Das Budget zerfällt formell in 4 Abteilungen. Die erste und
die dritte wären zu vereinigen: die Aufstellung der dritten
Abteilung ist Augenauswischerei; die ganzen Posten der III. Abteilung,
wie Zuweisungen an Fonde und Selbstverwaltungskörper, gehören
entschieden in die erste Abteilung. Materielle Staatsverwaltung,
Betriebe, Selbstverwaltung, Statsschuld: wir müssen uns ganz
den Ansichten des Finanzministers anschließen - übrigens
haben das alle Finanzminister festgestellt - daß wir in
der Staatsverwaltung überdimensioniert, in den Betrieben
unrentabel, in der Selbstverwaltung katastrophal und in den Schulden
zu hoch sind. Die Staatswirtschaft und die Volks- und Privatwirtschaft
unterscheiden sich darin, daß die Staatswirtschaft ihre
Einnahmen nach den Ausgaben richtet, während die Volkswirtschaft
und Privatwirtschaft zu allen Zeiten die Ausgaben nach den Einnahmen
richten müssen, der einzig richtige Grundsatz, weil gerade
darin die Keimzelle der Überlastung und Überspannung
der wirtschaftlichen Verhältnisse liegt. Wir haben es erfahren,
daß die Staatswirtschaft zu stark auf dem Rücken der
Volkswirtschaft gewirtschaftet hat. Die Erscheinungen in der Krise,
die Veränderungen in den Währungen, nicht nur in der
eigenen, sondern auch in den fremden Währungen, sind alle
auf den Rücken der Volkswirtschaft gegangen. Ob wir in der
Währung die Inflation durchmachten, ob wir Stabilisierung,
Deflation, Devalvationen durchmachten, sie haben sich in der Volkswirtschaft
zum großen Teile nicht so recht auswirken können, als
man zögerte, gleichzeitig die Hindernisse auf dem Gebiete
der Devisen-, Bewilligungs-, Kompensations- und Kontingentierungsverfahren
zu beseitigen, weil letzenendes schließlich dieser ganze
Ansatz zur Belebung der Wirtschaft stecken bleiben muß,
verpuffen muß, wenn man hier nicht entsprechend abhilft.
Ich habe festgestellt, daß die maßgeblichen Kreise
sich in dieser Richtung sehr interessiert für diese Dinge
zeigen, aber noch an verschiedenen Stellen auf Widerstand stoßen.
Wir müssen feststellen, daß im èechoslovakischen
Wirtschaftsleben - in den Krisenerscheinungen - ein großer
Anteil der Krise auf allgemeine Erscheinungen in Europa zurückzuführen
ist. Wir haben es aber in der Èechoslovakei, insbesondere
in den sudetendeutschen Gebieten auch mit typisch èechoslovakischen
Erscheinungen zu tun, die darauf zurückzuführen sind,
daß man der sudetendeutschen Wirtschaft nicht die entsprechende
Fürsorge hat angedeihen lassen. Bestimmend wird sein, daß
sich die maßgeblichen Stellen für den Export interessieren,
mit dem wir heute von 20 Milliarden im Jahre 1929 auf rund 7 Milliarden
1935/1936 gesunken sind - ich nehme nur das Jahr 1929 an, nicht
1921, wo wir 29 Miliarden hatten. Wir dürfen nicht übersehen,
daß wir in der Arbeit den Kontakt zwischen Inlandsversorgung
und Export finden müssen, weil wir uns schließlich
da nicht einseitig bewegen können, weil die Wirtschaftsstruktur
annähernd je zur Hälfte auf Export und auf Inlandabsatz
angewiesen ist. Es würde zu weit führen, wenn ich mich
hier in Einzelheiten einlassen würde. Aber Sie müssen
in diesen Dingen vorherrschend auf die Hinwegräumung dieser
ganzen Hindernisse, die sich dem Wirtschaftsleben entgegenstellen,
zielen.
Über die B esserung in der Wirtschaft sind wir glücklich.
Wir sehen in dem großen Wirtschaftsgeschehen, wenn wir heute
von Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und Industrie sprechen, nicht
einseitig die Rolle des Unternehmers, wir sehen in dem Problem
der Industrie und ihrer Krise nicht ein Problem der Industriellen,
sondern ein hervorragend soziales Problem, das maßgeblich
von der Frage nach Arbeit und Brot beherrscht ist.
Typisch für die Entwicklung der Staatswirtschaft ist das
Schuldenproblem. Da möchte ich ganz besonders die verantwortlichen
Herrschaften aufmerksam machen, dieser Frage Beachtung zu schenken.
Die Staatsschulden haben sich progressiv von 254 Millionen im
Jahre. 1918 auf 46.7 Milliarden im Jahre 1936 entwickelt, u. zwar
in ständig zunehmender Progression, nie in Berg- und Tallinien.
Das beweist, daß die ganze Entwicklung der Staatsschulden
ohne Rücksicht auf die Verhältnisse in der Wirtschaft
und ohne Rücksicht auf die Währungsverhältnisse
erfolgte. Das heißt mit anderen Worten, daß wir im
ganzen Staatswirtschaftsgebahren immer vor einem großen
Defizit stehen, das wir ständig auf dem Anleihewege decken
mußten; daraus ist das ständige progressive Anwachsen
der Staatsschuld erklärlich. Bei richtiger Gebarung der Staatswirtschaft
müßten konjunkturelle Erscheinungen im Wirtschaftsleben,
Erscheinungen der Währung, unbedingt sich ausdrücken.
Auf diesen Zustand mußte ich Sie aufmerksam machen, weil
das der Zustand einer großen Gefahr ist. Wenn wir 46ÿ7
Milliarden Staatsschulden haben und statistisch ungefähr
77 Miliarden Privatschulden ausweisen, wenn wir diese mit dem
Nichterfaßbaren auf 90 Miliarden schätzen, sodaß
zusammen die Verschuldung 140 Miliarden ausmacht, so besteht eine
große Gefahr darin, weil wir zur Dekkung des Zinsendienstes
beinahe die ganzen Einnahmen der reinen Staatsverwaltung oder
die Einnahmen für den Export brauchen. Wenn Sie diese Vergleichsziffern
herannehmen, dann werden Sie die Bedeutung des Gesagten erkennen.
Bezüglich der Rangierung der Wirtschaft stelle ich fest,
daß sie lautet: I. èechische Wirtschaft, II. slovakische
Wirtschaft, III. sudetendeutsche Wirtschaft. Das ist die Rangierung
in der Fürsorge und in allem anderen. Es ist interessant,
daß wir im großen ganzen aus der Statistik feststellen,
daß wir im gegenwärtigen Zeitpu nkt trotz der Belebung
der Wirtschaft vor einer Krise in den historischen Ländern
und auf der anderen Seite vor einer Entwicklung der Wirtschaft
in der Slovakei stehen. In den historischen Ländern stehen
wir wieder vor der typischen sudetendeutschen Krise, indem da
unverhältnismäßig mehr Arbeitslose sind, wobei
sich aber auch in diesem Gebiete der Grad der Besserung unverhältnismäßig
geringer im Rückgang der Arbeitslosenziffer ausweist, oder
besser gesagt, daß die Beschäftigung im sudetendeutschen
Gebiete geringer ist als im èechischen Gebiete. Wir haben
das Empfinden, daß wir im Sinne der Verfassung den Anspruch
auf volle Gleichberechtigung haben und wenn wir vor diesem Problem
stehen, so will ich damit den nationalpolitischen und politischen
Teil meiner Ausführungen in Behandlung nehmen.
Das nationalpolitische Problem unterscheiden wir wohl von den
politischen Problemen. Das nationalpolitische Problem einmal aus
der Welt und der Diskussion geschafft, könnte überhaupt
dann nicht mehr Streitgegenstand der ganzen Politik sein, während
wir immer je nach der Entwicklung vor politischen Problemen stehen
werden. Ich möchte es gleich so charakterisieren: Das nationalpolitische
Problem besteht darin, daß wir im Sinne der Verfassung,
die uns als gleichberechtigte Bürger anerkennt, die Benachteiligung
in den rein nationalen, kulturellen, wi rtschaftlichen und sozialen
Dingen sehen. Und da muß ich Ihnen sagen: Der Komplex des
nationalpolitischen Problems beschränkt sich nicht auf das
rein nationalpolitische, sondern auch auf das national Kulturpolitische,
national Wirtschaftspolitische und national Sozialpolitis che.
Die Lösung des nationalen Problems kann niemals in einer
Brosamenpolitik bestehen, kann niemals in Erfolgen von Interventionspolitik
und kann auch niemals darin bestehen, daß man glaubt, es
mit Gummiknüppeln lösen zu können, daß man
glaubt, man löst das Problem durch Brutalität oder mit
der Staatspolizei. Oh nein, die Grundregelung des nationalen Problems
muß auf den Kern des Ganzen gehen und muß bei der
Lösung restlos alle Fragen bereinigen. Wenn das nicht geschieht,
so werden wir immer nur vor Teillösungen stehen, die Reibungsflächen
offen lassen und die unter keinen Umständen eine Bereinigung
bringen.
Ich möchte Sie in diesem Zusammenhang auf einen Umstand aufmerksam
machen, den Sie eigentlich niemals beachten. Er besteht darin:
Wenn Sie uns Sudetendeutsche betrachten, so glauben Sie, daß
Sie mit der Mentalität der Insel- oder Binnendeutschen auskommen,
während für Sie maßgeblich in der Lösung
des Grundproblems der nationalen Frage die Stellung des Grenzlanddeutschen
sein muß, des Menschen, der draußen im Randgebiet
lebt. Wenn Sie den befriedigen, dann werden Sie gleichzeitig auch
das Inselund Binnendeutschtum befriedigt haben. Dann werden Sie
sehen, daß nicht die Mentalität, einseitig nur in dieser
Richtung aufgefaßt, maßgeblich ist und da möchte
ich Sie darauf aufmerksam machen: Es durfte und darf für
Sie nicht Minister Spina und Minister Mayr-Harting als
Prager, auch nicht Minister Dr. Czech als Brünner
maßgeblich für die Lösung sein, weil ihre Mentalität
sich niemals mit der des großen geschlossenen Grenzgebietes
decken wird. Das zu erfassen, wird Ihre maßgebliche Aufgabe
sein.
Ich möchte nicht Ihre Verhältnisse im alten Österreich
berühren. Es ist doch kein reiner Zufall, daß wir Sudetendeutsche
im Prozentsatz beinahe dasselbe ausmachen, was Sie als èechische
Bevölkerung im alten Österreich ausgemacht haben. Aber
es erfordert eine maßgebliche Feststellung, daß Sie
als Èechen 39 % der gesamten Staatsangestelltenposten im
alten Österreich bekleidet haben, während wir Sudetendeutsche
je nach dem Ressort von 1% bis Maximum 7% innehaben. (Posl.
Hampl: Aber die Schwierigkeiten liegen anderswo, Herr Doktor!)
Herr Koll. Hampl, ich habe mir schon oft darüber
Gedanken gemacht, wie weit sich überhaupt eine Vergleichsbasis
für die österreichischen und für die èechischen
Verhältnisse finden läßt. Aber eines steht fest,
daß Sie im alten Österreich lange nicht die Benachteiligung
gehabt haben, wie wir sie als Sudetendeutsche in der Èechoslovakei
haben. Wir forschen jetzt in diesem Zusammenhang nicht über
die Beweggründe nach, die maßgeblich waren, daß
Sie uns zur Èechoslovakei wünschten. Ich stelle die
reale Tatsache fest: Wir leben in diesem Staate und stehen auf
dem Boden dieser realen Tatsache.
Im Anfang hat das Verhältnis zwischen dem èechischen
Volke und dem sudetendeutschen sicher eine maßgebliche Bestimmung
durch den rein politischen Teil gehabt, der sich eigentlich mehr
in den Rahmen der Selbstbestimmung der Völker verbreiterte,
die sie doch in die Verfassungsurkunde aufgenommen haben, und
dann in weiterem Verlaufe der Selbstverwaltung. Das nationale
Problem als solches hat sich in der Bedeutung für uns Sudetendeutsche
seit der Gründung bis zum heutigen Tage progressiv entwickelt
und ist durch Ihre Maßnahmen, durch Ihre Verfügungen
für die Lösung immer akuter geworden und hat sich immer
mehr zugespitzt. Denn das nationale Problem in dieser Entwicklung
hat doch die Verschärfung durch Ihre einengenden, durch Ihre
einschnürenden Beschränkungsmaßnahmen auf dem
Gebiete der Sprache, der Schule, der Wirtschaft, des sozialen
Lebens erfahren und hat sich durch Ihre Tendenz der Entnationalisierung,
der Unterdrückung und Entrechtung für uns als immer
unerträglicher erwiesen, das gelöst werden muß.
Meine Herren, es hat keinen Zweck über die Nadelstiche zu
sprechen. Sie heißen es Nadelstiche. Bei uns liegt aber
das Problem ganz anders. Für uns drückt es sich als
die Tendenz von Unterdrückung, Entrechtung und Entnationalisierung
aus. Wir wollen heute in diesem Zusammenhange die Geschichte weglassen.
Aber es ist nicht richtig, uns Sudetendeutschen gegenüber
immer von dem"verdeutschten" Gebiet zu sprechen. Damit
ist immer eine bestimmte Provokation verbunden. Denn Sie können
die geschichtlichen Tatsachen nehmen wie Sie wollen, fest steht,
daß wir vor mehr als 600 Jahren herbeigerufen wurden, daß
wir friedlich in das Land gezogen sind und daß wir auf friedlichem
Wege das ganze Siedlungsgebiet unserer Heimat in voller eigener
Arbeit aufgebaut haben. Nach all den Grundsätzen des Rechtes
sind die Ansprüche für uns voll berechtigt, sind ersessen
und für Sie verjährt und deshalb höre man auf,
daß man in weiterer Folge immer von dem "verdeutschten"
Gebiet spricht.
Wenn wir über das nationale Problem sprechen, so müssen
wir mit ein paar Worten die verschiedenen Begriffe, die dazu notwendig
sind, aufklären. Wir unterscheiden zwischen Staat, Volk und
Völker. Wir behaupten, daß es sich in der ganzen Geschichte
erwiesen hat, daß die Staaten labil sind, daß das
Bleibende immer die Völker sind. Von dem Gesichtspunkte aus
ist in erster Linie die Fürsorge für das Volk maßgeblich
und wenn Sie, meine Herren, auf èechischer Seite das in
Ihrem ganzen Nationalismus, in Ihrem ganzen Patriotismus verfolgen,
so dreht es sich in erster Linie bei Ihnen um das Volk und in
zweiter Linie erst um den Staat. Maßgeblich ist für
Sie immer das Volk und in zweiter Linie kommt erst der Staat.
Wir unterscheiden wohlweislich zwischen Staat und Regierung. Bezüglich
des Staates stehen wir auf dem Standpunkte der gegebenen Tatsache,
auf den Gegebenheiten, und wir haben eindeutig festgestellt, daß
wir zum Staate bejahend, aktiv und positiv eingestellt sind. Die
Einstellung zur Regierung ist etwas ganz anderes. Wir stehen zur
Regierung in Kampfstellung, weil wir durch die Regierung bis zum
heutigen Tage noch nicht das Recht bekommen haben, das uns gebührt.
Bezüglich der Republik haben wir nichts einzuwenden. Wir
stehen auf dem republikanischen Standpunkte, wir sagen aber, diese
Erscheinungsform ist nicht das Maßgebliche für die
Regelung des Verhältnisses der Völker. Demokratie, Diktatur:
Meine Herren, es muß doch eindeutig festgestellt werden,
daß wir Sudetendeutsche nichts anderes als Demokraten sein
können, man mag uns 10- und 20mal sagen, daß wir Faszisten
und Anhänger der Diktatur sind. Setzen Sie sich doch einmal
psychologisch in unsere Situation! Wir können nichts anderes
als Demokraten sein, selbst wenn wir wollten, wir müssen
es sein, schon aus rein egoistischen Gründen heraus, wenn
Sie uns schon keine anderen Motive zubilligen. Denn wir können
in diesem Staate in die Dinge maßgeblich nur auf dem Wege
der Demokratie vordringen. Wir sind nicht so töricht und
einsichtslos, daß wir nicht wüßten, daß
eine Diktatur nur eine èechische Diktatur sein kann und
wir bilden uns absolut nicht ein, daß wir Sudetendeutschen,
wenn es einmal in der Èechoslovakei zu einer Diktatur käme,
irgendwelchen Anteil an den Dingen hätten. Revolutionär:
Auch dieser Begriff ist festzusetzen und da sage ich Ihnen: Die
Sudetendeutschen waren seit Beginn des Staates keine Revolutionäre
und ich wage zu behaupten, wie ich es auch in Ausschuß ausgeführt
habe: wären wir Sudetendeutschen Revolutionäre gewesen,
man hätte sich gleich mit uns an einen Tisch gesetzt und
mit uns verhandelt und man hätte sofort das nationale Problem
gelöst. Sehen Sie, meine Herren, darin liegt ein großer
Vorteil, den der Staat hat. Ich will Ihnen mit Folgendem beweisen,
daß wir Sudetendeutschen immer ein Ordnungselement dargestellt
haben: Der Herr Staatspräsident Beneš hat am
17. Juni 1936 in Brünn folgendes festgestellt (ète):
"Wenn sich jemand vor 15 Jahren kurz nach dem Kriege
eine solche Situation, wie sie heute in der Welt herrscht, mit
so viel Verwirrung, sovielen Umstürzen und soviel Unsicherheit
hätte vorstellen können, hätte er kaum annehmen
können, daß unsere Republik und insbesondere deren
inneres Gleichgewicht und Ruhe in dem Maße würden standhalten
können. Ziehen wir nur einen Vergleich mit den anderen Staaten!
Unsere Republik hat deswegen so gut standgehalten, weil es bei
uns keine Unruhen gab." Meine Herren, in dem Staate sind
wir die Unzufriedenen, wir haben keine Unruhen gemacht und deswegen
hat der Staat standgehalten. (Posl. Hampl: Das ist zu einfach,
wie Sie es sagen!) Das ist zu schön, als daß es
so einfach wäre. Der Herr Präsident sagt dann hier weiter,
daß durch den Eintritt der Minderheitengruppen und durch
die Teilnahme an der Regierungsgewalt diese Zustände herbeigeführt
worden sind. Nein, umgekehrt, gerade daß die maßgeblichen
Kreise der Opposition zu allen Zeiten diese Besonnenheit und Ruhe
an den Tag gelegt haben, ist der Beweis, daß die Republik
von Unruhen bewahrt war.
Man wirft heute alles in einen Topf. Wir sind in einem Staatsfeinde,
in einem Irredentisten und unverläßlich. Ja, meine
Herren, ohne weitere Definition im Stadium der Vermutung, der
Beschuldigung, der Verdächtigung und der Verleumdung. Ich
glaube, von diesem Gesichtspunkte aus hat gerade die Vergangenheit
Sie gelehrt, daß die Verhältnisse grundsätzlich
doch anders liegen. Totalität: Es gibt beinahe keine Ausführungen
maßgeblicher Kreise - wir haben es auch vorhin vom Koll.
Hampl gehört - es gibt niemanden von verantwortlichen
Personen, der nicht auf die Frage der Totalität zu sprechen
käme. Wie liegt denn eigentlich die Sache mit der Totalität?
Heißt Totalität Einigkeit oder Einheit oder beides
zusammen? Totalität ist zu allen Zeiten der Begriff der Einigkeit.
(Posl. dr Goldstein: Das ist die Ausschließung aller
anderen, die anders denken!) Die Keimzelle für die Totalität
liegt in der Demokratie. Wieso? Die Demokratie hat als Grundquelle
die Massenparteien. Was ist Totalität? Die Totalität
ist die Vereinigung zu einer Massenpartei. Und jetzt sprechen
wir doch einmal ganz deutlich miteinander. Uns wirft man Totalität
vor. Herr Koll. Goldstein, es ist ein maßgeblicher
Irrtum von Ihnen, daß wir die anderen ausschließen
wollen. Im Gegenteil, wir anerkennen und wir müssen die anderen
Parteien anerkennen - das schließt aber den Kampf gegen
sie nicht aus - aber das, was Sie machen, ist der Unterschied,
daß Sie Totalität mit Erfolg verwechseln. Sie glauben
dadurch, daß es sich einmal in der sudetendeutschen Geschichte
ereignet hat, daß sich das Volk zu 70% spontan und initiativ,
ganz aus sich heraus zus ammengeschlossen hat, das Recht zu haben,
das Volk als das totale Volk zu bezeichnen. Meine Herren, wir
sind doch nicht so einsichtslos, wir leben doch in einem demokratischen
Staate, wir sind doch nicht in der Lage, die exekutive Gewalt
ausüben zu können, wir haben uns den Grundsätzen
der Demokratie zu beugen. Infolgedessen können wir wohl zu
den Parteien im politischen Kampfe stehen und dadurch unseren
Einfluß ausüben, niemals durch irgendwelche selbständige
gesetzliche Verfügungen sie aus der Welt schaffen. (Výkøiky
posl. Hampla.) Herr Koll. Hampl, nehmen wir doch einmal
die Praxis her. Was machen denn die èechischen Sozialdemokraten,
wenn sie in den Wahlkampf ziehen? Sie machen den Wahlkampf in
einer Art und Weise auf, daß sie der ganzen Bevölkerung
sagen: "Kommt nur Alle zu uns, Ihr Menschen, wir sind die
alleinseligmachende Partei!" Genau so total erlauben wir
uns auch zu sein. Sie können eine Partei nach der anderen
nehmen, die èechischen Agrarier usw., keine verzichtet
in der Austragung des Wahlkampfes freiwillig auf Mandate. (Posl.
Hampl: Wir sprechen doch nicht über Totalität bei uns!)
Wir können doch nicht über das Totalitätsprinzip
in Deutschland sprechen, wenn wir über die Befriedung der
inneren Verhältnisse in der Èechoslovakei sprechen.
(Výkøiky posl. Hampla.) Nehmen wir wieder
die Praxis her. Die Kommunisten werden nicht zugeben, daß
wir sie zum Verschwinden bringen, das werden auch nicht die Sozialdemokraten
sagen wollen. Wir können infolgedessen niemals zu einer Totalität
kommen, selbst wenn wir sie wollten. Infolgedessen können
wir in der Èechoslovakei in diesem Rahmen in der politischen
Propaganda, in der Überzeugungskraft der Politik, der Idee.
nur so weit kommen, daß wir den größtmöglichen
Teil politisch erfassen. Aber nehmen wir den theoretischen Fall
an, wir hätten in der Èechoslovakei im Sudetendeutschtum
eine totale Partei. Effekt, meine Herren? Daß diese totale
Partei immer wieder in der èechoslovakischen Demokratie
landen müßte. Die èechoslovakische Demokratie,
die bestimmen doch nicht wir, die bestimmen Sie auf der èechischen
Seite und Sie sind doch die Verfechter der Demokratie. Wir haben
gesagt, ob wir wollen oder nicht, selbst wenn wir eine totale
Partei wären, müßten wir bei der èechoslovakischen
Demokratie landen. Sie werden so lange eine Demokratie haben,
als man auf èechischer Seite die Demokratie haben will.
Ich möchte nun weiter sagen: Die Entscheidung über die
Größe der Sudetendeutschen Partei ist eine reine Entscscheidung
des Volkes gewesen, herbeigeführt ganz auf Grund der èechoslovakischen
demokratischen Wahlen. Wir haben demokratisch gewählt. Sie
auf der anderen Seite können sich doch nicht auf den Standpunkt
stellen, daß wir hier totalitär sind. Die Entscheidung
hat das Volk getroffen und die Entscheidung, daß wir 70%
der Bevölkerung ausmachen, ist eine freiwillige, initiative,
bewußte Entscheidung des Volkes, die das Volk zur Änderung
und Besserung der Verhältnisse herbeiführen wollte.
Ich wiederhole: Totalität wird in dem Falle verwechselt mit
Erfolg, genau so wie man auf der èechischen Seite Staatsfeindlichkeit,
die man uns andichtet, mit Unzufriedenheit verwechselt.
Meine Herren auf der èechischen Seite! Daß Sie sich
gegen die Bewegung im Sudetendeutschtum stellen, das ist psychologisch
für mich ganz erklärlich, denn es hat immer der alte
Grundsatz gegolten: divide et impera. Aber daß sich auf
der sudetendeutschen Seite Parteien, die noch dazu programmatisch
der Bewegung nahezustehen, sich diesem Gedanken der Einigkeit
und Einheit widersetzen, das wird in der Geschichte des Sudetendeutschtums
einmal niemand verstehen können.
Schuld daran ist in erster Linie der Parteiegoismus. Der hat nichts
zu tun mit dem Volk, sondern lediglich mit der Partei. Man kommt
nicht dem Volk zu Liebe zu dem Begriff der Unterordnung für
das Volk, weil man den Begriff der Partei höher stellt als
das Volk. Wenn Sie heute insbesondere mit der Gegebenheit der
Größe rechnen müssen, so wäre es doch viel
praktischer, einmal die ganze Geschichte vom Standpunkt der Verhandlungsbasis
und des Verhandlungspartners zu nehmen.