Ètvrtek 25. øíjna 1928

Im Tätigkeitsbereiche der deutschen Sektion ist seit jeher das Moorversuchswesen gepflegt worden und seit Errichtung der Moorversuchsstation in Sebastiansberg ist die Leitung und Verwaltung der deutschen Sektion unterstellt. Die deutsche Landwirtschaft. bringt zum Ausdruck, daß an diesem Zustande nichts geändert wird. Den Propaganda- und Aufklärungsdienst können die Sektionen mit ihrem ausgebauten Apparat weit billiger besorgen als die Beamtenschaft des Zentralkollegiums. Es möge der in Rede stehende Propaganda- und Aufklärungsdienst den Sektionen in der Zukunft nicht verwehrt werden. Die Behandlung der technischen Fragen kann dabei dem Zentralkollegium in vollem Umfange vorbehalten bleiben. Mit Rücksicht auf die im heurigen Jahre verursachten großen Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen durch Elementarkatastrophen und durch die Einwirkung der ungünstigen Witterungsverhältnisse überhaupt, ist die Aufnahme der Tätigkeit der Verwaltung des Elementarkatastrophen- und Rückerstattungsfondes dringend geboten. Eine der wichtigsten Förderungsmaßnahmen des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens ist neben der Genossenschaftsschulung unstreitbar die regelmäßige Revision und Überprüfung der genossenschaftlichen Geschäftsgebarung. Die Pflicht der Überprüfung obliegt den Genossenschaftsverbänden, deren Kosten Hunderttausende von Kronen betragen. Im Interesse der Entlastung der Genossenschaftsverbände wäre es zu begrüßen, wenn die Regierung den Verbänden die ihnen aus der Revision erwachsenen Kosten voll ersetzen würde, umsomehr als diese Aufwendungen im ausgesprochenen öffentlichen Interesse gemacht werden. Unmöglich kann von einer intensiven Wirtschaftsweise oder Hebung der landwirtschaftlichen Produktion gesprochen werden, wenn durch Mangel, namentlich weiblicher, lediger landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter die Aufrechterhaltung des Betriebes oft in Frage gestellt wird. Die Lösung der Landarbeiterfrage ist eine ungemein wichtige Angelegenheit, die auf gesetzlichem Wege endlich einmal erfolgen muß. Die alte Dienstbotenordnung ist in Anbetracht der geänderten wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse refombedürftig und ist die Schaffung eines einheitlichen landwirtschaftlichen Arbeitsrechtes, welches die Rechtsverhältnisse zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu regeln hätte, wünschenswert. Ein Ausgleich des Bedürfnisses und des Überflusses an Arbeitskräften zwischen Industrie und Landwirtschaft nach Maßgabe der Verhältnisse muß kommen, wenn überhaupt von der Hebung der landwirtschaftlichen Produktion die Rede sein soll. Seit einigen Jahren setzt sich immer mehr die Überzeugung durch. daß auch für die körperliche Gesundheit und kulturelle Entwicklung des in der Landwirtschaft berufstätigen Menschen vorgesorgt werden muß, um ein gesundes Landvolk im Dorfe zu erhalten. das dem landwirtschaftlichen Berufe treu bleibt und nicht von der Sehnsucht nach der Stadt geplagt wird. Der Voranschlag des Ministeriums für Landwirtschaft sieht deshalb auch Beträge vor. welche mit der Durchführung der Sozialpolitik im Zusammenhang stehen. Das Ministerium für Landwirtschaft hat anerkannt, daß der Landwirt und sein Arbeiter, der Kleinbauer, nicht nur für die Volksversorgung da ist, sondern daß durch die Besserung der sozialen und kulturellen Verhältnisse auch die Volkserhaltung am Lande in die Wege geleitet werden muß. Die staatliche Sozialpolitik greift durch die Sozialversicherung tief in die Verhältnisse unserer praktischen Landwirtschaft, verlangt von ihr die Einhaltung verschiedener Vorschriften, belastet sie mit hohen Beträgen, sodaß von offizieller landwirtschaftlicher Seite etwas getan werden muß, um die Landwirte mit den verschiedenen diesbezüglichen Bestimmungen vertraut zu machen und sie zu beraten.

Für die Unterstützung des landwirtschaftlichen Maschinenwesens, insbesondere zur Beschaffung von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, ist für das Jahr 1929 ein Betrag von 2.7 Mill. Kè vorgesehen. Das Bedürfnis unserer kleinen Landwirtschaft an Maschinen ist sehr groß und mir ist aus dem Komitee zur Förderung des landwirtschaftlichen Maschinenwesens bei der deutschen Sektion des Landeskulturrates sehr wohl bekannt, daß die Mittel, welche das Landwirtschaftsministerium der deutschen Sektion zur Verfügung stellt, viel zu gering sind, um die alljährlichen Gesuche voll berücksichtigen zu können. Im Jahre 1928 liegen bei der deutschen Sektion des Landeskulturrates 244 Gesuche von landwirtschaftlichen Maschinen- und 66 Gesuche von Druschgenossenschaften vor, welche ein Gesamterfordernis von 300.000 Kè ausmachen, während das Landwirtschaftsministerium nur 130.000 Kè an Subventionen für diesen Zweck zur Verfügung gestellt hat. Es ist notwendig, daß diese Zuweisungen an die deutsche Sektion des Landeskulturrates um ein Bedeutendes erhöht werden, um namentlich unserer Kleinlandwirtschaft entgegenkommen zu können. Bei dieser Gelegenheit richte ich an den Herrn Minister für Landwirtschaft das Ersuchen, sein besonderes Augenmerk der bei der deutschen Sektion des Landeskulturrates errichteten Maschinenprüfungs- und Beratungsstelle zuzuwenden. Die Notwendigkeit der Errichtung und die Bedeutung dieser Stelle für die Landwirtschaft hat sich im Laufe der drei letzten Jahre derart herausgebildet, daß sie als unentbehrlich bezeichnet werden muß. Namentlich die Überprüfung der Saatgut-Reinigungsanlagen, wo die Kosten einer solchen Anlage 30.000 bis 150.000 Kè betragen und wo alljährlich im Gebiete der deutschen Sektion auf genossenschaftlicher Grundlage einige zur Aufstellung gelangen, haben sich sehr gut bewährt. Mancher Fehler in der Konstruktion wurde behoben und dadurch zur Vervollkommnung dieser Anlagen beigetragen. Die Beratung beim Ankauf von Maschinen gereicht der praktischen Landwirtschaft besonders zum Wohle und schützt sie vor Übervorteilung. Ich will es heute unterlassen, auf den Unfug, der mit dem Handel von landwirtschaftlichen Maschinen zu Lasten der Bauern und Kleinbauern getrieben wird, hier weiter einzugehen. Aber gerade dieser Unfug macht die Beratung dringend notwendig. Die Maschinenprüfungs- und Beratungsstelle wurde aus der praktischen Erwägung heraus geschaffen, sie hat ihren Stand gerechtfertigt und verdient die weitgehendste Beachtung und Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums. Die Maschine gewinnt in der Landwirtschaft, selbst im Kleinbetriebe immer mehr an Bedeutung, zumal wenn sie gut gebaut ist und richtige Anwendung findet. was die Maschinenprüfungs- und Beratungsstelle untersucht und einwandfrei feststellt. Herrn Prof. Wirth in Tetschen-Liebwerd gebührt für seine Arbeit auf diesem Gebiete volles Lob und Anerkennung.

Für die Förderung des landwirtschaftlichen Bauwesens sind 600.000 Kè im Voranschlag eigestellt, welcher Betrag in erster Linie für Musterdüngerstätten, Jauchengruben und Silos Verwendung finden soll. Bei dem großen und umfangreichen Programm für das landwirtschaftliche Bauwesen muß der Befürchtung Ausdruck gegeben werden, daß dieser Betrag keinesfalls ausreicht, um eine wirkliche Förderung des landwirtschaftlichen Bauwesens möglich zu machen. Ein hoher Anteil des Volksvermögens wird zum Ankauf von ausländischen Futtermitteln ausgegeben. Diese Ausgaben, die unsere Handelsbilanz belasten, ließen sich zum großen Teile durch eine bessere Aufbewahrung von Grünfutter ersparen. Diese Fütterungsmethode setzt die Errichtung von Silos voraus. Das Landwirt schaftsministerium möge die Errichtung von Silos-Anlagen dadurch fördern, daß im Wege des Landeskulturrrates aus staatlichen Mitteln Subventionen im Ausmaß von 80 Kè pro Kubikmeter Fassungsraum bewilligt werden. Die Landwirtschaft im Deutschen Reich erhält pro Kubikmeter Fassungsraum 15 Mark staatlicher Unterstützung für Silo-Anlagen.

Die bewilligten Geldmittel zur Förderung der Forstkulturen sind vollkommen unzureichend, wenn auf diesem Gebiete etwas Nennenswertes geleistet werden soll. Das forstliche Förderungswesen muß gründlich reorganisiert werden. Die Kleinwaldwirtschaft isst schon zu lange in der Landeskultur benachteiligt gewesen, als daß die dringend notwendige Durchführung geeigneter Förderungsmaßnahmen hinausgeschoben werden könnte. Mehr als 400.000 ha Wald bedürfen einer fachgemäßen Bewirtschaftung, zehntausende Hektar unproduktiven und von der Nonne kahlgefressenen Bodens im deutschen Gebiete harren der Aufforstung.

Der Herr Landwirtschaftsminister hat im Budgetausschuß im Jahre 1926 das Versprechen gegeben, daß bei Gewährung von öffentlichen Mitteln für die Erbauung elektrischer Anlagen in den Landgemeinden die deutschen Gebiete entsprechende Berücksichtigung finden sollen. Ich kann heute die angenehme Pflicht erfüllen, hier festzustellen, daß der Herr Minister sein Versprechen gehalten hat und danke namens der deutschen Dorfgemeinden dem Herrn Minister für seine Unterstützung zu einer Zeit, wo die gesamte Agenda nicht mehr von Seiten des Ministeriums für Landwirtschaft bearbeitet wird. Die Beträge für die direkte Landwirtschaftsförderung, wie Saatgutbau und Düngerwirtschaft, wurden im Jahre 1929 erheblich gekürzt, was sich in der Zukunft sehr ungünstig auswirken wird. Der Ankauf von hochwertigem Saatgut muß durch Beistellung öffentlicher Mittel unterstützt werden, weil sonst unsere Zuchtstationen das Originalsaatgut nicht mehr zu. verkaufen in der Lage sind. Die Aktion der Produktionsförderung durch Zuwendungen von aus staatlichen Mitteln verbilligtem Saat gut muß wieder eingeführt werden, um auf diese Weise auch dem kleinen Landwirt die Anschaffung hochwertigen Saatgutes zu ermöglichen und zugleich den Bestand der heimischen Zucht- und Vermehrungsstationen zu sichern. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Stivín.) Die Angelegenheit ist so wichtig, daß die Unzulänglichkeit der zur Verfügung stehenden Geldmittel besonders hervorgehoben werden muß; hier müssen unter allen Umständen größere Beträge flüssig gemacht werden.

Der Flachsbau war schon im alten Österreich das Stief- und Sorgenkind der landwirtschaftlichen Produktion, und trotz aller anerkennenswerten Bemühungen des Ministeriums für Landwirtschaft, den Anbau zu fördern, ist dies nicht gelungen. Im Jahre 1900 wurden in Böhmen, Mähren und Schlesien 42.000 ha Ackerland mit Flachs bebaut, während die derzeitige Anbaufläche kaum mehr 22.000 ha beträgt. Um den Flachsbedarf unserer Textilindustrie zu decken, die über rund 300.000 Spindeln verfügt, braucht der Flachsbau eine entsprechende Unterstützung durch das Landwirtschaftsministerium und es ist sehr zu begrüßen, daß der für die Förderung des Flachsbaues im Staatsvoranschlage für 1929 eingesetzte Betrag eine bedeutende Erhöhung erfahren hat. Zoll- und handelspolitische Maßnahmen müssen es möglich machen, daß sich der Anbau von Flachs wieder rentabel gestaltet, weil auch die èechoslovakische Leinenindustrie das allergrößte Interesse an der Hebung des Flachsbaues mit Rücksicht auf die Einschränkung der Flachsausfuhr aus Rußland hat.

Ein Betrag von 4 Mill. Kè ist im Staatsvoranschlag als Staatsbeitrag für die zu schaffende staatliche Hagel- und Viehversicherung eingesetzt, welche im Jahre 1929 in Wirksamkeit treten soll. Ist dies nicht der Fall, dann werden die 4 Mill. Kè zur Förderung der wechselseitigen öffentlichen landwirtschaftlichen Elementarversicherung und zur Unterstützung von Kleinlandwirten bei Hagelschäden und Viehverlusten Verwendung finden. Ich will den Verhandlungen über die staatliche Hagel- und Viehversicherung nicht vorgreifen und werde Gelegenheit haben, zu einem späteren Zeitpunkte den Standpunkt der deutschen Landwirtschaft zu dieser Frage klarzulegen; doch kann ich schon heute verraten, daß die staatliche Hagel- und Viehversicherung in den Kreisen der deutschen Landwirtschaft nach der heutigen Vorlage keine begeisterte Aufnahme findet.

Unter den gegenwärtigen Verhältnissen bildet die Tierzucht eines der schwierigsten Probleme. Auch hier muß vor allen Dingen auf zoll- und handelspolitischem Gebiete fest zugegriffen werden, um den Absatz der tierischen Produktion möglich zu machen. Ich habe bereits am 10. Juli d. J. von dieser Stelle aus entsprechende Vorschläge der deutschen Landwirtschaft zum Schutze der tierischen Produktion gemacht und begründet. Neuerlich treffen Nachrichten ein, daß Polen ein Viehexportsyndikat gegründet hat, um dadurch die Ausfuhr des polnischen Viehs zu organisieren und das Ausfuhrkontingent zu steigern. Dieser neue Schritt Polens richtet sich in der Hauptsache gegen unsere Landwirtschaf, weil die Èechoslovakei eines jener Gebiete ist, wohin Polen in allererster Linie sein überschüssiges Vieh, namentlich Schweine, abschiebt, sodaß wir unser Borstenvieh nicht abzusetzen in der Lage sind.

Gestern abend hat im Gewerbeausschuß Frau Abg. Kirpal nachzuweisen versucht, daß die Politik in diesem Staate, die angeblich von den Agrariern beherrscht wird, bereits zu einer Drosselung der Einfuhr des polnischen Viehs geführt hat. Ich habe an der Hand von Zahlen bereits gestern im Gewerbeausschuß diese haltlosen Agumente widerlegen können. (Výkøiky posl. Kirpalové.) Ich will auch dem Plenum diese Ziffern nicht vorenthalten und beweisen daß die polnische Einfuhr nach der Èechoslovakei nach wie vor eine so große ist, daß die Landwirtschaft dieses Staates ernst bedroht erscheint und daß es nicht angezeigt ist, eine Politik zu machen, die den inländischen Lebensmittelmarkt vollkommen vom Ausland abhängig macht.

Am 8. Oktober d. J. wurden auf dem Prager Schweinemarkt 6120 Schweine gehandelt, davon 119 inländische und 4782 polnische, am 15. Oktober wurden 192 inländische und 5193 polnische verkauft. (Posl. Kirpalová: Was beweist das?) Das beweist das eine, daß die Einfuhr Polens in die Èechoslovakei bisher unter keinen Umständen eine Einchränkung erfahren hat, weil die Ziffern gegenüber den früheren Einfuhrzahlen genau dieselben, ja noch höhere sind. Die Einfuhr ist also noch keinesfalls eingeschränkt, der Schweineexport Polens in die Èechoslovakei gefährdet die Schweinezucht des Inlandes sehr ernstlich. Im Jahre 1926 hat Polen 576.246 Stück Schweine im Werte von 114 Mill. polnischen Gulden ausgeführt, im Jahre 1927/28 betrug die polnische Schweineausfuhr 1,134.629 Stück im Werte von 216 Mill. poln. Gulden. Meine Herren von der sozialdemokratischen Partei! Die Kleinbauern draußen, die Sie zu vertreten angeben sind diejenigen, die sich durch die Schweineaufzucht und Schweinemästung eine Einnahmsquelle schaffen, und wenn Sie die Klagen heuer im Juni, Juli und August gehört hätten, so hätten Sie eine andere Meinung von der Interessenvertretung der Landwirtschaft; aber weil Sie von der Landwirtschaft nichts verstehen, machen Sie diese Politik. (Výkøiky posl. Heegera.) Maiszoll besteht ja keiner mehr, er ist herabgesetzt von 8 Kè auf 50 Heller. (Místopøedseda Stivín zvoní.) Wir haben ja die Mehleinfuhr aus Ungarn mit Zoll belegt, damit Getreide hereinkommt und die Mühlen das Getreide vermahlen können und dadurch Futtermittel im Inlande geschaffen werden. (Výkøiky posl. Heegera.) Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie sehr schlecht die Interessen der Kleinbauern vertreten. Einer der Hauptmärkte für die polische Schweineausfuhr ist Prag, und der èechoslovakische Viehmarkt hatte euer einen wesentlich gesteigerten Absatz polnischer Schweine zu verzeichnen. In dieser Richtung dürften auch die Worte des Herrn Landwirtschaftsministers über eine unverzügliche zweckmäßige Reform des bisherigen Zolltarifes zu werten sein und es ist der Wunsch der praktischen Landwirtschaft des ganzen Staatsgebietes, daß diese Ministerworte recht bald zur Verwirklichung gebracht werden. Wenn die Förderung der Viehzucht durchgreifend sein soll, erfordert sie große Mittel. Daß die zur Verfügung gestellten Mittel noch nicht ausreichen, beweist die ungenügende Unterstützung der Milchkontrollvereine, deren Bedeutung nicht allein für die Landwirtschaft, sondern für die gesamte Volkswirtschaft feststeht, und viele dieser Kontrollvereine müssen ihre Tätigkeit einstellen, weil schon einige Zeit die Unterstützung aus öffentlichen Mitteln ausblieb. Durch die Tätigkeit der Kontrollvereine werden nur wirklich leistungsfähige Tiere für die Milchgewinnung aufgestellt und zur Nachzucht verwendet, weshalb der Ausbau dieser Vereine ein Gebot der Zeit ist. Aus eigener Kraft können sich die Kontrollvereine nicht erhalten weshalb eine ausreichende Unterstützung notwendig ist. Die Förderung der Weidewirtschaft muß im Programm der Viehzulchtsförderung stark betont werden. Alle Bemühungen nach Verbesserung der Viehzucht werden solange halbe Maßnahmen bleiben. müssen als man in bäuerlichen Kreisen nicht zur allgemeinen Einsicht kommt, daß das Haustier Licht, Luft und Bewegung braucht, um gesund zu bleiben und Leistungen zu vollbringen. Als Organisation des Viehabsatzes zur Beschickung der heimischen Märkte und zur Förderung des Exportes wurde der Hauptverband zur Förderung der Viehverwertung mit dem Sitze in Prag begründet. Den Verbande gehören die vier Hauptkörperschaften der deutschen Landwirtschaft und 29 Viehzucht und Verwertungsgenossenschaften aus dem deutschen Gebiete Böhmens an. Diese Organisation ist die von der gesamten deutschen Landwirtschaft anerkannte Interessenzentrale für die Angelegenheiten des Vieh und Fleischverkehres. Der Verband muß mit Rücksicht auf die umfangreiche Tätigkeit die durch die Eröffnung des Aussiger Viehhofes vor wenigen Tagen eine starke Zunahme erfahren hat, mit größeren Ausgaben rechnen. Unsere Bestrebungen, ausreichende staatliche Mittel zu erlangen, hatten bisher nicht den gewünschten Erfolg. Dem Ministerium für Landwirtschaft steht für das Jahr 1928 ein Betrag von 2,080.000 Kè für diesen Zweck zur Verfügung. Entsprechend der Bevölkerungszahl würde der Organisation der deutschen Landwirtschaft Böhmens auf diesem Gebiete dem Hauptverbande zur Förde rung der Viehverwertung ein staatlicher Beitrag von 120.000 Kè für das Jahr 1928 gebühren. Da die Viehverwertung einen wichtigen Teil der Maßnahmen zur Förderung der Viehzucht bildet - ich glaube, in diesem Falle stimmen wir vollkommen überein - ist es notwendig, daß unter Mitwirkung des Landeskulturrates die Bewilligungen von staatlichen Beiträgen in der bereits erwähnten Höhe an den Hauptverband zur Förderung der Viehverwertung erfolgt, damit er in der Lage ist, die einheitliche Organisation in den Bezirken durchzufünren und den Verkauf vom Produzenten zum Verbraucher mit tunlichster Vermeidung von Zwischengliedern möglich zu machen. Nicht unbekaint ist uns, daß Viehverwertungen, die mit der Interessenvertretung der deutschen Landwirtschaft diesem Staate nichts gemein haben und unter den heutigen Verhältnissen keine Existenzberechtigung besitzen, noch immer Beiträge aus öffentlichen Mitteln erhalten, gegen welche staatliche Unterstützung ich im Namen der deutschen Landwirtschaft von dieser Stelle aus offenen Protest erhebe.

Größere Mittel sind für die Förderung der Milchwirtschaft vorgesehen. Die Unterstützung neu zu errichtender Molkereien im weitestgehenden Maße ist notwendig, damit der Milchverkehr nicht in die Hände des privaten Milchhandels oder, wie es in der letzten Zeit vielfach geschehen ist, dem Großkapital ausgeliefert wird. Die großen Erbauungs- und Investitionskosten von Molkereien, die wie ein Schrecken auch von jener Seite an die Wand gemalt wurden, welche die Pflicht hätte, das Molkereiwesen zu fördern, haben in den großen Industriezentren Tetschen-Bodenbach die Landwirtschaft von der Erbauung einer Molkerei abgehalten. Die Folgen dieses Zutreiberdienstes an großkapitalisistische Unternehme zum Schaden der Landwirtschaft werde ich zu einer späteren Zeit einmal zu besprechen Gelegenheit haben, zu einer Zeit, wo die Milchproduktion unter dem Diktat der Preisbestimmung wird leiden müssen. Dieser Zustand wäre nicht möglich, wenn die Milchwirtschaft, die als eine der wichtigsten Erwerbszweige der Landwirtschaft angesehen werden muß, an der Hochschule als selbständiges Wissen behandelt würde. Die übrigen landwirtschaftlichen Hochschulen besitzen für die Milchwirtschaft eine eigene Lehrkanzel, verbunden mit einer Untersuchungsstation. Auch an der èechischen landwirtschaftlichen Hochschule in Prag besteht eine milchwirtschaftliche Lehrkanzel. An der landwirtschaftlichen Hochschule in Tetschen-Liebwerd fehlt diese noch immer, obwohl für die deutsche Landwirtschaft dieses Staates die Milchwirtschaft die wichtigste Einnahmsquelle ist, infolge des übermäßigen Futterbaues, der wieder mit Rücksicht auf unsere Lage betrieben werden muß. Unsere deutsche Landwirtschaft liegt zum Großteile im Futterbaugebiet, wo erwiesenermaßen der Geldwert der Milch den Geldwert der gesamten Getreide- und Kartoffelernte um ein beträchtliche übertrifft. Zu den bereits bestehenden Lehrkanzeln wäre eine solche für Milchwirtschaft in Tetschen-Liebwerd zu schaffen, welche die gründliche theoretische und laboratoriumsmäßige Ausbildung der Hörer auf dem Gebiete der Milchwirtschaft möglich macht, was auch im Interesse unserer angehenden Landwirtschaftslehrer und der praktischen Landwirtschaft gelegen ist. Wissenschaftliche Erforschung so vieler, noch ungeklärter Fragen der Milchwirtschaft, die im Ausland neben den Hochschulen in eigenen Forschungsinstituten erfolgt, wäre Aufgabe der milchwirtschaftlichen Lehrkanzel. Die Lehrkanzel ist mit einem entsprechenden Laboratorium für die Untersuchungs- und Forschungstätigkeit auszugestalten. Die milchwirtschaftliche Lehrkanzel an der landwirtschaftlichen Hochschule in Tetschen-Liebwerd soll auch eine objektive Beratungsstelle der Molkereien und praktischen Landwirtschaft in Fragen der richtigen Milcherzeugung und Milchverwertung sein, eine notwendige Ergänzung zu dem bereits bestehenden milchwirtschaftlichen Referate im Landeskulturrat, damit wir imstande sind, mit unseren Molkereiprodukten im In- und Auslande in Wettbewerb zu treten. Theorie und Praxis sollen sich die Hände reichen, wie dies in allen Ländern der Fall ist, die eine hochentwickelte Milchwirtschaft besitzen. Um dieser letzteren Forderung um so eher gerecht werden zu können, wäre zu erwägen, ob dieser milchwirtschaftlichen Lehrkanzel nicht eine eigene Molkerei angegliedert werden könnte, was besonders von den Landwirten des politischen Bezirkes Tetschen sehr begrüßt würde. Notwendig ist auch, der Buttererzeugung Erwähnung zu tun. Die Erzeugung bester Butter ist zwecklos, solange nicht der Butterverfälschung energisch an den Leib gerückt wird. Es ist Tatsache, daß von Butterhändlern und -Händlerinnen große Mengen Margarine angekauft und dann wieder als Naturbutter auf den Markt gebracht werden. Durch solche Handlungsweise werden Landwirte, deren gute Butter im Preise unterboten wird, geschädigt. Das Ministerium für Landwirtschaft hat die Aufgabe, die in Frage kommenden amtlichen Stellen auf die Notwendigkeit der ehest en Ergänzung der bezüglichen Gesetze aufmerksam zu machen. Scharfe Kontrolle des Butterhandels und äußerst strenge Bestrafung der Butterfälscher können hier helfend eingreifen.

Von großer Bedeutung sind für die Landwirtschaft, aber auch für die gesamte Volkswirtschaft dieses Staates, die wasserwirtschaftlichen Angelegenheiten. In erster Linie will ich mich mit der Regelung der Wasserverhältnisse des Bodens befassen, für welchen Zweck dem Ministerium für Landwirtschaft 30 Mill. Kè zur Verfügung stehen. Ich habe bereits im Vorjahre darauf verwiesen, daß die deutsche Landwirtschaft dieser wichtigen land- und volkswirtschaftlichen Frage viel zu weit abseits steht. Diese tief beklagenswerte Tatsache ergibt sich aus nachstehenden Zahlen: 1923 belief sich die Baukostensumme für deutsche Wassergenossenschaften und Meliorationsverbände auf 2,710.000 Kè, für die Genossenschaften im Inneren Böhmens auf 40,940.000 Kè. 1924 sank die Baukostensumme für deutsche Genossenschaften auf 1,250.000 Kè und stieg für die èechischen Genossenschaften auf 15,250.000 Kè. Im Jahre 1925 war das Verhältnis 1,450.000 Kè zu 23,000.000 Kè. Im Jahre 1926 war der Bauaufwand im deutschen Gebiete 3 Mill. Kè, während im Inneren Böhmens für 39 Mill. Kè Entwässerungsanlagen gebaut worden sind. Im Jahre 1923 wurden 13 deutsche, 93 èechische, im Jahre 1924 9 deutsche und 102 èechische, im Jahre 1925 10 deutsche und 148 èechische Bauten ausgeführt. Aus den alljährlichen Berichten des kulturtechnischen Bureaus des Landeskulturrates ist seit Jahren die Rückständigkeit des deutschen Gebietes mit Bedauern festzustellen, umsomehr, als die Randgebiete Böhmens Meliorationen zur Hebung der landwirtschaftlichen Produktion sehr notwendig hätten. Nur auf dem traurigen Gebiete der Stabilisierung vom Rutschgebiet und Rekultivierung haben die deutschen Gemeinden die Oberhand. Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht unterlassen darauf zu verweisen, daß mit der Inangriffnahme der Rekultivierungsarbeiten im devastierten Bergbaugebiete endlich einmal begonnen werde. Die Ursache dieser Rückständigkeit, der Teilnahmslosigkeit der deutschen Landwirtschaft an der Entwässerung von Grund und Boden liegt nicht im Mangel des Verständnisses der Landwirte für die Sache, sondern insbesondere in der wirtschaftlichen Schwäche des deutschen Bauern- und Kleinbauernstandes, welche die Kosten der Melioration, die in den Gebirgsgegenden sich um fast 1500 Kè per ha höher stellen als im Inneren Böhmens, nicht aufzubringen vermögen, und die regelmäßigen Subventionen nicht hinreichen, um den Landwirten die Durchführung der Entwässerungen zu ermöglichen. Wenn von einer bürokratischen Behandlung einer Angelegenheit gesprochen werden kann, dann trifft diese Feststellung in erster Linie auf die Behandlung der Gesuche für Entwässerungen von Grundstücken zu. Mehr als ein Jahr vergeht, bevor das Projekt an den verschiedenen Stellen überprüft und genehmigt wird, ein weiteres Jahr geht zu Ende, bevor die Subventionen bewilligt sind, und womöglich zwei Jahre dauert die Auszahlung der bewilligten Beträge, so daß ein Großteil der Subventionen der Zinsendienst der hiefür notwendigen aufgeborgten Gelder verschlingt. Auch dieser Umstand trägt viel dazu bei, daß meliorationsbedürftige Grundstücke zum Nachteile der Volkswirtschaft noch unfruchtbare Gebiete sind. Die Sektion IV des Landwirtschaftsministeriums in Vršovice muß unbedingt ausgebaut werden, weitere Beamte eingestellt, damit die eingebrachten Gesuche in einem kürzeren Zeitraume erledigt werden können, wie auch die Abteilung beim Finanzministerium an Beamtenmangel krankt. Eine klaglose Behandlung und Erledigung der laufenden Gesuche der Wassergenossenschaften, sowie eine Vereinheitlichung des Verfahrens im Zuge der Verwaltungsreform ist dringend geboten. Der § 8 des Gesetzes vom 4. Jänner 1909, R. G. Bl. Nr. 4, ist dahin abzuändern, daß für Meliorationen in Gegenden mit einer Höhenlage von über 400 m mindestens 40% Staats- und 20% Landesbeiträge bewilligt werden, ähnlich wie dies im Gesetze für die Gebirgswässer vorgesehen ist. Die Entwässerungstätigkeit ist dort eine tatsächlich gute, wo die bestehenden Außenstellen des kulturtechnischen Büros durch ihre Beamten in ständiger Fühlungnahme mit der Landwirtschaft stehen, weil dadurch nicht nur die nötige Aufklärung unter die Landwirte getragen werden kann, sondern auch die werktätige Mithilfe schon bei den Vorbereitungsarbeiten für die Gründung der Wasser genossenschaften, Beschaffung von Projekten geboten wird. Im Zuge der Verwaltungsreform ist die Neuerrichtung von Außenstellen des kulturtechnischen Büros des Landeskulturrates in Reichenberg, Trautenau, Rumburg und in einer deutschen Stadt Süd- und Westböhmens anzustreben. Der § 9 des Finanzgesetzes, welcher die Bestimmungen über die Auszahlung der Subventionen im letzten Vierteljahre des laufenden Jahres enthält, behindert die Auszahlung der Subventionen und soll auf die mit den wasserwirtschaftlichen Angelegenheiten im Zusammenhange stehenden öffentlichen Mittel keine Anwendung finden. Wenn die Wünsche der deutschen Landwirtschaft vom Herrn Landwirtschaftsminister Berücksichtigung finden, dann wird der Anteil der Landwirtschaft der Randgebiete an der Frage der Regelung der Wasserverhältnisse des Bodens im Interesse der Allgemeinheit bald eine erfreuliche Stärkung erfahren.


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