Pátek 26. øíjna 1928

Ferner sind in der von mir beantragten Entschließung folgende zwei Stellen beschlagnahmt worden: "Die Außenpolitik der Èechoslovakei leistet ihnen hiebei willig Vorspanndienste, trotzdem". Hier handelt es sich um den Hinweis auf die Politik Frankreichs und Englands. Und endlich.: "Sie bekennt sich weiters, 10 Jahre nach dem Umsturz und den durch ihn herbeigeführten "Segnungen" einer von der Plutokratie beherrschten Demokratie, zum nationalsozialistischen Staatsgedanken, den sie vor einem Jahrzehnt auf geschichtlichem Boden verkündete. Sie ruft alle deutschen schaffenden Menschen, die Arbeiter der Stirn und Faust auf, sich unter den Bannern des Heeres vom Hakenkreuz zum deutschen Arbeitertum zusammenzuschließen und an die Erfüllung ihrer großen Sendung zu schreiten". Diese Stelle ist vollständig beschlagnahmt.

Nicht anders erging es dem Koll. Knirsch, dessen Bericht geradezu durch den Zensor verwüstet worden ist. Denn er verfiel insgesamt an sieben Stellen der Beschlagnahme. Darunter wurde beschlagnahmt eine Stelle aus dem Buche des Herrn Dr. Robert Freißler, das im Buchhandel überall zu haben ist, jene Stelle, in welcher der Verlauf der provisorischen Nationalversammlung für Deutschösterreich, der Sitzung vom 21. Oktober, geschildert wird. Hier wurde folgende Stelle aus der Ansprache des Präsidenten beschlagnahmt: "Einmütig die staatliche Zukunft unseres Volkes auf seinem Siedlungsgebiete sicherzustellen. Die Geschichte hat uns auf den Boden, den wir bewohnen, gestellt, unsere Vorfahren haben diesen Boden in unglückseligen Kämpfen mit ihrem Blute verteidigt, unsere Söhne haben in diesem Weltbrand in Treue ihr Blut für ihn vergossen. Es gibt kein stärkeres Recht als das Recht unseres Volkes auf das Gesamtgebiet seiner Siedelung." Hier verzeichnet das Protokoll lebhaften Beifall und Händeklatschen. "Die Geschichte hat uns zum Gründer des alten Staates Österreich gemacht und wir haben diesem Staate durch die Jahrhunderte in unverbrüderlicher Treue und in selbstloser Aufopferung unser bestes an Kultur und Wirtschaft hingegeben. Ohne Dank scheiden wir nun aus diesem Staate, um unsere Volkskraft auf uns allein zu stellen und aus ihrem unversiegbaren Born hoffnungsvoll ein neues nur unserem Volke allein dienendes Gemeinwesen aufzubauen". Hier spricht das stenographische Protokoll von lebhaftem Beifall, Händeklatschen und Heilrufen. Diese Stelle ist vollständig der Beschlagnahme verfallen.

Ebenso die doch ebenfalls historische staatsrechtliche Erklärung, die Koll. Knirsch im Namen unserer Partei am 21. Oktober 1918 abgegeben hat. Ich habe diese staatsrechtliche Erklärung auch schon hier im Hause vorgebracht. freilich auch nur mit dem Erfolg, daß sie selbst im stenograpischen Protokoll des Abgeordnetenhauses teilweise dem Rotstift des Präsidiums verfallen ist. Es ist also nicht einmal möglich, ein historisches Dokument in diesem Hause der Demokratie zu verlesen (Posl. Krebs: So sieht es mit der freien Meinungsäußerung aus.) Jawohl.

Ich erspare mir die Anführung der weiteren beschlagnahmten Stellen aus dem Bericht des Koll. Knirsch und möchte nur darauf hinweisen, daß man natürlich mit derartigen Drosselungsmaßnahmen gegenüber der freien Meinungsäußerung nicht das erzielt, was man erzielen will. "Demokratie ist Diskussion". sagt Masaryk, und wir haben ständig nur zu diskutieren gegen den Pendrek der Polizei und gegen den Rotstift des Staatsanwaltes. Eine andere Diskussion wird uns glatt unmöglich gemacht. (Posl. Knirsch: Das sind die Rechte der freien Republik!) Jawohl. Das wollen wir insbesonders am Jubeltage der freien demokratischen Republik vor Augen halten. Zehn Jahre sind es her, daß einer der größten Kriege der Weltgeschichte beendet wurde auf Grund der Formel vom Selbstbestimmungsrecht der Völker. Man hat zwar Wilson Denkmäler gesetzt, auch in Prag, aber vom Wilson´schen Selbstbestimmungsrecht will keiner der Staaten, die Nutznießer der Pariser Vororte-Verträge sind, etwas wissen. Das hat heuer auf der Tagung der Interparlamentarischen Union, die gewiß keine revolutionäre Körperschaft ist, ein Belgier, was besonders bezeichnend ist, der Sen. La Fontaine selbst festgestellt.

Wenn man so in den Straßen Prags wandelt und die Vorbereitungen für den 28. Oktober sieht, muß man mit stiller Heiterkeit all der Prophezeiungen gedenken, mit welchen die Herren Tusar, Klofáè, Dr. Soukup, Dr. Stránský und Genossen den kommenden èechischen Staat als einen Hort der Freiheit und Glückseligkeit, der sozialen und nationalen Verständigung priesen. Die Sitzungsprotokolle des alten österreichischen Reichsrats aus dem Jahre 1918 sind in dieser Hinsicht sehr lehrreich. (Posl. dr Schollich: Sie beleuchten lauter Dokumente deutscher Kulturarbeit in Prag!) Sehr richtig! Diese Sitzungsprotokolle lesen sich heute wie ein Märchen aus Tausend und einer Nacht.

Herr Abg. Špaèek, künftig, wenn der Adel wieder eingeführt wird, wohl Graf von Flandern, (Veselost na levici.) hat kürzlich mit der an ihm sehr schätzenswerten Offenheit dieses Märchenbuch für deutsche politische Kinder gründlich zerrissen. Wir danken ihm für seine Offenheit. Aber wir wollen ihm von den vielen Äußerungen, die im östereichischen Reichsrat als Prophezeiungen des Wesens und Inhaltes des künftigen èechischen Staates gefallen sind, nur zwei vor Augen führen: Wenzel Klofáè in der 53. Sitzung der XXII. Session des Abgeordnetenhauses vom 22. Jänner 1918: "Als Antwort auf die Erklärung des Herrn Ministerpräsidenten kann ich nur rufen: Es lebe die Demokratie, es lebe das neue freie Europa, es lebe das freie böhmische und slovakische Volk im freien böhmisch-slovakischen Staate, es lebe die Selbstbestimmung der Völker". So sprach damals Wenzel Klofáè - meine Herren von den èechischen Nationalsozialisten. es wäre gut, wenn auch Sie sich manchmal an das erinnerten, was einer Ihrer Besten gesagt hat.

Und in der 85. Sitzung des österreichischen Abgeordnetenhauses, XXII. Session vom 2. Oktober 1918 erklärte Abg. Tusar zur Friedensdeklaration: "Aber das eine können wir Ihnen sagen: Der künftige èechische Staat wird ein demokratischer Staat sein. Er wird niemanden. der auf seinem Boden leben wird, unterdrücken, weil wir als kleine Nation sehr gut wissen, daß die Attraktionskraft unseres künftigen Staates darin wird bestehen müssen, daß unser èechischer Staat, demokratischer. sozial fortschrittlicher und freiheitlicher sein wird, als die umliegenden Staaten. Wir werden zu klein sein, als daß wir uns durch unsere Macht, durch unsere Kanonen, durch unsere Armee in Zukunft werden schützen können". (Posl. Krebs: Da hat er sehr recht gehabt!) Jawohl, mit den letzten Worten hat er sehr recht gehabt und es wäre sehr gut, wenn die Herren sich dieser Worte des verstorbenen Tusar erinnern würden. (Posl. dr Schollich: Was sagt Herr Udržal dazu?) Trotzdem man erklärt hat, es werde keine Geheimdiplomatie mehr geben, trotzdem man erklärt hat, die Abrüstung des Deutschen Reiches sei der Beginn der allgemeinen Abrüstung, stehen die Dinge so, daß nach wie vor das Recht nur auf des Schwertes Spitze wohnt. An Stelle des sozialen Fortschritts schwingt das Weltfinanzkapital seine Hungerpeitsche über frohnende Zinssklaven, wohl um zu beweisen, daß Plutokratie und Demokratie geistig aufs innigste verbunden sind.

Wir Nationalsozialisten halten fest an der staatsrechtlichen Erklärung, die von Koll. Knirsch am 21. Oktober 1918 an geschichtlicher Stätte abgegeben wurde. Innerpolitisch bildet der Abschied der sudetenländischen Landesregierung von 1919 unsere Richtschnur. Wir bewegen uns da auf einer Linie mit dem Hochschulprofessor Dr. Masaryk vom Jahre 1896. Seine damaligen Ausführungen in der Wochenschrift "Die Zeit" rufen wir uns in Erinnerung und sagen gleich ihm, wo er Havlíèek zitiert: "Ich Herr, Du Herr!" Wenn wir es aber irgendwo draußen sagen, wird es vom übereifrigen Staatsanwalt beschlagnahmt. Über uns steht die große Idee, der wir dienen, von der wir überzeugt sind, daß sie einst die Zukunft unseres Volkes, vielleicht auch die Zukunft anderer Völker bestimmen wird und die Idee vom Staat der nationalen Freiheit und der sozialen Gerechtigkeit. (Souhlas a potlesk poslancù nìm. strany nár. socialistické.)

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