Es muß mich Wunder nehmen, daß eine ganze Reihe von
doch sonst als seriös bekannten Politikern ihre Zwisch enrufe
machen: "Jawohl, es ist so!" Da muß ich fragen,
warum haben Sie die Beweise, die Sie in Händen haben müssen,
nicht schon vorgelegt? (Potlesk.) Aber nicht nur, daß
man uns verdächtigt, nicht nur, daß man bedenk enlos
allen Folgen gegenüber die Flamme des Mißtrauens schürt
und durch ceine verantwortungslose Hetze jede Möglichkeit
des Sichkenn enlernens und Aussprechens verhindert, scheut man
auch nicht davor zurück, in der Diskussion um die politischen
Anschauungen unserer Bewegung alle Grundsätze der Demokratie
offen in ihr Gegenteil zu kehren und unter Berufung auf die freiheitliche
Verfassung dieses unseres Staates gerade diese freiheitliche Verfassung
mit Füssen zu treten. 1 1/2 Jahre hat man uns mit der Auflösung,
resp. mit der Einstellung unserer Partei gedroht, 1 1/2 Jahre
hat man uns die Gewißheit darüber vorenthalten, ob
wir zur Wahl überhaupt zugelassen werden oder nicht, 1 1/2
Jahre hat man uns und damit das gesamte Sudetendeutschtum dem
furchtbaren Druck einer inneren Spannung ausgesetzt, der nur ertragen
wer den konnte, weil es hier wirklich um eine letzte Hoffnung
des Sudetendeuschtums ging. Man hat von uns im Verlauf der Debatte
zur Regierungserklärung ein fair play verlangt. Wir müssen
die Frage erheben, ob die Methoden, mit denen man uns bisher gegenüber
getreten ist, symptomatisch sind für ein fair play der anderen
Seite?
Vielleicht wird überhaupt erst einmal eine kommende Generation
des èechischen Volks in der Lage sein, festzustellen, mit
welchem Unmaß an sittlichen Kräften das Sudetendeutschtum
diese letzten beiden Jahre durchgestanden hat. Man hat uns Totalitätsansprüche
vorgeworfen, man hat versucht, uns das Recht auf die Gewinnung
der Massen, das jeder Partei innerhalb eines demokratischen Staates
uneingeschränkt zustehen muß, abzusprechen. Man hat,
entgegen allen Grundsätzen der Demokratie, das Sudetendeutschtum
von der Richtigkeit unserer Ideen zu überzeugen, ausgelegt
als einen Machtanspruch, statt anzuerkennen, daß es doch
schließlich der Sinn jeder parteipolitischen Tätigkeit
sein muß, dem demokratischen Ideal, die Mehrheit des Volkes
hinter sich zu haben, möglichst nahe zu kommen. Wir haben
im übrigen selbst nie von Totalität gesprochen. Wenn
dieser Begriff, den man mit Absicht einer faszistischen Terminologie
entnommen hat, in die Diskussion gegen uns geworfen wurde, dann
ist das nur ein Zeichen dafür, daß man absichtlich
und mit Berechnung alles unternommen hat, um den Vorwurf des Faszismus
und den Vorwurf der Demokratie irgendwie zu stützen. Wir,
die Sudetendeutsche Partei, wollen nicht mehr als die Einigkeit
unseres Volkes. Wir denken nicht daran, diese Einigkeit auf einem
anderen Weg als dem der freien Willensentschließung eines
jeden einzelnen Sudetendeutschen zu erzielen. Wenn man aber, wie
dies hier geschieht, auf dem Vorwurf des Totalitätsanspruchs
beharrt, so müssen wir hier in aller Offenheit einige Fragen
stelen: Warum wenden sich denn die, die von Demokratie, fair play
und anderen schönen Dingen sprechen, nicht gegen jene Parteien,
die durch den Aufbau ihrer Organisationen und Hilfsorganisationen
und durch die planmäßige Politisierung aller unpolitischen
Lebensbereiche viel eher den Vorwurf von Totalitätsansprüch
en verdienen? (Potlesk.) Oder hat man der Vorwurf der Totalität
gegen den so lammfrommen Bund der Landwirte erhoben, als er seinerzeit
in den mit uns gepflogenen Verhandlung)nggen von uns forderte,
es müsse ein Vertrag abges chlossen werden, der es jedem
auf dem Lande lebenden oder von Landesprodukten existierenden
Menschen verbietet, Mitglied unserer Partei zu sein? Der Mann,
der vor mir hier gesprochen hat und der sich gerade als Vorzugsschüler
der Demokratie vorstellte (Potlesk.), er hat mit uns die
Verhandlungen damals geführt und er hat diese Ansprüche
erhoben. Da auf einmal schweigt das demokratische Gewissen derer,
die sich sonst so sehr und so ausschließlich mit unserer
Bewegung befassen zu. müssen glauben. Wir können uns
angesichts der Tatsachen des Eindrucks nicht erwähren, daß
hier wissentlich mit zweierlei Maß gemessen wird. Was für
den einen recht ist, muß für den anderen billig sein.
Solange die Verfassung unseres Staates eine demokratische ist,
werden wir nicht darauf verzichten, in unserer Partei im Bereiche
des Sudetendeutschtums zu organisieren, was sich nur organisieren
läßt. (Potlesk.)
Über den Vorwurf der Erhebung totalitärer Machtsansprüche
hinaus, hat man uns auch einer faszistischen Gesinnung und der
Anwendung faszistischer Methoden beschuldigt. Ich muß hier
feststellen, daß es für das heutige Niveau unserer
Politik kennzeichnend ist, daß der Begriff Faszismus heute
von jedem und auf alles angewendet wird, was ihm nicht paßt.
Es wäre gerade jenen sog. seriösen Politikern, die sich
da zu Verteidigern der Demokratie aufwerfen, zu empfehlen, sich
einmal mit den staatstheoretishen Gedanken des faszistischen Gesellschaftsauffassung
auseinanderzusetzen, damit sie wenigstens wissen, wovon sie reden,
wenn sie behaupten, wir seien Faszisten. Man hat jede Versammlung
und jeden Massenaufmarsch unserer Anhänger zum Anlaß
gemacht, uns der Anwendung faszistischer Methoden zu beschuldigen.
Man hat darüber hinaus das große soziale Hilfswerk
der sudetendeutschen Volkshilfe als ein Beispiel dafür angeführt,
wie wir mit den Methoden des Herrn Goebbels arbeiten (Rùzné
výkøiky.), und man hat darüber hinaus all
die Disziplin, all die Selbstbeherrschung, von denen unsnsere
Veranstaltungen gekennzeichnet waren, als ein Zeichen unseres
militanten faszistischen Charakters gekennzeichnet. Man hat dabei
aber vollkommen verschwiegen, daß es ja der Staat selbst
war, der von uns gefordert hatte, für Ruhe und Disziplin
bei unseren Veranstaltungen Sorge zu tragen. Bei all diesen Vorwürfen
hat man kein Wort über die uniformierten Parteiarmeen unserer
Gegner verloren, mit keinem Atemzug hat man des Terrors gedacht,
dem unsere Versammlungen ausgesetzt waren und mit keiner Silbe
hat man, wie ich schon vorhin andeutete, der Tatsache Erwähnung
getan, daß wir unsere Versammlungen schützten, daß
wir für Ruhe und Ordnung und Disziplin bei unseren Kundgebungen
sorgten, weil es ja in hunderten von Zeitungsartikeln, in Aussprachen
mit den Behörden und bei Vorsprachen selbst bei höchsten
Stellen von uns gefordert worden war. Sinnloser noch als die Ableitung
unserer faszistischen Gesinnung aus rein formalen Gründen
ist die Anschuldigung der faszistischen Gesinnung an sich. Daß
wir den Gedanken der Volksgemein schaft vertreten, daß wir
der Meinung sind, daß ein Zusammenschluß der volklichen
Kräfte auf gemeinsamer politischer Grundlage auch innerhalb
eines demokratischen Staates möglich sein kann, das kann
nicht als ein Zeichen einer faszistischen Gesinnung ausgelegt
werden. (Výkøiky posl. Jaksche.) Man hat
erst vor ein paar Tagen bei Ihnen in Brünn erklärt:
Wir müssen suchen, mehr an den Mittelstand und an den Bauern
heranzukommen. Ich glaube auch nicht, daß man auf kommunistischer
Seite der Anschauung ist: wir organisieren grundsätzlich
nur Handarbeiter und die anderen sollen sich kümmern. Hier
gilt das Gesetz, wer zuerst am Zuge ist und wer das Vertrauen
des Volkes genießt, der hat eben die Massen. (Potlesk.)
Im Übrigen, der klare Trennungsstrich, den unser Vorsitzender
Konrad Henlein anläßlich seiner staatspolitischen Rede
in Böhm.-Leipa zwischen uns und der faszistischen Gesellsch
aftsauffassung gezogen hat, war eindeutig genug, als daß
über diese besondere Frage noch eingehend zu sprechen wäre.
Im übrigen sind wir der Meinung, daß für einen
sudetendeutschen Faszismus innerhalb der Grenzen des Staates jede,
aber auch jede vernunftmäßige Voraussetzung fehlt.
Glauben Sie mir, wenn wir auch dem Durchschnittsalter nach die
jüngste Fraktion dieses Hauses stellen, so besitzen wir doch
soviel politische Klugheit, um uns im klaren darüber zu sein,
was den Voraussetzungen entspricht und was ihnen nicht entspricht.
Am wenigsten aber kann uns unsere entschiedene Frontstellung gegen
einen entarteten Liberalismus, der unter der Maske humanistischer
Ideale, wirtschaftlichen Freibeutertums, sozialer Ungerechtigkeit,
Klassenkampf, nationaler Entrechtung, Vergiftung der öffentlichen
Meinung Lügen und Verleumdung sanktioniert, ausgesetzt werden.
Wenn wir die Verpflichtung des Einzelnen dem Ganzen gegenüber
über alle Grundsätze eines politischen Individualismus
stellen, wenn wir das Schicksal der Gemeinschaft für entscheidender
halten als das Schicksal des Einzelnen, dann ist das meines Glaubens
nichts anderes als ein Zeichen der politischen Vernunft. Man muß
es in diesem Zu ammenhang als eine geradezu lächerliche und
erbärmliche Groteske empfinden, wenn heute sogenannte fortschrittliche
Parteien gegen uns und unsere Anschauugen mit dem Argument auftreten,
wir seien nicht nur faszistisch, sondern wir seien auch reaktionär,
unsozial und Feinde allen Fortschritts. Ich glaube, es steht eindeutig
fest, daß heute niemand so wie wir gegen die herrschenden
Zustände Sturm läuft. Und da muß ich schon fragen:
ist denn ein Volk, das sich seiner Not besinnt. Klassenkampf und
Klassenhaß beiseite wirft (Výkøiky. -
Hluk.), den Gedanken der Gemeinschaft auf die Fahne schreibt
und in einer geradezu überwältigenden Einmütigkeit
dem Willen Ausdruck gibt. Kamaradschaftlichkeit und Solidarität
zur Grundlage eines neuen Daseins zu machen, reaktionär?
Es herrscht hier eine Verwirrung der politi schen Begriffe, die
nur aus der Besorgnis um die eigenen Positionen und der eigenen
Partei heraus erklärt werden kann. (Potlesk.) Die
ganze Jämmerlichkeit der gegen uns in diesem Zusammenhang
erhobenen Beschuldigungen wird angesichts solcher Fragestellungen
offenbar. Wären wir und wäre unsere Idee nicht die natürliche
Antithese auf die herrschenden Zustände, ja wie wollten wir
denn überhaupt da sein und wie wäre der Sieg vom 19.
Mai möglich gewesen?
Der unsinngste unter all den Vorwürfen, mit denen man uns
überschüttete. ist der, wir seien Feinde der Demokratie.
Daß man sich gerade dieses Argumentes gegen uns bediente,
ist verständlich. Denn gerade aus ihm läßt sich
ja so leicht und so bequem der Vorwurf der Staatsfeindlichkeit
und der Verletzung unserer grundlegenden Verfassungsgesetze ableiten.
Erstaunlich ist nur, mit welcher Unbedenklichkeit man gerade in
diesem Punkte alle Tatsachen in ihr Gegenteil verkehrt, allen
Verdächtigungen und allem politischen Tratsch freie Bahn
läßt und dem Entstehen einer Psychose Vorschub leistet,
durch die nichts anderes so sehr in Gefahr kommt, als gerade das,
was man zu schützen vorgibt: die Demokratie.
Keine politische Partei dieses Staates kann sich so wie wir darauf
berufen, das Ergebnis einer vollkommen freien Willensentschließung
des Volkes selbst zu sein. Keine Partei und keine politische Bewegung
war in der Zeit ihres Bestebens und Großwerdens so ausschließlich
auf die freie Willensentscheidung der Massen angewiesen, wie die
sudetendeutsche Partei. Durch Verfolgung, Persekution mit Versammlungsverboten,
Hausdurchsu chungen, ständ ige Überwachung und behördliche
Schikanen oft sinnlos gequält (Výkøiky.)
mussten wir unter dem Druck der uns immer wieder angedrohten
Auflösung während der langen 1 1/2 Jahre all unser Vertrauen
ausschließlich auf die Werbekraft unserer Idee legen. Dies
gilt umsomehr, wenn man bedenkt, daß es sich unsere Gegner
weiß Gott angelegen sein ließen, die deutsche Bevölkerung
dahingehend aufzuklären, daß es ein Risiko, ja sogar
eine Gefährdung der Existenz bedeute. wenn man Mitglied unserer
Bewegung sei. Wir, die sudetendeutsche Partei, haben von allem
Anbeginn unsere demokratische Grundhaltung bewahrt und sind politischklug
genug. um zu erkennen, daß die Wahrung und Beibehaltung
einer demokratischen Verfassung für uns Sudetendeutsche überhaupt
die Grundlage unseres politischen Wirksamwerdens bietet. Gerade
darum aber, weil wir an einer Beibehaltung echtester demokratischer
Grundideale interessiert sind, stehen wir nicht an, hier festzustellen,
daß die Demokratie nicht von uns. sondern gerade von jenen,
die sich zu ihren Verfechtern aufwerfen, heute bedroht wird. Wenn
man in diesem Zusammenhang in der Debatte zur Regierungserklärung,
wie ich schon vorhin sagte, den Vorwurf erhob. wir spielten kein
fair play und wir seien den Argumenten der Demokratie unzugänglich,
so seien hier wieder eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die geeignet
sind, verständlich zu machen, von welcher Seite heute die
Demokratie und ihre Grundgesetze angegriffen werden.
Ich frage Sie: ist es ein Zeichen der Demokratie, wenn man die
zahlenmäßig stärkste Partei dieses Staates, die
heute jene Partei ist, die heute eindeutig das Sudetendeutschtum
repräsentiert, brüsk ausschloß von allen Besprechungen,
die der Regierungsbildung vorausgingen? (Výkøiky.)
Ich frage Sie: issst es deml okratisch, wenn die èechischen
Nationalsozialisten sagen: Für uns gibt es grundsätzlich
keine Zusammenarbeit und keine Verständigung mit Henlein.
Ist es ein Zeichen der Demokratie, wenn aus dem Lager der sog.
del mokratischen Parteien heute in aller Öffentlichkeit die
Forderung erhhoben wird, durch eine entsprechende Praktizierung
bei den Ernennungen in die Bezirks- und Landesbehörden den
Aussgang der Wahlen am 19. Mai zu korrigieren? (Potlesk. -
Posl. Jaksch: Diese Verwaltungsreform hat Herr Hodina mitbeschlossen.)
Herr Koll. Jaksch, es ist keine Entschuldigung für
Sie, wenn Sie jetzt einen anderen als Kronzeugen anführen.
Ich frage weiter: Ist es demokratisch, wenn man heute angesichts
des Ausganges der Wahlen vom 19. Mai sich weigert, draußen
in den Gemeinden durch Ausschreibung von Gemeindewahlen die Gemeindevertretung
dem wahren Willen des Volkes anzupassen? (Potlesk.)
Wer kann und könnte angesichts dieser objektiv feststehenden
Tatsachen mit reinem Herzen das Problem der Demokratie aufrollen?
Oder glaubt man wirklich ernstlich daran, durch eine solche Haltung
das Sudetedeutschtum davon zu überzeugen, daß es selbst
undemokratisch, die anderen aber demokratisch seien? Ich denke
hier an das Gewerkschaftsproblem. Ich frage die sozialdemokratischen
Volksvertreter, ob es demokratisch ist, wenn man heute in der
Union der Metallarbeiter, bei den Textilarbeitern, in allen ihren
Gewerkschaften systematisch jene Arbeiter ausschließt, die
ihrer freien politischen Überzeugung gefolgt sind und heute
bei uns stehen. (Posl. Jaksch: Um die müßt Ihr Euch
jetzt kümmern!) Wenn Sie mir diesen Zwischenruf machen,
so stelle ich hier fest, daß die Gewerkschaften ob rot oder
anders gefärbt, unpolitische Organisationen sind und daß
denen, die jahrelang ihre Beiträge gezahlt haben, ihr Recht
werden muß. Man muß sich von Ihrer Seite darüber
im klaren sein, daß es nicht genügt, Demokratie zu
fordern, sondern daß es auch darauf ankommt, ein demokratisches
Beispiel zu geben. Wie sollen die Hunderttausende unserer Anhänger
an die ehrliche demokratische Gesinnung unserer politischen Gegner
oder der èechischen Seite glauben, wenn sie erleben müssen,
wie ich eben sagte, wie tagtäglich unsere Arbeiterkameraden
aus den Gewerkschaften ausgeschlossen werden? (Výkøiky
posl. Jaksche.) Wir werden Ihnen eine Interpellation mit einem
Material vorlegen, und dann, Herr Jaksch, haben Sie Gelegenheit
Ihr soziales Gewissen unter Beweis zu stellen. (Výkøiky
nìm. soc. dem. poslancù.) Wie soll der sudetendeutsche
Wähler auf die Demokratie bauen und ihr vertrauen, wenn er
zusehen muß, wie eben erst neuerdings anläßlich
unserer Sonnwendfeier in den verschiedensten Städten nicht
nur das Halten einer Rede, sondern der Aufmarsch, das Versammeln
und Abhalten dieses alten Volksbrauches verboten wurde? Wie sollen
wir überzeugt sein von der wahren Demokratie dieses Staates,
wenn man uns im Karlsbader Bezirk Musikstücke mit der Begründung
verbietet, es würden dazu staatsfeindliche Texte gesungen,
obwohl festgestellt ist, daß die Kontrapunktion dieser Musiksktücke
ein Mitsingen überhaupt nicht zuläßt? Oder wie
sollen wir von Demokratie reden und an Demokratie glauben, wenn
in Eger bei Euch der Turnverein Atus der sozialdemokratischen
Partei aufmarschiert, das Mitmarschieren der Kinder bei den politischen
Veranstaltungen gestattet wird, das Mitmarschieren von Kindern
beim deutschen Turnverein bei einer unpolitischen Gelegenheit
jedoch verboten wird? Es nimmt wunder, wenn angesichts solcher
Tatsachen von einem fair play überhaupt nur gesprochen wird.
Wir sind der Meinung, daß Demokratie nicht nur eine Summe
von Rechten, sondern auch eine Summe von Pflichten bedeutet, und
diese Pflichten müssen auch von denen erfüllt werden,
welchen es vielleicht aus parteipolitischen Gründen heraus
schwer fällt. Zu einem fair play, wie man es von uns forderte,
sind wir jederzeit bereit. Aber man soll ein fair play nicht nur
fordern, man soll es auch selbst spielen.
Von allen anderen Verdächtigungen und Verleumdungen, mit
denen man uns während der vergangenen beiden Jahre überschüttet
hat, soll hier nicht die Rede sein. Einer Behauptung nur, die
man immer und immer wieder aufstellt, sei hier jedoch schärfstens
entgegengetreten, der Behauptung nämlich, wir seien getarnt,
wir seien eine Ersatzpartei für die aufgelösten Parteien.
Hier kann ich besonders feststellen, daß allein schon das
Ergebnis vom 19. Mai und die Tatsache, daß 70% der deutschen
Bevölkerung hinter uns stehen, diesen ganzen Schwindel eindeutig
widerlegt haben. Wenn man aber auf diesem Vorwurfe beharrt, so
kann ich nur wieder auf alle jene Erklärungen und Kundgebungen
und besonders auf die Kundgebung in Böhm. Leipa hinweisen,
in denen eindeutig erklärt wurde, was uns vom deutschen Nationalsozialismus,
was uns vom italienischen Fascismus unterscheidet. Wenn wir erklärten,
unter keinen Umständen auf die Liberalität des Einzelnen
Verzicht zu leisten, so war dies wohl für jeden denkenden
Menschen klar und eindeutig genug. Wenn man hingegen, wie dies
allzuoft geschehen mag, den lächerlichen Versuch unternimmt,
eine Identität zwischen dem Nationalsozialismus und der sudetendeutschen
Partei allein aus der offenen Bekundung unserer tiefen und unerschütterlichen
Verbundenheit zum großen deutschen Kulturvolk abzuleiten,
so muß ich sagen, daß dies nicht nur ein Zeichen einer
unseriösen politischen Gesinnung, sondern auch ein Zeichen
dafür ist, daß man èechischerseits scheinbar
die Tradition des eigenen Volkes vergessen hat. (Potlesk.)
Ich habe diese Frage aufgerollt, um noch einmal zu versuchen,
die Grundlagen für ein Verständnis unserer Partei gegenüber
zu bieten. Wenn wir in unserer offiziellen Erklärung zur
Regierungserklärung betont haben, daß wir unseren politischen
Weg im Sinne einer konstruktiven Opposition gehen wollen, so ersuche
ich Sie, dies durchaus nicht aufzufassen als eine Anbiederung.
Wenn ich von konstruktiver Opposition gesprochen habe. so nur
darum, weil wir der Meinung sii, daß es für einen verantwortlich
denkenden und verantwortlich handelnden Politiker keine anderen
Möglichkeiten gibt, als entweder die Regierungsteilnahme
oder konstruktive Opposition. Jede andere Opposition, wie sie
uns beispielsweise von kommunistischer Seite vorgeführt wird,
müssen wir als eine Form des politischen Tätigseins
erachten, für die es wirklich schade ist, auch nur die paar
Kronen Diäten hinauszuwerfen. (Potlesk.)
Und nun, meine Damen und Herren, kann ich abschließend nur
eines zu Ihnen sagen: Wir sind bereit, wir können aber angesichts
dessen, was draußen in unseren sudetendeutschen Gebieten
vor sich geht, nur dann einer Staatsführung oder Regierung
vertrauen oder mit ihr arbeiten, wenn wir die Gewißheit
haben, daß man endlich auch einmal von èechischer
Seite Schluß macht mit der Bagatellisierung aller unserer
Lebensfragen und sich endlich dazu entschließt, das sudetendeutsche
Problem dort zu lösen, wo es heute gelöst werden kann:
auf der völkischen Seite. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)