Es ist lediglich dem marxistischen Einfluß zu danken, daß
in diese Monopolbewirtschaftung, wie sie von Haus aus gedacht
war also die Erfassung und Verteilung - auch wieder Elemente hineingerückt
sind, die von früher her als zwischen beiden Gruppen stehend,
ihr Schäfchen ins Trockene gebracht haben. Es wird an der
Landwirtschaft und ihren Organisationen liegen, diesen Herrschaften
das Handwerk zu legen und dem Landwirt von dieser Summe das Möglichste
zur Verfügung zu stellen, um seine Arbeitsgehilfen zu befriedigen
und auch seinen Verpflichtungen seiner Familie und dem Boden gegenüber
nachkommen zu können.
Wir sehen heute draußen vielfach Meinung auftauchen, daß
in der Bewirtschaftung dieser Getreidemengen die riesenhaften
Gewinne plötzlich wieder erscheinen werden. Dem ist nicht
so und wir müssen von Seite unseres Genossenschaftswesens
vor übereilten Neugründungen warnen. Die Folgen derartiger
unbedachter Neugründungen haben sich schon gezeigt und sind
wir nicht Willens, auf die Dauer diese Mißstände weiter
mit zu verantworten, bzw. mit zu tragen. Es wurden plötzlich
Lagerräume geschaffen, in die niemals Getreide hinein gehörte,
in denen das Getreide verdorben und verstunken ist. Dieses Getreide
versuchte man dann den Arbeitslosen als Lebensmittel zur Verfügung
zu stellen oder dem Landwirt zu Futterzwecken zurückzugeben.
Wir mußten Erschwernisse auf uns nehmen. Die Landwirte waren
vielfach selbst mit schuld daran, daß es zu derartigen Unzuständigkeiten
gekommen ist. Der Hafer wurde mit hinaufgehoben auf den Grundpreis
von 100 Kè. Plötzlich wurde der ganze Hafer zum Kauf
angeboten, was nicht angeht, da ja der Absatz des Hafers bis zur
Bewußtlosigkeit gedrosselt ist infolge der verminderten
Pferdehaltung, aber auch infolge der Unmöglichkeit auszuführen.
Versuche auszuführen wären meines Erachtens unter jeder
Bedingung zu unterlassen, da sie dem Landwirt nur ein Spottgeld
für seine Produkte bringen sollten. Eine Ausfuhr um den Preis
von 34 Kè wäre es ein Wahnsinn. Die Landwirte müssen
in erster Linie selbst daran gehen, das in der eigenen Wirtschaft
gebaute Futter Futterzwecken zuzuführen und dann erst nach
den Qualitätsfuttermitteln und aus fremden Gebieten eingeführten
Kraftfuttermitteln greifen.
Bei dieser Gelegenheit will ich noch eines erwähnen. Insbesondere
unsere kleinen Besitzer, aber auch unsere Kleinmüller wurden
von den verschärften Methoden der Durchführung des Getreidemonopols
außerordentlich schwer betroffen, in dem der Müller
das Getreide nicht mehr beim Mahlgast abholen und ihm dann das
gemahlene Getreide wieder zuführen kann. Unsere kleinen Besitzer
kommen in schwere Bedrängnis, wenn nicht irgendwo ein bäuerliches,
also ein Pferdefuhrwerk zur Verfügung steht, das ihm während
der Winterzeit das Schrotten oder Mahlen möglich macht. Es
ist scheinbar wieder dieselbe Art, die man mit dem Sprichwort
ausdrückt: Die kleinen Diebe henkt man, die großen
läßt man laufen. Es wäre besser, in den großen
Konzernen nachzusehen, ob nicht dort allenfalls irgendwelche Schiebungen
geschehen als bei den kleinen Existenzen auf den Dörfern,
woraus dann nach zweierlei Seiten Gefahren und Erschwernisse für
die Betreffenden entstehen. Den Kampf gegen gewisse Gruppen von
Menschen, die die endlich erreichten Festpreise wieder brechen
wollen, müssen allen Menschen guten Willens aufnehmen, und
wenn der Landwirt selbst dazu zu schwach sein sollte, bekommt
er heute in Kreisen eine Mithilfe, die ihm früher unzugänglich
waren. Es hat sich unterdessen eine Änderung in der Einstellung
großer Teile der Bevölkerung eingestellt. Es ist selbstverständlich,
daß die bisherige Wirtschaftsweise einer Regelung unterzogen
werden muß, wenn nicht Hemmungen entstehen sollen. Wir haben
im letzten Wirtschaftsjahr ein ungeheueres Anschwellen der mit
Weizen bebauten Fläche gesehen. Weil der Weizen gerade noch
das bestbezahlte Produkt ist, wirft sich alles auf den Weizenanbau.
Diesbezüglich muß wohl eine Planung für die ganze
Landwirtschaft reiflich beraten und vernünftig erwogen, eingeführt
werden; diese Planung läßt sich nicht vom grünen
Tisch durchführen, und ich bin der Ansicht, daß hiezu
die erfahrene Arbeit aller unserer ländlichen Organisationen,
insbesondere unserer Landeskulturräte und ihrer Sektionen
mit herangezogen werden muß, um eine vernünftige Planung
durchzuführen.
Wir haben aber nicht nur die Sicherung der Preisbildung auf dem
Getreidemarkt, bezw. beim Getreideabsatz ins Auge zu fassen. Wir
müssen auch die Regelung der Viehverwertung durchführen,
denn auch auf diesem Gebiete, das natürlich weitaus schwerer
zu bewirtschaften ist, sehen wir gerade den illoyalen und illegalen
Zwischenhandel an der Arbeit, um auf Kosten des Landwirts und
des Konsumenten seine Gewinne herauszuschlagen. Wenn auf dem Prager
Markt 24 verschiedene Abgaben eingehoben werden, von dem Moment
an, wo das lebendige Tier am Markt aufgefahren, abgetrieben, geschlachtet
und dann zum Detaillisten geführt wird, wird es wohl auch
gut sein, dort nachzusehen, ob nicht irgendwelche Schlachtfeldhyänen
an der Arbeit sind, die aus der Not der übri gen ihre Gewinne
ziehen. Die Regelung ist weitaus schwerer und muß mit größerem
Bedacht vorgenommen werden, da sich bis auf verhältnismäßig
geringe Mengen von Konserven von dem Lebenden nichts einlagern
läßt. Infolgedessen müssen hier andere Methoden
angewendet werden, und wir sind dessen sicher, daß in engster
Zusammenarbeit mit dem landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen
und mit dem loyalen Handel Wege gefunden werden, um auch auf diesem
Gebiete eine entsprechende Regelung vorzunehmen. Diese beiden
Belange sind wohl die Grundlagen, ehe an eine Ent- oder besser
gesagt Umschuldung der Landwirtschaft gedacht wird.
Die angedichtete Bereicherung der Landwirtschaft, auf Grund deren
man glaubte, auf ihre Kosten längere Zeit wirtschaften zu
können, wi rkte sich so aus, daß wir heute mit einer
Summe von 30 Milliarden landwirtschaftlicher Schulden rechnen
müssen. Das ist die Bereicherung der Landwirtschaft! Die
Landwirtschaft ist heute in einer solchen Lage, daß die
meisten Besitzer gleichgiltig welchen Charakters heute nicht mehr
wissen, ob sie imstande sein werden den Besitz weiterzuführen
und die aufgelaufenen Schulden zu decken. Diese Schulden sind
womöglich zu einer Zeit der hohen Werte aufgelaufen, ich
denke da insbesondere an die Übernehmer, die in den Jahren
1927 und 1928 zu ganz anderen Preisen übernommen hatten und
heute derart verschuldet sind, daß es fast gar keine Möglichkeit
gibt, sie aus den Schulden herauszuführen, wenn nicht staatliche
Schutzmaßnahmen getroffen werden. An diesen Schutzmaßnahmen
arbeitet nun Ministerpräsident Hodža und der
an seine Stelle zum Landwirtschaftsminister berufene Dr. Zadina.
Wir stellen unsere Mitarbeit gerne zur Verfügung und wurden
auch von der Sudetendeutschen Partei entsprechende Anregungen
gemacht und Anträge gestellt, die hoffentlich nicht das gleiche
Schicksal haben werden, wie zumeist sämtliche deutsche Anträge:
sie werden eingebracht, liegen ein bis zwei Jahre irgendwo in
einer Schublade, um dann später erst herausgeholt zu werden.
Es könnte aber diesmal zu spät sein, wenn sie so spät
in Berücksichtigung gezogen würden. Ähnlich ist
es der deutschen Arbeit im Parlament der Èechoslovakischen
Republik oft und oft gegangen.
Eine Entschuldung ist nur möglich, wenn die Gegebenheiten
da sind, an die Schuldenzahlung zu denken. Zu diesem Zwecke muß
eine Zinsfußherabsetzung in weitestgehendem Ausmaße
erfolgen und muß diesbezüglich wohl auch der Einleger
mithelfen, damit er den Schuldner in die Lage zu versetzen hilft,
seine Schuld wieder zahlen zu können, und sich selbst damit
den Dienst erweist, daß seine Einlage gesichert ist. Es
sind Vorlagen in Vorbereitung, die wir mit gemischten Gefühlen
betrachten. In der letzten Zeit wird uns berichtet, daß
ein Antrag auf Schaffung einer Entschuldigungsinstituts, der sogenannten
Bauernbank, im interministeriellen Verfahren ist. Bei näherem
Zusehen finden wir aber, daß es sich hier um die zweite
Auflage eines Instituts handelt, mit welchem wir Deutschen im
Staate ziemlich unangenehme Erfahrungen gemacht haben. Es kommt
mir so vor, alsob das Bodenamt erneut wieder auf - den Plan treten
sollte; denn die kurzen Inhaltsangaben über das Statut des
Entschuldungsinstituts zeigen derart fürchterliche Gefahren
auf, daß es mir gar nicht möglich erscheint, an eine
derartige Gesetzesvorlage in, diesem Wortlaut auch nur zu denken.
Es muß, wenn Ruhe und Frieden in diesem Staat eintreten
soll, die Möglichkeit gegeben sein, die den gegenseitigen
völkischen Besitz gewährleistet, und daß nicht
durch amtliche Maßnahmen wieder Bodenenteignungen vorgenommen
werden können, wie sie in diesem Entschuldungsinstitut als
möglich hingestellt sind. Bei Vollverschuldungen ist daran
gedacht, auch den landwirtschaftlichen Ausgleich ein zuführen,
der wohl mit größter Vorsicht behandelt werden muß,
wenn dadurch nicht auch unser landwirtschaftliches Geldwesen zu
Schäden kommen soll. Es muß Hilfe geschaffen werden,
insbesondere für alle jenen Schuldnern, die ohne eigenes
Verschulden in diese furchtbare Notlage hineingeraten sind. Wir
sehen so manche landwirtschaftliche Existenz Schritt um Schritt
den Untergang zutreiben, trotzdem alle Hände und alle Kraft
der Erwachsenen und selbst der Kinder eingesetzt werden. Für
diese Menschen soll
Hilfe geschaffen werden. Anders ist es bei jenen, die durch eigenes
Verschulden in Not geraten sind. Es sei hier darauf hingewiesen,
daß die Mög.lichkeit bestünde, mutwillige Verschuldung
zu bremsen, wenn es nach den heutigen Vorschriften nicht so ewig
lang dauern würde, derartige Besitzer, sogenannte Familienerhalter,
zum Schutze ihres Besitzes und ihrer Familie unter Kuratell zu
stellen. Eine Änderung des Kuratellverfahrens würe nur
am Platze. Bei dieser Gelegenheit appelliere ich nochmals an die
Regierung und das hohe Haus: Ich möchte das gesamte landwirtschaftliche
Genossenschaftswesen mit eingespannt sehen. Es hat bewiesen, was
es im Interesse der Allgemeinheit zu leisten imstande ist. Es
sind die seinerzeit aufgenommenen Überschüsse des Jahres
1933 bewirtschaftet worden, ohne daß der Staat die seinerzeit
gegebene Garantie verloren hätte, im Gegenteil, dem Staat
ist aus den Überschüssen noch ein ganz erkleckliches
Sümmchen in die Staatskassa abgeführt worden.
Bei all diesen Maßnahmen, einschließlich der Monopolbewirtschaftung,
haben wir eine schwere Klage vorzubringen, die möglichst
abgebaut werden muß und bei gutem Willen auch abgebaut werden
kann. Sie betrifft die Einstellung deutscher Menschen in diesen
Dienst. So wie bei den übrigen Amtsstellen haben wir auch
hier erleben müssen, daß mit wenigen Ausnahmen alle
deutschen Bewerber abgelehnt wurden, angeblich nur deshalb, weil
sie des Èechischen nicht mächtig waren.
Auf dem Gebiete des landwirtschaftlichen Schutzes, sind, wie ich
schon sagte, gewisse Vorlagen in Vorbereitung. Wir auf deutscher
Seite sind in unseren fachlichen, aber auch in unseren politischen
Organisationen bereit, mitzutun, um, soweit es nur irgend geht,
Abhilfe zu schaffen. Wir können aber nicht verstehen, daß
man in diese Zeit, wo es sich um derart ungeheuere Belange und
wichtige Staatsinteressen handelt, aus rein nationalistischen
Erwägungen Kampfworte schleudert, die, wenn sie erfüllt
werden sollten, alles, was bisher aufgebaut wurde, über den
Haufen rennen würden. Auf dem Gebiete der Landwirtschaftsförderung
sollen neue Einrichtungen geschaffen werden, die bei der Beratung
und Durchführung dieser unendlich wichtigen landwirtschaftlichen
Belange sicherlich nicht soweit zugreifen könnten, wie die
bisher bewährten, die Landwirtschaft fördernden Organisationen.
Wir hören immer wieder von der Abschaffung der Landeskulturräte,
an deren Stelle Landwirtschaftskammern treten sollen. Die Landeskulturräte
haben in ihren Sektionen im edelsten Wetteifer bewiesen, daß
sie im Interesse der Landwirtschaft das denkbar Beste zu leisten
vermögen. Die Sektionierung der Landeskulturräte ist
überdies auch durch das Gesetz über die Verwaltungsreform
gewährleistet. Allerdings müßte dieses Gesetz
besser eingehalten werden als bisher und es müßte insbesondere
die Mehrheit mit dem guten Beispiel vorangehen. Nicht wie bei
den Ernennungen in die Bezirksvertretungen, wo selbst diejenigen
Parteien, die seinerzeit am Werden dieses Gesetzes gearbeitet
und den Schutz der nationalen Vertretung in das Gesetz aufzunehmen
Gelegenheit hatten, zusehen, wie plötzlich gegen das Gesetz
andere Methoden bei den Ernennungen gehandhabt werden. Dadurch
ist der seinerzeitige Erfolg der nationalen Sicherung aufgegeben
worden. Ich verweise nur auf Znaim, wo jetzt bei diesen Methoden
sogar eine èechische Vertretungsmehrheit zur Tatsache geworden
ist.
In all diese Arbeit hinein kam der Wechsel in der Person des Ministerpräsidenten.
Es trat anstelle des Ministerpräsidenten Malypetr
Ministerpräsident Dr. Hodža und an dessen Stelle
als Landwirtschaftsminister Dr. Zadina. Gerade Dr. Hodža
war es, der vor 9 Jahren zusammen mit Švehla daran
arbeitete, das deutsch-èechische Problem aufzunehmen und
der Bereinigung zuzuführen. Welchen Unterschied sehen wir
heute nach den wenigen Jahren seit 1926? Es sind nicht mehr die
mutigen Menschen hier, die dieses wichtigste Problem des Staates
mit demselben Ernst aufnehmen würden, wie es seinerzeit der
Bauernführer Švehla aufgenommen hat. Es waren
deutsche Parteien an der Regierung und an der Mitverantwortung
beteiligt, es ist recht und schlecht gegangen. Während der
Erntestützungsmaßnahmen seit 1931 vermochte der sozialistische
Zugriff zu erreichen, daß die landwirtschaftliche Verarmung
immer mehr zunahm, bis endlich durch die Einführung des Monopols
ein Auftakt zu einer Wendung erfolgte.
Aber auch auf nationalem Gebiete sehen wir, daß es trotz
den Zusagen, die Švehla in seinem gewichtigen Worte
von den Gleichen unter Gleichen gab, an Mut fehlte, den deutschen
Menschen in diesem Staate als vollwertigen Staatsbürger anzuerkennen
und ihm, wie einmal Kramáø sagte, das zu
geben, was er als Deutscher in diesem Staate zu seinem Leben unbedingt
braucht. Und um nichts anderes kämpfen wir auf Seite der
Sudetendeutschen Partei, wenn wir den Kampf ums Recht aufnehmen,
welches uns vorenthalten ist. Wir kämpfen um nichts anderes
als darum, was man den bisherigen deutschen Regierungsparteien
vorenthalten hat, und sich immer wieder daran gütlich getan
hat, schon in der Teilnahme an der Regierung die Befriedung der
deutschen Bevölkerung in der Èechoslovakei ausweisen
zu können. Wir wissen ja noch von dieser Zeit her, wie diese
Arbeit aufgenommen wurde und wie sie geleistet wurde. Schwer war
sie, dessen war sich jeder bewußt. Dieses Zeugnis müssen
auch heute die deutschen Sozialdemokraten ausstellen, die bis
1929 im fürchterlichsten Kampfe gegen die damaligen Regierungsparteien
gestanden sind. "Lendenlahm" war nur ein Schmeichelwort
gewesen. Heute stehen sie in der Regierung und sehen selbst, wie
ungeheuer schwer es ist, weil nur eine
verhältnismäßig kleine Gruppe durch sie repräsentiert
ist, weshalb es den Èechen nicht einfällt, zumal überdies
im deutschen Lager durch Jahre der fürchterlichste Bruderkrieg
wütet, ihnen mehr zu geben, als sie bis jetzt gegeben haben.
Wir sehen, daß dieser Kampf im deutschen Lager auch in der
letzten Parlamentsperiode weiter geführt wurde und damit
endete, daß im Jahre 1933 die Einstellung einer Partei und
die Auflösung der zweiten Partei erfolgte. Es war dies gleichzeitig
aber auch der Augenblick, in welchem, dem Ruf Konrad Henleins
folgend, sich das deutsche Volk im Sudetengebiet ermannte, sich
von diesem fürchterlichen Kampf loslöste, daran ging,
in den verschiedensten Erwerbsgruppen gegenseitiges Verständnis
zu schaffen und miteinander den Kampf um das Recht, um die Existenz,
um den Arbeitsplatz und den Besitz in diesem Staate aufzunehmen.
(Výkøiky.)
Es hat seinerzeit bei der Beratung über die Verfassungsurkunde
der damalige Berichterstatter gesagt: "In diesem Wortlaut
unserer Verfassungsurkunde geben wir den Minderheiten nur das
Geringste, was wir ihnen nach dem Vertrag von Saint Germain zu
geben verpflichtet sind". Wenn damals schon im sogenannten
Revolutionsparlament der èechische Berichterstatter davon
sprach, daß durch dieses Gesetz nur das Geringste gegeben
wird, wozu die Èechen nach dem Saint Ge rmainer Friedensvertrag
verpflichtet sind, so ist das bezeichnend genug. (Posl. Beuer:
Herr Dr. Hodina, erzählen Sie uns doch etwas über Henleins
Londoner Besuch!) Das können Sie in der Zeitung nachlesen.
Es zeigt sich da, daß den damaligen èechischen Vertretern
im Revolutionsparlament vorgeschwebt hat, eine Besserung des Verhältnisses
zwischen Èechen und Deutschen, bis Švehla sein
Wort von Gleichen unter Gleichen gesprochen hat. Es wurde dann
auch vom Bund der Landwirte immer wieder zur gemeinschaftlichen
Arbeit aufgerufen, aber es durfte leider Gottes in diesen Jahren
1933 und 1934 und bis zu den Wahlen des Jahres 1935 nicht dazu
kommen, daß sich diese Gemeinschaft in ihrer Gänze
zusammenfand. Es war fremder Einfluß, der hier eingriff,
um zu verhindern, daß das zustande käme, was sich im
deutschen Volke vorbereitete. Wir haben ja bei den Wahlvorbereitungen
erlebt, daß über fremden Einfluß sich noch ein
Wahlblock und eine Schuldnerpartei gebildet hat, die nur zur Zersetzung
im deutschen Lager dienen sollte.
Wir haben durch die Wahlen vom 19. Mai den Glauben an uns selbst
wieder gefunden. Es war dies die Wiedergeburt des deutschen Volkes,
und es wird sich diese Einigung durch die Hetze, die gegen uns
eingesetzt hat, absolut nicht mehr ändern lassen. Die Wahlresultate
haben gewissen Kreisen eine außerordentliche Verlegenheit
bereitet. Zum erstenmale ist es vorgekommen, daß in der
Èechoslovakei, wo man sich ansonsten so sehr bem ühte,
rasch Bericht zu erstatten und die Wahlresultate bekannt zu geben,
sich die Mitteilung der Wahlresultate ganz ungeheuerlich verzögert
hat. Um 11 Uhr nachts brachte der Radioansager ein paar Resultate.
Als er die vierte deutsche Stadt nannte, war es plötzlich
Schluß mit den weiteren Angaben. Es mußte erst um
1/29 Uhr vormittag am Montag der Ministerrat zusammentreten und
konnte die weitere Verlautbarung erst um 11 Uhr vo rmittag nach
Beendigung des Ministerrates in Angriff genommen werden. Es berührt
sehr eigentümlich, daß es bei diesen Wahlen so lange
Zeit erfordert hat, die Wahlresultate bekannt zu geben, die zeigten,
daß es das deutsche Volk satt hat, in viele Parteien zerspalten
mit einander zu raufen und dadurch eine Position um die andere
zu verlieren.
Wir haben heute vor allem eine Aufgabe in unserer Wirtschaft zu
berücksichtigen. Bei den Hunderttausenden von Arbeitslosen
sucht man auch Arbeitsgelegenheiten. Es sind ihrer genug, aber
sie werden nicht aufgenommen, und wenn sie aufgenommen werden,
so werden sie in einer Art durchgeführt, wie dies Kamerad
Richter im Budgetausschuß aufgezeigt hat. In deutschen
Gebieten werden èechische Unternehmer und Arbeiter untergebracht,
die von weit her zugeführt werden müssen, nur um den
deutschen Arbeitern die Arbeit dort vorzuenthalten. Wir haben
in der Èechoslovakei im deutschen Gebiet noch cca 200 Gemeinden
ohne Straßen. Im Mittelalter baute man Hungermauern, aber
man baute, man schuf Arbeit, man gab den Menschen Verdienstmöglichkeiten,
nur um sie so in Ruhe und bei der Arbeit zu halten. Bauen wir
doch diese Hungerstraßen in diesen Gebieten, in denen die
Gemeinden sonst kaum imstande sind, zum Bau einer Straße
zu kommen. Geben wir den Arbeitswilligen Arbeitsgelegenheit und
helfen wir, in diesen armen Gegenden das zu schaffen, was in anderen
Gebieten bereits in ausreichendem Maße vorhanden ist. Wir
haben eine Menge von Gemeinden ohne Wasserleitung, mit Wasserverhältnissen,
die geradezu typhösen Charakter haben, wo der Typhus jährlich
in größerem oder kleinerem Maße grassiert und
Hunderte von Opfern fordert. Auch hier wäre die Aufwendung
von Mitteln am Platze.
Eine weitere Wirtschaftsmaßnahme ist die Umsiedlungsfrage
der Arbeitslosen. Es ist ausgeschlossen, daß alle Hunderttausende
der Arbeitslosen je wieder in die alte Arbeitsstätte zurückkehren
können. Man muß deshalb Vorsorge treffen und bei Zeiten
es ermöglichen, daß diese Menschen in andere Gebiete
übersiedelt werden, wo sie sich mit ihrer Hände Arbeit
das zum Leben Notwendige für ihre Familien selbst anbauen
können. Wir haben die vom Bergbau verwüsteten Gebiete,
die zu kultivieren wären. Auch hier wären Arbeitsgelegenheiten.
Nur nicht wieder den Pferdefuß bei allen diesen Maßnahmen
zum Vorschein treten lassen, lediglich für den èechischen
Arbeiter vorzusorgen oder deutsche Arbeit und deutsches Gebiet
in èechische Hände zu überführen.
Dr. Hodža ist auf den Plan getreten und hat in seinen
Ausführungen weitgehendst darüber berichtet, in welcher
Art die Regierung versuchen will, die Mittel und Wege zu finden,
um der Krise so weit als möglich zu steuern. Das wichtigste,
was Dr. Hodža für sich erreichen muß, ist
das Vertrauen; das Vertrauen von Volk zu Volk zu fördern,
aber auch das Vertrauen bei der Behandlung auf steuertechnischem
und anderen Gebieten. Ich las vor wenigen Wochen in èechischen
Blättern, es könne um unsere Wirtschaft nicht gar so
schlecht bestellt sein, da wir sehen, daß uns täglich
Millionäre zuwachsen. Es ist von 256 Millionären gesprochen
worden, die unterdessen in der Èechoslovakei zugewachsen
sind. Das Vertrauen wäre sehr leicht zu erringen, besonders
auf steuertechnischem und fiskalischem Gebiete, wenn sich die
Regierung entschließen könnte, einmal eine Untersuchung
anzustellen, wie diese Vermögen zustandegekommen sind. Sind
sie ehrlich zustandegekommen und sind sie versteuert worden, mögen
sie sie behalten. Sind Steuern hinterzogen worden, sind sie mit
Nachtragssteuern und Strafen zu ahnden. Sind die Vermögen
aus der Not der Bevölkerung im Staate ergaunert worden, sind
sie zus ammengestohlen worden, dann könnte irgendein Beschlagnahmeparagraph
in Verwendung treten, um hier Ordnung zu machen und zu zeigen,
daß nicht nur die Steuerleistung des kleinen und mittleren
Mannes, sondern daß auch die Steuerleistung der höchsten
Vermögen unter Aufsicht genommen ist und nach dem Rechten
gesehen wird.