Ètvrtek 1. prosince 1927

Bei dem Grundgedanken unserer Bodenreform kann dies auch nicht anders sein. Die Erschütterung der Sicherheit des Eigentums für die bisherigen Besitzer untergräbt die Möglichkeit einer weitausschauenden wirtschaftlichen Betätigung, sie unterbindet auch die Freude an der Arbeit und am Arbeitserfolg und sie mindert den notwendigen Aufwand an Arbeit und Kapital. Auf der an deren: Seite er folgt eine Zuteilung an ungeeignete neue Erwerber, die sich nicht nach ihrer Kenntnis und Fähigkeit, sondern nach ihrer nationalen und Parteizugehörigkeit qualifizieren. Der enteignete Grundbesitz kommt so zur Bewirtschaftung in vollkommen ungeeignete Hände.

Hier einige Beispiele für viele. Der ehemals zur Clam-Galas sc en Herrschaft Friedland in Böhmen gehörige Maierhof Nieder-Ullersdorf, im Ausmaß von 116 ha, wurde im Frühjahr 1926 einem gewissen Poledník überlassen, der dieses Objekt im Schätzwerte von rund 2 Millionen Kronen um den lächerlichen Betrag von 270.000 Kronen ins Eigentum erhalten sollte. Aber trotz dieser ungeheuer günstigen Voraussetzungen war Poledník nicht in der Lage, seine Wirtschaft zu führen. Hochkultivierte Felder verunkrauteten, die Verwendung der teueren Düngemittel war eine unrationelle und nach kaum Jahresfrist ging Poledník in Konkurs, hatte Schulden bei zahlreichen Gewerbetreibenden der Gegend und wurde wegen betrügerischer Krida verhaftet. Die segensreiche Wirkung der Bodenreform war hier: Erstens dem neuen Grundherrn droht Kriminal, zweitens, seinen Gläubigern, darunter armen Gewerbetreibenden, schwere Vermögensverluste und drittens eine wahrhafte Illustration der praktischen Auswirkung der Bodenreform. Nach Abgang des ersten Besitzers ließ es sich aber das Bodenamt nicht verleiden, ein neues Protektionskind, den Ing. Oldøich Wachtl, auf das Objekt zu setzen und es ist zu befürchten, daß das Ende noch schlimmer als der Anfang sein wird.

Ungeheuer sind auch die Folgen der Bodenreform in Nord- und Nordwestböhmen. Außer drei Restgütern, welche Deutsche erhalten haben, kam alles in èechische Hände. Das Unerhörte der Restgutverteilung auf den ehemals Czerninschen, Dreherschen und HielleDittrichschen Höfen ist allgemein bekannt. Das Bodenamt hat aber dort seinen Zweck erreicht. Es hat neue èechische Gutsherren geschaffen und ob in einem Stalle, der früher 70 bis 80 Stück Rassevieh beherbergte, heute nurmehr 10 Stück Vieh mindester Qualität stehen, ist gänzlich bedeutungslos. Welche Gesichtspunkte für die Zuteilung von Restgütern maßgebend sind, erhellt aus einem Artikel der Wiener Zeitung "Neue Wirtschaft", die folgende Restgutbesitzer nennt, also unsachliche Protektionswirtschaft im höchsten Maße: "Es erhielt das Restgut Podìbrad der Präsident der Agrarbank Dvoøák, das Gut Èerná erhielt Dr Pìknice, Sekretär des Landwirtschaftsministeriums, das Restgut Tman-Nový Dvùr wurde einem Herrn Holman, Neffen des Ministers Malypetr, der ber eits drei Höfe besitzt, zugewiesen. Groß-Palec erhielt der Schwager des Ministers, namens Vopršálek, der Schwiegervater des Sekretärs des Ministers Dr Král bekam das Restgut Uherce; der Agrarier Husník, ein Neffe Pražáks, bekam das Restgut Pouzetín. Dem Zuteilungskommissär Brabec aus Schlan wurde das Restgut Moran zugeteilt. Der Beamte des Prager Bodenamtes Èech erhielt das Restgut Citolib."

Derzeit konzentriert sich der èechische Ansturm auf den Wald. Präsident Voženílek führte in seiner Budgetrede aus, daß zweifellos einen bedeutenden Teil der Waldlatifundien vorwiegend der Staat selbst in Händen, behalten wird. Wirtschaftliche Gründe sind, hier eben so wenig maßgebend wie bei der, landwirtschaftlichen Bodenreform. Konstatierte doch selbst Präsident Masaryk in, seiner Neujahrsbotschaft 1922: "Die Bewirtschaftung ganz dem Staate zu überlassen, wäre ein Fehler, da unser Staat für eine so gewaltige Aufgabe nicht genügend vorbereitet ist." Man braucht nicht in die Geheimnisse - der Èechoslovakisch en Republik eingeweiht zu, sein, um auf den ersten Blick zu erkennen, daß hier nur rein nationalèechische Interessen im Spiele sind. Die Mitarbeit deutscher Parteien in der Regierung hat den Charakter des Staates als èechischen Nationalstaat nicht - zu ändern vermocht und speziell alle Aktionen, die das Bodenamt durchführt, sind nur vom Gesichtspunkte der Èechisierung des deutschen Gebietes zu verstehen. Die Národní Jednota geht Hand in Hand mit dem Bodenamte.

Nun ein kleiner Auszug aus dem Bericht der mährischen Èechisierungsvereine, aus dem Aufruf der "Národní Jednota", wo es heißt: "In Schlesien wird unser Vormarsch heuer in Lobenstein, Pochmühl (Vykov) und Schellenburg enden. Die letzte Gemeinde ist eine Vorstadt Jägerndorfs, wo wir eine entsprechend sich entwickelnde Minderheit haben. Die Restgüter in diesen Gemeinden kommen heuer in die Hände èechischer Besitzer. Die Jägerndorfer Minderheit wird dadurch eine starke Stütze erhalten. Das Restgut Lobenstein hat ein Ausmaß von 240 Hektar guten Bodens, Lobenstein, der Geburtsort Hans Kudlichs, dieses grimmigen Feindes des èechischen Volkes, wird durch diese Tat unser. Die leiblichen Reste Hans Kudlichs wurden aus Amerika nach Lobenstein gebracht und hier in einem Mausoleum niedergelegt, das in der unteren Hälfte eines Aussichtsturmes am Berge im Gemeindewalde errichtet wurde. Unser Denkmal wird besser und bedeutungsvoller sein. Übrigens wird auch dieser Boden nicht lange in deutschen Händen bleiben. Hans Kudlich wird nicht in deutscher Erde schlafen. Schade, daß der Vizepräsident des Bodenamtes Josef Malý den Verkauf des Hofes Bransdorf (Brotice) bewilligte, Jägerndorf könnte völlig umzingelt werden..."

Ich könnte noch eine ganze Reihe solcher Sachen aus Schlesien erzählen, aber es ist für uns ein trauriges Kapitel, daß gerade diese Angelegenheit, die für uns so wichtig ist, durch die Mitarbeit der deutschen Regierungsparteien, insbesondere der Herren vom Bund der Landwirte, in eine so schwierige Lage gekommen ist.

In der Mai-Ausstellung 1927 der èechoslovakischen landwirtschaftlichen Gesellschaft (Zemìdìlská jednota) hat das Bodenamt in zahlreichen Statistiken die Bilanz der Bodenreform für den Stichtag 31. März 1927 veröffentlicht. Nach diesen ist der derzeitige Stand folgender: Das Gesamtausmaß des beschlagnahmten landwirtschaftlichen Bodens beträgt 1,229.688 ha, der anderweitige Grund und Boden 2,733.376 ha; hiervon wurden bisher der Bodenreform unterzogen: Verkauf an langjährige Pächter 80.895 ha, Zuteilung von Baugrund 6311 ha, Zuteilung von zerstreut liegenden Grundstücken 9302, ordentliche Zuteilung 419.799 ha beschlagnahmten landwirtschaftlichen Bodens und 75.629 ha anderweitigen Bodens. Verkauf nach § 7 des Beschlagnahme-Gesetzes: a) Entlassung aus der Beschlagnahme 100.046 ha landwirtschaftlichen Bodens und 73.595 ha anderweitigen Bodens; b) bisher noch nicht genehmigtes sogenanntes kleines Programm 52.160 ha landwirtschaftlichen Bodens und 61.374 ha anderweitigen Bodens; Entlassung aus der Beschlagnahme nach § 3 a) des Beschlagnahmegesetzes 4555 ha landwirtschaftlichen Bodens und 935 ha anderweitigen Bodens; Entlassung aus der Beschlagnahme nach § 20 des Zuteilungsgesetzes 11.900 ha landwirtschaftlichen Bodens und 98.968 ha anderweitigen Bodens; verstaatlicht wurden 13.690 (179.165) ha, Anspruch von 1730 Eigentümern auf Grund und Boden nach § 11 des Beschlagnahmegesetzes 259.500 (173.000) ha. Im ganzen somit 958.158 ha beschlagnahmten landwirtschaftlichen Bodens und 662.666 anderweitigen Bodens, Es verbleiben daher für das Jahr 1927 und weiterhin 271.530 ha landwirtschaftlichen Bodens und 2,070.710 ha anderweitigen Bodens.

Aus diesen Zahlen ist zu entnehmen, daß die Bodenreform, soweit landwirtschaftlicher Grund und Boden in Frage kommt, als nahezu beendet betrachtet werden kann. Landwirtschaftlicher Grundbesitz, der jetzt noch der Bodenreform unterworfen werden soll, liegt zum größten Teil in der Slovakei und Karpathorußland. In den sogenannten historischen Ländern (Böhmen, Mähren und Schlesien) kann die landwirtschaftliche Bodenreform fast gänzlich als beendet gelten.

Uns interessiert hier die nationale Seite des Problems. Ob die Bodenreform wirtschaftlich richtig oder unrichtig war, ob sie zu einer besseren und gesünderen Bodenverteilung geführt hat und welchen Einfluß sie auf die landwirtschaftliche Produktion äußert, bleibe hier unerörtert. Zur Untersuchung steht nur die Frage, ob durch die Bodenreform eine Verschiebung des Bodenbesitzes zwischen den einzelnen die Èechoslovakei bewohnenden Nationalitäten erfolgt ist und ob und inwieweit durch die Bodenreform der Besitz des deutschen Volkes an Grund und Boden geschmälert wurde. Wir gehen hierbei von folgenden Voraussetzungen aus: Wie durch die Bodenreform einem Großgrundbesitzer sein Besitz ganz oder teilweise enteignet wurde, so ist damit unter allen Umständen im Hinblick auf den geringen Entschädigungspreis (ein Sechstel bis ein Zehntel des Verkehrswertes) eine Vermögensschädigung des Grundbesitzes verbunden. Diese privatwirtschaftliche Vermögensminderung wird jedoch zu einem Verluste des Volksvermögens, wenn die Zuteilung des Bodens nicht an Volksgenossen des Großgrundbesitzes erfolgt. Wird z. B. der Besitz eines deutschen Großgrundbesitzers in deutscher Gegend enteignet und der Boden Èechen zugeteilt, so wird das deutsche Volksvermögen zu Gunsten des èechischen geschädigt und nebenbei das deutsche Sprachgebiet mit volksfremden Elementen durchsetzt, (Pøedsednictví pøevzal mistopøedseda Slavíèek.)

In Böhmen, Mähren und Schlesien waren vor Beginn der Bodenreform rund 500.000 ha beschlagnahmter landwirtschaftlicher Fläche im Eigentum nichtèechischer, u. zw. zum überwiegenden Teile deutscher Eigentümer. Rechnet man die Fläche ab, die für die Besitzer noch übrig bleibt, so ergibt sich, daß rund 361.000 ha durch die Bodenreform ihren Besitzer gewechselt haben, bzw. in kürzester Frist wechseln werden. Hiervon sollen an deutsche Bodenwerber nicht mehr wie 45.000 ha gelangt sein. Daraus ergibt sich eine Verminderung des deutschen Besitzstandes von rund 325,000 ha. Da der durchschnittliche Entschädigungspreis 1904 Kronen pro ha beträgt (nach der Rede des Präsidenten des Bodenamtes Dr Voženílek im Budgetausschuß nach dem "Prager Tagblatt" vom 13. November 1926, Nr. 267) und der effektive Wert mit mindestens dem sechsfachen, mithin rund 11.000 Kronen angenommen werden muß, ergibt sich eine Schädigung des deutschen Volksvermögens um das Fünffache des Entschädigungspreises, mithin um rund 3100 Millionen Kronen. In der Slovakei und Karpathorußland sind die analogen Zahlen: 755 nichtèechische Eigentümer mit einem landwirtschaftlichen beschlagnahmten Besitz von 390.648 Hektar. Legt man ebenfalls die Annahme zugrunde, daß dem Eigentümer 300 Hektar verbleiben, so ergibt sich für die Bodenreform eine Restfläche von 164.148 Hektar nichtèechischen Besitzes. Die Annahme, daß die ortsansäßige ungarische Bevölkerung 14.000 Hektar erhält, ist äußerst hoch gegriffen und es wird hinter den Tatsachen zurückbleiben, wenn wir annehmen, daß in der S!ovakei und Karpathorußland 150,000 Hektar die ehemaligen deutschen und ungarischen Besitzes in èechische und slovakische Hände überführt werden. Daraus ergibt sich, nach der gleichen Berechnung wie oben, eine Vermögensschädigung der Minderheitsvölker um 1428 Millionen, das sind zusammen 4528 Millionen Kronen. Alle diese Zahlen sind äusserst vorsichtig gewählt und die tatsächliche Schädigung des deutschen Volksvermögens wird in Wirklichkeit noch um ein Beträchtliches höher sein.

Als reines Stiefkind dieser Republik muß ich das arme Schlesierland bezeichnen. Die deutsche Land- und Forstwirtschaftsgesellschaft in Troppau als Landeskulturstelle bekommt so kleine Zuwendungen, daß man sie als Bettelgroschen bezeichnen kann. Bekam, dieses Gebirgsland jetzt schon so kleine Beträge, so fürchten wir, daß dieses Land, eingegliedert in das Land Mähren, noch schlechter daran sein wird. Der deutschen Land- und Forstwirtschaftsgesellschaft, die mit der Durchführung der Landeskulturstellen für die deutschen Landesteile Schlesiens betraut ist, bekommt zur Deckung der Regiebeihilfen, des Personal- und Sachaufwandes, vom Staate jährlich 20.000 Kronen und mit diesen 20.000 Kronen soll sie das Auslangen finden. Den großen Staatssparmeister Finanzminister Dr Engliš möchte ich gern als Leiter dieser deutsch en Land- und Forstwirtschaftsgesellschaft sehen, wie er sich bei diesem Bettelgroschen durchhungern würde, um allen Anforderungen gerecht werden zu können. Die im Lande Schlesien bestehenden 16 landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen, die Landesackerbauschule in Ober-Hermsdorf, die Haushaltungsschule in Freudenthal, bedürfen dringendst moderner Lehrmittel, Zur Förderung des landwirtschaftlichen Fachbildungswesens, zur Abhaltung von Vorträgen, Spezialfachkursen, Exkursionen, Fachblattausgestaltung und Büchereiwesen ist kein Geld vorhanden. Im Jahre 1927 wurden der schlesischen Landwirtschaft 8900 Kronen zur Verfügung gestellt, zum Zwecke der Förderung der Pflanzenproduktion. Wie man mit diesem Almosen Wiesen, Feldfutter, Obst- und Flachsbau, Sortenanbau, Düngungsversuche, Schädlingsbekämpfung, Saatgutveredelung und Beizung und noch die Bezahlung für den Fachreferenten bestreiten soll, ist unfaßbar. Das Gebirgsland Schlesien bedarf einer großangelegten Grünlandswirtschaft, um der Viehzucht und Milchwirtschaft zum Aufschwunge zu verhelfen. Die Leistungskontrollorganisationen müssen verkümmern, der Elektrifizierung und Mechanisierung der landwirtschaftlichen Betriebe kann das nötige Augenmerk nicht gezollt werden, da das Land arm ist. Veranstaltungen von Wettbewerben, Vorführungen und Prüfungen landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte, die letzten Endes dem Handel und der Industrie und überhaupt der ganzen Volkswirtschaft zugute kämen, können mangels an Unterstützungen nicht in großzügiger Form durchgeführt werden. Für Dienstbotenprämiierungen ist kein Geld da. Der Subventionssatz für Drainage- und Meliorationsanlagen sollte für Gebirgsgemeinden mit 60% des Kostenvoranschlages eingestellt werden. Das Genossenschaftswesen bedarf einer besonderen Unterstützung. Ich habe eine Reihe Anträge gestellt, die, wie ich hoffe, angenommen werden, zumal doch die deutschen Regierungsparteien so stramm in der èechischen Regierungslaube sitzen. Herr Windirsch, der Obmann des Bundes der Landwirte, ist von der zuckersüßen Politik der lieben Symbiosebrüder so großartig erfüllt, daß es doch ein leichtes für einen regierungstreuen Abgeordneten sein muß, alle Wünsche, die für die arme deutsche Landwirtschaft vorgebracht werden, durchzusetzen. Um die schlesischen Anträge habe ich keine Bange. Denn daß diese Anträge von der Regierungsmehrheit angenommen werden, dafür sorgt die allezeit bewährte Kraft des Obmannstellvertreters der deutschen Landwirtevereinigung Schlesiens, Herr Abg. Halke.

Eine weitere Angelegenheit, die ich hier vorzutragen habe, ist, daß gerade am Staatsfeiertag von den uniformierten und nichtuniformierten Gendarmerieposten eine Menge Aufschreibungen vorgenommen wurden, weil die Landwirte draußen arbeiteten. Ich habe den Herrn Ackerbauminister ersucht, er möge in dieser Beziehung prüfen, ob es nicht für die Landwirtschaft, insbesondere in den deutschen Gebieten in den rauheren Lagen wichtig ist, daß auch an diesem Tage die Arbeit erlaubt würde, da doch auch der Feiertag erst ganz neu eingeführt ist. Denn sonst kommen wir mit unseren Arbeiten nicht vorwärts, wir sind nicht imstande, vorwärts zu kommen, da uns nur eine sehr karg bemessene Vegetationszeit zur Verfügung steht. Es sind eine ungeheure Menge solcher Anzeigen erstattet worden und ich möchte mich von dieser Stelle auch jetzt wieder dafür aussprechen, daß diese Angelegenheit in ruhiger Form behandelt wird und keine Bestrafungen durchgeführt werden, Denn wenn diese Arbeit am Staatsfeiertag so gefährlich ist, dann müßten auch andere Arbeiten ruhen, wie z. B. bei der Eisenbahn und bei der Schifffahrt, dann dürften keine Tanzunterhaltungen abgehalten werden, die Kirchen müßten geschlossen werden. Kurzum, das ist eine ungeheure Menge von Arbeitsleistungen und ich glaube, es wird sich niemand dazu verstehen, gerade diese Arbeit der Bauern zu verurteilen.

An den Herrn Ackerbauminister möchte ich noch einige Fragen richten, Im kleinen Ländchen Schlesien treibt der Militarismus sein besonders herausforderndes Spiel, Heuer war wieder einmal Scharfschießen in der Gemeinde Thomasdorf bei Freiwaldau. Was da die Soldateska trieb, geht schon über die Hutschnur. Durch Gärten, Wiesen, gutangebaute Felder wurde marschiert, Scheiben stellte man so auf, daß junge Wälder sehr arg beschädigt wurden. Wege, Stege und Feldraine wurden mit Kot verunreinigt. Es wurde von den dortigen Besitzern verlangt, daß eine Latrine angelegt werde. Es ist aber nichts geschehen, denn zivilisierte Menschen brauchen solche Einrichtungen nicht, Sogar Offiziere ritten durch Wiesen, Gärten und Felder, In ebensolchem Maße schädigt man im Freudenthaler Bezirke die Landwirtschaft, eigentlich in noch viel ärgerem Maße, weil man dort alljährlich das Artillerieschießen veranstaltet, grenzenlos sind die Beschädigungen, die angerichtet werden, für die Schadensgutmachung hat man kein Geld, zum Verpulvern, um dem Herrgott die Fenster einzuschießen, da fließen die Millionen nur so. Unerhört ist jetzt der Fall, daß man zu Freudenthal einen Militärschießplatz errichten will, auf kleinbäuerlichen Besitzen, wo etliche 30 Besitzer dadurch schwer wirtschaftlich geschädigt werden. Zu diesem Zwecke hat man Gewalt angewendet und die Enteignung ausgesprochen. Ich frage den Herrn Ackerbauminister, ob er das gutheißen wird, daß in rauher Gebirgslage wohnende Bauern, die unter den schwierigsten Verhältnissen dem kargen Boden spärliche Ernten abringen, in solch roher und herzloser Weise um die freie Betätigung gebracht werden, nur zu dem Zwecke, daß die Herren Offiziere einer recht bequemen Betätigung huldigen können, Durch Jahre hindurch wurde auf dem Schießplatz zu Bransdorf geschossen, auf einmal ist das Militär matt geworden und hält die 16 Kilometer Eisenbahnfahrt nicht mehr aus. Da muß dringend Abhilfe geschaffen werden.

Wenn man so unvoreingenommen die Politik in diesem Staate aufmerksam verfolgt, kommt man zu der Überzeugung, daß all das, was dem Staatsmachtvolke, den Èechen, wertvoll und dienlich erscheint, für uns Deutsche in diesem Staate schädlich, ja sogar sehr hinderlich in der Erreichung von wirtschaftlichen und auch politischen Erfolgen sein kann. Ich verweise da auf die Schaffung von Standesparteien. Für die Èechen bedeuten die Standesparteien keine völkische Wertverminderung, da die nationale Frage für sie gelöst ist. Für uns Deutsche in diesem Staate bedeuten die Standesparteien die vollständige Hinüberleitung der deutschen Volksmassen zum reinen Materialismus. Aus jeder Rede, die von deutscher regierungsparteilicher Seite gehalten wurde, kam en leise und stärker klingende Lobpreisungen für das èechische Staatsvolk. Immer wird von Erfolgen wirtschaftlicher Natur gesprochen, die man nie sieht und auch niemals sehen wird auf deutscher Seite, im deutschen Wirtschaftsleben, täglich und stündlich sinkt ein deutscher Wirtschaftsbetrieb in den unersättlichen èechischen Staatsrachen. Die starke Materialisierung deutscher Volkskreise in den Standesparteien ertötet alle völkische Ideale und Ziele.

Spricht ein solcher politischer Standesparteiler von höheren Idealen und Zielen, von germanischer Kraft und Heldentum, von Freiheit, Wahrheit und Recht, von edlem Leben und Streben in Haus und Schu!e, von deutscher Heimat und Herd, vom schönen deutschen Liede und von warmer Liebe zum angestammten Volke und sitzt dabei im deutschfeindlichen èechischen Regierungsringe, so ist alles Lüge, Betrug und Heuchelei. Es widerstrebt mir, als aufrechtem deutschen Manne, der im Dienste an seinem Volke alt und grau geworden ist, mich mit der Rede eines Kollegen zu beschäftigen, der scheinbar alle Ideale von Volksfreiheit und Selbstbestimmung, für die er einst kämpfte, vergessen hat und der zur Freude der Èechen hier ihnen bestätigte, daß sie recht gehabt haben, uns zu unterwerfen. Die Tatsache allein, daß er sich nicht versagen konnte, dem totscheinenden Löwen mutig den Eselstritt zu versetzen, kennzeichnet das Niveau des jetzigen Obmanns der Landbündler. Dekken seine Klubkollegen die dem deutschen Volke angetane Schmach, dann tun die Herren mir sehr leid. Das volksdeutsche Bauerntum in den Sudetenländern wird diese Taktlosigkeit nicht gutheißen. Diese erbärmliche Tat sollte uns alle wachrütteln aus dem träumerischen Nachtwandlerschlafe, der uns immer tiefer in die Parteiensümpfe führt. Der Weg müßte jetzt frei werden zur großen deutschen Volksgemeinschaft. Ich fürchte, der Einfluß des Hradschins wird wieder alle guten Keime ersticken. (Souhlas a potlesk poslancù nìm. strany národní.)

4. Øeè posl. Grünznera (viz str. 45 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Seit Jahren wird in diesem Hause von den Rednern der Oppositionsparteien über die unwürdige Art der Behandlung des Staatsvoranschlages Klage geführt und scharfe Kritik an den Methoden der Regierungsmehrheiten in der parlamentarischen Arbeit überhaupt geübt. Bisher wurden jedoch weder die berechtigten Klagen von der Regierungsmehrheit beachtet, noch haben die schärfsten Kritiken etwas gefruchtet. An diesen eines Parlaments unwürdigen Methoden hat sich auch durch den Eintritt der drei deutsch-bürgerlichen aktivistischen Parteien nicht nur nichts zum Besseren gewendet, sondern es ist im Gegenteil in dieser Richtung noch schlechter geworden, als es zur Zeit der allnationalen Regierungskoalition war. Man kann es, ohne sich ein er Übertreibung schuldig zu machen, als eine reine fabriksmäßige Betriebsweise bezeichnen, wie hier in diesem Parlamente die wichtigsten, das wirtschaftliche, kulturelle und soziale Leben der Bevölkerung aufs tiefste berührenden Gesetzmaterien behandelt und fertiggestellt werden. Die Beschränkung der Gesamtdauer der Beratung des Staatsvoranschlages auf insgesamt 72 Stunden einschließlich der mehrere Stunden in Anspruch nehmen den Abstimmung, wobei für den einzelnen Abgeordneten die Redezeit mit dem lächerlich geringen Ausmaß von 12 bis 14 Minuten bemessen ist, wirkt geradezu niederdrückend und lähmend, erzeugt eine allgemeine Interesselosigkeit und drückt die ganze Beratung des Staatsvoranschlages auf das Niveau einer Farce herab. Bei einer solchermaßen bemessenden Gesamtberatungsdauer und knappen Redezeit wird es den Einzelnen unmöglich gemacht, sich auch nur mit den allerwichtigsten Fragen einigermaßen zu befassen.


Související odkazy



Pøihlásit/registrovat se do ISP