Hohes Haus, meine Damen und Herren! Die Gesamthaltung der deutschen
sozialdemokratischen Arbeiterpartei zur Regierungserklärung
und zu den künftigen Aufgaben der Staatspolitik hat bereits
mein Koll. de Witte verdolmetscht. Meine Aufgabe ist es,
kritisch Stellung zu nehmen zunächst zu den deutschen Debatterednern,
welche zur Regierungserklärung gesprochen haben, wobei aber
nicht der polemische Zweck im Vordergrund steht, sondern vielmehr
das Bemühen nach Klarstellung der strittigen Fragenkomplexe.
Eine Feststellung vorne weg: Das "sudetendeutsche Wunder",
welches von dem Auftreten einer neuen Partei erwartet wurde, ist
ausgeblieben. Das soll keine Anspielung auf die freiwillige Absenz
des Herrn Konrad Henlein sein, obwohl dieses Fernbleiben vielleicht
lauter spricht als die Reden seiner Getreuen, die wir von der
Tribüne dieses Parlaments gehört haben. Ich meine, das
Wunder, welches die Wähler von der sudetendeutschen Partei
erwarteten. Wer sich von dem ersten Auftreten dieser Partei etwas
Neues, Gewaltiges, noch nie Dagewesenes erhoffte, der hat vergebens
zugehört. Statt neuer Ideen haben wir hier eine neue Finanztechnik
kennen gelernt, nämlich die Technik der geistigen Anleihe
bei der früheren deutschbürgerlichen Opposition, aber
auch bei den sonst nicht sehr beliebten Marxisten. Ich erlaube
mir, den Herrn Koll. Sandner in aller Freundlichkeit aufmerksam
zu machen, daß der ziffermäßige Vergleich zwischen
der Arbeitslosigkeit im sudetendeutschen Gebiet und in Frankreich
zuerst in einem von mir signierten Artikel des "Sozialdemokrat"
erschienen ist; ich habe nichts dagegen, daß von solchem
Material Gebrauch gemacht wird, doch ersuche ich wenigstens bei
späteren Gelegenheiten unter Berufung auf das Urheberrecht
um Quellenangabe.
Ich will hier kein Werturteil fällen, doch es sei ausgesprochen,
daß ein Lodgmann, ein Knirsch, ein Jung, sogar ein Kallina
die deutschbürgerliche und nationalsozialistische Opposition
keineswegs schlechter, aber bestimmt würdiger hier vertreten
haben. (Sehr richtig!) Wenn Herr Sandner meint,
das sudetendeutsche Problem sei hier in diesem Hause noch nie
so richtig aufgerollt worden, dann spricht daraus eine bewundernswerte
Großzügigkeit der Selbsteinschätzung, aber auch
ein Mangel an politisch-historischem Verständnis. Was die
Tätigkeit der deutschen parlamentarischen Delegationen in
diesem Hause anlangt, ist dieses Problem noch niemals zusammengerollt
in die Schubfächer gelegt worden. Die sudetendeutsche Frage
ist hier nicht zum ersten Male erörtert worden, aber - und
das sage ich vor allem an die Adresse der sudetendeutschen Partei
- hier geht es nicht um eine deklamatorische Aufgabe, hier geht
es um die Beeinflussung eines Entwicklungsprozesses. Als die deutschen
Parteien im Jahre 1920 dieses Haus betraten, da haben sie einen
Wallgraben des Mißtrauens angetroffen. Zwischen den Sudetendeutschen
und den Èechen stand das politische Kriegserlebnis, standen
die verschiedenartigen Revolutionserlebnisse, standen die Ressentiments.
die aus der Vorkriegspolitik zurückgeblieben waren. Zwischen
beiden Völkern standen die Schatten der gehenkten Legionäre
und die Toten vom 4. März 1919. Es war deutsche Volkspolitik
im besten Sinne des Wortes, an der Niederreißung dieser
ideologischen und gefühlsmäßigen Schranken zu
arbeiten. (Výkøiky na levici.)
Hohes Haus! Wir haben in den Jahren unserer Zusammenarbeit mit
der èechischen Bruderpartei, in den Jahren unserer Zusammenarbeit
mit den demokratischen Parteien der anderen Seite tausendfache
Brücken geschlagen von Volk zu Volk. Diese harte Pionierarbeit
mußte geleistet werden. Wir haben dafür unsere besten
Kräfte eingeset zt und unsere besten Männer hingeopfert
und diese Leistung kann keine hämische Kritik aus den Blättern
der Geschichte auslöschen. Wenn Sie nun, wie es gestern Herr
Sandner tat, alle Passivposten der nationalen Zusammenarbeit
summieren, um eine möglichst hohe Schuldsumme des deutschen
Aktivismus und der èechischen Gesamtpolitik herauszubringen,
dann befolgen Sie nur die absolut sterile Methode des deutschen
bürgerlichen Negativismus, dann schwächen Sie aber auch
die Stoßkraft der berechtigten deutschen Beschwerden, die
wir von Ihnen schon hundertmal in diesem Hause vertreten haben.
(Posl. Sandner: Also unser Elend verschweigen!) Davon kann
keine Rede sein, Herr Sandner, sondern es kommt auf die
geistige und politische Einstellung an und darüber will ich
noch reden.
Das mindeste, was wir von der neuen Bewegung verlangen, ist eine
realistische Auffassung des sudetendeutschen Schicksals, eine
realistische Formulierung der sudetendeutschen Forderungen. Darum
haben wir mit Euch vor der Wählerschaft gerungen, wir haben
die These vertreten ... (Posl. Sandner: Ihr habt den Prozeß
verloren!) Der Prozeß geht weiter. Es ist ganz klar,
die Wahl vom 19. Mai ist nicht der Schlußpunkt der Geschichte,
und unverdiente Wahlsiege können einer Partei gefährlicher
werden, als unverdiente Niederlagen. Wir haben die These vertreten,
daß die primären Ursachen der sudetendeutschen Not
die Weltkrise, die Störungen in der europäischen Wirtschaft
sind. Ihr von der anderen Seite habt die Hauptschuld auf die èechische
Staatspolitik seit dem Kriege gewälzt. In einer Versa mmlung
in Schönlinde war es Herr Sandner, der sagte, jeder
sei ein Idiot, der die sudetendeutsche Not primär auf die
Weltkrise zu rückführe. (Posl. Sandner: Lassen Sie
das Wort "ausschließlich" nicht weg!) Bitte
schön. Aber Sie geben den Zusammenhang zu. Die Sache war
in den Zeitungen wiedergegeben, Herr Sandner, Sie haben
dies nicht im geringsten bestritten.
Meine Herren von der sudetendeutschen Partei, ich habe mich während
des ganzen Wahlkampfes auf ein Wiedersehen im Parlamente gefreut,
denn ich war neugierig, ob diese kühnen Thesen von der Alleinschuld
der Innenpolitik am sudetendeutschen Elend auch hier von dieser
Tribüne Aug in Aug mit den anderen vertreten werden. Und
ich kann nicht umhin, meine Befriedigung darüber aussprechen,
welche bedeutenden Erkenntnisse auf der kurzen Reise zwischen
Karlsbad und Prag bereits gewonnen wurden. Herr Sandner
sagte gestern hier, die Ursachen des sozialen und wirtschaftlichen
Zusammenbruches im deutschen Gebiete lägen "nicht ausschließlich"
bei der Weltwirtschaftskrise. Seit Schönlinde, Herr Sandner,
ein ganz respektabler Fortschritt der Erkenntnis, der zu den besten
Hoffnungen berechtigt. Herr Frank hat in seiner Erklärung
ebenfalls einen großen Schritt zu unserer Auffassung hingetan,
indem er sagte (ète): "Allerdings ist das Wirtschafts-
und Arbeitsproblem nicht von der innerstaatlichen Entwicklung
allein abhängig.
Die Èechoslovakische Republik kann einen bedeutenden Teil
ihrer Bevölkerung nur durch Arbeit für das Ausland,
also nur durch Ausfuhr der Ur-Produktion wie der industriellen
Erzeugnisse und durch Fremdenverkehr ernähren."
Man ist also in sehr kurzer Zeit von großen Worten bei sehr
nüchternen Tatsachen angelangt, ohne allerdings daraus die
notwendigen politischen Folgerungen zu ziehen. Es klingt grotesk,
wenn Herr Frank hier die Erweiterung des Handelsvolumens
mit Deutschland verlangt, ohne gleichzeitig die Erweiterung des
reichsdeutschen Zahlungsvolumens zu fondern. Denn es sollte in
der Erklärung eines Klubs mit 44 Mitgliedern, darunter so
mancher akademisch graduierter Herren, die primitive Tatsache
nicht übersehen werden, daß unser Handel mit Deutschland
stockt, weil uns Deutschland die Zahlungen schuldig bleibt. (Potlesk.
- Výkøiky na levici.) Es liegt in der
gleichen Linie, wenn Herr Sandner hier erklärte, daß
die èechoslovakische Staatspolitik die Kurorte zugrunde
gerichtet hat. Herr Sandner, machen Sie einmal einen Spaziergang
in Karlsbad; auf der Kurpromenade werden Sie eine graphische Darstellung
der Besucherzahlen finden. Das ist ein wunderbares Barometer des
europäischen Wohlstandes. Geht es Europa gut, dann geht es
auch den Kurorten gut. Geht es Europa schlecht, dann spüren
es auch die Kurorte und im übrigen, Herr Sandner,
hat den schwersten Schlag den Kurorten die Devisenwirtschaft des
Herrn Schacht versetzt. (Hluk na levici. Místopøedseda
Taub zvoní.) Wir brauchen ja nur die Tatsachen gegenüberzustellen.
Der Èechoslovake kann nach Deutschland 1000 Kè mitnehmen
und der Reichsdeutsche in die Èechoslovakei nur 10 Mark.
Das beweist, wer an der Unterbindung des Fremdenverkehrs schuld
ist. (Rùzné výkøiky.) Sie haben
keine Ursache, sich in diesem Hause als unbezahlte oder vielleicht
auch bezahlte Fürsprecher des Herrn Schacht aufzuspielen.
Ich will nur die Methoden einer gewissen Darstellung kennzeichnen
und sagen: Die sudetendeutsche Partei schöpft ihre Daseinsberechtigung
aus einer grundsätzlich falschen Formulierung des sudetendeutschen
Problems. Sie kann auch auf dem Boden dieses Parlaments ohne die
Lebenslüge ihrer täglichen Agitation nicht auskommen.
(Rùzné výkøiky. - Místopøedseda
Taub zvoní.) Hätte sich Herr Sandner nicht
mit "Streiflichtern" begnügt, sondern dem Lichte
der Tatsachen in seiner Darstellung Raum gelassen, dann hätte
er zu einer ganz anderen Formulierung der sudetendeutschen Probleme
kommen müssen. (Rùzné výkøiky.
- Místopøedseda Taub zvoní.) Er
hätte vielleicht schon durch seine marxistische Schulung
zu dem Ergebnis kommen müssen, daß die sudetendeutsche
Not in erster Linie ein Produkt des ganzen europäischen Verfalles
ist. Hier werden sie um die Realitäten nicht herumkommen
können. Nach dem geschichtlosen Dasein im Feudalismus haben
sich die Sudetendeutschen politisch, sozial und kulturell ihre
Positionen mit dem Aufblühen ihrer Industrie errungen. Unsere
sudetendeutschen Industrien wurden auf der Grundllage großraumwirtschaftlicher
und weltwirtschaftlicher Arbeitsteilung aufgebaut. Beide Voraussetzungen
sind fast dahingeschwunden. In einer Zeit der autarken Nationalwirtschaften,
in der Ep oche des ganzen Strukturwandels der Weltwirtschaft hängt
das Dasein unseres Industrievolkes an einem dünnen Faden.
Meine Herren! Wir stehen vor dem tragischen Tatbestand, daß
unsere von Export lebenden Menschen - hoffentlich nur vorübergehend
- von dem Tisch Europas, von dem Gabentisch der Weltwirtschaft
weggestoßen sind. (Rùzné výkøiky.
Místopøedseda Taub zvoní.) Diese Tragik
verpflichtet jeden, der hier als Vertreter dieses Volkes das Wort
ergreift, zu ernster Sachlichkeit. (Rùzné výkøiky.
- Místopøedseda Taub zvoní.) Das
ist unsere Anklage, die wir Ihnen entgegenschls eudern, daß
sich die sudetendeutsche Partei mit Konrad Henlein an der Spitze
als die politissche Nutznießerin, als die politische Inflationsgewinnerin
der sudetendeutschen Not etabliert hat. (Smích.) Lachen
Sie nicht, meine Herren, es wäre ein interessantes Rechenexempel
zu prüfen, wieviele von Ihnen in diesem Haus wären,
wenn es keinen Hitler, keine Goebbelspropaganda und keine Aufrüstung
im Dritten Reich gäbe. Sie rühmen sich eines großeßen
diegSes, aber die Mittel dieses Sieges mahnen zur Bescheidenheit.
Sie haben alle Erscheinungen einer großen Entwicklungsepoche,
die Industrialisierung der Agrarländer, die englischen und
amerikanischen Zölle, die japanische Konkurrenz, die Rationalisierung,
die Konzentrationspolitik der Doderers, die Verdrängung der
Kohle durch die Elektrizität, die wir tschaftliche Absperrungspolitik
Hitlerdeutschlands, alle diese Erscheinungen haben Sie auf die
einfache Formel gebracht, daß 15 Jahre Parteipolitik das
sudetendeutsche Volk auf den Hund gebracht haben. So ist im ganzen
Land ein Psychose erzeugt worden, daß die Èechen,
die Sozialdemokraten und in weiterer Linie auch die Landbündler
Schuld wären, wenn die Schlote nicht rauchen, wenn die Arbeitslosen
hungern, wenn die junge Generation keinen Ausweg sieht. Sie haben
den Glauben gen ährt, daß Ihre Partei das Wunderrezept
in der Tasche hat, um diese Dinge nach dem Wahltag zu wenden.
(Výkøiky posl. Sandnera.) Das Interessanteste
an dem wirtschaftlichen Teil der Erklärung des Herrn Frank
ist für mich, daß das berühmte in Arbeitsbeschaffungsprogramm,
mit dem man hausieren gegangen ist, mit keinem einzigen Wort darin
erwähnt ist. (Rùzné výkøiky.
- Místopøedseda Taub zvoní.) Es
ist wahr, Sie haben drdrei Viertel der Sudetendeutschen hinter
sich, aber Sie haben diese drei Viertel des sudetendeutschen Volkes
in die Sackgasse geführt. Sie sind heute die Gefangenen Ihrer
eigenen Versprechungen. (Posl. Dr Zippelius: Wir sind drei
Tage hier, Sie sind 6 Jahre da gesessen.) Entschuldigen Sie,
weil Sie sagen, wir seien 6 Jahre hier gesessen ... (Hlasy:
Noch länger!) Sie haben damit argumentiert: 15 Jahre
haben die anderen geredet, jetzt werden wir handeln. (Hlasy:
Jawohl!) Was sind Eure Handlungen? Die Einstellung der Volkshilfe
nach dem Wahltag war die erste Tat, die Reise des Führers
an den Genfer See war die zweite Tat und die Wahl des Herrn Bradáè
zum Präsidenten des Hauses war die dritte Tat. Das sind die
Handldungen, auf die Sie die Wähler so neugierig gemacht
haben. Heute machen Sie Komplimente nach der èechischen
Seite hin, in Ihren Wählern aber haben Sie den Glauben getötet,
daß nationale Zusammenarbeit einen Ausweg aus der wirtschaftlichen
und sozialen Bedrängnis schaffen könnte. (Rùzné
výkøiky. - Místopøedseda ich
Taub zvoní.) Ich sage Ihnen: Sie sind heute die
Gefangenen Ihrer eigenen Agitation. Ich rufe die Zeugenschaft
des ganzen deutschen Gebiets dafür auf, daß Ihre Wähler
nichts erwarten von dem, was Sie aus Prag bringen. (Rùzné
výkøiky.)
Místopøedseda Taub (zvoní): Prosím
o klid.
Posl. Jaksch (pokraèuje): Der größte
Teil en Ihrer Wähler hat Ihnen die Stimme gegeben als Auftrag,
den Anschluß an Deutschland durchzuführen. (Výkøiky:
Das ist eine Lüge. Pfui!)
Was Sie hier rufen, dieses Pfui, das ist die Antwort an die Wähler,
die Sie in diesem Glauben gewählt haben. (Výkøiky
posl. Sandnera.) Die Rettung unserer Existenz ist nur e- möglich,
wenn wir mit dem Staat und mit dem èechischen Volke den
Aufbau neuer wirtschaftlicher Grundlagen beginnen. Eure Menschen
aber wa rten auf die Arbeit, die Ihr ihnen in Deutschland versprochen
habt. Eure t- Menschen warten auf den Einmarsch der braunen Armeen
(Rùzné výkøiky.), man prophezeit,
die deutschen Motorbatterien werden in 24 Stunden in Pilsen sein,
im Tachauer Ben zirk wird gesagt, daß die Èechen
aus den Grenzgebieten ein Wettrennen bis nach Èaslaue veranstalten
werden. (Hluk.)
Meine Herren von der sudetendeutschen Partei, Sie müssen
vor meinen Ausführungen eine ganz gewaltige Angst haben,
weil Sie mich fortwährend unterbrechen. Es droht ein furchtbarer
Zusammenstoß zwischen den. Illusionen, die Sie geweckt haben
und zwischen der Realität, die Sie nicht zu ändern vermochten.
(Výkøiky.) Ihre Politik ist ein: Tanz
auf einem Seil, welches zwischen Prag: und Berlin gespannt ist.
Sie können die ideologische Verbindung mit dem Hitlerreich
nicht abschneiden, ohne am nächsten Tag - in den Abgrund
der Bedeutungslosigkeit zu stürzen. (Hluk. - Místopøedseda
Taub zvoní.) Sie sagen, Sie hätten keine Verbindung
mit Hitler. Herr Sandner hat gestern hier Beweise verlangt.
Es genügen die Beweise, die Sie selber durch Ihre Methoden
geliefert haben. Leugnen Sie nicht, daß Sie das ganze Arsenal
Ihrer Agitation vom Hitlerreich ausgeborgt haben. Sie haben sich
den Satz Hitlers von den 14 Jahren verderblicher Parteipolitik
zurecht geschustert, Sie haben das Führerprinzip übernommen,
Sie haben die Barnumreklame des Nationalsozialismus übernommen.
Sie haben das Schlagwort wörtlich abgeschrieben: "die
Bonzen im Speck, die Arbeiter im Dreck". Ob Sie es jetzt
noch sagen, nachdem Herr Henlein am Genfersee sitzt, weiß
ich nicht. Sie haben den Schwur von Eger geleistet. Bedarf es
mehr Analogien, um Ihre Gesinnungsverwandtschaft mit dem Dritten
Reich nachzuweisen? Sie haben positive, aber auch negative Beweise
geliefert. Die Reden Henleins in Leipa und Franks an dieser
Stelle haben keine Zweifel darüber gelassen, daß Sie
mit der Außenpolitik Hitlers vollkommen einverstanden sind.
(Potlesk poslancù nìm. soc. dem. strany.) Meine
Herren, wir lassen Sie aus der Zange nicht heraus. Die besten
Beweise haben Sie uns geliefert durch Ihre Haltung, die Sie gegenüber
den Opfern des Hitlerismus einnehmen, durch Ihre Hetze gegen die
Emigranten. (Hluk.) Ja, sehen Sie, das ist der Gipfel der
deutschen Schmach, wenn Menschen, die den Folterkammern und dem
Tod entronnen sind und die hier ein Obdach gefunden haben, in
einem anderen Lande, von den eigenen Volksgenossen beschimpft
und verhöhnt werden. (Hluk.)
Místopøedseda Taub (zvoní): Prosím
o klid.
Posl. Jaksch (pokraèuje): Herr Konrad Henlein
hat in Znaim in der Form eines Interviews höchstpersönlich
eine Epistel gegen die Emigranten vom Stapel gelassen. In dem
Falle waren Österreicher gemeint. Darauf gebe ich eine Antwort:
Ein Mann, der in Marienbad zu seinen Anhängern sagt: "Nach
dem Einsperren kommt das Freilassen, der aber gleichzeitig Abolitionsgesuche
an den sozialdemokratischen Justizminister richtet, dieser Mann
kann keinem österreichischen Schutzbündler und keinem
Wallischhelden auch nur die Schuhriemen lösen. (Potlesk.)
In diesem Punkt wird die sudetendeutsche Tragödie ein Teil
des gesamtdeutschen Dramas und die Frage ist berechtigt, was denn
heute in der deutschen Seele vorgehen mag, wenn auch begriffsstützige
Schriftleiter darauf mit Verdrehungen antworten.
Meine Herren! Ich hatte am Sonntag Gelegenheit, mir die Kasematten
des Brünner Spielbergs anzuschauen, eine Ausstellung von
Folterwerkzeugen, lichtlose Gefängnisse, wo man die Eingekerkerten
zugrunde gehen ließ.