Hohes Haus! Wenn ich hier als deutscher Arbeiter zum erstenmale
das Wort ergreife, so weiß ich, daß mir vonseite jener
Widerspruch entgegengebracht wird, die Volkstum als Spielerei
bürgerlicher Kreise hinstellen. Für uns aber ist Volkstum
kein leerer Begriff. Für uns ist das Volk das Höchste,
das wir besitzen, wofür wir kämpfen und wenn es sein
muß, unser Letztes hingeben. Aber die Ödheit internationalen
Denkens und klassenkämpferischen Hassens ist eine Warnung
vor der Auslieferung des Arbeiters an den Kapitalismus, eine Warnung
vor seiner Entrechtung. Der Marxismus sucht heute unter Mißachtung
aller völkischen Belange den materiellen Vorteil des Arbeiters
zu bessern und glaubt, jene Krisenhaftigkeit, die wir eigentlich
als soziale Frage zusammenfassen können, entscheidend zu
ändern. Um diese angebliche Besserstellung zu erreichen,
predigt man den Klassenhaß und Klassenkampf, der jedes Volk,
das diese Lehre aufnimmt, in den Abgrund führen muß.
Jahrzehntelange Entwicklung hat klar und eindeutig bewiesen, daß
es der Marx-ismus nicht versteht, seinem innersten Wesen nach
überhaupt nicht in der Lage ist, wahre soziale Gerechtigkeit
walten zu lassen.
Als sich die österreichisch-ungarische Monarchie national
aufteilte, war es nur den deutschösterreichischen Sozialdemokraten
vorbehalten geblieben, international zu bleiben, während
sich z. B. die èechische Sozialdemokratie ganz in die nationale
Arbeit stellte und sich nicht schämte, als èechisch
bezeichnet zu werden. Anders bei den Austromarxisten und ihren
Nachfolgern in den Sudetenländern. Sie haben die schicksalshafte
Verbundenheit zu ihrem Volke geleugnet, haben die schwersten Schläge
nicht aufgehalten und konnten sich einfach aus der Isolierung
als Klasse nicht befreien. Mit ihrem verwässerten Kommunismus
suchte die sudetendeutsche Sozialdemokratie mit den Fremdenlegionären
der Dritten Internationale die Seele des deutschen Arbeiters zu
erringen. Insbesondere aber als sie an der Macht teilnehmen durfte,
eröffnete sie gegen jeden den Bruderkrieg, wenn er nicht
in ihren Reihen stand. So hat sie den Vernichtungskampf gegen
die völkischen Gewerkschaften nicht nur geduldet, sondern
ihn sogar gefordert und mit gefördert, obwohl es ihr klar
sein mußte, welch ungeheueres Unheil dadurch über Tausende
von unschuldigen Arbeitern und ihre Familien hereinbrechen mußte.
Durch ihre politische Argumentation hat sie zu dem Abbau der Staatsangestellten
mit beigetragen und dadurch dem nationalen Abbau der deutschen
Staatsangestellten in einer Weise Vorschub geleistet, wie es ärger
und schmerzlicher nicht mehr sein konnte. Zu allen Ausnahmsgesetzen
hat die deutsche Sozialdemokratie bisher ihre Zustimmung gegeben
und damit die politischen Freiheiten untergraben. Die Kommunisten,
die sich auf ihren Wahllisten stolz als Sektion der Ill. Internationale,
also einer außerhalb des Landes stehenden Partei bezeichnen
konnten, die sich zu einer Staatsform bekennt, die die Demokratie
eindeutig ablehnt und nur die Herrschaft einer Klasse will, haben
noch schlimmer als die Sozialdemokraten auf deutscher Seite, den
Klassenhaß geschürt und unsere hungernden, allen seelischen
Rückwirkungen einer unfreiwilligen Arbeitsruhe ausgesetzten
Volksgenossen zu Terror und Aufruhr verführen wollen.
Gott sei Dank, hat der völkisch gesinnte Arbeiter sowohl
der Sozialdemokratie, als auch den Kommunisten am 19. Mai die
klare, eindeutige, ablehnende Antwort gegeben. Er hat mit seinem
gesunden Menschenverstand die volksfremde Führung abgelehnt
und wird sich seinen Anspruch auf Einbau und Zugehörigkeit
zu seinem Volk nicht mehr nehmen lassen. (Potlesk.) Allerdings
haben wir die furchtbaren Nachteile einer verspäteten Erkenntnis
bitter zu bezahlen und wir werden sie nur durch ungeheuere Opfer
und eine bekenntnisfrohe Arbeit wieder gutmachen können.
Wir wissen, daß wir deshalb weiterhin verfolgt werden, daß
die deutschen Genossen einfach nicht mehr umlernen können,
obwohl sie nur von den Èechen zu lernen brauchten, wie
fest heute dort die Arbeiterklasse zu ihrem Volke steht. Die Parteigehässigkeit
dieser beiden Parteien geht heute schon so weit, daß sie
nicht einmal Halt macht vor dem sozialen Recht des Schwächeren.
Konsumgenossenschaften, Gewerkschaften kündigen unseren Anhängern
die Mitgliedschaft, von der sie behaupteten, daß sie jedem
frei steht, wer in dieser Gemeinschaft eine Stütze sucht.
(Výkøiky.) Wir haben der Regierung genügend
Beweismaterial vorgelegt, wie diese Organisationen sich gegen
die Gesetze vergehen.
Der Klassenkampf hat unser Volk zerrissen und in Haß auseinandergespalten.
Wir deutschbewußten Arbeiter wollen unser Volk wieder zusammenfügen
und die Folgen der liberalen Zeit, die das Emporsteigen des vierten
Standes in die politische und nationale Mitverantwortung gehindert
hat, wieder gutmachen. Durch Not belehrt, wissen wir heute, daß
wir zusammenstehen müssen, ohne Unterschied des Standes.
(Potlesk.) Denn die Auffassung von einst hat sich von Grund
aus geändert und die Gemeinschaft aller ist heute eine anerkannt
zwingende Idee geworden. Man komme uns nicht mit solchen Phrasengedresch,
daß das eine von auswärts hereingebrachte Idee sei.
Nein, klar und eindeutig sei es hier festgestellt, daß wir
nicht mehr wollen, als das, was auf èechischer Seite aus
den Zeiten der nationalen Revolution in echter Volkstumsgemeinschaft
gewachsen ist, wir wollen unsere kulturelle und wirtschaftliche
Freiheit und unsere nationale Gleichberechtigung.
Die sudetendeutsche Partei verkörpert heute das Lebensrecht
und den Lebenswillen unseres Volkes. Sie ist die Überwindung
der Zerrissenheit und sucht im eigenen Volke die Verständigung
und nicht den Haß und nach der èechischen Seite hin
das Verständnis für diese Wirklichkeit. Wir lassen uns
den Kampf der einen gegen die anderen nicht mehr einreden. Denn
so wie es nicht angeht, jeden Arbeiterführer von heute als
Nutznießer von Arbeiterkreuzern anzusehen (Potlesk.),
so geht es auch nicht an, jeden Unternehmer als Ausbeuter hinzustellen.
(Výkøiky.) Mein lieber Herr Kollege, mit
Pauschalhaß und Pauschalverleumdung läßt sich
die Not heute nicht mehr lindern. (Potlesk.) Wir haben
den Mut, die Verständigung zu suchen und den Betrieb als
eine gemeinsame schützende Arbeitsstätte anzusehen.
(Výkøiky.)
Wenn wir deutschen Arbeiter den Marxismus klar und eindeutig ablehnen,
so geschieht es nicht einem gesunden, ehrlichen und alles umfassenden
Sozialismus gegenüber, nein, im Gegenteil, wir sehen in der
sozialen Gemeinschaft, in die alle gehören, die nicht nur
des Gewinnes wegen arbeiten, erst die richtige Kampffront gegen
den raffenden Kapitalismus, der seine Herrschaft nicht nur über
die arbeitenden Schichten verewigen will, sondern über alle,
die gleich ihm egoistische und selbstsüchtige Ziele verfolgen.
Deshalb stehen wir dem Kapitalismus ferner, als die, die die materialistische
Geschichtsauffassung als Inhalt ihres Lebens ansehen.
Gestatten Sie mir nun, der ich am Schraubstock gestanden bin und
die Not und die Gefahren des Arbeiters aus eigener Anschauung
kenne, an die verantwortlichen Leiter des Staates einen heißen
Appell: Schaffen Sie Arbeit, für unsere Hungernden Brot!
Es geht heute nicht allein um das karge Brot des Arbeiters, es
geht auch um die seelischen Gefahren von Hunderttausenden. Glaubt
man denn, daß ein solcher Prozentsatz unserer nationalen
Kraft brach liegen kann, ohne daß dieses Brachliegen bei
diesen armen und gequälten Menschen nicht eine seelische
Umstellung zur Folge hat? Glaubt man denn, daß das für
die Zukunft ohne Belang, ohne Gefahr bleiben kann? Hier ist der
Staat im weitesten Maße mitberührt, denn die Früchte
dieser Zeit wird die Gesellschaft ernten.
Gestatten Sie mir nun, daß ich einige Tatsachen anführe,
die ich selbst mit erlebt habe, Tatsachen, die an Furchtbarkeit
nichts mehr übrig lassen. Ein Gang durch die Gemeinden des
Erzgebirges weitab von jeder Eisenbahn, in 800 und 1000 m Höhe,
dieser Gang gleicht dem Kreuzweg durch einen Friedhof. Dort oben
stirbt ein ganzes Volk, jawohl, es stirbt an Hunger. Elendskrankheiten
sind überall zu Hause, sind überall anzutreffen und
gedeihen auf dem Boden der Unterernährung. An 80% der Schulkinder
ist Unterernährung festzustellen. Die Arbeitslosigkeit ist
dort noch nie richtig erfaßt worden. Wäre sie es, so
müßte die Welt erschaudern vor den Zahlen. Es ist heute
so, daß man nicht mehr die Arbeitslosen zählt, sondern
die Arbeiter, die noch in Arbeit stehen, weil diese Zählarbeit
eine viel leichtere ist. Untersuchen Sie selbst, meine Herren,
ob ich nicht recht habe mit der Behauptung, wenn ich sage, daß
in Frühbuß und Sauersack fast 80% der Bevölkerung
von der Arbeitslosigkeit unmittelbar betroffen sind. Schauen Sie
hinein in die Gemeindehäuser dieser Ortschaften, sie werden
erkennen, daß sich dort ein Elend zusammendrängt, wie
es furchtbarer nicht mehr sein kann. Dunkle, feuchte Löcher
im Ausmaße von 10, 12 m2 beherbergen dort Familien
mit 10 und 12 Köpfen. Wenn der Herr Außenminister Dr.
Beneš in seinem Exposé gesagt hat, daß
wir noch immer ein höheres Lebensniveau besitzen als unsere
Nachbarn, so muß ich angesichts dieser Tatsachen feststellen,
daß das überhaupt kein Lebensniveau mehr ist. Denn
das hat nichts mit Menschlichkeit zu tun, wenn heute Familien
in Kerkern wohnen, in ehemaligen Totenkammern, die keinen Fußboden
aufzuweisen haben. Das ist in kurzen Worten geschildert, die soziale
Lage in unserem Gebiet. Es ist deshalb dringend notwendig, daß
Hilfe gebracht wird. Es erscheint mir viel zu wenig, was hier
von den verantwortlichen Leitern des Staates zur Linderung der
Not in Aussicht gestellt wurde. Der Winter ist hereingebrochen
und wird die Not noch vervielfachen, die wir vor allem im sudetendeutschen
Gebiet mit all ihren schrecklichen Auswirkungen bereits kennen.
Arbeiternot wirft Handel und Gewerbe, aber auch die Landwirtschaft
zu Boden, schwächt die Staatsfinanzen und damit auch den
Staat selbst.
Das schwierigste Problem also, das mit allem Ernste sowohl vom
staatspolitischen als auch vom finanziellen Standpunkte aus in
Angriff genommen werden muß, ist die Behebung der Arbeitslosigkeit.
Wir Sudetendeutschen, die wir bisher unsere Pflichten dem Staate
gegenüber erfüllt haben, haben auch ein Anrecht auf
Arbeit und Brot. Es genügt einfach nicht, zur Behebung der
Arbeitslosigkeit nur die Frage der Fürsorge aufzurollen.
Die Frage der handelspolitischen Neuorientierung ist eben so wichtig,
wie die Schaffung eines gesunden Investitionsplanes. Es genügt
nicht, meine Herren, dauernd nur Versprechungen zu machen, dauernd
nur an der Peripherie der Not herumzudoktern, nein, ich muß
an den Erreger, an die Ursache herankommen, und es ist dabei relativ
ganz belanglos, ob ich diese erregende Ursache heute oder morgen
finde. Wesentlich ist, daß die Leiter des Staates sich darüber
im klaren sind, daß ohne ihre Beseitigung überhaupt
keine Heilung erfolgen kann.
Neben den Arbeitslosen aber gibt es noch eine ganze Reihe von
Kurzarbeitern, die nur zwei, drei Tage in der Woche arbeiten,
deren Los nicht minder schlecht ist, als das der gänzlich
Feiernden. An ihnen wird die Einführung der obligatorischen
Arbeitszeitverkürzung scheitern oder sie wird dadurch zumindest
gewaltig geschwächt. Es ist eben einmal so: für eine
Wirtschaft, die wie die unsrige einen auf Massenabsatz gerichteten
Organisationsapparat geschaffen hat, gibt es keine Wahl, es müssen
die Massen kaufkräftig gemacht werden, es müssen zusätzliche
Mittel in die Wirtschaft gepumpt werden.
Das Genter System erweist sich ebenso als völlig ungeeignete
Grundlage der staatlichen Fürsorge. Die Ernährungsaktion
ist ein trostloser geringer Loskauf des Staates von seinen Verpflichtungen
den Staatsbürgern gegenüber auf Arbeit und Brot.
Dem Lohnproblem möchte ich ebenfalls nicht aus dem Wege gehen.
So wie es Lohndruck gibt, der nicht durch handelspolitische Bedingungen
und die Preisgestaltung im Inlande begründet ist, so gibt
es auch Lohnunterbietungen, die leider von den Arbeitern auf Grund
der katastrophalen Lage, in der sie sich befinden, selbst ausgehen.
Wenn man bedenkt, daß die Spitzenklöpplerinnen im Erzgebirge
bei achtstündiger Abeitszeit 7 Kè verdienen und davon
noch 3.50 Kè an Material abgeben müssen, oder wenn
man an die Glasschleifer in Nordböhmen denkt, die bei neunstündiger
Arbeitszeit 3 bis 4 Kè verdienen, so muß man sagen,
daß das mit Sozialismus nichts mehr zu tun hat. Dringend
notwendig ist eben der Schutz der Arbeit und eine gerechte Entlohnung,
dem Lebensniveau unseres Volkes angepaßt, die eben nur auf
dem Verhandlungsweg zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern erwirkt
werden kann. Niemand kann heute bestreiten, daß es auch
bei uns besser war, wenn sich Unternehmer und Arbeiter zusammengesetzt
und strittige Fragen und gesetzliche Regelungen miteinander besprochen
haben. Mancher soziale Fortschritt ist aus dieser Gemeinsamkeit
bereits hervorgegangen. Mit Pauschalhaß und Pauschalverleumdung
läßt sich dies allerdings nicht erreichen.
Die öffentlich-rechtlichen Versicherungen bedürfen ebenfalls
einer gerechten Regelung und Fortentwicklung in sozialer Beziehung.
Der arbeitslose Arbeiter hat heute nicht mehr Anspruch auf Heilfürsorge.
Unaufschiebbar sind die Wahlen in alle sozialen Institutionen,
denn die Ernennungen seit dem Jahre 1928 entsprechen nicht mehr
der Schichtung der Versicherten. Ebenfalls dringend ist eine durchgreifende
Verbesserung der Unterstützung für die Überalten
und ebenso dringend ist eine zureichende Unterstützung für
alle Kriegsopfer. Hier aber darf kein Unterschied gemacht werden,
hier ist der Hebel anzusetzen, daß auch diese armen Menschen
endlich einmal besser gestellt werden.
Die Èechoslovakei besitzt in Sudetendeutschen eine arbeitsfreudige
Bevölkerung, die nach Arbeit ruft und selbstverständlich
nur nach der Art, wie ihr Rufen in Prag gehört wird, Vertrauen
fassen kann. Bedenken Sie, daß der sudetendeutsche Arbeiter
heute schon seit Jahr und Tag arbeitslos ist und gar keine Möglichkeit
hat, wieder in einem Staatsbetriebe eine Anstellung zu bekommen,
weil der èechische Arbeiter dauernd bevorzugt wird, daß
der sudetendeutsche Gewerbetreibende bei der Vergebung von Staatsaufträgen
benachteiligt wird, weil der èechische Konkurrent auf Grund
seiner Nationalität bevorzugt wird. Dem sudetendeutschen
Beamten bringt man heute Mißtrauen entgegen, ohne daß
man dafür einen konkreten Grund hat. So könnte man noch
Hunderte von Beispielen anführen. (Rùzné
výkøiky. - Místopøedseda Onderèo
zvoní.)
Dies alles sind Probleme, die gelöst werden müssen,
die nicht dazu angetan sind, die Liebe der Sudetendeutschen zu
wecken. Denken Sie doch an die Zeit zurück, die Sie im alten
Österreich-Ungarn verbracht haben, wo Sie von einem System
regiert wurden, das uns Sudetendeutschen genau so verhaßt
war wie den Èechen. Dann werden Sie sich unsere Gefühle
vielleicht besser vorstellen können. Man macht uns bei jeder
sich bietenden Gelegenheit den Vorwurf, daß die Einstellung
der 70% der sudetendeutschen Bevölkerung zum Staate und zur
Demokratie nicht so ist, wie sie sein sollte. Daran tragen nicht
wir Sudetendeutschen die Schuld, nein, es muß offen ausgesprochen
werden: Wenn heute die Liebe der Sudetendeutschen zum Staat und
zum èechischen Volk nicht so ist, wie sie sein sollte,
so muß einmal gesagt werden, daß es die Èechen
bisher nicht der Mühe wert gefunden haben, diese Liebe in
uns zu wecken. (Potlesk.) Denn wir hängen ebenso an
unserer Heimat, wir wollen und werden unseren Arbeitsplatz schützen
und das Erbe unserer Väter jetzt und für alle Zukunft
zu erhalten wissen.
Man kann von einem Volke nicht mehr Liebe fordern, als man gibt.
Wir halten die politische Linie für richtig, die auf ein
friedliches und ruhiges Nebeneinanderleben von Deutschen und Èechen
hinzielt. Wir sind bereit mitzuarbeiten, aber nicht bereit sind
wir, im Kampfe um unser Recht nachzugeben. (Potlesk.) Präsident
Masaryk verwies einmal darauf, daß die deutsch-èechische
Frage vorwiegend eine soziale Frage sei, und später einmal
sagte er, daß das Nationalitätenprinzip dem Sozialprinzip
untergeordnet werden müsse. Wir wollen die soziale Gerechtigkeit
nicht nur in unserem Volk, sondern auch im Staat und glauben,
daß es erst dann besser werden kann, wenn eingesehen wird,
daß ohne die soziale Gerechtigkeit keine nationale Verständigung
möglich ist und daß jede nationale Verständigung
scheitern müßte, wenn nicht vorher der soziale Friede
unter uns hergestellt ist. (Potlesk.)
Hohes Haus! Herr Dr. Kozák hat mir in einigen Fällen
Unwahrheiten vorgeworfen. Ich sehe mich daher genötigt, diese
Fälle richtigzustellen.
Er hat mir vorgeworfen, daß ich Lindenau in den Bezirk Hohenstadt
hinein verlegt habe. Ich habe richtig gesagt Lindenau bei Bodenstadt,
wahrscheinlich handelt es sich hier um einen Hörfehler, wie
aus dem Protokoll hervorgeht. Weiterhin hat er mir vorgeworfen,
ich hätte nach Spindlermühle einen èechischen
Schulpalast verlegt, der dort gar nicht besteht. Im ganzen stenographischen
Protokoll ist kein Wort von einem Schulpalast. Ich habe lediglich
erklärt, daß aus Hohenelbe mit staatlichen Autobussen
Kinder nach Spindlermühle hinaufgeschafft werden müssen,
trotzdem in Hohenelbe eine èechische Schule besteht, um
die èechische Schule in Spindlermühle aufzufüllen.
Weiterhin habe ich nicht gesagt, daß in Böhmisch-Schladnig
irgendwelche Ministerien beteiligt sind an der Propaganda für
den èechischen Kindergarten. Dagegen habe ich gesagt, daß
ein pensionierter Beamter dort, namens Svoboda, die Ministerien
zum Vorwand nimmt, wie aus dem Protokolle einwandfrei hervorgeht.
Ich habe das nicht gesagt, um Ihnen etwas zu erzählen, sondern
in der Hoffnung, daß das Schulministerium und das zuständige
Ministerium Gelegenheit nehmen werden, diese Sache zu untersuchen
und den Beamten zur Verantwortung zu ziehen, wie ich die ganzen
Daten übrigens in der Hoffnung gebracht habe, daß sie
tatsächlich endlich einmal Gehör finden. Das nützt
uns nichts, wenn wir sie in der Presse und in den Versammlungen
bringen, sie werden nicht untersucht. Hier ist der Ort, wo sie
endlich zur Untersuchung kommen sollen, aber ich möchte bitten,
daß Sie sachlicher sei, als es Herr Dr. Kozák
getan hat.
Endlich möchte ich noch ganz kurz auf die Verhältnisse
in der Slovakei zurückkommen. Ich habe ausdrücklich
anerkannt und wie Sie sehen (ukazuje zápis) auf
einer halben Seite des Protokolls, daß die èechische
Regierung dem Deutschtum in der Slovakei die Schulen wiedergegeben
hat. Es ist sehr leicht von 183% Zuwachs im deutschen Schulwesen
zu sprechen, wenn früher dort überhaupt keine Schulen
bestanden haben. Es ist Tatsache, daß sowohl uns, wie den
anderen Minderheiten die Schulen wiedergegeben wurden, daß
der erste Schritt getan wurde. Das habe ich ausdrücklich
festgestellt. Ich habe aber festgestellt, daß nur der erste
Schritt getan wurde, daß man wohl Schulen gegeben hat, daß
man aber das magyarische Schulgesetz, das der Magyarisierung gedient
hat, nicht geändert hat, sondern daß man auch heute
noch, 18 Jahre nach Gründung der Republik, dieses Schulgesetz
handhabt, um uns die Gründung von Kindergärten und Schulen
unmöglich zu machen. Das ist ein unmöglicher Zustand.
Damals, 1918, hat die Regierung, haben die damaligen Staatsmänner
in unglaublich weitsichtiger Weise dem Deutschtum in der Slovakei
und in Karpathorußland die kulturelle Selbstverwaltung zum
Teil wenigstens gegeben. Heute zeigt es sich, daß man die
alten Gesetze wieder zur Anwendung bringen will, welche der Magyarisierung
gedient haben. Es scheint dies ein typisches Zeichen unserer Zeit
zu sein, daß die damaligen Zeiten, wo man noch im Gründungsfieber
war, vorbei sind und nunmehr die Zeiten anbrechen sollen, wie
sie in Magyarien herrschten, als dort auf das schärfste magyarisiert
worden ist. Dies als sachliche Bemerkung zu den einzelnen Fällen.
Wenn Dr. Kozák erklärt hat, daß ihm die
stížnosti až po krk sind, so kann ich nur erklären,
daß auch uns diese Beschwerden až po krk sind, und
ich kann dazu nichts anderes sagen als dies, daß wir uns
nach nichts mehr sehnen, als daß wir uns nicht mehr beschweren
müssen, sondern daß alle unsere Schulforderungen endlich
bewilligt würden. (Potlesk.)