Støeda 27. èervna 1928

Wenn man das als Entgegenkommen betrachtet, so haben wir das schon früher gehabt, bevor der Mayr-Harting und Spina Minister waren. Sonst aber sehen Sie sich doch die Aufschriften an! Hat irgendjemand von den Èechen ein Interesse daran, dieses eine Drittel Deutsche, die hier sind, zu berücksichtigen? Absolut nicht! Fällt ihnen gar nicht ein! Hier ist man eben im èechischen Staat, in den sind wir hineingekommen, da müssen wir uns fügen, die Mehrheit entscheidet, Schluß! Ja, sollte es denn nicht möglich sein, wenn die Èechen guten Willens wären sie sind doch zwischen Berlin und Wien eingelagert mit ihrer Hauptstadt Prag - sollte es denn nicht möglich sein, im Verkehrswesen, Telephonwesen, Eisenbahnwesen, bei Ausstellungen usw. zu berücksichtigen, daß das èechische Volk hier einen Keil hereinschiebt in das deutsche Gebiet und daß es sich mit seinen an drei Seiten gelegenen deutschen Nachbarn eben einmal abfinden muß, daß es mit diesen in Frieden und Freundschaft leben muß, wenn es nicht Gefahr laufen will, bei der nächsten Weltkatastrophe vernichtet und zerdrückt zu werden? Dieser Gedanke kommt den Èechen scheinbar gar nicht, sie glauben. mit dem Jahre 1918 ist die Weltgeschichte abgeschlossen, nun hört alles auf, sich zu entwickeln, alles bleibt petrifiziert und versteinert bis - sagen wir - zum Jahre 3000 nach Christi. Das wird nicht sein, das wird nicht so bleiben und klug wäre es von den Èechen - wenn wir einmal aktivistisch reden wollen - diese Tatsachen zu berücksichtigen, darauf einzugehen, daß man endlich einmal von diesem französischen Fimmel loskommen muß und einmal deutsch redet, was man doch besser kann als französisch und englisch. Aber der Einfluß der Deutschen, der mit so gewaltigen Worten in die Welt posaunt wird, dieser Einfluß existiert eben nicht.

Kulturell - es ist darüber schon zum Überdruß geredet worden - sind wir die Parias: was man uns gutwillig läßt, dürfen wir behalten, was man uns nehmen will, nimmt man uns. Ich will bei dieser Gelegenheit auf eine Sache zu sprechen kommen, die ganz modern ist, auf das Radio. Das Radio untersteht dem Radiojournal, um mit èechischem Akzent zu sprechen, dem Radiožurnal und ist natürlich der Regierung ganz und gar gefügig und untergeben. Wir haben vielleicht ein Drittel oder noch mehr deutsche Hörer. Anfangs hatte man ja überhaupt die größte Lust gehabt, das Radio zu verbieten, hat Schwierigkeiten unendlicher Art gemacht, weil man fürchtete, daß die elektrischen Wellen die èechoslovakischen Staatsgrenzen nicht respektieren werden und daß Deutschland vielleicht - Ungarn macht es ja, Deutschland hat man aber mehr gefürchtet - seine Radiostationen dazu benützen wird, um sudetendeutsche Vorträge usw. in die Welt zu setzen, und daß die Deutschböhmen, die Deutschmährer und die Schlesier mit ihren Apparaten etwas hören werden, was die èechische Regierung nicht kontrollieren kann und was sie nicht zensurieren kann. Denn die Zensur erstreckt sich ja auch auf dieses Haus und ich sage es mit voller Überzeugung, ich bin ein gewissenhafter Mensch: Das Haus ist durch die Praxis, wie sie jetzt geübt wird und schon früher einmal unter dem Präsidenten Tomášek geübt wurde, der ganze Seiten aus dem stenographischen Protokoll einer Rede ich glaube eines jetzigen kommunistischen Abgeordneten - herausgenommen hatte, worauf die Stinkbombenwerferei des Koll. Baeran folgte, dieses Haus ist geschändet worden, denn das Parlament hat für uns gar keinen anderen Zweck als der letzte Zufluchtsort zu sein für das freie Wort; das Parlament hat für uns gar keine andere Bedeutung, weil ohne uns und gegen uns entschieden wird, ob wir hier sind oder nicht. Also: Man fürchtete damals das Radio, konnte es aber nicht vollständig unterdrücken und bequemte sich den modernen Verhältnissen an, schuf Sendestationen, übergab sie dem Radiojournal und machte alles èechisch. Wer es nicht versteht, den geht es nichts an; der Sender spricht, die ganze Welt kann horchen. Der Staat ist èechisch, folglich wird èechisch gesprochen. Die Deutschen zahlen, das geht sie aber nichts an, dafür sind sie in der Èechoslovakei. Nach langen, langen Verhandlungen kam es endlich dazu, daß einige Minuten täglich einer deutschen Sendung gewidmet werden. Das war schon ein riesiges Entgegenkommen, ein Entgegenkommen ähnlich dem. daß die Deutschen in Prag ein Kino haben dürfen, wo deutsche Texte gezeigt werden dürfen, was wiederum ein Entgegenkommen dafür war, daß die Èechen im Jahre 1920 das Ständetheater gestohlen und bis heute noch nicht herausgegeben haben, obgleich wir in einem Rechtsstaate leben (Rùzné výkøiky.), in einem westeuropäischen Rechtsstaate leben. Noch immer wird dort èechisch gespielt, obwohl das Theater nicht auf dem Wege eines staatlichen Aktes gestohlen wurde, sondern einfach durch den Pöbel besetzt worden ist. Aber keine Regierung traut sich; der jetzige Justizminister hätte es eigentlich in der Hand, einmal in alle die Affären hineinzusteigen (Výkøiky: Er wird sich hüten!), natürlich wird er sich hüten, weil ein - in seinem Jargon gesprochen ein ganzer Rosenkranz von Korruptionsaffären durch seine Hand gleiten würde. Und dann schaut ja bei der ganzen Justizpflege scheinbar nicht viel heraus, das haben wir beim Fall Dubický erlebt, der Geld genommen hat, aber für die Partei, infolgedessen ist er ein Ehrenmann; er hat zwar Restgüter verhandelt, aber, bitte, nicht zu seinen Gunsten, das konnte nicht bewiesen werden, sondern zugunsten der Agrarpartei. Aber auch die anderen Parteien haben ja alle aus Spiritusaffären, Kinolizenzen usw. Butter auf dem Kopf, auch die jetzt in Opposition stehenden Parteien haben alle ihre Butter noch von der Opposition oft auch sehr mäßig. Und keine Krähe wird der anderen die Augen aushacken.

Also, dieses Radio gibt einige Minuten eine deutsche Sendung. Seine Ansagen sind èechisch, auch wenn deutsch gesendet wird. Nun haben die Verbände der Radiohörer Eingaben an das Radiojournal gemacht und gebeten, entsprechend der Zahl der deutschen Hörer, die wenigstens ein Drittel aller Rundfunkteilnehmer ausmachen und die eine entsprechend große Summe von über 8 Mill. Kè einzahlen, eine größere Zeitspanne für deutsche Sendungen zu bewilligen. Erst hat sich das Radiojournal überhaupt nicht gerührt, dann hat es auf Umwegen eine ausweichende Antwort gegeben und gemeint: Was die Ansage der Vorträge anlangt, machen wir aufmerksam, daß bei allen für das Ausland bestimmten Konzerten in vier Sprachen angesagt wird, wahrscheinlich ist auch das Deutsche darunter. Eine Erweiterung einer solchen Praxis auf das gesamte Programm sei bei der kurz bemessenen Sendezeit nicht möglich. Wer hat denn verlangt, daß man englisch und französisch ansage! Immerhin würden Börsennachrichten und ein Teil der Ankündigungen des Preßbureaus auch deutsch gesendet. Die Verlängerung der Sendezeit für deutsche Sendungen literarischen und künstlerischen Charakters sei aber bei den jetzigen Verhältnissen undurchführbar. Man hatte weiter gewünscht, daß auch von auswärts gesprochen werden könne, daß z. B. auch von Reichenberg Vorträge auf den Sender in Prag durch Kabel übertragen werden und daß man also deutsche Kräfte mit beanspruchen könnte, die nicht gerade in Prag ihren Sitz haben. Auch das ist unmöglich, weil durch die Ferngespräche diese Leitungen alle überlastet seien. Nun sieht man, daß sie nicht wollen, sie wollen am liebsten gar keine deutschen Sendungen und wenn schon solche erfolgen, da lauert schon mindestens ein paar Minuten vor Ablauf der Sendezeit der Èeche, um sogleich zu rufen: "Halo, radiožurnál Praha konèí své vysílání....." Die Sendung ist zu Ende. Wenn die deutschen Minister und die deutschen Regierungsparteien auch nur den geringsten Einfluß hätten, so müßten sie ihn doch in irgend einer Weise ausüben können. Es hat mich besonders empört, daß, als eine Übertragung von Wien nach Prag stattfand, oder umgekehrt und ich mit meinem Apparat zu verschiedenen Zeiten beide Wellen abstimmte, ich merken mußte, daß in Prag einfach das Wien in ein Vídeò umgewandelt worden war und daß ich erst aus der Sendung von Wien erfuhr, daß das eine Übertragung von Wien auf Prag ist. Also, das ist schon die Höhe. Wenn man schon die Wiener Kräfte benützt und durch Funkenwellen auf den Prager Sender überträgt, und wenn schon aus Courteoisie wieder die Prager Sendung auf Wien übertragen wird und man die internationalen Vereinbarungen den 3 bis 4 Millionen Deutschen gegenüber nicht einhält, so muß das jeden Staatsbürger empören und auch ein Èeche, der irgendwie Gerechtigkeitsgefühl in sich hat, müßte sagen, daß das nicht recht ist. Freilich, bei der Handhabung, wie wir sie auf den Eisenbahnen sehen, wo man nichts anderes als "kuøáci" und "nekuøáci" liest, wenn man auf den Stationen von Eger bis Reichenberg durch lauter deutsche Stationen fährt, oder die Aufschriften "Školáci" oder weiß ich was für Školaken noch liest, ist das nicht anders möglich. Wäre es nicht denkbar, daß endlich einmal ein deutscher Sender errichtet wird, eine deutsche Station in einer deutschen Stadt? Die ganze Verwaltung müßte in deutsche Hände kommen und das Programm könnte wohl von der Behörde zensuriert werden, müßte aber von einer deutschen Gesellschaft zusammengestellt sein. Was kann ein Èeche von deutscher Kultur verstehen? Wir maßen uns auch nicht an, die Höhe der èechischen Kultur zu bestimmen. Wäre es da nicht recht, daß die deutschen Regierungsparteien endlich verlangen, daß ein solcher Sender, sagen wir in Reichenberg, errichtet wird, mag er auch 4 bis 5 Millionen kosten. Für andere Zwecke hat man ja sonst Geld genug übrig. Hier in Prag wird aus den deutschen Sendungen so wie so nicht viel, denn das ganze Bildungswesen hat man einem Nichtvolksgenossen übertragen, der sich erstens einmal hütet, wegen seiner Nationalität, der dritten Nationalität in Böhmen, sich mit den Èechen zu verfeinden, und außerdem hat er als Nichtvolksgenosse auch nicht das Verständnis dafür, was den Deutschen nottut und was die deutsche Kultur verlangt. Wir lehnen es ab, von Prag weiter mit solchem Futter versorgt zu werden, sondern verlangen einen eigenen Sender auf Staatskosten mit Einflußnahme durch die Deutschen.

Im Anschluß daran möchte ich noch einige Wünsche, die das Postministerium angehen, vorbringen. Wir haben Telephonzustände, wie sie vor dem Kriege im alten Österreich bestanden. Gerade so wie bei der Bahn, haben wir auch hier keine andere Änderung als in sprachlicher Beziehung sehen können, nämlich in der Weise, daß die Aufschriften, die Drucksorten usw. jetzt in der Staatssprache verfaßt werden und daß das Personal sich geändert hat, indem die deutschen Beamten auf geheimnisvolle Weise verschwunden sind und Èechen an ihre Stelle traten. Aber was die technische Vervollkommnung anbelangt, stehen wir, wie bereits gesagt, auf der Höhe, wie vor dem Kriege. Nun hat die èechoslovakische Republik seinerzeit Zwangsanleihen aufgelegt, darunter die sogenannte Verkehrsanleihe. Wir haben sie alle gezahlt, weil wir zahlen mußten, da man uns sonst unsere Telephonstellen einfach gesperrt hätte. Haben wir nun nicht ein Recht darauf, daß in unseren industriereichen Gebieten Nordböhmens endlich einmal eine technische Verbesserung des Telephonwesens durchgeführt wird? Man setzt uns z. B. Damen hin, die des Deutschen wohl mächtig, aber nicht hörkundig sind. Die vielen Fehlverbindungen sind seit dem Personalwechsel an der Tagesordnung. Anfangs hat man sich darüber geärgert, jetzt spricht man aber nicht mehr viel davon. Man hat damals die Damen beschimpft, sich auch bei der Aufsichtsbehörde beschwert, man sagt sich aber jetzt, es liege nicht böser Wille dieser Damen vor, sie kommen ja nicht gerne in deutsche Gegenden, man hat sie aber einfach dorthin gesetzt. Man kann sie daher nicht für schuldig halten, aber man muß verlangen, daß die Telephone in den nordböhmischen Industriestädten automatisiert werden, daß wir moderne Behelfe bekommen, damit man mit dem Apparat zufrieden sein kann. Was die Eisenbahnverhältnisse anlangt, möchte ich den Herrn Eisenbahnminister Najman ein laden, endlich einmal zu uns zu kommen, namentlich auf die Strecke Reichenberg-Gablonz-Tannwald, um sich zu überzeugen, wie die Verhältnisse in solchen Städten mit 30.000 bis 40.000 Einwohnern, mit einem Industrieverkehr, der den Weltmarkt versorgt, aussehen. Wenn er da nicht schon aus Prestigegründen für den Staat die notwendigen Verbesserungen für dringend hält, dann muß er den Staat sehr gering einschätzen. (Posl. dr Koberg: Schon aus strategischen Gründen sollte er es tun!) Strategisch ist die Grenze gesichert.

Ich sagte schon, diese Komödie, die wir heute aufführen, indem wir über ein Gesetz von einem Paragraphen eine derart lange Debatte mit Duldung des Präsidiums und der Mehrheit - ich möchte fast sagen mit gewollter Duldung - abführen, legt uns den Gedanken nahe, ob es nicht an der Zeit wäre, uns einmal die Frage vorzulegen, ob nicht die ganze Wahlordnung und alles, was damit zusammenhängt, geändert werden sollte. Ich will wieder einmal aktiv reden. Denn was ginge es uns schließlich an, ob der èechische Staat die paar Jahre, die er noch lebt, gut oder schlecht regiert wird? Das könnte uns wohl gleichgültig sein, aber nachdem wir einmal hier leben und uns auf den Boden der realen Tatsachen stellen, so wollen wir doch auch die Frage erörtern, ob es nicht, wie bereits erwähnt, an der Zeit wäre, mit diesem Phantasma des sogenannten proportionellen Wahlrechtes, des Verhältniswahlrechtes, endlich einmal zu brechen. Kein Mensch ist damit zufrieden. Mit dem alten Wahlrecht im alten Österreich, wo die Wahl bezirksweise erfolgte, wo eben nur ein Kandidat gewählt werden mußte und wenn mehrere da waren, eine Stichwahl stattfand, bis sich für einen Kandidaten eine absolute Mehrheit herausstellte, waren die meisten Wähler zufriedener als mit dem heutigen Wahlrecht. Ja, wir können sagen, daß durch dieses Verhältniswahlrecht die Parteien petrifiziert werden. Wenn eine Partei in einem Wahlkreis noch so fest sitzt, daß sie die nötige Wahlzahl aufbringt, dann ist sie überhaupt nicht aus der Welt zu schaffen.

Es ist auch keine Flüssigkeit im politischen Leben möglich, es ist nicht möglich, daß sich wie z. B. in Frankreich Mehrheiten und Minderheiten von heute auf die nächsten 4 Wochen ändern, daß eine Regierung, die dem Volke nicht mehr paßt, gestürzt wird und eine neue an ihre Stelle tritt. Das alles ist bei diesem Verhältniswahlrecht nicht möglich, weil alles parteipolitisch gebunden ist, weil die Parteidisziplin unter allen Umständen aufrechterhalten werden muß und weil man ja, wenn einmal die Wahlen vorüber sind, ganz ruhig den Bleistift nehmen und sich ausrechnen kann, wieviel Stimmen zu der Mehrheit nötig sind, mit welchen Parteihäuptlingen zu verhandeln ist; und wenn dann der Kuhhandel fertig ist, kann man sich ruhig auf so und soviel Jahre einrichten, denn die Wahlen sind in weiter Ferne und wenn sie dann näher rücken, kann man ja vielleicht die Taktik etwas ändern. Wenn diese Wahlordnung, wie es von Èechen und Deutschen gleichmäßig gewünscht wird, einmal geändert würde, dann wäre es möglich, daß von den Deutschen endlich die Forderung nach wirklicher Autonomie mit Rücksicht auf die Bedeutung des deutschen Bevölkerungsanteils erhoben wird. Wenn die regierungsdeutschen Parteien heute behaupten, diese Verwaltungsreform beinhalte eine Sicherung des Deutschtums, so meinen sie damit, daß wir in Böhmen eine Minderheit von einem Drittel sind, die in jeder Frage vollkommen überstimmt wird und daß in Mähren-Schlesien dasselbe der Fall ist, (Posl. dr Koberg: Ein Viertel!) also ein Viertel, noch schlimmer. Wäre es aber den Èechen um Gerechtigkeit zu tun, so müßten sie einsehen, daß Böhmen 104 èechische und 38 deutsche Bezirke besitzt, daß also in den deutschen Bezirken deutsch gewählt und deutsch verwaltet, in den 104 èechischen Bezirken èechisch gewählt und verwaltet werden müßte, und ebenso müßte es in Mähren und Schlesien sein. Und kann man nicht aus den deutschen Bezirken einen eigenen Landtag machen? Dann hätten die Èechen wenigstens bewiesen, daß es ihnen ernst ist mit der Konsolidierung ihres Staates, daß sie nicht in die Fehler des alten Magyarenreiches verfallen wollen, das alles einfach mit der Knute niederknüppelte, bis die Leute mürbe und müde waren und den Zustand ertrugen. So auch hier. Nicht die Èechen haben sich geändert, wenn jetzt nicht mehr solche Brandreden gehalten werden, sondern wir Deutsche haben uns geändert, wir haben gelernt, die Prügel ruhig zu ertragen, weil der größte Teil unserer Volksgenossen von Jugend her nicht gewöhnt ist, über kurze Zeiträume hinwegzudenken. Diejenigen aber, die weiter sehen, sind zwar eine Minderheit, aber sie sind die Führer der künftigen Massenbewegung. Das mögen die Èechen nie vergessen. Sie dürfen nicht etwa glauben, daß wenn sich die Deutschen heute willig fügen, sie damit alles hinnehmen, daß wir Deutschen in dieser Erniedrigung ewig verharren wollen. Glauben Sie das ja nicht, meine sehr verehrten Landesbrüder! Wenn die Zeit einmal kommen wird, wo die Weltkonstellation anders ist, dann haben Sie ein so hohes und großes Maß von Haß und Erbitterung in die Herzen auch unserer Jugend hineingepflanzt, daß es Ihnen nicht möglich sein wird, sie hier zu behalten.

Nun etwas über die historischen Länder. Man macht in der Èechoslovakischen Republik einen Unterschied zwischen den anderen Ländern, nämlich Slovakei und Karpathorußland, und den historischen Ländern. Mit der Bezeichnung "historisch" wird ja überhaupt ein großer Unfug getrieben. Je kleiner eine Nation ist, desto "historischer" ist sie. Die Magyaren verstehen unter der Historie das 1000jährige Magyarenreich, das bis an die Karpathen rund herum ging; das macht sich das auf der Landkarte sehr schön aus und Lord Rothermere arbeitet ja auch mit diesem Mittel der sogenannten Raumpolitik. Die Èechen scheinen sich da etwas ähnliches vorzustellen. Die historischen Länder, das ist für sie etwas, was gar nicht zu trennen ist, und Herr Spina, der Minister, glaubt das auch, entgegen der Meinung Bismarcks, der es für das richtigste hielt, daß die Sprachgrenzen mit den Staatsgrenzen identisch seien, Minister Spina hält dies für undenkbar. Nun, man hat von Österreich Teile abgetrennt und hat sie zur Èechei gegeben, man hat vom Deutschen Reich Hultschin abgetrennt und es der Èechoslovakei zugesprochen, warum sollte denn nicht die Sprachgrenze auch die Staatsgrenze sein können, wenn nur rechts und links Leute nebeneinander wohnen, die sich verstehen und die miteinander leben wollen? Es wäre viel besser so, als daß man sie zusammensperrt und sie sich ewig zanken. Aber man spricht eben von den historischen Ländern als von etwas Untrennbarem und Unteilbarem. Und besonders die Kramáø-Leute sind ja darauf förmlich eingeschworen, wie auf ein Heiligtum, auf das unteilbare Königreich Böhmen, nur daß sie den König nicht mehr haben. Ungarn hat man dasselbe verübelt. Das Millenium-Denkmal in Preßburg hat man in der Luft gesprengt und wenn die Ungarn heute davon reden, das sie auf ihr historisches Reich Anspruch erheben, dann macht Beneš ein sehr ernstes und böses Gesicht und beschuldigt sie, daß sie den Frieden Europas gefährden. Wenn aber wir Deutschen davon sprechen, daß wir ohne unseren Willen und gegen unseren Willen in diesen Staat gekommen sind, ja, dann hält man uns die Historie entgegen und sagt: Das ist ja Böhmen, unser Böhmen, Ihr seid mit da, Ihr dürft mit da bleiben, weil Ihr schon einmal da seid, am liebsten hätten wir Euch draußen, aber eine Teilung gibts da nicht. Nun, gehen wir einmal der Geschichte auf den Grund. Wie ist denn die Historie Böhmens eigentlich? Die Èechen haben von Hanka bis Palacký und Masaryk und Hanuš Kuffner Böhmen als ein èechisches Land betrachtet. Notwendig aber ist nicht zu sagen, was Sie hören wollen, notwendig ist zu sagen, was wahr ist. Wo sollen wir mit der Historie beginnen? Sollen wir vor Christi beginnen oder um Christi Geburt oder um das Jahr 800, oder sollen wir mit der Zeit anfangen, wo die puritanischen Pilgerväter aus England nach U. S. A. hinüber gewandert sind und dort anfingen Wälder auszuroden und den Grund für die heutige nordamerikanische Republik zu schaffen? Wenn wir die Historie betrachten, so müssen wir unseren Volksgenossen draußen immer wieder vor Augen führen, daß die Zeit, wo die geschichtlichen Quellen zu fließen begannen, die Zeit vor Christi Geburt gewesen ist. Um diese Zeit aber war Böhmen ganz in germanischen Händen. Wer früher da gelebt hat, ob es Bojen waren oder andere, sicher ist, daß um die Zeit, wo die geschichtlichen Quellen zu fließen beginnen, Germanen, Deutsche hier gesessen sind, und es ist keine Zeit historisch belegt, wo Deutsche nicht hier gewesen sind. Man kann nicht beweisen, daß Deutsche immer da gewesen sind. man kann aber auch das Gegenteil nicht beweisen. Wohl aber können wir beweisen, daß dann als von den Èechen niemals die Rede war, als schon Deutsche in Böhmen ansässig waren, Ackerbauer, Krieger und Herrschende waren. Bis ins 8. Jahrhundert hinein hören wir nichts von den Èechen, nur von den Markomannen und ihren Nachkommen. Erst um diese Zeit hören wir von den Slaven, die wohl aus dem Osten hereink amen, und zwar in Gesellschaft der Avaren, Verwandter der jetzigen Magyaren. Wir wissen, daß das Großmährische Reich von ihnen niedergerannt wurde, wir wissen, daß sie befreit wurden von Samo, einem Franken, wir wissen, daß hier der erste Vorläufer des jetzigen Erzbischofs Kordaè der Sachse Thietmar als Bischof von Prag gewesen ist, wir wissen, daß um das Jahrtausend herum die Èechen nahe daran gewesen sind, von den Polen verschluckt zu werden und daß es nur dem deutschen Kaiser Heinrich II zu verdanken ist, daß sie aus der Polenherrschaft befreit wurden, so daß sie heute überhaupt ein Eigenleben als Sondernation besitzen. Wir wissen, daß dann durch anderthalb Jahrhunderte die inneren Streitigkeiten zwischen den Pøemysliden von den deutschen Kaisern immer und immer wieder geschlichtet werden mußten, daß Böhmen seit der Zeit, wo es in den Bannkreis des Deutschen Reiches geraten ist, ein integrierender Bestandteil des Deutschen Reiches war, wenn es sich auch eine gewisse selbstständige Existenz behauptete. Zur jener Zeit, wo Böhmen am meisten blühte, war der Einfluß der Deutschen am größten. Nicht mit Gewalt, nicht mit dem Schwert, mit dem Pfluge in der Hand haben wir unsere Arbeit hier geleistet. Die größten Herrscher, die Sie Ihr Eigen nennen, Ottokar I, Ottokar II, waren Freunde der Deutschen und haben die deutsche Kultur begünstigt. Die Glanzzeit unter den Luxenburgern war die Glanzzeit des deutschen Kulturlebens in diesem Lande und als dann Ihre Heldenzeit heranbrach, die èechische Heldenzeit der Hussiten - es hat nicht lange gedauert, von 1415 bis 1429 - da war aus dem blühenden Lande Böhmen eine Wüste geworden, so daß die Hussiten selbst nichts mehr zu essen hatten und in die Grenzlande Raubzüge unternehmen mußten, um überhaupt zu leben. Es hat hundert Jahre bedurft, ehe, wieder größtenteils durch deutschen Fleiß, aus der Wüste ein halbwegs kultiviertes Land geworden war. Wenn also die Èechen sich das überlegen, so müssen sie sagen: Wenn sie ihren Staat behaupten wollen - seien wir wieder aktivistisch - so hätten sie das größte Interesse daran, die deutsche Kultur und den deutschen Kultur einfluß zu sichern und sich zu erhalten und mit den Deutschen in Freundschaft und gegenseitiger Achtung zu leben. Nicht aber sich wie jetzt als die Herren, die Herrscher und Alleinherrscher aufzuspielen, die anderen als Unterdrückte und Sklaven zu betrachten, die sie knechten dürfen, weil heute kein Stärkerer ist, der sie daran hindert. Ich will die Geschichte nicht weiter ausführen, nur auf eines muß ich zurückkommen, das ist die Fabel von der Unterdrückung der Èechen nach der Schlacht am Weissen Berge. Die Schlacht am Weissen Berge und alles, was ihr vorausging und nachfolgte, war eine Religionssache, ein Kampf der Stände gegen das absolute Regiment der Habsburger und ein Kampf der Protestanten gegen die katholische Vormacht. Unter dieser Unterdrückung nach 1620 litten die Deutschen geradeso wie die Èechen. Die Gegenreformation war es und was hatte den Anlaß zum Fenstersturz in Prag gegeben? Zwei deutsche Orte, Klostergrab und Braunau. Dort wurden Kirchen gesperrt, vom Abt in Braunau und in Klostergrab vom Erzbischof von Prag. Das war der erste Anlaß zum Fenstersturz und zum Beginn des 30jährigen Krieges. Die Gegenreformation lastete auf uns und auf den Èechen in gleicher Weise. Wir haben gleichermaßen gelitten und gleichermaßen geduldet. Vor einigen Tagen ist erst in meinem Geburtsort Zinnwald, und zwar im sächsischen Teile, eine Feier vor sich gegangen, u. zw. die Feier des 200jährigen Bestandes der Exulantengemeinde. Zinnwald auf böhmischer Seite stand unter den Lobkowitzen. Es war besiedelt von deutschen protestantischen Bergleuten und weil man die Bergleute nicht durch ixbeliebige Arbeiter ersetzen konnte der Bergbau war noch nicht technisch so fortgeschritten, daß man einfach ungelernte Arbeiter in den Schacht schicken konnte - darum wurden die deutschen Bergleute in Zinnwald geduldet. Es wurden ihnen Jesuiten auf den Hals gesetzt, zwei Missionen dort unterhalten, eine Kirche gebaut, sie wurden wiederholt unter Drohungen aufgefordert, die katholische Religion anzunehmen. Sie haben das abgelehnt und es hat über 100 Jahre gedauert, ehe sie dann doch durchgesetzt wurde, daß die letzten Protestanten die böhmischen Länder verlassen mußten. Nur der Freigiebigkeit der sächsischen Brüder und der dortigen Fürsten ist es zu verdanken, daß sie überhaupt eine Heimstätte fanden. Diese Tatsache, daß 100 Jahre nach der Schlacht am Weissen Berge noch in Scharen aus dem böhmischen Zinnwald protestantische deutsche Leute auswandern mußten mit Hinterlassung von Hab und Gut ins benachbarte Sachsenland, das muß Ihnen doch den Beweis erbringen, daß es sich bei der Unterdrückung durch die Habsburger und die katholische Kirche nicht um eine Unterdrückung seitens der Deutschen gegenüber den Èechen gehandelt hat, sondern daß das eine religiöse Frage war, die hauptsächlich mit auf den Deutschen lastete. Denn in Zinnwald gab es keine Èechen, so wie es auch heute nur einen èechischen Postmeister und einen èechischen Gendarmen dort gibt und hie und da einmal kommt ein èechischer Geistlicher hin; jetzt ist es aber auch schon Not daran, jetzt sind schon mehr deutsche Geistliche (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Zierhut.) Wenn sich auch Masaryk in seiner Beweisführung immer darauf beruft, daß die Èechen seit 300 Jahren unterdrückt worden waren, daß damals ein Raub am èechischen Boden begangen wurde und daß man wieder gutmachen müsse, daß man wieder Vergeltung üben müsse, und wenn man daraus das Recht herleitet, so gegen die Deutschen vorzugehen, der eine in milderer, humanerer Form, der anderer in etwas brutalerer Form, so sind die Èechen in ihrem Denken ganz und gar abwegig. Es ist keine Wiedervergeltung, sondern es ist ein ganz gemeines ordinäres Unrecht, das Sie an uns begehen. Was gehen uns die damaligen Zeiten an? Sind wir Nachkommen derjenigen, die die Güter bekommen haben, die man den deutschen und èechischen Adeligen wegnahm, weil sie Protestanten und Empörer waren. oder sind wir Nachkommen von irgendwelchen Jesuiten, die damals Èechen und Deutsche in gleicher Weise kujonierten? Das sind wir nicht, wir hatten das gleiche Los gehabt. Wenn die èechische Sprache zurückging und ihre Bedeutung immer geringer wurde, so war das eine geschichtliche Tatsache, die nicht mit einer Unterdrückung durch die Deutschen zusammenhing. Es ist also ungerecht und es ist ein schwerer Fehler, wenn die Gründer dieses Staates sich auf solche Zeiten berufen, auf Zeiten der Barbarei, die dem Mittelalter sehr nahe stehen, um für ihre Regierungshandlungen, für ihr Vorgehen, für ihre Korruptionsaffären und was damit zusammenhängt, für diese stinkigen Geschichten, die wir nicht aufrühren wollen, eine Rechtfertigung zu suchen.

Der Präsident Masaryk, der hier irgendwo in diesem Saale ein Blatt Papier in der Hand hält - ich weiß nicht, was es bedeutet, ob er es zerreißt oder faltet - ist gewiß eine große Nummer für den Staat. Er ist gewiß derjenige Mann, der Ihnen am meisten genützt hat, er ist gewiß jener Mann, der Ihnen auch heute noch am meisten nützt, weil sein Ruf, den er sich in der Zeit vor dem Kriege erworben hatte, ein wohlbegründeter war. Aber seit er in nationaler Befangenheit sich ganz dem èechischnationalen Gedankengang anpaßt, seit er das Wort ausgesprochen hat: "Unser Staat wird ein èechischer Staat sein und die Deutschen haben das Recht von Kolonisten und Gästen", seit der Zeit ist er nicht mehr der alte Masaryk, der von der ganzen Welt hochgeachtet wurde, seit der Zeit ist er einfach ein èechischer Präsident, nicht unser Präsident, er ist der Präsident der Èechen. Wir haben ihn nicht mitgewählt und wenn er jetzt von den Regierungsdeutschen mitgewählt wurde, so sind das eben Leute, die sich nach seinen eigenen Worten ich werde sie zitieren, man muß sehr vorsichtig sein, sonst konfisziert der Präsident die halbe Rede - nicht richten. Ich werde Worte von Masaryk, die den Regierungsdeutschen ins Stammbuch geschrieben werden sollten, zitieren. Er hat in seinem Buche "Das neue Europa" eine große Anzahl von Aussprüchen im Jahre 1922 noch einmal sanktioniert, die er während des Krieges getan hat, eine Reihe von Aussprüchen und Sentenzen, die, wenn sie im Deutschen Reiche weiter bekannt wären, ganz gewiß sein Bild in ganz anderem Lichte erscheinen ließen, als es jetzt in der meist von Fremden geschriebenen Presse erscheint. So hält man ihn für einen großen Pazifisten. Das ist er auch. Aber kein Pazifist im Sinne des "Berliner Tageblatt". Was sagt er z. B. in diesem Buche auf Seite 121: "Manche Pazifisten werten den Krieg unrichtig. Der Krieg ist ein Übel und ein sehr großes Übel, aber wenn man den Enderfolg und den Verlust am Leben und Gesundheit in Anschlag bringt, ist er nicht das größte Übel. Der Alkoholismus z. B. heischt nicht weniger Opfer als der Krieg; die Folgen der Lues, der Unvorsichtigkeit bei der Fabriksarbeit und anderswo fügen in summa nicht weniger Unglück den Einzelnen wie der Gesellschaft zu. Die ungeheure Zahl der Selbstmorde in allen Staaten (in Europa jährlich an 100.000) beweist klar, daß der Krieg nicht das ärgste und sicherlich nicht das einzige Übel ist. Ein ehrloses Leben, ein Leben in Knechtschaft ist ein ärgeres Übel." Bitte, mit diesem Ausspruch können wir uns vollkommen einverstanden erklären, wenn wir auch nicht Pazifisten sind; aber die Regierungsdeutschen können sich ihn in das Stammbuch schreiben. Ein Leben in Unehre, in Knechtschaft, nämlich in freiwillig übernommener Knechtschaft! Bitte, wenn ich in Knechtschaft leben muß, wenn ich eingesperrt bin, muß ich im Kerker bleiben, muß ich mich auf den Boden des Kerkers stellen, aber wenn ich freiwillig anerkenne, daß der Kerker ein herrlicher Palast ist, daß er zum 10jährigen Jubiläum geschmückt werden soll, dann bin ich ehrlos, dann bin ich ein Knecht.

Über die Selbstbestimmung, die von manchen so bespöttelt wird, die uns Wilson in seinen 14 Punkten versprochen hat - ich hoffe, daß auch das Schachbrett, auf dem die Völker nicht wie Figuren hin und hergeschoben werden sollen, auf dieses Denkmal draußen hinkommt, vielleicht auf der rückwärtigen Seite - sagt Masaryk auf Seite 35: "Daß die Nationalität ein politischer Machtfaktor geworden ist, könnte unter Umständen eine bloße historische Tatsache sein, allein die Verbündeten erkennen das Recht auf Selbstbestimmung an; Präsident Wilson führte aus, daß man kein Volk zwingen dürfe, eine Regierung zu haben, die nicht aus dem Volk und für dieses Volk sei". Deutschböhmen, Deutschmährer und Deutschschlesier, habt ihr eine Regierung, die aus eurem Volk und für euer Volk ist? Wenn man diese Frage in einer öffentlichen Versammlung stellt, wagt nicht ein einziger Anhänger der Regierungsparteien, darauf Ja zu sagen. Wir haben keine Regierung, die aus uns und für uns ist, wir sind unter fremder Regierung. "Die sogenannten Realpolitiker" - das sind die Regierungsdeutschen - "beruhigen sich, wenn es ihnen gerade paßt, bereitwilligst damit, was ist, und verwechseln gern den tatsächlichen Zustand mit dem Rechte. Aber das, was war und ist, ist an und für sich noch nicht berechtigt -- die Geschichte und das gesellschaftliche Leben ist ein unausgesetzter Kampf der Bannerträger des Rechtes und der Gerechtigkeit gegen jene, die an bequemer Tatsächlichkeit hängen."

Ich frage meine Parteigenossen, ob sie nun hier sind oder im Lande draußen: Können wir dieses Wort nicht voll und ganz unterschreiben, und müßte nicht das èechische Volk, wenn es den Präsidenten Masaryk gewählt hat und sich an seine Worte hält, uns die Freiheit geben? Das werden sie allerdings nicht tun.

Auf Seite 51 spricht er über die Rekonstruktion Mitteleuropas auf nationaler Grundlage und die nationalen Minderheiten: "Viele konservative Politiker treten, obgleich sie die Berechtigung des Nationalitätenprinzips anerkennen, für eine unradikale Behandlung der nationalen Probleme ein"; - siehe Spina, Symbiose usw.! - "sie haben nichts dagegen einzuwenden, daß einzelne neuen nationale Staaten geschaffen werden, aber sie wünschen, wo immer nur möglich, den politischen Status quo" - siehe Beneš! - "und schlagen vor, die nationale Frage möglichst durch nationale und sprachliche Autonomie einer Lösung zuzuführen. Von der Autonomie haben wir eben gesprochen. Es ist richtig, das haben wir auch schon gestreift, daß sich manche nationale Minderheiten und manche Nationen, die kleineren und weniger entwickelten, wenigstens vorläufig mit der Autonomie begnügen würden. Es ist auch richtig, daß es einige Nationen gibt, die überhaupt keine nationalen und politischen Aspiratonen haben. So haben sogar z. B. die ihres Volkstums sich vollbewußten Flämen in diesem Kriege die Erklärung abgegeben, daß sie von ihren wallonischen Mitbürgern" also von Belgien - "nicht losgelöst zu werden wünschten" usw. Aber er sagt dann auf Seite 53: "Die Festsetzung der ethnographischen Grenzen wird nach dem Kriegstaumel vielleicht in einigen Fällen eine bloße provisorische und zeitlich bemessene Maßregel sein"; - siehe Rothermere! - "sobald sich die Nationen beruhigt und das Prinzip der Selbstbestimmung angenommen haben werden, könnte die Berichtigung der ethnographischen Grenzen und Minderheiten ohne Aufregung und auf Grund von sachlichen Erwägungen durchgeführt werden." Einverstanden, wir wenigstens! "Dies umso eher, wenn die Minderheiten nicht mehr unterdrückt sein werden. Die freien Minderheiten werden in der Organisation Europas eine große Rolle zu spielen haben, es wird ihre Aufgabe sein, die Entwicklung echter Internationalität zu fördern". Siehe Mayr-Harting!

Aber es ist nicht alles Gold, was glänzt. Es sind sehr schöne Sentenzen da, aber auch solche, welche den Èechen hervorleuchten lassen. So schreibt er auf den Seiten 136 und 137; was dann alles im Frieden gemacht werden muß und tatsächlich gemacht worden ist, dank den Einflüssen der kleinen Person, die ich schon früher erwähnt habe: "Preußen muß auf Elsaß-Lothringen verzichten; die Mehrheit der Bevölkerung ist zwar deutsch" - Poincaré, was sagst du? - "wünscht aber selbst zu Frankreich zu fallen oder wenigstens von Deutschland wegzukommen. Elsaß-Lothringen wurde 1870 mit Deutschland gegen den Willen des Volkes vereinigt und hat sich mit seinem Schicksal bisher nicht versöhnt" - my auch nicht! - "Ich erinnere, daß damals die Vertreter des èechischen Volkes, als die einzigen von allen Völkern, offiziell gegen diese Vergewaltigung protestiert haben. Eins ist freilich wahr: die deutschen Sozialisten hatten damals den Mut, ebenfalls zu protestieren". - Die èechischen haben diesen Mut nicht gehabt. - "Die Dänen in Schleswig werden sich an Dänemark anschließen, die Polen in Posen und Preußisch-Schlesien werden mit ihren Landsleuten aus Rußland und Österreich vereinigt werden; es ist nicht ungerecht, Danzig an Polen zu geben!" das mögen sich die Reichsdeutschen gut merken - "damit es einen direkten Zugang zum Meere habe. Ostpreußen würde zu einer deutschen Enclave werden, welche das Meer zur direkten Verbindung mit Preußen zur Verfügung hat. Die Èechen in Preußisch-Schlesien würden Böhmen zurückgegeben werden. Die Lausitzer Serben können, wofern sie es so wünschen werden" - das sind die in Görlitz - "an Böhmen angegliedert werden, die Litauer und ein unbedeutender Teil der Letten würden an Litauen fallen." Aber er sagt weiter: "Die böhmischen Länder, Böhmen, Mähren und Schlesien" - das sind die historischen Länder - "mit der Slovakei werden einen selbständigen Staat bilden. Die Grenzen der böhmischen Länder sind gegeben, denn der böhmische Staat ist rechtlich bis heute selbständig. In dem sogenannten deutschen Sprachgebiet in Böhmen, Mähren und Schlesien gibt es viele èechische Bewohner, daher ist es gerecht, daß der erneute Staat sie behalte. Es wäre ungerecht, einige hunderttausend Èechen den Pangermanen zu opfern". - Diese Logik leuchtet mir nicht ein. Es wäre als ungerecht, einige hunderttausend, sagen wir 200.000 bis 300.000 Èechen den Pangermanen, das sind wir, zu opfern, ist es aber gerecht, 3 /2 Millionen Deutsche den Pan-Èechen zu opfern? Sodann heißt es weiter: "Noch im Jahre 1861 waren die Deutschen in Böhmen mit den Èechen in der Forderung der Krönung Franz Josefs zum böhmischen König einig." - Man kann hoffen, daß die Deutschen in Böhmen nach dem Kriege von dem nationalen Chauvinismus, in den sie durch die pangermanische Agitation hineingetrieben wurden, ablassen werden. Viele Deutschen haben selbst gegen die pangermanischen Aspirationen nach Loslösung des nördlichen und des westlichen Böhmen und Festsetzung einer Hauptstadt in einer der deutschen Städte Protest eingelegt. "Bezüglich der magyarischen Minorität" - sagt er - "muß hervorgehoben werden, daß es ursprünglich in der Slovakei nur wenige Magyaren gegeben hat" - sie sind nur künstlich aufgemacht worden. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Horák.)

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