Úterý 28. dubna 1936

Vor allem waren es einmal Gründe unserer nationalpolitischen Perspektive, die uns dies erkennen ließen. Das uns vorgelegte Gesetz ist ein Gesetz der "Kann"- und "Wenn"- Bestimmungen. Es fehlen alle klaren Bestimmungen darüber, wo und wann die einzelnen Bestimmungen des Gesetzes anzuwenden sind. Trotzdem das Gesetz die schwersten Eingriffe in das Privatleben des einzelnen beinhaltet, trotzdem es die Bürokratie und eine ganze Reihe von Faktoren mit einer schier unvorstellbaren Machtfülle ausstattet, fehlen dem Gesetze vor allem jene eindeutigen und klaren Bestimmungen, die dafür garantieren könnten, daß mit dem Gesetz kein nationalpolitischer Mißbrauch getrieben werden könnte. In einem Staate, dessen innere Verhältnisse so geartet sind, daß man ein nationales Problem nicht kennt, wären die Dinge vielleicht weniger bedenklich und wir wären weniger von Mißtrauen erfüllt. In einem Staat aber, der Verhältnisse hat, wie der unsere, in dem es nationale Probleme vom Ausmaße des unseren gibt, ein solcher Staat kann nicht Gesetze schaffen, die "Kann"und "Wenn"-Bestimmungen enthalten und die dem Mißbrauch zur Entnationalisierung und zur nationalen Benachteiligung Tür und Tor offen lassen. Es soll damit gar nicht gesagt sein, daß die Gesetzgeber selbst die schlechten und bösen Absichten haben. Aber wer von Ihnen wird imstande sein, zu verhindern, daß untergeordnete Organe, daß draußen die Herren Bezirkshauptleute und Kommissäre mit dem Gesetz Mißbrauch treiben, das wirklich in einzelnen Bestimmungen dazu angetan sein kann, die Kluft zwischen den Nationen noch mehr zu vergrößern, als sie schon da ist, Verhältnisse zu schaffen, die nicht nur eine Psychose schaffen, sondern letzten Endes auch zu Folgerungen aus dieser Psychose führen könnten. Wir sind doch nicht von gestern auf heute an diese Dinge herangetreten. Es stehen uns doch Erfahrungen zur Verfügung. Die Dinge liegen doch so, daß in den 16 Jahren, die hinter uns liegen, daß in der letzten Zeit vor allem eine ganze Reihe von Beispielen dafür zur Verfügung stehen, wie gesetzliche Bestimmungen, Verordnungen und Erlässe mißbraucht werden können in nationalpolitischer Hinsicht. Wir sind der Meinung, daß das Gesetz immer wieder für gewisse Leute, die draußen arbeiten, eine Versuchung sein wird, Bestimmungen und Paragraphen der Vorlage nationalpolitisch zu mißbrauchen.

Das Gesetz - und im Ernstfalle werden Sie das nicht verhindern können - wird eines Tages unten im kleinen Bereich zum Instrument der Entnationalisierung mißbraucht werden. Ich denke hier nur an den § 19, an die Definition der staatlichen Unzuverlässigkeit, ich denke an alle jene Komplexe des Gesetzes, die ungeeignet sind, Folgerungen heraufzubeschwören, durch die nicht nur Zehntausende, sondern Hunderttausende von Arbeitsmenschen brotlos gemacht werden, ich denke hier z. B. daran, daß die deutsche Sozialdemokratie sich eben vor einer Stunde darauf berufen hat, daß es dem Einfluß der Regierungsparteien gelungen sei, aus dem § 19 jene Definition herauszubringen, die sich auf die Mitglieder der aufgelösten Parteien mit rückwirkender Geltung bezieht. Ein schöner Erfolg! Wohl hat man diese Bestimmung aus dem Text des § 19 herausgebracht, dafür hat man sie hineingenommen in den Motivenbericht und bietet so untergeordneten Organen die Handhabe dafür, trotzdem so zu operieren, wie es ursprünglich beabsichtigt war. (Potlesk.) Ich weiß nicht, ob Sie sich darüber im Klaren sind, was das bedeutet. Ich glaube, jeder vernünftige Mensch ist sich wohl im Klaren darüber, daß von den Mitgliedern der seinerzeit aufgelösten Parteien durchaus nicht jeder einzelne als Staatsfeind anzusprechen ist; jeder vernünftige Mensch wird wissen, daß es ein Wahnsinn ist, diese rund 150.000 bis 200.000 Menschen - mit ihren Angehörigen - von vornherein zu Staa tsfeinden zu stempeln. Ich erkläre Ihnen: Wenn Staatsfeinde nicht da sind, mit solchen Bestimmungen schaffen Sie sich die Staatsfeinde. (Potlesk.) Anderthalb hunderttausend Menschen stigmatisieren Sie von vo rnherein als unzuverlässig, als staatsfeindlich, als Menschen, auf die das Gesetz anzuwenden ist. Ja, meine Herren, ich frage Sie: Was soll denn in den Köpfen dieser 150.000 Menschen vorgehen in dieser Zeit der Krise und der allgemeinen Wirtschaftsnot? Das nennen Sie Gesetz zur Verteidigung des Staates! Dazu, meine Herren, kommen noch alle jene Bestimmungen, vor allem des VI. Hauptstückes: Schaffung einer Grenzzone, was nichts anderes bedeutet, als die Schaffung zweierlei Gebietes mit zweierlei Recht; einem Kerngebiet mit vollem Recht und einem Grenzgebiet mit minderem Recht. Dazu kommen alle jene Bestimmungen, gegen die wir bereits in den Ausschüssen Stellung genommen haben und welche nicht geeignet sind, das zu erfüllen und das zu erzwecken, was man mit dem Gesetz verfolgt hat.

Ich habe schon gesagt, wir behaupten nicht, daß konkrete Absichten bestehen, mit dem Gesetz nationalpolitischen Mißbrauch zu betreiben. Aber wir wissen ebenso genau, daß keiner von ihnen, der uns der guten Absicht versichert, imstande ist, die Garantie dafür zu übernehmen, daß der Mißbrauch nicht erfolgt. Die Erfahrungen, die hinter uns liegen, sprechen Bände. Wir haben schon jahrelang ein Gesetz zum Schutze der Republik. Was ist aus diesem Gesetz und seiner Anwendung geworden? Stimmt es heute mit den Intentionen der Gesetzgeber überein, wenn das Schutzgesetz z. B. angewendet wird dort, wo junge Kerle weiße Strümpfe tragen, oder dort, wo irgend ein Mensch im Böhmerwald einen Hubertusmantel trägt, dessen Lederknöpfe zufällig hakenkreuzähnlich verschlungene Lederriemen aufweisen. Jeder Èeche mit Hubertusmantel trägt dieselben Knöpfe. Oder entspricht es dem Gesetz zum Schutze der Republik, wenn man in Jägerndorf Hausdurchsuchungen machte deswegen, weil ein paar junge Menschen am Dorfplatze ein Lied gesungen haben mit dem Schlußruf: Zickezacke, Zickezacke, hei! hei! hei! Man entblödet sich nicht zu erklären, dieser Ruf sei ein getarnter Heilruf für das Hakenkreuz. Meine Herren! So wie hier ein unglaublicher Mißbrauch der gesetzlichen Bestimmungen platzgegriffen hat, daß heute hier jeder Gendarmeriefeldwebel draußen politische Schutzarbeit macht auf seine Art, genau so könnte es eines Tages mit den Bestimmungen dieses Gesetzes kommen, daß Sie vielleicht im besten Willen erarbeitet und gearbeitet haben und die doch morgen und übermorgen draußen zum Instrument des nationalpolitischen Mißbrauches werden.

Wir sind der Meinung, daß eine Minderheit, in deren Herzen die bitteren Erfahrungen wach sind, die wir machen mußten, sich nicht zufrieden geben kann mit den Versicherungen und Versprechungen - ich bitte - verantwortlich denkender Menschen, daß eine solche Minderheit mit solchen Erfahrungen und einer solchen Vergangenheit Garantien verlangen muß, wenn man von ihr verlangt, daß sie "ja" sagt zu derartigen Bestimmungen.

Vor allem erscheint uns wichtig und wesentlich die Tatsache, daß nichts, aber auch gar nichts, an der Vorlage erkennen läßt, daß man dem nationalen Problem gegenüber mit offenen Augen zu handeln bereit ist. Das Gesetz ist nicht getragen von dem Willen zur Lösung des nationalen Problems, sondern es stellt die nationale Minderheit eben wieder vor fertige Tatsachen, ohne sie überhaupt nur maßgebend Stellung nehmen zu lassen. Man hätte, ehe man das Gesetz den gesetzgebenden Körperschaften vorlegte, prüfen müssen die Lage im Staate, prüfen vor allem die psychologischen Voraussetzungen nicht nur auf der deutschen, sondern auch auf der èechischen Seite, man hätte versuchen müssen, das Gesetz so zu verfassen, daß es diesen bestehenden psychologischen Voraussetzungen sowohl auf Seite der Minderheiten, wie auf Seite des Mehrheitsvolkes entsprochen hätte. Das hat man nicht getan. Wir sind der Meinung, daß es bei einem solchen Gesetz hätte darum gehen müssen, nicht nur die Paragraphen, nicht nur die Bürokratie zu mobilisieren, sondern daß es vor allem hätte darum gehen müssen, die Menschen und die Herzen der Menschen zu mobilisieren. In der gegenwärtigen Vorlage aber haben Sie nur die Paragraphen, nur die Bürokratie und nur die öffentliche Gewalt mobilisiert, haben aber vergessen, daß das Kriterium der Wehrfähigkeit eines Staates in freudigem und aufrichtigem Ja-Sagen der Bevölkerung zu liegen hat.

Wenn ich wieder an den § 19 denke, an die §§ 20 und 21, wenn ich an das VI. Hauptstück denke, dann muß ich Ihnen sagen: Was uns Sudetendeutsche anlangt, uns haben Sie nicht am Herzen gepackt, im Gegenteil, unsere sudetendeutschen völkischen Arbeiter, unsere Bauern, unsere Gewerbetreibenden haben Sie mit diesem § 19 innerlich gelähmt, haben in sie Entsetzen hineingejagt, weil sie aus Erfahrung genau wissen, was aus diesen Bestimmungen unter Umständen eines Tages für sie blühen kann. Bedenken Sie doch, meine Herren, die Entwicklung der letzten Jahre, bedenken Sie vor allem einmal die seelische Verfassung, in der heute vor allem das Sudetendeutschtum dem Gesetz, wie es uns vorgelegt wurde, gegenübersteht. Denken Sie dabei auch an die eigene seelische Verfassung, in der Sie sich befinden und fragen Sie sich dann, ob Sie nicht im Begriffe stehen, ein Gesetz von höchster und entscheidendster Bedeutung auf Sand, statt auf Granit zu bauen. Denken Sie an die Entwicklung seit dem Jahre 1918. Wir wurden damals gegen unseren Willen Bürger dieses Staates. Im Memoire III hatten Sie uns angefordert als unentbehrlichen und integrierenden Bestandteil, und wir Sudetendeutschen haben damals im Vertrauen auf diese im Memoire III zum Ausdruck kommende Beurteilung des Wertes unserer Volksgruppe und im Vertrauen auf die Minderheitenverträge erwartet, daß sich die Dinge in diesem Staate wirklich so entwickeln würden, daß es zu einem friedlichen Nebeneinanderleben der Völker kommen könnte. Diese Hoffnung war leer und nichtig. Gewiß hat man wohl da und dort schöne Worte gesprochen. Ich bin auch überzeugt, der eine oder der andere èechische Politiker hatte vielleicht die ehrliche Absicht, in diesem Staate ein anständiges Nebeneinanderleben der Nationen zu verwirklichen, aber die in der Masse selbst wirkende Stimmung, der Haß gegen alles Deutsche war stärker als die besten Absichten. Denn bereits nach der Gründung des Staates hat wohl nicht so sichtbar, nicht so brutal wie heute, aber existent der Entnationalisierungskampf eingesetzt. Zuerst auf der Basis der kulturellen Auseinandersetzungen, Sprachengesetz, auf der geistigen Basis; mit der fortschreitenden Entwicklung, mit dem Heranwachsen der Krise hat sich der nationale Kampf immer mehr verschoben auf die Basis des rein Materiellen und aus dem Kampf um die Sprache und Schule ist heute und während der ganzen letzten Jahre ein brutaler Kampf um den Arbeitsplatz, um Boden und Raum, um die Produktionsmittel, kurz um alle jene Lebensbereiche entbrannt, ohne die ein Volk nicht existieren kann. Vielleicht war es in den ersten Jahren des Staates so, daß man sich Ihrerseits im Vorgehen gegen das Deutschtum etwas zurückhielt. Vielleicht wollten Sie erst die Entwicklung in Mitteleuropa, die Konsolidierung der Verhältnisse abwarten, eines aber ist sicher und evident: Trotz des Eintritts deutscher Parteien in die Regierung im Jahre 1926 ist der nationale Kampf nicht eingedämmt, nicht zurückgedämmt worden, sondern hat im Gegenteil immer stärkere, brutalere Formen angenommen und er bewegt sich schließlich und endlich in Formen, die draußen unsere Menschen, das Sudetendeutschtum, den sudetendeutschen Arbeiter schließlich und endlich geradezu in den Zustand einer Psychose hetzen.

Auf der anderen Seite freilich geben wir zu: Vielleicht war diese Entwicklung nur möglich, weil auch Sie auf der èechischen Seite unter dem Einfluß einer geradezu furchtbaren Psychose standen. Ich denke daran, wie sehr Sie uns während der letzten Jahre aus einem ganz unbegreiflichen Verhältnis dem Sudetendeutschtum gegenüber mitgespielt haben. Ich denke daran, welche Formen der Kampf um den Boden und Raum, um den Arbeitsplatz angenommen hat. Wir haben bereits Gelegenheit gehabt, hier im Hause aufzuzeigen, daß selbst der Bereich der sozialen Fürsorge heute bereits zum Tummelplatz der nationalen Benachteiligung geworden ist und das Beispiel von den 393 öffentlichen Arbeiten im sudetendeutschen Gebiet, von denen nur 64 an sudetendeutsche Unternehmer vergeben wurden, spricht ja wohl für das Ausmaß, das der nationale Kampf bereits erreicht hat. Sie fahren fort mit der Entnationalisierung, Sie betreiben weiterhin Ihre Nadelstichpolitik und dann kommen Sie und verlangen ein bedingungsloses Ja-Sagen. Fragen Sie doch: welche Stimmung muß bei uns draußen in den Massen des Sudetendeutschtums sein, in welch seelischer Verfassung muß sich das Sudetendeutschtum befinden? Wenn bei unseren Versammlungen Tausende und Zehntausende aufmarschieren, wenn es möglich sein konnte, daß am 19. Mai des vorigen Jahres sämtliche sudetendeutschen Parteien neben uns zur vollständigen Bedeutungslosigkeit herabgedrückt wurden, wenn es möglich ist, daß trotz der furchtbaren Lage, in der wir uns wirtschaftlich, sozial und politisch befinden, die Massen unerschütterlich bei uns stehen, dann muß dahinter ein so tiefes Erlebnis der nationalen Bedrohung stehen, daß auch Sie sich darüber Gedanken zu machen hätten. Freilich, ich habe schon gesagt, Sie handeln aus der Psychose heraus, von der Sie beherrscht sind. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Langr.) Es ist ja interessant, daß in keinem Staate soviel von Kriegsgefahr gesprochen wird, wie gerade hier. Besonders die kommunistische Partei sieht ja darin ihre erste Aufgabe, immer wieder die Kriegstrommel zu rühren und den Massen draußen weiß zu machen. Hitler stehe vor den Toren. (Posl. Breuer: Wer erzeugt diesen Taumel?) Ich werde es Ihnen sagen. Diese Stimmung wird erzeugt durch Euer Auftreten, sie wird erzeugt durch die Schreibweise der èechischen Boulevardpresse, sie wird erzeugt durch die Schreibweise jener Journalle, die z. B. den Inhalt jenes in England erschienenen Zukunftsroman "Bomben über Prag" veröffentlicht, um so die Masse des Volkes in eine Angst, in eine Stimmung hineinzuhetzen, aus der heraus man mit der Masse machen kann, was man will, wenn es gegen den nationalen Gegner geht. Sie alle, ob Sie es eingestehen oder nicht, sind beseelt vom Haß gegen das völkische Sudetendeutschtum. Sie sind Gefangene der eigenen Stimmung, Gefangene jener Psychose, die Sie selbst geschaffen haben. Meine Herren, seien wir ganz ehrlich: Haß und Angst sind es, die heute das Kriterium ihrer Politik dem Sudetendeutschtum gegenüber darstellen. Angst und Mißtrauen machen sie blind gegenüber allen ehrlichen Ausgleichsbestrebungen, Angst und Mißtrauen lähmt ihnen die Großzügigkeit des politischen Handelns und Angst und Maßtrauen machen Sie unfähig für jenen politischen Weitblick, des nüchternen sachlichen Staatsmanns, der nicht mit Gefühlen und Angstkomplexen, sondern mit politischen Realitäten Politik macht. (Potlesk.) Ich weiß, Sie leugnen es natürlich, daß es so ist, wie ich sage. (Posl. Breuer: Was ist mit Hitlers Bomben?) Man führt ih nen hier ein typisches Beispiel vor, man spricht von den Bomben Hitlers. Das Deutsche Reich hat noch lange nicht jene Bombenflotte, wie Sowjetrußland. Sie stellen, wenn diese Frage diskutiert wird, immer die Behauptung auf, das, was wir sagen, sei falsch gewesen; Sie hätten keine Angst vor dem Deutschtum und vor allem keine Angst vor der Sudetendeutschen Partei. (Rùzné výkøiky.)

Místopøedseda Langr (zvoní): Prosím o klid.

Posl. Sandner (pokraèuje): Gewiß, meine Herren, eine Versicherung, die vollständig richtig ist. Vor uns brauchen Sie keine Angst zu haben, aber ich frage Sie: Ja, warum dann die Politik gegen uns, die wir tagtäglich feststellen müssen. Man kommt und erklärt: Ja, die Spionagefälle. Meine Herren, wir sind eine Partei mit einer halben Million organisierter Mitglieder, eine Partei mit einer Wählerschaft von ungefähr 1 1/4 Millionen. Da verstößt da oder dort einer gegen das Schutzgesetz und dann kommen Sie und sagen: "Partei der Spione". Meine Herren, gibt es im èechischen Volk nicht auch da und dort Diebe und Mörder, sowie in jedem anderen Volk? Was würden Sie uns sagen, wenn wir erklären würden: "Ihr seid ein Volk von Räubern und Dieben?" Wir haben eine Armee und ich frage Sie: hat es in dieser Armee nicht Soldaten und Offiziere gegeben, die Spionage und Verrat übten, und wer von uns hätte sich angemaßt zu sagen: "Eine Armee von Spionen und Hochverrättern!" (Potlesk.) Es ist Demagogie, wenn man herkommt und vom Einzelnen, vom subjektiven Verschulden aus, Rückschlüße auf eine Bewegung vom Ausmaß der unseren zieht. Ich habe schon gesagt, Sie sind ein Opfer der Psychose, in die Sie sich hineingearbeitet haben: Sie sind heute schon so weit, daß es keiner Ihrer Politiker und keine Ihrer Parteien wagen kann, dem Sudetendeutschtum gegenüber verhandlungsbereit gegenüberzutreten, weil Sie eine Psychose geschaffen haben, aus der heraus Sie fürchten müssen, daß ein solcher Politiker von der Straße gesteinigt wird. Ihre Stellung uns gegenüber - und das scheint uns aus besonderen Bestimmungen und Paragraphen des Gesetzes hervorzugehen - ist kurzsichtig und nur aus dem Gefühl heraus bestimmt. Sie ist falsch und kurzsichtig, weil sie das ganze Problem der staatlichen Sicherheit verzehrt, weil sie das ganze Problem der staatlichen Sicherheit auf Grundlagen der reinen Mechanik, der Bürokratie, der Gesetzesanwendung stellt, nicht aber auf die Grundlage der Erfassung der Menschen. Wir sagen ihnen ganz offen: Was diesem Staat vom Standpunkt der Sicherheit her nottut, ist das Staatsgefühl des Sudetendeutschtums. Das Staatsgefühl der Sudetendeutschen hätten sie zu schaffen, hätten diesen Staat auch uns zum Vaterland zu machen und damit hätten Sie mehr getan als mit den scharf klausulierten Bestimmungen eines rein mechanischen Gesetzes, das auf die konkreten politischen Gegebenheiten nicht Rücksicht nimmt.

Sie werfen uns bei all desen Dingen immer wieder eine Frage an den Kopf. (Výkøiky poslancù komunistické strany.) Was wird das Sudetendeutschtum im Ernstfalle tun? Meine Herren, ich will hier einmal ein ganz offenes Wort sprechen; so wie die Entwicklung gegenwärtig läuft, können wir für zwei Dinge garantieren: Für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung und für die Bereitschaft zur Mitarbeit des Sudetendeutschtums. Wenn die Entwicklung so weiter geht, dann wird im Ernstfalle keine Macht der Welt für Handlungen eines Volkes garantieren können, das sich im Zustand der Psychose befindet. Es geht darum - und hier hätte ihre Arbeit für die Sicherheit des Staates einzusetzen - es geht darum, die Angstpsychose zwischen den beiden Nationen aus der Welt zu schaffen, die Verhältnisse wieder zu normalisieren, so daß wir alle auf dem Boden des Staates, auf der Grundlage der Sicherheit zu handeln imstande wären. Die Psychose muß abgebaut werden. Die SDP wird alles tun, was sie dazu beitragen kann. Sie wird es aber nur tun unter der vollkommenen Wahrung der Ehre und Würde des Sudetendeutschtums und sie wird es nur dort tun, wo man sie nicht so wie die Regierungsparteien dazu zwingt, grundsätzlichen Verzicht auf die Rechtsgrundlagen unseres Kampfes, auf die Minderkeitenverträge und die Verfassungsgesetze des Staates zu leisten. (Potlesk.) Es ist müssiges Gerede, immer davon zu sprechen: Gegen wen werden die Sudetendeutschen schießen? Jeder vernünftige Mensch weiß, daß sich Naturgesetze nicht organisieren lassen. Jeder vernünftige Mensch weiß, was eine Psychose ist, und jeder vernünftige Mensch wird mir recht geben, wenn ich nochmals erkläre: Schaffet die Psychose aus der Welt, bei Euch und bei uns, und wir werden anders mit einander reden können! Hätte das Gesetz in seinen wesentlichen Bestimmungen allen diesen Gegebenheiten entsprochen, dann wäre es möglich, selbst in der heutigen Lage, der zur Debatte stehende Vorlage die Zustimmung zu erteilen, dann wären da klare Bestimmungen über die Anwendung des Gesetzes, dann wäre da klar gesagt, wer denn überhaupt staatlich unzuverlässig ist, da stünde es dem Beschuldigten frei, den Weg der Berufung zu gehen und sich Klarheit wenigstens darüber zu schaffen, wessen man ihn anklagt, da wären ausgeschaltet alle jene unmöglichen "wenn"- und "kann"-Bestimmungen, die nur dazu angetan sind, Gummi, Kautschuk zu sein in den Händen machtlüsterner Bezikshauptleute, Gendarmeriewachleute u. s. w. Vor allem der Wegfall des Hauptstückes VI wäre geeignet gewesen, auch der Opposition des Sudetendeutschen Partei die Möglichkeit zum Jasagen zu geben. Aber wie ich schon eingangs sagte, Sie sind auf unsere Darlegungen ja nicht eingegangen, nicht ein Antrag der Opposition fand auch nur wenigstens eine ernste Bearbeitung und Prüfung. Sie haben Ihr Gesetz gemacht, sowie Sie Ihre Steuergesetze machen, so wie Sie meinetwegen ein Wilderergesetz beschließen, im engen Rahmen der Koalition und unter Außerachtlassung aller jener schwerwiegenden Einwände, die wir gebracht haben und die nur wir bringen konnten aus der Kenntnis der Lage im Sudetendeutschtums heraus. (Potlesk.) Es hätte bei einiger Einsicht und bei einigem Entgegenkommen der Opposition gegenüber uns allen und vor allem den Massen der Wählerschaft das Gefühl der wirklichen Gleichheit unter Gleichen vermitteln können. Sie hätten Gelegenheit gehabt, gerade an diesem Gesetz, von dem gesagt wurde, es sei nicht eine Angelegenheit der Koalition, sondern eine Angelegenheit der Gesamtheit, aufzuzeigen, daß Sie bereit sind, auch die Opposition als Bestandteil dieser so oft zitierten Gesamtheit anzuerkennen. Sie erkennen uns aber immer nur dann als Bestandteil der Gesamtheit an, wenn es um die Leistung geht. (Potlesk.) Dort, wo es vorbereitet wird, dort schließen Sie uns aus, dort machen Sie Ihren Kram allein.


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