Støeda 26. listopadu 1930

Beim Bier hat man vorige Woche ein wenig zugegriffen. Der Zugriff der Staatsmacht ist noch in vielen anderen Fabrikationszweigen notwendig, um wenigstens in manchen ganz krassen Fällen eine Angleichung an andere Warenwerte und Preise herbeizuführen. Eine zu diesem Zwecke eingesetzte Studienkommission hätte lohnende Arbeit in Fülle und ihre Arbeit würde den Dank Unzähliger bringen. Denn das freie Spiel der Kräfte, die Konku rrenz ist ja vielfach dadurch ausgeschaltet, daß viele Firmen gleicher Art durch streng gehandhabte Vereinbarungen sowohl Erzeugung wie Preis regulieren, den Markt beherrschen und die Käufer ungebührlich überhalten. Solange dieser Zustand in seiner schlechten Auswirkung bestehen bleibt, solange dadurch eine gesunde Angleichung nicht herbeigeführt wird, solange sind es schwerste Schädigungen der Volkswirtschaft, die die Krise dauernd verschärft halten. Die guten Eigenschaften der Rayonierung und Regelung der Erzeugung und vielleicht auch des Absatzes sollen keineswegs verkannt werden. Was aber über das Maß der guten Wirtschaftlichkeit hinausgeht, ist Ungerechtigkeit und Wucher zum Schaden der Volkswirtschaft, des einzelnen und des Staates. Wenn jemals der Kampf und die Vorwürfe gegenüber dem wucherlichen Kapital berechtigt waren, so sind sie es heute, denn gerade heute können wir in allen Staaten Europas und der Übersee feststellen, daß man um jeden Preis Geschäfte macht, ohne im Sinne eines anständigen Kaufmanns Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen. Was frommt allen? Anständigkeit im Geschäftsleben, Sinn für Gerechtigkeit. Überall dort, wo grundsätzlich dieser Zustand vorherrscht, wo sich das ins Handeln umsetzt", nur das eigene Ich ist mein Gott, mein Alles", dort muß es zur Anarchie kommen. So viele Menschen haben scheinbar das Einordnen und dem anderen Dienen vergessen, und weil sie freiwillig nicht zurückfinden oder nicht zurückfinden wollen, wird harter Zwang notwendig sein, sie das wieder zu lehren. Auch die heute von allem als selbstverständlich angesehene Herrschaft der Banken wird über kurz oder lang stark beschnitten werden müssen und die Herren dieser Anstalten, die heutigen Beherrscher der Wirtschaft der Staaten, werden an ihre naturgegebenen Pflichten des Dienstes an der Wirtschaft mit hartem Zwang erinnert werden müssen. Hätte in unseren Genossenschaftseinrichtungen dieser Geist Eingang gefunden und wäre er dort wirksam, so wären sie längst weggefegt und mit Recht. Da ist Arbeit zu leisten in so ungeheuerer Fülle, daß sich jeder Arbeitsfreudige nur beglückwünschen kann. Ich habe vorhin gesagt, man berät und kommt so schwer zu einer Tat. Ich glaube auch, daß am Krankenlager der Wirtschaft allzuviele Ärzte stehen, daß sie sich über die Diagnose nicht einigen können. Inzwischen wird der Kranke kränker und möglicherweise unheilbar. Oder liegt den Ärzten die peinliche Frage vor, daß es keinen Magister gibt, der die brauchbare Arznei zu brauen imstande wäre? Nun, politisch gedacht ist die Volksvertretung ein solcher Magister. Die verschiedenen Experten, Organisationen, Sachverständigen etc. sind die Ärzte. Wo liegt der Fehler, das Unvermögen, der Mangel an gutem Willen? Betrachten wir eine gesetzlich hier beschlossene Maßnahme: Nicht selten können wir feststellen, daß eine an und für sich gute Bestimmung schlecht und unwirksam wird, weil persönliche, parteipolitische und auch nationalpolitische Engherzigkeit und nicht minder die Rücksicht auf das Bankkapital in der guten Sache eine Verwässerung herbeiführen, daß man sich zum Schluß sagt: Es wäre besser gewesen, wenn gar nichts geschehen wäre. Man mache mir nicht den Vorwurf, daß ich, wenn ich das sage, die Hemmungen nicht kenne, welche die einen oder anderen zwangsläufig haben, kraft der Zugehörigkeit zu dieser oder jener Gruppe. Oh ja, ich glaube das zu verstehen. Ich brauche da nur an Tantiemen, Entgelte, Sinekuren und ähnliches zu denken und es wird mir schon verständlich. Übersieht man das aber und duldet man das dauernd, wird das zum Glaubensbekenntnis, dann wird uns den Weg möglichster sozialer Gerechtigkeit zu begehen ni emals möglich sein.

Was wird dann geschehen? Vielleicht erhalte ich auch den Vorwurf, ich möge mich nicht um Dinge kümmern, deren Beurteilung und Betreuung den Sozialisten zukommt. Nun meine ich aber, daß es bisher für unsere gesamte Gesellschaft ein großes Glück war und ist, daß in unserem konservativen Landvolk ein so großer Gerechtigkeitssinn herrscht und gegen die so großen himmelschreienden sozialen Ungerechtigkeiten ein so überaus feines Empfinden sich bewahrt hat. Ohne das wären unsere Dörfer heute Stätten des Verfalles, ohne das wären unsere Genossenschaften mit all ihrem Segen nicht nur für die Genossenschafter dasselbe geworden wie die, über die wir Klage führen. Wo noch Ideale sind, dort ist auch noch Glaube, und wo diese beiden sind, dort ist auch noch Freundschaft und dort ist noch Platz für Hilfsbereitschaft und noch Gefühl für soziale Gerechtigkeit.

Heute stehen Tausende kleine und auch große Bauern vor der bangen Frage, sie beginnen zu zweifeln, sie fangen an, an der primitivsten sozialen Gerechtigkeit den Glauben zu verlieren. Ich bitte Sie, helfen Sie dieser Gruppe von Menschen in ihrer unverschuldeten Not, damit sie die kulturaufbauenden Kräfte, die sie heute noch inne haben, behalten. Denn werden auch die erschlagen, dann wehe dem Staate und wehe dem Volke.

Und wie gut können die vielen, welche nur landwirtschaftliche Erzeugnisse kaufen, uns helfen. Bevorzugen sie das, was wir im Lande in bester Güte erzeugen, weisen Sie die Waren, die aus dem Auslande kommen, zurück, da auch wir sie in genügender Menge haben. Sagen Sie uns, welche besonderen Wünsche Sie haben und wir werden uns einstellen auf die Erzeugung dieser. Kaufen Sie Inlandsfett, heimische Butter statt minderwertigen Pflanzenfettes, kaufen Sie Inlandskäse statt des teuren aus dem Auslande, kaufen Sie Obst von hier, statt aus Amerika und statt Bananen aus uns weltfremden Staaten! Versuchen Sie unser gutes Roggenbrot statt des strohigen Weißbrotes und hunderterlei anderer Dinge mehr.

Man gibt uns so vielfach den Rat: Stellen sie die Wirtschaft um! Gewiß, wir können das, aber wir können das erst dann, und nur dann, wenn es mit großem Aufwand an Geld verbunden ist, wenn wir die Gewißheit haben, daß dieses Geld nicht nutzlos aufgewendet wurde, die Verschuldung größer wird. Wir müssen die Gewähr haben, daß uns dann die Erzeugnisse zu einem angemessenen Preis auch abgenommen werden. Ansonsten ist die Umstellung eine Spekulation, die wohl in den meisten Fällen und nach kurzer Zeit ein nie wieder gut zu machender Mißgriff sein wird. In der Landwirtschaft lassen sich eben keine solchen Wunder wirken, wie in der Industrie mit ihren unbegrenzten technischen Möglichkeiten. Unser Herrgott läßt sich so ungestraft nicht ins Handwerk pfuschen. Die Natur abzuändern kann gottlob noch niemand, weil Bonität, Höhenlage, Klima etc. ihre bestimmten Gesetzmäßigkeiten haben an die sich der Ackerbau treibende Mensch anpassen muß.

Er kann veredeln, verbessern, bis zur Höchstleistung bringen, und das möge man durch die Abnahme und den Verbrauch anerkennen; damit wäre schon viel geholfen. Landwirtschaftsministerium, Landeskulturräte etc. müssen ebenso für den Verbrauch der heimischen Erzeugnisse werben, wie es die verschiedensten Firmen tun, die ihre Qualitätserzeugnisse sowie einen wertlosen Schund an den Mann zu bringen suchen. Wenn wir sehen, wieviel Reklame Schicht mit Seife und Pflanzenfett macht und wieviel diese Reklame im Jahre kostet - und es scheint sich dieser Aufwand sehr gut zu lohnen, schließlich müssen das ja auch die Käufer bezahlen - und wenn wir sehen müssen, daß eigentlich nur in unserer kleinen landwirtschaftlichen Presse, die leider in den Städten nicht gelesen wird, für unsere Erzeugnisse Reklame gemacht wird, da darf es natürlich nicht Wunder nehmen, daß man die hübsch gepackten fremden Erzeugnisse, die mit viel Geschrei und mit oft recht wenig Inhalt angepriesen werden, lieber nimmt, als die gleichguten he imischen Erzeugnisse. Könnten wir so viel Reklame für die Produkte der heimischen Landwirtschaft im Verhältnis aufwenden, wie die verschiedenen Großfirmen, ich bin überzeugt, wir wären alle sehr angenehm überrascht. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch Folgendes sagen: Gestern hat mir ein Herr erklärt: "Jetzt können wir nicht einmal mehr Strudel essen". Ich frage ihn: "Warum können Sie keinen Strudel essen?" "Weil man nur aus amerikanischem ungemischten Mehl Strudel machen kann." Ich habe geantwortet: "Haben Sie im Krieg und in der Nachkriegszeit keinen Strudel gegessen?" "Gewiß, warum nicht," sagt er. "Weil Sie kein amerikanisches Mehl gehabt haben." "Daran habe ich eigentlich noch nicht gedacht," sagt er. Deshalb ist es notwendig, daß wir auch in der Öffentlichkeit bei jeder Gelegenheit darauf verweisen, daß viele unserer heimischen Produkte die gleiche Qualität haben, wie die aus dem Auslande eingeführten.

Die Landwirtschaft ist arm geworden und kann heute diese Mittel nicht aufbringen. Mit wenigen Mitteln jedoch könnte seitens des Landwirtschafts- und Ernährungsministeriums Reklame gemacht werden, in den Schulen, im Rundfunk, in der Presse, ständig und beharrlich, und es wäre viel gewonnen Der Inlandskonsum kann unter teilweiser Ausschaltung der Waren aus dem Auslande gewaltig gesteigert werden, auch unter der Devise, wie es die Schweiz getan hat: "Niemand zu leid, aber uns zu lieb".

Zu den nationalpolitischen Angelegenheiten und zu verschiedenen anderen Fragen werden andere Kollegen unseres Klubs sprechen. Keine Partei kann in diesem Staate heute allein für sich diktieren, und es ist vielleicht auch für das Volk, das in diesem Staate die Mehrheit hat, für die Èechen, auch nicht gut, zumindest für viele nicht gut, diktieren zu wollen. Auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiete kann Gutes nur in gutem Einvernehmen geschaffen werden. Im ständigen Gedenken an unsere notleidende Wirtschaft und an die notleidenden Glieder derselben und an die vielen notleidenden Menschen glaube ich, kann es nicht schwer fallen, den guten Willen zu gegenseitig zufriedenstellender Arbeit zu finden. Wir werden es mit Freuden begrüßen, wenn die einzelnen Ministerien schon jetzt daran gehen, kritisch darüber nachzudenken, wie es ermöglicht werden kann, damit der Voranschlag für 1932 um eine kleine Milliarde niedriger gehalten werden könnte. Der Herr Finanzminister wird gewiß eine schwere Aufgabe haben, aber unsere kranke Wirtschaft muß in kürzester Zeit eine bedeutende Entlastung erfahren. Das ist auch eine Aufgabe für all die Doktoren, die am Krankenbett unserer Wirtschaft ihre Praxis ausüben. Wir wünschen alle sehnlichst einen guten und dauernden Erfolg.

Die soziale Fürsorge für die Landwirtschaft ist einzig und allein der Lohn für ihre Arbeit. Dieser Lohn wird heute nicht gewährt. Verschiedentliche Pläne ihr auszuhelfen, tauchen auf. Almosen werden es sein, die bei vielen anderen sicher wieder Mißgunst und Neid hervorrufen werden. Deshalb gebt uns keine Almosen, verhelft uns vielmehr zu einem angemessenen Lohn unserer Arbeit, und ihr helft mit, eine der größten sozialen Taten zu vollbringen. Von den Rednern aller Parteien haben wir im Verlauf der letzten Monate nur Wohlwollen für die notleidende Landwirtschaft gehört. Deswegen kann es ja nicht schwerfallen, die Rezepte zu brauen, die der erkrankten Landwirtschaft und der gesamten Volkswirtschaft Linderung, Heilung und Gesundheit bringt. Millionen von Menschen warten und hoffen noch. Wehe, wenn auch diese Hoffnungen trügen. (Potlesk.)

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