Ètvrtek 14. února 1929

Es ist ganz merkwürdig: Solange wir über diese Dinge sprachen, solange wir theoretisch das feststellten, was jetzt wirklich der Fall zu sein beginnt, hat unsere deutsche Bevölkerung an der Sache beinahe keinen Anteil genommen. Sie glaubte es einfach nicht, daß so etwas möglich ist; und jetzt, wo sich diese Fälle mehren, werden Versammlungen einberufen und jetzt wird an die Parlamentarier herangetreten, man solle das unmöglich machen, man solle eingreifen und derartige Dinge verhindern. (Výkøiky na levici.) Als ob von uns aus es möglich wäre, diese Dinge anders zu machen, derartige Dinge zu verhindern. Das ist nur dadurch möglich, daß die Bevölkerung endlich weiß, was ihr durch die Gesetzgebung des Jahres 1927 angetan wurde, und daraus bei den Wahlen die Konsequenzen ziehe. (Výkøiky posl. Knirsche.)

Der Ministerpräsident hofft, daß er, wir lasen es aus seiner Regierungserklärung heraus, den alten Švehla-Kurs aufrecht erhalten kann, daß alles sozusagen im alten Geleise gehen wird. Da müssen wir schon sagen, daß wir uns da vorsehen müssen. Es wird ich habe das bereits ausgeführt - wahrscheinlich kein Tag vergehen, ohne daß wir erfahren müssen, daß unseres Volkes Recht geschmälert wird. Bald wird es, wie in vergangener Zeit, eine Gesetzesvorlage sein, die in einer Bestimmung einen versteckten Angriff auf unsere Interessen enthält, bald wird es ein Erlaß der Regierung sein, eine Maßnahme einer Staatsbehörde, und wie wir wissen, selbst der Inhalt einer Festschrift oder eines Schulbuches, das außeramtliche Verhalten eines hohen Staatsfunktionärs, und selbst die Art und Weise, wie man bei uns die Steuern eintreibt und einhebt. Das sind lauter Dinge, die uns belehren, daß wir hier nicht Gleiche unter Gleichen sind, im Gegenteil tatsächlich als Kolonisten und Immigranten behandelt werden, daß wir Staatsbürger zweiter Klasse sind.

Bezüglich einiger Sachen möchte ich auf Einzelheiten zu sprechen kommen. Es ist geradezu unglaublich, wie unsere Schulbücher für die niederen Schulen ausschauen und welcher Geist in unseren Schulbüchern herrscht, der dann den Kindern eingeimpft werden soll. (Výkøiky posl. dr Schollicha.) Ich habe vor nicht langer Zeit ein geographisches Lehrbuch für Bürgerschulen in die Hand bekommen und gefunden, daß dort alle Städte, welche nicht im ganz deutschen Sprachgebiete liegen, nur mit èechischen Bezeichnungen enthalten sind. So lernen die Schüler, daß die Elbe bei Mìlník "nad Labem" sich mit der Moldau vereinigt, daß nicht weit davon Roudnice ist, es sind all die selbstverständlichen deutschen Bezeichnungen ausgemerzt, es wird rein èechische Geographie in diesem Buche vorgetragen. Und erst die Geschichte! Es wird auch in dieser Beziehung Geschichtsfälschung im Großen betrieben, es wird den Kindern unser deutsche Volk als eine Nation hingestellt, die niemals in der Geschichte Ruhe zu geben imstande war, immer den Nachbarn bedrängte, während die èechische Taubennatur die verfolgte Unschuld ist. (Výkøiky na levici.) Noch etwas anderes. Geflissentlich wird eine ganze Reihe von Schulbüchern überhaupt nicht aufgelegt, so daß es an deutschen Gymnasien und Bürgerschulen an Lehrmitteln gebricht und man die Lehrer einfach ohne jedes Hilfsmittel unterrichten läßt. Daß dann der Unterricht leidet, die Ergebnisse des Unterrichtes unter dem Durchschnitt ausfallen müssen, ist selbstverständlich, und es mutet einen geradezu an, daß das der Zweck der Übung sei.

Erst gestern habe ich ganz nette Sachen über die Art und Weise erfahren, wie man die deutschen Kliniken in Prag behandelt. Die deutschen Kliniken sind zum großen Teil im Allgemeinen Krankenhaus untergebracht, welches eine alte Stiftung ist und der Verwaltung des Landesausschusses unterliegt. Es hat einen Direktor, und der unterscheidet ganz genau zwischen deutschen und èechischen Kliniken, ja sogar zwischen deutschen und èechischen Kranken. Es ist vorgekommen, daß auf der deutschen Klinik zufälligerweise ein hoher èechischer Ministerialbeamter war. Der wurde ex offo, ohne daß es jemand vorgeschrieben hätte, ganz anders verpflegt als die anderen, und erst als die betreffende Klinik darauf gedrungen hat, daß wenigstens in diesem Raume die Kranken - ein einziger Raum, auch ganz merkwürdig, die eine Hälfte des Raumes ist Klinik und gehört zum Unterrichtsministerium, die andere Hälfte ist Krankenhaus und gehört zum Landesausschuß (Posl. dr Schollich: Ein Kreidestrich trennt die beiden Hälften!) es ist ein Kreidestrich dazwischen - den Unterschied in der Verpflegung nicht sehen, und unter dem Drucke des Leiters der Abteilung, wurde die gleiche Art Verpflegung eingeführt.

Heute sind auf der deutschen chirurgischen Klinik die Verhältnisse so, daß weder operiert werden kann, noch Ambulationen erfolgen können, weil alles eingefroren ist. Die ganzen Wasserleitungen sind eingefroren und zwar deshalb, weil im Keller seit Wochen ein Fenster zerschlagen ist und trotz mehrmaliger Anzeige des Prof. Schloffer an den Direktor des Krankenhauses diese Fensterscheibe prinzipiell nicht in Stand gesetzt wird. Im Ambulatorium kann deshalb nicht amtiert werden, weil das Fenster nicht schließt. Bei 20 Grad Kälte ist das Fenster mehr als 30 em offen, es ist verquollen, es geht nicht zuzumachen, das innere Fenster ist mit einem alten Spagatschnürl angebracht und flattert herum. (Rùznì výkøiky na levici.) Dieser Zustand ist nicht behebbar, weil sich der Direktor des Krankenhauses weigert, der deutschen Klinik entgegenzukommen.

Es wird den Herren vielleicht bekannt sein, daß anläßlich der Gerichtsverhandlung mit dem albanischen Gesandtenmörder zwei Personen, darunter ein italienischer Journalist, angeschossen wurde. Diese beiden wurden über eigenen Wunsch nicht auf die èechische, sondern auf die deutsche Klinik gebracht. Das war dem Herrn Direktor nicht recht und er hat einen Ukaz herausgegeben, wornach Prof. Schloffer die Kosten für diese zwei Leute aus eigenem zu zahlen hat, weil sie auf die èechische Klinik gehören. Prof. Schloffer hat sich bereit erklärt, die Sache zu bezahlen. Die Konsequenzen sind bis heute nicht gezogen worden. (Výkøiky na levici.) Man hat sich geniert, den letzten Schritt zu tun.

Das sind nur ganz kleine Beispiele aus neuester Zeit, aus denen man schließen kann, daß diese Doppelbehandlung nicht einmal vor den Kranken halt macht, wobei die Kurzsichtigkeit der leitenden Beamten so groß ist, daß sie nicht erkennen, daß man damit nicht so sehr den deutschen Studenten oder den deutschen Professor oder Assistentsarzt trifft als die Kranken selbst, die zum allergrößten Teil der èechischen Nation angehören. Meine Herren, ich muß in diesem Zusammenhang darauf zu sprechen kommen, daß wir, die wir hier 3  1/2 Mill. Menschen zählen, im Staatsdienst selbst beinahe nichts zu sagen haben, da es nicht möglich ist, unsere eigenen Leute in die höheren Staatsdienststellen hineinzubringen. Es ist ja von dieser Stelle schon öfters darauf hingewiesen worden, daß in den Ministerien beinahe kein Deutscher zu finden ist; man braucht nicht einmal bis an die Zentralstellen zu gehen, man kann schon bei den zweiten Instanzen bleiben und wenn man dort Umschau hält, wird man finden, daß entweder gar kein Deutscher da ist oder daß ungemein wenige da sind, und die wenigen die da sind, werden mit ganz untergeordneten Arbeiten beschäftigt. Einen wirklich verantwortungsvollen Posten hat ein Deutscher nicht. Er kann ihn nicht haben und darf ihn nicht haben, weil das gegen das System wäre, jenes System, welches sich nach Meinung der Regierenden so glänzend bewährt hat, daß auch deutsche Parteien nicht anders können als dieses System unterstützen.

Und nun, meine Herren, was will man dann auch zu dem Ton sagen - auch das gehört hieher - den die èechische Presse gelegentlich anzuschlagen pflegt, wenn sie im allgemeinen auf das Verhältnis der Deutschen und Èechen in diesem Staate zu sprechen kommt! Und ich muß sagen, daß wir Deutsche eigentlich der èechischen Presse in gewisser Beziehung für ihre Offenheit dankbar sein können; denn von dort hören wir besser und mit deutlicheren Worten, wie die èechische Öffentlichkeit und das èechische Volk über die Deutschen und über uns denken, als aus dem Munde eines Regierungschefs oder gar aus dem Munde des Staatspräsidenten, denn es gibt ja auch da oft Gelegenheiten, die es notwendig erscheinen lassen, diese Fragen zu berühren. Und da hören wir Worte und Phrasen und es gibt genug Leute, welche wirklich glauben, daß sich die Atmosphäre hier bessere; wenn wir aber dorthin horchen, dort, wo, ich möchte sagen, die Sache ehrlich behandelt wird, in die èechische Presse, wissen wir ganz genau, wie wir in diesem Staate behandelt werden und wie wir uns zu diesem Staate und zu seinen Regierungen zu stellen haben. Meine Herren, gerade in der letzten Zeit hat sieh auch ein hervorragender èechischer Politiker über diese Verhältnisse geäußert: Herr Dr. Kramáø hat eine große Rede gehalten, von seinem Standpunkt aus, in welcher er an jenen Brief anknüpfte, der, ich glaube noch im Kriege, geschrieben worden ist und in welchem er sich vom Charakter der Deutschen nicht gerade erbaut zeigt. Ich will nicht wiederholen, was in diesem Briefe steht, wir weisen es wohl zurück als eine ganz merkwürdige Ansicht, es wäre denn, daß man das Verhalten der deutschen Regierungsparteien heute dieser Beurteilung unterzieht; und von dem Standpunkt aus gesprochen hat der Herr Dr Kramáø recht. Da hat er recht, das gebe ich zu, aber es sind noch andere da, welche dennoch etwas Nackensteife haben und nicht ohne weiters nur dem Brotkorb nachrennen. Und wenn Herr Dr Kramáø sagt, daß es den Deutschen lieber sein müsse, wenn sie eine klare und offene Antwort bekommen als solche Phrasen, sind wir ihm ganz dankbar und darum habe ich auf den Ton der èechischen Presse hingewiesen, der alles, nur nicht versöhnlich ist. Ach, Herr Dr Kramáø behauptet, daß sich hier die Dinge nicht ändern können, er bezeichnet die Idee einer èechoslovakischen Schweiz als kindische Phantasie, den Gedanken daran als Versündigung am èechischen heiligen Geist. Nun, meine Herren, das ist die Ideologie des Jahres 1918, die Gedankenfoige, die aus den bekannten Worten herausleuchtet "Wir sind ausgeglichen", "mit Rebellen verhandelt man nicht", "Hier gibt es keine Minderheitenfrage, hier ist nur die allgemeine, die Staatsfrage, der Staat ist ein rein èechischer Nationalstaat. Der Staat muß in dieser Form und in dieser Eigenschaft aufrechterhalten werden, koste es was es wolle, und alles, was nicht hineinpaßt, das wird restlos ausgetilgt".

Nun, meine Damen und Heren, das Bild wäre nicht vollständig, wenn wir nicht auch einen Blick auf die Außenpolitik werfen wollten, schon aus dem Grunde, weil uns heute vom Herrn Ministerpräsidenten auch in dieser Beziehung versichert wurde, die Regierung werde auch das Augenmerk darauf richten, daß der Staat, der ein Exportstaat sei, seine Waren in das Ausland hinausbringe, und daß er alles tun werde, um diese Exportmöglichkeiten zu fördern. Nun, die Außenpolitik wird verkörpert durch den Herrn Außenminister Dr Beneš, auch der hat heute seine Tradition und wenn wir die 10 Jahre seiner Amtstätigkeit überblicken, finden wir ihn überall dort, wo es gilt, gegen das Deutschtum und insbesondere gegen das Deutsche Reich zu hetzen und zu schüren. Die Kleine Entente ist ja nur zu dem Zwecke gegründet worden, um Deutschland im Osten im Schach halten zu können. Wenn Oberschlesien, obwohl es bei Deutschland bleiben wollte, zu Polen geschlagen worden ist, hat Deutschland das dem Herrn Dr Beneš zu verdanken, und wenn es unversöhnliche Gegner des Anschlußgedankens Österreichs an Deutschland gibt, so ist es Herr Dr Beneš. (Posl. Krebs: Der mit dem Kriege droht und Vorsitzender der Friedenskommission ist!) Ja, er sagt: Der Anschluß an Deutschland ist der Krieg. Wenn wir die vier letzten internationalen Konferenzen und das Intriguenspiel sehen, das hinter den Kulissen getrieben wurde, so ist der Hauptakteur Herr Dr Beneš. Es geht die Sage, daß Herr Dr Beneš auf den Posten eines Generalsekretärs des Völkerbundes in Genf aspiriere. Nun, wenn das der Fall wäre, dann allerdings würde diese Politik dort verankert werden und dann hätte das Deutschtum vor diesem Tribunal einen noch schwereren Stand als bis heute. Aber jedenfalls kann man aus allen diesen nur in großen Umrissen angedeuteten Tatsachen feststellen, daß Herr Dr Beneš durchaus kein Freund des Deutschen Reiches und kein Freund des Deutschtums auch in diesem Staate ist, und seine Gedankenfolge ist auch die der übrigen leitenden Staatsmänner dieses Staates. Wenn auch der Herr Ministerpräsident davon nichts gesagt hat, so wissen wir ja doch, daß in der Vergangenheit und Gegenwart gerade dieser Staat keine Gelegenheit versäumt hat, um dem Deutschen Reich einen Nadelstich nach dem anderen zu versetzen, und daß er ihm sogar eine gewisse politische Überlegenheit deutlich zu spüren gibt, die im Grunde nur vorhanden ist, weil die Verhältnisse der Nachkriegszeit das Deutsche Reich in eine überaus traurige Rolle hineingezwungen haben. Aber in Ausführung aller dieser Dinge werden Gesetze beschlossen, welche nur gegen das Deutsche Reich gerichtet sind. Ich erinnere hier wieder an das Gesetz zum Schutz des heimischen Arbeitsmarktes, an das Gesetz betreffend die Einlösung der Marktprioritäten, lauter Gesetze, deren Tendenz nur gegen das Deutsche Reich gerichtet ist und die den Abschluß eines Handelsvertrages mit Deutschland geradezu unmöglich machen, obgleich die gesamte hiesige Wirtschaft, die deutsche wie die èechische, nach einem regelrechten Verhältnis handelsrechtlicher Natur mit Deutschland schreit, die hiesige Wirtschaft es unbedingt notwendig hat, weil dieser Staat ja zum großen Teil auf den Export angewiesen ist. Und wenn der Herr Ministerpräsident erklärt hat, er werde dieses Exportbedürfnis entsprechend fördern, so ist das in dieser Allgemeinheit auch nur eine leere Phrase, denn er hätte in demselben Atemzuge gleich mitteilen müssen, was er zu tun gedenkt, um das Verhältnis zum Deutschen Reiche, zu unserem unmittelbaren Nachbarn und besten Kunden, zu bessern. Aber auf diese Frage würde er wahrscheinlich die Antwort schuldig geblieben sein. Dazu gehört auch die ganze Geschichte mit den Wehrgesetzen, und ich muß, um das Bild vollständig zu machen, nochmals den Koll. Špaèek zitieren, der seinerzeit, als wir hier die Wehrgesetze beraten haben, offen erklärte, der èechoslovakische Staat brauche seine Wehrmacht nur, um sich gegen das übermächtige Deutsche Reich zu verteidigen. Dort stehe der Feind, höchstens sei noch Ungarn dazu zu zählen, aber Deutschland ist der Grund, weshalb die Èechoslovakei einer stark ausgebildeten Armee nicht entraten könne. Und anstatt daß die Regierung wenigstens anstandshalber, wenn sie es schon nicht ehrlich gemeint hätte, damals irgendeine beruhigende Erklärung abgegeben hätte, hat sich der damalige Kriegsminister und jetzige Ministerpräsident, wie auch der Herr Außenminister in Schweigen gehüllt, und haben dadurch zu erkennen gegeben, daß sie ganz derselben Ansicht sind wie Koll. Špaèek. Und auch heute habe ich einige Worte gehört, aus denen ich entnahm, daß auch noch weiterhin der Herr Ministerpräsident ein besonderes Augenmerk auf die Ausgestaltung der èechoslovakischen Wehrmacht richten werde, wir vielleicht noch neue Rüstungskredite oder noch neue derartige Gesetze bekommen, wobei man sich wieder fragen muß, was dies alles in den heutigen Zeitläufen für einen Zweck gehabt hat.

Der Herr Ministerpräsident hat geschickt in diesem Zusammenhange so als Lockspeise die Möglichkeit ausgelegt, daß die Dienstzeit verringert werden könnte. Das soll ihn offenbar populär machen in jenen Kreisen, die die langdauernde Militärdienstzeit schwer vertragen. Aber ich weiß nicht, was hinter der Phrase steckt. Wenn ich sie recht verstanden habe, so soll das heißen, daß eine derartige Verkürzung der Militärdienstzeit nur möglich sei, wenn genügende Sicherheit dafür geboten ist, daß die längerdienenden Unteroffiziere gut untergebracht werden. Diese zwei Dinge müssen irgendwie zusammenhängen, und es wäre interessant zu erfahren, was darunter gemeint ist. Das sind alles pythische Worte, die in eine Regierungserklärung nicht hineingehören. Wenn ein Regierungschef es ernst mit seiner Aufgabe meint und vor allem die Kraft in und hinter sich fühlt, wirklich etwas zu machen und wirklich etwas leisten zu können, dann braucht er nicht sechs oder sieben Blätter und eine so langatmige undeutliche Regierungserklärung abzugeben, dann genügen wenige lapidare Sätze, wie er sich in diesem seinen Staate das Regieren vorstellt. Aber es sind Worte, ebenfalls nur gebraucht, um Gedanken zu verbergen. (Pøedsednictví se ujal pøedseda Malypetr.)

Herr Dr Beneš hat die Friedensverträge immer als etwas bezeichnet, was nicht angetastet werden darf. Das ist der unantastbare Grundsatz der Jetztzeit und der ganzen Zukunft, und solange dürfen sie offenbar nicht angetastet werden, solange ihr Zweck nicht erreicht wird, nämlich die dauernde Versklavung des deutschen Volkes und aller übrigen Minderheitsvölker in diesem Staate. In dem Augenblick aber, wo es scheint, daß die Angehörigen eines Minderheitsvolkes hieraus für sich Rechte ableiten könnten, die Herrn Dr Beneš und seinen Leuten nicht in den Kram passen, wie das vor kurzer Zeit gefällte Zwischenurteil im Haager Prozeß des enteigneten ungarischen Großgrundbesitzes gezeigt hat, so läßt er offiziell und durch seine Presse erklären, er und die èechoslovakische Regierung werden doch das machen, wozu sie Lust haben, und werden sich in der Beziehung an die Friedensverträge nicht halten. Das ist natürlich dann etwas anderes. Man will sich aus dem Kuchen nur immer die Rosinen herausnehmen. Es wird die Frage sein, ob das so weiter gehen kann. Aber eines folgt aus all dem: Das hiesige Regierungssystem, das sich gegen Rechte der Minderheiten in diesem Staate richtet, soll unter allen Umständen aufrecht erhalten werden, und läßt sich das mit dem Schein eines Rechtes nicht mehr machen, dann geht es eben auch ohne diesen Schein. (Výkøiky na levici.)

Ich muß noch darauf zu sprechen kommen, wie sich die gesamte èechische Presse, die ja offenbar von der èechoslovakischen Regierung in dieser Beziehung inspiriert ist, zum Antrag des deutsch en Reichsaußenministers Dr. Stresemann eingestellt hat, die Frage der Minderheiten jetzt vor dem Völkerbund in Genf aufzurollen. Im ganzen und großen heißt es: "Denn bei uns bestehen überhaupt keine Minderheitsfragen, da machen wir einfach nicht mit. Dr Beneš soll und wird es dem Stresemann gehörig hineinsagen, wie es auch der polnische Außenminister dem Stresemann hineingesagt hat." So und ähnlich lauten die Pressestimmen aus dem èechischen Lager und daraus ist ebenfalls zu entnehmen, wie sich die jetzt Regierenden zu dieser Frage überhaupt stellen. (Posl. dr Lehnert: Und die deutschen Regierungsparteien?) Es ist ganz klar, daß die Anteilnahme der Deutschen an der Regierung für das Ausland den Schein erwecken muß, daß es hier auch tatsächlich keine Minderheitenfrage gibt, und das ist infolge dessen für uns ungemein bedauerlich. Trotz allem, trotzdem Herr Dr Kramáø, die gesamte Öffentlichkeit, die Regierung und auch der Herr Ministerpräsident heute von einer Minderheitsfrage nichts wissen wollen, da er ja keinen Ton davon gesagt hat, trotz allen Leugnens besteht diese Frage doch und sie wird ihre Lösung und ihre Bereinigung fordern. Richtig ist, daß diese Frage nicht auf einmal gelöst werden kann und daß sie eine ganz andere Sinnesart erfordert als sie heute beim èechischen Volk noch vorhanden ist. Es sind vor nicht langer Zeit hier in Prag Diskussionsabende über dieses Thema abgehalten worden, und da hat sich herausgestellt, daß sowohl Deutsche wie Èechen aneinander vorbeigeredet haben. Hier müssen vor allem die Angehörigen der èechischen Nation und auch die èechische Regierung einsehen, daß es nicht angeht, die Minderheitenfrage vielleicht so anzuschneiden und zur Lösung bringen zu wollen, wie es die Friedensverträge tun wollten. Minderheit und Minderheit ist an und für sich nicht dasselbe. Es gibt unbedeutende Minderheiten, die zerstreut im fremden Gebiet wohnen und deren Behandlung natürlich eine andere sein kann als die Behandlung welche unser Volksstamm hier erfährt, der trotz aller Einbußen in der letzten Zeit doch in geschlossenem Siedlungsgebiet wohnt und sich an das große Deutsche Reich anlehnt, als sein Mutterland und infolgedessen eigentlich als Minderheit im technischen Sinne des Wortes gar nicht anzusprechen ist. (Souhlas na levici.) Wenn ich infolgedessen dieses Problem als Minderheitsproblem bezeichne, so nur deswegen, um einen prägnanten und kurzen Ausdruck dafür zu wählen. Ich bin mir aber vollkommen bewußt, daß wir unter den gewöhnlichen Schutz der Minderheiten eigentlich gar nicht fallen müssen. Wir haben Anspruch darauf als gleichberechtigtes Volk behandelt zu werden, u. zw. nicht nur so, daß jeder von uns als Individuum gewisse Rechte hat, sondern man muß einmal zu der Erkenntnis kommen, daß auch das gesamte Volkstum gewisse kollektive Rechte haben muß, also als eine Art Korporation anzusehen ist. Dazu natürlich sind die heutigen Zeiten vielleicht noch nicht reif. Aber wenn wir sehen, wie hier regiert wird und wie hier nur regiert werden kann, so muß man sich doch sagen, daß alle diese Maßnahmen, von denen ich nur einen Teil herausgenommen habe, doch nichts anderes sind als Gewaltmaßnahmen; und mit Gewalt einen Staat dauernd zu regieren ist doch keine Regierung. Es ist dies auch nicht einmal möglich. Vor allem anderen versagt diese Art der Regierung in der Stunde der Not, und es ist doch wahrscheinlich, daß auch diesem Staate nicht immer so die Sonne scheinen wird, wie es gegenwärtig der Fall ist, und daß auch für diesen Staat schwere Zeiten kommen werden, in denen er an alle Bürger dieses Staates wird appellieren müssen. Dann wird es sich zeigen, ob diejenigen, die jahrelang und jahrzehntelang so schlecht behandelt wurden, so willig kommen werden, um diesen Staat schützen zu helfen.

Nun, meine Herren, es ist möglich, daß die deutschen Regierunsparteien, als sie in die Regierung eingetreten sind, glaubten, daß sie den ersten Schritt zu einer Annäherung zwischen Deutschen und Èechen tun werden. Aber heute müssen wir doch sagen, daß alles das, was sie sich damals vielleicht vorgestellt haben, nicht eingetroffen ist, Die Behauptungen, die da aufgestellt wurden, haben ja doch nur den Zweck, die mangelnden Taten zu verschleiern; aber es ist den deutschen Regierungsparteien bis heute noch nicht eingefallen, irgend eine Lehre daraus zu ziehen. Im Gegenteil, sie haben in der letzten Zeit geradezu ihre Stellung in der Regierung vielleicht das erstemal dazu benützt, um sich aus einer Tatsache besondere Vorteile zuschanzen zu lassen, und das ist die Tatsache der Ernennungen bei den letzten Landes- und Bezirkswahlen.

Das ist einmal eine Angelegenheit, bei der man wirklich sehen konnte, daß die deutschen Regierungsparteien einigen Einfluß auf die Regierung haben; das erste und das letztemal; denn dieser Einfluß war es, der ihnen jene ungebührliche Anzahl von Mandaten brachte, die sie weit über das Maß dessen erlangt haben, was sie beanspruchen durften. Wenn ich vorhin eingangs meiner Ausführungen sagte, daß die ganze Verwaltung dem Bürokratismus ausgeliefert wurde, so sind die Ernennungen bei den letzten Wahlen geradezu ein Schulbeispiel dafür. Es hat ja heute bereits Koll. Jung ausführlich über diese Sache gesprochen, und ich will nicht die einzelnen Fälle erst wiederholen. Es ist ja immer dasselbe. Die Opposition hat nichts bekommen, die braven Regierungsparteien alles. Aber es obliegt mir die Pflicht, auch vom Standpunkt meiner Partei, gegen dieses Vorgehen auf das schärfste zu protestieren. Wir müssen aber auch weiter dagegen Verwahrung einlegen, daß z. B. in Mähren den deutschen Landesausschußmitgliedern nur ganz untergeordnete Referate zugewiesen worden sind und daß überhaupt versucht wurde, die Geltung der deutschen Sprache als Verhandlungssprache zu unterbinden, ja sie überhaupt fast unmöglich zu machen. (Posl. dr Schollich: Das deutsche Schulreferat wurde uns weggenommen! Der mährische Ausgleich war weit besser, als es heute ist, in den Zeiten von Gleichen unter Gleichen!) Die èechische Regierung und ihr Ministerpräsident werden sich nunmehr die Frage vorzulegen haben, ob sie auch weiter an diesem Minderheitsproblem vorübergehen wollen oder ob sie endlich einmal, wenn auch schrittweise, hier irgendeine Besserung platzgreifen lassen wollen. Denn dieses Minderheitsproblem bleibt trotz aller Ableugnung bestehen und wird, je länger es hinausgeschoben wird, um so schwerer zu lösen sein. Ich habe schon vorhin die Behauptung aufgestellt, daß das Minderheitsproblem nicht in jener Form gelöst werden kann, wie es die Friedensverträge sich vorgestellt haben. Es ist ja aber auch ganz klar. Genau so wie jeder Mensch gewisse persönliche Rechte hat, die ihn in erster Linie zur Persönlichkeit machen, die ihn erst fähig machen, ein Rechtssubjekt zu sein, so hat auch ein Volksstamm solche Rechte, die ihm unbedingt nicht vorenthalten werden können. Welches Maß diese Rechte beinhalten sollen, wie sie sich auswirken sollen, wie sie in der Gesetzgebung eines Staates zu verankern sind, ob sie nur einen Teil der Verwaltung oder die ganze Verwaltung, ob sie personeller oder territorialer Natur sind, das zu bestimmen, hat eigentlich eben nur auch das betreffende Volk das Recht und es braucht sich von einem anderen Volke nichts aufzwingen zu lassen. Das sind sittliche Grundsätze, die wir immer vertreten haben und die wir unter dem Begriff des Selbstbestimmungsrechtes stets vertreten haben und auch jetzt noch vertreten. (Souhlas na levici.) Wir lassen nicht von diesem Selbsbestimmungsrecht und es irrt z. B. der verehrte Koll. Jung, wenn er glaubt, daß wir erst jetzt, durch den Ausgang der Wahlen gedrängt oder vielleicht durch andere Parteien eines besseren belehrt, uns dazu verstanden haben, uns auch mit einer Autonomie hier zufrieden zu stellen. Das sind Dinge, welche nicht miteinander verwechselt werden dürfen. Das Selbstbestimmungsrecht ist eine theoretische Forderung, ein Ziel, das man sich vor Augen stellt, das man erreichen will. Ich möchte sagen, es ist das Ideal. Dem gegenüber steht die Praxis, das tägliche Leben, die Praxis des Politikers, wie er sich einordnen muß in die einzelnen Tagesereignisse, in das Geschehen, und Maßnahmen treffen muß, um diesem großen Ziele immer näher zu kommen, das, was man mit einem Worte die Taktik nennt. Auf der Linie der Taktik liegt auch die Autonomie. Es ist ja ganz selbstverständlich, daß meine Partei, wenn es sich einmal darum handeln würde, hier dem deutschen Volke irgendwelche Rechte autonomischer Natur zuzubilligen, gewiß auch dabei mitarbeiten würde, und es ist geradezu eine Unterstellung, die man uns während des letzten Wahlkampfes gemacht hat, daß wir so verbohrt wären, daß wenn wir nicht alles bekommen, wir überhaupt nichts annehmen würden. Ich muß mich von dieser Stelle dagegen verwahren und darauf bestehen, daß wir immer in dem Selbstbestimmungsrecht die Möglichkeit einer Autonomie inbegriffen sahen, daß wir es aber nicht für notwendig hielten, immer präzise Erklärungen abzugeben, was wir unter dem oder jenem verstehen, weil das Leben - und die Politik ist ja nur eine Seite des Lebens - sich nicht so determinieren läßt und man besser auskommt, wenn man große Ziele auch nur mit großen Begriffen umschreibt. Der Herr Ministerpräsident hat eine ganze Reihe von Aufgaben seiner Regierung aufgestellt; von anderen aber, die er auch noch hätte und hat, hat er nicht gesprochen, darunter ist auch die Lösung des Minderheitenproblems.

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