Wir glauben uns zu dieser ergänzenden Bemerkung umsomehr
berechtigt, als der Herr Außenminister in seinem Exposé,
was wir gerne und mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen, neuerlich
das feierliche Festhalten des èechoslovakischen Staates
an seinen internationalen Minderheits verpflichtungen betont und
unumwunden die Bereitwilligkeit erklärt, etwaige diesbezügliche
Fehler oder Vorstöße zu bereinigen.
Wir müssen hiebei in diesem Zusammenhang das wiederholen,
was wir schon bei früheren Gelegenheiten zum Kapitel Außenpolitik
immer und immer wieder gesagt haben: Die Grundlage für eine
gedeihliche, starke, und von der übrigen Welt respektierte
Außenpolitik kann nur der innere Zus ammenhalt und die gesamtstaatliche
Solidarität der in unserem Staate siedelnden verschiedenen
Völker bilden. Und wir glauben, daß Dr. Beneš
sein heutiges internationales Ansehen und das heute unleugbar
große Gewicht der Èechoslovakei innerhalb der europäischen
Politik, nicht nur seinen eigenen beträchtlichen diplomatischen
Fähigkeiten, sondern auch dem Umstand zu verdanken hat, daß
er immer darauf hinweisen kann, daß die diesen Staat bewohnenden
Nationen in unverbrüchlicher Solidarität ihre Heimat
zu behaupten und zu verteidigen entschlossen sind.
Wir Vertreter des sudetendeutschen Landvolkes waren die ersten,
die sich aus ruhiger ernster Erkenntnis der Sachlage zur unverbrüchlichen
Verteidigung des Staates bekannt haben und wir können mit
Genugtuung feststellen, daß seither sämtliche deutsche
Parteien faktisch oder progr ammatisch sich auf den gleichen Standpunkt
gestellt haben. Das ist ein Aktivum der èechoslovakischen
Außenpolitik, das Dr. Beneš dem Sudetendeutschtum
zu verdanken hat, das ist ein Aktivum des Staates, der zur äußeren
Wehrfähigkeit auf das Glücklichste die innere Wehrfähigkeit
hinzugesellt. Das ist ein Aktivum, das auch Dr. Beneš
in seinem Exposé anerkannt hat, wenn er sagt, daß
wir konsequent und bewußt eine innere und äußere
Politik, die auf den Genfer Prinzipien beruht, machen müssen,
und wenn er weiter kategorisch den guten Willen betont, in harmonischer
Zusammenarbeit aller Klassen und Nationen, welche ihre Pflichten
gegenüber dem Staat erfüllen, alles zu geben, was ihnen
von rechtswegen zusteht. Wir akzeptieren dieses Versprechen in
dem Bewußtsein, daß wir unsererseits jederzeit unsere
Pflichten gegenüber dem Staate restlos erfüllt haben.
Und da wir uns auch voll und ganz zur Demokratie bekennen, unterschreiben
wir auch das weitere Beneš-Wort und wünschen
seine restlose Verwirklichung: im Geiste der Demokratie gehört
unser Staat mit allen seinen Nutznießungen und Rechten jenen,
welche demokratisch fühlen, an eine Demokratie glauben, und
welche im Geiste wahrhafter Demokratie jene Opfer bringen, die
die heutige bewegte Zeit von allen Bürgern ausnahmslos erheischt.
Wir werden bei der Besprechung des Budgets Gelegenheit nehmen,
uns darüber noch konkreter zu äußern.
Wir müssen aber bereits heute im Bewußtsein unserer
Verantwortung als Staatspartei und sudetendeutsche Volkspartei
feststellen, daß jene Demokratie, die eine gegenseitige
Opferleistung zwischen Staat und Nationen bedeutet, bei uns noch
keineswegs zur restlosen Verwirklichung gelangt ist. Und dies
müssen wir im Interesse des Staates für umso bedauerlicher
halten, als die große Wirtschaftskrise, unter der wir heute
alle leiden, unsere sudetendeutsche Bevölkerung doppelt stark
betroffen hat. Wir haben seit Jahr und Tag auf diese traurige
Erscheinung hingewiesen, wir haben immer und immer wieder die
unerläßliche Notwendigkeit betont, daß unseren
volksreichen deutschen Industriebezirken, die sich inzwischen
in Industriefriedhöfe und Hungerbezirke verwandelt haben,
ausgiebige Hilfe gebracht werde. Wir haben schon vor einem Jahre
bei einer gleichen außenpolitischen Debatte in der programatischen
Erklärung unserer Partei davor gewarnt, den Schutz der Demokratie
bloß durch rein mechanische oder politisch-technische Mittel
erfüllt zu sehen und darauf hingewiesen, daß jene Demokratie
bei dem Großteil unserer Bevölkerung das meiste Verständnis
finden wird, die ihr Brot, Arbeit, Ordnung, Gerechtigkeit und
Berücksichtigung ihrer nationalen und kulturellen Eigenart
sichert.
Seit dieser Zeit haben sich leider die Verhältnisse in unserem
deutschen Grenzgebiet weiter katastrophal verschlechtert (Výkøiky.)
und die Folge davon ist selbstverständlich nicht nur
ein Hungersterben unserer sudetendeutschen Bevölkerung, eine
Hungerpsychose, von der sich erst jüngst die èechischen
Intellektuellen selbst überzeugen konnten, sondern auch das
weitere gefährliche Umsichgreifen der politischen Psychose,
vor der wir bereits im vorigen Jahre auf das Eindringlichste gewarnt
haben. Und wir glauben, daß es dem Herrn Außenminister
ebensoviel wie uns zu denken geben müß te, als er anläßlich
der letzten Spionageaffäre las, daß sich die große
Mehrzahl der Beschuldigten aus Arbeitslosen zusammensetzt. Wir
glauben, dem Herrn Außenminister die verzweifelte wirtschaftliche
und sonstige Situation der deutschen Randgebiete schon deshalb
vor Augen führen zu dürfen, da er sich ja selbst bei
seinem letzten Besuche in Brüx mit so wa rmherzigen Worten
und so ungewöhnlichem Verständnis über unser Volkstum
ausgesprochen hat, so daß nicht nur unsere sudetendeutsche
Bevölkerung neue Hoffnung schöpfte, sondern auch reichsdeutsche
Stellen, die sonst vornehmlich die negativen Seiten über
uns zu berichten wissen, den Standpunkt unseres Außenministers
mit Befriedigung verzeichneten.
Wenn wir also dem Herrn Außenminister unsere Billigung zu
seinem Exposé nicht versagen, so geschieht dies aus dreierlei
Gründen:
1. Weil wir als staatstreue Partei jede Politik billigen, die
den Staat mit den Mitteln des Friedens und des fre undschaftlichen
Ausgleiches mit allen Nachbarn zu einer gedeihlichen Entwicklung
führen will.
2. Weil wir als Deutsche im Völkerbund, dessen Politik Dr.
Beneš macht, eine Institution sehen, in der jetzt
bedeutsame Kräfte am Werke sind, nicht an alten erstarrten
Verhältnissen festzuhalten, sondern die Willensformen des
neuen Europa zu neuen Lebensformen Europas zu gestalten.
3. Weil wir als deutsche Minderheit aus den letzten Äußerungen
des Herrn Dr. Beneš in Brüx und aus seinem jetzigen
Exposé die neue Hoffnung schöpfen zu können glauben,
daß er für die nationalen, kulturellen, politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Probleme unseres Sudetendeutschtums
das gleiche Verständnis und den gleichen guten Willen bekunden
wird, den er in den Problemen der großen europäischen
Politik so erfolgreich betätigt hat.
Unter diesen Voraussetzungen stimmen wir für das Exposé
des Herrn Außenministers. (Potlesk.)
Meine Damen und Herren! Ich habe am Mittwoch in meiner Rede an
die Abgeordneten der Sudetendeutschen Partei einige sehr klare
Fragen über die letzten Spionagefälle, über die
Arbeit der "Gestapo", über die Verbindung mit dem
reichsdeutschen Rundfunk usw. gerichtet. Der Herr Abgeordnete
Dr. Peters konnte nicht umhin, diese Fragen hier in seiner
Rede zumindest zu erwähnen. Aber ich muß hier feststellen,
daß es Herrn Dr. Peters absolut nicht gelungen ist,
diese Fragen tatsächlich klar zu beantworten, obwohl ich
ihm auf sein Ansuchen hin auch persönlich einige Berichte
über die Arbeiten der "Gestapo" hier in der Èechoslovakei
übergeben habe. Herr Dr. Peters hat zwar hier erklärt,
daß seine Partei alle diejenigen, die für Geld Spionage
betreiben, aus ihren Reihen entfernen werde, aber er hat kein
einziges Wort darüber gesagt, was seine Partei unternehmen
werde, um den Geist der Irredenta, um die Athmosph äre der
Spionage in dieser Partei zu zerschlagen. Und darauf und auf nichts
anderes kommt es an. Die in der letzten Zeit festgestellten Einzelfälle
sind nichts anderes, als Symptome einer ausgesprochenen Massenspionage
und zu dieser Athmosphäre, zu dieser Massenspionage hat die
doppelschlächtige Politik der Sudetendeutschen Partei die
Voraussetzung geliefert. Wenn angesichts dieses Tatbestandes hier
von dem Leiter des Rechtsamtes der Sudetendeutschen Partei erklärt
worden ist, daß diese Partei selber schon Spionagefälle
den Behörden bekanntgeben wird, so bedeutet dies nichts anderes,
als daß die SDP. die Absicht hat, die häufig sehr unschuldigen
Opfer ihrer Politik selber dem Staatsanwalte auszuliefern. Diese
Tatsachen sind durch die Ausführungen von Dr. Peters
nicht entkräftet, sondern im Gegenteil bestätigt worden.
Am Ende dieser bedeutungsvollen außenpolitischen Debatte
steht die Sudetendeutsche Partei vor der gesamten èechoslovakischen
Öffentlichkeit als die entlarvte Agentur des Dritten Reiches,
als die Partei der Hitlerspionage, als die Partei der Irredentisten
zu Gunsten des Dritten Reiches da. (Potlesk.)
Hohes Haus! Wenn ich auf die Ausführungen meines Herrn Vorredners
kurz reagieren soll, so kann ich es nur tun, indem ich an Sie
appelliere, nicht einer Demagogie zum Opfer zu fallen, die sich
der Herr Beuer zurecht gemacht hat. Wir haben hier erklärt,
daß Behörden und Gerichte überprüfen und
feststellen sollen, was an der ganzen, doch sehr durchsichtigen
Aktion der Herren wahr ist und was nicht. Und wenn Sie Vertrauen
zu Ihren Behörden und zu Ihren Gerichten haben, dann werden
Sie sich nicht auf eine so plumpe Art aufs Glatteis führen
lassen. Was ich hier erklärt habe, war das, was in diesem
Augenblicke gesagt werden kann. Was ich hier angeführt habe,
war auch die Feststellung, daß wir mit aller Ruhe den Untersuchungen
entgegensehen in der Überzeugung, daß es sich herausstellen
wird, wie demagogisch, wie verlogen und wie dumm diese ganze Aktion
ist. Mehr habe ich in dieser Sache nicht zu sagen. Entweder es
wird hier Staatspolitik gemacht, oder es wird hier Politik nach
dem politischen und parteipolitischen Bedürfnis einzelner
Gruppen gemacht. Dafür haben wir nicht die Verantwortung
zu tragen, sondern Sie, die die Verantwortung für den Staat
haben. (Potlesk sudetskonémeckých poslancù.)
Hohes Haus! Nach dem Beschluß des Immunitätsausschusses
ist dem Koll. Künzel und mir von einem hohen Hause
eine Rüge zu erteilen, weil wir den Herrn Abg. Zierhut,
anläßlich der Stellungnahme zur Regierungserklärung
als Denunzianten bezeichnet hatten. Wenn ich aus diesem Anlasse
das Wort ergreife, dann geschieht es nicht, um etwa gegen die
uns zukommende Rüge Stellung zu nehmen. Hierzu ist das Verhältnis
von Tatbestand und formaler Ordnungsnorm zu eindeutig. Mir bleibt
nur übrig, grundsätzlich zu erklären, daß
unsere seinerzeitige Apostrophierung des Herrn Abg. Zierhut
keinen Schluß darauf zuläßt, was wir an parlamentarischer
Übung für wünschenswert und angebracht halten.
Im Gegenteil, ich habe mit Nachdruck zu unterstreichen, daß
uns die korrektesten Formen im Bereiche parlamentarischen Lebens
gerade noch gut genug sind. Diese grundsätzliche Einstellung
gibt uns jedoch das Recht, die gleiche Haltung von allen denen
zu verlangen, die berufen worden sind, zu gleicher Zeit in diesem
Hause mit uns zusammenzuwirken. Sie gibt uns insbesondere das
Recht, zu verlangen, daß hier nicht nur die selbstverständlichen
Formen des persönlichen Verkehrs gewahrt werden, sondern
daß der Grundsatz der Anständigkeit auf alle Akte politischer
Art, also auch auf den Inhalt politischer Kundgebungen, Anwendung
findet. Wenn nun der Herr Abg. Zierhut sich nicht scheute,
in seiner Stellungnahme zur Regierungserklärung sich schwerwiegendste
Nachrede zu eigen zu machen, wie sie uns bis dahin nur außerhalb
dieses Hauses und seitens unserer schwersten politischen Gegner
zu teil geworden ist, dann war das Recht zu leidenschaftlichem
Protest auf unserer Seite. Der Besonderheit der vom Abg. Zierhut
gesetzten Tat entsprach die Besonderheit unserer Reaktion. (Potlesk.)
Hohes Haus! Ich habe schon im Immunitätsausschuß erklärt,
daß ich nicht dem Klub, sondern einem Mitglied des Klubs
der Sudetendeutschen Partei, und zwar indem ich mit dem Finger
auf ihn zeigte, jene Worte zugerufen habe, die hier inkriminiert
wurden. Ich habe dies deswegen getan, um das Parlament und die
ganze Öffentlichkeit auf das Mitglied des Klubs der Sudetendeutschen
Partei, den Herrn Abg. Hollube aufmerksam zu machen. Er
und seine Partei agitieren gegen andere Parteien damit, daß
sie die Partei der reinen Hände seien, die Partei der Männer
mit den sauberen Händen. Ich wollte an dem Fall Hollube
zeigen, wie das bei Hollube in der Praxis aussieht.
Ich habe schon im Immunitätsausschuß aufgezeigt, daß
Franz Hollube ein wegen eines kriminellen Verbrechens,
und zwar wegen Diebstahls vorbestrafter Mensch ist. Er wurde vom
Schöffengericht in Dortmund am 24. August 1922 wegen Diebstahls
zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Gerichtsakt trägt
die Bezeichnung 8 ADL 28.422. Die Strafkarte des Herrn Hollube
erliegt bei der Staatsanwaltschaft in Leitmeritz. Ich habe in
dieser Sache ein Rechtsgutachten bei einer Berliner Stelle eingeholt.
Dieses Rechtsgutachten der Berliner Stelle besagt, daß in
dem Falle, wenn ein Mensch im Jahre 1922 in Deutschland wegen
Diebstahls zu 4 Monaten verurteilt wurde, dies nur aus unehrenhaften
und niedrigen Motiven und nicht aus Not geschehen konnte. Ich
habe im Immunitätsausschuß auch weitere Gründe
für meinen Ausdruck vorgebracht. Ich habe vor alem gezeigt,
daß Herr Hollube binnen drei Jahren bei vier politischen
Parteien Unterkunft gesucht hat. (Výkøiky. -
Hluk.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. B. Köbler (pokraèuje): Ich habe
schließlich gezeigt, wie Hollube im Jahre 1933 bei
den Hakenkreuzlern endete und in der Presse öffentlich sich
an die sudetendeutschen Arbeiter wendete, es möge jedem die
Weisung des Führers Ing. Jung den rechten Weg zeigen.
Trotzdem die Jungpartei wegen Irredentismus aufgelöst
wurde und Hollube Mitglied dieser Partei war, hat es ihn
durchaus nicht gehindert, in kürzester Frist Mitglied und
Abgeordneter der staatstreuen Sudetendeutschen Partei zu sein.
Ich glaube, es wäre besser, wenn sich der Klub der Sudetendeutschen
Partei anstatt mit meiner Person mit seinem Kollegen Hollube
beschäftigen würde. Ich halte es auch für zweckmässiger,
ein Verfahren gegen Hollube einzuleiten anstatt gegen mich.
Eine Partei, die ständig damit agitiert, daß sie die
Partei der Reinen und Sauberen ist, müßte ein solches
Mitglied, einen solchen Abgeordneten, wie es Hollube ist,
schon längst aus ihren Reihen entfernt haben. Ich bin nur
neugierig, ob Herr Hollube endlich von dieser Partei abgehängt
wird oder ob er weiter bei ihr bleibt.
Laut Antrag des Immunitätsausschusses soll ich hier eine
Rüge bekommen. Dafür soll dem Parlament und der Sudetendeutschen
Partei Herr Hollube erhalten bleiben. Ich nehme die Rüge
an und schenke allen den Herrn Hollube.
Hohes Haus! Im Auftrage des Klubs habe ich hier zu dem Disziplinarfall
Köhler Stellung zu nehmen. Ich habe vorhin anlässlich
der Erklärung der Motive für das Verhalten Koll. Künzels
und von mir auch die Masstäbe gekennzeichnet, die wir im
parlamentarischen Verkehr für angebracht halten und die auch
für das Verhalten des Herrn Köhler gelten.
Herr Köhler soll eine Rüge bekommen und er versucht
sich zunächst dahin zu rechtfertigen, daß er die Beleidigung
nur gegenüber unserem Klubmitglied Hollube gebraucht
hat. Faktisch steht aber fest, daß das eine Beleidigung
gegen den ganzen Klub gewesen ist. In diesem Falle können
wir diese Beleidigung nicht mehr als das Ergebnis eines in begründeter
Erregung ausbrechenden Temperaments sehen, denn für diese
Schmähung fehlt auf unserer Seite alle Veranlassung. Die
Schmähung steht aber auch zu
sehr in der Kette der zahllosen Beleidigungen, denen wir wiederholt
ausgesetzt waren und die in sehr vielen Fällen mit der Schmähung
"Lump" und "Verbrecher", auf den ganzen Klub
angewendet, identisch sind.
Ich habe zu dem Fall Hollube noch zu sagen: Herr Köhler
hat sich bemüht, seine Beleidigung, die er nur auf den Klubkollegen
Hollube gemünzt haben will, damit zu rechtfertigen,
daß Herr Hollube einmal verurteilt worden ist. Ich
stelle fest, daß durch das immer und immerwieder erfolgende
Aufnehmen dieser Behauptung die einfachsten Grundsätze unseres
Strafrechtes verletzt werden. Wenn jemand vor 12 Jahren verurteilt
wurde, so darf ihm diese Verurteilung unter keinen Umständen
nachgetragen werden (Výkøiky komunistických
poslancù.), das verbietet einfach das Strafgesetz.
Im gegenwärtigen Falle liegt der Sachverhalt noch ganz anders.
Kamerad Hollubeist im Jahre 1922 verurteilt worden, als
er in den Reihen derer stand, von denen er sich, eines Besseren
belehrt, jetzt abgewendet hat. Koll. Hollube ist überdies
wegen eines politischen Delikts verurteilt worden. Herrn Köhler
ist es nicht gelungen, das Gegenteil nachzuweisen, trotzdem er
es versucht hat. Alles Übrige ist üble Nachrede.
Ich kann hier aber noch etwas anderes sagen. Wir vom Klub der
Sudetendeutschen Partei wären sehr wohl in der Lage, uns
selbst gegen persönliche Beleidigungen zu wehren; ich kann
aber erklären, daß dann, wenn wir gezwungen wären,
zur Selbsthilfe zu greifen, das Ende auch erträglicher parlamentarischer
Formen in diesem Hause gekommen wäre. (Hluk. - Výkøiky:
Oho, wie meinen Sie das eigentlich?!) Indem wir das eindeutig
feststellen, stellen wir auch die Verantwortung des Präsidiums
des hohen Hauses dafür fest, ob in diesem Hause der grundsätzliche
Verzicht auf Kinderstube, Anstand und selbst Verstand, und sei
es auch nur in der Form des sachlichen Arguments, endgiltig zum
Mittel parlamentarischer Durchsetzung werden soll. Mehr habe ich
angesichts der Demagogie, die hier getrieben wird, nicht zu sagen.
(Výkøiky komunistických poslancù.
- Hluk.)