Ètvrtek 28. února 1929

Wenn ich mich daher mit den Taten der Legionäre beschäftige, so tat ich dies keineswegs bezüglich ihrer idealen Beweggründe und ihrer Handlungweise, sondern nur um die Auswüchse aufzuzeigen, die ich keineswegs gutheißen kann. Sie wurden vielfach ja auch durch die Aussagen der Kriegsgefangenen bestätigt, die von Mißhandlungen durch èechische Legionäre zu berichten wissen. Ich fühle mich daher vollkommen frei von jeder Schuld und sehe der Verhandlung selbstverständlich in voller Ruhe entgegen.

Besonders tue ich dies bezüglich des zweiten Punktes. Es heißt weiter, ich hätte mich schmähend über èechoslovakisehe Minister geäußert. Meine sehr Verehrten, ich weiß nicht, ob es schon an sich verboten und gefährlich ist, eine Kritik an dem Verhalten einzelner Minister zu üben. Ich habe allerdings eine höhere Auffassung von der Stellung eines Ministers und selbstverständlich auch von seinen Äußerungen und Handlungen. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß, wenn ein Minister z. B. ein Versprechen, ein Ehrenwort gibt, er daran gebunden ist, und daß es seine Pflicht ist, dieses Ehrenwort auch restlos einzulösen. Wir haben leider in der Vergangenheit - es tut mir leid, dies feststellen zu müssen - die Wahrnehmung machen können, daß die Herren es mit ihren Versprechungen nicht immer sehr genau genommen haben. Wir haben feststellen müssen, daß selbst ein fest gegebenes Versprechen, eine feste Zusage später nicht gehalten worden ist. Wir können sogar von einer Menge gebrochener Ministerworte sprechen. Ich stelle die Tatsache fest, daß bei einer ganzen Reihe von Vorfällen Minister ihr gegebenes Versprechen nicht gehalten haben. Ich werde das diesbezügliche Material heute noch nicht der Öffentlichkeit bekanntgeben, soweit es in meinem Besitze ist. Sollte aber die strafgerichtliche Verfolgung bezüglich dieses Punktes aufgenommen werden, dann werde ich die deutsche Öffentlichkeit aufrufen, mir noch diesbezügliches Material zur Verfügung zu stellen und dann wird noch manches zu Tage gefördert werden. Es wird allerdings ein trauriges Spiegelbild werden darüber, was man hierzulande von gegebenen Versprechen zu halten hat. Ich habe infolgedessen und basierend darauf hier im Hause am 10. Juni 1926 in einer Rede unter anderem gesagt: "Sie werden es begreiflich finden, daß wir einer solchen Regierung" es war die Regierung Èerný - "keine Ermächtigung geben, daß wir ihr nicht einmal über die Gasse trauen und wohl behaupten dürfen, daß wir einem Zigeuner mehr glauben können, als einem èechoslovakisch en Minister, weil wir Beweise genug haben, daß selbst Ministerworte in diesem Staate nicht gehalten worden sind". Dasselbe habe ich in Mähr. Ostrau wiederholt, könnte also meines Erachtens vom Gerichte dafür überhaupt nicht verfolgt werden, weil ich dies schon einmal im Schutze der Immunität gesagt habe. Ich sehe, wie gesagt, auch diesbezüglich der Verhandlung mit Ruhe entgegen, weil wir ja den Beweis erbringen werden, daß meine Behauptung richtig ist, wobei ich allerdings behaupte, daß es den Herren Ministern selbst sehr unangenehm werden wird, wenn dies vor einem Gericht festgelegt werden muß. Ich fürchte also die Gerichtsverhandlung nicht und ich bin hier nicht erschienen, um mich irgendwie davon loszukaufen. Ich wollte nur die Gelegenheit wahrnehmen, um wieder einmal den ganzen Schwindel aufzudecken, wie hier vielfach mit zweierlei Maß gemessen wird und wie man bei einer Auslieferung immer zuerst die Person anschaut, die es betrifft, und dann erst den entsprechenden Beschluß faßt.

Es wird unterschieden zwischen einer wirklichen Opposition, einer gewissen loyalen Opposition und den Mehrheitsparteien. Betrifft der Fall einer schärferen Kritik einen Mann der Opposition, dann ist es klar, daß der Betreffende ans Messer geliefert wird, damit ihm für die Zukunft der Mut vergehe, Kritik zu üben. Ob das aber im Interesse der Sache selbst, im Interesse des Staates und im Interesse der vielfachen Übergriffe ist, die da und dort von untergeordneten Beamten geübt werden, überlasse ich Ihnen zur Beurteilung. Nur nach diesem Gesichtspunkte werden hier die Urteile gefällt. Wir haben die Wahrnehmung gemacht, daß ein Abgeordneter der Regierungsparteien nicht einmal dann ausgeliefert wird, wenn es sich um eine Ehrenbeleidigung, um ehrenrührige Vorwürfe handelt, die klarzulegen der Betreffende selbst ein Interesse haben müßte. Man müßte bei einem Hause, das etwas auf seine Würde hält, doch unterscheiden ob es sich um Worte der Kritik handelte, die Übelstände aufzeigen, oder ob es sich um gemeine ehrenrührige Angriffe handelt, die selbstverständlich nirgends geduldet werden können.

Meine Damen und Herren, wir glaubten wenigstens bisher, daß die deutschen Regierungsparteien, wenn sie nun einmal in der Regierung sind, wenigstens die deutsche Kritik nicht unterbinden werden und daß sie in diesem Sinne bei ihren Mehrheitskollegen, bei denen sie doch angeblich einen so maßgebenden Einfluß besitzen, dahin wirken werden, daß man überall zu jeder Zeit ein offenes Wort der Kritik über politische Dinge wird reden können. Wir müssen aber leider feststellen, daß die deutschen Regierungsparteien, wie in vielen anderen Dingen, so auch diesbezüglich vollständig versagt haben. Damit soll allerdings für uns nicht gesagt sein, daß wir uns trotz Versagens der deutschen Regierungsparteien, in unserer Tätigkeit als verantwortliche Vertreter unseres Volkes und unserer Wählerschaft irgendwie werden dadurch beeinflußen lassen. Die sittliche Basis unserer Handlungsweise ist unser Recht und die Verpflichtung unserem Volke gegenüber. Dieses Recht der Kritik werden wir uns unter gar keinen Umständen nehmen lassen. Wir sind durch die Friedens- oder besser Unfriedensverträge nun einmal in diesen Staat hineingezwungen worden und werden nicht früher schweigen, solange kämpfen und im Interesse unseres Volkes arbeiten, bis wir uns das volle Recht der Gleichberechtigung erkämpft haben werden. Wir werden uns nicht mit dem Standpunkt der Duldung als Sklaven für die anderen abfinden; wir werden kämpfen bis zur restlosen Durchsetzung der Gleichberechtigung und damit auch den Ausblick für die Zukunft schaffen, jenen Ausblick, den die Herren, als sie selbst im alten österreichischen Staat waren, unablässig verfolgten und dem sie zuarbeiteten. Denn wir stehen nach wie vor auf dem Standpunkt den unser Dichter Felix Dahn ausgesprochen hat und den wir immer vertreten haben: "Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk!" Nur von den Interessen unseres Volkes werden wir uns auch in Zukunft leiten lassen. (Potlesk poslancù nìm. strany národní.)

Související odkazy



Pøihlásit/registrovat se do ISP