellen wir fest, daß selbst heute noch, daß selbst bei der maßgeblichsten Tatsache, daß wir ein Gesetz haben, das durch die definitive Festhaltung kollektivvertragsmäßiger Löhne das Arbeitseinkommen sichern will, Unternehmerkreise diese Bestimmungen zu durchkreuzen versuchten. Wir haben eine Fülle von Beweisen dafür, daß mit einzelnen Arbeitern die in Geltung befindlichen Kollektivverträge abgedungen werden, daß Vereinbarungen getroffen werden, die dem Gesetze zuwiderlaufen. Die Frage des Aufbaues des Konsums steht also im aktuellsten Stadium nicht nur bei den Arbeitern, sondern auch bei den Angestellten. Wir haben den Darlegungen des Herrn Fürsorgeministers entnehmen können, daß von 328.000 pensionsversicherten Angestellten 184.000 oder 56 %, weithin mehr als die Hälfte, über ein Einkommen verfügen, das unter dem Existenzminimum liegt. Aus dieser Tatsache schöpfen wir die Begründung, diese Dinge in den Vordergrund unserer Erörterungen zu stellen. Die Belebung des Inlandsmarktes hängt ab von der Kaufkraft der Massen. Wir sehen eine Arbeiterschaft, die, wie wir unausgesetzt in der Presse lesen können oder wie aus den Ziffern der Krankenversicherungsanstalten hervorgeht, etwa in der Hausindustrie, 20 Kè wöchentlich oder einen Stundenlohn von 28 Hellern verdient. Das ist kein Lohn, das ist kaum ein Trinkgeld. Charakteristisch ist aber, daß sich auch dort bei Arbeitern und Angestellten bis heute keine Einkommensbesserung geltend macht, wo die industriellen Betriebe von Herren beherrscht werden, die nicht nur zu den Protektoren, sondern zu den aktiven Trägern der Sudetendeutschen Partei gehören. Ja, es wird beinahe charakteristisch, daß die schlechtesten Löhne, die in den Krisengebieten gezahlt werden, von Unternehmern kommen, die am Sonntag von der Volksgemeinschaft reden, aber am Montag die Löhne drücken. Vielleicht könnte Herr Dr. Rosche so freundlich sein, darüber ein Wort zu sagen, damit man weiß, welche grundsätzliche Einstellung er zu diesen Dingen bezieht. Wir haben eine Menge von Beweisen für diese Behauptung. Allerdings ist es sehr einfach, wenn man hergeht und für die sudetendeutsche Not den Staat verantwortlich macht, bei sich zuhause aber keine Einkehr hält. Das trifft ganz insbesondere auf die sudetendeutsche Presse und auf das sudetendeutsche Unternehmertum zu, soweit es sich um Angehörige der Sudetendeutschen Partei handelt. Wir lesen unausgesetzt von schlechten Löhnen. Ich habe aber noch nie von dem Ausschluß eines Unternehmers aus der Sudetendeutschen Partei gelesen, der darauf zurückzuführen wäre, daß er seinen sozialen Pflichten als Volksgenosse gegenüber einem sudetendeutschen Arbeiter nicht nachgekommen ist. Diese Beweise fehlen noch. Im Gegenteil: heute hat trotz einer merklichen wirtschaftlichen Besserung der Lohndruck noch immer einen Ehrenplatz, im Rahmen des sudetendeutschen Unternehmertums.

Die sudetendeutsche Presse, auf die ich schon hingewiesen habe, hat im allgemeinen nicht viel übrig für die wirtschaftlichen Probleme. Das steht im Einklang mit der allgemeinen politischen Auffassung. Sie haben ja wichtigere Aufgaben als sich an der Lösung der großen wirtschaftlichen Probleme zu beteiligen, die alle Menschen des Staates zu tiefst interessieren. Sie müssen Führerreden abdrucken, Reden von Propagandaministern, von Luftfahrtministern, möglichst auf der ersten Seite, möglichst unter großen Titeln. Die Reden, die aus gesetzlichen Gründen durch Vermittlung des Radios nicht an die sudetendeutsche Öffentlichkeit herankommen können, werden, darauf können wir uns in jedem Fall verlassen, in der sudetendeutschen bürgerlichen Presse am nächsten Morgen publiziert und der Bevölkerungvorgesetzt. (Posl. Kund: Und von Ihnen denunziert!) Das ist ja nicht notwendig, denn jeder politische Beamte liest doch die Zeitung, jede Zeitung geht durch die Zensur. (Posl. Kundt: Wozu sagen Sie es dann?) Das sage ich aus dem Grunde, weil die sudetendeutsche Presse die Aufgabe hätte, sich nicht nur in der Kritik der Demokratie zu ergehen, immer nur die Schattenseiten der Demokratie und ihre Fehler zu sehen, an den diktatorischen Regimen aber nur den Glanz und die Sonne, sondern weil sie das notwendige Maß von Loyalität aufzubringen hätte, vor allem gegenüber den Bestrebungen, die in der schweren Zeit der Wirtschaftskrise auf die Lösung der schwierigsten Probleme abzielen. Das ist schließlich auch eine Aufgabe der staatsbürgerlichen Erziehung, die aber heute unsere sudetendeutsche bürgerliche Presse nicht erfüllt. Wir können nur hoffen, daß es den politischen Beamten gelingt, die die Aufsicht über diese Presse zu führen haben, daß sie etwas mehr und gründlicher die staatsbürgerliche Erziehung ganz besonders der Redakteure aus den bürgerlichen Red aktionen in der Zukunft vollführt. Gerade diese Presse verschweigt wesentliche Tatsachen, welche den Krisenablauf erschweren.

Der Herr Vorsi tzende der Regierung Dr. Hodža hat in einer Ansprache an die Redakteure der großen Blätter darauf hingewiesen, daß ein Teil der deutschen Industrie kaum wieder aufbaufähig sein wird. Das Echo dieser Aussprache war in der sudetendeutschen bürgerlichen Presse wesentlich anders, als wir es heute aus den Reden des Herrn Dr. Rosche gehört haben. Nicht so sehr wegen der technischen Rückständigkeit haben wir Schwierigkeiten beim industriellen Wiederaufbau als dadurch, daß wir Dutzende leerer Fabriken im deutschen Notstandsgebiet haben, die ohne Maschinen dastehen, deren Maschinen im Verlauf der letzten 10 Jahre von unseren Industriellen ins Ausland verschleppt worden sind, nach Ungarn, nach Österreich, nach Polen. Im Aupatal - vielleicht fragen die Herren von der Sudetendeutschen Partei bei ihrem Kollegen Birke an - in Ostböhmen stehen leere Fabriken ohne Maschinen. Die Maschinen gehen aber im Auslande, helfen der ausländischen Wirtschaft und konkurrieren unsere Textilindustrie nieder. Auf diese Umstände hinzuweisen haben wir die Verpflichtung. Die Tendenz dieser Bemühungen und Bestrebungen ist die: unsere Industriellen suchen sich ihr Betätigungsfeld dort, wo sie glauben, unter den günstigsten Umständen produzieren zu können. Aber was geschieht mit den Zehntausenden von deutschen Arbeitern? Das beginnt bei Rothau und hört in Mähren und Schlesien auf. Wir haben hunderte leerstehende Fabriken, deren Maschinen heute nicht mehr da sind. Neben den Maschinen ist auch Kapital ins Ausland verschleppt worden und n un stehen wir vor der Tatsache, daß insbesondere in der Zeit des Wiederaufbaues dieses Kapital fehlt. Es wäre eine sehr dankenswerte Aufgabe gewesen, wenn wir von den Herren von der Sudetendeutschen Partei darüber etwas mehr in Erfahrung gebracht hätten. Im Gegenteil, in den öffentlichen Publikationen, trotzdem die Herrschaften im allgemeinen gegen den Liberalismus zu Felde ziehen, fordern sie Freiheit für den Privatunternehmer, Freiheit des Handelns ohne Einschränkung durch den Staat, ohne daß der Staat die Möglichkeit hätte, die Wirtschaft zu dirigieren. Auf der einen Seite schreien sie gegen den Liberalismus, (Posl. Kundt: Wo steht das?) auf der anderen Seite suchen sie mit solchen Grundsätzen Politik zu machen. (Posl. Kundt: Bloße Behauptungen aufzustellen, ist keine Kunst!)

Der Übergang aus der Krise und zur Belebung stellt im Industriegebiet insbesondere im nördlichen, östlichen und südlichen Böhmen eine Reihe von Problemen in den Vordergrund. Die regionalen Notstandszentren, die Glas- und Textilindustrie, die wir dort haben, haben vorwiegend deutsche Arbeiterbevölkerung. Wir haben mit Genugtuung die Erklärung des Vorsitzenden der Regierung Dr. Hodža vernommen, die er Mitte September gegenüber Pressevertretern gab und in der er regionale wirtschaftliche Interessen der besonderen Tätigkeit eines Beirates beim Ministerratspräsidium empfohlen hat, wobei die Direktive zu gelten hat, daß aus dem Erträgnis der Verteidigungsanleihe und insbesondere aus dem Investitions- und Arbeitsbeschaffungsplan und den für die nächsten 3 Jahre bereit zustellenden 15 Milliarden Kè die notwendigen Arbeiten in diese Notstandsgebiete verlegt werden sollen. Wir haben mit Genugtuung von der Mitteilung Kenntnis genommen, daß als Grundsatz auch bei öffentlichen Arbeiten die Beschäftigung einheimischer Arbeiter zu gelten hat. Die Herren von der Sudetendeutschen Partei gefallen sich in der Kritik der Wirtschaft und der Politik dieses Staates. Es wäre interessant, die Legitimation dazu nachzuprüfen. Sie werfen den demokratischen Parteien vor, daß sie nur reden, und verschweigen die bisherigen Leistungen im Interesse der Krisenbekämpfung und für die wirtschaftliche Belebung. Der wirtschaftliche Aufbau und der Aufschwung, von dem wir sicher nicht in befriedigender Höhe, aber doch mit der Feststellung sprechen können, daß er überall merkbar und fühlbar ist, ist ein Produkt der Handlungen und Maßnahmen der èechoslovakischen Regierungskoalition, also auch der demokratischen Parteien, die aus der deutschen Nation der Regierungskoalition angehören. Zu unfruchtbaren Reden ist in der Èechoslovakischen Republik nur ein Faktor verurteilt, das ist die Sudetendeutsche Partei. Bei ihr mißt man die Reden nicht mehr nach der Qualität, sondern nach der Quantität. Es hat sich Dr. Rosche eigens beklagt, daß seine Reden im Budgetausschuß nicht nur wortgetreu, sondern ihrem Umfange nach nicht entsprechend abgedruckt werden. Nicht einmal das Zentralorgan der Sudetendeutschen Partei hat diesem Wunsche ihres ei nfachen Soldaten Dr. Rosche entsprochen, sie hat von den 54 Seiten nicht einmal 54 Zeilen abgedruckt. Wo sind Ihre Erfolge, wo ist der politische Gegenwert für die Spesen, die sich Henlein bei seinen Reisen nach Genf, London, Garmisch-Partenkirchen und Berlin gemacht hat, wo ist der Gegenwert dafür? Seit dem 19. Mai 1935 machen Sie Politik. Sie reden fortwährend davon, daß es nicht um Brosamen gehen könne bei der Lösung all der Fragen, die in der èechoslovakischen Politik und in der Wirtschaft bestehen. Aber Sie wären froh, wenn Sie nur über einen Brosamen Erfolg verfügen könnten. Heute haben Sie noch keinen und daher haben Sie auch nicht die Legitimation, den anderen, den aktivistischen Parteien Vorwürfe zu machen. Die Leistungen des Fürsorgeministeriums und des Gesundheitsministeriums in der abgelaufenen Krisenperiode sprechen für sich, sie stehen im ganzen Konzert der europäischen Staaten einzig da. Sie sind ein schlagender Beweis für die Kraft eines demokratischen Regimes, sie sind ein unwiderlegbarer Beweis für den sozialen Gehalt, den diese Arbeit besitzt. (Výkøiky.) Das Budget des Staates spricht in der lebendigsten Form dafür. Reden Sie nicht von den Krankenkassen! Ich könnte Ihnen, der Sie ja keine Anhänger der Demokratie sind, weil man billigerweise zweifeln muß an der Wahrheit dessen, was Herr Dr. Rosche vor mir erklärt hat, ich könnte Ihnen sagen, daß die Krankenkassen Deutschlands, zu dem Sie ja mehr als freundschaftliche Verhältnisse anstreben, wenn ich sie hier in den Mittelpunkt der Erörterungen stellen würde, ein übleres Bild ihrer Leistungen bieten, wie etwa die Krankenkassen in der èechoslovakischen Demokratie. Wenn Sie wüßten, wie es in den Krankenkassen Deutschlands aussieht, dann würden Sie wesentlich bescheidener werden in Ihrer Argumentation. (Výkøiky. - Místopøedseda Taub zvoní.) Wir merken heute in den sudetendeutschen Gebieten nicht nur diese Hindernisse, wir merken auch andere. Vor ein paar Tagen hat eine industrielle Organisation eine Weisung herausgegeben, daß die Dienstgeber nicht verpflichtet sind, ihre Arbeiter aus den öffentlichen Arbeitsvermittlungen zu entnehmen. Das Gesetz über die Arbeitsvermittlung hatte den Zweck, eine Regelung auf dem Arbeitsmarkte herbeizuführen. (Posl. Kundt: Damit Ihre Genossen allein vermittelt werden können!) Diese Gefahr besteht nicht, Herr Kollege, und dieser Gefahr haben eine Reihe von deutschen Industriellen vorzubeugen versucht, sie haben bis Ende September ihre Belegschaften so stark aufgefüllt, daß sie Monate nachher gar nicht in die Lage kämen, Neuaufnahmen durchzuführen. Und die Neuaufgenommenen waren keine Sozialdemokraten, sondern in der Regel eingeschriebene Mitglieder der Sudetendeutschen Partei. Die Aufnahme war nur ein Vorbeugungsmittel zu dem Zweck, um nach dem 1. Oktober nicht aus der öffentlichen Arbeitsvermittlung etwa nicht genehme Arbeitskräfte in den völkischen Betrieb aufnehmen zu müssen. Wir sind der Auffassung, daß auch auf diesem Gebiete noch eine Reihe von Arbeiten vor uns liegt, daß hier vom Staate regulierend eingegriffen werden muß, weil wir billigerweise der Auffassung sein können, daß in der èechoslovakischen demokratischen Republik der deutsche Arbeiter, der mit seiner vollen politischen Überzeugung auf dem Boden der Republik steht, der bereit ist, für sie jedes Opfer zu bringen, auch den Schutz der Demokratie in vollem Maße selbst gegenüber denen genießen muß, die im Parlamente demokratische Reden halten, aber in den Industriebetrieben, im Notstandsgebiet ganz andere Töne anschlagen, ganz andere Konsequenzen ziehen und ganz andere Auffassungen vertreten. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Mlèoch.)

Lassen Sie mich meine Ausführungen mit dem Hinweis darauf schließen, daß das, was mein Vorredner erklärt hat, nicht Geltung haben kann für die deutschen Arbeiter. Vor ein paar Tagen haben im Bergbau Wahlen in die Revierräte stattgefunden. Ich glaube, daß diese Revierrätewahlen insbesondere im nordwestböhmischen Kohlengebiet ein sehr klarer und eindeutiger Beweis dafür gewesen sind, wo die Mehrheit der deutschen Arbeiterschaft steht. Sie steht nicht im Lager der Sudetendeutschen Partei, die verläßliche deutsche demokratische Arbeiterschaft steht im Lager der deutschen Sozialdemokratie; daran ändern auch die großen Worte der Herren von der Sudetendeutschen Partei nichts. Wir möchten aber um eines bitten. Wir können in dem schweren Kampfe, den wir in den Notstandsgebieten nicht nur wegen des wirtschaftlichen Aufbaues zu führen haben, sondern auch gegen die fremden Ideologien, die in die Bevölkerung hineingetragen werden, nur bestehen, wenn wir dazu eine Deckung im Staate, in der Regierung und in der Koalition haben. Wir wissen, daß ein Stück Brot größeres politi sches Gewicht hat als 100 Henleinreden. Sie haben es bisher bestenfalls zu Wohlfahrtsaktionen gebracht, und bei diesen Wohlfahrtsaktionen ist nur ein ganz bescheidener Prozentsatz von dem rückgeflossen oder einkassiert worden, was die Unternehmerorganisationen dank der SdP, dank dem Lohnabbau im Laufe der Krisenperiode für sich gutbuchen konnten. Nur durch Eingriffe des Staates, die regulierend, mäßigend und ordnend wirken, können jene Verhältnisse hergestellt werden, die notwendig sind, die wir brauchen im Interesse der Erhaltung der demokratischen Gesinn ung unserer Bevölkerung, insbesondere in den sudetendeutschen Gebieten und die wir brauchen, um vorwärts zu kommen im Sinne jener weisen Grundsätze, die wir vor wenigen Tagen gehört haben, daß der èechoslovakische Staat sich nicht nur politisch, sondern auch ökonomisch und kulturell so konsolidiert, daß auch der letzte Arbeiter im Staate, insbesondere der Arbeiter im Krisengebiet, die ordnende Hand der Regierung spürt, die ihm Schutz in bitterster Not gewährt, sowie Aussicht auf eine lebenswerte Zukunft bietet. (Potlesk poslancù nìm. soc. demokratické strany dìlnické.)

4. Øeè posl. Kunze (viz str. 37 tìsnopisecké zprávy):

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist sicherlich erfreulich, daß sich heuer das Parlament dazu aufgeschwungen hat, endlich wieder das Recht der Budgetierung in Anspruch zu nehmen. Bisher waren Veränderungen am Budget selbst unmöglich. Es ist sicherlich wichtig, daß sich das Parlament selbst das Recht wiederum verschafft hat, das bisher durch die Stellungnahme des Finanzministers verhindert wurde.

Wenn ich erkläre, daß wir für das Budget stimmen, so ist es eine Selbstverständlichkeit, da wir dem Staate das geben wollen, was i hm gebührt, und da wir auf der anderen Seite für uns auch die Rechte fordern, die wir auf Grund unserer Einstellung zum Staate und als Staatsbürger, die ihre Pflicht gewissenhaft erfüllen, auch fordern können. Sicherlich steht wohl heute im Mittelpunkte der Fragen die nationale Frage. Ich kann hier vorweg die Erklärung abgeben, daß der Bund der Landwirte hinter dem steht, was unser Parteiobmann Gustav Hacker vor wenigen Tagen in den beiden Versammlungen in Teplitz und Podersam erklärt hat. Wir wollen dabei mitarbeiten, daß das Verhältnis zwischen unserem Staate und dem großen Nachbar im Norden nicht nur korrekt ist, sondern freundschaftlich wird, und es wäre sicherlich ein Gewinn für den Staat und den Frieden, wenn sich hier Vereinbarungen anschließen würden, weil dadurch der politischen Unruhe in Mitteleuropa gesteuert würde und weil auf der anderen Seite Vereinbarungen mit Deutschland es mit sich bringen müßten, daß auch das wirtschaftliche Leben einen neuen Aufschwung nimmt.

Wir freuen uns erklären zu können, daß auf Grund der geführten Verhandlungen zwischen den deutschen Regierungsparteien und den maßgebenden Staatsmännern wir heute so weit stehen, daß mit der Lösung der deutsch-èechischen Frage begonnen werden soll. Wir sind sowohl unserem Herrn Staatspräsidenten Beneš, wie auch unserem Ministerpräsidenten Dr. Hodža dafür dankbar, daß sie den Mut aufgebracht haben, diese Frage anzuschneiden, weil uns die Erfahrung lehrt, daß trotz unserer lojährigen Mitarbeit am Staate bisher von Seite der Èechen immer wieder gescheut wurde, wirklich an die Lösung der Frage heranzugehen. Wir glauben auch den Worten des Herrn Staatspräsidenten, wie des Herrn Ministerpräsidenten Dr. Hodža. Wir haben zu ihnen Vertrauen, weil wir wissen, daß die Lösung der deutsch-èechischen Frage nicht nur im Interesse des sudetendeutschen Volkes liegt, sondern die Lösung dieser Frage hat auch eine ungemein große Wichtigkeit für den èechoslovakischen Staat selbst. Es ist erfreulich, daß man heute aus den Zeitungen der èechischen Regierungsparteien heraushören kann, daß sie endlich den Mut aufbringen, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, die letztenendes auch eine Lebensfrage des Staates ist.

Die Forderungen, die wir von Seite des Bundes der Landwirte gestellt haben, sind ja in der Kundgebung unserer Reichsparteivertretung in der Vorwoche veröffentlicht worden. Es ist daher nicht notwendig, daß ich sie neuerlich aufzähle. Sicher ist das eine: es muß endlich dem deutschen Staatsbürger mit entsprechender Vorbildung genau so das Recht zugestanden werden, ebenso in den Dienst des Staates treten zu können, wie der Èeche und der Slovake. Es ist nur eine gerechte Forderung, wenn wir verlangen, daß auch von deutscher Seite entsprechend unserer Volkszahl Deutsche als Staatsbeamte und Angestellte in den Staatsdienst aufgenommen werden. Wir fordern gleichzeitig auch die volle Gleichberechtigung bei der Vergabe von staatlichen Lieferungen, und es ist anerkennenswert, daß man heuer doch daran gegangen ist, das abzustellen, was uns in den vorhergehenden Jahren immer wieder Grund zur Kritik gegeben hat, daß man nämlich in verschiedenen deutschen Gebieten, wo im Laufe des Jahres Bauten durchgeführt worden sind, besonders an Eisenbahnen usw., dort, wo man sich darum gekümmert hat, tatsächlich auch die deutschen Arbeitslosen verwendet hat. Ich freue mich, daß Eisenbahnminister Bechynì im Ausschusse selbst die Erklärung abgegeben hat, daß er endlich mit dem Unfug brechen wolle, der nichts als Mißtrauen zwischen die beiden Völker gebracht hat. Wir fordern weiter, daß unsere deutschen Sektionen der Landesschulräte ausgebaut werden, ebenso auch die deutschen Sektionen der Landeskulturräte, die für uns eine Körperschaft der Selbstverwaltung darstellen.

Wir fordern aber auch, daß endlich einmal die Mißwirtschaft bei der Errichtung èechischer Minderheitsschulen aufhöre. Ich will nicht die vielen Schulen hier aufzählen, die bei jeder Debatte hier im Hause immer wieder vorgebracht werden. Ich will nur einige ganz neue und typische Fälle herausgreifen und gleichzeitig ersuchen, daß seitens des Unterrichtsministeriums die Sache überprüft werde und, da meine Angaben stimmen, daß diese Schulen, die zum großen Teile nur von deutschen Kindern besucht werden, gesperrt werden. Ich erwähne hier in erster Linie die Errichtung einer èechischen Minderheitsschule in Kreuzberg, Bezirk Troppau, für die Gemeinden Kreuzberg, Alt-Lublitz und Neu- Lublitz. Diese Schule wird von 8 deutschen Kindern besucht. Ich habe in Erfahrung bringen können, daß man auf die kleinen Angestellten der Staatsbahnen direkt einen Druck ausübte, auf die deutschen Angestellten natürlich, daß sie ihre Kinder in diese èechische Minderheitsschule schicken müssen, ansonsten sie das Brot bei der Eisenbahn verlieren. Das ist Seelenfang! Wenn wir zu gesunden Verhältnissen zwischen Deutschen und Èechen kommen wollen, muß in erster Linie dieser Seelenfang ausgeschaltet werden. Nicht viel besser sind die Verhältnisse bei den Minderheitsschulen in Hof und Stadt Liebau. In der èechischen Minderheitsschule in Hof gibt es 5 deutsche Kinder, in der in Stadt Liebau 4 rein deutsche und 7 Kinder aus gemischten Ehen sowie 3 èechische Kinder. Damit muß gebrochen werden. Diese Vorgangsweise, die, wie ich annehmen kann, nicht seitens des Unterrichtsministeriums, sondern seitens der èechischen Schutzvereine durchgeführt wird, stört das Verhältnis zwischen Deutschen und Èechen. Diese deutschen Kinder werden zwar aus den Schulen herausreklamiert, aber die Reklamation geht zunächst zum èechischen Minderheitsschulinspektor und dort bleibt sie so lange liegen, bis das Kind nicht mehr schulpflichtig ist. Was man hier tut, ist ein Verbrechen. Das arme Kind lernt in dieser Schule weder ordentlich èechisch noch ordentlich deutsch, es wird durch diesen Vorgang um seine spätere Existenz gebracht. Deshalb ist es notwendig, daß hier energisch eingeschritten werde.


Související odkazy



Pøihlásit/registrovat se do ISP