Pátek 26. øíjna 1928

Es kommt heute sehr häufig vor, daß Güterzüge in den Dispositionsstationen zur Abfahrt bereit stehen, daß man aber entweder keine Lokomotive oder keinen Lokomotivführer hat, so daß die Züge abgesagt werden müssen. Wir hören unausgesetzt Klagen aus den breitesten Kreisen der Bevölkerung über die großen Verspätungen der Personenzüge und insbesondere auch der dem internationalen Verkehr dienenden Schnellzüge alles Folgen des wahnsinnigen Personalabbaues. Dieser Zustand ist geradezu schon betriebsgefährlich geworden, bei dem weder die Bediensteten noch die Dienstvorstände eine Verantwortung zu tragen vermögen. Selbst den pflichteifrigsten Beamten und Bediensteten, die ihr Alles für die klaglose Abwicklung des Verkehrs aus sich herauszugeben gewillt sind und die auch bestrebt sind, die Entwicklung des Unternehmens in jeder Beziehung zu fördern, wird jede Lust und Liebe zum Dienste benommen. Es herrscht die allgemeine Anschauung in den Kreisen der Eisenbahnbediensteten und Beamten, daß unter dem obwaltenden System jeder gute Wille und Diensteifer direkt ertötet wird. Dagegen nützen natürlich auch die geheimen Befehle, die seitens der Direktionen hinausgegeben werden und die so eine Art Antreibemaßnahmen beinhalten, absolut nichts. Die Eisenbahnverwaltung ist bestrebt, die Schuld an den Unregelmäßigkeiten im Verkehr, an den vielen Verspätungen u. s. w. den Bediensteten zuzuschieben. Es wird in solchen geheimen Ukasen gesagt, daß dies auf die Interesselosigkeit und die Lauheit der Bediensteten zurückzuführen sei. In Wahrheit liegt die Ursache, das bemerke ich noch einmal, an dem unzulänglichen Personalstand und an den unmenschlichen Dienstleistungen, die die Folge dieses unzulänglichen Personalstandes sind.

Wir haben früher eine Zeit gehabt - das war natürlich unter Verkehrsverhältnissen, die mit den heutigen nicht zu vergleichen sind - wo der Verkehrsbeamte auch den Telegraphendienst mit versehen mußte. Durch jahrelange Bemühungen der Organisation ist es gelungen, daß für den Telegraphendienst ein besonderer Telegraphist eingestellt wurde. Durch die Systemisierung, die ich vorhin gekennzeichnet habe, sind auf vielen Strecken, in vielen Stationen diese Telegraphisten wieder abgebaut worden und man hat trotz des gesteigerten Verkehrs, wo der Verkehrsbeamte seine Gedanken überall haben muß, diesen den Telegraphendienst wieder aufgebürdet, so daß der Verkehrsbeamte mitunter bis zur letzten Minute, ja bis zur letzten Sekunde beim Telegraphenapparat stehen muß, wo er schon den Zug draußen abfertigen und expedieren soll. Ist es da ein Wunder, wenn Malheure geschehen, wie z. B. jenes in Saitz im vorigen Monat, wo ebenfalls die Telegraphisten abgebaut worden waren und nach dem Unglück erst wieder eingestellt wurden? Es müssen also erst die traurigsten Erfahrungen gemacht werden, es muß erst kostbare Menschenleben kosten und Millionen Sachschäden heraufbeschworen werden, bevor man in den Ämtern bei dem gegenwärtigen reaktionären Regime einsieht, daß eine solche Personalpolitik direkt gemeingefährlich ist.

Ich habe vorhin davon gesprochen, daß die Entlassung von Eisenbahnarbeitern, insbesondere von deutschen Eisenbahnarbeitern, genau so weiter geht als wie es zur Zeit der allnationalen Koalition der Fall war. An diesem System hat sich bis heute absolut nichts geändert, ja im Gegenteil, es ist noch schlechter geworden, trotzdem die drei deutschen bürgerlichen Parteien in der Regierung sitzen und die Herren Landbündler - es waren dies die Herren Køepek und Spina - von Wiedergutmachung gesprochen haben. Aber der Herr Dr. Spina hat als Minister schon längst seine Anschauung korrigiert. Er hat vor nicht allzu langer Zeit einmal ausgesprochen, daß es selbstverständlich sei, daß Bedienstete die èechische Sprache beherrschen müssen, obwohl er genau weiß, daß es vielen deutschen Bediensteten nicht möglich war, diese Sprache zu erlernen und obwohl auch er ganz genau weiß, daß die deutschen Bediensteten ihren Dienst in der gewissenhaftesten Weise versehen, schon deswegen. weil sie fortwährend unter dem Damoklesschwert schweben. (Pøedsednictví se ujal pøedseda Malypetr.)

Es hat sich auch in der Frage der Besetzung von verantwortlichen Stellen, wie z. B. von Vorstandstellen in dem sogenannten verdeutschten Gebiet, wie es von èechischnationalistischer Seite bezeichnet wird, nicht das Mindeste geändert, ja im Gegenteil, es scheint, als ob die chauvinistische Politik von èechischer Seite insbesondere im Jubiläumsjahre wieder neu belebt werden wird. Und dagegen sind natürlich unsere Herren Deutschbürgerlichen, die immerfort davon reden, daß sich doch so manches zum bessern gewendet hat, machtlos, sie sind gar nicht imstande, dieser chauvinistischen Politik auch nur einigermaßen Einhalt zu bieten. Auch in jüngster Zeit sind wieder Beispiele dafür vorhanden, daß Vorstandsstellen im deutschen Gebiet, nicht im verdeutschten Gebiet, ausgeschrieben worden sind, daß deutsche Beamte auf solche Stellen kompetiert haben, daß man aber auf künstliche Weise Kompetenten gesucht hat, damit man diesen bestqualifizierten deutschen Beamten, die auch ihrem Range nach Anspruch auf diese Posten gehabt hätten, entweder gleich qualifizierte oder im Rang über ihnen stehende nichtdeutsche Beamte vorziehen kann. Die "Národní Politika" hat am 23. September geschrieben: "Es verlautet, daß dieser Beamte" - ich will den Namen aus begreiflichen Gründen nicht nennen - "den Vorstandsposten. dort und dort bekommen soll. Es wäre das traurigste Ereignis für die èechoslovakische Minderheit, wenn einem solchen Staatsfeinde der Posten verliehen würde." (Posl. Schweichhart: Der Koll. Marcha steht dorten! Belchren Sie ihn ein wenig!) Koll. Marcha hat von dieser Stelle aus bei Besprechung des Saitzer Eisenbahnunglückes erzählt, daß die Bediensteten in der Saitzer Station sich unausgesetzt streiten und nichts anderes zu tun haben als darüber zu reden, ob sie in die Restauration oder in den Konsumverein gehen sollen. Wir wissen, woher Koll. Marcha diese Informationen hat. In der Station Saitz ist eine kleine Restauration, Koll. Marcha ist sehr oft Gast dort und hat seine Informationen offenbar von der Restaurateurin erhalten, von diesen Informationen hat er dann hier Gebrauch gemacht. Ich habe es mir angelegen sein lassen und mir in Saitz die Stationsverhältnisse angesehen. habe aber vergeblich nach einem Konsumverein gesucht. Schließlich habe ich erfahren, daß neben der Straße hinter der Station ein kleines Häuschen gebaut worden ist, wo das Verkaufslokal untergebracht wer den soll, weil es dort nicht bleiben konnte, wo es bisher war. Es ist begreiflich, daß sich die Restaurateurin in Saitz über die Bediensteten aufregt, weil diese eben keine Alkoholiker sind. Koll. Marcha hat dies auch von dieser Stelle anerkannt und gesagt, daß der eine von beiden Bediensteten, die beschuldigt sind und heute noch in Untersuchungshaft sitzen, niemals Alkohol genossen hat. Da begreift man wieder nicht, wieso die Bediensteten dann unter sich in Streit geraten könnten darüber, ob sie in die Restauration gehen sollen oder nicht.

Die Mährisch-Ostrauer "Morgenzeitung" hat am 17. September eine Notiz gebracht, der zufolge wieder 50 Eisenbahner ohne Angabe von Gründen entlassen worden sind, gleichzeitig aber werden wieder neue Kräfte eingestellt. Nun fragt sich so mancher Bediensteter, was denn eigentlich die Ursache ist, daß unausgesetzt Entlassungen erfolgen. Man sucht heute nach allen möglichen Ursachen, um unliebsame Bedienstete, auch wenn sie noch so gewissenhaft sind, einfach aus dem Dienste hinausschmeißen zu können. Die Begründung besteht heute bekanntlich darin, daß man die Bediensteten beschreibt, so wie während des Krieges die Militärkamarilla die Menschen beschrieben hat, die zur Heeresdienstleistung einrücken mußten. Damals hat man die Bediensteten mit "politisch verdächtig" oder "politisch unzuverlässig" bezeichnet. Heute betreibt die Eisenbahnverwaltung Gesinnungsschnüffelei in der Weise, daß festgestellt wird, ob ein Bediensteter nicht der herrschenden politischen Richtung, d. h. nicht einer der Parteien der herrschenden Mehrheit oder der gewerkschaftlichen Organisation, die mit einer der Regierungsparteien befreundet ist, angehört, und wenn das nicht der Fall ist, so wird eben ein solcher Bediensteter als vertrauensunwürdig bezeichnet. Wir haben Fälle zu verzeichnen, wo schon definitiv ernannte Bedienstete wieder in das provisorische Verhältnis zurückversetzt wurden, in dem einen Amtsblatt erfolgte ihre Ernennung, in dem andern wurde die Ernennung widerrufen und als Grund wurde angegeben, daß der Betreffende nicht vertrauenswürdig ist. Wir haben also eine ärgere Gesinnungsschnüffelei als im alten Österreich unter Guggenberg und die èechoslovakische Eisenbahnverwaltung sowie überhaupt das ganze herrschende Regime wird sich in Zukunft gleichfalls überzeugen müssen, daß., man mit solchen Mitteln die Gesinnung aus den Herzen und Köpfen nicht zu entfernen vermag, welche Erfahrung auch die alte österreichische Verwaltung machen mußte. Es wird in der Èechoslovakei endlich auch in den Köpfen aller denkenden Staats- und Eisenbahnbediensteten Licht werden und sie werden schon erkennen lernen, mit was für einem System sie es zu tun haben. In der Regel wird vorgeschützt, daß es nur gegen die Kommunisten gehe. Wir verwahrten uns immer dagegen und verurteilen jede Gesinnungsunterdrückung. Aber es trifft häufig nicht einmal zu, daß es sich dabei um Kommunisten handelt und das steht auch in der erwähnten Notiz der Mährisch-Ostrauer "Morgenzeitung", daß es sich in diesem Falle gar nicht um Kommunisten handelt, sondern um Bedienstete, die als Kommunisten denunziert wurden. Wir haben heuer eine ganze Reihe von Fällen zu verzeichnen, daß Bedienstete weder Mitglieder der kommunistischen Partei, noch Mitglieder kommunistischer Gewerkschaftsorganisationen gewesen sind, sondern einfach als Kommunisten denunziert und deshalb nicht als vertrauenswürdig bezeichnet wurden, weshalb man sich ihrer so zu entledigen versuchte. Gegen ein solches System kann nicht scharf genug protestiert werden und es wäre nur zu wünschen, daß die Eisenbahnbediensteten endlich einmal zur Erkenntnis kämen, daß sie diesem System den Garaus machen müssen.

Bei dieser Gelegenheit wäre auch noch ein Wort über die noch nicht durchgeführte Unifizierung von einigen tausend Bediensteten der ehemaligen Privatbahnen, der Buštìhrader, der Aussig-Teplitzer, der Friedländer Bezirksbahnen usw. zu sagen, die in den Jahren 1922 und 1923 verstaatlicht wurden oder im Jahre 1925 in den Staatsbetrieb übernommen worden sind. Die èechoslovakische Eisenbahnverwaltung hat sich ein ganz eigenartiges System der sog. Unifizierung zurecht gelegt. Viele von den Herren werden sich noch daran erinnern, daß, wenn Eisenbahnverstaatlichungen in Österreich vorgenommen wurden, die Bediensteten einer solchen verstaatlichten Bahn einfach mittels Erklärung ihren Willen zu bekunden hatten, ob sie in den Status der Staatsbahnbediensteten und unter die Normen der Staatsbahnen eingereiht werden wollen oder weiter unter den Normen ihrer früheren Stammbahn behandelt werden wollen.

Jeder Bedienstete, der sich für die Unifizierung für die Einreihung in den Status der Staatsbahnbediensteten erklärte, wurde damals ohne weiteres und ohne jegliche Bedingungen übernommen. In der Èechoslovakei aber hat man eine ganze Reihe von Bedingungen aufgestellt. Die Bahnen sind verstaatlicht worden und man müßte annehmen, daß mit der Verstaatlichung des toten Materials auch das lebende mit verstaatlicht wird. Aber da macht man einen großen Unterschied und schreibt den Angestellten Bedingungen vor, so vor allem den Nachweis der Kenntnis der èechischen Sprache. Kann er diese Kenntnis nicht nachweisen, so wird er minderqualifiziert und bleibt mit seinen bisherigen Bezügen sitzen und kann nicht einmal unter den Normen seiner früheren Stammbahn vorrücken. Man hat davon gesprochen, daß man die Sache im Jubiläumsjahr im Gnadenwege machen werde. Meine Herren, es gibt keinen Gnadenakt in dieser Frage, sondern nur ein Recht und die Staatseisenbahnverwaltung hat die noch nicht unifizierten Bediensteten der Aussig-Teplitzer Eisenbahn und der Buštìhrader Eisenbahn sowie all der kleineren Bahnen im Staatsbetriebe ohne jegliche Bedingungen zu übernehmen. Wir hoffen, daß diese Erkenntnis sich endlich einmal durchringen wird. In letzter Zeit hört man wieder, daß gewisse Juristen der Meinung seien, es sei dies eine Frage der Neuaufnahme von Bediensteten, auch wenn sie schon Jahrzehntelang bei irgendeiner Bahn gedient haben. In umgekehrter Weise geht man aber in Bezug der Pauschalien einer solchen Privatbahn vor. Bei der ehemaligen Aussig-Teplitzer Eisenbahn. z. B. haben die Verschubbediensteten einer ganzen Reihe von Stationen in den Kohlengebieten Anspruch auf ein höheres Verschubpauschale, das gleichzeitig als ein Streckenpauschale anzusehen ist und zwar deswegen, weil sie das Brutto von den Kohlenschächten abzuziehen und aus der Ausgangsstation in andere Stationen weiterzubefördern haben. Dieses Pauschale war nahezu doppelt so hoch als das Verschubpauschale bei den Staatsbahnen. Was macht nun die Staatseisenbahn. verwaltung? Sie hat einfach gesagt, daß die Vorschriften der Aussig-Teplitzer Eisenbahn vom Zeitpunkte der Unifizierung aufgehört haben zu bestehen und daß daher die Leute keinen Anspruch mehr auf das höhere Pauschale haben, sondern nur auf jenes, wie es die Vorschriften der Staatsbahnen festsetzen. Da weiß man also sehr schnell, wo man den Bediensteten etwas entziehen kann. Wo es sich aber darum handelt, den Bediensteten auch die Vorteile anderer Vorschriften zukommen zu lassen, hat man es nicht so eilig, ja man entzieht ihnen diese Vorteile sogar.

Man könnte über das Eisenbahnwesen der Èechoslovakei noch sehr viel sprechen, leider mangelt es an der notwendigen Zeit. Ich möchte nur noch bemerken, daß wir über das Investitionsbudget noch manches zu sagen hätten. Daß wir nicht zufrieden sind mit der unzulänglichen Summe, die im Budget für die Eisenbahnerweiterungsbauten, für den Ausbau von Bahnhöfen usw. eingestellt sind. Diese Summe ist viel zu gering. Sie ist vor gesehen mit 331,590.000 Kè und zwar für den Bau von neuen Bahnen 62,030.000 Kè, wozu dann noch der Beitrag aus der Refundierung der Verkehrssteuern im Ausmaße von 175,600.000 Kè kommt. Was an Bauten vorgesehen ist, erstreckt sich lediglich auf die Slovakei, obzwar wir oben insbesondere in Nordböhmen ungemein mangelhafte Eisenbahnverkehrsverhältnisse haben. Ich verweise da nur auf die unzulänglichen Bahnhöfe in Bodenbach, Aussig und Böhm. Leipa, obzwar in Böhm. Leipa damit angefangen wurde, so werden aber Jahre vergehen, bevor der dortige Bahnhof den modernen Anforderungen entsprechend ausgebaut sein wird. Ich habe bei der Gelegenheit des Unglücks von Saitz auch auf die Unzulänglichkeit des Bahnhofes in Brünn hingewiesen. Aber so oft wir auch diese Zustände schon kritisiert haben, so scheint es, daß sich insbesondere die Finanzverwaltung absolut nicht dazu herbeilassen will, größere Summen für den Ausbau unserer Eisenbahnen zur Verfügung zu stellen. Die Eisenbahnen haben ja nicht den Zweck, als kaufmännische Unternehmungen große Profite abzuwerfen, sie haben höhere Aufgaben zu erfüllen, sie haben der gesamten Volkswirtschaft zu dienen, sie zu hebe. In dieser Richtung ist in den letzten Jahren so gut wie nichts geschehen. (Výkøiky na levici.) Zehn Jahre hindurch hat man das Gebiet des Ausbaues der Eisenbahnen vernachlässigt. Wenn ein Ausbau in nur einigermaßen den heutigen Verhältnissen entsprechender Weise durchgeführt werden sollte, so müßte dafür mindestens eine Milliarde in das Budget eingestellt werden. Daß Geldmittel vorhanden sind, sehen wir ja im Rechnungsabschluß und es wäre darüber so manches zu sagen. Leider erlaubt es mir die kurz bemessene Zeit nicht.

Nur noch auf eines möchte ich verweisen: Seit Jahren wird nun der Voranschlag gesondert für die Staatsverwaltung und für die staatlichen Betriebe zusammengestellt. Das müßte doch zur Folge haben, daß man auch diese Betriebe vollständig autonom belassen müßte, damit sie im eigenen Wirkungskreise imstande wären, eine ordentliche Wirtschaft zu führen. So aber legt die Finanzverwaltung die Hand darauf und auch im Verwaltungsausschuß der Eisenbahnen hat das entscheidende Wort der Vertreter des Finanzministeriums zu sprechen und wenn die Herren Eisenbahnbeamten auf Grund ihrer Erfahrungen noch so oft darauf hinweisen, daß das oder jenes notwendig sei, wenn der Vertreter des Finanzministeriums erklärt, es gehe nicht. es darf nicht geschehen, weil die Mittel nicht bewilligt werden, so wird eben einfach nichts gemacht.

Die Zustände in der Pensionsliquidatur der Eisenbahnen habe ich schon wiederholt von dieser Stelle und auch im Budgetausschuß entsprechend gekennzeichnet. Sie sind himmelschreiend, skandalös. Ich habe den Herrn Eisenbahnminister persönlich ersucht, er möge sich endlich einmal selbst über die unhygienischen und beengten Räume und die Personalverhältnisse überzeugen. Das Personal reicht dort absolut nicht aus und entspricht auch nicht dem normierten Stande. Da das Budget wieder so zusammengestellt ist, daß man von ihm eigentlich nur sagen kann, es dient der besitzenden Klasse und ist gegen die Arbeiterklasse gerichtet, so werden wir selbstverständlich dagegen stimmen. (Souhlas a potlesk nìm. soc. demokratických poslancù.)

8. Øeè posl. inž. Junga (viz str. 52 tìsnopisecké zprávy):

Wir haben vor uns, meine verehrten Damen und Herren, den dritten Staatsvoranschlag, den die gemischtnationale Regierung vorlegt. Über die Kennzeichnung dieser Regierung sind sich die Koalitionsjuristen und Koalitionsrabbiner nicht recht einig. Nach Švehla ist es eine Regierung des nationalen Ausgleiches, nach Dr Engliš ist ihr Hauptzweck das Sparen, nach Sen. Køepek ist es eine Regierung des Besitzes. Am Treffendsten ist entschieden die Kennzeichnung des Sen. Køepek. Das beweist das Nachgeben der Regierung gegenüber den Forderungen der Zuckerbarone, während sie gegenüber den Wünschen der Staatsangestellten, Ruheständler und Kriegsbeschädigten, die sich in ihrem nie versiegenden Optimismus vom Jubiläumsjahr etwas erhofften, harthörig bleibt. Auch die Kleinbauern und Kleingewerbetreibenden, denen der Fiskus das letzte Hemd vom Leibe zieht, werden kaum in Jubiläumsstimmung sein.

Trotzdem wird jubiliert werden. Wir wissen ja, wie es gemacht wird. Man sorgt da für, daß doch Jubiläumsstimmung da ist. Denn wozu wären dann die politischen Bezirksverwaltungen da? So liegt z. B. vor mir ein Erlaß der politischen Bezirksverwaltung in Sternberg und ein solcher der politischen Bezirksverwaltung in Mähr. Schönberg - und die anderen haben es ja nicht anders gemacht - worin Aufträge an die Gastwirte usw. enthalten sind, zu beflaggen und worin eingeschärft wird, daß dieser 28. Oktober noch feierlicher gefeiert wird als sonst der 28. Oktober. (Posl. Wünsch: Die Arreste sollte man beflaggen!) Sehr richtig. Die werden nachher beflaggt werden können, wenn sie voll sind. Eine Regierung der Sparer ist diese Regierung insoferne, als sie an den ärmsten Teufeln spart, darunter, wie der Staatsvoranschlag erweist, allein 25 Millionen Kè an den Kriegsbeschädigten. (Posl. Simm: Ein Skandal!) Ebenfalls zur Erhöhung der Jubiläumsstimmung! Die zwingt auch die Selbstverwaltungskörper derart zum Sparen, daß ihnen das Lebenslicht auszugehen droht. Der Staat selbst spart freilich nicht. Er gibt vielmehr einschließlich der Staatsbetriebe 21.3 Milliarden Kè aus, d. h. mehr als das weit größere alte Österreich ausgegeben hat, das sich in seinem Staatsvoranschlage vom Jahre 1913 mit insgesamt 20 Milliarden heutiger èechischer Kronen begnügte.

Die Haupteinnahmen stammen aus indirekten Steuern, Zöllen, Abgaben, Gebühren. Die direkten Steuern sind im Rückgange. Das Ministerium für Landwirtschaft kostet beispielsweise neunmal soviel, als die Bodensteuer einbringt. Diejenigen, die mit diesem Ministerium in engerem Zusammenhang stehen, werden sich freilich immer als Hauptsteuerträger hinstellen. Die Regierung des Besitzes lebt also trotz ihrer christlichsozialen Beimischung hauptsächlich von den armen Teufeln. Was auf wirtschaftlich sozialem Gebiet festzustellen ist, ist auch auf nationalpolitischem Gebiete festzustellen. Hier ist der Aus gebeutete das Sudetendeutschtum, es ist der größte Steuerträger, das einzige Gebiet, auf welchem es Gleichberechtigung, ja ein Vorrecht besitzt, ist eben jenes der Steuergebarung. Die hunderte Millionen von Steuern, die aus ihm herausgezogen werden, werden für èechische Minderheitsschulen, für Straßen und Bauten im èechischen Gebiet und Subvention für èechische Zwecke verausgabt. Also alles in allem - wenn man von Konsolidierung spricht - eine Konsolidierung auf Kosten des deutschen Michels, der in seiner pazifistischen Erfüllungspolitik nicht die Ketten klirren hört, die ihm umgelegt wurden. Die Erfüllungspolitik der deutschen Regierungsparteien hat fürchterliche Verwüstungen angerichtet, auch draußen unter unserem Volk, ohne den geringsten Erfolg zu bringen. Ein Schulbeispiel dafür ist die kürzlich erfolgte Vereinigung des Hauptverbandes der deutschen Industrie mit dem Svaz. Die Dummköpfe von Industriellensekretären, die immer der Meinung sind, daß Wirtschaft mit Politik nichts zu tun hat und daß die Wirtschaft das Maßgebende ist, die in einer sonderbaren Unterschätzung der Politik leben, ohne die Verhältnisse in diesem Staate zu verstehen, haben mit ihrer Bereitwilligkeit nichts anderes erreicht, als daß in Kürze der schon jetzt angekündigte Hauptsturm auf die deutsche Industrie erfolgen wird und ihr das auf die Industrie übertragene System der Bodenreform droht. Die Herren von den deutschen Regierungsparteien könnten sich ein Beispiel an den Slovaken nehmen, die, wenn ich nur auf ein Beispiel hinweise, bei der Verwaltungsreform wahrlich anders bedacht worden sind als wir, trotzdem sie ein schwächeres Volk darstellen, und die es trotzdem nicht so billig geben. Denn wie wir überall in den Wandelgängen hören können, machen die Herren Slovaken wieder einmal Mätzchen und sind nicht so ohne weiters bereit, für den Staatsvoranschlag zu stimmen, während wir die deutschen Regierungsparteien immer abstimmungsbereit finden. Überblicken wir alles, was in den zehn Jahren des Bestandes des Staates an uns verbrochen wurde - ich will es mir ersparen, das ganze Elend noch einmal hier aufzurollen - und was in den zwei Jahren an uns verbrochen worden ist, seitdem der Herr Dr Mayr-Harting und Genossen hier an der "Macht" teilnehmen, so haben wir wirklich keinen Anlaß, den 28. Oktober festlich zu begehen, weder in nationaler, noch in sozialer, noch in wirtschaftlicher, noch in kultureller noch in freiheitlicher Hinsieht! Ein Beispiel bloß greife ich heraus und das ist die Zensur. Die Zensur, die in diesem Staate wirklich so blödsinnig gehandhabt wird, daß selbst Kaiser Franz I., der bekanntlich kein konstitutioneller Herrscher war, diese Art von Zensur abgelehnt hätte. Hat er sich doch schon über die Zensur im vormärzlichen Österreich geäußert, daß sie blöder ist, als er selbst annahm. (Výkøiky: Ein Waisenknabe gegen Mayr-Harting!) Sehr richtig. Ein Beispiel für die Zensur liefert die Verstümmelung unseres Parteitagberichtes in unserem Blatte "Der Tag". Eine einzige Nummer, die Folge 204 vom Dienstag den 23. d. Mts. ist - sage und schreibe - an 16 Stellen beschlagnahmt worden. Man sollte am 28. Oktober diese Folge als Festnummer heraushängen! Es handelt sich darin um zwei politische Berichte, um einen Bericht des Koll. Knirsch und meinen Bericht, ferner um die beiden dazu gehörigen Entschließungen. Wie gesagt, die Zensur hat hier an 16 Stellen eingegriffen. Wenngleich wir auch hier schon in punkto Zensur recht Merkwürdiges erlebt haben, so nehme ich doch an, daß das Präsidium des Abgeordnetenhauses liberaler und vernünftiger denkt als der Aussiger Zensor. (Posl. dr Schollich: Sie sind auch so ein Gutgläubiger!) Bitte, ich will einmal gutgläubig sein und die beschlagnahmten Stellen vorbringen und bitte um Entschuldigung, wenn ich des Aussiger Zensors wegen meine Redezeit überschreite. Aus meiner Eröffnungsansprache am Parteitag (voran geht ein Hinweis auf unsere staatsrechtliche Erklärung vom 21. Oktober 1918) ist folgende Stelle beschlagnahmt worden: "Durch welche sie sich zu dem auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes zu errichtenden. Staate des gesamten deutschen Volkes, zum Staate nationaler Freiheit und sozialer Gerechtigkeit, zum "dritten Reiche" bekannte". Das darf also in einem Parteitagsberichte nicht vorkommen. (Posl. dr Koberg: Historische Tatsachen!) Sehr richtig.

Ferner sind aus der Kundgebung zum 21. Oktober drei Stellen in Aussig beschlagnahmt worden, während sie anderswo durchgingen. Diese Stellen lauten:

1. "Entgegen diesen feierlich verkündeten Grundsätzen wurden mit vielen Millionen anderer Deutscher auch die Sudetendeutschen vom Mutterland abgetrennt und durch das Friedensdiktat von St. Germain gegen ihren einmütigen Willen dem Èechoslovakischen Staat einverleibt." Dies ist beschlagnahmt.

2. "Der Parteitag gedenkt in dieser Stunde vor allem der Brüder, die mit uns Sudetendeutschen das gleiche Schicksal teilen. Rückblickend auf die zehnjährige Verbundenheit mit dem Èechoslovakischen Staate gedenkt der Parteitag in heißem Mitgefühl und in Trauer all der Opfer, die, wegen des Festhaltens am Rechte der Heimat, gefallen sind, der Opfer des 4. März 1919." Das ist die zweite beschlagnahmte Stelle.

Die dritte lautet: "Die durch die Friedensdiktate geschaffenen Verhältnisse in Europa sind unhaltbar. Sie unterbinden eine soziale und wirtschaftliche Entwicklung in allen Staaten und tragen eine ständige Bedrohung des Friedens in sich."

Aus dem Berichte über die politische und parlamentarische Arbeit der deutschen nationalsozialistischen Partei sind folgende Stellen beschlagnahmt worden: "Gekrönt soll das Werk werden vom wahrhaft deutschen, dem nationalsozialistischen Staat, dem sog. dritten Reich, das in Wirklichkeit das erste deutsche Reich der Geschichte wäre." Das ist die eine beschlagnahmte Stelle. Die zweite lautet: "Wirtschaftlich ist das Sudetendeutschtum, wie der Saatsvoranschlag der Èechoslovakei erweist, steuerlicher Ausbeutungsgegenstand des Staates und damit des èechischen Volkes, das seinem Staate wenig gibt und viel von ihm erhält."

Das Kennzeichnendste aber ist: Beschlagnahmt sind auch zwei von den vier Forderrungen worden, die wir nicht etwa erst am Parteitag in Teplitz-Schönau, sondern bereits vor vielen Jahren aufgestellt haben und die bei allen Kundgebungen von uns wiederholt wurden. Sie lauten: 1. "Die Angehörigen eines Volkes bilden eine Nation im staatsrechtlichen Sinne"; 2. "Das geschlossene Siedlungsgebiet einer jeden Nation bildet ein Land". Also nicht einmal das darf nach Ansicht des Aussiger Zensors gedruckt werden.

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