Ètvrtek 4. února 1932

Gen. Štìtka hat vor einigen Tagen hier aufgezeigt, daß [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 4. února 1932 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy. Viz tìsnopiseckou zprávu o 168. schùzi posl. snìmovny.] im Osten des Staates Hungersnot herrscht. Es herrscht nicht nur im Osten der Republik grenzenloses Elend, dieselben oder ähnliche Verhältnisse finden Sie auch im Westen, im Süden und Norden dieses Staates. Die deutschen Gebiete der Èechoslovakei sind eine einzige Hungerzone. - Alle, aber auch alle Industriezweige sind von der Krise erfaßt. In der Textilindustrie sind mehr als die Hälfte aller Betriebe stillgelegt. Die Betriebe des Mautnerkonzerns stehen zum Teil schon 2 Jahre. Liebieg hat seine Betriebe in Eisenbrod, Svarov, Mezivod und Horatitz stillgelegt. Die Riedelschen Spinnereien stehen. Hunderte Betriebe, die übergroße Hälfte der Textilindustrie im Reichenberger, Friedländer, Kratzauer und Zwickauer Bezirke, in Ostböhmen, in Mähren und in Schlesien wurden stillgelegt. Ein ehemals blühender Industriezweig liegt im Sterben. In Zwickau sind von 10 Betrieben nurmehr 2 mit 300 Mann Belegschaft bei verkürzter Arbeitszeit im Gange.

Dasselbe Bild bietet die Glasindustrie. Die einst gutgehende und weltberühmte Glasindustrie im Gablonzer Gebiete ist ein einziger Trümmerhaufen. Die kapitalistisch-sozialfascistische Zoll- und Handelspolitik nicht nur in England und in Deutschland, mehr noch in der Èechoslovakei selbst hat diesem Industriezweig den Garaus gemacht. Amtlich werden für den Gablonzer Bezirk am 31. Dezember 15.327 Arbeitslose ausgewiesen, bei insgesamt 100.000 Einwohnern. Aber auch diese Zahl von 15.327 Arbeitslosen bleibt weit hinter der wirklichen Zahl der Arbeitslosen zurück. Heute sind im Gablonzer Bezirke ohne Übertreibung 30.000 Arbeitslose. Mehr als die Hälfte der erweerbsfähigen Bevölkerung hat keine Arbeit. Der Rest arbeitet verkürzt bei Hungerlöhnen. Von dieser beispielslosen Katastrophe wird natürlich auch der sogenannte Mittelstand, die Kleingewerbetreibenden und die Geschäftsleute erfaßt. Im Gerichtsbezirk Tannwald gibt es in den neun Gem einden Morchenstern, Schumburg, Dessendorf, Priechowitz, Albrechtsdorf, Antoniwald, Ruditz und Polaun 12.000 Arbeitslose. Von 3 Erwerbsfähigen sind 2 arbeitslos, der Dritte arbeitet verkürzt, soweit er nicht Staats- oder Gemeindeangestellter ist.

Außer der Glasbranche, die sich seit 5 Jahren in einer permanenten Krise befindet, liegen folgende Groß- und Mittelbetriebe vollständig still: die Mautnersche Weberei in Schumburg mit früher 800 Arbeitern, die Textilfabriken Liebieg in Schumburg, Svarov und Mezivod mit fast 2.000 Arbeitern, die Tannwalder Maschinenfabrik mit 450 Arbeitern, die Riedelsche Spinnerei in Polaun- Wurzelsdorf mit 600 Arbeitern, die Fabrik Schnabel in Dessendorf mit 500 Arbeitern und die Porzellanfabrik Seidel in Tiefenbach-Pøichovic mit 400 Arbeitern. Folgende Betriebe arbeiten verkürzt: die Spinnereien Priebsch Erben in Morchenstern, die Tannwalder Baumwollspinnfabrik und die Glasfabrik Riedel in Polaun. Es gibt keinen anderen Betrieb mehr, keinen einzigen, der voll arbeiten würde.

Ähnliche Verhältnisse findet man im Haida-Steinschönauer Glasgebiet, in der Nixdorfer Messerindustrie und in der Kunstblumenindustrie Einsiedel. Von Bensen bis Bodenbach gibt es Dutzende stillgelegter Textilund Metallfabriken. Die Zuckerraffinerie in Nestomitz ist stillgelegt. In der großen Chemischen in Aussig ist als eine Folge des unter national-sozialistischer und sozialdemokratischer Zustimmung eingeführten Bedeauxsystem die Arbeiterzahl von 1900 auf 1.000 reduziert worden. Auch Schicht in Schreckenstein und Solvay nehmen ständig Entlassungen vor. Im Gebiete der Teplitzer Glasindustrie findet man Dutzende stillgelegter Betriebe. Die Porzellanfabriken in Brunnersdorf und Klösterle liegen still. Zehntausende Bergarbeiter im Brüx-Dux-Karbitzer Reviere sind arbeitslos. Das Arbeitslosenheer Westböhmens ist unübersehbar. Nicht nur die Eisenwerke Rothau-Schindelwald liegen still, nicht nur das Eisenwerk Neudek steht vor der Stillegung und beschäftigt derzeit nurmehr 200 Arbeiter, auch die Porzellan- und Tonindustrie liegt brach. Die Arbeitslosigkeit im Falkenauer Kohlenrevier ist erschreckend. Nach den letzten Meldungen sollen dort 18 größere Betriebe eingestellt werden, was Stillegung des ganzen Reviers gleichkommt. In der Instrumentenerzeugung im Graslitzer und Schönbacher Gebiete herrscht vollkommene Stagnation.

Der Böhmerwald, das Gebiet von Tachau und Mies ist von jeher schon ein Elendsgebiet. Jetzt wächst aber das Elend zur Katastrophe. Südmähren und Brünn ringen gegen den unmittelbar drohenden Zusammenbruch. Die Ernte ihres fruchtbaren Bodens kann, trotzdem Millionen hungern, nicht abgesetzt werden. Die nordmährische und die schlesische Industrie sind zusammengebrochen oder stehen vor dem unmittelbaren Zusammenbruch. Die Seidenbetriebe in Hohenstadt, Mähr. Schönberg, Römerstadt und Grulich liegen entweder still oder arbeiten mit reduzierter Belegschaft verkürzt. Ebenso steht es um die Leinenindustrie Freudenthals und die Tuchmanufakturen in Jägerndorf.

Die Lage der 150.00 0 Deutschen in der Slovakei unterscheidet sich in keiner Weise von der Lage der slovakischen und ungarischen Bevölkerung. Sie alle hungern. Ohne Übertreibung kann man sagen, daß die deutschen Gebiete in der Slovakei ein einziges Elendsund Hungergebiet sind. Die Not hat geradezu fantastische Formen angenommen.

Im Erzgebirge wie im Iser- und Riesengebirge ist die Hauptnahrung Kartoffeln. Brot ist ein Sonntagsessen, Fleisch seit vielen Monaten überhaupt nicht mehr auf den Tisch gekommen. Die deutschen Unternehmer haben wohl fleißig gepredigt: "Spare in der Zeit, so hast Du in der Not!" Sie haben aber nie so viel gezahlt, daß ihre deutschen Volksgenossen-Arbeiter in der Lage gewesen wären, für die Zeit der Not, wie sie jetzt herrscht, etwas zurücklegen zu können. Die wenigen Arbeiterfamilien, die sich durch einige Generationen ein eigenes Heim schufen, können jetzt die Zinsen für die Hypotheken und Steuern nicht mehr aufbringen. Dutzende von Versteigerungen sind auf den Bezirksgerichtstafeln angekündigt. Der Erlös einer solchen Versteigerung langt meist nicht einmal zur Deckung der Schulden. Das eigene Geld, die sauer und mühselig durch Generationen ersparten paar Kronen sind verloren. Wie aber in den Banken und Versicherungsgesellschaften gewirtschaftet wird, dafür ein Beispiel. [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 4. února 1932 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] Die "Bohemia"-Bank-Direktoren wurden freigesprochen, und nur einer von ihnen, der die Sache besonders ungeschickt angepackt hatte, erhielt einige Monate, selbstverständlich bedingt. Er wird diese Strafe niemals absitzen. Riesenbeträge wurden von ein paar Direktoren vergeudet, Zehntausende kleiner Sparer kamen um ihre Pfennige, einige hundert Beamte verloren ihre Existenz.

Euere kapitalistische Mißwirtschaft zeigt sich auf jedem Gebiet. Im Versicherungswesen scheinen nicht weniger schmutzige Dinge vor sich zu gehen als im Bankwesen. Interessantes hat auf diesem Gebiet der gegenwärtig zwischen zwei großen Konzernen, u. zw. dem "Phönix" und der "Slavia", geführte Kampf an Tageslicht geführt. Von allen Seiten gehen uns Verständigungen und Informationen zu darüber, was sich hinter den Kulissen zuträgt, so daß wir heute wieder einmal in der Lage sind, einen Zipfel Euerer Draperie, die Euere korrupte Mißwirtschaft einhüllt, aufzuheben. Erst gestern sind der "Venkov" und natürlich auch die Blätter Støíbrný's gegen den "Phönix" losgezogen; der "Venkov" sogar im Leitartikel u. zw. in der Rolle des Verteidigers der Demokratie, Støíbrný in der Rolle des Verteidigers des nationalen Staates. Was wollen Sie? Sie sind Agenten des "Slavia"- Konzernes. Und wer sind Ihre Gegner? Ihre Gegner sind der "Phönix"-Konzern, der der "Slavia" in ihrer weiteren Entwicklung als Monopolisten im Wege steht. Der "Phönix"- Konzern wird nicht nur von der "Banken- und Börsenzeitung", sondern auch von èechoslovakischen Faktoren, die der Sozialdemokratie nahe stehen, gefördert.

Daß so manches über das Versicherungswesen der Öffentlichkeit zugetragen wurde, verschuldete eigentlich der "Phönix", der ein wenig unbedacht Dutzenden von Angestellten kündigte und einen Großteil der Gekündigten auch bereits entlassen hat. Ein Teil dieser Angestellten wandte sich an die bürgerliche und sozialfascistische Presse, die natürlich die erhaltenen Informationen verwendete, wie sie sie brauchte, sich aber um die Angestellten nicht weiter kümmerte. Wir werden deshalb in der Angelegenheit "Phönix"-"Slavia" in derselben Lage sein wie in der Angelegenheit der "Bohemia" Bank, das heißt, wir werden die einzigen sein, die der Öffentlichkeit das Stück eines tollen Konkurrenzkampfes zweier großer Unternehmungen, ein Stück politischen Sumpfes aufzeigen, wobei gleichzeitig der Beweis erbracht wird, daß die arbeitenden Schichten u. zw. Versicherte ebenso wie Angestellte, die Leittragenden sind.

Wie schon gesagt, wurden Dutzende von Phönixbeamten aufs Pflaster gesetzt. Der "Phönix", der in der ÈSR eine beschränkte Konzession besitzt, befindet sich - und das ist kein Geheimnis mehr - in einer sehr heiklen finanziellen Lage, wobei hervorgehoben werden muß, daß der "Phönix" nicht nur eine der größten Versicherungsanstalten in der Èechoslovakei, sondern Europas überhaupt ist. Dieser Hinauswurf der Angestellten hat mit eine Rolle dabei gespielt, daß der Wirtschaft der Versicherungsanstalten im allgemeinen und des "Phönix" und der "Slavia" im besonderen in der Presse und auch sonst Erwähnung getan wird. Die Direktion des "Phönix" hat die Kündigung durchgeführt, angeblich, weil sie aus finanziellen Gründen dazu gezwungen war. Dieser Umstand allein bestätigt das Gerücht über die finanzielle Situation des "Phönix", denn die Leute sagen sich mit Recht, daß da etwas im Staate Dänemark faul sein muß, wenn einige zehntausende Kronen ein Unternehmen retten sollen, bei dem es auf hunderts von Millionen ankommt. Selbstverständlich hat der "Phönix" auch nicht einen einzigen Direktor oder Bevollmächtigten gekündigt, trotzdem diese fürstliche Gehälter beziehen, so daß deren Abbau tatsächlich eine Million Ersparnisse bedeuten würde. Natürlich tobt der Kampf zwischen "Phönix" und "Slavia" nicht erst seit gestern. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die "Slavia" das Palais Koruna auf dem Wenzelsplatz mit Haut und Haaren, d. h. samt der Versicherungsgesellschaft "Koruna" für einen Pappenstiel mit Hilfe nichtvaterländischer, sonst von "Venkov" und Støíbrný beschimpfter ausländischer Versicherungsanstalten gekauft hat. Es ist andererseits bekannt, daß der "Phönix" eine Zeit lang die Rolle des Walfisches gespielt hat, der eine Unmenge, ich glaube mich nicht zu irren, 16 kleinere Anstalten schluckte. Es ist nur selbstverständlich, daß die "Slavia" als Hauptkonkurrent des "Phönix" bemüht ist alles zu tun, um diesem den Bissen so unverdaulich als möglich zu machen. Das tat sie auch mit Hilfe ihres agrarischen und nationalsozialistischen Einflusses. Der "Phönix" wehrt sich mit Hilfe der "Börsenzeitung" und der Sozialdemokraten. Die "Slavia" setzte mit Hilfe ihrer Verbindungen durch, daß der "Phönix" vor die Tatsache gestellt wurde, die Prämienreserven für die übernommenen Versicherungsgesellschaften sicherzustellen, wobei die interessante Tatsache ans Tageslicht kam, daß der "Phönix" vor allem Papiermassen, dafür weniger Prämienreserven schluckte und allem Anscheine nach auch selbst über mehr Papiermassen als Prämienreserven verfügt. Das heißt mit anderen Worten - er konnte dieser Contremine der "Slavia" keine Contremine entgegenstellen, seine Geschütze haben versagt.

Vor allem handelt es sich der "Slavia" darum, den Einfluß des "Phönix" im Innenministerium unmöglich zu machen n. zw. wollen sie ihren Exponenten Herrn Dr. Keclík in das Aufsichtsamt für die Versicherungsanstalten durchsetzen, d. h. daß der dem "Phönix" nicht übel gesinnte und den Sozialdemokraten nicht fernstehende Ministerialrat Autengruber geganen werden soll. Natürlich hat auch der "Phönix" seine Keclík's, frühere leitende Beamte des Aufsichtsamtes; die Herren Málek und Co., sind jetzt ganz simple Beamte des "Phönix" geworden. Kurz und gut, der "Slavia" mit ihren bürgerlichen und sozialfascistischen Helfern gelang es, dem "Phönix" mit seinen Helfern eine Schlappe beizubringen. In einem solchen Moment bleibt Unternehmung und Sozialfascisten nichts anderes übrig, als auf bewährte Weise Verluste auf Kosten der Angestellten zu sanieren. Im Falle "Phönix" war dieses Vorgehen besonders dumm und lächerlich.

Wir fordern im Interesse der zehntausenden kleinen Versicherten und von hunderten Angestellten, daß die Verträge der Phönixdirektoren und Bevollmächtigten gesetzlich als ungiltig erklärt werden, sodaß Millionenersparnisse an Direktoren die Existenz aller Angestellten garantieren.

Herr Støíbrný hat wieder einmal den Retter der Republik gespielt, die ausländischen Anstalten schaden der Republik, sagt er, er vergißt aber hinzuzufügen, daß er schon manchen Tausender für die Inserate solcher, die Republik schädigender Unternehmungen in die Tasche gesteckt hat. Es hat jedoch noch niemand gehört, daß er bisher etwas im Interesse der Versicherten oder der Angestellten unternommen hätte. Es wäre aber weit gefehlt, zu glauben, daß nur beim "Phönix" und der "Slavia" Verschiedenes nicht in Ordnung ist. Wir verarbeiten besonderes Material über alle Versicherungsanstalten und werden bezüglich der Art und Weise ihrer Geschäftsführung die Öffentlichkeit noch informieren. Ob durch unerhörte Mißwirtschaft Riesenverluste oder durch unerhörte Ausbeutung Riesengewinne erzielt werden, immer können wir sehen, daß Republikaner und Nichtrepublikaner, inländische und ausländische Kapitalisten und ihre Helfer, die Sozialfascisten, in einem einig sind: "Herunter mit dem Lebensniveau der Angestellten." "Donau", "Viktoria", "Anker", "Riunione", "Continentale", "Assecurationi Generali", "Èechoslavia" u. s. w. halten die abgeschlossenen Angestelltenverträge nicht ein, "Merkur", "Concordia" verschlechtern sie. Die "Union" kündigt die Verträge, die "Moldavia Generali" schließt erst keine ab. Die Angestellten sehen, daß sie um ihre Existenz ebenso kämpfen müssen wie die Arbeiter. Die Einheitsfront aller Arbeitenden schließt sich mehr und mehr zusammen. Die Bankangestellten, die Versicherungsangestellten und alle anderen Privatangestellten werden sich im Abwehrkampf um ihre Existenz ebenso wie die Arbeiter nicht darum scheren können, was Ihr, die Vertreter der Unternehmer, erlaubt oder nicht erlaubt, sie werden denselben Weggehen, den die manuellen Arbeiter gehen müssen, wenn sie mit Erfolg die Angriffe des Kapitals abwehren wollen. [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 4. února 1932 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] wird deshalb nicht nur ein Kampftag der Arbeiter, sondern aller Arbeitenden und nicht in letzter Linie der Privatangestellten sein.

Der Weg der revolutionären Arbeiter wird auch der Weg der Privatangestellten werden, der Weg ihrer Befreiung vom kapitalistischen Joch.

Das, was sich in den Versicherungsgesellschaften abspielt, ist mit ein Beweis für den Zusammenbruch des ganzen Mittelstandes, den wir mit besonderer Deutlichkeit in den deutschen Gebieten verfolgen können. Der Mittelstand im deutschen Gebiet befindet sich in vollständiger Auflösung, Exekutionen und Versteigerungen sind auf der Tagesordnung. Die bürgerlichen und klerikalen Soldschreiber haben diese Schichten des werktätigen Volkes stets mit der vom Bolschewismus geplanten Enteignung, mit der Expropriation, an den Karren der Reaktion gespannt. Die Expropriierung erfolgte nun allerdings nicht von den Kommunisten, sondern durch die bürgerlich-sozialfascistische Regierung, ihre Steuerämter und Exekutoren.

So bietet uns heute das deutsche Gebiet in der Èechoslovakei ein Elendsbild sondergleichen. Von Eger bis Trautenau, im Böhmerwald, Süd- und Nordmähren sowie Schlesien hungern Millionen von Menschen, Männer, Frauen und Kinder. Und was unternimmt die Regierung, um diesem Elend zu steuern? Ich hatte schon ein paarmal Gelegenheit, mit Delegationen aus diesen Notstandsgebieten bei den verantwortlichen Instanzen in Prag vorzusprechen. Man spart zwar nicht mit Versprechungen - Versprechungen sind billig aber erhalten haben die Armen nur sehr wenig. Für 30.000 Arbeitslose des Gablonzer Bezirkes wurden 30.000 kg Kohle gegeben, wovon mehr als die Hälfte Kohlenstaub aus den Schutthalden war. Nicht einmal genügend Kartoffeln kann das herrschende System mehr geben. Aber etwas schickt man doch in ausreichender Weise in das deutsche Gebiet! Je mehr Not und Elend wachsen, umso mehr Gendarmen und Staatspolizei sendet man in diese Gebiete. In jedem Dorf ist heute schon ein Gendarmerieposten, der für "Ruhe und Ordnung", also dafür sorgen soll, daß die Hungernden mit Pulver und Blei niedergehalten werden. Mit aller Rücksichtslosigkeit gehen die Gendarmen vor. Im Gablonzer Bezirk ist ein generelles Verbot für die Versammlungen der Arbeitslosen erlassen worden, das mit der höchsten Brutalität durchgeführt wird. In der letzten Zeit ist ein probates Mittel aus der Metternich'schen Zeit zu neuer Blüte gelangt. Den Gastwirten droht die Gablonzer Bezirksbehörde mit dem Entzug der Konzession, wenn sie in ihren Lokalen Arbeitslosenversammlungen dulden. Noch krassere Beispiele für die zynische Brutalität der Regierung der Sozialfascisten und des staatlichen Machtapparates findet man in Westböhmen, im Erzgebirge.

Wir haben unlängst über die Gendarmerieangriffe in Schwaderbach im Graslitzer Bezirk berichtet. Der größte Teil des Berichtes verfiel der Konfiskation. Die Wahrheit darf bekanntlich nicht ausgesprochen werden. In Schwaderbach war Jahre hindurch eine kommunistische Gemeindemehrheit mit einem kommunistischen Bürgermeister. Solange dieser amtierte, brauchte man in Schwaderbach keinen Gendarmen. Die Gemeinde hat ihr Möglichstes im Interesse der werktätigen Bevölkerung getan. Vor den Gemeindewahlen wurde dort durch die Hakenkreuzler und Christlichsozialen unter wohlwollender Duldung durch die Graslitzer Bezirksbehörde eine infame Hetze, ein direktes Kesseltreiben gegen die Arbeitermehrheit veranstaltet. Mit den schmutzigsten Mitteln wurde gearbeitet. Heute ist dort ein klerikaler Bürgermeister. Über Intervention des Abgeordneten Mayr-Harting wurde dort ein Gendarmerieposten in der Stärke von sieben Mann unter Führung eines Wachtmeisters, der sich am 5. Feber in Dux besondere Verdienste erworben hat, entsendet. Als Ratgeber, als Agentprovokateur und Spitzel fungiert dort der 33mal vorbestrafte ehemalige Hakenkreuzler und jetzige christlichsoziale Gemeindevertreter Richard Köhler. Am letzten Mittwoch wurde auf der Gemeindetafel von Schwaderbach angeschlagen, daß am Donnerstag Kohlenscheine ausgegeben werden. In der Gemeinde Schwaderbach sind von 4.138 Einwohnern mehr als 900 arbeitslos. Als diese Arbeitslosen am Donnerstag, den 8. Jänner früh zur Gemeindekanzlei kamen, waren dort bereits sieben Gendarmen anwesend. Der Arbeitslose Franz Hochmut ging mit mehreren anderen in die Kanzlei, um nachzufragen, wann die Scheine ausgegeben werden. Statt einer Antwort sprang ein Gendarm vor und schlug ihm wuchtig ins Gesicht, so daß der Arbeitslose taumelte und in die Ecke stürzte. Hierauf stürzten sich die Gendarmen auf die anderen Arbeitslosen in und außerhalb der Kanzlei. Mit Kolbenschlägen und Fußtritten wurden die Arbeitslosen mißhandelt. "Da habt Ihr Kohle, wir werden Euch einheizen", brüllten die Gendarmen. Die Arbeiterin Linda Totzauer wurde durch Kolbenschläge schwer verletzt und mußte in ärztliche Behandlung gehen. Als drei kommunistische Gemeindevertreter namens Sattler, Ullsperger und Langhammer gegen diese Angriffe protestierten, wurden sie ebenfalls geschlagen. Am Nachmittag wurden zwei Arbeiter und zwei Arbeiterinnen verhaftet. Die Verhaftungen erfolgten ungefähr auf dieselbe Weise, wie sie bei der Arbeiterin Margarethe Dauber durchgeführt wurde: Vier Gendarmen kamen in die Wohnung. Die Margarethe Dauber saß ahnungslos beim Ofen. Ein Gendarm stürzte sich auf sie, zerrte sie bei der Brust und bei den Haaren in die Mitte des Zimmers, wobei er sie anbrüllte: "Komm her, Du Hure, wie heißt Du?" Ihr Bruder war natürlich über eine solche Vorgangsweise aufgeregt. Er wurde mit Kolbenschlägen beruhigt. Auf den Lärm eilte die Mutter der Beiden ins Zimmer, um zu sehen, was vorgeht. Auch sie wurde von den Gendarmen geprügelt. Dieser Fall ist nicht vereinzelt. Des öfteren dringen Gendarmen in die Wohnungen ein und verprügeln die Arbeiter. Auch auf der Straße kommt es vor, daß sie prügeln. Dabei leistet ihnen der vorerwähnte Richard Köhler stets Beistand. [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 4. února 1932 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] Den Arbeitslosen empfehlen sie, daß sie schmuggeln sollen. Sie passen nun auch in den Nächten auf, damit sie auf diese Weise den einen oder anderen, der vielleicht aus Not gezwungen ist, sich ein Kilo Salz aus Sachsen zu holen, wegknallen zu können. Der 42jährige schwerhörige Arbeitslose Ernst Bauer wurde, wie bekannt, am 17. November, als er mit 3 kg Margarine, ein Kistchen Bücklingen, 1 kg Salz und einer Schachtel Käse, im Gesamtwert von 50 Kè, über die Grenze ging, vom Finanzinspektor Anton Fugl, von dem behauptet wird, daß er die ganze Nacht im Wirtshaus getrunken hat, von rückwärts erschossen. Die Gendarmerie will auf diese Weise noch mehr Proleten ermorden. Das, was in Schwaderbach geschieht, ist keine Einzelerscheinung. [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 4. února 1932 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.]

Am letzten Samstag kamen aus mehreren Orten des Graslitzer Bezirkes Deputationen zum Bezirkshauptmann, um Unterstützung zu verlangen und sich gegen das Vorgehen der Gendarmerie zu beschweren. Der Bezirkshauptmann empfing die Deputation nicht in seiner Kanzlei, sondern in voller Unifo rm mit gezogenem Säbel am Marktplatz in Graslitz an der Spitze eines großen Gendarmerieaufgebotes. Die Deputation hörte er gar nicht an, vielmehr gab er der Gendarmerie Befehl, sie zu verjagen. Die Gendarmen kamen diesem Befehl mit dem Gewehrkolben nach. Ähnliche Verhältnisse sind in Neudek. Auch dort gehen die Gendarmen mit aller Brutalität vor. Sie stehen auch im Dienst des Sozialfascismus, wie sich das in der Versammlung der Eisenwerksarbeiter am 27. Jänner dort zeigte. Gewehrkolben, Bajonette sind das letzte Mittel, das die bürgerlich-sozialfascistische Regierung in die deutschen Gebiete entsendet. In der erwähnten Eisenwerksarbeiterversammlung, in der Abg. Kaufmann flüchten mußte, haben die Sozialdemokraten von Neudek die Gendarmerie mobilisiert, die dann in einem größeren Aufgebot mit dem Regierungskommissär Èermák an der Spitze in den Saal gestürzt sind und die Eisenwerksarbeiter, die ehemaligen Anhänger der Sozialdemokraten in Neudek, hinausprügelten. Bei dieser Gelegenheit erklärte ir Kommissär Èermák, als ich gegen diese Brutalitäten protestierte, daß, wenn ich nicht ruhig bin, auch ein paar über die Gusche kriegen kann. Ein Zweitesmal werde es mir nicht möglich sein so durchzukommen, wie es mir in Freiwaldau möglich gewesen ist.

Am Marktplatz in Graslitz brach am 17. Jänner ein neujähriger Junge auf dem Schulwege zusammen. Er starb nach der Angabe des Chefarztes des Graslitzer Spitals an Unterernährung. Der Junge ist also verhungert. Der Frühbuser Bürgermeister teilt mit, daß in seiner Gemeinde ebenfalls zwei Kinder an Unternährung gestorben sind. Was tut die Regierung, was machen die Verantwortlichen in diesem Staate? Damit glauben sie die wachsende Empörung zu dämpfen, der Erregung, des Hungers Herr zu werden? Die Herren werden sich täuschen. Die Einheitsfront des werktätigen Volkes wird über alle Unterdrückungsmaßnahmen den Sieg davon tragen. Hunderte von Konferenzen des werktätigen Volkes, an denen neben Kommunisten, Sozialdemokraten, christliche, deutschnationale Arbeiter, Kleinbauern und Gewerbetreibende teilnahmen, schufen diese Einheitsfrontbewegung. In allen Bezirken fanden mächtige Kundgebungen des werktätigen Volkes statt, an denen Hunderttausende teilnahmen.

Und Hunderttausende werden [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 4. února 1932 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] neuerlich auf den Straßennn der Bezirksstätte aufmarschieren zum Kampfe für ihre Forderungen: Unterstützung aller Arbeitslosen auf Kosten des Staates und der Unternehmer, Beseitigung des Genter Systems, für Notaushilfe an alle Arbeitslosen, für die sofortige Durchführung der Notstands arbeiten, für den Siebenstundentag bei gleichbleibenden Löhnen, gegen die Steuerexekutionen der Kleinbauern und Gewerbetreibenden, gegen Fascismus und Sozialfascismus, gegen nationale und soziale Unterdrückung, gegen die Regierung des Hungers und der Unterdrükkung, gegen die imperialistische Kriegsgefahr, für Brot, Arbeit und Freiheit! [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 4. února 1932 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] (Potlesk komunistických poslancù.)

Související odkazy



Pøihlásit/registrovat se do ISP