Støeda 11. prosince 1935

Die Begebung von Anleihen auf dem freien Markt wurde im sozialpolitischen Ausschuß eingehend erwogen. Es waren gewisse Koalitionsparteien, die ernsthaft glaubten, auf diesem Wege initiativ vorgehen zu können. Diese Parteien mußten selbst erkennen, daß der Weg der Begebung von Anleihen auf dem freien Markt nicht mehr gangbar ist, da einerseits der freie Markt diese Mittel nicht mehr aufbringen kann und wenn dem freien Markt diese Mittel entzogen würden, auf der anderen Seite die private Wirtschaft um diese selbe Summe geschwächt würde, sodaß die zusätzliche Kaufkraft auf der anderen Seite verloren geht. Was zweitens die Finanzierung der Investitionen aus den von der Wirtschaft selbst ersparten Kapitalien anlangt, so ist es jedem klar, daß die Wirtschaft heute über kein Kapital mehr verfügt, denn wenn sie darüber verfügen würde, so hätte sie es längst in Investitionen hineingesteckt. Es ist klar, daß eine Wirtschaft, die seit 6 Jahren mit Hunderttausenden Arbeitslosen belastet ist, ohne positive Gegenwerte dafür zu erhalten, nicht mehr imstande ist, eigene Kapitalien zur Ankurbelung der Wirtschaftslage in die Wagschale zu werfen. Durch Steuern, das ist das dritte Mittel. Man hat sich im Finanzgesetz entschlossen, die Steuerschraube um ein Geringes anzuziehen. Selbst der Referent des Budgets sagte, daß die Erkenntnis längst Platz gegriffen habe, daß die Anziehung der Steuerschrauben gewöhnlich zur Folge hat, daß man den Betrag, den man auf diese Weise zu erreichen trachtet, nicht erhält, weil die Wirtschaft auf die Anziehung der Steuerschraube sauer reagiert, indem gewisse Wirtschaftskreise einfach zugrunde gehen. Diese drei Wege kann man also nicht zur Neubelebung des Marktes oder zur Bildung zusätzlicher Kaufkraft heranziehen.

Bevor ich nochmals unseren Vorschlag detailliert begründe, möchte ich ersuchen, meinen Gedankengängen zu folgen. Wir können bei Betrachtung der Konsumenten und Produzenten der Wirtschaft zunächst einmal jene Kreise ausschalten, die einen stabilen Faktor darstellen, das sind die Staatsbeamten und die Rentner, die sowohl auf der Ausgabenwie Einnahmenseite an fixe Beträge gebunden sind und bei Betrachtung dieser wirtschaftsfluktuierenden Erscheinung weggelassen werden können. Wir erkennen, daß es sich darum handelt, die Konsumgüterindustrie zu beleben. Das hat natürlich zur Voraussetzung, daß man zunächst die Konsumenten mit zusätzlicher Kaufkraft ausstattet. Die Konsumenten der Konsumgüterindustrie sind aber im Wesentlichen, wenn man die Einflüsse der Ausfuhr ausschaltet, eben jene Leute, die in der Konsumgüterindustrie selbst arbeiten. Es heißt also, die Konsumgüterindustrie zu beleben, indem man die Kaufkraft der in diesem Wirtschaftszweige Arbeitenden stärkt. Darauf werden Sie sagen, daß es keine Möglichkeit gibt, diesen eisernen Ring zu sprengen.

Diese Möglichkeit gibt es. Man muß diese zusätzliche Kaufkraft nicht in der Konsumgüterindustrie wecken, sondern man muß sie wecken durch Investitionen in der Investitionsseite der Wirtschaft, wobei ich nicht nur sagen will, daß die Investitionen in Form von Wasserbauten, Maschinenbauten, usw., erfolgen, sondern im Allgemeinen in der produktiven Veranlagung der Mittel. Durch die Belebung der Investitionsseite der Wirtschaft sehe ich ein Mittel zusätzliche Kaufkraft zu schaffen und diese zusätzliche Kaufkraft auf der Konsumentenseite wirksam zu machen. Weil also der Staat durch Kreditschöpfung die Investitionsindustrie beleben kann, sehen wir hier den einzigen Weg, diesen eisernen Ring zu sprengen und zusatzliche Kaufkraft zu schaffen. Es ist klar, daß zu dieser notwendigen Belebung der Investitionsseite die Mittel des Budgets bei weitem nicht ausreichen. Wir können der Regierung nicht den Vorwurf machen, daß sie aus den Mitteln des Budgets diese Belebung nicht zu erreichen vermochte. Das ist von vornherein klar. Der eine sagt, es stünden 5 Milliarden zur Verfügung, der andere 3.038 Millionen. In jedem Falle sind die Mittel, die zur Verfügung stehen, und die auch früher stets verfügbar gewesen waren, nicht geeignet, zusätzliche Kaufkraft zu schaffen. Auf jeden Fall sind sie auch viel zu gering und es ist ganz klar, daß im Rahmen der Budgetmittel eine Änderung keineswegs erreicht werden kann. Die für diese Zwecke notwendigen Mittel sind also lediglich durch zusätzliche Kreditschöpfung zu erreichen.

Ich stehe nicht an zu erklären, daß dieser Weg keineswegs von uns erfunden wurde. Es ist meiner Ansicht nach keine Schande, eine Idee zu propagieren, die in fremden Ländern mit Erfolg seit Jahren angewandt wurde. Ich bin der Ansicht, daß wir uns hier, die wir uns auf einem Tiefpunkt des Elends befinden, zwangsläufig umsehen müssen, wo es Mittel gibt, um die Verhältnisse grundsätzlich zu bessern, und wenn wir diese Mittel außerhalb des Staates irgendwo angewendet finden, halte ich es für eine Pflicht der Regierung sich um diese Mittel zu bekümmern und sie dort anzuwenden, wo sie auch bei uns angewendet werden müssen. (Potlesk.) Man wird bei uns lernen müssen, weil man sonst zum Ruin kommt, der alle betrifft, ob sie nun Èechen, Slovaken, Deutsche oder Magyaren sind. Eine Voraussetzung aber, daß die so geschaffenen zusätzlichen Mittel auch tatsächlich der Wirtschaft zugute kommen, ist selbstverständlich die Entbürokratisierung unseres Verwaltungsapparates. Ich habe im Budgetausschuß an Hand von zahlreichen Beispielen detailliert nachgewiesen, daß der unerhört schwerfällige Verwaltungsapparat es bewirkt, daß sämtliche Maßnahmen der Regierung letzten Endes unwirksam werden und im Sande verlaufen. Es gibt gerade auf Seite der technischen Beamten eine ganze Reihe Menschen, die ihre schwere Verantwortung vollkommen erfassen und sich bewußt sind, daß sie die ihnen übertragene Arbeit mit größter Schnelligkeit erledigen müssen. Es besteht aber auf der anderen Seite die Tatsache, daß der Apparat so schwerfällig ist, daß er alle initiativen Maßnahmen, die rasch durchgeführt werden müssen, in sich erstickt. (Výkøiky: Bei der Steuereintreibung ist das nicht der Fall!) Ja, bei der Steuereintreibung funktioniert er rascher, was wir gerade in unserem nordböhmischen Gebiete feststellen müssen.

Ich habe im Budgetausschusse darauf hingewiesen, daß Maßnahmen, wie zweifache oder die dreifache Ausschreibung öffentlicher Arbeiten geradezu verheerend sind. Man hat sich z. B. entschlossen, eine große Talsperre auszuschreiben und durchzuführen. Es wird das öffentliche Offertverfahren bekannt gegeben, es bewirbt sich eine Reihe von Unternehmungen. Die Offerte, die so erstellt werden müssen, kosten ein schweres Geld. Die Kosten, z. B. für ein einziges großes Talsperrenoffert, wie etwa bei Husinec oder sonstwo, kosten 20.000 bis 25.000 Kè. Es bewerben sich um solche Bauten 15 bis 20 Unternehmungem. Rechnen Sie sich aus, es kommt eine halbe Million Kè zusammen, die allein die Offertstellungskosten ausmachen. Wenn endlich diese Elaborate zusammengetragen sind, setzt sich die Bürokratie hin und erklärt, das Offertverfahren paßt uns nicht, wir müssen es zrušit, wir müssen es streichen, wir müssen ein neues Offertverfahren ausschreiben. (Pøedsednictví se ujal pøedseda Malypetr.) Aber auf diesen Bau warten die hungernden Arbeitslosen ein halbes Jahr lang, es warten die Gewerbetreibenden ein halbes Jahr, es hat den Gewerbetreibenden 500.000 Kè gekostet und der Bau wird jetzt neu ausgeschrieben. Die Gründe dafür sind den Bewerbern vollkommen unbekannt. Es wäre, daß höchstens der favorisierte Ersteher eben nicht an die Reihe kommt, und daß man eben deshalb dieses Verfahren zrušit. Wir können sagen, daß wir auch diese Begründung nicht einsehen können. Es muß einzig und allein die objektive Lage der Offerte maßgebend sein und nicht der Umstand, ob der oder jene Favorit mit der Arbeit betraut werden kann.

Ich habe im Budgetausschuß erwähnt, daß die Kollaudierung öffentlicher Arbeiten oft zwei bis drei Jahre nach der Fertigstellung vorgenommen wird. Es geht nicht darum, das einfach festzustellen, es kostet das die Wirtschaft hunderttausende unproduktive Kronen, die lediglich das Bankkapital stärken. Stellen Sie sich vor, man muß für so eine große Arbeit einen Bankhaftungsbrief erlegen, der eine halbe Million Wert ausmacht. Dieser Bankhaftungsbrief kostet heute beispielsweise 2% pro anno, also für eine halbe Million pro anno 10.000 Kronen. Nehmen Sie an, daß die Kollaudierung zwei Jahre zu spät stattfindet. Es verdient die Bank, die kaum ein Risiko hatte, 20.000 Kronen und das Gewerbe verliert an dieser Schlamperei 20.000 Kronen. Aber nicht nur bei der Kollaudierung, viel massiver geschehen diese Dinge bei der Ausschreibung. Wenn das Offertverfahren ein Jahr lang dauert und daran 20 Firmen teilnehmen, und sie alle einen Haftungsbrief auf 500.000 Kronen erlegen müssen, so kostet diese Erlegung der Haftbriefe 100.000 Kronen, welche die Banken einfach einstekken, und von welchen niemand, insbesondere nicht die werktätigen Kreise der Bevölkerung, auch nur einen Heller haben. Es ist auch notwendig, daß als Voraussetzung der Wirksamkeit der von uns propagierten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen man daran gehe, die Kollektivlöhne zu stabilisieren. Es ist ganz klar, daß auf der einen Seite die Stabilisierung der Agrarprodukte durch die Stabilisierung des Lebensniveaus der werktätigen Arbeiterschaft beantwortet werden muß. Wenn wir heute bei uns in der sudetendeutschen Partei uns vollkommen klar darüber sind, daß wir unsere Landwirtschaft gegen die Importeinflüsse irgendwelcher überseeischer Getreideproduzenten schützen müssen, so sind wir auch zu der Erkenntnis gekommen, die auch unsere Bauern einsehen, daß man durch die Stabilisierung der Kollektivlöhne und der Lebenshaltung der städtischen und industriellen Arbeiter dazu beitragen muß, daß diese stabilisierten Agrarprodukte gekauft werden können. Es gibt also eine ganze Reihe von Voraussetzungen, die erst geschaffen werden müssen, um die von uns vorgeschlagenen Maßnahmen zur Schaffung zusätzlicher Kaufkraft, auch tatsächlich zur Wirkung zu bringen.

Ich möchte nicht von dieser Tribüne Worte fremder Staatsmänner zitieren, die in England, Amerika und Deutschland genau auf dieselben Schwierigkeiten gestoßen sind, und die auf den Verwaltungsapparat mit aller Schärfe geschlagen haben, um dort endlich einmal die Verwaltung in Gang zu bringen, und um die zusätzlichen Mittel auch tatsächlich jenen Kreisen rasch zuzuführen, die sie dringend brauchen.

Eine Voraussetzung für die Liquidierung der vom Staate zusätzlich investierten Arbeitsbeschaffungskredite ist aber, meine Herren, vor allem auch die Wiedererweckung des Sparwillens und des Vertrauens der Sparer in diesem Staat. In dieser Hinsicht ist enorm gesündigt worden und gerade wir im sudetendeutschen Gebiet können ein Lied davon singen, weil man unsere Anstalten, die zugrunde gegangen sind, im Gegensatz zu den großen èechischen Anstalten nicht saniert hat.

Wenn heute der große gesamtstaatliche Verband der deutschen Sparkassen in der èechoslovakischen Republik ein Memorandum versendet und mitteilt, daß der Erfolg des Weltspartages vollkommen ausgeblieben ist, obzwar man gerade diesen Weltspartag mit einer großen Propaganda hätte ausnützen wollen, dann müssen wir sagen - und es wird auch seitens dieser Sparkassen gesagt - daß die Ursache darin liegt, daß unsere Sparer eben kein Vertrauen mehr zu den Anstalten haben können. Es ist also eine Voraussetzung für die Schaffung neuen Sparkapitals dafür, daß man das Zutrauen der Sparer auch tatsächlich neu begründet.

Vor mehr als zwei Jahren, meine Herren, ist die Zentralbank der deutschen Sparkassen in der Èechoslovakischen Republik ins Moratorium gegangen. Seit mehr als zwei Jahren wird von sämtlichen maßgebenden Faktoren der Regierung die Notwendigkeit der Sanierung beziehungsweise der Befriedigung der Zentralbankeinleger anerkannt. Bisher ist

aber nichts geschehen. Der frühere Ministerpräsident Malypetr hat wiederholt den Zentralbankeinlegern versichert, daß er das Moratorium, das in drei Wochen abläuft, bestimmt nicht mehr verlängern würde, weil er die Zentralbankfrage endgültig zu liquidieren beabsichtigt. Meine Herren, wir stehen drei Wochen vor Ablauf des Moratoriums. Es ist niemandem von uns bekannt, ob in dieser Hinsicht irgend etwas geschehen ist, wir müssen vielmehr annehmen, daß man sich wieder mit einer Hilfsmaßnahme wird bescheiden müssen, indem man neuerdings das Moratorium verlängern wird.

Seit einiger Zeit bestreben sich gewisse Kreise, der sudetendeutschen Politik, die in der Regierung vertreten sind, die Ohnmächtigkeit und politische Wirkungslosigkeit unserer Partei immer wieder zu behaupten. Meine Herren, wir würden es sehr begrüßen, wenn jene Faktoren endlich einmal beweisen würden, daß sie selbst irgend einen Einfluß besitzen, (Potlesk.) der es ihnen ermöglicht, diesen ungeheueren Nachteil, der der sudetendeutschen Wirtschaft damit zugefügt wird, zu beseitigen. (Posl. dr Peters: Siehe Herrn Zierhuts Einfluß in der Zentralbankfrage!) Ja, Herr Zierhut und auch Herr Spina, der in Brüx Reden hält. Es ist zu bemerken, daß es sich hier nicht mehr um eine nationale Frage des Sudetendeutschtums handelt. Alle diejenigen, die in wirtschaftlichen Ziffern zu denken vermögen, wissen, daß es sich hier schon um eine gesamtstaatliche Frage handelt. Die Zentralbank, die Landbank, die Volksbank, haben einen Einlagenstand, der fast 3/4 Milliarden Kronen ausmacht. Wenn Sie diesen Einlagenstand auf einmal streichen, werden Sie erleben, daß mehr wie 700.000 Kronen aus der Wirtschaft plötzlich herausgezogen werden, was zur Folge haben muß, daß wir eine Unsumme von neuen Zusammenbrüchen und Konkursen zum Schaden der gesamten Wirtschaft des Staates erleben werden. Es ist also im Interesse des Staates gelegen, wenn wir hier für die Zentralbankeinleger und für die gesamte Wirtschaft des Staates fordern, daß man nicht nur die moralische, sondern auch die rechtliche Pflicht erfüllt, die Gläubiger der Zentralbank der deutschen Sparkassen zu befriedigen. Ich betone, diese Forderung ist nicht nur eine moralische, sondern auch eine rechtliche. Wenn im Verwaltungsausschuß oder im Überwachungsausschuß der Zentralbank ein Regierungskommissär sitzt, dann darf man heute nicht einfach sagen, daß die Zentralbank pleite gegangen ist, weil die verantwortlichen Faktoren gewissenlos darauf losgewirtschaftet hätten. Da ist ja auch der Regierungskommissär belastet, der vielleicht jahrelang in dieser Verwaltungskommission gesessen ist. Wenn ein Vertreter der Regierung im Überwachungsausschuß sitzt, so hat er und die Regierung auch die Verpflichtung, eventuelle Mißstände aufzuzeigen und die Regierung hat heute auch die Verpflichtung, die Verantwortung mitzutragen. (Potlesk.)

Bei der Frage der Behebung der Krise können wir mit Befriedigung feststellen, daß man in letzter Zeit auch wieder einmal an das Baugewerbe denkt. Nicht etwa deshalb, weil ich selbst im Baugewerbe tätig bin, möchte ich diese Frage hier zur Debatte stellen, sondern deshalb, weil die Bauindustrie als Schlüsselindustrie mit in der Lage ist, die Wirtschaft zu beleben. Eine initiative Belebung der Bauwirtschaft wird zur Folge haben, daß in sekundärer Linie nicht nur die am Bau arbeitenden Maurer oder Hilfsarbeiter zu Arbeit und Brot kommen, sondern auch viele andere daran hängende Kreise der Wirtschaft neu in den Produktionsprozess eingereiht werden.

Minister Neèas sagte im Ausschuß, daß er im kommenden Jahre hoffe, hunderttausend arbeitslosen Bauarbeitern Beschäftigung zu geben, und zwar durch gesetzliche Maßnahmen und daß er weiteren hunderttausend Arbeitern Arbeit und Brot zu verschaffen hoffe durch direkte Subventionierung durch den Staat. Wir nehmen diese Erklärung gerne zur Kenntnis, daß auf diesem Wege beabsichtigt ist, 200.000 Arbeitslose in den Produktionsprozeß einzustellen, allein es ist, wie wir schon im sozialpolitischen Ausschuß betonten, bedauerlich, daß Minister Neèas über die Art, wie er sich die Finanzierung dieses sehr erstrebenswerten Programmes vorstellt, nichts aussagen konnte. Wir kommen daher wieder zum Beginne des Ringes, wenn es einen solchen gibt, dahin, daß man sich zwar grundsätzlich im Klaren ist, daß etwas geschehen muß, aber daß man sich nicht darüber im Klaren ist, wie man das, was geschehen muß, auch bezahlt. Es wurde auch davon gesprochen, daß 5 Milliarden Kronen für Investitionen zur Verfügung stehen. Der Finanzminister hat dagegen festgestellt, daß er nicht 5 Milliarden, sondern nur 3.4 Milliarden, zusätzlich der 360 Millionen für die Verteidigung zur Verfügung hat. Wo also die fehlenden 1.6 Milliarden Kronen für Investitionen hergenommen werden sollen, ist uns schleierhaft. Andererseits hat der Budgetreferent erklärt, daß man auf dem bisherigen Weg des Schuldenmachens nicht mehr fortzufahren gedenkt. Jedenfalls freut es uns, daß die Notwendigkeit der Belebung der Bauindustrie allgemein eingesehen wird. Es gilt nicht nur, die Zehntausend "Wohnungen für Arme", die nach den statistischen Erhebungen des Ministeriums für soziale Fürsorge geschaffen werden müssen, zu bauen, sondern es gilt überhaupt die private Bauinitiative zu beleben. Es ist bekannt, daß mit Ende dieses Jahres eine Anzahl wichtiger Gesetze ablaufen, die geradezu eine Voraussetzung dafür abgeben, daß die Bauindustrie neubelebt werden kann. Ich verweise auf das Mieterschutzgesetz, auf gewisse wichtige Bestimmungen des Bauförderungsgesetzes und auf andere längst fällige Gesetze, wie z. B. die Bauordnung, von der man schon seit vielen Jahren redet, daß sie novelliert wird. Es gibt eine ganze Reihe von Gesetzen, die zunächst einmal novelliert und prolongiert werden müssen, damit die Voraussetzungen zur initiativen Neubelebung des Baugewerbes überhaupt gegeben sind. Heute ist die private Bautätigkeit fast vollkommen lahmgelegt. Es ist bekannt, daß die Bautätigkeit auf den Status zurückgesunken ist, der jenem des Jahres 1922 entspricht und Sie wissen, daß im Jahre 1922 so gut wie nichts g.ebaut wurde. Schon im Vorjahre war die Bauindustrie so gut wie kaum beschäftigt, heute ist sie um 20% weniger beschäftigt. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Košek.) Als Mittel zur Belebung sehen wir die Gewährung einer neuen Steuerfreiheit für jene Baulustigen, die in den kommenden beiden wichtigen Jahren einen Bau durchzuführen gedenken. Wir sind darin einig mit sämtlichen Vorschlägen der Fachorganisationen. Wir müssen aber fordern, daß auch die kalkulativen Voraussetzungen, die zur Ausführung dieser Neubauten geführt haben, dauernd erhalten werden; denn es geht nicht an, daß man heute die Bevölkerung anregt, auf Grund des Bauförderungsgesetzes Mittel zu investieren, um einige Jahre später durch ein neues Gesetz die einmal gegebenen Kalkulationsgrundlagen, die, da sie vom Staate gegeben sind, verbindlich sein sollten, als unverbindlich zu erklären. Wir sehen weiter ein Mittel zur Belebung des Baugewerbes in der Steueramnestie. Ich weiß aus meiner Praxis, daß es eine Reihe von baulustigen Menschen gibt, die nur deshalb nicht bauen, weil sie sagen: Wenn ich heute ein Haus baue, kommt das Steueramt über mich und fragt, woher hast du die Mittel? Ich habe sie nicht einbekannt und ich werde infolgedessen erstens bestraft, zweitens wird mir rückwirkend Einkommen- und Rentensteuer vorgeschrieben und damit wird mir das Bauen unmöglich gemacht. Es ist notwendig, durch eine generelle Steueramnestie für die nächsten zwei Jahre die Voraussetzung zu schaffen, daß auch jene versteckten Kapitalien tatsächlich zur Wirkung kommen.

Die bisherige Reparaturordnung möchte ich nur kurz streifen, sie ist nicht wert, daß man sie besonders erwähnt. Denn es war ein Versuch mit unttauglichen Mitteln, etwas zu kopieren, was man anderswo mit größerer Initiative und größerem Erfolg durchgeführt hat. Das Baugewerbe hat jahrelang darauf hingewiesen, wie ungeheuer die Verluste sind, die dem gesamten Volksvermögen durch den Verfall des Hausbesitzes erwachsen sind. Das Baugewerbe hat darauf hingewiesen, daß es notwendig ist, diesen Verfall aufzuhalten und durch großzügige Verordnungen die Ausführung von Reparaturen anzuregen.

Es ist in den Nachbarländern Österreich, England und Deutschland in dieser Hinsicht viel getan worden. In England hat man es verstanden, durch verhältnismäßig geringe staatliche Mittel die Bautätigkeit unerhört zu forcieren. Ich möchte Ihnen ein paar Zahlen nennen, die erstaunlich sind. Im Jahre 1932 war der Bauindex in England auf der Höhe von 110, im Jahre 1935, wo bei uns die Bautätigkeit am Aussterben ist, ist dieser Bauindex auf 222 gestiegen, also in einer Zeit, wo bei uns ein unerhörter Wirtschaftsverfall eingesetzt hat, ist in England demgegenüber ein unerhörter Aufschwung des Baugewerbes um mehr als 100% zu verzeichnen. Man hat durch direkte staatliche Subventionierung ca 50.000 Häuser gebaut. Man hat es aber verstanden, durch Erweckung der Privatinitiative 300.000, also das Sechsfache, zu schaffen. In Deutschland ist man den Weg der direkten staatlichen Subventionierung gegangen und es ist ganz interessant, wenn man diese Ziffern betrachtet. Im Jahre 1933 hat man der Bauwirtschaft nicht weniger als 500.000 Reichsmark zur Verfügung gestellt und hat dadurch interessanter Weise den dreifachen Betrag aus der Privatwirtschaft initiativ dem Baugewerbe neuzugeführt. Man hat also durch Gewährung staatlicher Subventionen in ungeahnter Weise die private Tätigkeit angekurbelt. Heute ist man sich im reichsdeutschen Baugewerbe im klaren, daß durch diese staatliche Initiative allein dem Baugewerbe Aufträge in der Höhe von mehr als 3 Milliarden zugeführt wurden. Wenn Sie bei uns die Fachorganisationen fragen, und hören wollen, was durch unsere direkten Maßnahmen der Bauförderung in der letzten Zeit zugeführt wurde, dann erfahren sie, daß diese Ziffern so belanglos sind, daß man sie überhaupt nicht zu erwähnen braucht. Es kommt dazu, daß die direkte Subventionierung, die in Deutschland vorgenommen wurde, eine Erhöhung der Steuereingänge mit sich gebracht hat, so daß man heute bereits an die Abschreibung dieser Subventionen, dieser 500.000 Mark, schreitet. Wir hoffen, daß die Ankündigungen des Herrn Fürsorgeministers in die Tat umgesetzt werden, und daß die Voraussetzung der Belebung der privaten Bauwirtschaft tatsächlich gegeben wird.


Související odkazy



Pøihlásit/registrovat se do ISP