Støeda 29. dubna 1936

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 40. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní republiky Èeskoslovenské v Praze ve støedu dne 29. dubna 1936.

1. Øeè posl. Jaksche (viz str. 43 tìsnopisecké zprávy):

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die einschneidende Bedeutung der Vorlage erfordert die eingehende Stellungnahme aller parlamentarischer Delegationen dieses Hauses. Jede Partei handelt bei ihrer Stellungnahme zu diesem Gesetz unter großer geschichtlicher Verantwortung. Wir deutschen Sozialdemokraten weichen dieser Verantwortung nicht aus. Darin sind wir uns mit der Mehrheit dieses Hauses einig, daß das Land nicht schutzlos einem räuberischen Überfall von außen preisgegeben werden darf.

Der absolute Friedenswille unserer Außenpolitik ist vor aller Welt offenbar. Daraus ergibt sich der Charakter des Gesetzes als einer ausgesprochenen Defensivmaßnahme. Das ist auch das entscheidende Motiv unserer prinzipiellen Zustimmung. Wir stehen zu diesem Gesetz in der Erwartung, daß die Vernunft der Völker seine Anwendung bis zur letzten bitteren Konsequenz überflüssig machen wird. Diesen heißen Wunsch sprechen wir hier aus im Interesse aller Bürger, aller Völker dieses Staates. Wir sprechen diesen Wunsch aber auch aus im Interesse der Nachbarstaaten und der ganzen europäischen Völkerfamilie.

In einem modernen Krieg gibt es weder Sieger noch Besiegte, sondern nur geschlagene und aus tausend Wunden blutende Völker. Der Krieg löst kein soziales Problem, der Krieg schafft kein Brot, der Krieg bringt auch keine nationale Gerechtigkeit. Die Gewinner eines europäischen Waffenganges wären der japanische Imperialismus und der junge Kapitalismus Nordamerikas. Das würde bedeuten, daß die Fabriksschlote in Nordböhmen, in den nordmährisch-schlesischen Gebieten niemals mehr zu rauchen beginnen.

Aus dieser Erkenntnis wenden wir uns leidenschaftlich gegen jene Stimmen und Strömungen, die den Krieg als Helfer und als Erlöser herbeisehnen. Noch blüht in unserem Lande der Frühling, noch leben die Menschen, die die Opfer des künftigen Krieges sein könnten. Noch ist es Zeit, den Frieden zu verteidigen und zu retten.

Auf die Frage, was getan werden könnte für die Rettung des Friedens und was auch wir als sudetendeutsche Politiker dazu beitragen können, gibt es nur eine Antwort: ein einmütiges Friedensbekenntnis, ein einmütiges Bekenntnis zur Friedensmission dieses Landes und zu seiner friedenswilligen Außenpolitik. Auch wenn ein sudetendeutscher Politiker im Außenministerium sitzen würde an Stelle des derzeitigen Vertreters unserer außenpolitischen Interessen, so könnte er keine andere Linie beziehen als die Linie der bisherigen und heutigen Außenpolitik. Ich frage das sehr geschätzte Haus und ich frage vor allem die Delegation der Sudetendeutschen Partei: was soll diese Attacke gegen die Sowjetunion, die draußen im Lande geritten wird und die hier auch wiederholt wurde? Was hat diese Attacke mit sudetendeutschen Interessen zu tun? Haben wir als Sudetendeutsche eine Ursache, uns vor einem Angriff Sowjetrußlands zu fürchten? Haben wir eine Ursache, die Hetze gegen die Sowjetunion mitzumachen, die vom Nürnberger Parteitag ausgegangen ist und die täglich von Goebbels weiter inspiriert wird? Man muß doch bedenken, daß wir dadurch an die Seite des japanischen Imperialismus getrieben werden. Das ist eine projapanische und keine sudetendeutsche Politik, die sich darin ausdrückt und ich frage: was liegt im Interesse der Sudetendeutschen? Braucht die sudetendeutsche Industrie russiche Aufträge oder braucht sie eine zehnfache Verschärfung der japanischen Konkurrenz? Auf diese Frage müssen Sie vom Standpunkt unserer Menschen und unserer wirtschaftlichen Interessen Auskunft geben.

Der Sprecher der Sudetendeutschen Partei in diesem Hause hätte der Sache des Friedens einen großen Dienst erweisen können durch eine eindeutige Absage an alle Spekulationen auf einen sudetendeutschen Irredentismus. Eine solche eindeutige Absage aller sudetendeutschen Parteien in diesem Hause wäre eine Warnung gewesen an jene, die auf diesen Irredentismus spekulieren und die dadurch in ihrem Kriegswillen gestärkt werden. Der Sprecher der Sudetendeutschen Partei hat sich aber darauf beschränkt, dunkle Andeutungen zu machen und an den einzelnen Punkten des Gesetzes Detailkritik zu üben. Sandner bemängelte es, daß durch das Gesetz in den Grenzzonen zweierlei Recht geschaffen wird. Ich möchte hier betonen, daß darin keine böswillige Absicht der Gesetzgeber gesehen werden kann. Auch Frankreich muß seine nördliche Grenzzone befestigen, auch Nordfrankreich ist mehr gefährdet als der französische Süden und das ist es, dessen wir uns hier bewußt werden müssen: der Krieg und auch jede Kriegsgefahr erhöhen automatisch das Risiko der Grenzzonen und mit diesem Tatbestand muß sich jeder sudetendeutsche Politiker auseinandersetzen. Wir leiten daraus die Verpflichtung ab, gerade aus der ungeheueren Gefährdung unserer Grenzgebiete im Falle einer europäischen Verwicklung, wir leiten daraus die Verpflichtung ab, alle selbstmörderischen Hoffnungen zu bekämpfen und alle jene Illusionen zu zerstören, die darauf hinauslaufen, daß es sich vielleicht wieder um einen kleinen Spaziergang handeln würde, wie man im Sommer 1914 angenommen hat, als die österreichischen Truppen in Serbien einrückten. Wir sprechen es hier offen aus: wir zittern für den Kriegsfall um die physische Existenz der Sudetendeutschen, wir fürchten zugleich um den Weiterbestand Deutschlands und um die künftige Geltung Europas in der Weltpolitik. Niemand von uns kann sich das Grauen eines Krieges ausmalen, bei dem unser Grenzland Kriegsschauplatz wäre und bei dem das zentral gelegene Deutschland die Zielscheibe der europäischen Luftflotten würde. Jeder deutsche Patriot muß diesen Gefahren gegenüber seine warnende Stimme erheben und muß es als seine höchste Pflicht betrachten, den wahnwitzigen Aberglauben zu bekämpfen, der darin gipfelt, daß die sudetendeutsche Frage durch das Schwert gelöst werden könne. Meine Damen und Herren! Was die innerpolitische Seite der Voralge anlangt, hat Herr Sandner in seiner Rede die Aufgabe und die Position der deutschen Regierungsparteien bedeutend erleichtert, indem er selbst sagte: "Wir behaupten nicht, daß konkrete Absichten bestehen, mit diesem Gesetz nationalpolitischen Mißbrauch zu betreiben." Herr Sandner hat die Frage der Garantien aufgeworfen. Darauf möchte ich zur Antwort geben, die beste Garantie ist es, wenn sich die ganze deutsche Bevölkerung dieses Landes als Garant einschaltet, indem sie durch ihr eindeutiges Verhalten in dieser Frage keinen Anlaß zu Mißdeutungen gibt. (Sehr richtig!) Dadurch würden wir das Recht eintauschen, uns gegen eventuelle Mißbräuche vom Standpunkte unserer staatsbejahenden Gesinnung kraftvoll zur Wehre zu setzen und unseren Einfluß dagegen geltend zu machen. Freilich, diese Aufgabe wird erschwert, wenn von deutscher oppositioneller Seite dem deutschen Aktivismus jede Bedeutung, jede Kraft abgesprochen wird. Wir deutschen Aktivisten verlanggen von den èechischen Parteien Verständnis für unsere schwere Aufgabe. Freilich dürfen wir nicht übersehen, daß dieses Verständnis auf der deutschen oppositionellen Seite bisher am wenigsten vorhanden war.

Hohes Haus! Wir haben gerade an der Behandlung des § 19 durch Herrn Sandner dafür ein Beispiel vorgelegt bekommen. Herr Sandner hat hier behauptet, jene ominöse Stelle, welche die Unzuverlässigkeit automatisch rückwirkend auf alle Anhänger der aufgelösten oder eingestellten Parteien ausdehntnt, sei nicht beseitigt, sondern nur aus dem Gesetzestext in den Motivenbericht zurückgestellt worden. Ich muß diese Darstellung hier in aller Form richtig stellen, ich muß vor allem sagen, daß wir uns in den Verhandlungen über die einzelnnen Bestimmungen dieser Vorlage mit vollem Einsatz bemüht haben, um zu verhindern, daß der Begriff der staatspolitischen Unzuverlässigkeit auf die Minderheitsbürger dieses Staates kraft ihres nationalen Bekenntnisses ausgedehnt wird. Wir haben eine klare Bestimmung gefordert, daß sich der Begriff "Unzuverlässigkeit" nicht gegen den deutschen oder ungarischen Staatsbürger oder gegen eine konfessionelle Minderheit richtet. Dieser Forderung wurde in den Koalitions beratunngen Rechnung getragen und daridarin erblicken wir eine wesentliche Verbesserung der Vorlage, darin erblicken wir auch eine Beruhigung für die deutsche Bevölk erung dieses Landes, damit sie erkenne, daß dieses Gesetz nicht an und für sich einen antideutsch en oder antiminderheitlichen Zweck verfolgt. In der Interpretation des § 19, in der näheren Umschreibung des Begriffes "Unzuverlässigkeit" war in der erarbeiteten Fas sung tatsächlich die Bestimmung enthalten, daß als unzuverlässig die Mitglieder der aufgelösten oder eingestellten Parteien zu betrachten wären. Wir vertraten den Standpunkt, daß man keinine Rachepolitik betreiben dürfe gegenüber irregeführten Menschen, auch keine Rachepolitik gegenüber harmlosen Mitläufern und schon gar nicht gegen Menschen, die durch ihre Unternehmer in diese Parteien hineingezwungen wurden. Diese Bestimmung ist aus dem Gesetzestext entfernt worden. Ich habe hier den Auszug aus dem Motivenbericht und möchte Ihnen den genauen Wortlaut zur Bekräftigung meiner Ausführungen vorlesen. Wenn Sie ein Interesse für das Thema haben, dann bitte ich um ihre geneigte Aufmerksamkeit. Diese Stelle des Motivenberichtes lautet in deutscher Übersetzung (ète): "Ferner können die Behörden bei der Entscheidung über die staatliche Unzuverlässigkeit auch die Zugehörigkeit zu einer Partei in Erwägung ziehen, die aufgelöst oder deren Tätigkeit eingestellt wurde, ehe das Gesetz über die Staatsverteidigung in Kraft trat," (Výkøiky: Ein Standpunkt!) - Pardon, meine Herren! - "besonders wenn es um Funktionäre der Partei, oder um Personen geht, die sonstwie eine besondere Tätigkeit in dieser Partei entfalten, es sei denn, daß Tatsachen eingetreten wären, die dafür sprechen, daß sich ihr Verhältnis zum Staate geändert hat." Wenn auf èechischer Seite noch immer ernste Zweifel in die staatspolitische Zuverlässigkeit der Mitglieder der früheren nationalsalsozialistischen Partei gesetzt werden, so ist das nicht unsere Schuld, da tragen die Herren Krebs und Jung die Hauptschuld daran; denn die Angehörigen einer Partei oder die Mitarbeiter jener Herren, die heute draußen im deutschen Reichs tag sitzen, haben es nicht so leicht, die èechische Seite von ihrer sstaatspolitischen Verläßlichkeit zu überzeugen. Deswegen möge man nicht die Kritik einseitig gegen die deutschen Regierungsparteien wenden, sondern man möge sie an jene Herren adressieren, die die Politik der Unverläßlichkeit inauguriert und die es vorgezogen haben, ihre Anhänger hier zurückzulassen und sich als Politiker und Abgeordnete des Dritten Reiches zu etablieren. (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké strany: Deutsch und Bauer!) Ich werde Ihnen etwas sagen. Mir scheint, Sie scheinen zu bedauern, daß Deutsch und Bauer nicht das Schicksal eines Wallisch erreicht hat. Wenn Herr Krebs hier geblieben wäre, hätte ihn wahrlich nicht das Schicksal eines Wallisch getroffen. Von dieser Tribüne aus hat Herr Krebs behauptet, daß er sich nicht vor einer Anklage fürchte, von dieser Tribüne aus hat Herr Krebs verlangt, daß er ausgeliefert werde, und als sein Wunsch erfüllt wurde, ist er über die Grenze gegangen. Deshalb möchte ich den Unterschied hervorgehoben haben zwischen denen, die von der Rache der Sieger eines Bürgerkrieges bedroht waren und zwischen denen, die ihre Anhängger in den Kerker gebracht, sich selbst aber vor einigen Monaten Arrest gefürchtet haben.

Hohes Haus! Wir haben von der Sudetendeutschen Partei immer gehört, die Zeiten der einseitigen und engstirnigen Parteienpolitik seien vorüber, jetzt beginne eine Aera der großzügigen Volkspolitik. Alle Einzelfragen werden in Hinkunft nur vom Standpunkt des höchsten nationalen Interesses betrachtet. (Posl. Sandner: Haben wir Sie nicht zu einer Besprechung eingeladen?) Schauen Sie, Herr Sandner, ich habe keine Einladung bekommen und also auch keine Ursache, einer solchen Einladung zu folgen. (Rùzné výkøiky.)

Místopøedseda Langr (zvoní): Prosím o klid.

Posl. Jaksch (pokraèuje): Die Stellungnahme, die Herr Sandner hier bezogen hat, war keine gerechte Würdigung dessen, was wir an Verbesserungen erzielt haben. Das ist die alte Politik des Konkurrenzneides, das ist die Diffamierung des deutschen Aktivismus um jeden Preis, indem Sie behaupten, daß der Vorwurf der staatlichen Unzuverlässigkeit durch diesen Teil, der in den Motivenbericht übernommen wurde, alle Mitglieder der nationalsozialistischen oder deutschen Nationalpartei trifft. Dadurch rufen Sie jene Psychose hervor, über die Sie sich hier beschwert haben, dadurch tragen Sie Beunruhigung in die Bevölkerung, dadurch bringen Sie den Menschen fälschlich zum Bewußtsein, daß man nur darauf spekuliert, sie in Unruhe zu bringen und in ihrer Existenz zu gefährden. (Výkøiky poslancù komunistické a sudetskonìmecké strany.)

Místopøedseda Langr (zvoní): Prosím o klid.

Posl. Jaksch (pokraèuje): Es ist wahrlich keine Unterstützung des schweren Ringens der deutschen Regierungsparteien, wenn uns Herr Sandner die vollständige Bedeutungslosigkeit bescheinigt, wenn er unsere Legitimation bestreitet, überhaupt im Interesse des Sudetendeutschtums zu sprechen. Herr Sandner, wir haben von Ihnen niemals eine Legitimation verlangt und wir wissen, daß es für uns eine sehr bedenkliche Legitimation wäre, die wir von Ihnen ausgestellt bekämen. Unsere Legitimation haben wir von unseren Wählern und Wählerinnen empfangen! Denen sind wir Verantwortung schuldig und niemand anderem und es wäre für uns der schlimmste Tag in diesem Hause, wenn wir mit unserer Politik auf die Zustimmung des Herrn Sandner stoßen, und vom Herrn Sandner ein Lob ernten würden. (Posl. Kundt: Halten Sie diese Rede in Bodenbach!) Sehr geehrter Herr Kundt, ich werde ihnen darauf antworten. Ich habe Montag bewiesen, daß ich auch vor einem èechischen Forum eine offene Sprache zu führen verstehe. Das ist der Unterschied zwischen uns und Euch. Warum? Sie bescheinigen dem Herrn Landesverteidigunggsminister im Ausschuß, daß Sie zu ihm volles Vertrauen haben und gleichzeitig bringen Sie Ihre Völkerbundbeschwerde in Genf vor. Das ist, wie gesagt, der Unterschied zwischen uns und Euch.

Die Sudetendeutsche Partei hat bei den Verhandlungen des verfassungsrechtlichen Ausschusses wahrlich kein übermäßiges Interesse für dieses Gesetz bekundet. Ihre Vertreter haben nicht einmal die Anträge begründet, die sie überreichten und die Herren Dr. Peters und Dr. Neuwirth waren bei der Abstimmung über die eigenen Anträge zumeist nicht anwesend. (Posl. dr Neuwirth: Das ist nicht wahr!) Das Sie nicht dort waren, das kann der ganze Ausschuß bezeugen. (Posl. Kundt: Herr Jaksch ist oft gar nicht dort gewesen!) Das ist eine Unwahrheit, Herr Kundt. Ich möchte vor allem feststellen, es ist ein sehr gefährliches Argument, wenn Herr Sandner hier sagt, die deutschen Aktivisten haben nichts zu reden, weil sie eine Minderheit im Volke sind. Die deutschen Aktivisten sind eine viel größ ere Minderheit im Volke, als die Deutschen eine Minderheit im Staate sind. Wenn Sie den totalitären Standpunkt gegenüber der deutschen aktivistischen Minderheit im sudetendeutschen Volk anstreben, dann geben Sie dem èechischen Nationalismus die Legitimation in die Hand, die er braucht, um die Frage der sudetendeutschen Minderheit zu bagatellisieren. (Hluk trvá.)

Die Demokratie besteht darin, daß sie auch das Recht der Minderheiten verbürgt, nur die totalitäre Gesinnung besteht darin, daß sie der Minderheit kein Recht zuerkennen will und es war nicht das letzte Wort einer Entscheidung, wenn Herr Sandner auf die Quantität der Stimmen pocht, die Sie am 19. Mai vorigen Jahres erhalten haben. Das Wahlglück ist bekanntlich unbeständig und die letzten Wahlen haben nicht bis ans Ende der Welt entschieden, sondern diesen Wahlen werden andere Wahlen folgen, die ein anderes Ergebnis zeitigen könnten. Ich begreife es, daß Herr Sandner den Qualitätsbegriff ganz aus der sudetendeutschen Politik ausschalten möchte, daß er das Gesetz der Zahl gelten lassen will. Wie weit das mit einer geistigen Fundierung der Politik zu vereinbaren ist, möge er sich selbst sagen. Wir können uns darauf berufen, daß die Realisten im èechischen Volk eine viel kleinere Partei gewesen sind, als es die deutschen aktivistischen Parteien heute im sudetendeutschen Volk sind. Die Realisten waren nur eine kleine Gruppe, aber sie haben der Politik des èechischen Volkes in entscheidenden Stunden ihren Stempel aufgedrückt, und nicht die Männer haben sich durchgesetzt, die mit dem Strom geschwommen sind, nicht die Demagogen haben sich durchgessetzt, die der Menge nach dem Munde redeten, sondern die Minderheit hat sich durchgesetzt, die ihre Politik aus sittlichen Grundlagen, auf einer konstruktiven Idee aufgebaut hatte. Nicht allein auf die zahlenmäßige Mehrheit kommt es in der Politik an, das haben früher Sie selbst oft genug bestritten. Sie haben der Demokratie vorgeworfen, daß sie nur ein Rechenkunststück der Zahl ist und die Qualitätswerte verdirbt. Nicht auf die Zahl allein kommt es an, sondern auf die Idee, der die Politik dient, auf die Idee, von der eine Bewegung erfüllt ist. Und was den Wettbewerb der Ideen anlangt, den nehmen wir mit Ihnen getrost auf und wir werden diesen Kampf mit Ihnen durchzufechten wissen.

Unsere Zuversicht ist darauf gegründet, daß wir für die gleichen Ideen kämpfen, wie die Begründer dieses Staates: für Menschlichkeit, für soziale und nationale Gerechtigkeit. Deswegen sagen wir, daß der Kampf um die Verteidigung des Staates auch ein Kampf um die Erfüllung der Prinzipien sein muß, auf die der Staat gegründet ist. Deswegen haben wir es als unsere Aufgabe betrachtet, auch im Rahmen dieser Debatte auszusprechen, daß das Staatsverteidigungsgesetz noch wesentlicher Ergänz ungen durch soziale Maßnahmen, durch industriellen Wiederaufbau, durch Rücksichtnahme auf die begründeten Beschwerden der deutschen Bevölkerung in den Grenzgebieten bedarf. An die Adresse der Heeresverwaltung möchte ich in diesem Zusammenhange noch sagen, daß sie eine ungeheuer bedeutsame Funktion übernommen hat. Die Heeresverwaltung wird durch die Handhabung dieses Gesetzes beweisen müssen, daß sie eine Hüterin der nationalen Gerechtigkeit in diesem Staate ist. Die Heeresverwaltung hat durch ihre Praxis den Beweis zu erbringen, daß das Gesetz ausschließlich der Verteidigung des Staates dient und keiner anderen Absicht. Die èechische Politik steht vor der großen Aufgabe, die deutsche und die ungarische Bevölkerung im Interesse der Festigung des Staates und der Erhöhung seiner Sicherheit in das Gefüge des Staates organisch einzugliedern. Es hat ein oppositioneller Redner hier den Vorwurf erho ben, das Gesetz sei nicht vom Willen zur Lösung des nationalen Problems getragen. (Výkøiky.)

Místopøedseda Langr (zvoní): Prosím o klid.

Posl. Jaksch (pokraèuje): Darauf antworte ich: Wehrgesetze bringen keine Lösung des nationalen Problems, aber der Krieg bringt erst recht nicht eine Lösung der Nationalitätenfrage. Die Lösung des nationalen Problems kann nur die Steigerung des gegenseitigen Vertrauens und des gegenseitigen Verständnisses auf beiden Seiten bringen.

Unsere Aufgabe als deutsche Aktivisten ist es, die Erhaltung und Verbreitung der Vertrauensbasis zwischen Èechen und Deutsch en in unsere Obhut zu nehmen. Schätzen Sie unsere Arbeit nicht zu gering, denn es ist eine große Leistung, daß wir in dies em Staate bisher auf demokratischem Boden das Zus ammenleben der Völker zu gestalten versuchten. Blicken Sie hinüber in die Länder der Diktatur, wie dort die Lage der nationalen Mind erheiten ist. Üben Sie nicht Kritik an unserer Innenpolitik, sondern fragen Sie sich, was der Fascismus den Deutschen SüdTirols, den Deutschen in Polen gebracht hat. Fragen Sie sich, ob die Diktaturstaaten uns das Beispiel für die Lösung der nationalen Frage gegeben haben. Wir als deutsche Aktivisten haben versucht, jenen Schutt wegzuräumen, der durch die Kriegs- und Nachkriegspolitik zwischen Deutschen und Èechen aufgehäuft wurde. Es war ein schwieriges, es war ein mühseliges Werk. Die Aufgabe ist noch nicht erfüllt. Aber die Voraussetzungen des Friedensschlusses zwischen Deutschen und Èechen haben wir aufrechterhalten, den Boden der Demokratie, den verfassungsmäßigen Boden des demokratisch-republikanischen Systems. Wir betrachten es als unsere Mission, die Vertrauenssbasis zwischen den beiden wichtigsten Völkern dieses Staates zu verbreiten. Die Aufgabe der èechischen Patrioten in diesem Lande ist es, Beweise ihres Verständnisses für die berechtigten Wünsche und Forderungen auch der deutschen Mitbürger in diesem Lande zu liefern.

So werden wir die Prüfung überstehen. So werden wir unsere ganze Kraft einsetzen, diese Republik ihrer europäischen Friedensmission und ihrer europäischen Verständigungsaufgabe zu erhalten. (Rùzné výkøiky.)

Místopøedseda Langr (zvoní): Prosím o klid.

Posl. Jaksch (pokraèuje): In diesem festen Glauben an den Sieg der Menschlichkeit, an den Sieg der sozialen Gerechtigkeit, an den endlichen Sieg der politischen Vernunft bei allen Völkern dieses Landes werden wir für dieses Gesetz stimmen. (Potlesk.)


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