Úterý 1. prosince 1936

Ich will dem 19. Mai nicht vorgreifen. Das nationale Problem ist anerkannt worden von Masaryk, von Beneš und wie sie alle heißen. Wenn ein Teil sagt: "Ihr habt mehr bekommen, als Euch gebührt", ist darüber nicht zu diskutíeren, wiewohl wir heute feststellen können, daß auch die Mentalität auf èechischer Seite über die Notwendigkeit der Lösung des nationalen Problems eine ganz andere geworden ist. Es wird sich zeigen, in welchem Maße es dem èechischen Volke ernst ist, das Problem grundsätzlich zu lösen. Wie waren die Verhältnisse nach dem berühmten Ausspruch Rašíns zu Seliger: "Mit Rebellen verhandeln wir nicht?" Es kam das nationale Problem ohne Rücksicht auf das System auf deutscher und èechischer Seite nicht vorwärts. Wir haben auf deutscher Seite sog. Negativisten, Aktivisten. Neonegativisten. Neoaktivisten. Altaktivisten. Jungaktivisten. Niemals kamen wir an die Lösung heran, es blieb immer bei schönen Worten, die nicht eingelöst wurden. Aber wenn ich jetzt bedenke, wieso es denn zum heutigen Standpunkt kommen konnte. so möchte ich Sie auf èechischer Seite auf Folgendes aufmerksam machen: Sie haben seit dem Jahre 1926, also durch volle 10 Jahre, die Teilnahme der deutschen Regierungsparteien an der Regierung. Sie haben die deutschen Regierungsparteien in ihrer Stellung selbst herunterlizitiert. Bitte, beachten Sie folgendes: Wenn wir Herrn Minister Spina nehmen, so war er zuerst Arbeitsminister, dann wurde er Gesundheitsminister und heute ist er Minister ohne Portefeuille und möblierter Zimmerherr bei Minister Šrámek. Nehmen wir die deutschen Sozialdemokraten. Herr Minister Czech war zuerst Fürsorgeminister, dann Arbeitsminister, heute ist er Gesundheitsminister. Nehmen Sie die Christlichsozialen, die sind vom Justizministerium mit Mayr-Harting auf das Ministerium ohne Portefeuille mit Zajièek gerutscht. In Zahlen ausgedrückt hatten diese drei Parteien im Jahre 1926 45 und haben heute 22 Mandate. Dazu kam die Auflösung der Nationalsozialisten und die Einstellung der Nationalpartei. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Taub.) Nun kommt der denkwürdige Oktober des Jahres 1933 mit Konrad Henlein. Wir sehen, daß sich im Sudetendeutschtum ein großer Wandel vollzogen hat. Dieser Wandel ist maßgeblich dadurch beeinflußt, daß 70% der Bevölkerung die Idee des Klassenkampfes abgelehnt hat, und auch die Idee der Ständepartei, die primär nur aus dem ständischen Gedanken heraus aufgemacht worden ist. (Rùzné výkøiky. - Místopøedseda Taub zvoní.) Henlein hat von allem Anfang an darauf verzichtet. Parlamentarier und Minister zu sein. Herr Kollege Srba, ich muß ausdrücklich erwähnen, Henlein hat es zu einem Zeitpunkt getan und diese Erklärung abgegeben, wo er noch gar nicht gewußt hat, welche Anhänger hinter ihm sein werden. Heute wird es ihm maßgeblich übel genommen, daß er Nicht-Parlamentarier ist. Deswegen muß ich darauf aufmerksam machen, weil es notwendig war, das festzustellen. Ich verweise nur auf die Parteiobmänner anderer Parteien, die nicht Parlam entarier sind.

Die Wahlen des Jahres 1935 waren ein großer Erfolg der neuen Idee im Sudetendeutschtum. Denn wir hatten zu den Wahlen einen Erfolg von 1.2 Millionen Stimmen und haben heute eine Organisationsstand von über 500.000. Eines ist in diesem ganzen Kreislauf des künftigen politischen Geschehens maßgeblich, das ist die Beeinflussung Ihrer Gedanken, daß die Bewegung zu groß ist. Der Wahlerfolg war für Sie auf der èechischen Seite zu groß, aus dem Grunde heraus wurde Ihre Politik in der Einstellung zu der Bewegung beeinflußt. Denn in dem Programm der Bewegung kann es nicht gelegen sein. Das Leipaer Programm hat ja in allen Teilen ganz klipp und klar den eindeutigen aktiven, positiven Standpunkt zu Staat, Republik, Demokratie, Außenpolitik, Fascismus und Revisionismus, etc., zu den Grundfragen zum Ausdruck gebracht. Was ist aber auf der anderen Seite gekommen? Es setzte gegen die Partei von èechischer und deutscher Seite eine große Strömung ein, von deutscher Seite entsprungen besonders aus Parteiegoismus und Konkurrenzgründen. Der Kampf gegen die Sudetendeutsche Partei wurde mit allen Mitteln geführt. Wir wurden en bloc Staatsfeinde, das ist zu einem geflügelten Worte geworden, ohne uns die Definition dafür zu geben, und wird mit dem Begriffe der Unzufriedenheit verwechselt. Der Name Irredentist ist gang und gäbe, der Ausdruck unverläßliche Elemente ist einfach auf der Tagesordnung. Und doch behaupte ich, daß wir solange Staatsfeinde sein werden, als man es auf der èechischen Seite braucht. In dem Moment, wenn sich politische Ereignisse ergeben, wo man in der ganzen Konzeption gezwungen wird, die Dinge anders zu sehen, wird der Begriff der Staatsfeindlichkeit und des Irredentismus absolut keine Rolle spielen.

Wir haben einen kleinen Trost dafür, daß wir nicht allein Staatsfeinde sind. Es war beinahe erschütternd, wie im Budgetausschuß der Kollege Špaèek von der Kramáøpartei erzählte, daß die Lehrer in den Schulen den kleinen Kindern sagen, daß die Leute vom Národní sjednocení Staatsfeinde seien. Soweit hat es Kramáø gebracht, daß die Lehrer offiziell den Kindern beibringen, die Mitglieder des Národní sjednocení sind Staatsfeinde. Es soll kein Trost für uns sein, aber auf der anderen Seite müssen wir feststellen, daß die Verhältnisse tatsächlich so liegen. Man geht so weit, daß man uns Mörder nennt, daß wir diejenigen sind, die zu Massakres greifen werden, die die deutschen Sozialdemokraten schon nummeriert haben, wie sie samt ihren Kindern hängen an den Bäumen werden. Was wir machen, machen wir falsch. Was wir reden, wenn wir reden, ist es nicht richtig, schweigen wir, ist es nicht richtig und wenn wir reden ist es auch falsch. Sind wir loyal, dann ist es Kriecherei, sind wir illoyal, ist es Staatsfeindlichkeit. Wenn man drei von uns beisammenstehen sieht, was können die schon machen, sie bilden ein Komplott! Wenn es an der Grenze ist, was können sie machen, sie können nur Spionage treiben und wenn jemand nach Deutschland oder Österreich fährt, was kann er machen, er kann doch nur Hochverrat begehen. Wir sind heute so weit, daß wir bei jeder Verbindung zum Reiche in eine verbrecherische Beziehung gebracht werden. Auf der einen Seite ist es bei Ihnen so weit gekommen, daß Sie das Hakenkreuz überall sehen, in einer Fabriksmarke, die 30 Jahre besteht, in einem Gebä ck. das in Karlsbad 50 Jahre gebacken wird. Es wird noch so weit kommen, wenn wir Sudetendeutschen die Beine über einanderschlagen, daß wir schon deswegen Hakenkreuzler sind. (Výkøiky: Ist schon geschehen.) Ich erkläre ausdrücklich. daß wir keine Engel sind, wir wollen auch keine Engel sein, wir sind fehlbare Menschen. Wir wollen von Ihnen nicht dasselbe behaupten, wir la ssen Sie bei dem Standpunkt. daß Sie Engel sind. Wir wollen es nicht sein. aber Sie müssen zugeben. daß wir aufrichtige Menschen und Feinde der Heuchelei sind und daß wir aus unserem Herzen keine Mödergrube machen. Aber so üble. schlimme Menschen sind wir nicht. als die wir hingestellt werden. (Potlesk.) Unsere Aufrichtigkeit muß aber auch auf der anderen Seite die entsprechende Würdigung finden und darf nicht in bewußter Verdrehung gegen uns ausgelegt werden. Ich wiederhole, ich habe nichts hinzuzufügen, nicht viel wegzunehmen: aber die Ausdrücke. derentwegen ich den schwarzen Punkt im Budgetausschuß bekam "in entscheidenden positiven und negativen Momenten werden wir für Sie nur Deutsche sein" und zweitens "auch die Èechoslovakei ist nicht das letzte Wort in der Geschichte" sind deswegen so tendenziös ausgelegt worden, weil die deutschen Sozialdemokraten ganz einseitig aus den großen Debatten die zwei Sätze aus dem Zusammenhang herausrissen. um sie feindlich auszulegen. (Výkøiky: Weiter können Sie nichts als denunzieren!) Wir müssen unter allen Umständen feststellen, daß durch solche Handlungen zwangsläufig in die ganze A thmosnhäre ein Grad des Mißtrauens hineingetragen wird, der niemals zu verantworten ist. Man kann reden wie man will. aber auf der anderen Seite muß man feststellen, daß wir, trotzdem wir 67 Menschen, 44 im Abgeordnetenhaus und 23 im Senat sind, eine parlamentarische Delegation sind, die absolut Anstand, Ordnung. Sachlichkeit bewahrt, und daß wir auch auf der anderen Seite in unseren Organisationen bis hinunter ein Ordnungselement darstellen. (Souhlas.)

Was haben wir denn getan als Sudetendeutsche Partei? Wir sind eingetreten für die Lebensrechte des Sudetendeutschtums und haben uns im Kampfe von allem Anfange an auf die Gleichberechtigung des Sudetendeutschen Volkes im Sinne der Verfassung gestellt. Wir haben verlangt, daß das Problem rascher zur Lösung komme, wir haben es mit großem Nachdrucke verlangt in einer Weise, daß wir ein System abgelehnt haben wie es vorher gehandhabt wurde. Meine Herren, daß wir dazu ein Recht hatten, das brauchen wir Ihnen nicht zu sagen, daß wir in den Forderungen um unsere Lebensrechte in nationaler, kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Beziehung diesen großen entschiedenen Kampf aufgenommen haben, zu dem uns an und für sich doch unsere Oppositionsstellung viel prägnanter zeichnet und berechtigt, daß wir diesen Kampf mit dieser Energie aufgenommen haben, hat uns bewiesen, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Denn gerade der Kampf, den wir aufgenommen haben, hat die Menschen auf deutscher Regierungsseite und auch auf èechischer Seite zum Nachdenken gebracht, daß diese Verhältnisse nicht so weiter bestehen bleiben können. Denn gerade unser Auftreten hat die Menschen auf èechischer und regierungsdeutscher Seite unter Druck gesetzt, daß man heute von maßgeblicher Seite an bis hinunter über die ganzen Probleme spricht und behauptet, sie lösen zu wollen. (Výkøiky.)

Wenn wir heute über die ganzen Dinge sprechen, so kann man an uns nicht heran, weil wir uns ganz korrekt benommen haben. Meine Herren! Ich will nicht verweisen auf die besondere Gelegenheit der Präsidentenwahl, wo gerade die Sudetendeutsche Partei direkt eine große Würde an den Tag gelegt und den Staatsakt nicht gefährdet hat, was sehr leicht in ihren Händen gelegen wäre, weil alle Ursache dazu da war. Wir haben es in der Einstellung zu den Gesetzen, in der Arbeit bewiesen, daß wir absolut sachlich sind. Ich verweise auf die Stellungnahme zum Budget, zu den verschiedenen Gesetzen, besonders zum Gesetz der Staatsverteidigungsanleihe, zum Gesetz über die Wehranleihe. Meine Herren, wir haben angeblich alles ohne Erfolg getan. Nein! Ich behaupte, daß wir als Sudetendeutsche Partei sogar einen großen Erfolg hinter uns haben. Erstens einmal, daß man in diesem Staate davon spricht, nun daran geht, das nationale Problem lösen zu wollen, und daß man auch in der Welt draußen weiß, daß es ein 3 1/2 Millionen sudetendeutsches Volk gibt. Man beschäftigt sich mit uns. Wenn wir eine quantité negligeable wären, würde man sich mit uns nicht so maßgeblich beschäftigen. Minister Zajièek müßte uns eigentlich dankbar sein. Denn Minister Zajièek gibt noch unklugerweise in einem Interview selbst bekannt, daß wir eigentlich die Ursache seiner Ernennung sind. (Veselost.) Ein großer sudetendeutscher Erfolg! Konrad Henlein hat in Eger gesprochen und die Sudetendeutschen haben einen Minister in Zajièek bekommen. (Výkøiky.) Wir haben noch einen größeren Erfolg, der darin liegt, daß der Bund der Landwirte mit 5 Mitgliedern, Spina eingerechnet, einen Minister bekommen hat, die Christlichsozialen mit 6, die Sozialdemokraten mit 11. Bei diesem Schlüssel würden uns ja 13 Minister gebühren. (Veselost.) Sagen wir doch nicht, daß das gar keine Erfolge sind. Daß die Minister Spina, Czech und Zajièek seit dem Wahlen vom 19. Mai 1935 Minister in diesem Staate sind, das haben Sie der Sudetendeutschen Partei zu verdanken. (Potlesk.)

Nun möchte ich Sie auf Folgendes aufmerksam machen. Wieso ist denn eigentlich das Ganze gekommen? Das möchte ich Ihnen so erklären. Wir geben zu, weil wir ehrliche Menschen sind, daß wir mit einem so großen Erfolge am 19. Mai selbst nicht gerechnet haben. (Výkøiky komunistických poslancù: Hört! Hört!) Das sagen wir mit Stolz, weil wir auf der anderen Seite sehen, daß das Volk draußen die Entscheidung getroffen hat, in einem Maße und deutlich für die hiesige Welt und für die ganze Welt. Das Volk hat entschieden und hat gesagt, wir sind mit den Dingen unzufrieden, wir wollen sie anders, besser haben und wir wollen die Entscheidung herbeiführen, weil wir den Frieden in diesem Staate haben wollen. Und was haben Sie auf èechischer Seite, auf demokratischer Seite gemacht? Sie haben nicht gehört die Entscheidung des Volkes, Sie haben nicht gehört die Unzufriedenheit von 1.2 Millionen Menschen, sondern Sie haben geglaubt, daß Sie die Unterlegenen, die Besiegten in diesem Kampfe zu Siegern machen müssen, und da ist für Sie das Gefühl maßgeblich gewesen, einmal der Dankbarkeit: Um Gotteswillen, wir können die Menschen nicht fallen lassen, die solange gedient haben. Während Sie in diesem Sinne gedacht haben, haben Sie vielleicht dankbar gedacht, aber Sie haben auf der andern Seite unpolitisch und besonders undemokratisch gedacht. Was Sie auf èechischer Seite gemacht haben, war eine falsche politische Mathematik, indem Sie geglaubt haben, daß 67 weniger sind als 5. Sie haben die Entscheidung des Volkes korrigieren wollen durch Ernennungen von Mitgliedern der anderen deutschen Parteien in die Gemeinden, Bezirke und Länder. Meine Herren, so ist auf diese Art Henlein . . . (Výkøiky: Görkau, Mayerhöfen, Harrachsdorf!) . . . der Stein des Anstoßes geworden. Es gibt nichts mehr, was es in diesem Staate noch geben könnte, vielleicht noch weiter drüber hinaus, woran nicht Henlein schuld wäre. An allem, was es gibt, ist Henlein schuld.

Was ist in diesem Falle eigentlich die Ursache zu den Beschwerden? Henlein ist kein Parlamentarier. Ich habe es erklärt, die Entscheidung Henleins ist in einem Zeitpunkte gefallen, wo Henlein noch gar nicht gewußt hat, wie die Entscheidung fallen wird. Es wurde im vollen Bewußtsein von ihm so gemacht, im guten Gedanken, daß er sich über den politischen Kämpfen für das Volk erhalten soll, da wir eine Person haben, zu der wir außerhalb der Kämpfe sehen können. Meine Herren, es wurde Henlein übel genommen oder der Partei, daß wir im N amen des Volkes sprechen. Gestatten Sie mir auch da ein ganz offenes Wort. Es gibt in der ganzen deutschen und èechischen Politik keine Partei, die nicht im Namen des Volkes sprechen würde. Hören Sie die èechischen Parteien, wenn sie sprechen. Sie sprechen immer vom cechischen Volke, sie sprechen nicht von ihrer Partei, sie sprechen höchstens dann von ihrer Partei, wenn es sich um Zölle oder änhliches handelt. Aber sonst sprechen sie im Namen des Volkes, ohne Rücksicht auf den Anhang, den sie hinter sich haben. Heller von den deutschen Sozialdemokraten, der uns besonders zugeneigt ist, bestreitet, daß wir das Recht haben, im Namen des Volkes zu sprechen. Luschka in Marienbad erklärte, es kann jeder im Namen des Volkes sprechen, der gewählt ist, weil das Volk über die Wahl entschieden hat. Ich glaube, darüber darf es keine Diskussion geben. Aber wir müssen einmal die Frage stellen, wenn wir uns darauf einlassen und wenn wir uns vielleicht vereinbarlich darauf einigen, daß wir sagen: Gut, wir werden nicht im Namen des ges amten sudetendeutschen Volkes sprechen, wir werden im Namen der 70% sprechen, aber dann frage ich, ob wir mit den 70 % nicht mehr berechtigt sind, im Namen des Volkes zu sprechen, als die anderen mit vielleicht 10 oder 15%. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké strany.) Übrigens herrscht in der èechoslovakischen Demokratie das Mehrheitsprinzip und schon von diesem Gesichtspunkte aus wären wir berechtigt, namens des Volkes zu sprechen.

Es wird Henlein übel genommen, daß er ins Ausland reist. Wir haben es heute von Hampl wieder gehört. Wir hören es von jedem R edner in der Debatte und da sei jetzt wieder einmal Folgendes festgestellt. Henlein ist nicht nach Genf und London über Eger gefahren. Henlein ist von Eger nach Prag gefahren. Sofort an dem Tage der Wahl hat er die Ergebenheitstelegr amme an den Präsidenten Masaryk und an den Ministerpräsidenten geschickt. Sofort nachher hat er die aktive und positive Arbeit aufgenommen. Meine Herren! Bei den Auslandreisen kann es sich immer nur darum handeln, ob sie legal oder illegal sind. Man k ann mir sagen, daß es vielleicht auch eine Frage des moralisch politischen Anstandes ist. Dann sage ich Ihnen Folgendes: Wir haben die maßgeblichen Kreise davon unterrichtet, daß wir mit der Machnik-Beschwerde nach Genf gehen. In London hat Henlein über Einladung einen Vortrag gehalten vor derselben Gesellschaft, wo auch der Herr Ministerpräsident Dr. Hodža einen Vortrag gehalten hat. In Berlin ist Henlein bei den Veranstaltungen der Olympiade neben dem èechoslovakischen Gesandten Mastny gesessen. Meine Herren, es geht nicht an, daß man alles von der feindlichen Seite ansehen will.

Ich stelle noch Folgendes fest: Es hat nach der Ansicht des Herrn Ministerpräsidenten Dr. Hodža sich die Situation am Anfang eigentlich ganz gut entwickelt. Wir haben als konstruktives Element an den Dingen mitgewirkt. Nun sei aber als harter Schlag gegen die ganze Sache die Rede von Eger gekommen. Der Herr Ministerpräsident Dr. Hodža hat in seiner Rede vom 2. Juli 1936 und auch in seiner Rede im Budgetausschuß vom 10. November 1936 wieder in der Richtung geantwortet, daß die Egerer Rede Konrad Henleins am typischsten in dem Satzte gipfelt: Ich will lieber mit Deutschland gehaßt werden, als zum eigenen Vorteil zu Lasten Deutschlands gehaßt werden. Meine Herren, da habe ich das Empfinden, daß sich hier in den ganzen Dingen ein grundlegender Irrtum festgelegt hat. Ich fühle mich verpflichtet, auf diese Auffassung hinzuweisen, weil ich einfach nicht annehmen kann, daß man diesem Satze bewußt eine andere Auslegung geben will. Denn die Rede Konrad Henleins haben wir alle als Parlamentarier gehört und wir haben uns mit der ganzen Rede vollständig einverstanden erklärt. Bei seiner Rede hat Henlein die Kundgebungen des Herrn Staatspräsidenten und des Herrn Ministerpräsidenten im Verhältnis der Èechoslovakei zu Deutschland gekannt. Wenn er den Satz gebraucht hat, dann nur in dem Zusammenhange als Protest, daß die Grundstimmung, hervorgerufen durch die èechische oder auch deutsche Presse verschiedener Richtungen dahin ging, das Verhältnis zu Deutschland zu vergiften. Es hat fast den Eindruck gemacht, wenn wir die verschiedenen Pressen hernehmen, daß gerade derjenige persona grata in der öffentlichen Stimmung werden sollte, der die Stellung gegen Deutschland bezieht und aus dieser Tendenz heraus ist der Ausspruch gefallen. Meine Herren! Konrad Henlein hat es nicht notwendig, diese Rede zu interpretieren. Ich sage Ihnen, wir haben die Rede alle miterlebt und diese Rede, die vollständig frei, ohne Konzept, ohne "ausländischen" Einfluß gehalten wurde, diese Rede war für uns alle ein Ereignis. Diese Rede hatte eine Tendenz: Die Befriedung in diesem Lande zwischen den Völkern herzustellen, dem Frieden in der Èechoslovakei und dem Frieden Europas zu dienen. Wenn man jetzt auf der anderen Seite sich daran gestoßen hat, daß Konrad Henlein gesagt hat, "man möge ein anständiges Verhältnis zu Deutschland herbeiführen", so führe man doch diesen Satz auf das richtige Maß bei der Interpretation zurück! Wir haben festgestellt, daß der Herr Ministerpräsident und daß der Herr Staatspräsident in allen Kundgebungen sich festgelegt haben auf das absolut korrekte Verhältnis zu Deutschland. Wenn heute ein anständiges Verhältnis gefordert wird, so ist damit zum Ausdruck gebracht ein Verhältnis, das über die Korrektheit hinausgeht. Das heißt mit anderen Worten ein freundnachbarliches, ein freundschaftliches Verhältnis. Daß bei uns dieser Wunsch vorherrscht, ist eine ganz reine Selbstverständlichkeit, die sich aus dem Gedanken des Blutes und der Rasse, wie der Herr Koll. Luschka so schön in Marienbad gesagt hat und aus allem anderen ergibt. Dieser Wunsch beinhaltet aber immer den Frieden zwischen beiden S taaten. Und da möchte ich auf eine Kundgebung des Obmanns des Bundes der Landwirte, Hacker, verweisen, der übrigens auch kein Parlamentarier und Parteiobmann ist, die er laut "Montagsblatt" vom 16. November gehalten hat. In dieser Rede verlangt Hacker, daß wir als sudetendeutsche Volksgruppe umsomehr berechtigt sind, alle unsere Kräfte dafür aufzubieten haben, daß das Verhältnis unseres Staates zum Deutschen Reich über die korrekten Beziehungen hinaus zu einem freundschaftlich-nachbarlichen werde. Das ist der Standpunkt gewesen, wie ihn Hacker zum Ausdruck gebracht hat.

Und nun ein Wort über die Autonomie. Der Herr Staatspräsident Beneš und der Herr Ministerpräsident Dr. Hodža haben unsere Autonomieforderungen abgelehnt - der Herr Staatspräsident ging in Reichenberg in der Ablehnung sogar über die Autonomie hinaus zur Ablehnung föderalistischer Gedanken. Die Autonomie ist eine politische Forderung und wir finden es psychologisch erklärlich, daß wir seitens des Herrn Staatspräsidenten und des Herrn Ministerpräsidenten darauf in diesem Stadium keine zusagende Antwort bekommen, wiewohl ich darauf verweise, daß die Autonomie ein Programmpunkt der gesamten deutschen Parteien auch heute noch ist. Gerade der Bund der Landwirte hat in seinen Kundgebungen nach der Ablehnung des Gedankens durch den Herrn Ministerpräsidenten spontan von der Selbstverwaltung gesprochen, genau so hat Luschka in Marienbad gesagt, daß wir alles tun müssen, was im Rahmen des Aufbaues der Selbstverwaltung liegt. Nun möchte ich doch das eine sagen: Wenn man den Karpathorussen - ich will nicht prüfen, wie es zu dieser gesetzlichen Verankerung gekommen ist - die Autonomie gesetzlich zugesagt hat, wenn die Slovaken ständig auf ihrer Autonomieforderung bestehen, so müssen auch wir Sudetendeutsche das Recht haben, diese Forderung zu stellen. Denn ich konkretisiere hier noch einmal: Die Forderungen, die wir namens des Sudetendeutschtums und im besonderen seitens der Sudetendeutschen Partei erheben, gliedern sich in drei Grundarten. In erster Linie sind es die Forderungen nach Gleichberechtigung auf nationalem, kulturellem, wirtsch aftlichem und sozialem Gebiete im Sinne der schlüsselmäßigen Beteiligung im Sinne der Verfassung; zweitens die Forderungen, die in den Gesetzen begründet, und nicht rein nati onale, aber politische Forderungen sind, und drittens politische Forderungen, zu denen die Autonomie gehört, die gesetzlich nicht schon verankert und begründet sind, die wir im politischen Kampfe auszufechten und durchzusetzen haben. Das grundlegende Problem der nationalen Frage in diesem Staate wäre bald gelöst; es ist eigentlich bei gutem Willen, mit Ausnahme der dritten oben angeführten Kategorie von Forderungen, ein reiner Akt der Administrative. Bei gutem, ernstlichen Willen sind der Staatspräsident und die Regierung als Parteien in der Lage, das Problem mit einem administrativen Federstrich zu lösen, den ganzen Karren um 180 Grad herumzudrehen. Wir wollen vor Ihnen nicht als Bettler und als Gesuchsteller stehen, wir pochen im Stadium des Rechtskampfes auf unser Recht, wir brauchen nichts von Ihnen als den Befehl an die unteren Stellen, daß Sie im Sinne der Gleichberechtigung vorzugehen haben. Das Problem wird erst gelöst, wenn Sie diesen S tandpunkt einnehmen und wenn Sie dem Innenministerium den Auftrag geben werden; Staatspolizei, Gendarmerie, Finanzwache haben in dem Sinne zu arbeiten und wenn Sie bei der Besetzung der Beamtenstellen den gerechten Schlüssel anwenden - bei den Investitionsarbeiten usw. ist dieser Schlüssel anzuwenden. Mit einem Ruck haben Sie das nationale Problem gelöst. Wir können uns schon aus zeitlichen Gründen absolut nicht d amit beschäftigen, daß Sie sich auf den Weg einfacher Detailfragen oder Teilprobleme oder sogar einfacher Teilsachen begeben, Sie können die Befriedung der ganzen Verhältnisse erst herbeiführen, wenn Sie sich auf den Weg der Grundlösung der ganzen Frage begeben haben.


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