Místopøedseda posl. dr Lukavský
(zvoní): Žádám p. posl. Höhnela, aby zachoval
klid.
Posl. Heeger (pokraèuje): ... hat sich nicht so sehr mit der Lohnfrage befaßt, sondern man hat auf dieser Konferenz vor allem die schlesischen Arbeiter zum Protest gegen die ungerechtfertigte Entziehung des staatlichen Zuschusses zur Arbeitslosenunterstützung für die roten Gewerkschaften aufgefordert, man hat - und das ist sehr bezeichnend - die Forderung aufgestellt, die Minister Czech und Meissner müßten verschwinden, wenn den Arbeitern geholfen werden soll, und man hat - was eine Lebensfrage für die schlesische Arbeiterschaft ist! - die Arbeiterschaft zum Protest gegen die Besetzung der ostsibirischen Eisenbahn aufgefordert. Ich habe hier ein von der kommunistischen Partei am Tage vor der Demonstration in allen Betrieben angeschlagenes Zirkular, wo mit einigen Zeilen die Lohnfrage der Arbeiter, um die es sich handelt, behandelt wird, dann weiter davon gesprochen wird, daß den Roten Gewerkschaften der Staatszuschuß zur Arbeitslosenunterstützung entzogen werden soll. Die Kommunisten hätten aber auch sagen sollen, warum und weshalb er entzogen werden soll. Sie sagen dann weiter, daß gleichzeitig auch wegen der ostsibirischen Eisenbahn Protest erhoben werden muß. Diese Konferenz war vertraulich, nichtsdestoweniger haben Teilnehmer der Konferenz die vertraulichen Beschlüsse schon im Gasthaus Weidlich wiedergegeben, was zur Folge hatte, daß die politische Bezirksverwaltung davon Kenntnis erhielt und daß sie, wie ein Bürokrat so schön sagt, Sicherheitsmaßnahmen getroffen hat. Die Sicherheitsmaßnahmen der politischen Bezirksverwaltung in Freiwaldau bestanden darin, daß sie in den Orten Gendarmerie konzentrierte, die Zugänge absperrte, um zu verhindern, daß die Demonstranten in die Stadt gelangen.
Ich möchte jetzt unsere Eindrücke über die Demonstration und über die Schuldfrage darlegen. Am 25. d. M. Vormittag sammelten sich in den verschiedenen Orten des schlesischen Steinarbeitergebietes die Arbeiter, einige Betriebe ließen die Arbeit stehen, die anderen, die nicht stillegten, wurden dazu veranlaßt, und die Arbeiter versuchten nun, aus verschiedenen Richtungen des Steinarbeitergebietes den Marsch nach Freiwaldau anzutreten. Die Gendarmerie hatte den ganz unsinnigen Auftrag, die Arbeiter nicht nach Freiwaldau gelangen zu lassen. Was wäre schon geschehen, wenn die Arbeiter nach Freiwaldau gezogen wären! Es wäre ja nicht das erstemal in Freiwaldau gewesen. Das ist ja für das Gebiet typisch, es gibt im Jahre 5, 6 solcher Demonstrationen, bis heute ist noch niemals etwas geschehen, und es wäre auch diesmal nichts geschehen, wenn die Steinarbeiter nach Freiwaldau gezogen wären. (Výkøiky posl. Hadka.) Schauen Sie, mit Ihnen polemisiere ich nicht! Es wäre also nichts geschehen, wenn die Arbeiter nach Freiwaldau gezogen wären. (Výkøiky.) Der Kommandant der Gendarmerieabteilung ... (Výkøiky. - Místopøedseda dr Lukavský zvoní.) der Oberleutnant Jirkovský - und das ist jetzt das Vorspiel für das schreckliche Ereignis und für die Verantwortung, die meines Erachtens der Leiter der politischen Bezirksverwaltung zu tragen hat dieser Oberleutnant Jirkovský hatte schon in Setzdorf noch vor dem Abmarsch der Arbeiter mit diesen Zusammenstöße. Der Angriff der Gendarmerie gegen die Arbeiter in Setzdorf wird mit einem angeblich gefallenen Schuß begründet. Man spricht im amtlichen Berichte auch von einem solchen Schuß in Lindewiese, der den Auftakt zur Schießerei gegeben hat. Ich habe durch Tat- und Augenzeugen, durch Verwundete und Leute, die weder der kommunistischen Partei, noch der Arbeiterklasse anhören, feststellen können, daß diese angeblichen Schüsse nichts anderes als eine amtliche Erfindung sind. (Posl. Hackenberg: Was wir schon bei der Kommission behauptet haben!) Diese unsere Ansicht haben wir schon im Beisein des Landespräsidenten bei der Untersuchungskommission zum Ausdruck gebracht. Es ist also meiner Ansicht nach das nur eine amtliche Erfindung, wie sie die Bürokratie braucht, um sich nach außen hin rechtfertigen zu können. Tatsache ist, daß in Setzdorf die Gendarmerie brutal und rücksichtslos gegen die demonstrierenden Steinarbeiter vorgegangen ist. Ohne Grund und Ursache ist dort mit dem Gummiknüppel in die Demonstranten hineingedroschen worden. Ja, die Frechheit ging so weit, daß ein Gendarmeriewachtmeister von einem Kondukteur des nach Freiwaldau fahrenden Personenzuges allen Ernstes verlangt hat, aus diesem Personenzuge alle Fahrgäste, die eine Arbeiterlegitimation besitzen, auszuwaggonieren. (Výkøiky.)
Zweifellos ist das ein Vorgehen, das in Setzdorf - unter der Arbeiterschaft eine begreifliche Aufregung, eine maßlose Erbitterung wachrufen mußte. Es wurde weiter festgestellt, daß die Gendarmerie in Setzdorf diese Menschen zerstreut hat, daß sie sich aber auf Umwegen, über Feldwege im Walde wieder sammelten, um nach Freiwaldau weiterzumarschieren. Es ist weiter festgestellt - und das widerspricht dem amtlichen Bericht - daß die Demonstranten, als sie von Setzdorf zogen, mit keinerlei Waffen oder sonstigen Gegenständen versehen waren. (Výkøiky.) Es ist weiter unrichtig, es wurde durch nichts festgestellt, daß, wie es im amtlichen Bericht heißt, die Demonstranten mit Eisenstangen, mit Werkzeugen, (Posl. Hackenberg: Mit Hämmern!) mit Hämmern ausgerüstet waren. Tatsache ist, daß die Demonstranten, die bereits in Setzdorf Zusammenstöße mit der Gendarmerie hatten, weitergezogen sind (Výkøiky a hluk. - Místopøedseda dr Lukavský zvoní.) und im Wald die herumliegenden Holzstöcke aufklaubten und mit diesen harmlosen Holzstöcken (Výkøiky.) nach Freiwaldau zu ziehen versuchten.
Während sie nun den Weg von Lindewiese nach Freiwaldau antraten, geschah Folgendes: Der Kommandant Jirkovský mit seinen 15 Mann Gendarmerie fuhr von Setzdorf nach Freiwaldau. Unterwegs wurde dieser Autobus, aus begreiflicher Erregung der Masse heraus, die vorher mit Knüppeln bearbeitet worden war, mit Steinen beworfen. In Freiwaldau wußte man also, was sich in Setzdorf abgespielt hat. Man wußte, daß von Setzdorf her eine äußerst erbitterte und erregte Menge kommt, und es hätte die Pflicht des verantwortlichen Leiters der politischen Bezirksverwaltung sein müssen, selber hinzugehen oder einen ruhigen, besonnenen verantwortungsbewußten Beamten hinzusenden, nicht aber einen Offizier, der nur den Befehl hat "Zurück oder schießen!", nicht einen Menschen, der mit den Demonstranten nicht verhandeln kann. Das geschah nicht, im Gegenteil, was trat ein? Das Unsinnigste, was man sich denken kann. Dieselbe Gendarmerieabteilung, derselbe Gendarmeriekommandant, der in Setzdorf die Zusammenstöße hatte, dort eine maßlose Erbitterung geschaffen hat, stellte sich nun in Lindewiese, mitten im Kurort, auf einer engen, 5 m breiten Straße, auf beiden Seiten von Häusern und Gärten flankiert, der Masse von 500 Menschen entgegen. Es ist klar, daß die erregte Menschenmasse, als sie die Gendarmen von Setzdorf sah, nicht ruhig blieb und ziemlich entrüstet Pfuirufe zum Ausdrucke brachte.
Und jetzt gehen die Meinungen auseinander. Es wird erklärt, es sei eine Salve abgegeben worden und der Augenzeuge, der vorhin hier sprach, erklärte, es wären 60 bis 80 Schüsse abgegeben worden. Beides ist unmöglich. Stellen Sie sich diese schmale Straße, die eingekeilte Menschenmasse vor und stellen Sie sich einmal vor, wenn in diese Menschenmasse, die nirgends ausweichen kann, 60 Schüsse abgegeben worden wären! Da gäbe es nicht 8, sondern hunderte Tote und Verwundete. Meiner Überzeugung nach und nach den Erhebungen von Augenzeugen, die die Sache beobachtet haben, scheint ein Kommando zum Feuern überhaupt nicht gegeben worden zu sein, sondern die Sache hat sich so abgespielt: Die Gendarmerie hatte den Auftrag, mit den Gummiknüppeln die Demonstranten zu zerstreuen. Nun war es ein Wahnsinn, mit 15 Mann der Masse gegenüber mit den Gummiknüppeln vorzugehen. Es mußte sich auch der Kommandant dieser Truppe sagen, daß er damit eine gefährliche Situation schafft, daß er seine Leute selbst der Gefahr aussetzt und daß er damit Furchtbares möglich mache. Wenn nun der Kommandant diesen Verhältnissen ein wenig entsprochen hätte, hätte er sich sagen müssen, daß der Versuch, diese Massen mit Gummiknüppeln auseinanderzutreiben, ein Unsinn sei. Aber es geschah. Dadurch kamen die Gendarmen mit den Demonstranten in eine bedrohliche Nähe und es wird schon richtig sein, wie viele Augenzeugen behaupten, daß es zu einem förmlichen Handgemenge kam; und da scheint nun ... (Posl. Hadek: Schon wieder die Gendarmerie herausstreichen!) Nein, ich streiche die Gendarmerie nicht heraus, das ist wieder eine kommunistische Verdrehung! (Posl. Hadek: Eine Frage! Waren Sie dort?) Ich erkläre, daß das Augenzeugen bestätigt haben. (Posl. Hadek: Ich möchte wissen, ob Sie dort waren!) Selbstverständlich war ich dort. (Posl. Hadek: Haben Sie den Blutstreifen in der Mitte der Straße gesehen?)
Das entscheidet die Frage nicht. Es scheint nun, daß die blutenden Menschen, die Aufregung und Nervosität bei den verantwortlichen Leitern eine Kopflosigkeit hergeführt haben, und es sind dann die Schüsse gefallen. Wie aber viele Zeugen bestätigen, soll es sich hier um einzelne Schüsse gehandelt haben. Ganz gleichgültig, wie es zum Schießen gekommen ist, ganz gleichgültig, was die Ursache war, ich vertrete nicht die Ansicht, daß das Schießen hätte sein sollen, ich vertrete auch nicht die Ansicht der Notwehr, und wenn der amtliche Bericht sagt, daß es eine Notwehr war und selbst wenn man das zugeben würde, dann muß man sich die Frage stellen: War es notwendig, einen solchen Zustand der Notwehr zu schaffen? War es nicht gescheiter, die Massen ruhig ziehen zu lassen, war es nicht besser, das Schreckliche zu verhindern? Und konnte es nicht geschehen, so wie es in Böhmischdorf geschehen ist, wo ebenfalls die Steinarbeiter im Anzug waren, wo man ebenfalls Gendarmerie entgegengestellt hat und wo man einen politischen Beamten beigab und dies em politischen Beamten die Möglichkeit gegeben war, mit den Demonstranten zu verhandeln und sie zu bewegen, nach Freiwaldau eine Deputation zu schicken? Ohne Anwendung von Gummiknüppeln! Die Tatsache, daß man in Freiwaldau, wo man wußte, daß die Menschen in Böhmischdorf nicht so erbittert zur Stadt gezogen sind, wie von Setzdorf, dorhin einen Beamten entstandt hat und an die gefährliche Stelle nicht, das ist die Schuld der politischen Bezirksverwaltung überhaupt.
Und nun wurden wir als die Schuldigen
hingestellt und der Herr Abg. Hadek hat es unter anderem
auch für notwendig erachtet, hier zum Ausdruck zu bringen, daß
die Berichte über sein Verhalten unwahr sind. Die Gendarmerie
behauptet nähmlich - das ist nicht meine Behauptung, ich möchte
nicht wieder, daß die Herren von der anderen Seite, wie man das
gewöhnt ist, falsch wiedergeben - der Bericht der Gendarmerie
behauptet, daß am Gemärke ein unbekannter Mann die Menschen aufgefordert
hat, trotz allen Widerstandes nach Freiwaldau zu gehen. Die Gendarmerie
behauptet, daß der Abg. Hadek im entscheidenden Momente
bei der Greislerei hinter dem Gendarmeriekordon stand, um von
dort aus den Demonstranten Weisungen und Zeichen zum Vormarsch
zu geben. Ich überlasse es der Gendarmerie, das zu beweisen. Der
Abg. Hadek erklärte, diese Berichte seien nicht wahr, er
sei zwar den Sozialdemokraten und den anderen Parteien keine Rechenschaft
schuldig, sondern nur seiner Partei, aber man ist auch moralisch
verpflichtet, etwas klarzustellen, was man von einem Führer in
öffentlicher Sttellung, wenn es wahr wäre, nicht dulden kann.
Aber eines ist mir in dieser Erklärung sehr merkwürdig aufgefallen,
und das ist, daß Abg. Hadek sich gar nicht bemüht hat,
durch Verhandlungen irgendeine andere AAtmosphäre zu schaffen.
Man hat weiter festgestellt ... (Výkøiky komunistických a nìm.
soc. demokratických poslancù. - Místopøedseda drLukavský
zvoní.) Ich möchte hier deutlich zum Ausdruck bringen, daß,
wenn ich an der Stelle des Abg. Hadek gestanden wäre, ich
es für meine heiligste Pflicht gehalten hätte, vor die Gendarmen
hinzutreten und das Schießen auf die Arbeiter unter allen Umständen
zu verhindern. Ich stelle weiter fest, daß bei den Streik der
Arbeiter in der Textilfabrik Regenhart ... (Hluk.)
Místopøedseda dr Lukavský (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. Heeger (pokraèuje): ... daß bei dem Streik der Textilarbeiter in der Fabrik Regenhart die Streikenden ebenfalls den Versuch machten, in die Fabriksräume zu gelangen und daß die Gendarmerie mit aufgepflanztem Bajonett, mit schußbereiten Gewehren den Demonstranten entgegeneilte und damals dieselbe Situation bestand, in der sich Abg. Hadek befand, und ich vor diese Gendarmen hintrat, vor dem Kommandanten und erklärte: "Bevor Sie die Waffe gegen die Arbeiter richten, müssen Sie erst mich durchbohren." Es hätte sich auch der Abg. Hadek nicht so feig in dem gefährlichen Moment verkriechen dürfen, sondern er hätte der Arbeiterschaft gegenüber das sein müssen, was er hier so schön zum Ausdruck gebracht hat.
Ich komme zum Schluß. Es kann unserer Auffassung nach nicht geduldet werden, daß, wenn demonstrierende Arbeiter auf die Straße ziehen, um dort ihren Jammer, ihr Elend, ihre Not, ihren Hunger öffentlich in die Welt hinauszuschreien, man sie einfach zusammenschießt wie die Hasen. Die furchtbare Not der Menschen erfordert ein größeres Verständnis seitens der verantwortlichen Faktoren. Man möge sich darüber klar sein, daß Gummiknüppel, Gewehrkolben und Gewéhrkugeln kein Beruhigungsmittel hungernden Arbeitern gegenüber sein können. Der Notstand steigert sich, das Elend wird größer und dieses Elend der Massen wird gerade von dieser Seite (ukazuje na komunistické poslance) durch eine unverantwortliche Hetze gesteigert und sie sind es, die mit den Anlaß geben, daß solche fürchterliche Ereignisse geschehen können.
Ich möchte zum Schluß erklären,
daß wir mit den Berichten des Herrn Ministers des Innern, daß
wir mit dem Ergebnis der Untersuchung nicht zufrieden sein können,
daß wir die Forderung erheben, daß die wirklich Verantwortlichen
und Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden müssen und daß
wir hier sagen: Es ist Arbeiterblut genug geflossen, Schluß damit!
(Potlesk.)
Hohes Haus! Die Kulturvölker stehen im Zeichen der Krise. Weil die Èechoslovakische Republik politisch, wirtschaftlich und kulturell mit der übrigen Menschheit auf das Innigste verreinigt ist - denn sie ist keine Insel der Seeligen - so muß sich die Krise auch in ihrer Gesetzgebung wiederspiegeln, und besonders in jenem Teil der Gesetzgebung, der für das nächste Jahr entscheidend ist: im Budget. Und da wieder in jenem Teil des Budgets, in welchem sich das kulturelle, das geistige Leben am klarsten wiederspiegelt, nämlich im Budget des Schulministers. Es kriselt allenthalben, es kriselt im Parlament. Wir haben jetzt gerade so wunderschöne Szenen erlebt (ukazuje na komunistické poslance). Eine parlamentarische Krise! Man soll eigentlich mit der Uhr in der Hand stehen und so jede Minute zählen, die man redet, denn im Parlament ist die Zeit so kostbar, wie das Cyankali für den Apotheker, der auf der Minimalwage jedes Milligramm abwiegt. Dabei hat man noch das Vergnügen, zu einer Sache zu sprechen, an der aber wirklich gar nichts geändert werden kann. Das Budget ist vorgelegt, es wird geschluckt und Schluß damit. Einen Lichtstrahl hat uns der Herr Vorsitzende des Budgetausschusses gegeben. Er hat uns erklärt, daß die Arbeit im Budgetausschuß nicht umsonst war, weil alle Anregungen, die gegeben werden, in das Budget des nächsten Jahres aufgenommen werden. (Pøedsednictví se ujal pøedseda Malypetr.) Wenn man das Budget des nächsten Jahres in die Hand nimmt, sieht man, daß die Anregungen wirklich nur in sehr mangelhafter Weise aufgenommen wurden, das beste aber unter den Tisch gefallen ist. Und warum denn? Dieser Lichtstrahl, den uns der Herr Abg. Èerný gegeben hat, verblasst sicher, wenn man bedenkt, daß der Herr Schulminister mit seinem besten Willen Schiffbruch leiden wird an der wirtschaftlichen und an der nationalen Krise. Ich denke, daß der HerrUnterrichtsminister mit einem gewissen leisen Weh die Ziffern gelesen hat, die für den Herrn Nationalverteidigungsminister vorbereitet sind und sich gedacht hat: "Hätte ich so viel für meine Professoren und Schulen, wie der Herr für seine Kanonen und Uniformen!" Es geht ja nicht anders. Wir haben den Weltkrieg hinter uns, der ja nichts anderes war als ein Ergebnis der nationalen Krise und des äußersten Chauvinismus. Wir haben den Frieden von Versailles hinter uns, der nichts anderes bedeutete als den Triumph des äußersten Nationalismus, und der Friede, den wir jetzt haben, ist nichts anderes als ein stiller Krieg im Frieden, denn meine Herren, wenn voriges Jahr das militärische Jahrbuch des Völkerbundes erklärt hatte, daß im Jahre 1914 alle Staaten zusammen - und da war der sog. Militärstaat Deutschland und die Großmonarchie Österreich noch dabei - 8 Milliarden Goldmark für Rüstungen ausgegeben haben, so waren es im Jahre 1930 nicht mehr 8 Milliarden, sondern 17 Milliarden und 220 Millionen Goldmark für Rüstungen, und man kann da wohl nichts anderes erwarten, als daß in der Èechoslovakei, die eigentlich mitschwimmen muß, weil es Frankreich will, der Unterrichtsminister längst nicht so viel bekommt wie der Herr Nationalverteidigungsminister. Inter arma silent musae. (Sehr richtig!)
Daher ist es erklärlich, daß alle Unterrichtanstalten, ob èechisch oder deutsch, unter der größten Not leiden. Man hat ja den guten Willen, den Skandal mit den Universitäten, mit den Krankenhäusern und dgl. abzuschaffen, aber der beste Wille des Herrn Unterrichtsministers scheitert an dem quod non des Herrn Finanzministers, und dessen guter Wille wieder an dem quod non des Nationalverteidigungsministers. Deswegen könnnen die Fachlehrer an den Bürgerschulen noch warten, bis ihre Bezüge trotz abgelegter Prüfungen erhöht werden; deshalb können die Kindergärtnerinnen noch warten, bis sue den Handarbeitslehrerinnen gleichgestellt werden; deswegen können auch die Inspektoren warten, bis sie aus ihrer unwürdigen Lage erlöst werden. Mit einem Wort, es können alle Unterrichtsanstalten, ob èechisch oder deutsch noch lange warten, bevor sie aus einem Aschenbrödel geworden sind die Prinzessinnen wahrer Kulturstätten.
Und wirkt sich dieser Nationalismus schon unheilbringend für beide Teile aus, so wirkt er sich ganz besonders unheilbringend für das deutsche Volk aus. Denn das, was dem Unterrichtsminister zugewiesen wurde, wird so verteilt, daß die deutschen Lehranstalten dabei im Verhältnis zur Zahl ihrer nationalen Zugehörigkeit doch weitaus den kürzeren ziehen. Für die Minoritätsschulen 128 Millionen, und auf der anderen Seite weithin im deutschen Böhmerwald keine Bürgerschule. (Posl. Krumpe: Der Bezirk Winterberg!) Im Bezirke Winterberg und im ganzen deuts chen Böhmerwald haben wir vielleicht so viel deutsche Bürgerschulen als es in der Stadt Budweis allein èechische Bürgerschulen gibt.
Dabei hat man uns wohl im Memoire III versprochen, um Herrn Wilson gefügig zu machen, zuzustimmen, daß die 3 1/2 Millionen Deutschen dem èechischen Gebiet zugezählt werden, daß wir eine Autonomie der Schulverwaltung haben werden. Aber bis heute muß der deutsche Schulinspektor in einem ganz deutschen Bezirk mit einem anderen deutschen Schulinspektor in einem ganz deut schen Bezirk nur èechisch verkehren und mit dem ganz deutschen Oberlehrer in deutschen Gemeinden auch nur èechisch, bis heute haben wir noch keinen Landesschulrat, der seinen eigenen deutschen Vorsitzenden hätte (Sehr richtig!) und bis heute haben wir noch im Unterrichtsministerium fast keine deutschen Beamten. Und was die Autonomie anbelangt, so hat wohl der Herr Minister Hodža den Mut gehabt, zum erstenmal von der Auutonomie zu sprechen. Ich glaube, der jetzige Unterrichtsminister hat denselben guten Willen, aber dieser gute Wille wird halt doch immer zerschellen an dem einzigen Grundsatz: "Wir haben einen Nationalstaat, wir haben ihn gemacht, ohne die Deutschen, und wir werden ihn ohne und vielleicht gegen die Deutschen erhalten." Dabei bedenkt man aber nicht, daß die Deutschen schon solange in der Regierung sind und daß der Aktivismus schon so lebendig und stark ist bei den Deutschen, daß er überhaupt nicht mehr ausgerottet werden kann. Man hat schon so viel von Seiten der höchsten Behörden, von Seiten des Präsidenten der Republik darüber gehört, daß das deutsche Volk ein organischer Bestandteil des Staates ist! Aber auf der anderen Seite will man doch das primitivste Recht, das vitalste Recht, nämlich das Recht auf die Verwaltung der eigenen kulturellen Anstalten, dem deutschen Volke nicht geben.
Ich denke, wenn man das geben würde in einer milden Form, ohne daß dabei im allgemeinen der èechische Charakter des Staates angetastet würde, würden die Deutschen viel lieber mitarbeiten, als wenn sie immer fort als die Minorität betrachtet werden. Schon der Name "Minorität" bedeutet - und das hat der Herr Präsident des Staates schon selbst gefühlt - eine gewisse Beleidigung der 3 1/2 Millionen Deutschen; das ist doch keine Minorität! Und ich möchte gern wissen, was die Herren Slovaken sagen würden, wenn man die zwei Millionen Slovaken als eine Minorität in diesem Staate bezeichnen würde.
In diesem Zeichen der nationalen und wirtschaftlichen Krise steht das Schulbudget. Daß es aber noch eine andere Krise gibt, von der man am wenigsten rredet, ist Tatsache: das ist die seelische Krise. Es haben bereits Politiker dieses Staates von dieser seelischen Krise gesprochen. Wir haben aus dem Munde des Herrn Präsidenten Masaryk gehört: "Mehr Moral"! Wir haben aus dem Munde des Herrn Ministerpräsidenten Udržal gehört: "Mehr Moral"! Und der Herr Außenminister hat von den niederen Trieben gesprochen einer dekadenten Zeit. Ja, meine Herren, warum ist diese Zeit dekadent, und was bedeutet "dekadent"? Wir gleiten von der Höhe herab, von der moralischen Höhe, weil man den festen Boden unter den Füßen verloren hat. Und verloren hat man ihn deswegen, weil man sich losgelöst hat von den höchsten und wichtigsten Grundsätzen der Moral. Moral bedeutet Gesetzgebung, bedeutet Sanktion. Und wer kann diese nur geben? Der Mensch allein kann es nicht, sonst macht er, was er will. Diese Gesetzgebung kann nur kommen von einem Prinzip, das außerhalb des Menschen ist, das immer, in jedem Moment, und ohne Rücksicht auf die Vìtšina, zur Verantwortung ziehen kann. Und gerade die moderne Zeit, trunken von den Erfolgen auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Technik, hat sich, hat den Menschen zum Selbstherrscher erkoren. Und die Folge davon? Die Folge davon ist allgemeine Zersetzung, nur der Egoismus ist zum ersten Grundprinzip erhoben, und als ultima ratio, als letztes Rechtsmittel, das Schießen im Großen und im Kleinen. Nur die Bindung einem ewigen Prinzip gegenüber, das über dem Menschen ist, kann der Moral die Sanktion und die Grundlage geben, und diese Bindung nennt man die Religion. Deswegen haben die größten Staatsmänner, ein Napoleon, ein Washington, ein Lincoln usw. erklärt: "Ohne Religion geht jede Nation und jeder Staat zugrunde."
Nun frage ich: Wie stehts in dieser Beziehung bei uns? Ein getreues Bild davon ist das Kultusbudget. Müssen vielleicht nicht jene Herren, welche heute soviel nach Moral rufen, an die eigene Brust schlagen und auch mea culpa sagen? Haben sie nicht eigentlich selbst mitgewirkt, daß die Schule in ein Fahrwasser gekommen ist, das sich mehr oder minder von der Moral abwendet? Das Schulgebet hat man aus der Schule herausgeworfen, die Kruzifixe hat man herausgeworfen, man hat die Religion zu einem Aschenbrödel gemacht; besonders in jenen Schulen, in welchen vor allem der Charakter gebildet wird, in den Mittelschulen, ist der Religionsprofessor der allerletzte geworden. Nur in den unteren Klassen ist die Religion obligat, in den oberen aber nicht. Jeder Professor, er kann Geschichte oder Deutsch, Èechisch vortragen, wenn er auch nicht geprüft ist, wenn er auch nicht genug Stunden hat, auch der Turnlehrer ist Mitglied jener Kommission, welche erklärt daß ein Abiturient reif ist, eine Universität zu beziehen; nur der eine nicht, der Religionsprofessor. Er ist nicht in dieser Kommission. Die Religion, welche eigentlich der Geist der Schule sein sollte, ist in den letzten Winkel gestellt. Religion will man nicht und dafür gibt man volle Freiheit jenen Elementen, welche die Sittlichkeit vollständig untergraben. Bevor ich hieher gekommen bin, die Rednertribüne zu besteigen, habe ich den "Montag" in die Hand bekommen, in welchem ich etwas sehr Schönes gelesen habe. Es wird da von der Aktion des "Neuen Schulkampfes" gesprochen. Der "Neue Schulk ampf" ist eine Organisation, welche es sich zur Aufgabe ge stellt hat, alle Mittelschüler zu organisieren. Wozu? Zum Kampf gegen die Sittlichkeit! Die Sittennote soll abgeschafft werden! Aus Berlin hat man sich den Arzt Dr. Max Hodann verschrieben, einen Sexuologen, damit er über sexuelle Aufklärung in den Schulen Vorträge hält; und es war die Stadt Prag, die Stadtbücherei, welche ihre Räume für den Vortragsabend zur Verfügung stellte. Mittelschüler und Mittelschülerinnen, ja Kinder wurden (Výkøiky posl. Krumpeho.) mit Flugblättern eingeladen, und der Professor hat dort über sexuelle Aufklärung gesprochen. Kinder haben an ihn die Frage gerichtet entschuldigen Sie, wenn ich davon spreche wie oft Jugendliche den Geschlechtsverkehr pflegen dürfen, was die Eltern dazu sagen; und unter dem Jubel der Kinder hat der Professor erklärt: "Das geht die Eltern überhaupt nichts an". Meine sehr Verehrten! Ich bin entfernt von jeder Prüderie, für sexuelle Aufklärung bin ich auch, man soll dieses heilige Geheimnis zu rechten Zeit am rechten Ort und in rechter Weise vor die Jugend bringen, daß sie dieses Geheimnis heilig auffasse, wie es ist, und den Endzweck desselben in heiliger Opferwilligkeit für Volk und Nation und Menschheit auffasse, aber nicht den letzten Endzweck nur in der äuß ersten Auswirkung der Triebe sieht, welche, wenn sie nicht in rechter Weise gehandh abt werden, den Menschen unter das Tier herabdrücken. (Posl. Krumpe: Dazu braucht man einen Berliner Juden!) Das ist bei uns erlaubt! Ich bitte den Herrn Unterrichtsminister, eine strenge Untersuchung einzuleiten. In Budweis hat man es lesen können, daß die Nibelungen im Kino aufgeführt wurden. Die Jugend liest das herrliche Nibelungenlied schon in der Bürgerschule, aber sehen dürfen sie den Film nicht, und ich bin auch der Meinung, daß sie diese furchtbaren Metzeleien zwischen Haagen und Etzel nicht sehen sollen. Wenn aber bei einem solchen Film steht: "Für Jugendliche nicht geeignet", dann soll es, entschuldigen Sie den Ausdruck, für Schweinereien erlaubt sein? (Souhlas.) Kinder von 12 Jahren mit Flugblättern einzuladen und niemand weiß etwas davon! Die Presse hat sich teilweise dafür entschieden, die anderen haben sich gedrückt. Warum? Weil man nicht den Mut hat, der Sache fest ins Auge zu schauen. Meine Herren, Sie können verschiedener Meinung sein, auch auf vollständig materialistischem und marxistischem Standpunkt stehen: aber ich möchte einem solchen Herrn Abgeordneten, der vollständig auf materialistisch - marxistischem Standpunkt steht, der eine unberührte Tochter und einen unberührten Sohn hat, fragen: "Hand aufs Herz, wirst Du ruhig zuschauen, wenn Dein Junge, Dein Mädchen, das Du wie einen Engel betrachtest, wenn Dein Bub - entschuldigen Sie - schon mit 14 Jahren prostituiert wird?" Da brauchen wir so einen von Berlin herein? Wenn der das deutsche Volk schon verderben will, wenn er seine Vorträge aus den Kaschemmen in Berlin-Moabit halten will, soll er sie auch noch im Goldenen Prag halten? Es handelt sich nicht bloß um das sudetendeutsche Volk, sondern auch um das èechische Volk. Die Sittlichkeit ist für beide Völker die Grundlage. Oder sollen wir soweit kommen, wie die Römer zur Zeit des Tacitus? Als Rom auf der Höhe seiner Macht stand, hat Tacitus geschrieben: "Rom stirbt nicht, Rom verfault". Soll es einmal heißen: "Das Volk des Hl. Wenzeslaus, das Volk Karls des Großen, sie sterben nicht, sie verfaulen?" Warum? Videant consules! Wenn die Religion nicht im Volke ist, worauf werden Sie sich noch verlassen können! Auf die Wissenschaft? (Posl. Krumpe: Auf die Gendarmen!) Nur auf die Gendarmen, nur auf die Bajonette. Sie vergessen aber dabei, daß diejenigen, welche die Bajonette in der Hand haben, sie auch gegen jene kehren können, die sie ihnen in die Hand gedrückt haben. Wenn man die Treue dem Obersten nicht hält, wird man sie auch dem Unteren nicht halten. Dann wird im Kultusbudget die Religion so behandelt! Ich glaube, der Herr Unterrichtsminister hätte gern mehr gegeben, obwohl er seiner Einstellung nach nicht der Unsere ist. Aber wenn man spart, indem man einem Seminar, das um einen Fußball, der 76 Kè kostet, eingereicht hat, diesen Betrag streicht, als eine zu große Ausgabe, wenn man die Seminarrektoren lange warten läßt, bevor sie die armen Kleingewerbetreibenden, die Bäcker und Fleischer, zahlen können, weil sie selbst nichts haben, und wenn man danm erklärt: das nächstemal werden wir nichts bezahlen, zu gleich er Zeit jedoch 30 Millionen in die Elektrifizierung des Wilsonbahnhofes hineinsteckt und schließlich sagen muß: "Die sind umsonst hinausgeworfen", so ist das, denke ich, ein Sparen am unrechten Ort.
Viele von den Abgeordneten werden zu meinen Ausführungen die Köpfe schütteln und denken, das beste ist: Religion heraus, Trennung von Kirche und Staat. Die einen sind vielleicht für die Trennung von Kirche und Staat, das sind die ganz Linken, wie einst in Frankreich, jetzt in Rußland, in Moskau, also die größte Versklavung. Die anderen sagen: "Geht und macht, was ihr wollt." Dabei vergißt man, daß die Seele des Rechts, die Seele der Moral die Religion ist, daß gerade jene, die die Trennung von Kirche und Staat verlangen und dabei für die Kleinen, die Arbeiter eintreten und Kämpfe führen, vergessen, daß der größte Feind des Armen der Materialismus ist, der auf der einen Seite den Amerikanismus, auf der anderen Seite den Bolschewismus gebiert. Die Herren mögen bedenken, daß es gerade die Religion war, die die Sklavenketten gebrochen hat, daß es gerade die Kirche war, die immer für die Unterdrückten eingetreten ist, daß große Männer wie Menning, der "Kardinal der Arbeiter", ein Ketteler, ein Vogelsang, daß diese die Rechte des Arbeiters vertreten haben, daß gerade in letzter Zeit diejenigen, die auf der höchsten Warte stehen, ein Leo XIII, ein Pius XI und bei uns ein Kordaè die Stimme gegen den Materialismus erhoben haben. In dieser Beziehung, meine Herren Sozialdemokraten, reichen wir Euch voll und ganz die Hand. Wenn Sie vielleicht meinen, daß durch die Erziehung der Jugend zur Religion die Stützen des Staates zu Fall gebracht werden könnten, dann mögen Sie wissen, daß es gerade die Priester waren - und die deutsche, èechische und slovakische Geschichte beweist das - die in Zeiten schwerster Unterdrückung die Fahne des edlen Nationalismus hochgehalten haben. Wenn Sie sich vielleicht dem Gedanken hingeben, daß der Hinweis auf das Jenseits die Armen im Kampfe um das Diesseits lähmt, mögen Sie wissen, daß die Kirche auch der Hauptfaktor in der Pflege der irdischen Interessen war und daß es gerade die löster waren, die die irdische Kultur am meisten gepflegt und verbreitet haben. Wenn Sie meinen, daß vielleicht die Menschenwürde durch den Hinweis auf den Idealismus leiden könnte, so antworte ich: Gerade die Religion allein ist es, die den armen Arbeitern das Letzte erhält, was sie noch mit den Millionären gemeinsam haben und sie über die Millionäre stellt: das Bewußtsein eines Gotteskindes, der unsterblichen Seele.
Darum kann ich im Namen meines Klubs erklären, daß wir immer die Fahne des Kreuzes hochhalten und gerne allen die Hände reichen werden, die mit uns diesem herrlichen Ziele zustreben. Wenn vor Kurzem hier das große Wort ansgesprochen wurde: "Bei uns Slovaken lebt der Gedanke eines katholischen Blocks", so kann ich im Namen meiner Partei erklärend sagen: "Auch bei uns lebt dieser Gedanke und wird leben" (Potlesk.) Dabei sind wir uns dessen bewußt, daß dieser katholische Block nie und nimmer gegen die berechtigten nationalen Interessen gekehrt sein wird, daß gerade durch die Betonung des katholischen Bewußtseins er jeder Nation die stärkste Stütze geben und alle Nationen in schönster Harmonie vereinen wird. Wir sind uns bewußt, daß wir auf diesem Wege den großen Krisen, sei es der politischen, sei es der wirtschaftlichen, sei es der seelischen Krise, entgegenarbeiten und für die Erneuerung der Menschheit arbeiten können. Krisen enden immer entweder mit Wende oder mit Ende. Entweder Wende zum besseren Leben oder Ende zum Tod. Die Menschheit hat jetzt diese drei Krisen über sich. Da gibt es kein Drittes. Entweder Ende, Ende in Moskau oder in New York, im Dollarismus, oder Wende, und damit Leben im christlichen Idealismus.
Vor einigen Tagen hat der bekannte
geistliche Universitätsprofessor Hermann Muckermann in der Wiener
Urania einen Vortrag gehalten, in welchem er folgenden Gedanken
ausführte: "Spengler hat in seinem Buch "Untergang des
Abendlandes" uns nicht viel Dienste geleistet. Die jetzige
Entwicklung ist nichts anderes als eine Resultante von Komponenten,
die sich jahrhundertelang angehäuft haben. Unter diesen Komponenten
gibt es Goldadern und Lebensquellen, und unsere Aufgabe ist es
nur, diese Goldadern zu erschließen, aus diesen Lebensquellen
zu schöpfen." Ob es das deutsche oder das èechische Volk
ist, jedes hat eine herrliche Vergangenheit, und die herrlichsten
Zeiten waren jene, in welcher der Idealismus, die Hinneigung zum
Jenseits war. Aus diesen Quellen wollen wir wieder schöpfen, dann
brauchen wir uns vor Krisen nicht zu fürchten. An Ihnen als den
Gesetzgebern ist es gelegen, diese Kräfte zu sammeln, aus diesen
Lebensquellen neue Kraft zu schöpfen und in gemeinsamer Arbeit
zwischen Deutschen und Èechen, in Gerechtigkeit auf der Grundlage
des Idealismus zu arbeiten für eine glücklichere Zeit dieses Staates
und für eine glücklichere Zeit der ganzen Menschheit. (Potlesk.)