In wenigen Tagen werden die Mitglieder der früheren revolutionären Nationalvers ammlung Feierlichkeiten begehen in Erinnerung an das Gesetz, welches die beste Konzeption zerstörte, die diesem Staat hätte zugrundegelegt werden müssen. Wir haben das Recht und die Pflicht, darauf zu verweisen, daß die Herren in der geschichtlichen Rückerinnerung an die Zeit vor zehn Jahren, an die Zeit des Jahres 1920, sich doch auch ein klein wenig zu Gewissen führen müßten, daß alles, was aus dieser Zeit geboren wurde, aus einer Zeit des Übergangs, einer Psychose, vielleicht der des Krieges noch, doch nicht gefeiert werden darf im Jahre 1930, in einem Jahr, wo wir keinen Revolutionskonvent mehr haben und keine Regierung, wie sie 1919 und 1920 der Staat hatte, in einer Zeit, wo wir etwas anderes herauslesen an Pflichten des Staates, wenn wir uns das Konzept vor Augen führen, das sich diese Regierung, die heute regiert, zumindest theoretisch zurechtgelegt hat. Unsere Kritik am Schulvoranschlag kann in gar nichts anderem gipfeln als in der grundsätzlichen Forderung nach Schulselbstverwaltung, weil wir nur mit der Realisierung dieser Forderung um die Klageführung in Zukunft herumkommen werden. Erst ein solches Gesetz wird die Visitkarte der heutigen Koalition sein. Wir wollten gern vergessen, was die Jahre über geschehen ist, wenn diese Karte nächstens abgegeben wird. Der Herr Minister kann sich durch ein Werk, wie wir es verlangen, mit der Geschichte verankern, wie kaum ein anderer Politiker, der flüchtige Tagespolitik macht. Sein Name würde genannt werden über Dezennien hinaus, wie Namen der Plener, Hallwich, Schmeykal, Scharschmidt, Schlesinger, Rieger Matuš, Zeithammer. Sein Kollege Dr. Hodža war, wir wissen es alle, zu einer Zeit zum großen Wurfe bereit. Noch am 3. März 1927 bekannte er sich in seinem Exposé zur Notwendigkeit einer legislatorischen Großtat, durch welche die Selbstverwaltung der Nationen innerhalb ihrer Kultur gewährleistet wird. Noch einigem ale danach bekannte er sich wieder zu dieser Aufgabe. Es besteht kein Zweifel darüber, daß der Ged anke an eine solche legislatorische Großtat ein Königsgedanke ist. (Sehr richtig!) Wir wissen, daß konträre Einflüsse am Werke sind, den Gedanken nicht zur Tat werden zu lassen. Und doch ist das Schulproblem niemals anders als gelöst zu betrachten als durch die Selbstverwaltung der Nationen auf dem Schulgebiete. Wieviel Kampf und daraus entstehender Haß, wieviel Sorgen und Nöte würden begraben, wenn man unseren Anregungen folgte, wieviel neue Kraft zu aufbauender Arbeit würde frei gemacht, wenn man zumindest das Schulgebiet neutralisierte.
Nur durch eine politische Tat, die Grundsätzlichkeit atmet, wie ein Gesetz über die Schulselbstverwaltung der Nationen, ist der Theorie der heutigen staatspolitischen Konzeption eine praktische Seite gesetzt. Es liegt an den deutschen Regierungsparteien mehr als an uns, in diesem Sinne zu wirken. Wir hörten, daß diesmal mehr, wenn auch nur in camera caritatis, von der Schulautonomie als Beginn der nationalgemischten Kooperation gesprochen wurde. Möchte der Tag kommen, an dem wir als deutsche Oppositionelle die Zweckmäßigkeit eines ernsten, unmittelbaren Mittuns bei der Führung des Staates anerkennen könnten. Das wäre uns in dem speziellen Falle der deutschen Schule eine so befreiende Tat, daß wir nichts lieber täten als diese Zweckhaftigkeit laut und freudig zu bestätigen.
Insolange wir jedoch eine solche
grundsätzliche Regelung der Schulangelegenheiten durch die Regierung
nicht in die Wege geleitet sehen, kann meine Partei für den Schulvoranschalg
nicht stimmen. Wir lehnen deshalb auch den heutigen Schulvoranschlag
ab. (Potlesk.)
Hohes Haus! Bei der Debatte über das Ergebnis der Konferenz im Haag ist von mehreren Rednern, zuerst von meinem Kollegen Dr. Luschka der Gedanke ausgesprochen worden, daß Haag einen großen Fortschritt zur Verwirklichung des Friedens nach dem Weltkriege bedeute und die Zeit gekommen sei, im gleichen Sinne die geistige, moralische und psychologische Liquidierung der Kriegsfolgen im Innern des Staates in die Wege zu leiten.
Abrüstung auf militärischem Gebiete, aber vor allem Abrüstung auf geistigem Gebiete ist die Kardinalforderung und die Kardinalbedingung jedes wahren Fortschritts und beglückenden Friedens. Dieser Gedanke sollte das Leitmotiv jener sein, die das Staatsbudget aufstellen. Denn die materiellen Mittel, wie sie in den Posten des Staatsvoranschlages zutage treten, sollen vor allem in den Dienst des geistigen Lebens gestellt werden.
Im Staatsvoranschlage des Ministeriums für Schulwesen und Volksaufklärung scheint aber der Grundsatz der geistigen Abrüstung, der in der letzten Auswirkung doch nur eine vollständig gleiche Behandlung der im Staat lebenden Nationen und Konfessionen beinhaltet, nicht durchgeführt zu sein. Prüfen wir das Budget zuerst vom Standpunkt der nationalen Gleichberechtigung, so bemerken wir eine sehr starke Bevorzugung des èechischen Schulwesens gegenüber dem deutschen. Mit Genugtuung kann man zwar feststellen, daß das Finanzministerium dieses Jahr der Bedeutung des kulturellen Belanges mehr Aufmerksamkeit gewidmet hat und dies in einem Plus von 32 Millionen gegenüber dem Vorjahre praktisch betätigt hat. Aber die deutsche Schule hat von diesem Mehrbetrag doch nur einen zu bescheidenen Anteil erhalten.
Nur zu bekannt ist aus der Presse, aus Konferenzen und Inspektionen der Zustand der medizinischen Fakultäten, Kliniken und anderen mit ihnen zusammenhängenden Institute, mögen sie für die èechische oder deutsche Bevölkerung bestimmt sein, aber die letztere muß mit Recht einen viel traurigeren Zustand ihrer Anstalten beklagen. Auch die anderen deutschen Fakultäten, die philosophische, juristische sowie die Technik finden weit weniger Beachtung ihrer Wünsche als die èechischen, während für diese monumentale Prachtgebäude gebaut sind, müssen sich die ersten mit den bescheidenen und dazu auch oft noch eingeschränkten Räumlichkeiten in alten Gebäuden begnügen.
Auf ideellem Gebiete greift man in die wohlerworbenen geschichtlichen Rechte der deutschen Universitäten ein, wie der Erlaß des Unterrichtsministeriums betreffs des Sprachengebrauches in öffentlichen Urkunden beweist, der wohl mit Rücksicht darauf, daß 3 Jahre deutsche Parteien in der Regierungsm ehrheit waren und es wieder sind, wenn auch teilweise andere, nach zehnjähriger ungestörter Praxis doch nur eine neue Brüskierung des deutschen Rechtes bedeutet. Will man vielleicht wirklich der politischen Welt einen Vermerk in dem Sinne geben, daß die solide Arbeit der Deutschen willkommen sei, man aber auf sie gegebenenfalls verzichten könne, wenn sie nur im Dienste des Prestiges des Staates Staffagedienste leisten? Oder will man jenes Unrecht, das man seinerzeit durch die Universitätsgesetze mit Verletzung aller geschichtlichen Wahrheit dem deutschen Volke zugefügt hat, bis in die letzten Konsequenzen durchführen, wie es der Rektor der deutschen Universität in dem namens der deutschen Universität erlassenen flammenden Protest jüngst dargetan hat? Oder denkt man, daß auf den freien Hochschulen derselbe Zwang herrschen soll, wie beim Militär, bei dem der Gebrauch der deutschen Sprache für die Offiziere nur unter ganz besonderen Umständen zugelassen wird", um das nationale Empfinden der èechischen Öffentlichkeit, die in dieser Hinsicht sehr empfindlich ist, nicht zu verletzen". So lesen wir wörtlich in dem Reservatbefehl des Militärlandeskommandos von Böhmen vom 9. Feber 1930.
Auch der Forderung der deutschen Handelshochschule, welche das deutsche Volk kraft seines bedeutenden Anteiles an der Industrie und dem Handel des Staates mit Recht stellt, setzt man den schärfsten Widerstand entgegen.
Wie das Hochschulwesen, so kann auch das deutsche Mittelschulwesen auf eine sehr ungleiche Behandlung hinweisen. Man hat sehr viele deutsche Mittelschulen gesperrt; wenn es aus dem Grunde geschehen wäre, um die Zahl der deutschen Abiturienten nicht zu mehren und nicht unnötige Hoffnungen auf eine durch Mittelschulstudium gesicherte Existenz zu wecken, würden wir das begreiflich und pädagogisch finden; wenn man aber zu gleicher Zeit die deutschen Mittelschulen in èechische umwandelt, wie in Prachatitz, und so viele èechische Mittelschulen erhält, daß sie einander förmlich drängen, wie z. B. in Südböhmen in Budweis allein 5 èechische Mittelschulen existieren, wobei in der Nähe Prachatitz, Tabor, Neuhaus, Wittingau ebenfalls eigene Mittelschulen haben, dann muß man sich wohl fragen, ob das von nationaler Gerechtigkeit zeugt oder nicht vielmehr die Gefahr in sich birgt, daß aus nationalen Gründen ein Überschuß an gebildetem Proletariat herangezogen wird, das einerseits von den sichersten, aber unerfüllbaren Hoffnungen auf eine Versorgung im Staatsdienst erfüllt ist, aber andererseits deswegen die Befürchtung vollständig rechtfertigt, daß die Zahl der sozial unbefriedigten und deswegen sozial gefährlichen Menschen ins Ungemessene wächst. Es wäre wohl weit angezeigter, durch Gründung von gewerblichen Fachschulen einen tüchtigen Nachwuchs für praktische Berufe heranzubilden. Wenn man die deutschen Mittelschulen der Zahl nach für hinreichend hält, so soll wenigstens für die materielle Ausstattung und Einrichtung der Mittelschulen vorgesorgt werden. Aber der Zustand so mancher Mittelschule, sowohl was das Gebäude wie die Unterrichtsbehelfe anlangt, ist ein ganz unbefriedigender. Ich möchte die Aufmerksamkeit der Unterrichtsverwaltung und des Arbeitsministeriums besonders auf das Krumauer Gymnasium lenken, das seit langem eine Restaurierung, bzw. einen Neubau erfordert.
Die jahrelang hingezogenen Ernennungen von Direktoren und Professoren zeugen auch nicht von besonderem Interesse für das deutsche Mittelschulwesen. Der Erlaß des Unterrichtsministeriums vollends vom Feber 1929, daß über drei Monate kranke Professoren ihren Substituten selbst bezahlen, und wenn sie über ein Jahr krank sind, auf den Gehalt verzichten müssen, ein Erlaß, der freilich für Professoren aller Nationen gilt, ist direkt inhuman. Man scheint dies selbst an kompetenter Stelle zu merken, da der Erlaß bisher kaum durchgeführt sein dürfte. Ich bin überzeugt, daß der Herr Unterrichtsminister diesen Erlaß ebenso schnell verschwinden lassen wird, als er auftauchte.
Wenn schon die stiefmütterliche Behandlung der deutschen Hoch- und Mittelschulen zu gerechter Kritik Anlaß gibt, ist die Klage über die Vorgänge im Volksschulwesen erst recht voll und ganz berechtigt. Man weist so gerne auf den geringen Prozentsatz der Schulkinder in den deutschen Klassen hin, übersieht dabei aber, daß das deutsche Volk seiner geographischen Lage gemäß, seinem Sitze in den bergigen Grenzgegenden gemäß bedeutend mehr Exposituren haben muß. Was aber die höher organisierte Schule, Bürgerschule mit viertem Kurs anlangt, ist das deutsche Volk bedeutend im Nachteil. Während sich in manchen Gegenden die èechischen Bürgerschulen direkt aneinander drängen in Budweis sind in einem Umfang von einer Stunde neun Bürgerschulen - können Orte in deutschen Gegenden im Umkreis von vier bis fünf Stunden keine Bürgerschulen erhalten.
Die schmerzlichste Wunde aber, die des Minderheitenschulwesens, besser gesagt Unwesens, ist so auffallend und so oft von Rednern der Regierungsmehrheit und der Opposition so gründlich dargelegt worden, ohne daß es besser geworden wäre, daß man wirklich an dem Willen, die Frage pädagogisch und national gerecht zu lösen, vollständig zweifelt. Der Herr Unterrichtsminister meinte im Budgetausschuß, es herrsche in dieser Beziehung bei beiden Nationalitäten eine gewisse Nervosität. Die Deutschen hätten aber keine Ursache dazu, da sie niemand entnationalisieren wolle; das Minderheitsschulwesen sei keine politische, sondern eine reine Unterrichts- und pädagogische Frage. Wenn diese Ansicht des Herrn Unterrichtsministers in dem Sinne vorgebracht ist, daß diese Frage nur eine Unterrichts- und pädagogische Frage sei und als solche gelöst werden müsse, können wir ihm nur beipflichten. Wenn er aber seiner Erklärung den Sinn unterlegt, daß diese Frage in Wirklichkeit auch so behandelt werde, so sehen wir uns durch die Tatsachen gezwungen, das Gegenteil anzunehmen, oder wenigstens zu behaupten, daß diese Lösung der Unterrichts- und pädagogischen Frage mit ganz ungenügend klassifiziert werden muß. Oder hält es der Herr Minister wirklich für pädagogisch, wenn für 2.000 deutsche Schulkinder in Hultschin nicht eine deutsche öffentliche Schule existiert? Hält er es wirklich für eine nur pädagogische Maßnahme, wenn in einem Ort wie Unter-Groschum eine Schule mit über 20 deutschen Kindern gesperrt und diese gezwungen werden, eine Stunde weit in die nächste Schule in Wind und Wetter zu gehen, während in demselben Orte für wenige èechische Kinder und einige hineingezwungene oder hineingekaufte deutsche Kinder eine Minderheitsschule mit Prachtaufwand gebaut wird? Oder ist es wirklich im Interesse des pädagogischen Unterrichts gemacht, daß in einem rein deutschen Orte, wie Požaha in Mähren oder Strýèic zuerst eine èechische Volksschule, dann eine Bürgerschule errichtet wird, die Kinder stundenweit von geschlossenen èechischen Gebieten herangeführt werden, welche selbst Anspruch auf eine Bürgerschule haben und sie nicht erhalten oder wegen Abgangs ihrer Schüler ihre Klassen eingehen sehen müssen? Ist es wirklich pädagogisch, wenn die Seelen verkümmern, wenn infolge Unkenntnis der èechischen Sprache weder die deutschen noch die èechischen Kinder Fortschritte machen oder die einen und die anderen vollständig zurückbleiben? Wenn ein èechischer Religionslehrer, der infolge Priestermangels an einer deutschen Schule wirkt, obwohl er das Deutsche sehr wenig beherrscht, sich mir gegenüber beklagen muß, daß er weder in der deutschen Schule, noch in der èechischen Minderheitsschule unterrichten kann, da er in der deutschen Schule nicht deutsch sprechen könne und in der èechischen Schule die Kinder sein em èechischen Vortrag nicht folgen können, da sie nicht Èechisch können? Oder ist es wirklich pädagogisch, wenn Kinder, die sechs oder sieben Jahre in eine deutsche Schule gegangen sind, dann gezwungen werden, die letzte Klasse in einer èechischen Bürgerschule zu besuchen und ein mit Vierern übersätes Abgangszeugnis auf den Weg in die Welt hinaus mitbekommen? Ist es wirklich pädagogisch oder nicht vielmehr Seelenfang, wie es der Herr Minister Hodža genannt hat, wenn deutsche Kinder gezwungen oder gelockt werden, für ein paar Hosen und Stritzeln zu Weihnachten gekauft werden, wobei man die Frage schwer beantworten kann, wer weniger edel handelt, der Käufer oder Verkäufer? Und ist es wirklich pädagogisch, wenn die Kinder in der èechischen Schule mit nationaler èechischer Begeisterung durch Hinweis auf Hus, Žižka u. s. w. erfüllt werden, in ihrem Vaterhause aber deutsches Wesen gepflegt werden soll? Und ist es wirklich pädagogisch, wenn der deutsche Lehrer immerfort von seinen Auf sichtsorganen angewiesen wird, strengsten Schulbesuch zu fordern, während in der èechischen Minderheitsschule den deutschen Kindern, besonders den älteren volle Freiheit gewährt wird, wenn sie nur in der èechischen Schule eingeschrieben sind? Und hält es wirklich der Herr Minister nur für eine lokale Angelegenheit, wenn diese Art der sogenannten pädagogischen Lösung im ganzen deutschen Randgebiete, in Böhmen, Mähren und Schlesien praktiziert wird? Wenn in der èechischen Presse von 900 Minderheitsschulen, die noch notwendig wären, geschrieben wird, die eine Riesensumme beanspruchen werden? Und erfordert wirklich nur der pädagogische Unterricht und die Erziehung solche Bauten, die, was ihnen an praktisch pädagogischen Einrichtungen abgeht, in der äußeren Aufmachung als Luxusbauten aufweisen? Und ist es wirklich nur pädagogisch, wenn in den armen deutschen Gegenden, wo das Geld in Form von Steuern bis auf den letzten Heller gefordert und eingetrieben wird, ein direkt provokativer Bau als Zwing-Uri aufgerichtet wird?
Wer diese Tatsachen kennt und aufrichtig beurteilt, muß wohl sagen, daß nicht so sehr das Bestreben, vom pädagogischen Standpunkte aus die Minderheitsschulfrage zu lösen, das treibende Motiv ist. sondern die nationale Expansionslust. Pädagogisch wäre es, den deutschen Kindern, während sie an der deutschen Schule von deutschen Lehrern in der deutschen Sprache deutsche Erziehung genießen und für ihr Volk als tüchtiger Nachwuchs herangebildet werden, zugleich oder später die èechische Sprache eizubringen und umgekehrt; praktische Notwendigkeit und Völkerversöhnung fordern dies gebieterisch. Da müßte aber die Unterrichtsverwaltung durch Erlässe und durch Aufstellung von leichten Bedingungen die Möglichkeit dazu geben. was sie bisher leider nicht oder nur in unzureichender Weise getan hat. Unsere Forderungen nach obligatem cechischen Unterricht an deutschen Volks- und Bürgerschulen werden bisher nicht beachtet, weil sonst vielfach der Grund für die deutschen Kinder, die èechische Schule zu besuchen, nämlich die Erlernung der èechischen Sprache, wegfallen würde. Wir ersuchen daher den Herrn Unterrichtsminister, einen Antrag einzubringen, nach dem von der zweiten Volksschulklasse an die èechische Sprache obligat, und zwar in jeder Woche in zwei Stunden gelehrt wird, in der Bürgerschule aber in drei Stunden. Solange aber das Minderheitsschulwesen in der Weise betrieben wird, wie bis jetzt, müssen wir annehmen, daß das Wort eines der bedeutendsten èechischen Politikers "ni zisk, ni slávu" hier nicht Beachtung findet. Denn die "sláva" sucht der Staat, der eine recht repräsentative Darstellung der Macht über die Deutschen wünscht, und den "zisk" hat einerseits der èechische Minderheitsschullehrer, der einen Posten findet, andererseits wenigstens manchmal der Baumeister, der seine ideale nationale Tätigkeit im Národní výbor, der als Nebenregierung zuweilen mächtiger zu sein scheint als die eigentliche Regierung, mit irdischen Mitteln reichlich honoriert sieht. Wir erwarten daher, daß der Herr Minister die Angelegenheit der Minderheitsschulen im dem Sinne betreut, wie er es im Budgetausschuß als einzig richtig dargestellt hat, nämlich nur vom Standpunkte des Unterrichtes und der Pädagogik aus, und so wie wir es auch von vernünftigen. Rednern der jetzigen Koalition gehört haben, vor allem aus dem Munde des Herrn Abg. Dr. Èerný. Dann werden eben nur für zwei oder drei Kinder Schulen gebaut, Lehrer angestellt werden und es bleibt dem materiellen Bewustsein überlassen, das Mißverhältnis zwischen den dafür notwendigen Opfern und der Sache, für die sie gebracht werden, zu rechtfertigen. Freilich wird dann erst recht der Gegensatz zwischen der Behandlung deutscher und èechischer Schulangelegenheiten zutage treten, da es wohl ganz ausgeschlossen erscheint, daß für drei oder vier deutsche Kinder eine eigene deutsche Schule gebaut wird. Aber eben dieser Umstand, sowie das Bewustsein des Rechtes auf gleiche Behandlung wird deswegen im deutschen Volke nie den Ruf nach Schulautonomie verstummen lassen, wenn auch die Aussicht auf die Verwirklichung derselben, nach dem, was der Herr Minister im Budgetausschuß ausgesprochen hat, weitergerückt ist denn je.
In sozialer Hinsicht erheben die Lehrpersonen - und darin sind sie mit ihren Kollegen des èechischen Volkes gleichen Willens - Forderungen nach Besserstellung ihrer Existenz. Die Bürgerschullehrer verlangen mit Recht. daß die Zeit, die sie als provisorische Lehrer zugebracht haben, in das Definitivum eingerechnet und ihre Bezüge erhöht werden. Nur zu gerecht ist die Forderung der Lehrer nach baldigster Herausgabe der Durchführungsbestimmungen über die in anderen Diensten zugebrachten Jahre. Die Kindergärtnerinnen warten schon Jahre lang auf eine ihrer Vorbildung, der Schwere ihres Berufes entsprechende Besserstellung. Und wenn schließlich die Inspektoren eine solche, in die Pension einrechenbare Erhöhung ihres Gehaltes und ihrer Funktionszulage verlangen, die ihrer Stellung angemessen ist und es ermöglicht, den Forderungen. die man in wi rtschaftlicher und besonders kulturreller Beziehung an sie stellt, nachzukommen, so ist das für jene. die den Unterschied zwischen Inspektoren von einst und jetzt kennen, etwas ganz Selbstverständliches.
Die beschränkte Redezeit zwingt mich, die anderen Forderungen unserer Partei auf dem Gebiete des Schulwesens zu übergehen, da ich sie bereits im Budgetausschuß vorgetragen habe und sie Gegenstand besonderer Anträge sind, die wir hier im Hause vorlegen werden.
Der zweite Teil des Voranschlages des Ministeriums für Schulwesen und Volksaufklärung ist den kirchenpolitischen Belangen gewidmet. Hier tritt das Interesse der Finanzgebahrung noch weiter in den Hintergrund als im ersten Teile gegenüber der deutschen Schule. Von den 32 Millionen Kè Mehrbetrag, welche in dem diesjährigen Budget eingesetzt sind, kommt nicht ein Heller den kirchlichen Einrichtungen zugute. Hier werden im Gegenteil 12 Millionen erspart. Wenn nach der Erklärung des Herrn Finanzministers diese Ersparnis daraus resultiert, daß die vom Unterrichtsministerium als Patronat zu erhaltenden Gebäude bereits im großen ganzen restauriert wurden und deswegen für Herstellungszwecke bedeutende Ausgaben nicht nötig waren, nehmen wir das gerne zur Kenntnis und wünschen nur, daß auch andere, sei es auf Grund des Kongruagesetzes, sei es aus anderen Rechtstiteln auszuzahlenden Beträge, recht bald flüssig gemacht werden. Aber wir müssen uns nachhaltigst beklagen über den Mangel an Gleichberechtigung der katholischen Weltanschauung in den Schulen, die wir zunächst im Namen der Freiheit und Demokratie fordern müssen.
Von Freiheit und Demokratie wird so viel gesprochen. Um politische Freiheit in der Selbstverwaltung von Gemeinden, Bezirken und Ländern ringen alle. Sie geben damit zu, daß der Staat nicht Selbstzweck ist und lehnen in politicis die Staatsomnipotenz ab. In nationalen Dingen sich ert schon die Verfassung die nationale Entwicklungsmöglichkeit, und ein Sturm der Entrüstung würde sich erheben, wenn der Staat auf Grund dessen, daß er, wie er behauptet, ein Nationalstaat ist, nur èechische Schulen zulassen würde. Hier anerkennt man das Recht der nationalen Überzeugung wenigstens im großen und ganzen und das Recht der deutsch en Eltern, ihren Kindern eine deutsche völkische Erziehung zu geben. Hier gibt man ohneweiters zu, daß das erste Recht der Erziehung den Eltern zukommt, daß die Schule nur eine Ergänzung des Vaterhauses ist und daß der Lehrer der geistige Vater des Kindes ist oder wenigstens sein soll und daß er deswegen in jenem Geist den Unterricht und die Erziehung zu halten hat, in der die Familie das Kind erzieht. Erzieht. sage ich, weil der Lehrer nicht bloß lehrt, sondern vielmehr den Charakter durch Erziehung bildet. Nur auf dem Gebiete der religiösen Überzeugung macht man den katholischen Eltern dieses Recht streitig. Wir können aber nie und nimmer auf dieses Recht verzichten und den Grundsatz aufgeben, den der große Mainzer Bischof Ketteler mit den Worten den Eltern gegenüber ausgesprochen hat: "Mein oberster Grundsatz ist es, daß sie - die Eltern nach göttlichem und natürlichem Recht auch die Herren ihrer Kinder sind und daß sie das heilige unverletzliche Recht haben zu entscheiden, wie ihre Kinder erzogen und gebildet werden sollen. Diesen Grundsatz verfolge ich bis zur äußersten Konsequenz und fordere daher ebenso für den Katholiken und gläubigen Protestanten das Recht, seine Kinder in katholischem und protestantischem Glauben zu erziehen, wie ich dem Ungläubigen das furchtbare Recht vindiziere, seine armen Kinder im Unglauben auszubilden." Diesem Grundsatz entspricht die Simultanschule im allgemeinen nicht und besonders nicht die in der Èechoslovakei. Eine Schule, in welcher die Religion nur Gegenstand ist, der. wenn es gut geht, in zwei wöchentlichen Stunden als Fach vorgetragen wird, sonst aber nur unobligat ist, eine Schule, in welcher der religiöse Gedanke nicht allen Unterricht belebt und beseelt, ist keine Erziehungsstätte, die die katholische Familie ergänzt, eine Erziehungsstätte, in der religiöse Charaktere gebildet werden.
In dieser Auffassung der Freiheit finden wir uns mit den gerecht denkenden sozialistischen Denkern auf gleichem Standpunkt. Der sozialdemokratische Schulfachmann und Politiker Hollands Gerhard erklärte anläßlich der Schulberatung in der zweiten Kammer Hollands: "Nur aus tief gefühlter ehrlicher Überzeugung, aus starken Bedürfnis nach Anerkennung unserer Freiheit, das uns in hohem Masse beseelt, sagen wir: Euch gebührt so gut wie uns die Bewegungsfreiheit, um euere Weltauffassung vollständig in die Praxis umzusetzen." Der sozialdemokratische Parteiführer Leuthner sagte auf dem Parteitag der österreichischen Sozialdemokraten zu Salzburg im Jahr 1924: "Ich beuge mich vor dem Ideal der Schule des Sozialismus. Ich begreife das Ideal einer Schule des Freidenkertums. Eine sozialistische Schule von heute kann nur eine Bekenntnisschule sein. doch die Bekenntnisschule auf der sozialistischen Seite ruft die Bekenntnisschule auf der anderen, der katholischen Seite hervor." In diesem Sinne haben auch die Sozialisten Hollands für die katholischen, vom Staate erhaltenen konfessionellen Schulen gestimmt, nachdem sie auf dem Kongresse zu Gronningen den folgenden Beschluß gefaßt haben: "Der Kongreß der sozialdemokratischen Arbeiterpartei stellt fest, daß ein großer Teil der arbeitenden Klasse in den Niederlanden für seine Kinder konfessionellen Unterricht verlangt. Er stellt an die Privatschulen dieselben Forderungen, wie an die öffentlichen, auch was die soziale Lage der Lehrer betrifft, deren Selbständigkeit wie auch die Freiheit der Eltern, sich ihre Schule zu wählen vom Staate verbürgt werden muß." Freie Schule im freien Staate! Freie religionslose Schule und freie katholische Bekenntnisschule, das ist wahre Demokratie, Man sage nicht, es würden viele Schultypen entstehen; wenn es möglich ist, daß es national getrennte Schulen geben kann, und wenn man für Minoritätsschulen Geld im Überfluß hat, kann es auch weltanschaulich getrennte Schulen geben. Übrigens würde der Staat, wenn er einen Beitrag leisten würde, keine Mehrauslagen haben. Was in Holland und in Deutschland möglich ist, muß auch bei uns möglich sein. Das Recht des Staates auf Aufsicht würde gewahrt bleiben, sowie sein Recht, jenes Maß von Kenntnissen zu verlangen, das für ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft erforderlich ist. Wir geben loyal zu, daß die Neugründung von konfessionellen Schulen mit Schwierigkeiten verbunden wäre, aber wir müssen verlangen, daß sie dort, wo sie bestehen, erhalten bleiben müssen, besonders dort, wo sie sich wie in der Slowakei die größten Verdienste um die Erhaltung des Volkes erworben haben. Wir müssen aber auch weiter verlangen, daß die Simultanschulen, die das kleinere Übel sind, wirklich im neutralen Geiste gehalten werden. Aber eben dieser neutrale Geist fehlt größtenteils in den èechoslovakischen Simultanschulen. Er fehlt, weil nur zu oft die Lehrperson anderer Gesinnung ist als die Eltern und die Überzeugung der Kinder in Zwiespalt gerät, wenn sie Eltern und Lehrer miteinander vergleichen. Die Neutralität fehlt aber besonders im Schulbetriebe selbst, da sie durch die Erlässe des ersten Unterrichtsministers Habrman in der gröblichsten Weise verletzt wurde. Ist das vielleicht Neutralität, wenn Turnen obligat, die religiösen Übungen aber nicht verbindlich sind? Sonst hält man Theorie ohne Praxis für nutzlos und würde es als den gröbsten Verstoß gegen die Pädagogik brandmarken, wenn der Lehrer verpflichtet wäre, die Regeln des Lesens, Schreibens, Rechnens und Turnens wohl vorzutragen, aber wenn es ihm verboten wäre, praktisch schreiben, lesen, rechnen und turnen zu lassen. Oder beruft man sich auf die Überzeugungsfreiheit, die nicht angetastet werden darf? Sonderbar! In nationaler Hinsicht begnügt man sich nicht mit der Theorie, da fordert man praktische Betätigung der nationalen Überzeugung und der staatlichen Loyalität. Da müssen alle Kinder und Lehrer an Schulfeierlichkeiten teilnehmen, selbst die Texte der Lieder, Gedichte und Reden müssen hinauf zur Kontrolle, da kennt man nicht den Grundsatz: Zu einem Gesinnungsakt darf niemand gezwungen werden. Aber nur in der Religion wird man inkonsequent und reißt auseinander, was pädagogisch zusammengehört: Lehre und Übung. Und was soll ich von den Erlässen. betreffend den Religionsunterricht an den Mittelschulen sagen, wo in den oberleibe nicht klassenweise gegeben werden darf, wo die schwersten, unmöglichen Bedingungen für die Eröffnung von Parallelklassen bestehen, wo der Unterricht nur als Anhängsel nach jedem anderen erteilt werden darf, wo - ich meine die Lehrerbildungsanstalten die Kandidaten nicht mehr als drei freie Gegenstände besuchen dürfen, wodurch die Erteilung des Religionsunterrichtes erschwert wird. wo in jedem anderen Gegenstande für 15 Schüler schon eine Abteilung gebildet wird, wo der akademisch gebildete Religionslehrer dem Turnlehrer, auch wenn er nur Mittelschule hat. nachsteht, da er nicht Mitglied der Reifeprüfungskommission ist, wo mit einem Worte auf jede mögliche Art die Würde des Religionsunterrichtes so tief als möglich in der Bewertung der Studierenden herabgesetzt wird. Wenn schon Neutralität. dann konsequente, dann gleiche für beide Seiten. Auch die Lehrbücher und Bibliotheksbücher strotzen oft von Ausfällen und geschichtlichen Unwahrheiten gegen die katholische Kirche. Darum fordern wir auf das Entschiedenste im Namen der Freiheit und Demokratie Abschaffung der Habrmanschen Erlässe und eine solche Umgestaltung des Lehrbetriebes, daß die 75% Katholiken ihre Religion in den Volks- und Mittelschulen würdig behandelt und die in der Verfassung für alle gewährleistete Freiheit durchgeführt sehen. Wir fordern vollste Gleichberechtigung und Pflege der religiösen Weltanschauung in den Erziehungsanstalten, Volks- und Mittelschulen im Namen der Geschichte, auf Grund jahrhundertelangen Rechtes, da die Kirche es war, welche diese Schulen größtenteils zuerst gegründet und bis in die neueste Zeit erhalten hat. Es würde die Ausführung und Darlegung dieser geschichtlichen Wahrheit zu weit führen, wir begnügen uns, für das Mittelalter das Geständnis der sozialdemokratischen "Leipziger Volkszeitung" aus dem Jahre 1904 vom 19. Mai anzuführen: "Die Volksschule reicht bis ins Mittelalter zurück und gerade damals stand sie auf relativ hoher Stufe. Was sie lehrte, bedurfte im Mittelalter der Handwerker und Kaufmann für seinen Beruf". Wir fordern aber religiöse Freiheit im Namen des Fortschrittes. Dieser ist das Streben nach möglichster Vervollkommnung und Beglükkung des Einzelnen wie der Gesellschaft. Diese aber sind auf dem sittlichen Charakter aufgebaut, der aber wieder ein Ergebnis der Verkräfte, des Verstandes und des Willens ist. Kultur des Verstandes allein genügt nicht. Man pflegt wöhl zu sagen: Wissen ist Glück. Dies wäre wahr, wenn der Mensch den Verstand allein hätte oder wenn sein Wille vollkommen wäre. Aber die Erfahrung des ganzen Menschengeschlechtes beweist die Wahrheit des Dichterwortes: Video meliora proboque, deteriora sequor. Das Gute sehe ich und billig es, und folge dennoch dem Schlechteren. Die Geschichte beweist, daß die gebildetsten Völker des Altertums, die Römer und Griechen. trotz ihrer Hyperkultur in Wissenschaft und Kunst an innerer sittlicher Fäulnis zugrunde gingen. Und ist nicht in der heutigen Zeit des Dichters Frage berechtigt: "Bildung hat uns äußeren Klang gegeben, drang sie auch in unser Inneres ein? Führt sie uns auf sicherm Pfad durchs Leben, lehrt sie weiser, glücklicher uns sein?" Man spricht so von vielen Krisen und Nöten auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens und übersieht, daß die größte Not die seelische Not ist. "Die Seele der Kultur ist die Kultur der Seele!" Dies Wort eines die Zeitlage scharf erfassenden Bischofs sollen sich jene vor Augen halten, die für das Volk wirken. Die moderne Zeit hat sich von den ewigen, auf eine theozentrische Weltanschauung gegründeten Prinzipien losgelöst und hat den Kult der Materie proklamiert, damit aber auch die furchtbare soziale Frage geschaffen, an der die heutige Zeit krankt. Mit Recht erklärte der bekannte englische Arbeiterführer und jetzige Ministerpräsident Mac Donald in einer Versammlung: Heute stehen wir vor der Aufgabe, unseren christlichen Glauben im sozialen Leben zu verwirklichen. Aber unser Zeitalter mit all seinen Eroberungen im Reiche der Natur hat den Menschen, statt ihn zum Herrscher über die materielle Welt zu erheben, zu deren Sklaven gemacht. Wir leben in einer materialistischen zeit und es nützt uns nichts, uns mit allerlei Humbug darüber hinwegzutäuschen. Geld und kaltes Wissen gelten alles. Und doch hören wir unablässig die Stimme des Geistes, die es war, den Zeitgeist herauszufordern. Darum verlangen wir im Namen des wahren Fortschrittes die Erziehung der Jugend zu sittlichen Idealen, die auf den unabänderlichen Gesetzen eines vom Menschenwillen unabhängigen, aber den Willen des Menschen beherrschenden ewigen Gesetzgebers aufgebaut sind. Deswegen weisen wir jede Unterdrûckung der sittlichen Weltordnung im Einzel- und Volksgewissen zurück. In diesem Sinne schließen wir uns dem flammenden Proteste an, den im Namen der katholischen Kirche und der ganzen gesitteten Welt das Oberhaupt der Kirche gegen die Unterdrückung der Glaubensfreiheit und Menschlichkeit in Sowjetrußland erhoben hat, einem Staate, in dem die Herrschaft des ödesten Materialismus bis in die letzten furchtbarsten Konsequenzen durchgeführt wird.
Im Mai d. J. werden es zehn Jahre sein, da das erste gewählte Parlament in dieses Haus einzog, da der erste Präsident der neuen Volksvertretung Tomášek von dieser Stelle aus das Wort sprach: "Eine große Zeit meldet sich in der Geschichte der Menschheit an und wir in unserer Republik sind nur ein Teil in diesem riesigen Ganzen, und wir dürfen nicht übersehen. daß die Wiedererweckung der Menschheit durch Rückkehr zum Menschentum uns vor eine geradezu ungeheuere Aufgabe stellt. Auch die Politik muß sich auf einer Seite stützen auf die Wahrheit und ihre soliden Erkenntnisse, und auf der anderen Seite sollte sie selbst eine Kunst sein, die den höchsten Zielen und Idealen der Menschheit zustrebt. "Diese Worte entsprechen dem Wahlspruch des Präsidenten: "Die Wahrheit siegt!" Ja, die erste Wahrheit siegt und wird siegen, und wo Wahrheit ist, ist auch Recht, denn das Wahre, Gute und Schöne ist eins. Aber ohne diese erste ewige, über dem menschlichen Verstande unendlich hoch erhabene Wahrheit, die Quelle aller Wahrheit, ist menschliche Wahrheit nur problematisch, und der Mensch, nur auf sich selbst gestellt, gelangt schließlich nur zur traurigen, skeptischen Frage eines Pilatus: "Was ist Wahrheit?" Wollen wir wahre Menschheitserneuerung, dann bauen wir sie auf auf der ewigen, göttlichen, ersten Wahrheit und göttlichem Rechte.
Als Symbol der neuanbrechenden
Freiheit des Volkes hat das slovakische Volk die Blitze über der
Tatra gesehen: Überm hohen Tatraberge, flammt der Blitze Lohe
auf! Aber in ihrem Wappen trägt der Tatraberg das siegreiche Zeichen
des Kreuzes - eine Mahnung: wollen Sie die wahre Freiheit, den
Frieden, den echten Fortschritt, in dem alle nationalen, sozialen
und kulturellen Gegensätze zum Wohle der Menschheit sich ausgleichen,
dann lassen Sie nicht bloß auf der Tatra, nein, überm Böhmerwalde,
dem Riesengebirge, dem Altvater, auf allen Hügeln und Höhen des
Reiches das Licht der auf der göttlichen Wahrheit beruhenden Gerechtigkeit
erstrahlen: Entzündet rings auf den Bergen weit das flammende
Feuersignal der Zeit: Gerechtigkeit!