Die Begebung von Anleihen auf dem freien Markt wurde im sozialpolitischen
Ausschuß eingehend erwogen. Es waren gewisse Koalitionsparteien,
die ernsthaft glaubten, auf diesem Wege initiativ vorgehen zu
können. Diese Parteien mußten selbst erkennen, daß
der Weg der Begebung von Anleihen auf dem freien Markt nicht mehr
gangbar ist, da einerseits der freie Markt diese Mittel nicht
mehr aufbringen kann und wenn dem freien Markt diese Mittel entzogen
würden, auf der anderen Seite die private Wirtschaft um diese
selbe Summe geschwächt würde, sodaß die zusätzliche
Kaufkraft auf der anderen Seite verloren geht. Was zweitens die
Finanzierung der Investitionen aus den von der Wirtschaft selbst
ersparten Kapitalien anlangt, so ist es jedem klar, daß
die Wirtschaft heute über kein Kapital mehr verfügt,
denn wenn sie darüber verfügen würde, so hätte
sie es längst in Investitionen hineingesteckt. Es ist klar,
daß eine Wirtschaft, die seit 6 Jahren mit Hunderttausenden
Arbeitslosen belastet ist, ohne positive Gegenwerte dafür
zu erhalten, nicht mehr imstande ist, eigene Kapitalien zur Ankurbelung
der Wirtschaftslage in die Wagschale zu werfen. Durch Steuern,
das ist das dritte Mittel. Man hat sich im Finanzgesetz entschlossen,
die Steuerschraube um ein Geringes anzuziehen. Selbst der Referent
des Budgets sagte, daß die Erkenntnis längst Platz
gegriffen habe, daß die Anziehung der Steuerschrauben gewöhnlich
zur Folge hat, daß man den Betrag, den man auf diese Weise
zu erreichen trachtet, nicht erhält, weil die Wirtschaft
auf die Anziehung der Steuerschraube sauer reagiert, indem gewisse
Wirtschaftskreise einfach zugrunde gehen. Diese drei Wege kann
man also nicht zur Neubelebung des Marktes oder zur Bildung zusätzlicher
Kaufkraft heranziehen.
Bevor ich nochmals unseren Vorschlag detailliert begründe,
möchte ich ersuchen, meinen Gedankengängen zu folgen.
Wir können bei Betrachtung der Konsumenten und Produzenten
der Wirtschaft zunächst einmal jene Kreise ausschalten, die
einen stabilen Faktor darstellen, das sind die Staatsbeamten und
die Rentner, die sowohl auf der Ausgabenwie Einnahmenseite an
fixe Beträge gebunden sind und bei Betrachtung dieser wirtschaftsfluktuierenden
Erscheinung weggelassen werden können. Wir erkennen, daß
es sich darum handelt, die Konsumgüterindustrie zu beleben.
Das hat natürlich zur Voraussetzung, daß man zunächst
die Konsumenten mit zusätzlicher Kaufkraft ausstattet. Die
Konsumenten der Konsumgüterindustrie sind aber im Wesentlichen,
wenn man die Einflüsse der Ausfuhr ausschaltet, eben jene
Leute, die in der Konsumgüterindustrie selbst arbeiten. Es
heißt also, die Konsumgüterindustrie zu beleben, indem
man die Kaufkraft der in diesem Wirtschaftszweige Arbeitenden
stärkt. Darauf werden Sie sagen, daß es keine Möglichkeit
gibt, diesen eisernen Ring zu sprengen.
Diese Möglichkeit gibt es. Man muß diese zusätzliche
Kaufkraft nicht in der Konsumgüterindustrie wecken, sondern
man muß sie wecken durch Investitionen in der Investitionsseite
der Wirtschaft, wobei ich nicht nur sagen will, daß die
Investitionen in Form von Wasserbauten, Maschinenbauten, usw.,
erfolgen, sondern im Allgemeinen in der produktiven Veranlagung
der Mittel. Durch die Belebung der Investitionsseite der Wirtschaft
sehe ich ein Mittel zusätzliche Kaufkraft zu schaffen und
diese zusätzliche Kaufkraft auf der Konsumentenseite wirksam
zu machen. Weil also der Staat durch Kreditschöpfung die
Investitionsindustrie beleben kann, sehen wir hier den einzigen
Weg, diesen eisernen Ring zu sprengen und zusatzliche Kaufkraft
zu schaffen. Es ist klar, daß zu dieser notwendigen Belebung
der Investitionsseite die Mittel des Budgets bei weitem nicht
ausreichen. Wir können der Regierung nicht den Vorwurf machen,
daß sie aus den Mitteln des Budgets diese Belebung nicht
zu erreichen vermochte. Das ist von vornherein klar. Der eine
sagt, es stünden 5 Milliarden zur Verfügung, der andere
3.038 Millionen. In jedem Falle sind die Mittel, die zur Verfügung
stehen, und die auch früher stets verfügbar gewesen
waren, nicht geeignet, zusätzliche Kaufkraft zu schaffen.
Auf jeden Fall sind sie auch viel zu gering und es ist ganz klar,
daß im Rahmen der Budgetmittel eine Änderung keineswegs
erreicht werden kann. Die für diese Zwecke notwendigen Mittel
sind also lediglich durch zusätzliche Kreditschöpfung
zu erreichen.
Ich stehe nicht an zu erklären, daß dieser Weg keineswegs
von uns erfunden wurde. Es ist meiner Ansicht nach keine Schande,
eine Idee zu propagieren, die in fremden Ländern mit Erfolg
seit Jahren angewandt wurde. Ich bin der Ansicht, daß wir
uns hier, die wir uns auf einem Tiefpunkt des Elends befinden,
zwangsläufig umsehen müssen, wo es Mittel gibt, um die
Verhältnisse grundsätzlich zu bessern, und wenn wir
diese Mittel außerhalb des Staates irgendwo angewendet finden,
halte ich es für eine Pflicht der Regierung sich um diese
Mittel zu bekümmern und sie dort anzuwenden, wo sie auch
bei uns angewendet werden müssen. (Potlesk.) Man wird
bei uns lernen müssen, weil man sonst zum Ruin kommt, der
alle betrifft, ob sie nun Èechen, Slovaken, Deutsche oder
Magyaren sind. Eine Voraussetzung aber, daß die so geschaffenen
zusätzlichen Mittel auch tatsächlich der Wirtschaft
zugute kommen, ist selbstverständlich die Entbürokratisierung
unseres Verwaltungsapparates. Ich habe im Budgetausschuß
an Hand von zahlreichen Beispielen detailliert nachgewiesen, daß
der unerhört schwerfällige Verwaltungsapparat es bewirkt,
daß sämtliche Maßnahmen der Regierung letzten
Endes unwirksam werden und im Sande verlaufen. Es gibt gerade
auf Seite der technischen Beamten eine ganze Reihe Menschen, die
ihre schwere Verantwortung vollkommen erfassen und sich bewußt
sind, daß sie die ihnen übertragene Arbeit mit größter
Schnelligkeit erledigen müssen. Es besteht aber auf der anderen
Seite die Tatsache, daß der Apparat so schwerfällig
ist, daß er alle initiativen Maßnahmen, die rasch
durchgeführt werden müssen, in sich erstickt. (Výkøiky:
Bei der Steuereintreibung ist das nicht der Fall!) Ja, bei
der Steuereintreibung funktioniert er rascher, was wir gerade
in unserem nordböhmischen Gebiete feststellen müssen.
Ich habe im Budgetausschusse darauf hingewiesen, daß Maßnahmen,
wie zweifache oder die dreifache Ausschreibung öffentlicher
Arbeiten geradezu verheerend sind. Man hat sich z. B. entschlossen,
eine große Talsperre auszuschreiben und durchzuführen.
Es wird das öffentliche Offertverfahren bekannt gegeben,
es bewirbt sich eine Reihe von Unternehmungen. Die Offerte, die
so erstellt werden müssen, kosten ein schweres Geld. Die
Kosten, z. B. für ein einziges großes Talsperrenoffert,
wie etwa bei Husinec oder sonstwo, kosten 20.000 bis 25.000 Kè.
Es bewerben sich um solche Bauten 15 bis 20 Unternehmungem. Rechnen
Sie sich aus, es kommt eine halbe Million Kè zusammen,
die allein die Offertstellungskosten ausmachen. Wenn endlich diese
Elaborate zusammengetragen sind, setzt sich die Bürokratie
hin und erklärt, das Offertverfahren paßt uns nicht,
wir müssen es zrušit, wir müssen es streichen,
wir müssen ein neues Offertverfahren ausschreiben. (Pøedsednictví
se ujal pøedseda Malypetr.) Aber auf diesen Bau warten
die hungernden Arbeitslosen ein halbes Jahr lang, es warten die
Gewerbetreibenden ein halbes Jahr, es hat den Gewerbetreibenden
500.000 Kè gekostet und der Bau wird jetzt neu ausgeschrieben.
Die Gründe dafür sind den Bewerbern vollkommen unbekannt.
Es wäre, daß höchstens der favorisierte Ersteher
eben nicht an die Reihe kommt, und daß man eben deshalb
dieses Verfahren zrušit. Wir können sagen, daß
wir auch diese Begründung nicht einsehen können. Es
muß einzig und allein die objektive Lage der Offerte maßgebend
sein und nicht der Umstand, ob der oder jene Favorit mit der Arbeit
betraut werden kann.
Ich habe im Budgetausschuß erwähnt, daß die Kollaudierung
öffentlicher Arbeiten oft zwei bis drei Jahre nach der Fertigstellung
vorgenommen wird. Es geht nicht darum, das einfach festzustellen,
es kostet das die Wirtschaft hunderttausende unproduktive Kronen,
die lediglich das Bankkapital stärken. Stellen Sie sich vor,
man muß für so eine große Arbeit einen Bankhaftungsbrief
erlegen, der eine halbe Million Wert ausmacht. Dieser Bankhaftungsbrief
kostet heute beispielsweise 2% pro anno, also für eine halbe
Million pro anno 10.000 Kronen. Nehmen Sie an, daß die Kollaudierung
zwei Jahre zu spät stattfindet. Es verdient die Bank, die
kaum ein Risiko hatte, 20.000 Kronen und das Gewerbe verliert
an dieser Schlamperei 20.000 Kronen. Aber nicht nur bei der Kollaudierung,
viel massiver geschehen diese Dinge bei der Ausschreibung. Wenn
das Offertverfahren ein Jahr lang dauert und daran 20 Firmen teilnehmen,
und sie alle einen Haftungsbrief auf 500.000 Kronen erlegen müssen,
so kostet diese Erlegung der Haftbriefe 100.000 Kronen, welche
die Banken einfach einstekken, und von welchen niemand, insbesondere
nicht die werktätigen Kreise der Bevölkerung, auch nur
einen Heller haben. Es ist auch notwendig, daß als Voraussetzung
der Wirksamkeit der von uns propagierten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
man daran gehe, die Kollektivlöhne zu stabilisieren. Es ist
ganz klar, daß auf der einen Seite die Stabilisierung der
Agrarprodukte durch die Stabilisierung des Lebensniveaus der werktätigen
Arbeiterschaft beantwortet werden muß. Wenn wir heute bei
uns in der sudetendeutschen Partei uns vollkommen klar darüber
sind, daß wir unsere Landwirtschaft gegen die Importeinflüsse
irgendwelcher überseeischer Getreideproduzenten schützen
müssen, so sind wir auch zu der Erkenntnis gekommen, die
auch unsere Bauern einsehen, daß man durch die Stabilisierung
der Kollektivlöhne und der Lebenshaltung der städtischen
und industriellen Arbeiter dazu beitragen muß, daß
diese stabilisierten Agrarprodukte gekauft werden können.
Es gibt also eine ganze Reihe von Voraussetzungen, die erst geschaffen
werden müssen, um die von uns vorgeschlagenen Maßnahmen
zur Schaffung zusätzlicher Kaufkraft, auch tatsächlich
zur Wirkung zu bringen.
Ich möchte nicht von dieser Tribüne Worte fremder Staatsmänner
zitieren, die in England, Amerika und Deutschland genau auf dieselben
Schwierigkeiten gestoßen sind, und die auf den Verwaltungsapparat
mit aller Schärfe geschlagen haben, um dort endlich einmal
die Verwaltung in Gang zu bringen, und um die zusätzlichen
Mittel auch tatsächlich jenen Kreisen rasch zuzuführen,
die sie dringend brauchen.
Eine Voraussetzung für die Liquidierung der vom Staate zusätzlich
investierten Arbeitsbeschaffungskredite ist aber, meine Herren,
vor allem auch die Wiedererweckung des Sparwillens und des Vertrauens
der Sparer in diesem Staat. In dieser Hinsicht ist enorm gesündigt
worden und gerade wir im sudetendeutschen Gebiet können ein
Lied davon singen, weil man unsere Anstalten, die zugrunde gegangen
sind, im Gegensatz zu den großen èechischen Anstalten
nicht saniert hat.
Wenn heute der große gesamtstaatliche Verband der deutschen
Sparkassen in der èechoslovakischen Republik ein Memorandum
versendet und mitteilt, daß der Erfolg des Weltspartages
vollkommen ausgeblieben ist, obzwar man gerade diesen Weltspartag
mit einer großen Propaganda hätte ausnützen wollen,
dann müssen wir sagen - und es wird auch seitens dieser Sparkassen
gesagt - daß die Ursache darin liegt, daß unsere Sparer
eben kein Vertrauen mehr zu den Anstalten haben können. Es
ist also eine Voraussetzung für die Schaffung neuen Sparkapitals
dafür, daß man das Zutrauen der Sparer auch tatsächlich
neu begründet.
Vor mehr als zwei Jahren, meine Herren, ist die Zentralbank der
deutschen Sparkassen in der Èechoslovakischen Republik
ins Moratorium gegangen. Seit mehr als zwei Jahren wird von sämtlichen
maßgebenden Faktoren der Regierung die Notwendigkeit der
Sanierung beziehungsweise der Befriedigung der Zentralbankeinleger
anerkannt. Bisher ist
aber nichts geschehen. Der frühere Ministerpräsident
Malypetr hat wiederholt den Zentralbankeinlegern versichert,
daß er das Moratorium, das in drei Wochen abläuft,
bestimmt nicht mehr verlängern würde, weil er die Zentralbankfrage
endgültig zu liquidieren beabsichtigt. Meine Herren, wir
stehen drei Wochen vor Ablauf des Moratoriums. Es ist niemandem
von uns bekannt, ob in dieser Hinsicht irgend etwas geschehen
ist, wir müssen vielmehr annehmen, daß man sich wieder
mit einer Hilfsmaßnahme wird bescheiden müssen, indem
man neuerdings das Moratorium verlängern wird.
Seit einiger Zeit bestreben sich gewisse Kreise, der sudetendeutschen
Politik, die in der Regierung vertreten sind, die Ohnmächtigkeit
und politische Wirkungslosigkeit unserer Partei immer wieder zu
behaupten. Meine Herren, wir würden es sehr begrüßen,
wenn jene Faktoren endlich einmal beweisen würden, daß
sie selbst irgend einen Einfluß besitzen, (Potlesk.)
der es ihnen ermöglicht, diesen ungeheueren Nachteil,
der der sudetendeutschen Wirtschaft damit zugefügt wird,
zu beseitigen. (Posl. dr Peters: Siehe Herrn Zierhuts Einfluß
in der Zentralbankfrage!) Ja, Herr Zierhut und auch
Herr Spina, der in Brüx Reden hält. Es ist zu
bemerken, daß es sich hier nicht mehr um eine nationale
Frage des Sudetendeutschtums handelt. Alle diejenigen, die in
wirtschaftlichen Ziffern zu denken vermögen, wissen, daß
es sich hier schon um eine gesamtstaatliche Frage handelt. Die
Zentralbank, die Landbank, die Volksbank, haben einen Einlagenstand,
der fast 3/4 Milliarden Kronen ausmacht. Wenn Sie diesen Einlagenstand
auf einmal streichen, werden Sie erleben, daß mehr wie 700.000
Kronen aus der Wirtschaft plötzlich herausgezogen werden,
was zur Folge haben muß, daß wir eine Unsumme von
neuen Zusammenbrüchen und Konkursen zum Schaden der gesamten
Wirtschaft des Staates erleben werden. Es ist also im Interesse
des Staates gelegen, wenn wir hier für die Zentralbankeinleger
und für die gesamte Wirtschaft des Staates fordern, daß
man nicht nur die moralische, sondern auch die rechtliche Pflicht
erfüllt, die Gläubiger der Zentralbank der deutschen
Sparkassen zu befriedigen. Ich betone, diese Forderung ist nicht
nur eine moralische, sondern auch eine rechtliche. Wenn im Verwaltungsausschuß
oder im Überwachungsausschuß der Zentralbank ein Regierungskommissär
sitzt, dann darf man heute nicht einfach sagen, daß die
Zentralbank pleite gegangen ist, weil die verantwortlichen Faktoren
gewissenlos darauf losgewirtschaftet hätten. Da ist ja auch
der Regierungskommissär belastet, der vielleicht jahrelang
in dieser Verwaltungskommission gesessen ist. Wenn ein Vertreter
der Regierung im Überwachungsausschuß sitzt, so hat
er und die Regierung auch die Verpflichtung, eventuelle Mißstände
aufzuzeigen und die Regierung hat heute auch die Verpflichtung,
die Verantwortung mitzutragen. (Potlesk.)
Bei der Frage der Behebung der Krise können wir mit Befriedigung
feststellen, daß man in letzter Zeit auch wieder einmal
an das Baugewerbe denkt. Nicht etwa deshalb, weil ich selbst im
Baugewerbe tätig bin, möchte ich diese Frage hier zur
Debatte stellen, sondern deshalb, weil die Bauindustrie als Schlüsselindustrie
mit in der Lage ist, die Wirtschaft zu beleben. Eine initiative
Belebung der Bauwirtschaft wird zur Folge haben, daß in
sekundärer Linie nicht nur die am Bau arbeitenden Maurer
oder Hilfsarbeiter zu Arbeit und Brot kommen, sondern auch viele
andere daran hängende Kreise der Wirtschaft neu in den Produktionsprozess
eingereiht werden.
Minister Neèas sagte im Ausschuß, daß
er im kommenden Jahre hoffe, hunderttausend arbeitslosen Bauarbeitern
Beschäftigung zu geben, und zwar durch gesetzliche Maßnahmen
und daß er weiteren hunderttausend Arbeitern Arbeit und
Brot zu verschaffen hoffe durch direkte Subventionierung durch
den Staat. Wir nehmen diese Erklärung gerne zur Kenntnis,
daß auf diesem Wege beabsichtigt ist, 200.000 Arbeitslose
in den Produktionsprozeß einzustellen, allein es ist, wie
wir schon im sozialpolitischen Ausschuß betonten, bedauerlich,
daß Minister Neèas über die Art, wie
er sich die Finanzierung dieses sehr erstrebenswerten Programmes
vorstellt, nichts aussagen konnte. Wir kommen daher wieder zum
Beginne des Ringes, wenn es einen solchen gibt, dahin, daß
man sich zwar grundsätzlich im Klaren ist, daß etwas
geschehen muß, aber daß man sich nicht darüber
im Klaren ist, wie man das, was geschehen muß, auch bezahlt.
Es wurde auch davon gesprochen, daß 5 Milliarden Kronen
für Investitionen zur Verfügung stehen. Der Finanzminister
hat dagegen festgestellt, daß er nicht 5 Milliarden, sondern
nur 3.4 Milliarden, zusätzlich der 360 Millionen für
die Verteidigung zur Verfügung hat. Wo also die fehlenden
1.6 Milliarden Kronen für Investitionen hergenommen werden
sollen, ist uns schleierhaft. Andererseits hat der Budgetreferent
erklärt, daß man auf dem bisherigen Weg des Schuldenmachens
nicht mehr fortzufahren gedenkt. Jedenfalls freut es uns, daß
die Notwendigkeit der Belebung der Bauindustrie allgemein eingesehen
wird. Es gilt nicht nur, die Zehntausend "Wohnungen für
Arme", die nach den statistischen Erhebungen des Ministeriums
für soziale Fürsorge geschaffen werden müssen,
zu bauen, sondern es gilt überhaupt die private Bauinitiative
zu beleben. Es ist bekannt, daß mit Ende dieses Jahres eine
Anzahl wichtiger Gesetze ablaufen, die geradezu eine Voraussetzung
dafür abgeben, daß die Bauindustrie neubelebt werden
kann. Ich verweise auf das Mieterschutzgesetz, auf gewisse wichtige
Bestimmungen des Bauförderungsgesetzes und auf andere längst
fällige Gesetze, wie z. B. die Bauordnung, von der man schon
seit vielen Jahren redet, daß sie novelliert wird. Es gibt
eine ganze Reihe von Gesetzen, die zunächst einmal novelliert
und prolongiert werden müssen, damit die Voraussetzungen
zur initiativen Neubelebung des Baugewerbes überhaupt gegeben
sind. Heute ist die private Bautätigkeit fast vollkommen
lahmgelegt. Es ist bekannt, daß die Bautätigkeit auf
den Status zurückgesunken ist, der jenem des Jahres 1922
entspricht und Sie wissen, daß im Jahre 1922 so gut wie
nichts g.ebaut wurde. Schon im Vorjahre war die Bauindustrie so
gut wie kaum beschäftigt, heute ist sie um 20% weniger beschäftigt.
(Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
Košek.) Als Mittel zur Belebung sehen wir die Gewährung
einer neuen Steuerfreiheit für jene Baulustigen, die in den
kommenden beiden wichtigen Jahren einen Bau durchzuführen
gedenken. Wir sind darin einig mit sämtlichen Vorschlägen
der Fachorganisationen. Wir müssen aber fordern, daß
auch die kalkulativen Voraussetzungen, die zur Ausführung
dieser Neubauten geführt haben, dauernd erhalten werden;
denn es geht nicht an, daß man heute die Bevölkerung
anregt, auf Grund des Bauförderungsgesetzes Mittel zu investieren,
um einige Jahre später durch ein neues Gesetz die einmal
gegebenen Kalkulationsgrundlagen, die, da sie vom Staate gegeben
sind, verbindlich sein sollten, als unverbindlich zu erklären.
Wir sehen weiter ein Mittel zur Belebung des Baugewerbes in der
Steueramnestie. Ich weiß aus meiner Praxis, daß es
eine Reihe von baulustigen Menschen gibt, die nur deshalb nicht
bauen, weil sie sagen: Wenn ich heute ein Haus baue, kommt das
Steueramt über mich und fragt, woher hast du die Mittel?
Ich habe sie nicht einbekannt und ich werde infolgedessen erstens
bestraft, zweitens wird mir rückwirkend Einkommen- und Rentensteuer
vorgeschrieben und damit wird mir das Bauen unmöglich gemacht.
Es ist notwendig, durch eine generelle Steueramnestie für
die nächsten zwei Jahre die Voraussetzung zu schaffen, daß
auch jene versteckten Kapitalien tatsächlich zur Wirkung
kommen.
Die bisherige Reparaturordnung möchte ich nur kurz streifen,
sie ist nicht wert, daß man sie besonders erwähnt.
Denn es war ein Versuch mit unttauglichen Mitteln, etwas zu kopieren,
was man anderswo mit größerer Initiative und größerem
Erfolg durchgeführt hat. Das Baugewerbe hat jahrelang darauf
hingewiesen, wie ungeheuer die Verluste sind, die dem gesamten
Volksvermögen durch den Verfall des Hausbesitzes erwachsen
sind. Das Baugewerbe hat darauf hingewiesen, daß es notwendig
ist, diesen Verfall aufzuhalten und durch großzügige
Verordnungen die Ausführung von Reparaturen anzuregen.
Es ist in den Nachbarländern Österreich, England und
Deutschland in dieser Hinsicht viel getan worden. In England hat
man es verstanden, durch verhältnismäßig geringe
staatliche Mittel die Bautätigkeit unerhört zu forcieren.
Ich möchte Ihnen ein paar Zahlen nennen, die erstaunlich
sind. Im Jahre 1932 war der Bauindex in England auf der Höhe
von 110, im Jahre 1935, wo bei uns die Bautätigkeit am Aussterben
ist, ist dieser Bauindex auf 222 gestiegen, also in einer Zeit,
wo bei uns ein unerhörter Wirtschaftsverfall eingesetzt hat,
ist in England demgegenüber ein unerhörter Aufschwung
des Baugewerbes um mehr als 100% zu verzeichnen. Man hat durch
direkte staatliche Subventionierung ca 50.000 Häuser gebaut.
Man hat es aber verstanden, durch Erweckung der Privatinitiative
300.000, also das Sechsfache, zu schaffen. In Deutschland ist
man den Weg der direkten staatlichen Subventionierung gegangen
und es ist ganz interessant, wenn man diese Ziffern betrachtet.
Im Jahre 1933 hat man der Bauwirtschaft nicht weniger als 500.000
Reichsmark zur Verfügung gestellt und hat dadurch interessanter
Weise den dreifachen Betrag aus der Privatwirtschaft initiativ
dem Baugewerbe neuzugeführt. Man hat also durch Gewährung
staatlicher Subventionen in ungeahnter Weise die private Tätigkeit
angekurbelt. Heute ist man sich im reichsdeutschen Baugewerbe
im klaren, daß durch diese staatliche Initiative allein
dem Baugewerbe Aufträge in der Höhe von mehr als 3 Milliarden
zugeführt wurden. Wenn Sie bei uns die Fachorganisationen
fragen, und hören wollen, was durch unsere direkten Maßnahmen
der Bauförderung in der letzten Zeit zugeführt wurde,
dann erfahren sie, daß diese Ziffern so belanglos sind,
daß man sie überhaupt nicht zu erwähnen braucht.
Es kommt dazu, daß die direkte Subventionierung, die in
Deutschland vorgenommen wurde, eine Erhöhung der Steuereingänge
mit sich gebracht hat, so daß man heute bereits an die Abschreibung
dieser Subventionen, dieser 500.000 Mark, schreitet. Wir hoffen,
daß die Ankündigungen des Herrn Fürsorgeministers
in die Tat umgesetzt werden, und daß die Voraussetzung der
Belebung der privaten Bauwirtschaft tatsächlich gegeben wird.