Pátek 18. bøezna 1932

Denjenigen Teil der Bankenwelt, der sich von dem natürlichen Verwalten fremder, ihm anvertrauter Gelder ab- und getrieben von der Gewinnsucht und Nachäffung der Bestien Kriegsgewinner den gewagten Spekulationen zuwendete, sich und ihren Klienten Großgewinne vorgaukelnd, diese zum Teil auch auszahlte, um die Klienten erst recht sicher zu machen, sehen wir Stück um Stück zusammenbrechen. Leider wurden infolge der Ansteckung, infolge der Großgewinnsucht auch solider geleitete Geldanstalten, ja selbst Volksgeldanstalten zu ähnlichen Beginnen verleitet und in den Abgrund mitgerissen. Mit Stolz können wir deutschen Landwirte auf die auch auf dem Gebiete des Geldwesens betriebene Selbsthilfeorganisation hinweisen, die fern von spekulativen Gewinnen lediglich der Sicherheit der anvertrauten Geldmittel dienend, heute auch schon den Großteil der Kriegsfolgen überdauert hat und in der schweren Zeit den Genossenschaftern das bleiben, als was sie in besserer Zeit aufgebaut worden sind.

Nach den großen Verlusten, die bei uns durch die Pozemková banka und Moravská banka, in der letzten Zeit durch die Volksbank Leitmeritz, in Österreich durch den Zusammenbruch einer ganzen Reihe von Banken und durch den großen Finanzkrach bei der Kreditanstalt in Wien, für die der Staat die Haftung übernommen hat und an der er jetzt beinahe zugrundegeht, entstanden, dem Vorgehen bei der Da rmstädter Nationalbank in Deutschland und den großen Bankzusammenbrüchen in Rumänien, Ungarn und inssbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika, wäre es tatsächlich an der Zeit, daß sich die Öffentlichkeit mit den Verhältnissen bei den Banken mehr als bisher beschäftigt. Es kann ruhig behauptet werden, daß die schwere Wirtschaftskrise, unter der alle Staaten leiden, abgesehen von der Überindustrialisierung und der durch die liberalegoistischen Wirtschaftsgrundsätze heraufbeschw orenen Überproduktion - in der Aufhäufung des Geldes an wenigen Stellen ihre Ursache hat. Wenn heute die drei Großbanken Deutschlands je über 1 1/2 bis 2 Milliarden Mark Sparkapital - das sind 1200 bis 2400 Millionen Kè - verwalten, die Ersparnisse der österreichischen Bevölkerung größtenteils der Kreditanstalt in Wien anvertraut wurden und von diesen Großbanken die ganze Wirtschaft finanziert wird, dann muß dies zu Zusammenbrüchen führen, weil es mit Zusammenlegung und Rationalisierung auf die Dauer nicht geht, die Wirtschaft Österreichs oder Deutschlands sich von einer Stelle aus nicht übersehen läßt, sich dann Fehler in den zahlreichen angeschlossenen Betrieben einschleiche, die erst nicht beachtet werden, später aber zu größeren Verlusten führen müssen. Daß selbst Rothschild bei dem Zusammenbruch der Kreditanstalt viele Millionen verloren hat und nun in Witkowitz Realitäten abgestoßen, Arbeiter und Beamte entlassen werden, zeigt, daß auch die größten Finanzgenies nicht in der Lage sind, die ganze Wirtschaft übersehen und leiten zu können.

Bei uns verwalten die 12 Großbanken wohl erst 23 % des ersparten Kapitals, aber das Bankkapital beherrscht auch beinahe die ganze Industrie. Živnostenská banka, die Escomptebank, Unionbank und Anglobank kontrollieren über 600 Industriebetriebe und 35 Bankdirektoren haben über 600 Verwaltungsratsstellen inne. Auch wenn die Herren täglich 24 Stunden beim Telephon und in Sitzungen weilen würden, wären sie nicht in der Lage, sich einen solchen Einblick in die Einzelhei ten der Betriebe zu verschaffen, daß sie eine zweckmäßige Kontrolle ausüben können. Die Folge davon sind dann Fehlentscheidungen, Einstellung neuerMaschinen (wenn die gewünschte Rentabilität nicht eintriff) Zusammenlegung von Betrieben - deutlicher gesagt Stillegungen und Arbeiterentlassungen - da die Verluste, die erst mit in Erscheinung treten, später der Öffentlichkeit doch nicht vorenthalten werden können. Man kann ruhig behaupten, daß an unserer Industriekrise mit ihrer Arbeitslosigkeit die Veraktionierung der Privatbetriebe und der große Einfluß des Bankkapitals in diesen Aktienbetrieben den Großteil der Schuld tragen.

Wir sehen, daß auch bei uns in der Èechoslovakei viele Betriebe, geleitet von der durch einen Großteil der Banken in Szene gesetzten oder eingeführten Großgewinnsucht, ihre Betriebe immer mehr vergrößerten, ohne dabei zu bedenken, daß irgendwo einmal der Absatz ein Ende nehmen muß, da wir nicht allein auf der Welt sind und sich die anderen Völker und anderen Staaten gewiß diesem Beginnen zur Wehr setzen. Es mußten dann tausende von Arbeitern und hunderte von Beamten ihre geistigen und körperlichen Kräfte zur Verfügung stellen, um die Tantiemen für die am Betriebe sonst nicht interessierten Personen zu verdienen. Siehe Škoda, wo für ca 30 Direktoren und Verwaltungsräte je 300.000 und mehr Kronen geschaffen werden mußten. In diesen Beträgen sind wohl auch, da sie sich ja schließlich bei jedem größerem Betrieb wiederholen, die Summen zu suchen, die heute fehlen, um den - Arbeitern und den Beamten in ihren Entlohnungen gerecht zu werden, aber auch den Staat in seinem bei diesen Betrieben sicherlich voll berechtigten Steuerforderungen zu befriedigen. Die Großgewinnsucht allein war es, die den in den verschiedensten Berufen tätigen Direktoren und Verwaltungsräten förmlich aufzwang, sich um jeden Preis um den Absatz zu kümmern, möge es dann schon zu Gunsten, oft aber auch sogar zu Ungunsten des Standes des betreffenden Verwaltungsratsmitgliedes sein. Und nun, wo ein Ende mit Schrecken plötzlich zur Überlegung zwingt, wird der Schuldige gesucht und gegen diesen ein Gesetz konstruiert, in welchem unter anderem auch die Unvereinbarlichkeit für den Abgeordneten ausgesprochen ist.

Wir Landwirte haben gar kein Interesse daran, daß Verwaltungsratsstellen in ihrer Mehrzahl von Abgeordneten besetzt werrden, da dadurch der Abgeordnete leicht in irgend ein schiefes Licht kommen und mit seinen mit der Wahl übernommenen Verpflichtungen in Widerspruch kommen könnte. Wenn aber schon die Unvereinbarlichkeit eines Abgeordnetenmandates mit einer Verwaltungsratsstelle ausgesprochen wird, dann wäre sicherlich auch zu untersuchen, ob nicht auch auf anderen Gebieten als auf dem Gebiete der Verwaltung des Geldwesens eine Unvereinbarlichkeit mit dem Abgeordnetenmandat vorliegt.

Seitens der sozialistischen Kollegen wurde während der Behandlung dieses Gesetzes, das, wie schon erwähnt, nach langen Verhandlungen als Kompromiß zustande gekommen ist und daher keiner der Gruppen entspricht, darauf verwiesen, daß dadurch der Staatsei nfluß auf die Wirtschaft verstärkt wird. Es ist wohl sehr zu überlegen, inwieweit sich der staatliche Einfluß auf den verschiedenen Gebieten der Wirtschaft bereits soweit bewährt hat, daß man verallgemeinernd dem Staate die ganze Gewalt über die Wirtschaft überläßt und dadurch die private Wirtschaft verdrängt, trotzdem wir ja auf allen Gebieten der Wirtschaft Erfahrungen machen mußten, daß der Staat infolge des teueren Apparates, den er zur Wirtschaft und Verwaltung der einzelnen Wirtschaftsgebiete braucht, eigentlich ein sehr schlechter Volkswirt ist. Wir Landwirte würden es mit größter Genugtuung begrüßen, wenn wir in unserer Steu erleistung auf Grund der Ergebnisse und Reinerträge der in staatlicher Verwaltung stehenden Landbesitze in unseren Steuern eingeschätzt würden. Ebenso wären wir zufrieden damit, wenn wir eine Steuereinschätzung erleben würden auf Grund der glänzenden Erfahrungen, die sozialistisch geleitete Körperschaften bei der Bewirtschafung ihrer Güter gemacht haben.

Es ist sicher, daß die Verhältnisse weitaus stärker sind als wir und daß die Furchtbarkeit der Krise, wie sie über uns hereingebrochen ist, nicht dem oder jenem einzelnen oder diesem oder jenem Stande zugeschrieben werden kann. Sicher ist aber auch eines, daß bei uns hier in der Èechoslovakei die Auswirkung der Krise in der Furchtbarkeit, wie wir sie jetzt erleben - und wir wissen nicht, ob sie sich in Zuku nft nicht noch fürchterlicher äußern wird - nicht notwendig war, wenn den deutschen Warnungen bei Zeiten Folge gegeben und der natürliche Reichtum dieses Staates nicht mißbraucht und vergeudet worden wäre.

Die derzeit laufenden Verhandlungen, ob sie nun Handelsvertragsverhandlungen sind oder auf Schaffung von neuen Wirtschaftsgebieten hinauslaufen, ob sie nun Donaubund, Mitteleuropa, Paneuropa oder wie immer sonst heißen mögen, und uns heute beim Erscheinen jeder neuen Zeitungsnummer in immer neuer Gestalt vor Augen geführt werden, sind alle noch nicht darnach angetan, daß wir darin die dämmernde Ernüchterung bei der Beurteilung der tatsächlich verzweifelten Lage der europäischen Wirtschaft erblicken können. Alle Versuche nach Schaffung von Wirtschaftsgebieten, in denen wir nur an einen Absatz unserer Industrieprodukte denken, ohne dabei auch auf den Absatz der Überflußprodukte der mit ins Kalkül gezogenen Staaten in Rechnung zu stellen und für diesen Absatz auch die entsprechende Absatzsicherung einstellen, sind umsonst. Bei all den Möglichkeiten, die bisher zur Besprechung gelangten, handelt es sich immer darum, daß unser Staat in Verbindung gebracht wird mit rein agrarischen Staaten und deshalb der einzige in dieser Zusammenfassung von Staaten bleibt, der den Überfluß an agrarischen Produkten zu übernehmen hätte. Lediglich ein Wirtschaftsgebiet, inbegriffen mit Staaten, die auch für landwirtschaftliche Produkte aufnahmsfähig sind, weil sie selbst noch nicht genug erzeugen, kann diesem Moment abhelfen. Deshalb ist eine Wirtschaftsgruppe ohne das aufnahmsfähige Deutschland nicht zu denken.

In der Èechoslovakei hat man leider den Worten eines Finanzministers, der davon sprach, daß sich die Landwirtschaft genug berei chert hat und jetzt ruhig ein paar Jahre auf ihre Kosten gewirtschaftet werden kann, folgend, die längste Zeit hindurch getrachtet, die im Übermaß übernommene und in der Nachkriegszeit noch ausgebaute und vergrößerte Industrie der Èechoslovakei einzig auf Kosten der Landwirtschaft zu erhalten. Dies war das Verbrechen, das an der Volkswirtschaft dieses Staates beganen wurde und nun sehen wir die bitteren Folgen. Die Landwirtschaft hat jede Kau fkraft verloren und reißt unrettbar alle übrigen Berufe mit ins Verderben. Das wird auch dieses Stückwerk von einem Ba nkengesetz nicht aufhalten, wenn wir in diesem Staate nicht, einerlei, ob Arbeiter, Festbesoldeter, Gewerbetreibender, oder Landwirt endlich zur Erkenntnis kommen, daß lediglich eine kaufkräftige Landwirtschaft wieder den Anstoß zur Erneuerung der Arbeit auf allen Gebieten zu geben vermag dadurch, daß deren Erwerbsmöglichkeiten in erster Linie sichergestellt, dann mit dazu beitragen, die Arbeitsund Erwerbsmöglichkeit auf allen Gebieten zu erneuern. Die Idee nur von der Ausfuhr die Volkswirtschaft des eigenen Staates abhängig zu machen ist ein Unding und brachte uns heute schon an den Rand des Abgrundes. Die Großgewinnsucht war es, die die meisten Einzelmenschen erfaßte und ohne Rücksicht jeden dem großen Gewinne nachjagen ließ, ob er dabei seinen Nächsten, gehöre er welchem Stande immer an, erst niedertreten mußte.

Abkehr von der Einstellung und dem Nachjagen nach dem Großgewinn muß eintreten. Die Rückkehr zu dem, sich schon mit wenig zu bescheiden und auch dem Nachbar sein Leben zu gönnen und zu ermöglichen, ist die unerbittliche Frage, die gelöst werden muß, wenn wir überhaupt an einen Ausweg aus diesen Verhältnissen denken. Allüberall ist der Feind auf der Lauer und wartet nur, die Zersetzung noch beschleunigend darauf, auch in unseren Gebieten die neue Religion Rußlands einzuführen. Hüten wir uns davor, diese sog. modernste Wirtschaftsform über uns Herr werden zu lassen. (Potlesk.)

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