Støeda 6. listopadu 1935

Wenn ich von der offiziellen Außenpolitik der Sudetendeutschen Partei spreche, so möchte ich zunächst einmal an die amüsante Tatsache erinnern, daß der selbsternannte"Führer des Sudetendeutschtums" zur Zeit seiner ersten Kundgebung in Böhm. Leipa noch nicht gewußt hat, wie es heute überhaupt in Deutschland aussieht. Mittlerweile hat Herr Konrad Henlein allerdings Gelegenheit gehabt, seine Kenntnis des Deutschen Reiches und der deutschen Verhältnisse ein bißchen zu verbessern. Auf seinen Auslandsreisen, die vor allem auch durch ihre lange Dauer aufgefallen sind, hat Konrad Henlein Deutschland plötzlich entdeckt und jetzt weiß er auf einmal, wie es in Deutschland aussieht. Er hat zwar im Dritten Reich nicht die Konzentrationslager gesehen, auch nichts erfahren von der Massenhinrichtung sozialdemokratischer und kommunistischer Arbeiter, er hat nichts gesehen und gehört von der faszistischen Kulturbarbarei des Dritten Reiches, von den Bücherverbrennungen und Pogromen - aber eines hat Herr Konrad Henlein doch feststellen können, nämlich, daß es in der öffentlichen Meinung des heutigen Deutschland vollständig an Massenstimmungen fehlt, die einer Verständigung von Volk zu Volk im Wege stehen."

Nun, was die Verständigung von Volk zu Volk betrifft, so glaube ich, daß sie sehr rasch durchgeführt wäre, [ ] (Hlasy: Litvinov!) Aber der Herr Konrad Henlein, der über diese Frage in Teplitz sprach, meint ja gar nicht diese Verständigung von Volk zu Volk, sondern im Grunde genommen nichts anderes als die Verständigung mit den faszistischen Machthabern, die Verständigung mit den Reichstagsbrandstiftern, mit den Arbeitermördern, mit den faszistischen Kulturbarbaren. Daß das so ist, das zeigt uns sehr deutlich ein Artikel des neuen Tagblatts der Sudetendeutschen Partei, der"Zeit", in dem wir folgendes lesen konnten (ète):"Diese Neuausrichtung der mitteleuropäischen Fronten" - es war da die Rede von der französisch-èechoslovakisch-sowjetistischen Gruppierung -"ist für unseren Staat durchaus nichts Freudiges. Der Streit mit Polen ist bis zur äußersten Grenze gediehen, Ungarn gehört sicher auch nicht zu den an der Èechoslovakei interessierten Staaten und zu Deutschland bestehen nur korrekte Beziehungen. Einen wirklichen Freund in der nächsten Nachbarschaft besitzt die Èechoslovakei nicht. Dem einfachen Menschenverstand allerdings erschiene es nützlicher, mit dem nächsten Nachbarn nicht nur korrekte, sondern gute Beziehungen zu haben."

Ich frage hier: Ist diese gleichzeitige Erwähnung Deutschlands, Polens und Ungarns nicht sehr auffällig? Sind denn das nicht gerade jene drei Staaten, die eben unter der Führung Hitlers einen ausgesprochenen Kriegsblock abgeschlossen haben? Und gegen wen richtet sich dieser Kriegsblock? Darüber hat ja, ebenfalls in Teplitz, der Herr Dr. Brand deutlich genug Auskunft gegeben, als er von der Notwendigkeit der Vernichtung des Bolschewismus sprach, der angeblich überall in der Welt Verfall und Zersetzung hervorrufe. Dieser Goebbels en miniature hat sich hier nur als ein sehr folgsamer Schüler des wirklichen Goebbels drüben jenseits der Grenze erwiesen. In Nürnberg, wo kurz vor dem Teplitzer Parteitag der Parteitag der nationalsozialistischen Partei Deutschlands stattfand, haben die Herren Goebbels und Hitler zum Kreuzzug gegen die Sowjetunion aufgerufen und in Teplitz sind die Herren Henlein und Brand nur den Befehlen ihrer Auftraggeber nachgekommen, wenn sie dort eine wüste und infame Hetze gegen die Sowjetunion vom Stapel gelassen haben, gegen jenes Land, das heute der erfüllte Traum aller wirklichen Kulturmenschen ist, während die Kulturgemeinschaft, zu der sich die Herren Sandner und Frank bekennen, die Kulturgemeinschaft der Reichsbrandstifter, der faszistischen Arbeitermörder und Kriegshetzer, den Abscheu aller wirklich anständigen Menschen in der ganzen Welt hervorgerufen hat.

Die offizielle Außenpolitik der sudetendeutschen Partei hat also nichts anderes im Sinne, als das Steuer der èechoslovakischen Außenpolitik herumzureißen, um die Annäherung der Èechoslovakei und ihre Eingliederung in den Kriegsblock Deutschland-Polen-Ungarn herbeizuführen. Jetzt, da Herr Hodža die Ministerpräsidentschaft übernimmt, glauben die Herren sudetendeutschen Faszisten, ihre Hoffnung auf eine Änderung der èechoslovakischen Außenpolitik sehr bald erfüllt zu sehen. Ich frage hier: Warum hat denn die Presse der Sudetendeutschen Partei die Ernennung Hodžas so begeistert begrüßt? Zu welchem Zwecke wurde denn immer wieder darauf hingewiesen, daß zwischen der außenpolitischen Konzeption des neuen Ministerpräsidenten und der außenpolitischen Linie des Außenministers Dr. Beneš ein großer Gegensatz bestehe? Die Herren spekulieren auf die außenpolitische Konzeption des neuen Ministerpräsidenten und erwarten von ihm, daß er die Èechoslovakei aus dem Friedensbündnis mit der Sowjetunion in das Kriegsbündnis mit Deutschland hineinführen werde. Übrigens scheint diese offizielle Außenpolitik der Sudetendeutschen Partei nicht ohne tiefen Eindruck gerade aufden Kreis umden Herrn Ministerpräsidenten Dr. Hodža herum geblieben zu sein. Wir konnten ja kürzlich anläßlich der Brüxer Rede des Außenministers Dr. Beneš im"Venkov" Ausführungen lesen, die deutlich zeigen, daß die groß-agrarischen Kreise, betäubt durch das haßerfüllte Antisowjetgeschrei der Herren Brand und Konsorten, vollkommen übersehen, daß es neben dieser offiziellen Außenpolitik der Sudetendeutschen Partei auch noch eine zweite, eine inoffizielle, eine illegale Außenpolitik gibt, die das zweite Eisen der Politik der sudetendeutschen Bourgeoisie, nämlich das Eisen der Irredenta heute mehr denn je im Feuer hält. Ist es denn hier bekannt, daß die berühmte Flüsterpropaganda der Sudetendeutschen Partei heute wieder mehr denn je in den sudetendeutschen Bezirken herumgeht? Ich kann die Herren Hodža, Stoupal usw. dessen versichern, daß indieser Flüsterpropaganda absolut nicht von der Völkerversöhnung und vom Frieden die Rede ist, sondern von dem baldigen Anschluß des sudetendeutschen Gebietes an das Dritte Reich. Es ist ferner eine Tatsache, daß in den Kreisen der Henleinanhänger der Ausbruch des italienisch-abessynischen Krieges mit der Hoffnung begrüßt worden ist, daß es nun bald auch hierlosgehen und daß bald die Zeit kommen wird, mit den Èecben abzurechnen. Über den Anschluß an das Dritte Reich wird heute nicht nur mehr, sondern auch viel offener gesprochen als zur Zeit der Wahlen und ich möchte hier ein besonders krasses Beispiel dieser illegalen Propaganda der Henleinleute anführen. Als die Kommission der èechischen Intellektuellen nach Steinschönau kam, wurde ihr dort aus einer Gruppe von Einwohnern, ganz offensichtlich Henleinleuten, zugerufen:"Ihr kommt zu spät, bald werden ja sowieso hier ganz andere Verhältnisse bestehen". Ich glaube, daß das eine mehr als deutliche Anspielung darauf ist, daß die Sudetendeutsche Partei in den Massender deutschen Bevölkerung durch ihre illegale Propaganda die Hoffnung auf den baldigen Anschluß der sudetendeutschen Gebiete an das Dritte Reich erweckt hat. Wenn angesichts solcher Tatsachen es Henlein wagte, in Teplitz vom Kriege als dem"ungeeignetsten Mitte³ der Politik" zu sprechen, so ist das nichts anderes als eine widerliche, verlogene, heuchlerische Phrase. Man braucht ja nur zu verfolgen, mit welcher Sorgsamkeit in der Sudetendeutschen Partei alles Militärische und alles Kriegerische betont und auch gepflegt wird. Vielleicht geben uns die Herren von der Sudetendeutschen Partei endlich einmal eine klare und konkrete Antwort indeutscher Sprache. Ich frage hier: Warum wird denn so oft in der Presse und auch in den Versammlungen der Sudetendeutschen Partei der Schützengrabengeist beschworen? Warum wird denn so oft von der Kameradschaft geschwärmt, wie sie während des letzten Weltkrieges angeblich im Schützengraben bestanden haben soll? Warum finden wir denn in den Proklamationen des"Führers" so häufig militärische und kriegerische Ausdrücke, wie erst unlängst, als er in einem Aufrufe seine Gefolgsmannen dazu aufforderte, den"Helm wieder fester zu binden"? Welchen Sinn hat das ganze Theater mit den SHF-Kapellen, die überall die alten Militärmärsche spielen? Welchen Sinn hat der militärische Charakter der Aufmärsche der Sudetendeutschen Partei, der militärische Drill der Ordner, die Geländeübungen, die überall durchgeführt werden und die sie natürlich hier wieder ableugnen werden? Welchen Sinn hat das alles, wenn nicht den, im sudetendeutschen Gebiet Kriegsstimmung und Kriegsbegeisterung hervorzurufen? Ich frage das Haus, wie ist dieses Flugblatt (ukazuje leták) zu beurteilen, das von Seite der Hauptleitung der damals noch"Sudetendeutschen Heimatfront" per Post an alle ehemaligen Kriegsteilnehmer versendet worden ist? Da schauen aus einem Schützengraben 4 Köpfe heraus. Die haben wirklich nach dem Befehle des Herrn Konrad Henleinden den Helm, nämlich den Stahlhelmfester gebunden. Da sehen Sie den Stacheldraht und darüber groß geschrieben:"Gefahr verbindet". Und unter diesem erquicklichen Bild konnten die ehemaligen Kriegsteilnehmer damals lesen:"In den Kriegsjahren marschierte der Bauer mit dem Handwerker, der Student mit dem Arbeiter, der Alte mit dem Jungen, alle in gleichem Schritt, alle bereit, Volk und Heimat zu schützen. Kameraden - das war der Ruf in den Schützengräben. Ihr Frontkämpfer habt im Kriege erkannt: nur geschlossener Einsatz und einheitliche Führung verbürgt Erfolg. Nun will die Sudetendeutsche Heimatfront den Geist der Kameradschaft und Volksgemeinschaft, der in den Schützengräben aus gemeinsamer Not geboren wurde, in unserem Heimatland wieder zur Geltung bringen, um neuerlich furchtbare Not von Familie und Volk abzuwenden." Wahrscheinlich werden die Herren von der Sudetendeutschen Partei dieses Flugblatt so zu erklären versuchen, daß ja damit nicht die Vergangenheit gemeint sei. Aber ich mache darauf aufmerksam, daß diese Doppelzüngigkeit bei allen Erklärungen der Sudetendeutschen Partei herrscht. Freilich fallen auf diese Doppelzüngigkeit nur noch die Herren in der èechischen Agrarpartei herein. Für die Anhänger der Sudetendeutschen Partei dagegen sind solche Erklärungen durchaus klar und eindeutig, sie sehendarin nur die Aufforderung, sich auf den Augenblick vorzubereiten, da im"Geiste der Schützengräben" über die Zugehörigkeit des sudetendeutschen Gebietes entschieden werden wird. Jawohl, das ist der Sinn dieser ganzen Propaganda: Kriegsstimmung, Kriegsbegeisterung unter der Bevölkerungder sudetendeutschen Bezirke hervorzurufen, nicht nur, damit diese ihre Ausbeutung durch diesudetendeutschen Unternehmervergißt, sondern damit sie sich darauf vorbereitet, bis die Frageder Zugehörigkeitdes sudetendeutschen Gebietes, die sudetendeutsche Frage,"die - wie Herr Dr. Neuwirth unlängst in Brünnerklärte - nicht zwischen Prag und Asch, sondern zwischen Prag und Berlin gelöstwerdenmuß", vielleichtvon Hitler mit Tanks, Bomben und Gasgranaten entschieden wird.

Ich frage die Herren Apostel der Völkerversöhnung und des Friedens in der Sudetendeutschen Partei, wie sie es erklären, daß sich in den letzten Monaten die Fälle von Spionage zugunsten Deutschlands in so unerhörter Weise vermehrt haben. Wie erklären sie es, daß in alle diese Spionageaffären Angehörige ihrer Partei verwickelt sind? Wie erklären sie es, daß das ganze sudetendeutsche Gebiet mit einem dichten Netz von Gestapo-Agenten umspannt ist? Ich fragedie Herren der Sudetendeutschen Partei: Auf wen stützt sich denn die Gestapo im deutschen Gebiet? Wer liefert ihnen die notwendigen Informationen, wer gibt jene Informationen an den reichsdeutschen Rundfunk, die es ihm ermöglichen, zum Beispiel über die Spionageaffären in der Èechoslovakei wenige Stunden nach der Verhaftung der Spione zu berichten, damit die Komplizen der Spione gewarnt werden können?

Ich richte an die Herren der Sudetendeutschen Partei, die doch draußen in den Versammlungen soviel vom deutschen Mannesmut erzählen, die Aufforderung, doch endlich einmal im Sinne dieses deutschen Mannesmutes hieher zu treten und zu bekennen, wie sich ihre Partei zu all diesen Fragen in der Praxis verhält. Treten Sie doch hieher und klären Sie diese außerordentlich ernsten Fragen auf! Vor allem aber führen Sie doch nicht wieder dieses widerliche Loyalitätstheater auf, sondern bekennen Sie sich doch endlich hier zu dem, was Sie im deutschen Gebiet von Ohr zu Ohr flüstern, bekennen Sie sich doch endlich hier zu Ihrem geliebten Dritten Reich der faszistischen Barbarei. Aberwenn Siedasnicht tunsollten, wenn Sie er vorziehen sollten, bei der viel bequemeren und ungefährlicheren Loyalität, bei dem bequemeren èechoslovakischen Patriotismus zu bleiben, dann bitte ich Sie, dem Hause wenigstens einige Fragen zu beantworten:

Was, so frage ich, wird die loyale, staatstreue Sudetendeutsche Partei unternehmen, um sich von den Hitlerspionen zu reinigen, um die Gestapo-Agenten aus ihren Reihen hinauszujagen, um die engen Verbindungen zwischen der Mitgliedschaft der Sudetendeutschen Partei und der Gestapo und dem ganzen Spionageapparat des Dritten Reiches zu zerreißen? Oder fürchten sich vielleicht die Herren von der Sudetendeutschen Partei vor einer solchen Reinigung, weil sie annehmen müßten, daß ihre Partei dadurch allzusehr dezimiert würde?

Vielleicht werden die Herren vonder Sudetendeutschen Partei meine Ausführungen zum Anlaß nehmen, um die Behauptung aufzustellen, daß wir Feinde Deutschlands seien. Ich erkläre hier im Namen dergesamten komunistischen Partei der Èechoslovakei: Wir sind keine Feinde Deutschlands, [ ] wir sind die Totfeinde der faszistischen Diktatur, der Diktatur der reaktionärsten Kreise des deutschen Finanzkapitals. Wir sind keine Feinde des deutschen Volkes, wirlieben das Volk, das Deutschland der Antifaszisten, die in heldenhaftem Kampfe gegen die Verderber des deutschen Volkes stehen. Aus ganzer Seele lieben wir das Deutschland Ernst Thaelmanns, gegen den noch in diesem Monat der Prozeß gemacht werden soll. Mit ganzer Liebe hängen wir an dem Deutschland von morgen, an dem sozialistischen Deutschland, das aus den Trümmern der faszistischen Diktatur hervorgehen wird.

Darum bekennen wir uns offen und stolz zu dem, was der 7. Weltkongreß der kommunistischen Internationale zu dieser Frage erklärt hat. (Výkøiky.)"Die Faszisten" - so wurde dort erklärt -"werden uns nicht durch ihre pazifistischen Phrasen, durch die sie ihre Kriegspolitik maskieren, irreführen." Wir werden uns nicht durch die heuchlerische Agitation täuschen lassen, die die faszistischen Führer um die nationalen Forderungen der deutschen Bevölkerung in den verschiedenen Ländern Europas betreiben. Wir haben diese nationalen Forderungen immer verstanden und unterstützt, wir verstehen und unterstützen sie auch heute. Wir sind keine Anhänger der Einkreisung Deutschlands oder der Unterdrückung und gewaltsamen Lostrennung der Massen der deutschsprachigen Bevölkerung. Wir sind für die völlige Befreiung, die soziale und nationale des deutschen Volkes. Wir sind für die Freiheit aller Völker, die die deutsche Sprache sprechen, für ihr Recht auf nationalen Zusammenschluß. Aber die Befreiung des deutschen Volkes beginnt und muß unbedingt beginnen mit dem Sturz des faszistischen Regimes. Die nationalsozialistische Partei, die die Arbeiter und Bauern Deutschlands dem barbarischen Regime der Konzentrationslager, der Gefängnisse, der Folterungen, unterworfen hat, kann kein Kämpfer für die nationale Befreiung der deutschsprachigen Völker sein.

Wir fühlen uns mit dem deutschen Volke im Dritten Reiche fest verbunden. Es liegt uns vollkommen fern, wie die Henleinleute behaupten,"Deutsche gegen Deutsche" zu hetzen.Was wir wollen, ist nichts anderes als daß sich die deutschen Volksmassen ohne Rücksicht, wo sie leben, zum gemeinsamen Kampf gegen die Verderber des deutschen Volkes, gegen den Hitlerfaszismus und seine Agenturen zusammenschließen.

Die Sudetendeutsche Partei aber beschuldigen wir: Ihr steht in diesem Kampfe nicht an der Seite der deutschen Volksmassen, sondern an der Seite der faszistischen Verderber des deutschen Volkes, der faszistischen Kriegstreiber. Dadurch übt Ihr nicht nur an dem deutschen Volke diesseits, sondern auch jenseits der Grenze Verrat. Ihr habt die Not und das Elend der sudetendeutschen Bevölkerung, ihre berechtigte Erbitterung gegen die nationale Rechtlosigkeit, die hier herrscht, dazu mißbraucht, um die Mehrheit der sudetendeutschen Bevölkerung in Euer Netz zu ziehen, in das Fangnetz Euerer skupellosen faszistischen und chauvinistischen Demagogie. Wozu habt Ihr denn bisher die Stärke Euerer Bewegung, auf die Ihr so stolz seid, ausgenützt? Nicht eine einzige Czechkarte habt Ihr erobert, nicht eine einzige deutsche Schulklasse habt Ihr gerettet, nicht einen einzigen deutschen Staatsangestellten habt Ihr untergebracht! Der ganze Sinn der Existenz Euerer Partei besteht darin, auf der einen Seite den deutschen Fabrikanten zu helfen und auf der anderen Seite Hitler und seiner Kriegspolitik einen großen Trumpf in die Händezu spielen. Denn solange diese hitlerfaszistische Sudetendeutsche Partei die Mehrheit der deutschen Bevolkerung beherrscht, solange Hitler mit Hilfe dieser Partei seine Faust auf die Sudeten legen kann, solange wird er sich in seiner imperialistischen Kriegspolitik ermutigt fühlen. Das ist ja eben das ungeheuere Verbrechen der hitlerfaszistischen Sudetendeutschen Partei, daß sie ihren Massen-Einfluß nur (Hlasy: Gegen Euch!) dazu ausnützt, um das Schicksal des sudetendeutschen Volkes an die verbrecherische Politik der faszistischen imperialistischen Abenteurer drüben im Dritten Reich zubinden, das heißt, an eine Politik, die es in die Katastrophe hineintreiben muß, wenn ihr nichtrechtzeitig in den Arm gefallen wird.

Aber ich mache zugleich auch darauf aufmerksam - und ich wende mich da insbesondere an die sozialistischen, an die demokratischen Parteien der Regierungskoalition: Eine solche Lage ist auch durchaus geeignet, zugleich mit dem sudetendeutschen Volke auch das èechische Volk in die Katastrophe hineinzutreiben. Wie ist denn heute die Lage im sudetendeutschen Gebiete? Ich hatte Gelegenheit, die èechische Intellektuellen-Kommission durch eine ganze Reihe von nordböhmischen Bezirken zu begleiten. Ich konnte dort feststellen, daß die Not und Verzweiflung breiter Schichten des sudetendeutschen Volkes bereits geradezu unvorstellbare Ausmaße angenommen hat und daß es heute im deutschen Gebiete Zehntausende von Werktätigen gibt, die in einer solchen Verzweiflung sind, daß sie nicht mehr auf politische Argumentehören, sondern ihre politische Orientierung nur darnach einrichten, wer ihnen ein Butterbrot und ein paar Kartoffel zu geben vermag. Darum ist es heute bereits zu einer entscheidend wichtigen Frage auch der Außenpolitik der Èechoslovakei geworden, sofort eine Änderung der außerordentlich gefährlichen Lage im sudetendeutschen Gebiete herbeizuführen, einer Lage, die von Euch Hitler-Agenten in der skrupellosesten Weise ausgenützt wird für die Politik der deutschen Fabrikanten und des Hitlerimperialismus. Ich glaube, daß es sehr zweckmäßig und notwendig wäre, wenn einige Mitglieder des Kabinettes, darunter auch der Herr Außenminister Dr. Beneš, einmal eine Rundreise durch das deutsche Gebiet machen würden, nicht nur, um Vorträge vor einem auserlesenen Publikum zu halten, sondern um zu sehen und zu studieren, wie die deutsche Bevölkerung unter den Auswirkungen einerseits der Raubpolitik der deutschen Fabrikanten und andererseits unter den Auswirkungen der Politik des èechischen Finanzkapitals lebt. Wer heute vom Kampf gegen den Faszismus und vom Kampf um den Frieden spricht, der muß zugleich auch die größten Anstrengungen machen, um eine Änderung dieser Lage im sudetendeutschen Gebiete herbeizuführen. Gebt der sudetendeutschen Bevölkerung Arbeit und Brot, gebt ihr nationale Gleichberechtigung, gebt den sudetendeutschen Antifaszistengrößere politische und demokratische Freiheiten für die Führung ihres Kampfes gegen den Faszismus und für den Frieden und es wird möglichsein, der faszistischen Demagogie der sudetendeutschen Partei und auch den Lockungen des Dritten Reiches den Boden zu entziehen.

Die Übernahme der Ministerpräsidentschaft durch den Herrn Dr. Hodža erweckt in uns keineswegs die Hoffnung, daß eine Änderung der bisherigen Politik der sozialen und nationalen Entrechtung eintreten wird, die soviel zum Wachstum des sudetendeutschen Faszismus beigetragen hat. Wir befürchten im Gegenteil eine wesentliche Verschärfung dieser Politik. Darum sehen wir in dieser Ministerpräsidentschaft des Herrn Hodža und in einer von ihm geführten Regierung absolut keine Garantie für die Führung eines wirklichen Kampfes gegen den Faszismus und für die Erhaltung des Friedens. Es gibt nur eine solche Garantie, und die ist: die Schaffung einer breiten Volksfront gegen die Volksverderber, zu denen auch Ihr von der sudetendeutschen Partei gehört. Nur diese Volksfront, nur der internationale Zusammenschluß der Werktätigen ohne Unterschied der Partei und der Nationalität ist eine Garantie für die Führung eines wirklichen Kampfes gegen den Faszismus und des Sieges über den Faszismus, ist die einzige Garantie für eine erfolgreiche Führung des Kampfes um die Erhaltung des Friedens. (Potlesk komunistických poslancù.)


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