Støeda 24. øíjna 1928

Aber ich möchte weiters erinnern an die Entschließung, welche in der ersten parlamentarischen Periode im Senat gefaßt worden ist, einstimmig mit Einschluß der èechischen Senatorei aller Parteien, in der die Regierung aufgefordert wird, eine Vorlage einzubringen, welche das zum Gegenstand hat, was wir Schulautonomie heißen. Mir ist dieses Abschwenken von der ursprünglich gefaßten Meinung in èechischen Kreisen um so weniger begreiflich, weil doch die Verwirklichung einer deutschen Schulautonomie der Entwicklung des èechischen Schulwesens in keiner Weise Abbruch tun wird. In dieser Hinsicht mächte ich nun Folgendes feststellen: In den ersten 8 Jahren der Republik war das Schulministerium nicht immer. aber zumeist unter sozialdemokratischer oberster Verwaltung. Diese oberste Verwaltung durch die èechische Sozialdemokratie trägt die Verantwortung für die Vergewaltigung, die an unserem Schulwesen durch 8 Jahre gesehen ist. Das ist eine Sache, mit der wir uns nie abfinden werden, wir werden nicht unterlassen, dies der èechischen Sozialdemokratie vorzuhalten, die das Wort von Bildungsfreundlichkeit und Schulfreundlichkeit - wir kennen die Phrasen - ebenso fortwährend im Munde hat, wie unsere deutschen sozialdemokratischen Kollegen. Damit nun diese Vergewaltigung umso ungehinderter vor sieh gehen kann, ist in derselben Periode für den Landesschulrat die bekannte lex Metelka geschaffen worden, die geradezu ein Schlag gegen jede Demokratie ist, weil sie den Vorsitzenden des Landesschulrates mit einer fast absoluten diktatorischen Gewalt in Bezug auf Schulsachen ausrüstet, die mit Demokratie aber auch gar nichts zu tun hat. Ich stelle nun fest, daß dem Sturm gegen das deutsche Schulwesen, den wir erlebt haben und der aus unserem Schulwesen in weiten Gegenden oft ein Trümmerfeld gemacht hat, erst Einhalt getan worden ist, als die jetzige Koalition ans Ruder kam und daß auch von da an erst wieder das Wort Schulautonomie, das im Laufe der sozialdemokratischen Jahre fast ganz außer Übung gekommen war, wieder an die Tagesordnung kam. Wir stellen fest, daß eine der ersten Versprechungen des neuen Schulministers die auf Schulautonomie war. Wir haben diese Ankündigung natürlich mit einer gewissen Befriedigung vernommen, wir konstatieren weiter, daß der Minister es nicht bloß einmal gesagt hat, sondern daß er es geradezu befristet gesagt hat, und daß die letzte Befristung, das weiß ich speziell selber, als Termin die Zeit nach den Gemeindewahlen im Vorjahr angab. Um so auffallender ist es auch uns, daß er in seinen letzten Reden das Wort Schulautonomie immer verschwommener gebraucht hat und es in seiner letzten Rede überhaupt nicht mehr erwähnt, höchstens nur mehr von Schulreform spricht. Wir erklären dem gegenüber: Es gibt für uns keine andere befriedigende Lösung der Schulfrage, als die Schulautonomie. (Posl. dr Schollich: Befristen Sie auch das?) Das gilt unbefristet, heute, morgen und immer, bis wir sie haben.

Ich will hinzufügen, daß die Verwaltungsreform, der wir kein Loblied singen, in Bezug auf unser Schulwesen eine Besserstellung gegenüber dem bringt, was bei Durchführung der Gauverwaltung zu erwarten gewesen wäre. In den zwei deutschen Gauen Böhm. Leipa und Karlsbad wäre das Schulwesen zwar unter deutsche Körperschaften gekommen, aber in sämtlichen anderen Gauen wären für 2 1/2 Millionen Sudetendeutsche Gau - Schulkörperschaften entstanden, in denen die Deutschen bei weitem in die Minderheit, vielfach sogar unter die ominösen 20% gekommen wären. Wir wissen, was das für unser Schulwesen bedeutet hätte. Nach der Verwaltungsreform, wie sie demnächst verwirklicht werden soll, ist der deutsche Landesschulrat als oberste Verwaltungsstelle des Schulwesens des betreffenden Gebietes gesichert. Es wäre denkbar, das sagen wir offen, daß sich daran die weitere Ausbildung der Schulautonomie bis zur vollen Erfüllung anlehnen könnte, so daß wir tatsächlich zu dem Ziele kommen könnten, das uns vorschwebt. Aber es muß der Wille der Unterrichtsverwaltung vorhanden sein und eine der Voraussetzungen dafür ist bestimmt die, daß der deutsche Landesschulrat so zusammengesetzt werde, daß er der Träger des Gedankens der Schulautonomie sein kann und daß die lex Metelka beseitigt werde, die ohnehin jedem demokratischen Prinzip widerspricht. Nach wie vor sind wir, damit will ich diesen Punkt abschließen, die Vertreter und Kämpfer und Arbeiter für dieses Endziel, für Schulautonomie.

Nun will ich einen anderen wesentlichen Teil des Schulwesens streifen, die Entwicklung des èechischen Minderheitenschulwesens In unserem deutschen Gebiet. Der Herr Minister, das sei zugestanden, hat über diese Sache keine unschönen Worte gesprochen, wir müssen aber sagen, daß die Tatsächlichkeit in diesem Punkt ganz anders ist, als der Herr Minister sie geschildert hat und er muß, wenn er die Sache schon nicht durch eigene Wahrnehmungen kennt, von seinen unterstellten Organen diesbezüglich gründlich falsch orientiert worden sein. Im derselben Zeit, in welcher unser deutsches Schulwesen vielfach bis zur Katastrophe gedrosselt worden ist, hat das èechische Minderheitsschulwesen einen Umfang angenommen, der allen Bedarf weit übersteigt, und wir müssen die Tatsache feststellen, daß das bis heute nicht anders geworden ist. Die 88 Mill. Kè, die bekanntlich für diese Minderheitsschulen in den Voranschlag eingesetzt sind, kommen zu 99% den èechischen Minderheitsschulen zugute. Das ist aber bei weitem nicht alles, was in jeder Hinsicht für das èechische Minoritätsschulwesen in unserem deutschen Gebiet geleistet wird. Das ist nur das Erfordernis für die neuen Schulpaläste, die aufgeführt werden, aber es gibt noch eine unendliche Anzahl von èechischen Minderheitsschulen, die provisorisch in beschlagnahmten deutschen Räumen untergebracht worden sind. Wenn man ein Bild über das èechische Minoritätsschulwesen haben wollte, müßte man das alles in Betracht ziehen. Es ist noch nicht gelungen, eine Statistik über das èechische Minoritätsschulwesen zu bekommen. Der Herr Minister hat gesagt, er lehne es ab, Seelenfang zu treiben. Wir müssen aber sagen, diese Überwucherung des èechischen Minoritätsschulwesens in unserem deutschen Gebiet geht schließlich auf nichts anderes hinaus, als auf diesen Seelenfang und sagen wir noch dazu - auf die Durchsetzung unseres Gebietes mit èechischen Kolonien, so ähnlich, wie es im Zusammenhang mit der Bodenenteignung geschehen ist. Man gebe eine Statistik über das Minoritätsschulwesen heraus und es wird sich zeigen, daß es tatsächlich so ist, wie wir es sagen. Wir verlangen neue Bestimmungen über das Minoritätsschulwesen, zunächst also, wie bereits erwähnt, die verläßliche Statistik, und daß die Berechtigung für eine Minoritätsschule erst dann gegeben sein soll, wenn die gesetzlich festgestellte Zahl der Schüler derselben Nation vorhanden ist. Schüler anderer Nationen dürfen für die Berechtigung einer Minoritätsschule nicht mitgezählt werden. Wir verlangen außerdem, daß ganz klar solche Bestimmungen getroffen werden, welche jegliche Propaganda, anderssprachige Kinder zum Besuch einer Minoritätsschule zu bestimmen, ausschließen, wir verlangen, daß endlich dem Treiben vorgeschickter Emmissäre - und wir wissen, daß das leider sehr oft staatliche Organe sind - Einhalt getan werde und daß ein solches Treiben, namentlich wenn es staatliche Organe sind, unter die entsprechende gesetzliche Strafe gestellt werde.

Ich will jetzt auf einzelne Beispiele nicht besonders eingehen, möchte aber in dieser Hinsicht doch eines erwähnen, daß mir persönlich näher liegt, weil es meine Heimat ist: das ist der Schulbezirk Bischofteinitz. In diesem Schulbezirk ist eine einzige deutsche Bürgerschule. Sein Gebiet geht bis an die bayrische Grenze hinaus. Hervorragende Orte, wie z. B. der Industrieort Weißensulz oder die beiden Bezirksstädte Ronsperg und Hostau haben sich seit Jahr und Tag bemüht, eine deutsche Bürgerschule zu bekommen, weil der Besuch der deutschen Bürgerschule in Bischofteinitz bei den dortigen Kommunikationsverhältnissen für die Jugend aus diesen Grenzgebieten faßt unmöglich ist. Sie haben sie bis jetzt nicht erreicht. Nun ist eine èechische Bürgerschule in Bischofteinitz entstanden und eine ebensolche èechische Minoritätsbürgerschule in Ronsperg, obzwar das Städtchen noch heute trotz des èechischen Imports an staatlichen Organen zu 97% deutsch ist und auch absolut kein èechisches Hinterland hat, denn die èechischen Bewohner der Grenzdörfer haben einen viel bequemerenen Anschluß, wenn sie die Bürgerschulen im nicht entfernten Taus besuchen. Trotzdem ist in diesem Städtchen, das heute noch zu 97% deutsch ist, eine èechische Bürgerschule errichtet worden. Man muß schon sagen, daß es hier auf nichts anderes abgesehen sein kann, als auf Seelenfängerei. Unsere Grundforderung in Bezug auf diese Sache geht also dahin, es muß Einhalt geschehen, es müssen Bestimmungen auf diesem Gebiete getroffen werden, welche nicht berechtigte Minderheitsschulen kassieren und die unberechtigte und unbegründete Errichtung solcher Schulen hintanhalten und unmöglich machen.

Ich hebe in Anschluß an diese unsere völkischen Schulforderungen, an die zwei Punkte, die ich speziell angeführt habe, noch zwei Momente hervor, die persönliche Fragen betreffen. Die eine bezieht sich auf jene Lehrerpensionisten, welche im Jahre 1926 noch Dienst taten, aber doch nach dem Pensionsgesetz, das bis zum Jahre 1926 galt, also nicht nach dem Pensionsgesetz vom Jahre 1926 in den Ruhestand versetzt worden sind. Das bedeutet für diese Opfer eine gewaltige Schädigung. Wir wünschen und wollen, daß dieses Unrecht gutgemacht werde. Jener Paragraph, der im Lehrergehaltsgesetz im Jahre 1926 eine solche Praxis für berechtigt erscheinen läßt, muß endlich verschwinden. Wir stellen das geradezu als den nächsten weiteren Schritt hin, der aber möglichst bald kommen muß, zur befriedigenden Lösung der Pensionistenfrage überhaupt. Das zweite, was wir vorbringen möchten, ist das Schicksal unserer jungen Lehramtskandndaten und Lehramtsanwärter. Es ist heute noch der Fall, daß Maturanten unserer Lehramtsbildungsanstalten 4, 5 und 6 Jahre warten müssen, bis sie nach abgelegter Matura ihre erste Verwendung im Schulbetrieb finden. Das ist eine der nächsten Auswirkungen der ungeheuren Schuldrosselungen, denn schließlich sind unsere Lehrerbildungsanstalten seit Jahr und Tag auf einen Numerus clausus angewiesen, der nicht groß ist. Manche diese jungen Leute sind infolgedessen geradezu der Verzweiflung ausgeliefert. Die Lehramtskandidaten und Lehramtsanwärter gehören für gewöhnlich nicht jenen Kreisen an, die wohlhabend sind, sondern es sind zumeist solche junge Leute, die unter kümmerlichen materiellen Verhältnissen studierten und die trotz aller kümmerlichen Verhältnissen ihre Studien mit Glanz zu Ende gebracht haben. Sie haben den mühsamen und unbeliebten Lehrerberuf gewählt und stehen nun einer verzweifelten Lage gegenüber. Wir möchten von der Unterrichtsverwaltung endlich erwarten, daß diese Frage baldigst in befriedigender Weise aus der Welt geschafft werde.

Nun möchte ich zum zweiten Moment kommen, das auf dem Gebiete der Schulfrage für uns besteht, zum religiös-kulturellen Moment. Wir stehen auf dem Standpunkte, das sagt schon unser Name, daß das religiöse Moment als wesentlich zusammenhaltender Faktor mitten in unseren Schulbetrieb hineingehört - und wir wissen uns dabei, das möchte ich besonders unterstreichen und wird oft übersehen - in Übereinstimmung mit den größten Pädagogen aller Zeiten und aller Völker. Es wäre nicht schwer, das zu erweisen. Wie unter der èechisch-sozialdemokratischen Periode im Unterrichtsministerium unser deutsches Schulwesen gedrosselt worden ist, daß es direkt eine Katastrophe genannt werden muß, so ist in derselben Periode auch durch das sozialdemokratisch geleitete Unterrichtsministerium der Religionssturm eingeleitet worden. Erlaß auf Erlaß kam nach Aufrichtung der Republik gegen dieses religiöse Moment, von denen jeder wie ein Peitschenhieb ins Gesicht getroffen hat und jeder geradezu eine Aufforderung an die Lehrer und Schüler war, von nun an sich über dieses Moment hinwegzusetzen. Es war bis zum Greifen klar, daß nichts anderes angestrebt worden ist, als die völlige Entfernung dieses religiösen Momentes aus unserem Schulbetrieb. Wenn es nicht dazu gekommen ist, so ist es wahrlich durch nichts anderes erreicht worden, als daß jene Massen, die eine religiöse Orientierung haben, sich rührten und dagegen protestierten. Der religiöse Unterricht ist also in einem gewissen Umfange noch heute in unseren Schulen vorhanden. Aber es ist wie ein ärmliches Anhängsel gestaltet und derart an die Wand gedrückt, daß von einer Entfaltung und Auswirkung für das spätere Leben des jungen Menschen soviel wie gar keine Rede mehr sein kann. Es sei erklärt, daß eine derartige Stellung des religiösen Unterrichtes und damit im Zusammenhang des Religionslehrers auf die Dauer unerträglich ist. Wir müssen und werden mit allem Nachdruck darauf bestehen, daß ein Abbau der bekannten Habrmann-Erlässe eintrete und bis auf weiteres mindestens der status quo ante wieder hergestellt wird. Wir haben jetzt das kleine Schulgesetz; es ist an und für sich denkbar, daß auf dieser Grundlage auch im Bezug auf das religiöse Moment ertragbare Schulzustände geschaffen werden könnten, ähnlich, wie beim alten österreichischen Reichsschulvolksgesetz, das auch nicht unser Ideal war, aber schließlich zu ertragbaren Schulzuständen geführt hat. Es kommt wesentlich auf den Geist der Unterrichtsverwaltung an. Schafft man solche Zusände für das religiöse Moment auf dem Boden des kleinen Schulgesetzes, so werden wir uns darnach einstellen. Es sei auch hier gesagt, wie schon so oft betont worden ist: soll die Stellung des Religionsunterrichtes, wie sie jetzt ist, in ihrer Unerträglichkeit dauernd gemacht werden, soll in dieser Hinsicht keine Änderung eintreten, müßten wir direkt unsere Forderung erheben, von der wir wissen, daß sie Tausenden und Tausenden von besorgten Eltern aus den Herzen kommt, nämlich für die Kinder religiös orientierter Eltern die betreffende religiöse Bekenntnisschule. Wir sind dem Herrn Minister dankbar, daß er von dem Religionssturm in den Schulen weit abgerückt ist und daß er diese oder jene schönen Worte über die Bedeutung des religiösen Moments gesprochen hat, die anders lauten, als wir sie bisher von dieser Stelle erfahren haben. Aber wir erwähnten auch, daß die Sache durch die Tat sich zeigen möge. Ich muß in dieser Hinsicht noch eines erwähnen, und das ist Folgendes: Der Herr Minister hat sich klar und deutlich für die Einheitsschule ausgesprochen. Die bestehenden konfessionellen Schulen sollen bestehen bleiben, aber die weitere Errichtung derselben müßte erschwert werden. In dem Gesetzentwurf über die Lehrerakademien, der heute noch nichtzur Verhandlung steht, ist sogar die Bestimmung enthalten, daß die privaten Schulen bestehen bleiben können, solange Bedarf dafür vorhanden ist, daß sie aber in dem Augenblick, wo kein Bedarf mehr da ist, geschlossen werden müssen und keine neuen mehr errichtet werden dürfen. Da gehen wir denn doch auseinander. Wir können, das sei hier gleich erklärt, ein staatliches Schulmonopol nicht anerkennen, schon aus unserer demokratischen Überzeugung heraus nicht, weil dies dem natürlichsten und unveräußerlichsten Recht widerspricht, nämlich dem Elternrecht. Wir lehnen dies auch zufolge unserer kirchlichen Einstellung und schließlich deshalb ab, weil auch auf dem Schulgebiet die Konkurrenz nur von Vorteil ist. Es wird endlich auch deshalb von uns abgelehnt, weil es keinen einzigen Staat im Kulturgebiete der Welt gibt, der ein Schulmonopol hätte, selbst Frankreich nicht, auf dessen Beispiel man in dieser Hinsicht sich hier immer beruft. Wir verlangen daher den weiteren Bestand der bisherigen Privatschulen, namentlich wenn sie religiösen Charakter haben, in voller Sicherheit, eine liberalere Auslegung der gesetzlichen Bestimmungen, daß solche Schulen auch weiter möglich sind und schließlich auf Grund des einfachen demokratischen Rechtes, daß die Subventionierung derselben nach dem Prozentsatz ihrer Besucher erfolge.

Nun will ich zum Schlusse auf etwas zurückkommen, was bereits mein Herr Vorredner entsprechend gewürdigt hat. auf das Broschürchen für die Schulen über das erste Jahrzehnt der Èechoslovakischen Republik, das im Auftrag anscheinend der obersten Unterrichtsverwaltung jetzt an die Schüler aller Schulen verteilt werden soll. Auch wir erheben den schärfsten Protest dagegen und verlangen die Zurücknahme dieses Broschürchens. Es ist einfach unbegreiflich, wie die Unterrichtsverwaltung der Meinung sein kann, mit Broschüren solcher Art in deutschen Schulen eine Jubiläumsstimmung erzeugen zu können. Da die Broschüre erschienen ist, kann man sie auch kritisieren und sie muß sich diese Kritik gefallen lassen. Sie ist nach der historischen Seite albern und dumm und wenn die Unterrichtsverwaltung jetzt die öffentliche Kritik im Bezug auf den Inhalt der Broschüre, namentlich was das historische Moment anbelangt, erfahren wird, kann der Unterrichtsverwaltung diese Kritik unmöglich angenehm sein. Das ist schließlich ihre eigene Sache und nicht unsere. Unsere Sache ist, daß wir nicht zulassen, daß auch die deutsche Jungend unsinnigen historischen Auslassungen ausgeliefert wird. Besonders protestieren wir gegen die Infamie, daß die Schule vor dem Jahre 1918 zu nichts anderem als zur Heuchelei erzogen hätte. Wir sind alle durch diese Schule gegangen und sind doch keine Heuchler geworden. Das ist eine grobe Beleidigung weiter Volkskreise vom nationalen und kirchlich-katholischen Standpunkt und infolgedessen legen wir im Namen Tausender deutscher Volksgenossen gegen die Broschüre schärfsten Protest ein und würden erwarten, daß vom katholischen Standpunkt aus sich dieser Verwahrung auch die Kollegen von der Lidová und ¼udová strana anschließen werden.

Im allgemeinen will ich im Bezug auf unsere Schulforderungen sagen, daß sie immer erhoben wurden und auch jetzt erhoben werden ohne Gehässigkeit nach irgendeiner Seite hin, daß wir jeder Nation das blühendste Schulwesen und die beste Entwicklung ihrer Schulen gönnen und wünschen. Sie sind allein nur mit Rücksicht auf unsere Jugend und unser Volk erhoben. Wir wollen einen Schulbetrieb haben, der pädagogisch auf das beste eingerichtet ist. Wir wollen Schulen haben, aus denen junge Leute hervorgehen, die ausgerüstet sind mit den möglichsten Kenntnissen, damit die Unterlagen geschaffen werden, um den Lebenskampf bestehen zu können. Wir wollen aber schließlich auch Schulen haben, aus denen Leute hervorgehen, die, ohne Chauvinisten zu sein, sich doch dessen bewußt bleiben, daß sie Söhne ihres Volkes sind, wir wollen, daß aus diesen Schulen junge Leute hervorgehen, die einen religiöen Halt haben, den sie für das spätere Leben so notwendig brauchen, nämlich einen religiösen Halt im Sinne des Glaubens ihrer Väter. (Potlesk nìm. køes. sociálních poslancù.)

3. Øeè posl. Simma (viz str. 23 tìsnopisecké zprávy):

Meine Herren! Noch bevor ich an meine eigentliche Aufgabe herantrete, ein abschließendes Urteil über den Staatsvoranschlag zu fällen, soweit er das Schulkapitel darstellt, und zwar ein abschließendes Urteil, so wie wir es nach unseren eingehenden Erörterungen, nach sehr eingehendem Studium des Voranschlages zu tun gezwungen sind, habe ich mich heute einer Aufgabe zu entledigen, die eben nicht als originell angesprochen werden kann, weil eine solche Aufgabe hier im Hause schon zu verschiedenenmalen durchgeführt worden ist, sowohl von mir, als von meinen nächsten Kollegen, als auch von so und so vielen anderen. Ich habe, vorausgehend zu meinen Äußerungen zum Schulkapitel, zunächst einmal von dieser Stelle aus den schärfsten Protest gegenüber einer gerade in den letzten Tagen blindwütig sich gebärdenden Zensurpraxis vorzubringen. Meine Partei, die deutsche nationalsozialistische Arbeiterpartei, hat in den Tagen vom 19. bis 21. Oktober, also in der vorigen Woche von Freitag bis Sonntag in TeplitzSchönau ihren Parteitag abgehalten. Er war nichts anderes, als eine seriöse Beratung von Menschen, die über die Gegenwartsprobleme sozialer und nationaler Natur in ernsthafter Weise diskutiert haben. Das Ergebnis dieser Beratungen wurde in bestimmten Forderungen formuliert. Wir haben es nun erlebt, daß trotz des ernsten Inhaltes die Veröffentlichung der Ergebnisse unserer Parteiberatung durch eine Zensurpraxis vereitelt worden ist, die ich nicht anders als blindwütig ansprechen kann. Wir haben die Methoden dieser Zensurpraxis schon des öfteren hier im Hause einer scharfen Kritik unterzogen. Wie weit diese Methode geht, mag Ihnen folgendes beweisen, das ich Ihnen vorlesen werde, eine sachliche Darstellung der gegenwärtigen politischen Probleme, die vom ersten bis zum letzten Wort dem Rotstift verfallen ist. Koll. Knirsch hat auf unserem Parteitag in seinem Berichte an gewisse politische Vorgänge vor über 10 Jahren angeknüpft und dabei Folgendes ausgeführt, das, wie ich schon sagte, vollständig der Zensur verfiel.

"Die Nationalsozialisten sind dem Vermächtnis jener Tage treu geblieben. Die Èechen lehnen heute schroffer denn je selbst unsere Forderung nach Selbstverwaltung ab. Es ist dies die schlechteste Politik für den Staat, der ohne Lösung des nationalen Problems nie zu Ruhe und Frieden kommt. Wir fordern unser geschlossenes Siedlungsgebiet als gesicherten Lebensraum mit eigenem Landtag, eigener Landesregierung, eigener Landeswehr. Da eine solche neue Ordnung nicht von heute auf morgen erreichbar ist, verlangen wir einen Beweis ehrlichen Verständigungswillens, vorerst wenigstens die Beseitigung allen Unrechtes, soweit dies ohne Verfassungsänderung möglich ist: 1. Die volle Selbstverwaltung des deutschen Schulwesens, 2. die Entfernung der èechischen Beamten und Bediensteten aus dem deutschen Sprachgebiet - für gemischtspracnige Bezirke soll das Schlüsselverhältnis Anwendung finden; 3. die Entfernung aller einsprachigèechischen Aufschriften im deutschen Sprachgebiet in den Ämtern und im Verkehr; 4. die Entfernung der Staatspolizei aus dem deutschen Gebiet."

Es ist in diesem Punkte der abschließenden Rede des Koll. Knirsch nichts anderes dargestellt worden, als das Ergebnis unserer sachlichen nationalpolitischen Beratungen und es ist wohl als ungeheuerlich zu bezeichnen, daß ein derartiges Ergebnis einer Beratung nicht in einer Zeitung veröffentlicht werden darf, sofern dem blindwütigen, engstirnigen Zensor es gefällt, selbst ein solches Beratungsergebnis der Öffentlichkeit vorzuenthalten. (Výkøiky.) Einer solchen Methode gegenüber, meine sehr Verehrten, müssen wir energischen Protest erheben. Ich mache aufmerksam, daß eine solche Methode nicht zweckhaft ist, auch für die Gegenseite nicht, und daß sie nur dazu beitragen kann, uns in dem Versuch zu stärken, mit unseren Gedankengängen und Beratungsergebnissen nationalpolitischer oder sozialpolitischer Natur noch entschiedener vor das Volk hinzutreten.

Die Tatsache dieser Zensur hat vielleicht als bestes Gegenstück das, was gestern ein Kollege, ein allzu bekannter èechischer Kollege Herr Špaèek hier in einer außerordentlich temperamentvollen Rede gesagt hat. Herr Špaèek ist ja seit jeher als temperamentvoll bekannt. Er wollte hier gestern wieder plausibel machen, daß wir Deutsche hier eigentlich über Freiheiten verfügen, die viel zu groß seien. Auch die deutsche Presse verfüge über zu große Freiheit und diese Behauptung illustrierte er an dem Beispiel der "Deutschen Zeitung Bohemia" in Prag. Ich erkläre hier, daß die "Deutsche Zeitung Bohemia" nicht mein Parteiblatt ist und daß weltanschauungsgemäß zwischen dem, was sie schreibt und dem, was ich etwa denke, gewiß Gegensätze bestehen. Aber hier muß schon gesagt werden, daß es in diesem Falle nur eine Solidarität gibt gegenüber den Versuchen, Meinungsäußerungen, kommen sie nun von dieser oder jener Seite, zu drosseln. Meine Herren, mit einer solchen Methode kommt man nicht zu einer sachgemäßen Lösung von großen Zeitproblemen, seien sie sozialpolitischer oder nationalpolitischer Natur. Es ist nicht nur notwendig, die Äußerungen des Koll. Špaèek, die er gestern getan hat, zu registrieren, man muß seine Rede auch etwas analysieren, um die ganze Bedeutung dieser Rede erkennen zu lassen. Koll. Špaèek hat nicht nur etwa der Meinung Ausdruck gegeben, daß die Zensur gegenüber den deutschen Blättern zu liberal sei, sondern er hat den Zensor in seinen Worten geradezu wissen lassen, daß für den Fall, daß er nicht noch strenger als bisher vorgeht, er einen Druck erleben könnte, der in ihm vielleicht diese Strenge auslösen wird. Die Rede Špaèeks ist in ihrem weiteren Teile nichts anderes gewesen, als ein Appell an die Gasse. Das, was etwa der Zensor in gerechter Betrachtung seiner Pflicht nicht im Sinne des Abg. Špaèek tut, soll von ihm durch die Gasse erzwungen werden. In diesem Sinne, 1n dieser Weise muß die Rede des Koll. Špaèek analysiert werden. (Výkøiky na levici.)

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